[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines metallischen
Massivglas-Kompositmaterials durch ein pulverbasiertes, additives Fertigungsverfahren
sowie ein durch das Verfahren hergestelltes, metallisches Massivglas-Kompositmaterial.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein aus dem erfindungsgemäßen Kompositmaterial gefertigtes
dreidimensionales Bauteil.
[0002] Seit ihrer Entdeckung vor etwa 50 Jahren am California Institute of Technology sind
metallische Gläser Gegenstand umfangreicher Forschung. Im Laufe der Jahre gelang es,
die Prozessierbarkeit und Eigenschaften dieser Materialklasse kontinuierlich zu verbessern.
Waren die ersten metallischen Gläser noch einfache, binäre (aus zwei Komponenten aufgebaute)
Legierungen, deren Herstellung Abkühlraten im Bereich von 10
6 Kelvin pro Sekunde (K/s) erforderten, lassen sich neuere, komplexere Legierungen
bereits bei deutlich geringeren Abkühlraten im Bereich einiger K/s in den Glaszustand
überführen. Dies hat erheblichen Einfluss auf die Prozessführung sowie die realisierbaren
Bauteile. Die Abkühlgeschwindigkeit, ab der eine Kristallisation der Schmelze ausbleibt
und die Schmelze als Glas erstarrt, wird als kritische Abkühlrate bezeichnet. Sie
ist eine systemspezifische, stark von der Zusammensetzung der Schmelze abhängige Größe,
welche zudem die maximal erreichbaren Bauteildicken festlegt. Bedenkt man, dass die
in der Schmelze gespeicherte Wärmeenergie ausreichend schnell durch das System abtransportiert
werden muss, wird klar, dass sich aus Systemen mit hohen kritischen Abkühlraten lediglich
Bauteile mit geringer Dicke fertigen lassen. Anfänglich wurden metallische Gläser
daher meist nach dem Schmelzspinnverfahren (Englisch: melt spinning) hergestellt.
Die Schmelze wird hierbei auf ein rotierendes Kupferrad abgestreift und erstarrt glasartig
in Form von dünnen Bändern bzw. Folien mit Dicken im Bereich einiger hundertstel bis
zehntel Millimeter. Durch die Entwicklung neuer, komplexer Legierungen mit deutlich
geringeren kritischen Abkühlraten, können zunehmend andere Herstellungsverfahren genutzt
werden. Heutige glasbildende metallische Legierungen lassen sich bereits durch Gießen
einer Schmelze in gekühlte Kupferkokillen in den Glaszustand überführen. Die realisierbaren
Bauteildicken liegen dabei legierungsspezifisch im Bereich einiger Millimeter bis
Zentimeter. Derartige Legierungen werden als metallische Massivgläser (Englisch: Bulk
Metallic Glasses, BMG) bezeichnet. Heutzutage ist eine Vielzahl solcher Legierungssysteme
bekannt. Ihre Unterteilung erfolgt gewöhnlich anhand der Zusammensetzung, wobei man
das Legierungselement mit dem höchsten Gewichtsanteil als Basiselement bezeichnet.
Die bestehenden Systeme umfassen beispielsweise Edelmetall-basierte Legierungen wie
bspw. Gold-, Platin, und Palladium-basierte metallische Massivgläser, frühe Übergangsmetall
basierte Legierungen wie z.B. Titan- oder Zirkonium-basierte metallische Massivgläser,
späte Übergangsmetall-basierte Systeme auf Basis von Kupfer-, Nickel- oder Eisen,
aber auch Systeme auf Basis von seltenen Erden, z.B. Neodym oder Terbium.
[0003] Metallische Massivgläser weisen im Vergleich zu klassischen kristallinen Metallen
typischer Weise folgende Eigenschaften auf:
- eine höhere spezifische Festigkeit, was zum Beispiel dünnere Wandstärken ermöglicht,
- eine höhere Härte, wodurch die Oberflächen besonders kratzfest sein können,
- eine viel höhere elastische Dehnbarkeiten und Resilienzen,
- eine thermoplastische Formbarkeit und
- eine höhere Korrosionsbeständigkeit.
[0004] Metallische Massivgläser können je nach Anwendung auch Nachteile aufweisen.
[0005] Beispielsweise zeigen metallische Massivgläser unter Zugbeanspruchung häufig sprödes,
katastrophales Materialversagen. Konkrete Materialanwendungen metallischer Massivgläser
beinhalten also oftmals Anforderungen, welche einzelne monolithische, metallische
Massivgläser nicht oder nur teilweise erfüllen können.
[0006] Abhilfe können hier Kompositmaterialien schaffen, die metallische Massivgläser in
Kombination mit weiteren Materialkomponenten enthalten. Durch das Zusammenfügen zweier
oder mehrerer Ausgangswerkstoffe zu einem Kompositmaterial lassen sich die Eigenschaftsprofile
der Ausgangswerkstoffe in einem Material vereinen. Als Resultat besitzt das Kompositmaterial
ein Eigenschaftsprofil, das sich signifikant von dem der einzelnen Materialien unterscheidet.
Daher können Kompositmaterialien eine gezielte Anpassung der elektrischen, magnetischen,
thermischen, mechanischen oder sonstiger Eigenschaften an die jeweiligen Anforderungen
ermöglichen.
Stand der Technik
[0007] Herkömmliche Verfahren, um Bauteile aus metallischen Massivgläser herzustellen, sind
Gussverfahren. Diese werden zum Teil auch für metallische Massivglas-Kompositmaterialien
verwendet. Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Verfahren bekannt, mit denen
sich metallische Massivglas-Kompositmaterialien herstellen lassen. Dazu zählen unter
anderem das Ausfällungsverfahren, verschiedene Gussverfahren, starke plastische Verformung
(Englisch: Sever plastic deformation (SPD)) und isostatisches Heißpressen (Englisch:
hot isostatic pressing (HIP)).
[0009] Aus
Science, Vol. 329, Nr. 5997, 2010, S. 1294-1295 sind diverse metallische Massivglas-Kompositmaterialien bekannt, die dendritische
Strukturen aufweisen und mittels Schmelzguss hergestellt werden. Aus der
Doktorarbeit mit dem Titel "Bulk metallic glass composites", (ETH Zürich, 2007, https://doi.org/10.3929/ethz-α-005348591) sind metallische Massivglas-Komposite bekannt, die mit Graphitpartikeln verstärkt
werden. Als Matrix dient hier die kommerziell erhältliche Legierung Vitralloy 105.
Auch Kompositmaterialien, die ein metallisches Massivglas und eine nichtmetallische
Komponente aufweisen, sind aus
CN101967613B bekannt.
[0010] Scientific Reports, 7: 6651 (DOI:10.1038/s41598-017-06424-4) offenbart metallische Massivglas-Kompositmaterialien, die durch Torsion unter hohem
Druck (Englisch:
high-pressure torsion (HPT)) hergestellt werden. HPT ist ein Verfahren, bei dem eine Pulvermischung extrem
hohen Scherkräften ausgesetzt wird, wodurch sich die Pulverpartikel miteinander verbinden.
Das HPT-Verfahren wird auch SPD-Verfahren genannt. Ausgehend von Pulvern eines Zirkonbasierten
metallischen Massivglases und kristallinen Kupferpartikeln werden durch HPT metallische
Massivglas-Kompositmaterialen erzeugt. Es wird beschrieben, dass es auf diesem Weg
möglich ist, amorph/kristalline Kompositmaterialien herzustellen, bei denen die Größen
der jeweiligen Phasen vom Mikro- bis zum Nanometerbereich variiert werden können.
