[0001] Die Erfindung betrifft eine Walzenmühle und ein Walzendrehsystem für eine solche
Walzenmühle.
[0002] In der grobkeramischen Industrie werden Walzenmühlen zum Aufbereiten von Tonen verwendet.
Dabei wird zwischen zwei gegenläufigen Walzenmänteln das grobe Rohmaterial auf eine
Körnung von bis zu 0,5mm zerquetscht und hierdurch feingemahlen. Zwischen den Walzenmänteln
verbleibt ein Spalt, dessen Spaltbreite einstellbar ist. Hierzu sind im Regelfall
eine fest am Maschinengestell gelagerte, als Festwalze bezeichnete Walze und eine
relativ dazu bewegbare, als Loswalze bezeichnete Walze vorgesehen. Die Körnung des
gemahlenen Materials wird über die Spaltbreite eingestellt.
[0003] Im Rohmaterial sind verschiedene Hartstoffe wie z.B. Quarz, Kalk, Pyrit etc. enthalten.
Diese Hartstoffe führen zu einem Verschleiß der Walzenmäntel. Der Verschleiß ist über
die Breite der Walzenmäntel nicht gleichmäßig, sondern es kommt zu lokalen Auswaschungen
und folglich zu einem entlang der Walzenmäntel ungleichmäßigen Walzenspalt. Ein entlang
der Breite der Walzenmäntel ungleichmäßiger Spalt ist jedoch Ursache für eine inhomogene
Qualität des Tonmaterials bezüglich seines Aufbereitungsgrades.
[0004] Sofern nun das Verschleißbild bzw. die Furchenbildung auf den Walzenmänteln ein tolerierbares
Maß überschreitet, so werden die Walzenmäntel mit Hilfe einer Walzendrehmaschine überdreht,
so dass die angestrebte zylindrische Form wiederhergestellt ist. Nach dem Überdrehen
wird die Loswalze z.B. über einen Schwingenmechanismus der Festwalze angenähert, wodurch
wieder ein konstanter und definierter Walzenspalt erreicht wird.
[0005] Derartige Walzendrehmaschinen gleichen in ihrem Aufbau den üblichen, universell eingesetzten
Drehmaschinen, indem sie als Komponenten eine Basiseinheit mit einer Konsole und mit
einem Führungssystem, eine auf dem Führungssystem verfahrbare Supporteinheit mit einem
Drehmeißelsupport sowie einen Antrieb für die Vorschubbewegung insbesondere in Längsrichtung,
also achsparallel zum Walzenmantel aufweisen.
[0006] Alle Komponenten, also Konsole, Führungssystem, Supporteinheit und Antrieb bilden
eine unter Betriebsbedingungen nicht trennbare Einheit. Die Gesamteinheit der Walzendrehmaschine
hat ein Gewicht von mehreren hundert Kilogramm. Deshalb und aufgrund der Einbausituation
beim Endkunden mit Förderbändern für die Materialzuführung ist es weder zweckmäßig
noch praktikabel, die Walzendrehmaschine für den eigentlichen gewöhnlichen Mahlprozess
vom Walzwerk abzubauen. Aus denselben Gründen ist es auch nicht praktikabel, für ein
Walzwerk nur eine einzige Walzendrehmaschine vorzusehen und diese zum Abdrehen beider
Walzenmäntel einzusetzen. Folglich weisen die Walzenmühlen nach dem Stand der Technik
jeweils ein Walzendrehsystem auf, welches pro Walzenmühle immer zwei komplette Walzendrehmaschinen
umfasst, und von denen je eine im Bereich je einer Walze immer fest montiert ist.
Dementsprechend ist ein hoher Investitionsaufwand mit Nachteilen für die Wirtschaftlichkeit
erforderlich.
[0007] Das vorstehend Gesagte führt auch zu technischen Problemen. Der Mahlprozess ist verbunden
mit teils starken Vibrationen. In Verbindung mit der schweren und der vorstehend schon
erwähnten fest montierten Bauweise werden hierdurch die mechanischen Komponenten,
insbesondere die genauen Führungen der Walzendrehmaschinen stark belastet, was über
einen längeren Zeitraum zu Schäden führt. Um dieser Schadensursache etwas entgegenzuwirken,
kann die Walzendrehmaschine im Mahlprozess gegenüber dem Walzwerk mit verschiedenen
schwingungsdämpfenden Systemen entkoppelt werden. Ein solches schwingungsdämpfendes
System muss jedoch zum Abdrehen der Walzenmäntel außer Betrieb gesetzt werden, um
die geforderte Genauigkeit bei diesem Arbeitsschritt zu gewährleisten. Vergisst der
Bediener nach dem Abdrehen, das Entkopplungssystem wieder in Betrieb zu nehmen, so
wird die Walzendrehmaschine bedingt durch Vibrationen im Mahlprozess sehr schnell
beschädigt.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Walzenmühle zu vereinfachen
und dabei ihre Betriebssicherheit zu steigern.
