[0001] Es ist bereits seit längerem möglich, sogenannte Filigrangestricke mit Durchbruchmustern
auf Stickmaschinen herzustellen. Bei einem ersten Verfahren zur Herstellung solcher
Gestricke werden Maschen oder Maschengruppen so umgehängt, dass Öffnungen in vorbestimmten
Bereichen des Gestricks entstehen. Durch die für die Umhängevorgänge notwendigen Leerhübe
des Schlittens einer Flachstrickmaschine ist dieses Verfahren jedoch wenig rationell.
Außerdem verliert das Gestrick durch die Umhängevorgänge an Stabilität.
[0002] Es wurde daher bereits in der
DE 23 63 161 A1 vorgeschlagen, Durchbruchmustereffekte dadurch zu erzeugen, dass ein dünner Bindefaden
zusammen mit einem dickeren Musterfaden derart verarbeitet wird, dass einzelne Maschen
oder Maschengruppen nur mit dem dünnen Bindefaden gebildet werden.
[0003] Zur Herstellung solcher Filigrangestricke waren bisher Flachstrickmaschinen mit einem
vorlaufenden und einem nachlaufenden Strickschloss erforderlich, wie in der
EP 2 671 989 B1 beschrieben. Mit dem vorlaufenden Strickschloss wird ein relativ dünner Bindefaden
als Fang in einzelne Nadeln eingelegt. Die auf diesen Nadeln vorhandenen Maschen werden
jedoch nicht abgeschlagen. Sie blieben auf der Zunge der Nadeln liegen, bevor im jeweils
nachlaufendem Strickschloss der Musterfaden in ausgewählte Nadeln eingelegt wird.
Anschließend werden die Nadeln kuliert, wodurch die Nadeln, in die entweder nur der
Bindefaden oder beide Fäden eingelegt wurden, Maschen ausbilden.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Flachstrickmaschine derart
weiterzubilden, dass auch die Herstellung von Filigrangestricken mit nur einem Strickschloss
möglich ist.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Flachstrickmaschine mit mindestens einem Stickschloss,
das mindestens ein Filigran-Strickschloss zur Herstellung von aus wenigstens einem
Bindefaden und wenigstens einem Musterfaden gebildeten Gestricken, insbesondere Filigrangestricken,
aufweist, wobei der wenigstens eine Bindefaden und der wenigstens eine Musterfaden
durch separate, in Strickrichtung nacheinander angeordnete Fadenführer zuführbar sind,
die dadurch gekennzeichnet ist, dass das Filigran-Strickschloss eine erste Auswahlstelle
für erste Nadeln zur Bildung von Maschen mit dem wenigstens einen Bindefaden und dem
wenigstens einen Musterfaden und eine zweite Auswahlsteile für zweite Nadeln zur Bildung
von Maschen nur mit dem wenigstens einen Bindefaden aufweist und dass das Filigran-Strickschloss
mit zwei unterschiedlichen Abzugskurven für die ersten und zweiten Nadeln versehen
ist.
[0006] Durch das Vorsehen von zwei räumlich voneinander beabstandeten Auswahlstellen im
Strickschloss sowie das Vorsehen von unterschiedlichen Abzugskurven für die ausgewählten
ersten und zweiten Nadeln, ist es möglich, die ersten und zweiten Nadeln in unterschiedliche
Abzugskurven zu leiten. Welche der Abzugskurven gewählt wird, bestimmt, ob in eine
Nadel sowohl ein Bindefaden als auch ein Musterfaden oder nur ein Bindefaden eingelegt
werden kann. Die Bindefäden und Musterfäden werden dabei von unterschiedlichen Fadenführern
zugeführt, die nacheinander angeordnet sind und somit auch an unterschiedlichen Stellen
des Strickschlosses einen Faden in die Nadeln einlegen. Damit ist es möglich, mit
einem einzigen Strickschloss ein Filigrangestrick bzw. ein anderes Gestrick wie beispielsweise
ein Futtergestrick oder ein Gestrick mit Plattiermuster herzustellen. Ein Durchbruchsmuster
oder Filigrangestrick ergibt sich dann, wenn der Bindefaden sehr viel dünner ist als
der Musterfaden.