Es werden metallische Glasphasen mit länglicher Form und einer Ausdehnung entlang
der Scherrichtung von 100 µm und Breiten von 10 µm orthogonal zu der Scherrichtung
beobachtet.
[0011] US7361239B2 offenbart metallische Massivglas-Kompositmaterialien, die ein metallisches Glas mit
dem kristallinen Refraktärmetall Wolfram, kombinieren. Zur Herstellung wird isostatisches
Heißpressen (hot isostatic pressing (HIP)) von Metallpulvern verwendet.
[0012] Der Stand der Technik hat mehrere Nachteile. Die Ausfällungsroute erfordert beispielsweise,
eine Anpassung der Legierung, dahingehend, dass es zu einer Ausfällung einer primären
Phase kommt, ohne dass dabei die Glasbildungsfähigkeit der Restschmelze derart vermindert
wird, dass es nachfolgend zu keiner Ausbildung einer amorphen Matrix mehr kommt. Dadurch
ist die Materialwahl zur Herstellung von Bauteilen bei diesem Verfahren sehr begrenzt.
Die erzielbaren Geometrien der Bauteile sind dabei durch die Glasbildungsfähigkeit
und durch Restriktionen konventioneller Herstellungsverfahren, z.B. der Abkühlgeschwindigkeit
beim Kokillengussverfahren, limitiert.
[0013] Bei der Gussroute lassen sich nur Kombinationen realisieren, bei denen eine weitere
Phase einen deutlich höheren Schmelzpunkt bzw. eine geringere Löslichkeit hat als
die glasbildende Phase, da es sonst zum Auflösen der weiteren Phase in der Schmelze
der glasbildende Phase käme. Dies kann entweder zu einer unerwünschten Veränderung
der Eigenschaften der glasbildenden Phase führen oder sogar dazu, dass die Glasbildungseigenschaften
der glasbildenden Phase komplett verloren gehen. Somit ist dieses Herstellungsverfahren
für metallische Massivglaskomposite auf Materialkombinationen beschränkt, die weit
auseinander liegende Schmelztemperaturen aufweisen.
[0014] Isostatisches Heißpressen hat den Nachteil, dass das Verfahren nur für Bauteile geeignet
ist, die deutlich breitere Bauteiltoleranzen zulassen als sie mit anderen metallurgischen
Verfahren, z.B Saugguss oder Druckguss erreichbar sind. Eine genaue Einstellung der
Dimensionen des fertigen Bauteils ist entweder gar nicht oder nur durch großen Aufwand
möglich. Weiterhin es nicht möglich 3D-Objekte mit komplexen Geometrien aus einem
Stück zu fertigen, da hier zum Beispiel Bauteile mit Hinterschneidungen und Hohlräumen
nicht mehr aus der Pressform entfernt werden können, ohne das Bauteil oder die Form
zu zerstören.
[0015] Die Aufgabe der Erfindung war es, ein verbessertes Verfahren zur Herstellung eines
metallischen Massivglas-Kompositmaterials bereitzustellen, das einen oder mehrere
Nachteile des Stands der Technik überwindet.
[0016] Insbesondere war es eine Aufgabe, ein metallische Massivglas-Kompositmaterial bereitzustellen,
das isotrope mechanische Eigenschaften aufweist.
[0017] Eine weitere, bevorzugte Aufgabe bestand darin, ein Verfahren zur Herstellung eines
metallischen Massivglas-Kompositmaterial bereitzustellen, das über weite Bereiche
einstellbare mechanische Eigenschaften aufweist.
[0018] Eine weitere, bevorzugte Aufgabe bestand darin, ein Verfahren bereitzustellen, das
es erlaubt dreidimensionale Bauteile aus metallischem Massivglas-Kompositmaterial
herzustellen, wobei die Bauteile komplexe Geometrien aufweisen. Komplexe Bauteilgeometrien
können insbesondere Strukturen sein, die mindestens eine der folgenden Eigenschaften
aufweisen:
- Hinterschneidungen oder innenliegende Hohlräume
- Geometrien mit großen Aspektverhältnissen (z.B Länge zu Durchmesser, Länge zu Breite,
Länge zu Dicke).
- Bauteile mit integrierten Kanälen oder Durchführungen und
- Netz- oder Gitterstrukturen, insbesondere perkolierende Netzwerke.
[0019] Außerdem war es eine Aufgabe, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem dreidimensionale
Bauteile hergestellt werden können, die Abmessungen aufweisen, die größer sind als
die maximal herstellbare Gussdicke. Die maximale Gussdicke ergibt sich unter anderem
aus der kritischen Abkühlrate eines Materials. Wird die kritische Abkühlrate unterschritten,
kann es zur partiellen oder vollständigen Kristallisation der glasbildenden Legierung
kommen.
[0020] Strukturen mit hohem Aspektverhältnis, wie z.B. Verstrebungen, lassen sich aufgrund
der Fließfähigkeit stark gekühlter, metallischer Schmelzen nicht durch konventionellen
Kokillenguss (z.B. Druck- oder Saugguss) herstellen, da es im Zuge der zur Glasbildung
erforderlichen, raschen Erstarrung der Schmelzen zu einem starken Anwachsen der Viskosität
kommt. Durch die erhöhte Viskosität kann die Schmelze nicht in enge Kanäle fließen.
[0021] Weiterhin bestand eine bevorzugte Aufgabe in der Bereitstellung eines metallischen
Massivglas-Kompositmaterials, wobei das Material isotrope mechanische Eigenschaften
aufweist. Isotrope Materialeigenschaften können die Konstruktion von dreidimensionalen
Bauteilen erleichtern, weil die lokalen mechanischen Eigenschaften besser vorhersagbar
sind.
[0022] Eine weitere bevorzugte Aufgabe bestand in der Bereitstellung eines dreidimensionalen
Bauteils enthaltend ein metallisches Massivglas-Kompositmaterial, wobei das metallische
Massivglas-Kompositmaterial mindestens zwei Phasen aufweist, deren Schmelzpunkte nicht
mehr als 200°C, insbesondere nicht mehr als 150°C voneinander entfernt liegen.
Beschreibung der Erfindung
[0023] Mindestens eine der genannten Aufgaben wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung
eines metallischen Massivglas-Kompositmaterials, wobei das metallische Massivglas-Kompositmaterial
mindestens zwei Phasen aufweist, wobei die erste Phase ein metallisches Massivglas
ist und wobei mindestens eine weitere Phase ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus kristallinem Metall, metallischem Glas, nicht-metallischem Glas und Keramik, dadurch
gekennzeichnet, dass die Herstellung durch ein pulverbasiertes, additives Fertigungsverfahrens
erfolgt.
[0024] Ein Kompositmaterial wird auch als Verbundwerkstoff bezeichnet und ist ein Werkstoff
aus zwei oder mehr miteinander verbundenen Materialkomponenten, wobei das Kompositmaterial
andere Werkstoffeigenschaften besitzt als seine einzelnen Komponenten. Im Rahmen der
Erfindung werden die verbundenen Materialien des Kompositmaterials auch als Phasen
bezeichnet. Eine Phase ist ein räumlicher Bereich in einem Materialsystem, in dem
die bestimmenden physikalischen Parameter und die chemische Zusammensetzung der Materie
homogen sind.