[0009] Diese Aufgabe wird durch eine Walzenmühle mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0010] Der Erfindung liegt des Weiteren die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Walzendrehsystem
derart weiterzubilden, dass bei reduziertem Systemaufwand eine verringerte Schadensempfindlichkeit
erzielt ist.
[0011] Diese Aufgabe wird durch ein Walzendrehsystem mit den Merkmalen des Anspruchs 8 gelöst.
[0012] Nach der Erfindung sind eine Walzenmühle und ein korrespondierendes Walzendrehsystem
vorgesehen, wobei das Walzendrehsystem genau zwei Basiseinheiten mit je einem Führungssystem
aufweist. Die eine Basiseinheit ist im Bereich je einer Walze fest am Maschinengestell
montiert. Das Walzendrehsystem umfasst ferner nur eine Supporteinheit und nur eine
Antriebseinheit, welche modulartig zur wechselseitigen Montage an einer der beiden
Basiseinheiten und auch zur Demontage davon ausgelegt sind.
[0013] Zunächst ist festzuhalten, dass das erfindungsgemäße Walzendrehsystem mit weniger
Komponenten auskommt, nämlich mit nur einer Supporteinheit statt zwei davon, und mit
nur einer Antriebseinheit statt zwei davon. Dementsprechend ist der initiale Investitionsaufwand
deutlich verringert. Des Weiteren sind die demontierbaren Komponenten, also die Supporteinheit
und die Antriebseinheit im Vergleich zu einer kompletten Walzendrehmaschine klein
und leichtgewichtig, so dass sie von einer Bedienperson leicht gehandhabt werden können.
Montage und Demontage sind unter den beengten Betriebsbedingungen zwischen Walzwerk
und Förderbändern ohne weiteres möglich. Folglich verbleiben während des Mahlens nur
die beiden Basiseinheiten am Maschinengestell, während die Supporteinheit und die
Antriebseinheit demontiert sind. Das Fehlen ihrer Masse bewirkt, dass die Führungssysteme
unter der Vibrationsbelastung des Mahlbetriebes erheblich verringerte Reaktionslasten
erfahren. Dies wiederum erlaubt eine weniger mächtige Dimensionierung, was einerseits
ebenfalls zur Entlastung bei der Vibrationsbeanspruchung beiträgt und andererseits
einen kostengünstigeren Aufbau erlaubt. Insbesondere aber sind die zuvor beobachtbaren
vibrationsbedingten Schadensbilder beseitigt oder doch zumindest erheblich reduziert.
Folgekosten durch Ersatzteile, Wartung und Produktionsstillstand sind gesenkt. Außerdem
kann auf ein schwingungsdämpfendes System einschließlich seines Betriebsaufwandes
und seines Fehlerrisikos verzichtet werden.
[0014] Im gelegentlich erforderlichen Wartungsfall werden die beiden Walzenmäntel sequentiell
abgedreht. Zunächst werden Supporteinheit und Antriebseinheit auf einer der beiden
Basiseinheiten montiert. Hierdurch wird eine komplette Walzendrehmaschine gebildet,
mit welcher der erste Walzenmantel abgedreht wird. Anschließend werden die Supporteinheit
und die Antriebseinheit von der ersten Basiseinheit auf die zweite Basiseinheit umgesetzt
und damit eine zweite Walzendrehmaschine komplettiert. Sobald hiermit der zweite Walzenmantel
abgedreht ist, erfolgt eine Demontage von Supporteinheit und Antriebseinheit. Am Maschinengestell
verbleiben lediglich die beiden Basiseinheiten. Nachdem abschließend der Spalt zwischen
den beiden frisch abgedrehten Walzen neu eingestellt wurde, befindet sich die Walzenmühle
wieder im betriebsbereiten Zustand. Der Mahlbetrieb wird fortgesetzt, und sämtliche
Komponenten des erfindungsgemäßen Walzendrehsystems sind weiterhin vor den unvermeidlichen
Vibrationsbelastungen geschützt.
