[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine mit den
Merkmalen aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Die Fluideinspritzung bzw. Wassereinspritzung ist ein bekanntes Verfahren zur Leistungssteigerung
oder Schadstoffreduzierung, insbesondere der NOx Rohemissionen von Brennkraftmaschinen,
die nach dem Otto- oder nach dem Dieselprinzip arbeiten. Dabei wird meist in das Ansaugsystem
oder direkt in den Brennraum einer üblicherweise aufgeladenen Brennkraftmaschine Wasser
oder ein Wasser-Alkoholgemisch als Fluid eingespritzt. Die verdampfende Flüssigkeit
hat eine kühlende Wirkung auf die angesaugte Verbrennungsluft und vermindert somit
die Verdichtungsarbeit. Die Wassereinspritzung dient jedoch nur der Leistungssteigerung,
nicht der Wirkungsgradsteigerung. Weiter wird die Wassereinspritzung bei Ottobrennkraftmaschinen
eingesetzt, um eine klopfende Verbrennung zu unterdrücken und damit wiederum die erzielbare
Leistung zu steigern.
[0003] Die Wasserzufuhr in das Ansaugsystem ist jedoch weniger wirksam als die direkte Einspritzung
in den Brennraum, da ein Teil des Kühleffekts durch die Erwärmung im Einlasskanal
und am Einlassventil verloren geht.
[0004] Die direkte Mischung des Kraftstoffs mit dem Fluid ist vor allem im instationären
Betrieb ungünstig, da das zugeführte Fluid erst mit Verzögerung in den Brennraum gelangt
und nach der Abschaltung der Fluidzugabe zum Kraftstoff noch längere Zeit wirksam
ist. Vor dem Abstellen der Brennkraftmaschine muss weiter bei niedrigen Umgebungstemperaturen
das Kraftstoffeinspritzsystem vollständig mit reinem Kraftstoff gespült werden, da
ansonsten das Einspritzsystem in nachteiliger Weise einfrieren kann.
[0005] Eine gattungsgemäße Brennkraftmaschine ist beispielsweise aus der Europäischen Patentanmeldung
EP 2 653 693 A1 bekannt. In dieser wird eine Brennkraftmaschine mit einer Kraftstoffeinbringung direkt
in den Brennraum vorgeschlagen, der von einem in einem Zylinder beweglich angeordneten
Kolben, dem Zylinder und einem Zylinderkopf begrenzt ist. In dem Zylinderkopf sind
Gaswechselventile für den Gaswechsel und ein Kraftstoffinjektor zur Einbringung des
Kraftstoffes angeordnet sind. Weiter ist in dem Zylinderkopf ein Wasserinjektor vorgesehen,
zur Einbringung von Wasser direkt in den Brennraum, wobei der Wasserinjektor derart
angeordnet ist, dass in einem Brennraumbereich, in dem eine klopfende Verbrennung
stattfinden kann, die Brennraumoberfläche mit Wasser anspritzbar ist. Durch die vorgeschlagene
Ausgestaltung wird der heiße Brennraumbereich gezielt gekühlt, um eine klopfende Verbrennung
sicher zu verhindern.
[0006] Zum technischen Umfeld wird weiter auf die Deutsche Offenlegungsschrift
DE 10 2014 222 471 A1 hingewiesen. Aus dieser Offenlegungsschrift ist ein Verfahren zum Betreiben von wenigstens
einer Funktionseinheit eines Kraftfahrzeugs bekannt, wobei
- ein Füllstand in einem Tank zum Bevorraten von Wasser überwacht wird,
- wobei während der Überwachung des Füllstands in dem Tank der jeweils erfasste Füllstand
mit einem vorgegebenen, minimalen Füllstandsgrenzwert verglichen wird,
- wobei, wenn aus dem jeweiligen Vergleich folgt, dass der jeweilig erfasste Füllstand
den vorgegebenen minimalen Füllstandsgrenzwert unterschreitet,
- ein momentaner Massenstrom einer einen Verdampfer einer Klimaanlage des Kraftfahrzeugs
umströmenden Luft erfasst wird,
- wobei über eine Fluidleitung ein an dem Verdampfer kondensiertes Wasser dem Tank zugeleitet
wird,
- wobei ein momentaner Feuchtegehalt der den Verdampfer umströmende Luft erfasst wird,
- wobei ein momentaner Massenstrom des dem Brennraum zugeführten Wassers erfasst wird,
- wobei ein theoretischer Füllstand in dem Tank aus dem jeweilig erfassten momentanen
Massenstrom der Luft den jeweilig erfassten momentanen Feuchtigkeitsgehalt der Luft
und dem jeweilig erfassten momentanen Wasserstrom des Wassers modelliert wird, und
- die Funktionseinheit in Abhängigkeit des jeweilig modellierten theoretischen Füllstands
und/oder eines jeweiligen Gradienten des modellierten theoretischen Füllstands betrieben
wird.
