[0001] Die Erfindung betrifft einen variablen Ventiltrieb, insbesondere mit einem Schiebenockensystem,
für eine Brennkraftmaschine.
[0002] Ventilgesteuerte Brennkraftmaschinen weisen eines oder mehrere steuerbare Ein- und
Auslassventile je Zylinder auf. Variable Ventiltriebe ermöglichen ein flexibles Ansteuern
der Ventile zum Verändern der Öffnungszeit, Schließzeit und/oder des Ventilhubs. Dadurch
kann der Motorbetrieb beispielsweise an eine spezifische Lastsituation angepasst werden.
Beispielsweise kann ein variabler Ventiltrieb durch ein sogenanntes Schiebenockensystem
realisiert werden.
[0003] Aus der
DE 196 11 641 C1 ist ein Beispiel für ein solches Schiebenockensystem bekannt, mit dem die Betätigung
eines Gaswechselventils mit mehreren unterschiedlichen Hubkurven ermöglicht wird.
Hierzu ist auf der Nockenwelle ein Schiebenocken mit mindestens einem, mehrere Nockenbahnen
aufweisenden Nockenabschnitt drehfest aber axial verschieblich gelagert, der eine
Hubkontur aufweist, in die ein Aktuator in Form eines Stifts von radial außen zur
Erzeugung einer axialen Verschiebung des Schiebenockens eingeführt wird. Durch die
axiale Verschiebung des Schiebenockens wird beim jeweiligen Gaswechselventil ein unterschiedlicher
Ventilhub eingestellt. Der Schiebenocken wird nach der axialen Verschiebung desselben
relativ zur Nockenwellen dadurch in seiner axialen Relativposition auf der Nockenwelle
rastiert.
[0004] Aus der
DE 10 2011 050 484 A1 ist eine Brennkraftmaschine mit mehreren Zylindern, einem Zylinderkopf und einem
Zylinderkopfdeckel bekannt. Zur Betätigung von Gaswechselventilen ist mindestens eine
drehbar gelagerte Nockenwelle mit mindestens einem auf der jeweiligen Nockenwelle
axial verschiebbaren Schiebenocken vorgesehen. Der jeweilige Schiebenocken weist mindestens
einen Kulissenabschnitt mit mindestens einer Nut auf. Zur Bewirkung einer axialen
Verschiebung des jeweiligen Schiebenockens ist ein Aktuator vorgesehen. Der Aktuator
ist im Zylinderkopf oder im Zylinderkopfdeckel gelagert.
[0005] Nachteilig an bekannten Systemen kann sein, dass bei einem Ausfall eines Aktors keine
Axialverschiebung des Schiebenockens gemäß der dem ausgefallenen Aktor zugeordneten
Axialverschiebung möglich ist. Damit können unter Umständen die Ventilsteuerzeiten
der Gaswechselventile nicht mehr verändert werden. In einem besonders ungünstigen
Fall kann dann beispielsweise ein Gaswechselventil, das mittels des Schiebenockensystems
in einem Motorbremsbetrieb betrieben wird, nicht wieder zu einem Normalbetrieb umgeschaltet
werden.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen alternativen und/oder verbesserten
variablen Ventiltrieb zu schaffen, mit dem sich insbesondere die genannten Nachteile
des Standes der Technik überwinden lassen.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch die Merkmale des unabhängigen Anspruchs. Vorteilhafte
Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen und der Beschreibung angegeben.
[0008] Die Erfindung schafft einen variablen Ventiltrieb, insbesondere mit einem Schiebenockensystem,
für eine Brennkraftmaschine. Der variable Ventiltrieb weist eine Welle und einen Nockenträger
auf, der drehfest und axial verschiebbar auf der Welle angeordnet ist (zum Beispiel
mittels Axialprofilierung, insbesondere Zahnwellenverbindung oder Keilwellenverbindung).
