[0001] Die Erfindung beschäftigt sich mit einem Geschoss, insbesondere im Mittelkaliberbereich,
mit einer Markierladung und einem Bodenanzünder.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Geschosse bekannt, die von insbesondere fliegenden
Plattformen abgegeben werden. Hierbei ist es erwünscht, dass der Auftreffpunkt auch
aus der Höhe (Luft) erkennbar ist. Dazu wird in der Regel der Auftreffpunkt markiert.
Diese Markierung ermöglicht, wenn nötig, eine Korrektur der nachfolgenden Schüsse.
Da herkömmliche Munitionen bei der Umsetzung im Ziel einen sehr großen und sehr intensiven
Feuerball generieren, ist es teilweise nicht möglich den Auftreffpunkt einzelner Schüsse
voneinander zu unterscheiden.
[0003] Sprenggranaten enthalten generell Sekundärsprengstoffe, die von einem separaten Zünder
initiiert werden. Diese Eigenschaft macht die Geschosse teuer und erhöht das Risiko
von Blindgängern sowie einer nicht bestimmungsgemäßen Umsetzung mit den entsprechenden
Folgen. Zudem sind Sprenggranaten auf Übungsplätzen unerwünscht.
[0004] Geschosse mit pyrophoren oder pyrotechnischen Wirkladungen, die rein durch den Zielaufschlag
ausgebracht, zerstäubt und initiiert werden, können das Ziel bzw. den Aufschlag zum
Teil nicht zuverlässig markieren, da der Effekt verdeckt wird, z.B. durch Sand überdeckt
oder durch diesen abgelöscht wird.
[0005] Farbmarkierungen, wie z.B. aus der
EP 1 183 494 B1 bekannt, sind nur eingeschränkt sichtbar.
[0006] Aus der
DE 30 33 0641 C2 ist ein Granatwerfer-Übungsgeschoss bekannt. Um eine gute Markierung auch in Morast,
Wasserpfützen, Sumpf und Schnee zu erreichen wird vorgeschlagen, die Markierung nach
hinten aus dem Geschoss auszustoßen. Die Markierung ist als Signalladung im Geschoss
mittig eingebunden. Wenn die Granate aus dem Rohr verschossen wird, wird ein Aufschlagzünder
freigegeben. Beim Aufschlag zündet dieser die Signalladung, die nach hinten austritt
und ihrerseits die ausreichende Markierung über dem Boden ermöglicht.
[0007] Die
DE 197 58 459 A1 zeigt einen Gefechtskopf mit Mitteln zur Zielmarkierung. Die Markierungsladung ist
eine pyrotechnische Ladung, die eine Infrarotstrahlung erzeugt. Das Markierungsgeschoss
wird aus dem Gefechtskopf nach hinten ausgestoßen, indem eine erste pyrotechnische
Ladung ausgelöst wird.
[0008] Nachteilig ist, dass das Auslösen der Markierung durch eine Zündkette erfolgt.
[0009] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, diesen Nachteil zu vermeiden.
[0010] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungen
sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
[0011] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, ein Geschoss mit einem Bodenanzünder und einer
Markierladung aufzuzeigen, wodurch auf eine Zündkette mit Sprengstoffen verzichtet
werden kann. Erfindungsgemäß umfasst das Geschoss eine pyrotechnische Markierladung,
die durch eine Anzündkette im Bodenanzünder initiiert wird. Durch die dabei entstehenden
Gase und den Druck, wird der Bodenanzünder nach hinten aus dem Geschoss herausgestoßen.
Die sich entfaltende Markierladung (die Reaktion) tritt ebenfalls nach hinten aus
dem Geschoss aus und schafft einen optimalen Markierpunkt, der auch aus der Luft erkennbar
ist.
[0012] Die Markierladung markiert das Ziel zuverlässig auf weichen wie auf harten, auf nassen
und auf sandigen Böden bzw. Zielen und auch bei flachen Auftreffwinkeln. Der Pilot
oder der Schütze wird dadurch in die Lage versetzt, den Zielpunkt anhand des Auftreffblitzes
korrigieren zu können.
