[0001] Die Erfindung betrifft Maßnahmen zur Unterdrückung negativer Erscheinungen von Wärmebrücken
in Gebäuden, wie Wandfeuchtigkeit und Schimmelbildung.
[0002] Als Wärmebrücke werden Stellen am Gebäudemantel bezeichnet, wo es, verglichen mit
den sonstigen Flächen des Mantels, durch Wärmeübertragung zu stärkeren Wärmeverlusten
kommt. Der Anteil dieser Wärmeverluste am Gesamtverlust des Gebäudes beträgt üblicherweise
10 %, und in besonders ungünstigen Fällen bis zu 30 %. Außer dem erhöhten Heizwärmebedarf
infolge von Abkühlung an den Stellen der Wärmebrücken gibt es noch eine sehr unerwünschte
Folge in Form von Wasserkondensation an der Innenoberfläche der Wärmebrücken, mit
der möglichen nachfolgenden Schimmelbildung.
[0003] Wärmebrücken entstehen vorwiegend in Linien entlang der Kanten und Stoßstellen von
Baukonstruktionen und an Stellen, wo verschiedene Baumaterialien kombiniert werden
(geometrische und materialtechnische Wärmebrücke). Außerdem können auch punktförmige
Schwachstellen entstehen, z.B. bei Verankerung von Vorhangfassaden und Vordächern,
an Stellen eines Balkonanschlusses, in den Ecken zwischen Wänden und Decke u.dgl.
[0004] Zur Unterdrückung der Wirkung von Wärmebrücken, also zur Erhöhung der Oberflächentemperatur
an den betreffenden Stellen der Innenwand, werden die Gebäude meistens an der Außenseite
mit Wärmedämmung versehen. Dabei ist es in der Regel aus ästhetischen Gründen notwendig,
eine derartige Maßnahme an der gesamten Fassadenfläche durzuführen, was kostenintensiv
ist. Seltener werden verschiedene Innen- und Außenanstriche angewendet, die jedoch
nur sehr beschränkt funktionieren. Als Grundeigenschaft, besonders bei Innenanstrichen,
wird niedrige Wärmeleitfähigkeit des Materials angeführt. Die Anstriche sind in einer
dicken Schicht aufzutragen, was das Ambiente der Innenräume beeinträchtigt. Es handelt
sich also um eine nachträgliche Wärmeisolierung, wo jedoch das Risiko von Kondensation
unter der Anstrichschicht droht.
Bei bestehenden Gebäuden und manchmal auch bei Neubauten hat der Inhaber eine Aufgabe
zu lösen, massive Auswirkungen von Wärmebrücken unverzüglich zu beseitigen, wobei
eine Wärmeisolierung des ganzen Gebäudes im gegebenen Moment finanziell oft unerschwinglich
ist.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Kontaktsystem zur Unterdrückung der
Auswirkungen von Wärmebrücken zu entwerfen, dessen Durchführung sehr schnell und kostengünstig
ist, wobei der äußere Mantel sowie das Innere des Gebäudes nur ganz geringfügig berührt
werden.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein System zur Unterdrückung von punkt-
und linienförmigen Wärmebrücken in Gebäuden mit Merkmalen nach Anspruch 1 gelöst.
Das Wesen des Systems besteht darin, dass es durch eine Schicht von Material mit mindestens
5 W.m
-1.K
-1 Wärmeleitfähigkeit gebildet ist, die an der inneren Wand des Gebäudes die Stelle
der Wärmebrücke mit mindestens 5 cm Überlappung überdeckt, wobei die eigentliche wärmeleitende
Schicht durch ein dampfdichtes Klebemittel an der Unterlage befestigt ist.
[0007] Die wärmeleitende Schicht, die eine punktförmige Wärmebrücke in einer Zimmerecke
abdecken soll, überlappt die angrenzenden Bereiche der beiden Wände und der Decke
bzw. des Fußbodens.
[0008] Die wärmeleitende Schicht, die eine linienförmige Wärmebrücke in einer Zimmerecke
abdecken soll, überlappt auf die angrenzenden Bereiche der beiden Wände.
[0009] Die wärmeleitende Schicht, die eine linienförmige Stelle entlang des Fensterrahmens
abdecken soll, überlappt auf die Fensterlaibung.
[0010] Die Wärmeleitende Schicht kann an der Oberfläche der inneren Wand aufgeklebt oder
unter dem Putz eingebaut sein.
[0011] Die wärmeleitende Schicht kann durch ein Metallblech oder eine -folie oder durch
ein Graphit- oder Graphenanstrich gebildet sein.