[0007] Das Filigran-Strickschloss kann vorzugsweise ein starres oder verstellbares Schlossteil
aufweisen, mit dem die ersten Nadeln in die erste Abzugskurve und die zweiten Nadeln
in die zweite Abzugskurve leitbar sind. Dabei kann das verstellbare Schlossteil vorzugsweise
ein Drückerschlossteil sein. Mit einem solchen Schlossteil ist es möglich, die Nadeln
unterschiedlich tief in Richtung der Schlossplatte des Strickschlosses zu drücken,
sodass ein an der Nadel vorgesehener Nadelfuß in unterschiedliche Schlosskurven, die
unterschiedliche Tiefen im Strickschloss besitzen, einführbar ist.
[0008] Bevorzugt kann die erste Abzugskurve dabei die ersten Nadeln länger in einer Fadeneinlagehöhe
halten, als die in der zweiten Abzugskurve geführten zweiten Nadeln. Durch das längere
Halten in der Fadeneinlagehöhe kann sowohl der Fadenführer mit dem mindestens einen
Bindefaden als auch der nachlaufende Fadenführer mit dem mindestens einen Musterfaden
einen Faden in die ersten Nadeln einlegen. Die zweiten Nadeln können dagegen bereits
vor Erreichen des Fadenführers mit dem oder den Musterfäden abgezogen werden.
[0009] Weitere Vorteile ergeben sich, wenn ein Begrenzungsschlossteil vorgesehen ist und
die erste Abzugskurve oberhalb des Begrenzungsschlossteils und die zweite Abzugskurve
unterhalb des Begrenzungsschlossteils verläuft. Das Begrenzungsschlossteil bildet
somit sowohl eine Begrenzung der ersten Abzugskurve als auch eine Begrenzung der zweiten
Abzugskurve.
[0010] Die erste und zweite Abzugskurve können dabei auch abschnittsweise identisch verlaufen.
Bei der Rückzugsbewegung von der maximalen Austriebsposition bis zur Fadeneinlagehöhe
ist keine Trennung der beiden Abzugskurven erforderlich. Auch das vollständige Zurückziehen
der Nadel zum Abschlagen der alten Maschen kann in gleicher Weise für die ersten und
zweiten Nadeln erfolgen. Auch in diesem Abschnitt können sich daher die beiden Abzugskurven
überlagern.
[0011] Die Vielfalt der herstellbaren Muster des Gestricks lässt sich noch dadurch erhöhen,
dass mehr als zwei Fadenführer zur Zuführung des mindestens einen Bindefadens und
des mindestens einen Musterfadens vorgesehen sein können. Durch ein entsprechend längeres
Halten der Nadeln in Fadeneinlagehöhe können somit auch mehr als zwei Fäden in die
ausgewählten ersten Nadeln eingelegt werden. Dabei können die Fadenführer durch einen
Schlitten der Flachstrickmaschine angetriebene Fadenführer und/oder autark angetriebene
Fadenführer sein.
[0012] Weiter ist es selbstverständlich möglich, mehrere Filigran-Strickschlösser an der
Flachstrickmaschine vorzusehen. Diese Strickschlösser können dabei sowohl dem vorderen
Nadelbett als auch dem hinteren Nadelbett zugeordnet werden.