Der Nockenträger weist einen ersten Nocken und einen zweiten Nocken (z. B. axial versetzt
zu dem ersten Nocken, insbesondere angrenzend an den ersten Nocken), eine erste Eingriffsspur,
eine zweite Eingriffsspur und ein dritte Eingriffsspur (z. B. Noteingriffsspur und/oder
Fail-Safe-Eingriffsspur) auf. Der variable Ventiltrieb weist einen ersten Aktor auf,
der dazu ausgebildet ist, (z. B. mittels eines Stifts des Aktors) zum Verschieben
des Nockenträgers in einer ersten Axialrichtung (z. B. parallel zur Längsachse der
Welle und/oder des Nockenträgers) in die erste Eingriffsspur einzugreifen. Der variable
Ventiltrieb weist einen zweiten Aktor auf, der dazu ausgebildet ist, zum Verschieben
des Nockenträgers in einer zweiten Axialrichtung, die der ersten Axialrichtung entgegengesetzt
ist, (z. B. mittels eines Stifts des zweiten Aktors) in die zweite Eingriffsspur einzugreifen
und zum Verschieben des Nockenträgers in der ersten Axialrichtung (z. B. mittels des
Stifts des zweiten Aktors) in die dritte Eingriffsspur einzugreifen.
[0009] Der variable Ventiltrieb kann den Vorteil aufweisen, dass auch bei Ausfall des ersten
Aktors eine normalerweise durch den ersten Aktor bewirkte Verschiebung des Nockenträgers
möglich ist, nämlich durch den zweiten Aktor. Dazu kann der zweite Aktor in die dritte
Eingriffsspur eingreifen. Zweckmäßig kann die dritte Eingriffsspur somit als eine
Noteingriffsspur bzw. Fail-Safe-Eingriffsspur dienen. Damit kann beispielsweise ermöglicht
werden, dass auch bei Ausfall des ersten Aktors eine Umschaltung zwischen einem Motorbremsbetrieb
und einem Normalbetrieb der Brennkraftmaschine möglich ist.
[0010] Insbesondere kann der variable Ventiltrieb eine Kraftübertragungsvorrichtung aufweisen,
die in Abhängigkeit von einer Axialposition des Nockenträgers wahlweise eine Wirkverbindung
zwischen dem ersten Nocken und einem Gaswechselventil (zum Beispiel Einlassventil
oder Auslassventil) der Brennkraftmaschine oder zwischen dem zweiten Nocken und dem
Gaswechselventil herstellt.
[0011] Zweckmäßig kann die erste Eingriffsspur, die zweite Eingriffsspur und/oder die dritte
Eingriffsspur zumindest abschnittsweise wendelförmig (helixförmig) sein.
[0012] Beispielsweise kann der erste Aktor einen verschiebbaren Stift zum Eingreifen in
die erste Eingriffsspur aufweisen. Alternativ oder zusätzlich kann der zweite Aktor
einen verschiebbaren Stift zum wahlweisen Eingreifen in die zweite Eingriffsspur oder
die dritte Eingriffsspur aufweisen.
[0013] Insbesondere können die Welle und der Nockenträger eine Nockenwelle der Brennkraftmaschine
bilden.
[0014] In einem Ausführungsbeispiel bewirkt ein Eingriff des ersten Aktors in die erste
Eingriffsspur eine Verschiebung des Nockenträgers von einer ersten Axialposition (auf
der Welle) in eine zweite Axialposition (auf der Welle). Alternativ oder zusätzlich
bewirkt ein Eingriff des zweiten Aktors in die dritte Eingriffsspur eine Verschiebung
des Nockenträgers von der ersten Axialposition in die zweite Axialposition. Es ist
möglich, dass ein Eingriff des zweiten Aktors in die zweite Eingriffsspur eine Verschiebung
des Nockenträgers von der zweiten Axialposition in die erste Axialposition bewirkt.
[0015] Zweckmäßig kann in der ersten Axialposition ein Motorbremsbetrieb der Brennkraftmaschine
und in der zweiten Axialposition ein Normalbetrieb der Brennkraftmaschine bewirkt
werden.
[0016] Insbesondere kann der erste Aktor nur in die erste Eingriffsspur einspuren, wenn
der Nockenträger in der ersten Axialposition ist. Alternativ oder zusätzlich kann
der zweite Aktor nur in die zweite Eingriffsspur einspuren, wenn der Nockenträger
in der zweiten Axialposition ist. Alternativ oder zusätzlich kann der zweite Aktor
nur in die dritte Eingriffsspur einspuren, wenn der Nockenträger in der ersten Axialposition
ist.