[0015] Es ist auch kein Nachteil für den Betreiber eines Ziegelwerks, dass die beiden Walzenmäntel
nicht gleichzeitig abgedreht werden können. In der Regel wird die Materialaufbereitung
in nur einer Arbeitsschicht durchgeführt. Nachfolgend kommt ein Rohmaterialpuffer,
in welchem das Rohmaterial zwecks natürlicher Homogenisierung bis zu vier Wochen verbleibt.
Ton ist ein Naturprodukt, und seine Lagerung nach der Aufbereitung steigert die Rohmaterialqualität.
Erst im Anschluss an den Lagerungsprozess geht das Rohmaterial in die Formgebung,
in welcher im Zwei- oder Dreischichtbetrieb Mauerziegel, Dachziegel oder ähnliche
keramische Produkte hergestellt werden. Der zusätzliche Zeitaufwand für das sequentielle
Abdrehen beider Walzenmäntel schlägt also nicht auf den eigentlichen Fertigungsprozess
in der Formgebung durch.
[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Führungssystem aus Linearführungen mit
Linearschienen und Linearwagen gebildet, wobei die Linearschienen lösbar befestigt
sind. Als Linearführungen bezeichnet man solche Führungen, bei denen ein Linearwagen
mittels einer Wälzlagerung insbesondere in Form einer Kugelumlauflagerung auf der
zugehörigen Linearschiene abrollt. Solche Linearschienen sind im Vergleich zu Gleitschienen
leichter und auch leichtgängiger. In Folge der eingangs erwähnten, erfindungsgemäßen
Reduzierung der eingetragenen Vibrationslasten können sie trotz begrenzter Tragfähigkeit
eingesetzt werden. Im dennoch möglicherweise auftretenden Schadensfall können Linearschienen
und Linearwagen leicht ausgetauscht werden.
[0017] Alternativ kann es zweckmäßig sein, dass das Führungssystem aus Flach- und Prismenführungen
mit einer Flachschiene, mit einer Prismenschiene und mit Gleitführungen gebildet ist,
wobei die Flachschiene und/oder die Prismenschiene lösbar befestigt ist. Tragfähigkeit
und Steifigkeit der Flach- und Prismenführungen sind im Vergleich zu Linearführungen
höher, so dass ihnen bei entsprechenden Betriebslasten der Vorzug gegeben werden kann.
Die vom Stand der Technik abweichende, hier aber vorgesehene lösbare Befestigung der
Flachschiene bzw. der Prismenschiene erlaubt jedoch im möglicherweise auftretenden
Schadensfall eine leichte Austauschbarkeit.
[0018] Eine vorteilhafte Möglichkeit besteht darin, das Führungssystem unmittelbar am Maschinengestell
zu befestigen. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die Basiseinheit eine
Konsole zur Aufnahme des Führungssystems und zur lösbaren Befestigung am Maschinengestell.
Dies erlaubt es einerseits, vorbereitende Tätigkeiten wie das gegenseitige Ausrichten
aller Teile der Führung abseits von der Walzenmühle allein auf der Konsole durchzuführen,
wobei dann mur noch die fertig vorbereitete Konsole als vollständige Baugruppe auf
dem Maschinengestell zu montieren ist. Andererseits ist hierdurch eine Nachrüstung
von vorhandenen Walzenmühlen erleichtert.
[0019] In zweckmäßiger Weiterbildung der Erfindung weist das Führungssystem einen Führungswagen
mit einer ersten Adapterplatte zur lösbaren Befestigung der Supporteinheit auf, während
die Supporteinheit mit einer zur ersten Adapterplatte korrespondierenden ersten Gegenplatte
versehen ist. Adapterplatte und Gegenplatte sind derart aufeinander abgestimmt, dass
durch geeignete Mittel wie Passstifte, Nullpunktspannsystem oder dergleichen eine
präzise gegenseitige Lageausrichtung und dennoch eine leichte mechanische Trennung
sichergestellt sind. Antriebskomponenten oder dergleichen greifen präzise und ohne
Notwendigkeit einer Justierung ineinander. Das Führungssystem verbleibt vollständig
einschließlich seiner Linearwagen bzw. seiner Gleitführungen ortsfest an der zugehörigen
Basiseinheit, so dass auf das Führungssystem bei der Montage bzw. bei der Demontage
keine Rücksicht genommen werden muss. Sinngemäß das Gleiche gilt auch für eine solche
bevorzugte Ausführungsform, bei der das Führungssystem einen Führungswagen mit einer
zweiten Adapterplatte zur lösbaren Befestigung der Antriebseinheit aufweist, und wobei
die Antriebseinheit mit einer zur zweiten Adapterplatte korrespondierenden zweiten
Gegenplatte versehen ist. In beiden Fällen ist die mechanische Schnittstelle bzw.