[0025] Das metallische Massivglas-Kompositmaterial weist eine erste Phase und mindestens
eine weitere Phase auf. Die erste Phase enthält ein metallisches Massivglas oder besteht
aus einem metallischen Massivglas. Insbesondere ist die erste Phase eine kontinuierliche
Phase, also eine zusammenhängende Phase, die in diesem Fall auch als Matrix bezeichnet
werden kann. In der kontinuierlichen ersten Phase kann eine weitere Phase dispergiert
sein. In einer alternativen Ausführungsform kann die erste Phase in dem metallischen
Massivglas-Kompositmaterial auch diskontinuierlich vorliegen, also unterbrochenen
in mehreren getrennten Bereichen.
[0026] Unter metallischen Massivgläsern sind Legierungen zu verstehen, die metallischen
Bindungscharakter und gleichzeitig eine amorphe, also nicht-kristalline, Phase aufweisen.
Die metallischen Massivgläser können auf unterschiedlichen Elementen basieren. "Basiert"
meint in diesem Zusammenhang, dass das jeweils genannte Element auf das Gewicht der
Legierung bezogen den größten Anteil darstellt. Typische Bestandteile, die bevorzugt
auch die Basis der Legierung stellen, können ausgewählt sein aus:
- A. Metallen aus Gruppe I1 und IIA des Periodensystems, z.B. Magnesium, Calcium,
- B. Metallen aus Gruppe IIIA und IVA des Periodensystems, z.B. Aluminium oder Gallium,
- C. frühen Übergangsmetallen aus den Gruppen IVB bis VIIIB des Periodensystems, wie
z.B. Titan, Zirkon, Hafnium, Niob, Tantal, Chrom, Molybdän, Mangan,
- D. späten Übergangsmetallen aus den Gruppen VIIIB, IB, IIB des Periodensystems, wie
z.B. Eisen, Kobalt, Nickel, Kupfer, Palladium, Platin, Gold, Silber, Zink,
- E. Seltenerdmetallen, wie z.B. Scandium, Yttrium, Terbium, Lanthan, Cer, Neodym. Gadolinium
und
- F. Nichtmetallen, wie z.B. Bor, Kohlenstoff, Phosphor, Silizium, Germanium, Schwefel
[0027] Bevorzugte Kombinationen von Elementen in metallischen Massivgläser sind ausgewählt
aus:
- Späten Übergangsmetallen und Nichtmetallen, wobei das späte Übergangsmetall die Basis
darstellt, beispielsweise Ni-P, Pd-Si, Au-Si-Ge, Pd-Ni-Cu-P, Fe-Cr-Mo-P-C-B
- Frühen und späten Übergangsmetallen, wobei beide Metalle die Basis darstellen können,
wie z.B. Zr-Cu, Zr-Ni, Ti-Ni, Zr-Cu-Ni- AI, Zr-Ti-Cu-Ni-Be
- Metalle aus Gruppe B mit Seltenerdmetallen, wobei das Metall B die Basis darstellt,
wie z.B. Al-La, Al-Ce, Al-La-Ni-Co, La-(Al/Ga)-Cu-Ni
- Metalle aus Gruppe A mit späten Übergangsmetallen, wobei das Metall A die Basis darstellt,
wie z.B. Mg-Cu, Ca-Mg-Zn, Ca-Mg-Cu
[0028] Weitere, besonders bevorzugte Beispiele für Legierungen, die metallischen Massivgläser
bilden, sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Ni-Nb-Sn, Co-Fe-Ta-B, Ca-Mg-Ag-Cu,
C-oFe-B-Si-Nb, Fe-Ga-(Cr,Mo)(P,C,B), Ti-Ni-Cu-Sn, Fe-Co-Ln-B, Co-(Al,Ga)-(P,B,Si),
Fe-B-Si-Nb und Ni-(Nb,Ta)-Zr-Ti. Insbesondere kann das metallische Massivglas eine
Zr-Cu-AI-Nb-Legierung sein. Bevorzugt weist diese Zr-Cu-Al-Nb-Legierung außer Zirkon
zusätzlich 23,5 - 24,5 Gew. % Kupfer, 3,5 - 4,0 Gew. % Aluminium sowie 1,5 - 2,0 Gew.
% Niob auf, wobei sich die Gewichtsanteile zu 100 Gew. % ergänzen. Kommerziell erhältlich
ist die letztgenannte Legierung unter dem Namen AMZ4® von der Heraeus Deutschland
GmbH.
[0029] Erfindungsgemäß enthält das metallische Massivglas-Kompositmaterial mindestens eine
weitere Phase. Die mindestens eine weitere Phase kann aus einer Vielzahl von Materialien
ausgewählt sein. Erfindungsgemäß kann die mindestens eine weitere Phase ausgewählt
sein aus der Gruppe bestehend aus kristallinem Metall, metallischem Massivglas, nicht
metallischem Glas und Keramik. Bevorzugt weist die mindestens eine weitere Phase einen
Schmelzpunkt auf, der oberhalb des Schmelzpunktes der ersten Phase liegt.
[0030] Ein kristallines Metall ist ein klassisches Metall wie es aus der Werkstoffkunde
bekannt ist. Die Abgrenzung als
kristallines Metall wird lediglich vorgenommen, um klarzustellen, dass es sich hier nicht um ein
metallisches Massivglas - auch amorphes Metall genannt - handelt. Ein kristallines
Metall weist einen oder mehrere kristalline Bereiche mit eine Fernordnung auf und
weist sowohl bezüglich der thermischen als auch bezüglich der elektrischen Leitfähigkeit
metallisches Verhalten auf. Unter "kristallinen Metallen" sind vorliegend sowohl reine
Metalle als auch Metalllegierungen zu verstehen. In dem erfindungsgemäßen Pulver kann
als Metall ein reines Metall, mehrere Arten von reinen Metallen, eine Art von Metalllegierung,
mehrere Arten von Metalllegierungen oder Mischungen davon enthalten sein. Im Rahmen
der Erfindung bezieht sich der Begriff "reines Metall" auf ein elementar vorliegendes,
chemisches Element, das im Periodensystem der Elemente in derselben Periode wie Bor,
aber links von Bor, in derselben Periode wie Silizium, aber links von Silizium, in
derselben Periode wie Germanium, aber links von Germanium, und in derselben Periode
wie Antimon, aber links von Antimon steht, sowie auf alle Elemente, die eine höhere
Ordnungszahl als 55 aufweisen.
[0031] Reine Metalle können auch unvermeidliche Verunreinigungen umfassen. Der Begriff "reine
Metalle" schließt nicht aus, dass das Metall Verunreinigungen aufweist. Bevorzugt
beträgt die Gesamtmenge an Verunreinigungen nicht mehr als 1 Gew. -%, insbesondere
nicht mehr als 0,1 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt nicht mehr als 0,01 Gew. -%,
bezogen auf die Gesamtmenge an reinem Metall. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
enthält das reine Metall keine absichtlich hinzugefügten Elemente.
[0032] In einer bevorzugten Ausführungsform kann das reine Metall ein Edelmetall sein. In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das Edelmetall ein Platinmetall, Gold
oder Silber. Das Platinmetall kann ausgewählt sein aus der Gruppe bestehend aus Platin,
Iridium, Palladium, Ruthenium, Rhodium und Osmium.