[0017] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird beim Eingreifen des zweiten Aktors in
die dritte Eingriffsspur ein Ende eines Auswurfabschnitts der dritten Eingriffsspur
erreicht, bevor der Nockenträger die zweite Axialposition erreicht. Alternativ oder
zusätzlich wird beim Eingreifen des zweiten Aktors in die dritte Eingriffsspur der
Nockenträger derart beschleunigt (z. B durch Drehung der Welle und des Nockenträgers),
dass sich der Nockenträger nach dem Auswurf des zweiten Aktors aus der dritten Eingriffsspur
noch weiter, insbesondere im Freiflug, bis zur zweiten Axialposition bewegt. Es ist
beispielsweise möglich, dass ein Stift des zweiten Aktors aus der dritten Eingriffsspur
ausgeworfen wird (zum Beispiel mittels einer Auswurframpe der dritten Eingriffsspur),
bevor der Nockenträger die zweite Axialposition erreicht. Damit wird eine vergleichsweise
kurze dritte Eingriffsspur ermöglicht.
[0018] Zweckmäßig kann der Nockenträger durch eine Arretierungsvorrichtung in der ersten
Axialposition und/oder der zweiten Axialposition arretierbar sein.
[0019] In einer Ausführungsform stellt die Kraftübertragungsvorrichtung in der ersten Axialposition
des Nockenträgers eine Wirkverbindung zwischen dem zweiten Nocken und dem Gaswechselventil
her, und der zweite Nocken ist als ein Motorbremsnocken ausgebildet ist. Alternativ
oder zusätzlich wird die Brennkraftmaschine in der ersten Axialposition des Nockenträgers
in einem Motorbremsbetrieb betrieben.
[0020] Zweckmäßig kann der Motorbremsnocken ein durch den Motorbremsnocken betätigtes Auslassventil
(Gaswechselventil) im Verdichtungstakt und/oder im Ausschubtakt zunächst geschlossen
gehalten und dann öffnen. Hierdurch kann eine einfache oder doppelte Dekompression
in den Abgastrakt bewirkt werden, wodurch die Brennkraftmaschine abgebremst werden
kann.
[0021] Beispielsweise kann die Kraftübertragungsvorrichtung in der zweiten Axialposition
des Nockenträgers eine Wirkverbindung zwischen dem ersten Nocken und dem Gaswechselventil
herstellen. Der erste Nocken kann zum Bewirken eines Normalbetrieb des Gaswechselventils,
zum Beispiel Auslassventils, (und damit der Brennkraftmaschine) ausgebildet ist.
[0022] In einer weiteren Ausführungsform weist der variable Ventiltrieb eine Steuereinheit
auf, die dazu ausgebildet ist, den ersten Aktor und/oder den zweiten Aktor (z. B.
direkt oder indirekt) anzusteuern.
[0023] Der Begriff "Steuereinheit" kann sich auf eine Elektronik und/oder mechanische Steuerung
beziehen, die je nach Ausbildung Steuerungsaufgaben und/oder Regelungsaufgaben übernehmen
kann. Auch wenn hierin der Begriff "Steuern" verwendet wird, kann damit gleichsam
zweckmäßig auch "Regeln" bzw. "Steuern mit Rückkopplung" umfasst sein.
[0024] Beispielsweise kann Steuereinheit den ersten Aktor und/oder den zweiten Aktor direkt
oder indirekt ansteuern. Zum Beispiel kann die Steuereinheit einen Aktor direkt durch
Bestromen eines Elektromagneten oder eines Elektromotors des elektrischen Aktors ansteuern.
Es ist auch möglich, dass die Steuereinheit einen Aktor indirekt durch Schalten eines
Fluidventils oder einer Fluidpumpe ansteuert. Das Fluidventil oder die Fluidpumpe
steht in Fluidverbindung mit dem Aktor (zum Beispiel Hydraulikaktor oder Pneumatikaktor)
zum Steuern einer Zuführung eines Fluids zu dem Aktor.
[0025] Zweckmäßig können die Aktoren als elektrische, pneumatische und/oder hydraulische
Aktoren ausgebildet sein. Bei Verwendung von beispielsweise elektrischen Aktoren lassen
sich insbesondere besonders schnelle Schaltzeiten realisieren, zum Beispiel im einstelligen
Millisekundenbereich. Dies kann vorteilhaft hinsichtlich des Einspurvermögens in die
dritte Eingriffsspur sein.
[0026] In einer Ausführungsvariante ist die Steuereinheit dazu ausgebildet, den zweiten
Aktor zum Eingreifen in die dritte Eingriffsspur (zum Beispiel direkt oder indirekt)
(zum Beispiel nur) anzusteuern, wenn der erste Aktor und/oder eine Axialverschiebung
durch den ersten Aktor eine Fehlfunktion aufweist. Beispielsweise kann die Fehlfunktion
von der Steuereinheit erfasst werden. Damit kann die dritte Eingriffsspur als eine
Noteingriffsspur bzw. Fail-Safe-Eingriffsspur insbesondere nur dann verwendet werden,
wenn der erste Aktor nicht funktioniert.