Trennstelle auf das System von Adapterplatte und Gegenplatte begrenzt, so dass eine
einfache Montage und auch eine einfache Demontage unter den Betriebsbedingungen einer
Walzenmühle möglich sind.
[0020] In einem vorteilhaften Aspekt weist das Walzendrehsystem einen Schlosskasten für
die Vorschubsteuerung des Führungswagens auf. Dabei ist der Schlosskasten Teil des
Führungswagens, während die zweite Adapterplatte am Schlosskasten angeordnet ist.
Damit verbleibt der Schlosskasten einschließlich seiner aufwändigen Vorschubmechanik
am Basissystem, so dass die Montage bzw. die Demontage des Antriebs entsprechend einfach
ausfallen.
[0021] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachfolgend anhand der Zeichnung näher
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- in einer perspektivischen Gesamtansicht eine erfindungsgemäß ausgeführte Walzenmühle
mit einem Walzendrehsystem, welches zwei Basiseinheiten und nur eine Supporteinheit
sowie nur eine Antriebseinheit umfasst,
- Fig. 2
- in einer vergrößerten Einzeldarstellung die erste Basiseinheit nach Fig. 1 mit Linearführungen,
- Fig. 3
- in einer perspektivischen Ansicht die mit einer Antriebseinheit und mit einer Supporteinheit
zu einer Walzendrehmaschine komplettierte erste Basiseinheit nach Fig. 2,
- Fig. 4
- in einer vergrößerten Einzeldarstellung die zweite Basiseinheit nach Fig. 1 mit Flach-
und Prismenführung als Variante der Ausführung nach Fig. 2,
- Fig. 5
- in einer perspektivischen Ansicht die mit einer Antriebseinheit und mit einer Supporteinheit
zu einer Walzendrehmaschine komplettierte zweite Basiseinheit nach Fig. 4,
- Fig. 6
- in einer perspektivischen Gesamtansicht die Walzenmühle nach Fig. 1 beim Abdrehen
des ersten Walzenmantels und
- Fig. 7
- die Anordnung nach den Fig. 1, 6 beim Abdrehen des zweiten Walzenmantels.
[0022] Fig. 1 zeigt in einer perspektivischen Gesamtansicht eine erfindungsgemäß ausgeführte
Walzenmühle mit einem auch als Walzenstuhl bezeichneten Maschinengestell, an welchem
zwei gegenläufig antreibbare Walzen 2, 3 achsparallel drehbar gelagert sind. Die Walzenmühle
dient dem Mahlen von grobkeramischen Materialien, insbesondere von Tonerde zur Herstellung
von Ziegeln oder dergleichen. Die Walzen 2, 3 sind nahezu vollständig von einem Gehäuse
27 umschlossen. Oben im Gehäuse 27 befindet sich eine Öffnung, durch welche hier die
beiden Walzen 2, 3 sichtbar sind, und durch welche im Betrieb die zu verarbeitende
keramische Masse eingefüllt und dann zwischen den beiden Walzen 2, 3 zermahlen wird.
[0023] Die zweite Walze 3 ist am Maschinengestell 1 ortsfest gelagert, weshalb sie auch
als Festwalze bezeichnet wird. Die erste Walze 2 ist als sogenannte Loswalze ausgeführt.
Dies bedeutet, dass sie gegenüber dem Maschinengestell 1 mittels eines Verstellmechanismus
26 verschoben werden kann und dabei in ihrem Abstand zur zweiten Walze 3 einstellbar
ist. Zwischen beiden Walzen 2, 3 befindet sich ein nicht dargestellter Spalt, durch
den das keramische Material bewegt wird. Im Spalt erfolgt die Zermahlung größerer
Partikel auf ein Maß, welches kleiner oder gleich der Spaltbreite ist. Über die Einstellung
des Walzenabstandes mittels des Verstellmechanismus 26 werden die Spaltbreite und
damit der Mahlgrad eingestellt.