[0033] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform kann das reine Metall ein Refraktärmetall
sein. Das Refraktärmetall kann im Rahmen der Erfindung ausgewählt sein aus Elementen
der 4. Nebengruppe (z.B. Titan, Zirconium und Hafnium), der 5. Nebengruppe (z.B. Vanadium,
Niob und Tantal) sowie der 6. Nebengruppe (z.B. Chrom, Molybdän und Wolfram).
[0034] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann das reine Metall ein Buntmetall
oder Eisen sein. Das Buntmetall kann ausgewählt sein aus der Gruppe bestehend aus
Cadmium, Kobalt, Kupfer, Nickel, Blei, Zinn und Zink.
[0035] Das Metall kann gemäß einer Ausführungsform eine Metalllegierung sein. Als Metalllegierungen
werden erfindungsgemäß metallische Gemische aus wenigstens zwei Elementen verstanden,
von denen wenigstens eins ein Metall ist. "Metallisch" meint in diesem Zusammenhang,
dass unter den beteiligten Elementen vorwiegend ein metallischer Bindungscharakter
vorliegt.
[0036] In einer bevorzugten Ausführungsform kann die Metalllegierung eine Edelmetalllegierung
sein. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält die Edelmetalllegierung
ein Element ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Platinmetallen, Gold und Silber.
[0037] Bevorzugte Platinmetalle in den Edelmetalllegierungen können ausgewählt sein aus
der Gruppe bestehend aus Platin, Iridium, Palladium, Ruthenium, Rhodium und Osmium.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann die Edelmetalllegierung eine Legierung
aus mindestens zwei dieser Platinmetalle sein (z.B. Platin-Iridium- oder Platin-Rhodium-Legierungen).
[0038] Die Metalllegierung kann bevorzugt Elemente enthalten, die ausgewählt sind aus Refraktärmetallen,
Buntmetallen, Eisen sowie Kombinationen aus mindestens zwei dieser Metalle.
[0039] Besonders bevorzugte Metalllegierungen können außerdem ausgewählt sein aus Aluminiumlegierungen,
Kupferlegierungen, Nickelbasislegierungen, Kobaltbasislegierungen, Titan-Aluminium-Legierungen,
Kupfer-Zinn-Legierungen, Edelstahllegierungen, Werkzeugstahllegierungen und Superlegierungen
für Hochtemperaturanwendungen.
[0040] Weiterhin kann die mindestens eine weitere Phase ein metallisches Massivglas mit
anderer chemischer Zusammensetzung und anderen physikalischen Eigenschaften als die
erste Phase sein. Beispielsweise kann die erste Phase ein Zirkon-basiertes metallisches
Massivglas sein und die mindestens eine weitere Phase ein Titan-basiertes metallisches
Massivglas.
[0041] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform kann die weitere Phase ein nicht-metallisches
Glas sein. Unter einem nicht-metallischen Glas ist im Rahmen der Erfindung ein anorganisches
amorphes Material zu verstehen, das keinen metallischen Bindungscharakter aufweist.
Die Gläser können oxidische Gläser sein. Oxidische Gläser können ausgewählt sein aus
der Gruppe bestehend aus Silikatgläsern, Boratgläsern, Phosphatgläsern. Die Bezeichnung
dieser bevorzugten oxidischen Gläser gibt jeweils an, welche Komponente, auf das Gewicht
bezogen, am häufigsten vorkommt. Zum Beispiel ist Silikat (SiO
44-) die häufigste Komponente in Silikatgläsern. Jede der genannten Arten von Gläsern
kann weitere Elemente als Oxide enthalten, wobei diese weiteren Elemente bevorzugt
ausgewählt sein können aus Alkalimetallen, Erdalkalimetallen, Aluminium, Bor, Blei,
Zink und Titan.
[0042] In einer möglichen Ausführungsform der Erfindung kann die mindestens eine weitere
Phase eine Keramik sein. Unter Keramiken sind im Kontext der Erfindung kristalline,
anorganische Materialien zu verstehen, die keinen metallischen Charakter aufweisen.
In einer bevorzugten Ausführungsform kann die Keramik natürliche Mineralien umfassen.
Die Keramik kann beispielsweise ausgewählt sein aus der Gruppe bestehend aus Oxidkeramiken,
Nitridkeramiken, Carbidkeramiken sowie Mischformen von mindestens zwei dieser Keramiken.
Die Oxidkeramiken können bevorzugt Oxide der Elemente aufweisen, die ausgewählt sind
aus der Gruppe bestehend aus Magnesium, Calcium, Aluminium, Silizium, Titan, Zirkon
und Zink. Die Oxidkeramik kann reine Elementoxide oder Mischoxide umfassen. In einer
bevorzugten Ausführungsform sind die Elementoxide ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Magnesiumoxid, Calciumoxid, Aluminiumoxid, Siliziumoxid, Titanoxid, Zirkonoxid
und Zinkoxid. In einer anderen bevorzugten Ausführungsform enthalten die Mischoxide
mindestens zwei der Elemente die ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus Magnesium,
Calcium, Aluminium, Silizium, Titan, Zirkon und Zink. Optional können die Mischoxide
weitere Elemente enthalten, die ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus den Elementen
der 3. bis 6. Hauptgruppe des Periodensystems der Elemente.
[0043] Das aus dem erfindungsgemäßen Verfahren resultierende, metallische Massivglas-Kompositmaterial,
weist mindestens zwei Phasen auf, wobei die erste Phase ein metallisches Massivglas
ist und wobei mindestens eine weitere Phase ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus kristallinem Metall, metallischem Massivglas, nicht metallischem Glas und Keramik.
Das resultierende, metallische Massivglas-Kompositmaterial kann auch mehr als eine
weitere Phase aufweisen, wobei jede weitere Phase ausgewählt ist aus der Gruppe der
Materialien der mindestens einen weiteren Phase.
[0044] Je nach erforderlicher Anwendung können die folgenden Kombinationen aus erster Phase
und mindestens einer weiteren Phase bevorzugt sein:
- 1) Kombinationen aus metallischem Massivglas und duktiler, kristalliner Phase (z.b
Cu, Nb, Nb-Zr, können zu einer verbesserten Duktilität des Kompositmaterials führen.
- 2) Kombinationen aus metallischem Glas und harter Phase (z.B. W, WC, SiC,) können
zu einer verbesserten Verschleißbeständigkeit führen.
- 3) Kombinationen aus metallischem Glas und leitendem Material (z.B. Kupfer oder Aluminium
sowie Legierungen dieser Metalle) können zu einer verbesserten elektrischen oder thermischen
Leitfähigkeit führen.
[0045] Der Nachweis, dass das metallische Massivglas-Kompositmaterial eine erste amorphe
Phase aufweist, kann beispielsweise mittels Differential Scanning Calorimetry (DSC)
geführt werden. Wenn das metallische Massivglas-Kompositmaterial eine amorphe Phase
enthält, kann in der DSC-Messung mit zunehmender Temperatur zuerst ein endothermes
Signal für den Glasübergang beobachtet werden und mit weiter zunehmender Temperatur
ein exothermes Signal für die Kristallisation. Ein endothermes Signal bedeutet, dass
das Material, insbesondere das Kompositmaterial, Wärme aufnimmt während ein exothermes
Signal bedeutet, dass das Material, insbesondere das Kompositmaterial, Wärme freisetzt.