[0007] Wie oben beschrieben, dient die Wassereinspritzung bei OttoBrennkraftmaschinen insbesondere
bei hoher Leistungsanforderung der Sicherstellung, dass die Abgastemperatur eine vorgegebene,
zulässige Grenze nicht überschreitet. Hieraus ergibt sich jedoch in nachteiliger Weise
eine harte, kundenwahrnehmbare Leistungsdegradation (Leistungsabfall) der Brennkraftmaschine
in dem Moment, wenn der Wassertank plötzlich leer ist.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Maßnahme aufzuzeigen, wie die Reichweite
eines Kraftfahrzeugs mit einem vorhandenen Wassertank erhöht werden kann und gleichzeitig
ein spontaner Leistungsabfall der Brennkraftmaschine bei leerem Wassertank vermieden
wird.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die Verfahrensschritte im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0010] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ist im Patentanspruch 2 beschrieben.
[0011] Erfindungsgemäß wird eine kontinuierliche, oder auch stufenweise Leistungsreduzierung
der Brennkraftmaschine ab einem definierten Mindestfüllstand oder einer definierten
Mindestreichweite des Fahrzeuges, zur Erhöhung der Wasserreichweite und zur Vermeidung
einer sprunghaften, starken Leistungsreduzierung, wenn der Wassertank leer ist, vorgeschlagen.
[0012] Zur Sicherstellung ausreichender Leistung der Brennkraftmaschine, z. B. beim Überholen
eines anderen Fahrzeuges, kann die Leistungsreduzierung durch einen Kick-Down am Fahrpedal
(Vollgas bei voll gedrücktem Fahrpedal) kurzfristig wieder aufgehoben werden.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet somit eine erhöhte Wasserreichweite, bei einer
deutlich geringeren kundenwahrnehmbaren Sprungfunktion der Leistungsreduzierung der
Brennkraftmaschine für den Fall, dass der Wassertank plötzlich leer ist.
[0014] Im Folgenden ist die Erfindung anhand einer einzigen Figur näher erläutert.
[0015] Figur 1 erläutert in drei Diagrammen das erfindungsgemäße Verfahren.
[0016] Im oberen Diagramm ist ein Wassertankfüllstand, in diesem Ausführungsbeispiel, von
0 bis 5 Liter auf einer Y-Achse aufgetragen. Eine X-Achse entspricht einer Zeit ohne
Einheiten, über die die Brennkraftmaschine mit der Fluideinspritzung betrieben wird.
[0017] Ein beispielhafter Fluidfüllstand ist mit 1 beziffert. Ein Bruch in der Zeitachse
ist durch eine vertikale, strichlierte, sinusförmige Linie dargestellt. Dies entspricht
einem Zeitraffer, für eine Zeit, während der die Brennkraftmaschine mit einer Fluideinspritzung
betrieben wird. Der Fluidfüllstand 1 sinkt über die Zeit von fünf Liter, was einem
vollen Wassertank entspricht, auf einen Liter ab. Dieser Zeitpunkt ist mit einer strichlierten,
vertikalen Linie dargestellt. Im Anschluss sinkt der Fluidfüllstand weiter kontinuierlich
ab bis auf null, entsprechend Fluidtank oder Wassertank leer. Dieser Zeitpunkt ist
wiederum durch eine vertikale strichlierte Linie dargestellt. In der Zeit nach dieser
strichlierten Linie in Richtung der X-Achse ist der Wassertank leer und eine Fluideinspritzung
nicht mehr möglich, d. h. die Brennkraftmaschine läuft mit erheblicher Leistungsreduzierung.
[0018] In einem mittleren Diagramm ist über die Y-Achse eine verfügbare Antriebsleistung
der Brennkraftmaschine dargestellt. Die verfügbare Antriebsleistung ist mit dem Graphen
2 dargestellt. 100 % verfügbare Antriebsleistung entspricht einer Maximalleistung
der Brennkraftmaschine mit maximaler Fluideinspritzung. Ca. 80 % verfügbare Antriebsleistung
entspricht in diesem Beispiel einem Betrieb der Brennkraftmaschine mit von vielen
Fahrern kaum wahrnehmbarer reduzierter Leistung der Brennkraftmaschine. Dieser Betriebszustand
liegt in dem Zeitabschnitt an, ab dem der Fluidtankfüllstand beispielsweise auf einen
Liter abgesunken ist. Dies ist in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel der definierte
Fluidstand in dem Fluidtank. Ab dem Zeitpunkt, wenn der Fluidtank leer ist, ist die
maximal verfügbare Antriebsleistung der Brennkraftmaschine auf z. B. ca. 70% abgesenkt,
da die Brennkraftmaschine bei hoher Leistungsanforderung ohne Fluidzugabe einen klopfenden
Betrieb oder eine zu hohe Abgastemperatur haben würde.