[0024] Die Umfangsflächen beider Walzen 2, 3 sind im Sollzustand zylindrisch. In Verbindung
mit der achsparallelen Lagerung beider Walzen 2, 3 folgt daraus, dass der genannte
Spalt zwischen den beiden Walzen 2, 3 parallel zur Achsrichtung verlaufend eine konstante
Breite aufweist, was zu einem entsprechend gleichförmigen Mahlergebnis entlang des
gesamten Spaltes führt. Der Mahlvorgang bewirkt aber auch einen Verschleiß der nur
anfänglich zylindrischen Oberflächen beider Walzen 2, 3. Der Verschleiß macht sich
in Form von Kerben, Rillen, Riefen oder dergleichen bemerkbar, was zu einer Abweichung
von der angestrebten Zylinderform und damit zu einer Abweichung von der vorstehend
erwähnten konstanten Spaltbreite führt. Zur bedarfsabhängigen Wiederherstellung der
gewünschten zylindrischen Oberflächen umfasst die Walzenmühle ein Walzendrehsystem,
mit dem die Umfangsflächen der Walzen 2, 3 von Zeit zu Zeit spanabhebend bearbeitet
bzw. überdreht werden. Unter anderem zur Berücksichtigung dieses Umstandes sind beide
Walzen 2, 3 im gezeigten Ausführungsbeispiel mehrteilig aufgebaut, und umfassen beide
jeweils eine nicht näher dargestellte, radial innere Nabeneinheit. An diesen Nabeneinheiten
ist jeweils ein in den Fig. 6, 7 erkennbarer, radial äußerer Walzenmantel 28, 29 auswechselbar
befestigt, wobei die Walzenmäntel 28, 29 im hier gezeigten gewöhnlichen Mahlbetrieb
durch abnehmbare Abdeckungen 24, 25 abgedeckt sind. Jedenfalls sind die für den Mahlvorgang
wirksamen Umfangsflächen der Walzen 2, 3 in der vorliegenden Ausgestaltung durch die
Umfangsflächen der jeweiligen Walzenmäntel 28, 29 gebildet. Folglich sind es hier
auch die Umfangsflächen der Walzenmäntel 28, 29, welche bei Bedarf überdreht werden.
Das Überdrehen kann mehrfach erfolgen, wobei jedes Mal zwar die gewünschte Zylinderform
wiederhergestellt wird, aber auch jedes Mal begleitend eine Verringerung der Wandstärke
des jeweiligen Walzenmantels 28, 29 hingenommen werden muss. Sobald die Wandstärke
ein bestimmtes Sollmaß unterschritten hat, kann der betroffene Walzenmantel 28, 29
von der genannten Nabeneinheit demontiert und gegen ein frisches Exemplar ersetzt
werden. Im Rahmen der Erfindung können aber auch Walzen 2, 3 ohne austauschbaren Walzenmantel
28, 29 eingesetzt bzw. berücksichtigt werden.
[0025] Das erfindungsgemäße Walzendrehsystem weist genau zwei Basiseinheiten 4, 5 mit je
einem Führungssystem 6 auf. Die erste Basiseinheit 4 ist im Umfangsbereich der ersten
Walze 2 fest am Maschinengestell 1 montiert, während die zweite Basiseinheit 5 im
Umfangsbereich der zweiten Walze 3 fest am Maschinengestell 1 montiert ist. Das Walzendrehsystem
umfasst ferner genau eine Supporteinheit 7 und genau eine Antriebseinheit 8, welche
modulartig zur wechselseitigen Montage an einer der beiden Basiseinheiten 4, 5 und
auch zur Demontage davon ausgelegt sind. Die Supporteinheit 7 umfasst einen Support
21 für einen Drehmeißel 22 mit entsprechender Zustelleinrichtung. Die Antriebseinheit
umfasst hier einen Elektromotor 30, ein Getriebe 31 und eine elektrische Anschlusseinheit
32. Im üblichen bzw. gewöhnlichen Mahlbetrieb sind die Supporteinheit 7 und die Antriebseinheit
8 demontiert und beiseite gelegt, so dass nur die beiden Basiseinheiten 4, 5 am Maschinengestell
1 verbleiben. Die Supporteinheit 7 und die Antriebseinheit 8 sind hier als zwei separate
Einheiten dargestellt. Sie können aber auch als integrierte Einheit ausgeführt sein
und dann gemeinsam montiert bzw. demontiert werden.