[0013] Die Markierungsladung umfasst bevorzugt eine Ladung im IR-, wie auch im sichtbaren
Bereich, sodass der Zielmarkierungseffekt sowohl im IR-Bereich wie auch im für das
Auge sichtbaren Bereich erkennbar ist. Andere Möglichkeiten sind nicht ausgeschlossen.
[0014] Die pyrotechnische Markierladung befindet sich im Geschosskörper des Geschosses.
Trifft das Geschoss im Ziel auf, wird eine ballistische Haube des Geschosses durch
den Zielaufschlag mechanisch zerstört. Das restliche Geschoss wird nun durch das Zielmaterial
verzögert. Durch die Verzögerung initiiert die Anzündkette die pyrotechnische Markierladung
im Geschosskörper. Ein dabei entstehender Druck zwischen dem Geschosskörper und dem
Bodenanzünder führt zum Auswurf des Bodenanzünders. Die pyrotechnische Reaktion wirkt
entgegen der Schussrichtung und markiert zuverlässig, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit
des Auftreffpunktes (Ziels) in Form eines Blitzes.
[0015] Die Anzündkette ist bevorzugt mechanisch ausgeführt. Während der Verzögerung kann
sich beispielsweise ein Anzündstift bevorzugt axial im Bodenanzünder bewegen. Durch
diese Bewegung wird dann beispielsweise eine Anzündkapsel initiiert. Das Bewegen des
Anzündstifts wird dadurch ermöglicht, dass ein Sicherungselement beim Abschuss, vorzugsweise
durch den Geschossdrall, den Anzündstift freigibt und so die notwendigen Freiheitsgrade
für den Anzündstift ermöglicht.
[0016] Vorgeschlagen wird somit ein Geschoss, insbesondere im Mittelkaliberbereich, mit
einem Geschosskörper und einer Markierladung, wobei die Markierlandung eine pyrotechnische
Markierladung ist. Das Geschoss weist einen Bodenanzünder auf, in dem eine Anzündkette
angeordnet ist. Nach Initiierung der pyrotechnischen Markierladung durch die Anzündkette
wird der Bodenanzünder heckseitig aus dem Geschosskörper ausgestoßen, sodass eine
Ausbringung der Markierladung am Geschossheck entgegen der Schussrichtung erfolgt.
Die vorgesehen pyrotechnische Markierladung zeichnet sich durch eine Zusammensetzung
aus, die im IR-Bereich sowie im visuell sichtbaren Bereich wirkt, ist aber auf diese
nicht beschränkt.
[0017] Mit dieser Markierung kann die Zuverlässigkeit gegenüber anderen Geschossen mit Sprengstoff
und Zündkette deutlich gesteigert werden. Da die Initiierung der pyrotechnischen Markierladung
immer über die Anzündkette realisiert wird, sind Größe und Intensität der pyrotechnischen
Zielmarkierung unabhängig von der Auftreffgeschwindigkeit und dem Zielmaterial und
damit gleichbleibend. Das Prinzip ist zudem zumindest bis zu einem Winkel von 77 °
(NATO) funktionsfähig.
[0018] Die Verwendung einer mechanischen bzw. pyro-mechanischen Anzündkette erlaubt eine
einfache mechanische Sicherung der Anzündkette im Bodenanzünder. Bei Zündketten in
Zündern ist dieser Aufwand aufgrund höherer Sicherheitsanforderungen wesentlich höher.
Es wird auf Primär- und Sekundärsprengstoffe (detonationsfähige Stoffe), Zünder, Zünderkomponenten
und Zündketten verzichtet. Letztere erfordern insbesondere bei fliegenden Plattformen
(Hubschrauber, Flieger) einen erheblichen Qualifikationsaufwand. Da die pyrotechnische
Markierladung auch bei einem Auftreffen mit geringer Geschwindigkeit angezündet wird
(z.B. 15 m/s), sind Blindgänger auszuschließen. Auch die Entsorgung der Munition gestaltet
sich einfacher. Die Handhabungssicherheit wird zudem erhöht. Durch die Verwendung
einer Anzündkette ist der Aufbau des Bodenanzünders weniger umfangreich als bei der
Verwendung einer Zündkette in einem Zünder, was die Munition kostengünstiger macht.