[0013] Die Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zur Herstellung eines Gestricks, insbesondere
eines Filigrangestricks auf einer Flachstrickmaschine mit mindestens einem Strickschloss,
das mindestens ein Filigran-Strickschloss zur Herstellung von aus wenigstens einem
Bindefaden und wenigstens einem Musterfaden gebildeten Gestricken aufweist, wobei
der wenigstens eine Bindefaden und der wenigstens eine Musterfaden durch separate,
in Strickrichtung nacheinander angeordnete Fadenführer zugeführt werden, das dadurch
gekennzeichnet ist, dass zur Bildung von Maschen mit wenigstens einem Bindefaden und
wenigstens einem Musterfaden Nadeln (= erste Nadel) an einer ersten Auswahlstelle
des Filigran-Strickschlosses ausgewählt und ausgetrieben werden und die Nadeln anschließend
in einer ersten Abzugskurve abgezogen werden, in der sie solange auf einer Fadeneinlagehöhe
gehalten werden, dass zunächst ein Bindefaden von einem ersten Fadenführer und dann
ein Musterfaden von einem zweiten Fadenführer in ihre Nadelhaken eingelegt werden
können, bevor die Nadeln vollständig abgezogen werden, und dass zur Bildung von Maschen
nur mit dem oder den Bindefäden an einer zweiten Auswahlstelle des Filigran-Strickschlosses
Nadeln (= zweite Nadeln) ausgewählt und ausgetrieben werden, die dann in einer zweiten
Abzugskurve abgezogen werden, auf der sie nur solange auf einer Fadeneinlagehöhe gehalten
werden, bis wenigstens ein Bindefaden von einem Fadenführer in ihre Nadelhaken eingelegt
werden kann und dann weiter abgezogen werden, bevor sie einen Fadenführer mit einem
Musterfaden erreichen.
[0014] Je nachdem an welcher Auswahlstelle eine Nadel ausgewählt wird, kann sie entweder
mit wenigstens einem Binde- und einem Musterfaden eine Masche bilden, oder nur mit
wenigstens einem Bindefaden. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Durchbruchmuster
erzeugen, wenn der Bindefaden deutlich dünner ist, als der Musterfaden. Binde-und
Musterfaden können sich außerdem im Material in der Stärke und in der Farbe usw. unterscheiden.
Es ist selbstverständlich jedoch auch möglich, gleiche Fadenstärken, Farben und gleiche
Materialien für die beiden Fadentypen zu verwenden. Auf diese Weise lassen sich außer
Durchbruchgestricken auch Gestricke mit Plattiermustern oder Futtergestricke herstellen.
Die nach dem Verfahren erzeugten Muster können sich über die gesamte Breite einer
Maschenreihe erstrecken oder auch nur über einen Teil davon. Auf diese Weise lassen
sich auch Intarsia-Musterungen im Gestrick erzeugen. Der Einsatz von Intarsia-Fadenführer
ist dabei nicht nötig.
[0015] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens können beim Austrieb der Nadeln
Zwischenschieber als Hilfselemente eingesetzt werden, wobei die Zwischenschieber an
der ersten Auswahlstelle in eine erste Position gebracht werden, wenn erste Nadeln
zur Herstellung von Maschen aus Binde- und Musterfäden ausgewählt werden sollen, und
an der zweiten Auswahlstelle in eine zweite Position gebracht werden, wenn zweite
Nadeln zur Herstellung von Maschen nur mit dem Bindefaden ausgewählt werden sollen.
Bei dieser Verfahrensvariante wird die Nadelauswahl über Zwischenschieber gesteuert,
für die ebenfalls eine oder mehrere Schlosskurven vorgesehen sein können.
[0016] Dabei können mit den Zwischenschiebern in der ersten Position und mit einem Drückerschlossteil
die an der ersten Auswahlstelle ausgewählten ersten Nadeln auf halbe Nadelfußhöhe
gedrückt und dadurch in die erste Abzugskurve geleitet werden. In der zweiten Position
der Zwischenschieber erfolgt dagegen keine Druckbeaufschlagung der Nadeln durch das
Drückerschlossteil, wodurch deren Füße in eine tieferliegende zweite Abzugskurve geleitet
werden können.
[0017] Weiter können die ersten und zweiten Nadeln in an sich bekannter Weise soweit ausgetrieben
werden, dass bereits in den Nadeln befindliche Maschen hinter eine geöffnete Nadelzunge
oder einen Schieber der Nadeln gleiten. Anschließend können in die geöffneten und
leeren Nadelhaken Binde- und/oder Musterfäden eingelegt werden.