[0012] Erfindungsgemäß geht es also um die Ausnutzung der erhöhten Wärmeleitfähigkeit der
Oberflächenschicht an der Stelle der Wärmebrücke im Innenraum. Die Oberflächenschicht
führt sich die Wärmeenergie vom naheliegenden wärmeren Oberflächenteil zu, wodurch
die Temperatur dieser kritischen Stelle erhöht wird. Die dünne wärmeleitende Schicht
muss die Stelle mit der niedrigsten Oberflächentemperatur abdecken, und die bis zu
den angrenzenden Wandbereichen, wo die Temperatur dank der besseren Isoliereigenschaft
der Wand ausreichend ist. Es handelt sich gewöhnlich um eine Fläche von einigen Quadratdezimetern.
Eine Schicht um 1 mm Dicke ist in der Regel ausreichend, wobei die Schicht mit ihrer
Unterlage dampfdicht zu verbinden ist, d.h. entweder durch Aufkleben auf oder unter
Putz. Sollte keine dampfdichte Verbindung vorliegen, kann es unter der Schicht zur
Kondensation von Wasserdampf und zur Schimmelbildung kommen. Die ganze Anordnung wird
abschließend mit Wandanstrich versehen und wirkt ohne weitere bautechnische Maßnahmen
ästhetisch einwandfrei.
[0013] Die Erfindung wird weiter mit Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen erläutert, wo
Fig. 1 die Auftragung einer wärmeleitenden Schicht an einer Wärmebrücke in einer Ecke
zwischen einer Deckplatte und zwei Wandplatten unter einer Attika oder Übermauerung,
und
Fig.2 die Auftragung der wärmeleitenden Schicht auf die Laibung entlang des Fensterrahmens
schematisch darstellt.
[0014] Die erfindungsgemäße Maßnahme zur Unterdrückung negativer Einwirkungen von Wärmebrücken
in Gebäuden besteht im Einfügen, Auflegen oder Auftragen einer dünnen Schicht aus
einem wärmeleitenden Material auf die Oberfläche der inneren Wände von Gebäuden oder
unmittelbar unter deren Oberfläche. Die Maßnahme bezieht sich sowohl auf mangelhafte
bestehende Gebäude als auch auf Neubauten, bei denen Wärmebrücken auftreten. Die Maßnahme
ist besonders gut geeignet zur Bekämpfung von Wärmebrücken auf exponierten Stellen,
wie auf den kühlen senkrechten und waagerechten Ecken der Außenwände und in Ecken
unter dem Dach. Eine weitere kritische Stelle, wo die Lösung vorteilhaft angewendet
werden kann, ist die Fensterlaibung. Hier kommt es zur Senkung der inneren Oberflächentemperatur
infolge einer linearen geometrischen Wärmebrücke, die erfahrungsgemäß entlang des
Rahmeneinbaus in der Fensterlaibung und des Distanzrahmens entsteht.
[0015] Das erfindungsgemäße System wurde einerseits bei einer punktförmigen Wärmebrücke
in einer durch eine Decke und zwei Wände gebildeten Ecke unter der Attika - siehe
Fig. 1, andererseits bei einer linienförmigen Wärmebrücke an einer Laibung entlang
des Fensterrahmens - siehe Fig. 2 verwendet. Im ersten Fall wurden drei quadratische
Al-Folien
S1 bis
S3 von Breite
a an eine Wandstirnseite in einer Ecke aufgeklebt, im zweiten Fall handelte es sich
um längliche Folien von Breite
a. Es ist also die Abmessung
a, um die die Folie die Stelle der Wärmebrücke überlappt.
[0016] Das erfindungsgemäße System wurde einerseits an einem realen Wohnhaus, und andererseits
im virtuellen Raum durch Computersimulation der 3D-Wärmefelder getestet. Die Eingangs-
und Randdaten beider Experimente, sowie deren Ergebnisse sind der folgenden Tabelle
zu entnehmen. Material der Wärmeleitenden Schicht: Aluminiumfolie.