Dieses Verhalten in der DSC-Messung kann auch für das reine Material der ersten Phase
beobachtet werden. Ein kristallines Metall weist hingegen im DSC keine Signale auf,
die einem Glasübergang oder einer Kristallisation zuzuordnen wären. Eine amorphe Phase
kann sich ebenfalls weiterhin mittels Elektronenmikroskopie (REM, TEM) sowie Röntgendiffraktometrie
nachweisen lassen. In einer bevorzugten Ausführungsform ist unter einem metallischen
Glas eine Phase zu verstehen, die zu mindestens 50%, insbesondere zu mindestens 70%
und ganz besonders bevorzugt zu mindestens 90% amorph ist.
[0046] Das Gewichtsverhältnis zwischen der ersten Phase und der mindestens einen weiteren
Phase ist erfindungsgemäß nicht weiter beschränkt. Bevorzugt beträgt der Anteil der
ersten Phase mindestens 50 Gew.-% oder mehr, insbesondere 70 Gew.-% oder mehr und
ganz besonders bevorzugt 90 Gew.-% oder mehr. Dadurch kann erreicht werden, dass das
metallische Massivglas-Kompositmaterial möglichst viele der vorteilhaften Eigenschaften
des reinen metallischen Massivglases behält.
[0047] In einer alternativen Ausführungsform kann der Gewichtsanteil der ersten Phase an
dem gesamten metallischen Massivglas-Kompositmaterial weniger als 50 Gew.-%, insbesondere
weniger als 25 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt weniger als 10 Gew.-% betragen.
Durch die Einstellung unterschiedlicher Gewichtsanteile der ersten Phase und der mindestens
einen weiteren Phase, können die Materialeigenschaften des erhältlichen metallischen
Massivglas-Kompositmaterials gezielt eingestellt werden.
[0048] Erfindungsgemäß enthält das metallische Massivglas-Kompositmaterial mindestens eine
weitere Phase. Die mindestens eine weitere Phase kann kontinuierlich oder diskontinuierlich
vorliegen. Wenn die mindestens eine weitere Phase diskontinuierlich vorliegt, finden
sich in der Matrix aus metallischem Massivglas eine Vielzahl von vereinzelten Bereichen
dieser weiteren Phase. Wenn die mindestens eine weitere Phase kontinuierlich vorliegt,
kann diese ein Netz, insbesondere eine durchgängig zusammenhängende Netzwerkstruktur,
ausbilden. Die mindestens eine weitere Phase kann fein dispergiert in der Matrix der
ersten Phase vorliegen oder agglomeriert sein. Agglomeriert bedeutet, in diesem Zusammenhang,
dass die Bereiche der mindestens einen weiteren Phase zumindest teilweise in Kontakt
miteinander stehen.
[0049] Bevorzugt kann das metallische Massivglas-Kompositmaterial isotrope mechanische Eigenschaften
aufweisen. Isotrop heißt, dass die Materialeigenschaften richtungsunabhängig sind.
Isotrope Materialeigenschaften können insbesondere dann erhalten werden, wenn sphärische
oder annähernd sphärische Pulver zur Erzeugung der ersten Phase und der mindestens
einen weitere Phase verwendet werden. Dies ist ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens gegenüber Scherverfahren (SPD), bei denen zwar auch Pulver mit nah beieinanderliegenden
Schmelztemperaturen zu metallischen Massivglas-Kompositmaterial verarbeitet werden
können, mit denen aber keine isotropen mechanischen Eigenschaften erreicht werden.
Dies liegt insbesondere an der Richtung der Scherung bei solchen SPD-Verfahren.
[0050] Bevorzugt weisen die erste Phase und die mindestens eine weitere Phase Schmelztemperaturen
auf, die nicht mehr als 200°C, insbesondere nicht mehr als 150°C auseinander liegen.
Besonders bevorzugt weist die mindestens eine weitere Phase eine höhere Schmelztemperatur
auf als die erste Phase.
[0051] Bevorzugt weist das metallische Massivglas-Kompositmaterial eine relative Dichte
von 95% oder mehr auf, insbesondere mehr als 97%, bezogen auf die theoretisch erreichbare
Materialdichte aller enthaltenen Feststoffe.
[0052] Erfindungsgemäß erfolgt die Herstellung des metallischen Massivglas-Kompositmaterials
durch ein pulverbasiertes, additives Fertigungsverfahren. Das Grundprinzip eines pulverbasierten,
additiven Fertigungsverfahrens umfasst bevorzugt zumindest die folgenden Schritte.
- 1) Zuerst wird eine dünne Schicht eines Pulvers erzeugt.
- 2) Anschließend wird die Pulverschicht mit energiereicher Strahlung erhitzt, sodass
die einzelnen Partikel der Pulverschicht sich in dem erhitzten Bereich miteinander
verbinden, insbesondere verschmelzen, wodurch eine zusammenhängende Materialschicht
erhalten werden kann.
- 3) Optional kann im nächsten Schritt auf der zuvor erzeugten Materialschicht eine
weitere Pulverschicht aufgetragen werden.
- 4) Analog zu Schritt 2) wird auch die weitere aufgetragene Pulverschicht mit energiereicher
Strahlung erhitzt, sodass sich die Partikel des Pulvers in dem erhitzten Bereich zu
einer weiteren zusammenhängenden Materialschicht verbinden, insbesondere verschmelzen.
- 5) Optional kann durch wiederholtes Erzeugen und Aufeinanderstapeln von beliebig vielen
weiteren Materialschichten ein metallisches Massivglas-Kompositmaterial beliebiger
Dicke erhalten werden.
- 6) Nach Fertigstellung des Bauteils kann loses, nicht erhitztes Pulver, das nicht
Teil einer Materialschicht ist, vom Bauteil entfernt werden.
[0053] Bevorzugt wird in Schritt 1) die Schicht eines Pulvers auf einer Grundplatte, auch
Bauplatte genannt, aufgetragen. Die Schichtdicke der dünnen Schichten des Pulvers,
bzw. der Pulvermischung, liegt bevorzugt im Bereich von 5 µm bis 500 µm. Die Grundplatte,
beziehungsweise die Baukammer, in der die Pulverschicht aufgetragen wird, kann optional
beheizbar sein. Das Auftragen der Pulverschicht erfolgt bevorzugter Weise durch Rakeln
oder Rollen.