[0018] Die ersten und zweiten Nadeln können anschließend soweit abgezogen werden, dass die
durch diese Nadeln zuvor gebildeten Maschen abgeschlagen werden.
[0019] Nachfolgend werden ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines Filigran-Strickschlosses
sowie mit diesem herstellbare Gestricke mit Bezug auf die Zeichnung näher beschrieben.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Ausschnitts zweier Maschenreihen eines Filigrangestricks;
- Fig. 2a, 2b
- Draufsichten auf ein Filigran-Strickschloss mit Schlosskurven für erste und zweite
ausgewählte Nadeln;
- Fig. 3a-3c
- Ansichten von verschiedenen Gestricken, die mit einem erfindungsgemäßen Verfahren
herstellbar sind.
[0021] Figur 1 verdeutlicht die Herstellung einer Maschenreihe eines Gestrickstücks 11,
das nach einem erfindungsgemäßen Verfahren in Filigrantechnik gestrickt wird. Die
Maschenreihe in Filigrantechnik schließt sich an eine Maschenreihe eines Grundgestricks
G an. Das Grundgestrick kann aus einem Glattgestrick, Rippgestrick oder sonstigem
Gestrick bestehen. Der in Filigrantechnik zu strickende Bereich kann an jeder beliebigen
Stelle des Gestricks 11 platziert werden. In Figur 1 sind jeweils nur eine Maschenreihe
des Grundgestricks G und eine Maschenreihe des Filigranbereichs dargestellt. Die darauffolgenden
Maschenreihen des Filigranbereichs werden in gleicher oder ähnlicher Weise hergestellt
wie die gezeigte Maschenreihe, oder es folgt wieder eine Maschenreihe des Grundgestricks.
[0022] Der dargestellte Ausschnitt besteht aus sieben Maschen 1-7, von denen die Maschen
1, 2, 4, 6 und 7 sowohl aus einem Bindefaden B als auch aus einem Musterfaden M bestehen.
Die Maschen 3 und 5 bestehen nur aus dem Bindefaden B. Der Musterfaden M verläuft
dabei als Flottfaden über die Schenkel dieser Maschen 3 und 5. Durch wahlweises Stricken
von Maschen mit einem Musterfaden M und einem Bindefaden B oder nur mit einem Bindefaden
B, lassen sich beliebige Muster in Filigrantechnik herstellen. Durch die Verwendung
sowohl eines Bindefadens B als auch eines Musterfadens M lässt sich ein gleichmäßiges,
verzugsfreies Gestrick erzeugen, wobei der dünne Bindefaden B eine Art Gerüst, d.
h. ein Basisgestrick bildet, welches dem Gestrick die gewünschte Stabilität gibt.
Der Musterfaden M, der in der Regel dicker ausgeführt ist, aber auch dünner oder andersfarbig
oder aus einem anderen Material als der Bindefaden B sein kann, bildet die sichtbare
Struktur des Gestrickmusters aus.
[0023] Das in den Figuren 2a, b dargestellte Filigran-Strickschloss 100 ist Teil eines Strickschlosses
einer nicht weiter dargestellten Flachstrickmaschine gemäß der Erfindung, das für
die Herstellung von Gestrickstücken in Filigrantechnik modifiziert wurde. Das Filigran-Strickschloss
100 unterscheidet sich von einem herkömmlichen Strickschloss dabei durch Modifikationen
an einem Strickaustriebsteil 10, einem Strickbegrenzungsteil 20 sowie einem Drückerschlossteil
30. Durch diese Modifikationen sind die Funktionen Maschenübergabe, Maschenübernahme
und Fang mit diesem Strickschloss 100 nicht mehr ausführbar. Für diese Funktionen
muss ein anderes Strickschloss der Flachstrickmaschine eingesetzt werden.