[0026] Fig. 2 zeigt in einer vergrößerten Einzeldarstellung die erste Basiseinheit 4 nach
Fig. 1. Demnach ist hier das Führungssystem 6 aus Linearführungen mit Linearschienen
9 und Linearwagen 10 gebildet. Die beiden Linearschienen 9 sind auf eine Konsole 14
lösbar aufgeschraubt und können bei Bedarf ausgetauscht werden. Die zugehörigen Linearwagen
10 sind Teil eines Führungswagens 15, welcher außerdem eine erste Adapterplatte 16
und einen Schlosskasten 20 mit einer zweiten Adapterplatte 18 aufweist. Die Linearwagen
10 sind unter die erste Adapterplatte 16 geschraubt und ebenfalls austauschbar. Der
Führungswagen 15 ist Teil der ortsfesten Basiseinheit 4. Die Konsole 14 trägt noch
eine Zahnstange 23, in die ein nicht näher gezeigtes Zahnrad des Schlosskastens 20
eingreift, um bei Bedarf einen Vorschub des Führungswagens 15 in Richtung des Führungssystems
6, also achsparallel zu den Walzen 2, 3 zu bewirken. Anstelle der Zahnstange 23 kann
auch eine Zugspindel oder dergleichen vorgesehen sein.
[0027] Fig. 4 zeigt in einer vergrößerten Einzeldarstellung die zweite Basiseinheit 5 nach
Fig. 1. Demnach ist hier das Führungssystem 6 abweichend von der ersten Basiseinheit
4 aus Flach- und Prismenführungen mit einer Flachschiene 11, mit einer Prismenschiene
12 und mit Gleitführungen 13 gebildet. Die Flachschiene 11 und die Prismenschiene
12 sind ebenso wie die Linearschienen 9 auf eine Konsole 14 lösbar aufgeschraubt und
können bei Bedarf ausgetauscht werden. Die zugehörigen Gleitführungen 13 sind als
in ihrer Geometrie an die Flachschiene 11 bzw. an die Prismenschiene 12 angepasste
Gleitschuhe ausgebildet, welche analog zu den Linearwagen nach Fig. 2 unter die erste
Adapterplatte 16 geschraubt und ebenfalls austauschbar sind. In den übrigen Merkmalen
und Bezugszeichen stimmt die zweite Basiseinheit 5 nach Fig. 4 mit der ersten Basiseinheit
4 nach Fig. 2 überein.
[0028] Die Fig. 3, 5 zeigen noch die Basiseinheiten 4, 5 nach den Fig. 2, 4, welche wechselseitig,
also nicht gleichzeitig mittels der Supporteinheit 7 und der Antriebseinheit 8 nach
Fig. 1 zu jeweils einer Walzendrehmaschine komplettiert sind. Unter paarweisem Bezug
auf die Fig. 2, 3 sowie die Fig. 4, 5 wird deutlich, dass die Supporteinheit 7 mit
ihrer ersten Gegenplatte 17 auf der ersten Adapterplatte 16 des Führungswagens 15
aufliegt und gegenüber dieser mit nicht näher dargestellten Positionierelementen wie
Passstifte oder dergleichen ausgerichtet ist. Eine Befestigung kann mittels Schrauben
oder Schnellverschlüssen erfolgen. Eine kombinierte Positionierung und Befestigung
kann mittels sogenannter Nullpunktspannsysteme erzielt werden. Sinngemäß das Gleiche
gilt auch für die Ausrichtung und Befestigung der Antriebseinheit 8 am Führungswagen
15, wobei die Antriebseinheit 8 mit einer zweiten Gegenplatte 19 an der zweiten Adapterplatte
18 anliegt und dieser gegenüber ausgerichtet ist. Im solchermaßen komplettierten Zustand
kann die Antriebseinheit 8 über den Schlosskasten 20 auf die Zahnstange 23 aufgeschaltet
werden, um einen angetriebenen Vorschub der Supporteinheit 7 mit dem Drehmeißel 22
in Richtung der Längsachse des Führungssystems 6 entsprechend einem Pfeil 33 und damit
achsparallel zu den Walzen 2, 3 (Fig. 1, 6, 7) herbeizuführen.