[0054] In Schritt 2) wird die zuvor erzeugte Pulverschicht erhitzt. Bevorzugt erfolgt das
Erhitzen mit energiereicher Strahlung selektiv in einem vordefinierten Bereich. In
einer bevorzugten Ausführung stellt bereits die Erzeugung einer einzelnen Materialschicht
aus einer einzelnen Pulverschicht ein pulverbasiertes, additives Fertigungsverfahren
dar. Abhängig von der konkreten Ausführung können verschiedene pulverbasierte, additive
Fertigungsverfahren verwendet werden. Wird das Pulver mittels Laserstrahlung erhitzt,
spricht man von Selective Laser Melting (SLM). Wird das Pulver hingegen mittels Elektronenstrahlung
erhitzt, spricht man von Electron Beam Melting (EBM). Das EBM-Verfahren wird bevorzugt
unter Vakuum durchgeführt. SLM erfolgt bevorzugt unter einer Inertgasatmosphäre, z.B.
einer Stickstoff- oder Argonatmosphäre. Die Laserstrahlung, die bei dem SLM-Verfahren
verwendet wird, ist erfindungsgemäß nicht weiter beschränkt und kann verschiedenen
Wellenlängen und Leistungen aufweisen. Bevorzugt weist die verwendete Laserstrahlung
eine Wellenlänge im Bereich von 400 nm - 10 µm auf, bevorzugt im Infrarot-Bereich
von 800 nm - 10 µm. Die Laserstrahlung kann gepulst oder kontinuierlich sein. Besonders
bevorzugt wird die Laserstrahlung durch einen Yb-Faserlaser mit einer Wellenlänge
im Infrarotbereich, z.B. bei ca. 1060 nm erzeugt. Bei Frequenzverdopplung des Yb-Faserlasers
kann beispielsweise eine Wellenlänge von ca. 530 nm verwendet werden. Auch die Laserleistung
ist erfindungsgemäß nicht weiter beschränkt. Bevorzugt ist die Laserleistung jedoch
so hoch, dass zumindest eine Phase des metallischen Massivglases dadurch geschmolzen
werden kann. Bevorzugt erfolgt das Erhitzen der Pulverschicht mittels energiereicher
Strahlung selektiv in einem vordefinierten Bereich.
[0055] In Schritt 3) wird analog zur ersten Schicht eine weitere Pulverschicht erzeugt,
die auf der ersten Materialschicht angeordnet ist. Die Schichtdicke der dünnen Schichten
eines Pulvers, bzw. einer Pulvermischung, liegt bevorzugt im Bereich von 5 µm bis
500 µm.
[0056] In Schritt 4) wird die weitere optionale Pulverschicht mit energiereicher Strahlung
erhitzt. Die erhaltene weitere Materialschicht ist bevorzugt nicht nur in sich zusammenhängend
sondern ist auch mit der darunter liegenden Materialschicht verbunden. Bevorzugt erfolgt
das Erhitzen der weiteren Pulverschicht ebenfalls selektiv in vordefinierten Bereichen.
[0057] Durch wiederholtes Auftragen weiterer Materialschichten kann ein metallisches Massivglas-Kompositmaterial
erhalten werden, das eine deutlich höhere Dicke aufweist als die maximale Gussdicke.
Bevorzugt erfolgt das Erhitzen in den Schritt 2), 4) sowie sämtlichen weiteren optionalen
Schritten mit energiereicher Strahlung selektiv in einem vordefinierten Bereich. Dadurch
lassen sich einzelne Materialschichten mit komplexen Konturen erzeugen. Durch Stapeln
mehrerer Materialschichten mit komplexen Konturen können fertige dreidimensionale
Bauteile aus dem metallischen Massivglas-Kompositmaterial hergestellt werden. Die
Information, wie eine einzelne Pulverschicht selektiv erhitzt werden muss, um eine
Materialschicht zu erhalten, wird typischer Weise durch einen Computer errechnet.
Dazu wird ein virtuelles Modell eines zu fertigenden Bauteils in beliebig viele Schnitte
zerlegt, die in ihrer Summe das fertige Bauteil ergeben. Durch selektives Erhitzen
der jeweiligen Pulverschichten gemäß einer vordefinierten Formkontur kann durch das
Verfahren bevorzugt ein fertiges dreidimensionales Bauteil zusammengesetzt werden,
insbesondere ein Bauteil, das direkt und ohne Nachbehandlung in einer technischen
Anwendung verwendet werden kann.
[0058] In Schritt 6) wird üblicher Weise das lose Pulver entfernt. Optional kann das erhaltene
Kompositmaterial oder das erhaltene Bauteil nach Beendigung des Verfahrens nachbehandelt
werden, z.B. durch Oberflächenbehandlung wie Sandstrahlen oder isostatische Heißpressen.
Optional kann das erhaltene Bauteil auch mit subtraktiven Verfahren, wie z.B. Schleifen
und Fräsen, nachbehandelt werden.
[0059] Grundsätzlich sind Vorrichtungen zur Durchführung eines pulverbasierten, additiven
Fertigungsverfahrens meist ähnlich aufgebaut. Die für das Verfahren verwendbaren Anlagen
und Vorrichtungen sind dem Fachmann bekannt.
[0060] Zur Verwendung in dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren werden als Vorläufer
für die erste Phase bevorzugt Pulver eingesetzt. Zur Verwendung in dem pulverbasierten
additiven Fertigungsverfahren werden als Vorläufer für die mindestens eine weitere
Phase Pulver oder Netzstrukturen eingesetzt. Wenn in dem erfindungsgemäßen Verfahren
Pulver verwendet werden, kann die Morphologie dieser Pulverpartikel bevorzugt annähernd
sphärische Formen, Stäbchen, Ellipsoide, Fasern, Flocken, Plättchen oder Mischungen
der vorgenannten Formen umfassen. Unter annähernd sphärischen Formen sind solche zu
verstehen, bei denen mindestens 80% der Partikel der folgenden Bedingung erfüllen:

wobei d
min der minimale Durchmesser und d
max der maximale Durchmesser eines Partikels sind.
[0061] Die in dem Verfahren verwendeten Pulver lassen sich auf vielfältige Weise herstellen.
Die geeigneten Verfahren sind dem Fachmann für Pulverherstellung bekannt.
[0062] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung weisen die Pulver eine Partikelgrößenverteilung
d
50 im Bereich von 1 µm bis 200 µm auf. Bevorzugt weisen die Pulver eine Partikelgrößenverteilung
im Bereich von ≥10 µm bis ≥45 µm oder ≥20 µm bis ≥65 µm auf, wobei der untere Wert
des Wertebereichs jeweils den d
2-Wert angibt und der obere Wert jeweils den d
90-Wert.
[0063] Das jeweilige Pulver kann als Trockendispersion mittels Laserbeugungs-Partikelgrößenanalyse
gemäß der ISO 13320:2009 vermessen werden und aus den Messdaten kann die Volumenverteilungssummenkurve
bestimmt werden. Aus der Volumenverteilungskurve lassen sich gemäß ISO 9276-2:2014,
die Werte d
2, d
50 und d
90 errechnen.
[0064] Bevorzugt weisen alle für die Erfindung verwendeten Pulver eine Fließfähigkeit auf,
die ausreicht, um die Pulver mit einer Rakel als homogene Schicht aufzutragen.
[0065] Bevorzugt umfasst das pulverbasierte, additive Fertigungsverfahren die Verwendung
einer Pulvermischung aus mindestens zwei Pulvern. Bevorzugt wird für das erfindungsgemäße
Verfahren mindestens ein erstes Pulver eines metallischen Massivglases und mindestens
ein weiteres Pulver verwendet. In einer besonders bevorzugten Ausführung der Erfindung
kann in dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren auch eine Mischung aus
mindestens einem Pulver und einer oder mehrerer Netzstrukturen verwendet werden, wobei
in dieser Ausführungsform mindestens ein Pulver eines metallischen Massivglases verwendet
wird. Im Rahmen der Erfindung können die Pulver beziehungsweise Netzstrukturen als
Vorläufer für die mindestens eine weitere Phase des metallischen Massivglas-Kompositmaterials
verwendet werden. Je nach Ausgestaltung der verwendeten Netze und der genauen Verwendung
in dem erfindungsgemäßen Verfahren können die Netze dazu führen, dass die mechanischen
Eigenschaften des metallischen Massivglas-Kompositmaterials, beziehungsweise des dreidimensionalen
Bauteils, anisotrop sind. Diese in das Kompositmaterial eingebetteten Netzstrukturen
können dazu genutzt werden, um dem Kompositmaterial bzw. dem daraus resultierenden,
dreidimensionalen Bauteil gezielt richtungsabhängige Eigenschaften zu verleihen. Zur
Verwendung in dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren kann als Vorläufer
für die erste Phase ein Pulver aus den eingangs beschriebenen Materialien für die
erste Phase verwendet werden. Zur Verwendung in dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren
kann als Vorläufer für die mindestens eine weitere Phase ein Pulver aus den eingangs
beschriebenen Materialien für mindestens eine weitere Phase verwendet werden.