[0019] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden.
[0020] Es zeigt die einzige Figur ein Geschoss 10 mit einer pyrotechnischen Markierladung
2, die im Geschosskörper 3 des Geschosses 10 angeordnet ist. Das Geschoss 10 weist
einen Bodenanzünder 4 auf, der ebenfalls im Geschosskörper 3 angeordnet ist und diesen
bevorzugt bodenseitig abschließt. Der Bodenanzünder 4 umfasst eine Anzündkette 5.
In dieser Ausführungsform ist die Anzündkette 5 mechanisch bzw. pyro-mechanisch aufgebaut.
In einer einfachen Ausführung kann die Anzündkette 5 durch einen Anzündstift und eine
Anzündkapsel gebildet werden. Die Anzündkette kann prinzipiell auch elektrisch, elektronisch
oder elektro-mechanisch aufgebaut sein. Die Anzündkette 5 kann durch ein Sicherungselement
7 innerhalb des Bodenanzünders 4 gesichert sein. Vorderseitig weist das Geschoss eine
ballistische Haube 8 auf.
[0021] Die Markierladung 2 umfasst eine pyrotechnische Zusammensetzung, die im IR-Bereich
und / oder im visuell sichtbaren Bereich wirksam ist.
[0022] Die Funktionsweise ist wie folgt:
Das Sicherungselement 7 sichert vorzugsweise das erste Element der Anzündkette 5 im
Bodenanzünder 4 und sichert diese gegen eine nicht bestimmungsgemäße Umsetzung / Auslösung
innerhalb des Bodenanzünders 4 während z.B. der Lagerung, des Transports, der Handhabung
oder der Zuführung der Munition in der Waffe. Bevorzugt nach dem Abschuss des Geschosses
10 wird die Anzündkette 5 durch das Sicherungselement 7 freigegeben. Genutzt werden
kann dazu der Geschossdrall, aber auch der Aufprall des Geschosses 10 im Ziel.
[0023] Wenn das Geschoss 10 auf ein nicht näher dargestelltes Ziel (Boden) auftrifft, wird
die ballistische Haube 8 durch den Zielaufschlag rein mechanisch zerstört. Das Zielmaterial
(z.B. Sand, nasser Sand, Beton) verzögert das Geschoss 10. Während dieser Verzögerung
kann die vom Sicherungselement 7 freigegebene Anzündkette 5 umsetzen bzw. auslösen.
Die Umsetzung / Auslösung der Anzündkette 5 entzündet die pyrotechnische Markierladung
2 im Geschosskörper 3. Ein dabei entstehender Druck zwischen dem Geschosskörper 3
und dem Bodenanzünder 4 drückt den Bodenanzünder 4 heckseitig 9 aus dem Geschoss 10
heraus. Die pyrotechnische Reaktion (die Markierladung 2) wirkt ebenfalls entgegen
der Schussrichtung und markiert den Zielpunkt bzw. den Zielaufschlag.
1. Geschoss (10), insbesondere im Mittelkaliberbereich, mit einem Geschosskörper (3)
und einer Markierladung, gekennzeichnet durch eine pyrotechnische Markierladung (2) und durch einen Bodenanzünder (4) mit Anzündkette
(5).
2. Geschoss (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzündkette (5) mechanisch, pyro-mechanisch, elektrisch, elektronisch oder elektro-mechanisch
aufgebaut ist.
3. Geschoss (10) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Initiierung der pyrotechnischen Markierladung (2) der Bodenanzünder (4)
heckseitig (9) aus dem Geschosskörper (3) ausgestoßen wird, sodass eine Ausbringung
der Markierladung (2) am Geschossheck entgegen der Schussrichtung erfolgt.
4. Geschoss (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die pyrotechnische Markierladung (2) eine Zusammensetzung umfasst, die im IR-Bereich
sowie im visuell sichtbaren Bereich wirkt.
5. Geschoss (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzündkette 5 zumindest durch ein Sicherungselement (7) gesichert sein kann.