[0027] In einer weiteren Ausführungsvariante ist die Steuereinheit dazu ausgebildet, eine
Motordrehzahl der Brennkraftmaschine unterhalb oder auf einen vorbestimmten Grenzwert
(z. B. 1000 U/min, 900 U/min, 800 U/min, 700 U/min, 600 U/min, 550 U/min, 500 U/min)
abzusenken und/oder zu halten, bevor und/oder während sie den zweiten Aktor zum Eingreifen
in die dritte Eingriffsspur (zum Beispiel direkt oder indirekt) ansteuert. Alternativ
oder zusätzlich ist die Steuereinheit dazu ausgebildet, eine Motordrehzahl der Brennkraftmaschine
auf eine Leerlaufdrehzahl (z. B. ca. 600 U/min) abzusenken und/oder zu halten, bevor
und/oder während sie den zweiten Aktor zum Eingreifen in die dritte Eingriffsspur
(zum Beispiel direkt oder indirekt) ansteuert. Bei der geringeren Motordrehzahl wirken
insbesondere geringere Kräfte beim Verschiebevorgang des Nockenträgers. Dadurch kann
die dritte Eingriffsspur vergleichsweise klein und/oder mit großer Steigung dimensioniert
sein. Ferner kann bei geringen Motordrehzahlen ein Freiflug des Nockenträgers zum
Abschluss des Verschiebevorgangs sicher und wiederholbar durchgeführt werden.
[0028] Es ist möglich, dass die Steuereinheit nach einer Verschiebung des Nockenträgers
durch Eingriff des zweiten Aktors in die dritte Eingriffsspur wieder eine höhere Motordrehzahl
zulässt und/oder eine Motordrehzahl nicht mehr beschränkt.
[0029] Es ist auch möglich, dass die Steuereinheit dazu ausgebildet ist, nach einer Verschiebung
des Nockenträgers durch Eingriff des zweiten Aktors in die dritte Eingriffsspur eine
erneute Rückverschiebung durch Eingreifen des zweiten Aktors in die zweite Eingriffsspur
zu verhindern.
[0030] In einer weiteren Ausführungsvariante ist die Steuereinheit dazu ausgebildet, den
zweiten Aktor solange in mehreren aufeinanderfolgenden Versuchen (zum Beispiel zweimal,
dreimal, viermal usw.) zum Eingreifen in die dritte Eingriffsspur (zum Beispiel direkt
oder indirekt) anzusteuern, bis der Nockenträger in die zweite Axialposition verschoben
ist.
[0031] In einem Ausführungsbeispiel ist die Steuereinheit dazu ausgebildet, bei einer Fehlfunktion
des ersten Aktors eine Axialverschiebung des Nockenträgers durch Eingreifen des zweiten
Aktors in die zweite Eingriffsspur zu unterbinden.
[0032] In einem weiteren Ausführungsbeispiel ist eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge,
der dritten Eingriffsspur kürzer als eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge, der
ersten Eingriffsspur und/oder eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge, der zweiten
Eingriffsspur. Alternativ oder zusätzlich ist eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge,
der dritten Eingriffsspur in einem Bereich kleiner oder gleich 90°NW (Nockenwellenwinkel)
(z. B. kleiner oder gleich 60°NW) und/oder größer oder gleich 20°NW (z. B. größer
oder gleich 30°NW). Die NW-Bereiche können bspw. je nach Anwendung, Nockengröße usw.
unterschiedlich sein.
[0033] Beispielsweise kann die Länge der dritten Eingriffsspur kleiner oder gleich einer
Hälfte der Länge der ersten Eingriffsspur und/oder der zweiten Eingriffsspur sein.
[0034] In einer Ausführungsform ist eine Tiefe (z. B. Maximaltiefe) der dritten Eingriffsspur
kleiner als eine Tiefe (z. B. Maximaltiefe) der ersten Eingriffsspur und/oder eine
Tiefe der zweiten Eingriffsspur. Alternativ oder zusätzlich ist eine Tiefe (z. B.
Maximaltiefe) der dritten Eingriffsspur in einem Bereich kleiner oder gleich 2 mm
und/oder größer oder gleich 1°mm. Die Tiefe kann bspw. je nach Anwendung, Nockengröße
usw. unterschiedlich sein.