[0024] Das Strickschloss 100 weist zwei in Strickrichtung SR nacheinander angeordnete Auswahlstellen
A1 und A2 auf, die hier lediglich symbolisch angedeutet sind. Außerdem sind zwei in
Strickrichtung SR hintereinander angeordnete Fadenführer FB und FM zur Zufuhr wenigstens
eines Bindefadens B und eines Musterfadens M vorgesehen. Die Zufuhr des Bindefadens
B erfolgt daher zu einem früheren Zeitpunkt, als die Zufuhr des Musterfadens M. Zur
Vereinfachung der Darstellung sind in den Figuren 2a, b lediglich Schlosskurven für
an den Strickprozessen beteiligte Nadeln SN1, SN2 und von Zwischenschiebern SZ für
die Nadelauswahl dargestellt.
[0025] Figur 2a verdeutlicht ein Strickverfahren, bei dem beide Fäden B und M in die Haken
der hierfür ausgewählten Nadeln SN1 eingelegt werden. Dazu werden an der Auswahlstelle
A1 mittels Zwischenschiebern SZ erste Nadeln SN1 aktiviert, die in das Strickschloss
100 einlaufen und mit dem Strickaustriebsteil 10 auf Maschenhöhe ausgetrieben werden.
Die Zwischenschieber SZ sind dazu auf eine Position 2 verschoben worden. Nach dem
Austrieb befinden sich die in den Haken der ersten Nadeln SN1 befindlichen Maschen
hinter den geöffneten Nadelzungen. Anschließend werden die ersten Nadeln SN1 in einer
ersten Abzugskurve K1 bis zu einer ersten Einlegeposition EB abgezogen, und in dieser
Position ein vom Fadenführer FB zugeführter Bindefaden B in die Haken der ersten Nadeln
SN1 eingelegt. Anschließend werden die hier nicht gezeigten Betätigungsfüße der ersten
Nadeln SN1 durch die Zwischenschieber SZ und einem modifizierten Drückerschlossteil
30 auf halbe Fußhöhe gedrückt. Dadurch gelangen die Füße der ersten Nadel SN1 in eine
erste Schlosskurve, in der sie bis zum Erreichen einer Einlageposition EM in Fadeneinlageposition
gehalten werden. In der Einlageposition EM wird durch den Fadenführer FM zusätzlich
ein Musterfaden M in die Haken der ersten Nadeln SN1 eingelegt. Anschließend werden
die ersten Nadeln SN 1 am in Strickrichtung SR nachgeordneten Abzugsteil 40 in die
gewünschte Kuliertiefe abgezogen, wobei die alten, sich jeweils hinter der Nadelzunge
befindlichen Maschen der Nadeln SN1 abgeschlagen werden.
[0026] In Figur 2b wird beschrieben, wie Maschen nur mit dem Bindefaden B hergestellt werden.
Die dazu eingesetzten Nadeln SN2 werden an der Auswahlstelle A2 mittels Zwischenschiebern
SZ ausgewählt, wobei die Zwischenschieber SZ auf eine Position 1 eingestellt werden
und damit eine Schlosskurve unterhalb des Drückerteils 30 durch das Strickschloss
100 hindurch nehmen. Auch die an der Auswahlstelle A2 ausgewählten zweiten Nadeln
SN2 werden mittels des Strickaustriebsteil 10 auf Maschenhöhe ausgetrieben, sodass
die in ihren Haken befindlichen Maschen hinter die geöffneten Nadelzungen gleiten.
Beim Rückzug der zweiten Nadeln SN2 erreichen diese ebenfalls die Fadeneinlageposition
EB, in der der Fadenführer FB einen Bindefaden B in die Haken der zweiten Nadeln SN2
einlegt. Anschließend werden die Nadeln SN2 jedoch sofort weiter abgezogen in einer
unterhalb des Strickbegrenzungsteils 20 verlaufenden zweiten Abzugskurve K2, sodass
der Fadenführer FM keinen Musterfaden M in ihre Haken einlegen kann. Anschließend
werden auch die zweiten Nadeln SN2 am Abzugsteil 40 in die gewünschte Kuliertiefe
abgezogen und dadurch die alten Maschen auf den zweiten Nadeln SN2 abgeschlagen.