[0019] Befindet sich der Fluidtankfüllstand zwischen 1 Liter und 0 Liter, hat der Fahrer
des Kraftfahrzeuges, wie bereits beschrieben, in diesem Beispiel nur noch 80% der
maximal verfügbaren Antriebsleistung der Brennkraftmaschine vorliegen. Damit der Fahrer
jedoch beispielsweise in Gefahrensituationen, bzw. bei Überholmanövern von anderen
Fahrzeugen dennoch die volle Antriebsleistung zur Verfügung hat, wird während einer
Zeitspanne der Reduzierung der Fluidmengenzumischung während eines Kick-Downs, mit
4 beziffert, diese Reduzierung aufgehoben.
[0020] In dem unteren Diagramm ist über die Y-Achse eine Anzeige der Nachfüllmenge dargestellt,
wieder von 0 Liter bis 5 Liter. Unter der X-Achse sind die zugehörigen Betriebsarten
dargestellt.
[0021] Eine Fluidtankanzeige ist mit einem Graphen 3 dargestellt. So ist bis zu einem Restfluidstand
von 1 Liter im Diagramm 1 ein Normalbetrieb der Brennkraftmaschine mit maximaler Leistung
möglich. In dem Zeitbereich von einem Füllstand von 1 Liter bis nahezu 0 Liter ist
eine erfindungsgemäße Leistungsreduzierung der Brennkraftmaschine möglich. Dies bedeutet
dass die maximale verfügbare Antriebsleistung nur noch ca. 80 % beträgt. Eine Anzeige
der Nachfüllmenge von Fluid in dem Fluidtank könnte mit gering bis sehr gering dargestellt
werden. Von dem Zeitpunkt an, ab dem der Fluidtank leer ist, erfolgt auch eine Anzeige
Wassertank leer.
[0022] Somit ist ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, mit einer Fluidzumischvorrichtung
zu einer Verbrennungsluft der Brennkraftmaschine möglich, wobei die Fluidzumischvorrichtung
einen Fluidtank aufweist, aus dem mittels einer Fördereinrichtung ein Fluid über eine
Eindüsvorrichtung in die Verbrennungsluft einbringbar ist, wobei die Eindüsvorrichtung
und die Fördereinrichtung von einem Steuergerät der Brennkraftmaschine zu einer Fluidmengenzumischregelung
ansteuerbar sind und ein Fluidfüllstand in dem Fluidtank von dem Steuergerät erfass-
und überwachbar ist, mit folgenden erfindungsgemäßen Verfahrensschritten:
- Überwachung eines Fluidstandes in dem Fluidtank mit dem Steuergerät,
- Bei Unterschreiten eines definierten Fluidstandes, Reduzierung der Fluidmengenzumischung,
zur Reichweitenerhöhung des verwendeten Fluids, bis der Fluidtank leer ist.
[0023] Um bei reduzierter Fluidmengenzumischung dennoch in Gefahrensituationen oder bei
Überhohlvorgängen ausreichend Leistung der Brennkraftmaschine vorliegen zu haben,
wird weiter vorgeschlagen, während einer Reduzierung der Fluidmengenzmischung, während
eines Kick-Downs 4 die Reduzierung aufzuheben.
[0024] Mit anderen Worten ausgedrückt:
Erfindungsgemäß wird eine kontinuierliche, oder auch eine in Fig. 1 nicht dargestellte,
stufenweise Leistungsreduzierung der Brennkraftmaschine unterhalb eines definierten
Mindestfüllstands des Fluidtanks oder ab einer definierten Mindestwasserreichweite
des Fahrzeuges, aufgrund des noch zur Verfügung stehenden Wassers im Fluidtank, zur
Erhöhung der Wasserreichweite und zur Vermeidung einer sprunghaften, starken Leistungsreduzierung,
wenn der Wassertank leer ist, vorgeschlagen.
[0025] Zur Sicherstellung ausreichender Leistung, z. B. beim Überholen, kann die Leistungsdegradation
durch Kick-Down 4 des Fahrpedals überschrieben oder übersteuert werden.
Bezugszeichenliste:
[0026]
- 1.
- Fluidfüllstand
- 2.
- max. Antriebsleistung
- 3.
- Fluidtankanzeige
- 4.
- Kick-Down
1. Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, mit einer Fluidzumischvorrichtung
zu einer Verbrennungsluft der Brennkraftmaschine, wobei die Fluidzumischvorrichtung
einen Fluidtank aufweist, aus dem mittels einer Fördereinrichtung ein Fluid über eine
Eindüsvorrichtung in die Verbrennungsluft einbringbar ist, wobei die Eindüsvorrichtung
und die Fördereinrichtung von einem Steuergerät der Brennkraftmaschine zu einer Fluidmengenzumischregelung
ansteuerbar sind und ein Fluidfüllstand in dem Fluidtank von dem Steuergerät erfass-
und überwachbar ist,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- Überwachen eines Fluidstandes in dem Fluidtank mit dem Steuergerät,
- Bei Unterschreiten eines definierten Fluidstandes, Reduzierung der Fluidmengenzumischung,
bis der Fluidtank leer ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass während einer Reduzierung der Fluidmengenzumischung während eines Kick-Down die Reduzierung
aufgehoben ist.