[0066] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird für das pulverbasierte, additive
Fertigungsverfahren eine Pulvermischung eines Pulvers aus einem metallischem Massivglas
und mindestens einem Pulver aus einem weiteren Material verwendet, wobei das mindestens
eine weitere Material dem Material der mindestens einen weiteren Phase entspricht.
[0067] Bevorzugt weisen die verwendeten Pulver, insbesondere in der Pulvermischung, für
die Verwendung in dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren bei der Einwirkung
von energiereicher Strahlung, insbesondere der selben Strahlung, jeweils unterschiedliches
Schmelzverhalten auf. Energiereiche Strahlung kann elektromagnetische Strahlung oder
Elektronenstrahlung sein. Insbesondere weisen die unterschiedlichen Pulver für die
Verwendung in dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren unterschiedliche
Absorptionskoeffizienten für elektromagnetische Strahlung auf. Bevorzugt kann die
elektromagnetische Strahlung Infrarotstrahlung umfassen. Unter Infrarotstrahlung ist
elektromagnetische Strahlung im Wellenlängenbereich von 800 nm-10 µm, z. B. 1064 nm,
zu verstehen. Das unterschiedliche Schmelzverhalten unter Einwirkung von elektromagnetischer
Strahlung kann auf unterschiedliche Transmissions- und/oder Reflektionseigenschaften
zurückzuführen sein. In einer alternativen Ausführung kann das Schmelzverhalten unter
Einwirkung von energiereicher Strahlung auch auf andere physikalische Eigenschaften,
z.B. unterschiedliche elektrische oder thermische Leitfähigkeiten, zurückzuführen
sein. Durch diese Verwendung von Pulvermaterialien mit unterschiedlicher Wechselwirkung
mit elektromagnetischer Strahlung oder durch Verwendung von Pulvern mit unterschiedlicher
Leitfähigkeit können Materialien zu metallischen Massivglas-Kompositmaterialien verarbeitet
werden, die eng beieinander liegende Schmelzpunkte aufweisen. Das bedeutet, dass beispielsweise
unter Einwirkung von Laserstrahlung das Pulver zur Herstellung des metallischen Massivglases
schmelzen kann, während das Pulver zur Herstellung der mindestens einen weiteren Phase
fest bleiben kann. Bevorzugt erfolgt das Erhitzen der Pulver so kurz und die Dissipation
der Wärme ist so hoch, dass bevorzugt nur das Pulver zur Herstellung der ersten Phase
schmilzt während das Pulver zur Herstellung von der mindestens einen weiteren Phase
teilweise oder vollständig fest bleibt. Insbesondere ist es bevorzugt, dass sich das
Material, insbesondere ein Pulver, zur Herstellung der mindestens einen weiteren Phase
zumindest nicht vollständig in der Schmelze des Materials der ersten Phase auflöst.
Ein Beispiel für eine solche Materialkombination mit nahe beieinander liegenden Schmelztemperaturen
ist die kommerzielle Legierung AMZ4 von Heraeus Additive Manufacturing GmbH (Smp.915°C)
und Kupfer (Smp. 1085°C). Die Schmelztemperaturen dieser Materialien liegen nur 170°C
auseinander. Würde man versuchen ein metallisches Massivglas-Kompositmaterial dieser
Materialien durch Gussverfahren herzustellen, würde das Kupfer in der Schmelze der
Legierung schmelzen oder sich auflösen.
[0068] Aus dem erfindungsgemäßen metallischen Massivglas-Kompositmaterial lassen sich auf
unterschiedliche Weise dreidimensionale Bauteile herstellen. Bevorzugt enthält das
resultierende Bauteil ein metallisches Massivglas-Kompositmaterial oder es besteht
daraus.
[0069] Erfindungsgemäß ist das dreidimensionale Bauteil in seiner Geometrie und Ausdehnung
nicht weiter beschränkt. Bevorzugt ist der dreidimensionale Körper ohne Materialübergänge,
also einteilig, ausgebildet. In einer bevorzugten Ausführungsform ist der dreidimensionale
Körper massiv, weist also keine eingeschlossenen Hohlräume auf. In einer anderen bevorzugten
Ausführung kann der dreidimensionale Körper innenliegende Hohlräume, wie z.B. Kanäle,
Durchführungen, etc., aufweisen.
[0070] Im einfachsten Fall kann das dreidimensionale Bauteil, das mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren herstellbar ist, aus einer einzigen Materialschicht bestehen, die durch
ein pulverbasiertes, additives Fertigungsverfahren aus einer einzigen Pulverschicht
erzeugt wurde.
[0071] In einer alternativen Ausführungsform kann durch Aufeinanderschichten von beliebig
vielen Materialschichten ein Vorläufer für ein dreidimensionales Bauteil aus dem erfindungsgemäßen
metallischen Massivglas-Kompositmaterial erzeugt werden. Dieser Vorläufer aus dem
erfindungsgemäßen metallischen Massivglas-Kompositmaterial, der auch als Rohling angesehen
werden kann, kann anschließend mit bekannten Fertigungsverfahren, wie z.B. subtraktiven
Verfahren (Fräsen oder Schneiden), zu einem fertigen dreidimensionalen Bauteil aus
dem erfindungsgemäßen metallischen Massivglas-Kompositmaterial verarbeitet werden.
Alternativ kann ein Rohling auch durch thermoplastisches Formen weiter bearbeitet
werden.
[0072] Es ist jedoch bevorzugt das erfindungsgemäße pulverbasierte, additive Fertigungsverfahren
parallel zur Erzeugung des Kompositmaterials auch zur Erzeugung eines dreidimensionalen
Bauteils zu verwenden. Das bedeutet, dass beim Erzeugen der jeweiligen Materialschichten
die Konturen so gewählt werden, dass die zusammengesetzten Materialschichten bereits
das fertige dreidimensionale Bauteil ergeben.
[0073] Wird ein erfindungsgemäßes pulverbasiertes, additives Fertigungsverfahren zur Herstellung
von dreidimensionalen Bauteilen verwendet, lassen sich gegenüber anderen Verfahren
dreidimensionale Bauteile aus metallischen Massivglas-Kompositmaterialien erzeugen,
die besonders komplexe Geometrien aufweisen oder besonders große Dicken aufweisen,
die über den maximal erreichbaren Gussdicken, auch kritischen Abgussdicken genannt,
liegen.