[0035] Beispielsweise kann die Tiefe der dritten Eingriffsspur kleiner oder gleich einer
Hälfte der Tiefe der ersten Eingriffsspur und/oder der zweiten Eingriffsspur sein.
[0036] In einer weiteren Ausführungsform ist eine Steigung der dritten Eingriffsspur größer
als eine Steigung der ersten Eingriffsspur und/oder eine Steigung der zweiten Eingriffsspur.
Alternativ oder zusätzlich ist eine Axialerstreckung der dritten Eingriffsspur entlang
einer Axialachse des Nockenträgers kleiner als eine Axialerstreckung der ersten Eingriffsspur
entlang der Axialachse des Nockenträgers und/oder eine Axialerstreckung der zweiten
Eingriffsspur entlang der Axialachse des Nockenträgers. Es ist möglich, dass die dritte
Eingriffsspur kleiner dimensioniert ist als die erste Eingriffsspur und/oder die zweite
Eingriffsspur.
[0037] Die kleinere Dimensionierung der dritten Eingriffsspur im Vergleich zur ersten und
zweiten Eingriffsspur kann deren Verwendung als Noteingriffsspur Rechnung tragen.
Die kleinere Dimensionierung kann dadurch ermöglicht werden, dass die Verschiebung
des Nockenträgers bei Eingriff in die dritte Eingriffsspur bei einer vorbestimmten,
geringen Motordrehzahl durchgeführt wird, bei der geringere Kräfte wirken.
[0038] In einem Ausführungsbeispiel grenzt ein Anfang eines Einfahrabschnitts, insbesondere
einer Einfahrrampe, der dritten Eingriffsspur an ein Ende eines Auswurfabschnitts,
insbesondere einer Auswurframpe, der zweiten Eingriffsspur, insbesondere in einer
Umfangsrichtung um den Nockenträger, (z. B. mit geringem Abstand im einstelligen NW-Bereich)
an.
[0039] In einem weiteren Ausführungsbeispiel weist der Nockenträger eine vierte Eingriffsspur
auf und der erste Aktor ist dazu ausgebildet, zum Verschieben des Nockenträgers in
der zweiten Axialrichtung in die vierte Eingriffsspur einzugreifen. Alternativ oder
zusätzlich bewirkt ein Eingriff des ersten Aktors in die vierte Eingriffsspur eine
Verschiebung des Nockenträgers von einer zweiten Axialposition des Nockenträgers in
eine erste Axialposition des Nockenträgers.
[0040] Zweckmäßig können die hierin beschriebenen Merkmale, die im Zusammenhang mit der
dritten Eingriffsspur stehen, gleichermaßen bei der vierten Eingriffsspur verwirklicht
sein.
[0041] Zweckmäßig können der Nockenträger, die Welle und die Aktorvorrichtung ein Schiebenockensystem
bilden.
[0042] Die Erfindung betrifft auch ein Kraftfahrzeug, insbesondere ein Nutzfahrzeug (zum
Beispiel Lastkraftwagen oder Omnibus), mit einem variablen Ventiltrieb wie hierin
offenbart.
[0043] Es ist auch möglich, die Vorrichtung wie hierin offenbart für Personenkraftwagen,
Großmotoren, geländegängige Fahrzeuge, stationäre Motoren, Marinemotoren usw. zu verwenden.
[0044] Die zuvor beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen und Merkmale der Erfindung
sind beliebig miteinander kombinierbar. Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung
werden im Folgenden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine isometrische Ansicht eines beispielhaften variablen Ventiltriebs gemäß der vorliegenden
Offenbarung;
- Figur 2
- eine Draufsicht bzw. eine Ansicht von oben auf den beispielhaften variablen Ventiltrieb;
und
- Figur 3
- eine Detaildarstellung eines Abschnitts eines Nockenträgers des beispielhaften variablen
Ventiltriebs.
[0045] Die in den Figuren gezeigten Ausführungsformen stimmen zumindest teilweise überein,
so dass ähnliche oder identische Teile mit den gleichen Bezugszeichen versehen sind
und zu deren Erläuterung auch auf die Beschreibung der anderen Ausführungsformen bzw.
Figuren verwiesen wird, um Wiederholungen zu vermeiden.
[0046] Die Figuren 1 und 2 zeigen einen variablen Ventiltrieb 10. Der variable Ventiltrieb
10 weist eine Welle (Nockenwelle) 12, ein Schiebenockensystem 14, eine Kraftübertragungsvorrichtung
16, ein erstes Gaswechselventil 18 und ein zweites Gaswechselventil 20 auf. Die Gaswechselventile
18, 20 können beispielweise Einlassventile oder Auslassventile eines Zylinders einer
Brennkraftmaschine sein.