[0029] Im gezeigten Ausführungsbeispiel sind zwei unterschiedliche Basiseinheiten 4, 5,
nämlich einmal mit Linearführungen und einmal mit Flach- und Prismenführungen, gezeigt.
Dies ist eine von mehreren Möglichkeiten und dient hier insbesondere der Darstellung
verschiedener Optionen. In der Praxis und im Rahmen der Erfindung wird man zweckmäßigerweise
je nach den vorherrschenden Anforderungen in beiden Fällen eine gleiche Ausgestaltung,
also entweder mit Linearführungen oder mit Flach- und Prismenführungen wählen. Zudem
ist in den gezeigten Ausführungsbeispielen ein Führungswagen 15 als Teil des jeweiligen
ortsfest verbauten Führungssystems 6 vorgesehen. Die Linearwagen 10 bzw. die Gleitführungen
13 sind hier an ihrem jeweiligen Führungswagen 15 montiert und damit ebenfalls Teil
des ortsfest verbauten Führungssystems 6. Im Rahmen der Erfindung kann es aber auch
zweckmäßig sein, die Linearwagen 10 bzw. die Gleitführungen 13 unmittelbar an der
Supporteinheit 7 zu befestigen, womit sie ebenfalls Teil der modulartig montierbaren
bzw. demontierbaren Komponenten werden. Eine weitere Möglichkeit besteht im Rahmen
der Erfindung in einem Verzicht auf die Konsole 14, wobei dann die Linearschienen
9 bzw. die Flachschienen 11 und die Prismenschienen 12 unmittelbar auf das Maschinengestell
11 montiert werden.
[0030] Aufbauend auf dem zuvor Geschriebenen wird nun die Funktionsweise im praktischen
Betrieb klar. Gemäß Fig. 1 erfolgt der gewöhnliche Mahlbetrieb bei demontierter Supporteinheit
7 und bei demontierter Antriebseinheit 8. Der Mahlbetrieb erzeugt erhebliche Vibrationen,
die sich in Form von Massenkräften auch auf das Walzendrehsystem auswirken. Die fest
am Maschinengestell 1 verbleibenden Teile der beiden Führungssysteme 6 sind hierbei
wegen des Fehlens der Supporteinheit 7 und der Antriebseinheit 8 nur von vergleichsweise
geringen Massenkräften beaufschlagt, und können deshalb ohne zusätzliche Antivibrationsmaßnahmen,
Schwingungsdämpfer oder dergleichen auskommen.
[0031] Falls nun die beiden Walzen 2, 3, genauer deren beider Walzenmäntel 28, 29 verschleißbedingt
auf der Umfangsseite abgedreht werden müssen, wird zunächst die erste Basiseinheit
4 gemäß Fig. 3 mit der Supporteinheit 7 und der Antriebseinheit 8 zu einer Walzendrehmaschine
komplettiert, wie es in der Übersichtsdarstellung nach Fig. 6 dargestellt ist. Die
in Fig. 1 gezeigte Abdeckung 24 ist abgenommen, so dass die Umfangsfläche des Walzenmantels
28 der ersten Walze 2 für den auf der Supporteinheit 7 aufgespannten Drehmeißel 22
zugänglich ist. Die erste Walze 2 wird nun drehend angetrieben, während die Supporteinheit
7 mittels der Antriebseinheit 8 achsparallel entlang der Umfangsfläche verfahren wird.
Der Drehmeißel 22 ist auf die Walzenoberfläche soweit zugestellt, dass hierbei ein
Span von der Umfangsfläche der ersten Walze 2 abgehoben wird. In dessen Folge wird
die gewünschte Zylinderform wiederhergestellt.
[0032] Anschließend werden die Supporteinheit 7 und die Antriebseinheit 8 von der ersten
Basiseinheit 4 auf die zweite Basiseinheit 5 umgesetzt, so dass dort eine komplette
Walzendrehmaschine entsprechend Fig. 5 gebildet ist. Fig. 7 zeigt in einer perspektivischen
Darstellung diesen Zustand, so dass analog zur ersten Walze 2 gemäß Fig. 6 nachfolgend
nun auch die zweite Walze 3 abgedreht wird.