Prüfungsverfahren |
Messen |
Computersimulation |
Typ der Wärmebrücke - 3D-Punkt/2D-Linie |
3D Ecke |
2D Ecke |
3D Ecke |
2D Ecke |
Material der Folie/Wärmeleitfähigkeit (W.m-1.K-1) |
Al/200 |
Al/200 |
Al/200 |
Al/200 |
Material des Klebstoffs |
Klebstoff |
Klebstoff |
PUR |
PUR |
Dicke der Folie |
1mm |
1mm |
0.6mm |
0.6mm |
Material - der Wand/des Dachs |
Lochziegel/Beton+TI |
Lochziegel/- |
Lochziegel/Leichtbeton |
Lochziegel/- |
Wärmedurchgangszahl - der Wand/des Dachs (W.m-2.K-1) |
0.38/0.24 |
0.38/- |
0.70/0.80 |
0.70/- |
10 mm unter dem Putz |
ja |
ja |
nein |
nein |
Folienabmessungen |
a=250mm |
a=250mm |
a=500mm |
a=500mm |
Innentemperatur |
22.0°C |
22.0°C |
21.0°C |
21.0°C |
Außentemperatur |
-5.0°C |
-5.0°C |
-15.0°C |
-15.0°C |
Wandtemperatur - die wärmste Stelle |
20.6°C |
16.8°C |
15.7°C |
13.5°C |
Wandtemperatur - die kälteste Stelle |
10.4°C |
11.9°C |
5.2°C |
10.9°C |
Risiko von Kondensation bei Außentemperatur von -15°C |
ja |
ja |
ja |
ja |
Temperatur an der Wandoberfläche an der kältesten Stelle nach Einbau der Folie |
16.0°C |
13.2°C |
11.4°C |
13.7°C |
Oberflächentemperaturerhöhung nach Behandlung/ Risiko von Kondensation |
5.6°C/nein |
1.3°C/nein |
6.2°C/nein |
2.8°C/nein |
[0017] Es liegt nahe, dass die Durchführung der erfindungsgemäßen Maßnahme in allen geprüften
Fällen in eine bedeutende Temperaturerhöhung im Bereich der Wärmebrücke resultierte,
was das Risiko von Oberflächenkondensation von Dampf in diesem Bereich eliminiert.
[0018] Außer der 1 mm dicken Al-Folie, die bei den beschriebenen Experimenten benutzt wurde,
können Bleche oder Folien aus anderen Metallen mit hoher Wärmeleitfähigkeit, eventuell
Überzüge aus Materialien mit hoher Wärmeleitfähigkeit verwendet werden. Da bieten
sich z.B. Graphit (λ = 2000 Wm
-1K
-1) oder Graphen (λ = 4500 Wm
-1K
-1). Wenn ein Material mit einer niedrigeren Leitfähigkeit eingesetzt wird, z.B. rostfreier
Stahl, ist eine Schicht von größerer Dicke einzulegen.
Die wärmeleitende Schicht kann durch Einkleben unter den Putz oder Aufkleben auf den
Putz oder als Aufstrich oder Einspritz angewendet werden. Für universale Anwendung
in Wandecken und an Decken sollte in der Regel eine Folie mit Abmessung a = 250 mm
ausreichen - siehe Fig. 1. Im Falle der Anwendung an Laibungen der Maueröffnungen
können auch kleinere Abmessungen der Schicht entsprechend den geometrischen Gegebenheiten
der jeweiligen Stelle angebracht werden - siehe Fig. 2.
[0019] Die Oberflächentemperatur kann noch erhöht werden, wenn eine dünne wärmeisolierende,
evtl. auch klebende Unterlageschicht, z.B. auf der Basis von Polyurethanschaum, benutzt
wird. Für optimale Lösungen komplexer Konstruktionseinzelheiten ist zur Bestimmung
der richtigen Schichtdicke sowie der Abmessungen der Folie eine 3D-Wärmeleitungsberechnung
empfehlenswert.
1. System zur Unterdrückung von Wärmebrückenerscheinungen in Gebäuden, dadurch gekennzeichnet, dass es durch eine Schicht eines Materials mit Wärmeleitfähigkeit von zumindest 5 W.m-1.K-1 gebildet ist, die den Bereich einer Wärmebrücke an der Innenwand des Gebäudes abdeckt
und diese Stelle mindestens um 5 cm überlappt, wobei die wärmeleitende Schicht mit
einem Klebstoff an der Unterlage befestigt ist.
2. Das System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht, die eine Wärmebrücke im Kontakt von zwei Wänden und der
Decke im Innenraum abdeckt, auf die beiden Wände und die Decke oder den Fußboden überlappt.
3. Das System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht, die eine Wärmebrücke im Kontakt von zwei Wänden im Innenraum
abdeckt, auf die beiden Wände überlappt.
4. Das System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht, die eine Wärmebrücke entlang eines Fensterrahmens im Innenraum
abdeckt, auf die Fensterlaibung überlappt.
5. Das System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht an der Oberfläche der inneren Wand aufgeklebt ist.
6. Das System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht unter dem Putz der inneren Wand eingebaut ist.
7. Das System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht als ein Metallblech oder Metallfolie gebildet ist.
8. Das System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeleitende Schicht als ein Graphit- oder Graphenanstrich gestaltet ist.