[0074] Komplexere Geometrien lassen sich mit dem pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahren
insbesondere dadurch erzeugen, dass mehrere Materialschichten des erfindungsgemäßen
Kompositmaterials zusammen gesetzt werden, wobei jede Materialschicht durch selektives
erhitzen eine Pulverschicht in einem vordefinierten Bereich erzeugt wird. Durch das
Zusammensetzen von aufeinanderfolgenden Materialschichten mit komplexen Konturen lassen
sich somit komplexe dreidimensionale Bauteile erzeugen. Typischer Weise werden die
einzelnen Materialschichten mit komplexen Konturen dadurch erhalten, dass ein virtuelles
Modell des Bauteils in eine bestimmte Anzahl von Schnitten zerlegt wird, sodass jeder
einzelne Schnitt durch das Bauteil als Materialschicht hergestellt werden kann.
[0075] Insbesondere sind mit dem erfindungsgemäßen Verfahren dreidimensionale Bauteile aus
einem metallischen Massivglas-Kompositmaterial erhältlich, die Hinterschneidungen
aufweisen. Hinterschneidungen sind mittels Gussverfahren nicht oder nur sehr schwer
herzustellen, da die fertigen Bauteil nicht aus der Gussform entfernt werden können.
Ein einfaches Beispiel einer Hinterschneidung kann ein Haken sein, der nicht aus einer
einteiligen Gussform entfernt werden kann. Beispielsweise sind mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren auch einteilige Bauteile mit Hohlräumen möglich. Insbesondere kann ein erfindungsgemäßes
Bauteil auch Strukturen mit einem hohen Aspektverhältnis aufweisen. Beispielsweise
kann das Aspektverhältnis 20 oder mehr betragen. Das Aspektverhältnis ist das Verhältnis
der größten Ausdehnungsrichtung einer Struktur zur kleinsten Ausdehnungsrichtung einer
Struktur. Beispielsweis lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Gitter oder
Netzstrukturen herstellen, die mit anderen Verarbeitungsverfahren für metallische
Massivglas-Kompositmaterialien nicht zugänglich sind. Zum Beispiel lassen sich durch
pulverbasierte, additive Fertigungsverfahren auf einfache Weise Bauteile aus metallischen
Massivglas-Kompositmaterialien herstellen, die in mindestens einer Ausdehnungsrichtung,
insbesondere in zwei Ausdehnungsrichtungen, Abmessungen von 100 - 500 µm aufweisen,
während eine andere, insbesondere eine dritte, Ausdehnungsrichtung Abmessungen von
einem Zentimeter oder mehr aufweist.
[0076] Ein besonderer Vorteil des pulverbasierten, additiven Fertigungsverfahrens besteht
darin, dass das erzeugbare Bauteil in seiner Ausdehnung nicht auf die maximalen Gussdicken
beschränkt ist. Insbesondere bietet das Verfahren die Möglichkeit einer flexiblen
Konstruktion von Bauteilen, die mit anderen Verarbeitungsverfahren für metallische
Massivglaskomposite nicht möglich sind.
[0077] Weiterhin betrifft die Erfindung ein dreidimensionales Bauteil, aus einem metallischen
Massivglas-Kompositmaterial aufweisend eine erste Phase enthaltend ein metallisches
Massivglas und mindestens eine weitere Phase, dadurch gekennzeichnet, dass das metallischen
Massivglas-Kompositmaterial isotrope mechanische Eigenschaften aufweist und die Schmelztemperaturen
der ersten und der mindestens einen weiteren Phase nicht mehr als 200°C voneinander
entfernt sind.
[0078] Grundsätzlich ist die Anwendung des metallischen Massivglas-Kompositmaterials, das
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt wurde, nicht weiter begrenzt. In
einer bevorzugten Ausführung kann das metallische Massivglas-Kompositmaterialien in
denjenigen Anwendungen eingesetzt werden, die dem Fachmann auch für metallische Massivgläser
geeignet scheinen. Bevorzugte Anwendungen des metallischen Massivglas-Kompositmaterials
sind solche, die verschleißfreie und/oder hochfeste Bauteile erfordern. Besonders
bevorzugte Anwendungen für das metallische Massivglas-Kompositmaterial sind z.B. ausgewählt
aus Zahnrädern, Federn, Gehäusen, Uhrenkomponenten und Medizintechnikanwendungen (z.B.
Prothesen).
Beispiel
[0079] Zur Herstellung eines beispielhaften metallischen Massivglas-Kompositmaterials wurden
die folgenden Pulver bereitgestellt: 1) AMZ4 (eine ZrCu-AINb-Legierung, Heraeus Additive
Manufacturing GmbH, Deutschland), 2) Kupferpulver. Die Partikelgröße d
50 der AMZ4-Fraktion betrug = 22 µm und die der Kupferpulverpartikel d
50 = 25 µm. Die beiden Pulver wurden zu einer homogenen Pulvermischung verarbeitet,
wobei diese Mischung 90 Gew.-% AMZ4-Pulver und 10 Gew.-% Kupferpulver enthielt. Mittels
selektivem Laserschmelzen (SLM) wurden die Pulver schichtweise zu einen metallischen
Massivglas-Kompositmaterial verarbeitet. Dabei wurde die Laserleistung so gewählt,
dass die Pulverpartikel der AMZ4-Legierung schmolzen, während die Pulverpartikel aus
Kupfer fest blieben. Die Laserleistung betrug in diesem Fall P=50 W, die Scangeschwindigkeit
3000 mm/s und die Linienbreite etwa 45 µm. Mit Hilfe der angegebenen Parameter wurde
ein Würfel mit einer Kantenlänge von 1 cm gefertigt. Von der erhaltenen Probe wurde
ein Schliff angefertigt, indem mit einer Diamantsäge ein Schnitt durch den Würfel
gemacht wurde und die Schnittfläche geschliffen und poliert wurde. Die Schlifffläche
wurde mittels optischer Mikroskopie untersucht. Das Ergebnis ist in Abbildung 2 zusehen.
Die dunklen Bereiche sind der ersten, amorphen Phase zuzuordnen während die hellen
Bereiche die Kupfer-Phase darstellen. Außerdem wurde ein Teil des erhaltenen metallischen
Massivglas-Kompositmaterials mittels DSC vermessen. Dazu wurde mit einer Diamantsäge
ein dünnes Plättchen von etwa 50 mg von dem Würfel abgeschnitten. Die DSC-Messung
wurde mit einer Heizrate von 20K/min in einem Temperaturbereich von Raumtemperatur
bis 650°C durchgeführt. Das Ergebnis der DSC-Messung ist in Abbildung 1 dargestellt.
Wie zu erkennen ist, weist die Messung mit zunehmender Temperatur zuerst ein endothermes
Signal auf, das typisch ist für den Glasübergang und anschließend eine exothermes
Signal, das typisch ist für den Kristallisationsvorgang der vormals amorphen Phase.
Diese Messung dient als Nachweis, dass in dem metallischen Massivglas-Kompositmaterial
eine amorphe Phase vorliegt. Im Vergleich wäre in einer DSC-Messung eines kristallinen
Metalls weder einen Glasübergang noch eine Kristallisation zu erkennen.
Beschreibung der Zeichnungen
[0080]
Abbildung 1: DSC-Messung eines erfindungsgemäß hergestellten, metallischen Massivglas-Kompositmaterials.
Abbildung 2:Optische Mikroskopieaufnahme eines Schliffbildes eines metallischen Massivglas-Kompositmaterials.
Die dunklen Bereiche zeigen die erste Phase aufweisend ein metallisches Massivglas
und die hellen Bereiche zeigen eine weitere Phase eines Metalls (hier Kupfer), das
in der ersten Phase dispergiert ist.