[0033] Nachdem beide Walzen abgedreht und dadurch mit einer zylindrischen Form versehen
sind, werden die Supporteinheit 7 und die Antriebseinheit 8 demontiert. Außerdem werden
die umfangsseitigen Öffnungen im Gehäuse 27 wieder mittels der Abdeckungen 24, 25
verschlossen. Mittels des Verstellmechanismus 26 wird noch der gewünschte Abstand
zwischen den beiden Walzen 2, 3 und damit die Breite des zwischenliegenden Spaltes
eingestellt. Damit ist der Zustand nach Fig. 1 wieder hergestellt, und der gewöhnliche
Mahlbetrieb kann wieder aufgenommen werden.
1. Walzenmühle zum Mahlen grobkeramischer Materialien, umfassend ein Maschinengestell
(1), zwei am Maschinengestell (1) drehbar gelagerte Walzen (2, 3) sowie ein Walzendrehsystem
zum Abdrehen der Oberfläche der Walzen (2, 3), wobei das Walzendrehsystem mindestens
eine Basiseinheit (4, 5) mit einem Führungssystem (6), eine auf dem Führungssystem
(6) verfahrbare Supporteinheit (7) und eine Antriebseinheit (8) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass das Walzendrehsystem genau zwei Basiseinheiten (4, 5) mit je einem Führungssystem
(6) aufweist, wobei je eine Basiseinheit (4, 5) im Bereich je einer Walze (2, 3) fest
am Maschinengestell (1) montiert ist, und wobei das Walzendrehsystem ferner nur eine
Supporteinheit (7) und nur eine Antriebseinheit (8) umfasst, welche modulartig zur
wechselseitigen Montage an einer der beiden Basiseinheiten (4, 5) und auch zur Demontage
davon ausgelegt sind.
2. Walzenmühle nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Führungssystem (6) aus Linearführungen mit Linearschienen (9) und Linearwagen
(10) gebildet ist, wobei die Linearschienen (9) lösbar befestigt sind.
3. Walzenmühle nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Führungssystem (6) aus Flach- und Prismenführungen mit einer Flachschiene (11),
mit einer Prismenschiene (12) und mit Gleitführungen (13) gebildet ist, wobei die
Flachschiene (11) und/oder die Prismenschiene (12) lösbar befestigt ist.
4. Walzenmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Basiseinheit (4, 5) eine Konsole (14) zur Aufnahme des Führungssystems (6) und
zur lösbaren Befestigung am Maschinengestell (1) umfasst.
5. Walzenmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass das Führungssystem (6) einen Führungswagen (15) mit einer ersten Adapterplatte (16)
zur lösbaren Befestigung der Supporteinheit (7) aufweist, und dass die Supporteinheit
(7) mit einer zur ersten Adapterplatte (16) korrespondierenden ersten Gegenplatte
(17) versehen ist.
6. Walzenmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass das Führungssystem (6) einen Führungswagen (15) mit einer zweiten Adapterplatte (18)
zur lösbaren Befestigung der Antriebseinheit (8) aufweist, und dass die Antriebseinheit
(8) mit einer zur zweiten Adapterplatte (18) korrespondierenden zweiten Gegenplatte
(19) versehen ist.
7. Walzenmühle nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass das Walzendrehsystem einen Schlosskasten (20) für die Vorschubsteuerung des Führungswagens
(15) aufweist, und dass der Schlosskasten (20) Teil des Führungswagens (15) ist, wobei
die zweite Adapterplatte (18) am Schlosskasten (20) angeordnet ist.
8. Walzendrehsystem zur Verwendung in einer Walzenmühle nach einem der Ansprüche 1 bis
7, wobei das Walzendrehsystem mindestens eine Basiseinheit (4, 5) mit einem Führungssystem
(6), eine auf dem Führungssystem (6) verfahrbare Supporteinheit (7) und eine Antriebseinheit
(8) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass das Walzendrehsystem genau zwei Basiseinheiten (4, 5) mit je einem Führungssystem
(6) aufweist, wobei je eine Basiseinheit (4, 5) zur festen Montage im Bereich je einer
Walze (2, 3) am Maschinengestell (1) ausgelegt ist, und wobei das Walzendrehsystem
ferner nur eine Supporteinheit (7) und nur eine Antriebseinheit (8) umfasst, welche
modulartig zur wechselseitigen Montage an einer der beiden Basiseinheiten (4, 5) und
auch zur Demontage davon ausgelegt sind.