[0027] Die Figuren 3a-c zeigen verschiedene Gestricke, die mit einer erfindungsgemäßen Flachstrickmaschine
und einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt werden können. In den Musterbereichen
wird der Bindefaden jeweils über die gesamte Maschenreihe eingestrickt, während der
Musterfaden auch nur über Teile der Maschenreihe eingelegt werden kann, wie beispielsweise
das Gestrick 12 in Figur 3a verdeutlicht. Der heller erscheinende Musterfaden wird
in einem runden Bereich in jede zweite Nadel eingelegt. In den dazwischenliegenden
Nadeln und außerhalb des runden Bereichs strickt dagegen nur der Bindefaden, der hier
identisch mit dem Faden des Grundgestricks ist.
[0028] In Figur 3b ist ein Gestrickstück 13 dargestellt, bei dem ein Musterfaden über das
komplette Gestrickstück 13 in jede zweite Nadel eingelegt wurde. Zusätzlich wurde
in jeder Strickreihe in bestimmten Abständen der Musterfaden über eine bis zwei zusätzliche
Nadeln geflottet, d. h. in diese Nadeln kein Musterfaden eingelegt. Dadurch ergeben
sich die beiden streifenförmigen Musterbereiche.
[0029] In Figur 3c ist ein Gestrickstück 14 dargestellt, bei dem der Musterfaden ebenfalls
über die gesamte Maschenreihe eingelegt wurde, wobei jedoch durch Variation der Abstände
der Nadeln pro Maschenreihe, in dem nicht mit dem Musterfaden gestrickt wird, die
unterschiedlichen Effekte der Bereiche 110 bis 140 erzielt werden.
1. Flachstrickmaschine mit mindestens einem Strickschloss, das mindestens ein Filigran-Strickschloss
(100) zur Herstellung von aus wenigstens einem Bindefaden (B) und wenigstens einem
Musterfaden (M) gebildeten Gestricken (11-14), insbesondere Filigrangestricken aufweist,
wobei der wenigstens eine Bindefaden (B) und der wenigstens eine Musterfaden (M) durch
separate, in Strickrichtung (SR) nacheinander angeordnete Fadenführer (FB, FM) zuführbar
sind, dadurch gekennzeichnet, dass das Filigran-Strickschloss (100) eine erste Auswahlstelle (A1) für erste Nadeln (SN1)
zur Bildung von Maschen mit dem wenigsten einen Bindefaden (B) und dem wenigstens
einen Musterfaden (M) und eine zweite Auswahlstelle (A2) für zweite Nadeln (SN2) zur
Bildung von Maschen nur mit dem wenigsten einen Bindefaden (B) aufweist und dass das
Filigran-Strickschloss (100) mit zwei unterschiedlichen Abzugskurven (K1, K2) für
die ersten und zweiten Nadeln (SN1, SN2) versehen ist.
2. Flachstrickmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Filigran-Strickschloss (100) ein starres oder verstellbares Schlossteil (30)
aufweist, mit dem die ersten Nadeln (SN1) in die erste Abzugskurve (K1) und die zweiten
Nadeln (SN2) in die zweite Abzugskurve (K2) leitbar sind.
3. Flachstrickmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das verstellbare Schlossteil (30) ein Drückerschlossteil ist.
4. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Abzugskurve (K1) die ersten Nadeln (SN1) länger in einer Fadeneinlagehöhe
hält als die in der zweiten Abzugskurve (K2) geführten zweiten Nadeln (SN2).
5. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Begrenzungsschlossteil (20) vorgesehen ist und die erste Abzugskurve (K1) oberhalb
des Begrenzungsschlossteils (20) und die zweite Abzugskurve (K2) unterhalb des Begrenzungsschlossteils
(20) verläuft.
6. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und die zweite Abzugskurve (K1, K2) abschnittsweise identisch sind.
7. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mehr als zwei Fadenführer (FB, FM) zur Zuführung des mindestens einen Bindefadens
(B) und des mindestens einen Musterfadens (M) vorgesehen sind.
8. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenführer (FB, FM) durch einen Schlitten der Flachstrickmaschine angetriebene
Fadenführer und/oder autark angetriebene Fadenführer sind.
9. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie mehrere Filigran-Strickschlösser (100) aufweist.
10. Verfahren zur Herstellung eines Gestricks, insbesondere eines Filigrangestricks auf
einer Flachstrickmaschine mit mindestens einem Strickschloss, das mindestens ein Filigran-Strickschloss
(100) zur Herstellung von aus wenigstens einem Bindefaden (B) und wenigstens einem
Musterfaden (M) gebildeten Gestricken (11-14) aufweist, wobei der wenigstens eine
Bindefaden (B) und der wenigstens eine Musterfaden (M) durch separate, in Strickrichtung
(SR) nacheinander angeordnete Fadenführer (FB, FM) zugeführt werden, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung von Maschen mit wenigstens einem Bindefaden (B) und wenigstens einem
Musterfaden (M) Nadeln (SN1) (= erste Nadeln) an einer ersten Auswahlstelle (A1) des
Filigran-Strickschlosses (100) ausgewählt und ausgetrieben werden und die Nadeln (SN1)
anschließend in einer ersten Abzugskurve (K1) abgezogen werden, in der sie solange
auf einer Fadeneinlagehöhe gehalten werden, dass zunächst ein Bindefaden (B) von einem
ersten Fadenführer (FB) und dann ein Musterfaden (M) von einem zweiten Fadenführer
(FM) in ihre Nadelhaken eingelegt werden können, bevor die Nadeln (SN1) vollständig
abgezogen werden, und dass zur Bildung von Maschen nur mit dem oder den Bindefäden
(B) an einer zweiten Auswahlstelle (A2) des Filigran-Strickschlosses (100) Nadeln
(SN2) (= zweite Nadeln) ausgewählt und ausgetrieben werden, die dann in einer zweiten
Abzugskurve (K2) abgezogen werden, in der sie nur solange auf einer Fadeneinlagehöhe
gehalten werden, bis wenigstens ein Bindefaden (B) von einem Fadenführer (FB) in ihre
Nadelhaken eingelegt werden kann und dann weiter abgezogen werden, bevor sie einen
Fadenführer (FM) mit einem Musterfaden (M) erreichen.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass beim Austrieb der Nadeln (SN1, SN2) Zwischenschieber (SZ) als Hilfselemente eingesetzt
werden, wobei die Zwischenschieber (SZ) an der ersten Auswahlstelle (A1) in eine erste
Position (2) gebracht werden, wenn erste Nadeln (SN1) zur Herstellung von Maschen
aus Binde- und Musterfäden (B, M) ausgewählt werden sollen, und an der zweiten Auswahlstelle
(A2) in eine zweite Position (1) gebracht werden, wenn zweite Nadeln (SN2) zur Herstellung
von Maschen nur mit dem Bindefaden (B) ausgewählt werden sollen.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass mit den Zwischenschiebern (SZ) in der Position (2) und mit einem Drückerschlossteil
(30) die an der ersten Auswahlstelle (A1) ausgewählten ersten Nadeln (SN1) auf halbe
Nadelfußhöhe gedrückt und dadurch in die erste Abzugskurve (K1) geleitet werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten und zweiten Nadeln (SN1, SN2) soweit ausgetrieben werden, dass bereits
in den Nadeln (SN1, SN2) befindliche Maschen hinter eine geöffnete Nadelzunge oder
einen Schieber der Nadeln (SN1, SN2) gleiten.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten und zweiten Nadeln (SN1, SN2) soweit abgezogen werden, dass die durch
diese Nadeln (SN1, SN2) zuvor gebildeten Maschen abgeschlagen werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung des Gestricks (11-14) Binde- und Musterfäden (B, M) eingesetzt werden,
die in Material, Farbe oder Dicke unterschiedlich oder identisch sind.