[0047] Der variable Ventiltrieb 10 kann zum Anpassen der Ventilsteuerkurven des ersten und
zweiten Gaswechselventils 18, 20 verwendet werden. Der variable Ventiltrieb 10 ist
einer Brennkraftmaschine (nicht dargestellt) zugeordnet. Die Brennkraftmaschine kann
beispielsweise in einem Nutzfahrzeug, zum Beispiel einem Omnibus oder einem Lastkraftwagen,
umfasst sein. Die Brennkraftmaschine kann einen oder mehrere Zylinder aufweisen.
[0048] Das Schiebenockensystem 14 weist einen Nockenträger 22 und eine Aktorvorrichtung
mit einem ersten Aktor 24 und einem zweiten Aktor 26 auf.
[0049] Der Nockenträger 22 ist drehfest und axial verschiebbar auf der Welle 12 angeordnet,
z. B. mittels einer Axialprofilierung des Außenumfangs der Welle 12 und des Innenumfangs
des Nockenträgers 22 (bspw. Zahnwellenverbindung oder Keilwellenverbindung). Es ist
möglich, dass mehrere Nockenträger 22 auf der Welle 12 angeordnet sein können, um
bspw. Gaswechselventile mehrerer Zylinder der Brennkraftmaschine zu betätigen. Der
Nockenträger 22 weist vier Nocken 28-31, eine erste Eingriffsspur (Schaltkulisse)
32, eine zweite Eingriffsspur (Schaltkulisse) 34 und eine dritte Eingriffsspur 36
(siehe Figur 3, nicht sichtbar in Figur 1 und 2) auf. Wie hierin an anderer Stelle
im Detail beschrieben ist, dient die dritte Eingriffsspur 36 insbesondere als eine
Noteingriffsspur für den Fall, dass der erste Aktor 24 ausfällt.
[0050] Der Nockenträger 22 bildet zusammen mit der Welle 12 eine Nockenwelle. Die Welle
12 mit dem Nockenträger 22 ist als obenliegende Nockenwelle (engl. overhead camshaft
- OHC) angeordnet. Die Welle 12 mit dem Nockenträger 22 kann Teil eines Doppelnockenwellensystems
(engl. double overhead camshaft - DOHC) sein oder als Einzelnockenwelle (engl. single
overhead camshaft - SOHC) vorgesehen sein.
[0051] Die vier Nocken 28-31 können unterschiedliche Nockenkonturen zum Erzeugen unterschiedlicher
Ventilsteuerkurven für die Gaswechselventile 18, 20 aufweisen. Die Nocken 28-31 können
zumindest teilweise auch als Nullhubnocken ausgebildet sein. Die unterschiedlichen
Nockenkonturen der Nocken 28-31 können beispielsweise zur Verbrauchsreduzierung, zum
Thermomanagement oder zur Realisierung einer Motorbremse eingesetzt werden. In dem
hier beschriebenen Ausführungsbeispiel ist der zweite Nocken 29 als ein Motorbremsnocken
ausgebildet. Eine Motorbremsfunktion durch den Motorbremsnocken kann bspw. dadurch
verwirklicht sein, dass ein durch den Motorbremsnocken betätigtes Auslassventil im
Verdichtungstakt und/oder im Ausschubtakt zunächst geschlossen gehalten und dann geöffnet
wird. Hierdurch wird eine (doppelte) Dekompression in den Abgastrakt bewirkt, die
die Brennkraftmaschine abbremst. Der zugeordnete Zylinder ist nicht befeuert. Zusätzlich
kann der vierte Nocken 31 beispielsweise als ein Nullhubnocken ausgebildet sein.
[0052] Die vier Nocken 28-31 sind entlang einer Längsachse des Nockenträgers 22 zueinander
versetzt angeordnet. Der erste Nocken 28 ist angrenzend an den zweiten Nocken 29 angeordnet.
Der dritte Nocken 30 ist angrenzend an den vierten Nocken 31 angeordnet. Der erste
und zweite Nocken 28, 29 dienen wahlweise zur Betätigung des ersten Gaswechselventils
18. Der dritte und vierte Nocken 30, 31 dienen wahlweise zur Betätigung des zweiten
Gaswechselventils 20. Die Nocken 28, 29 und 30, 31 sind an entgegengesetzten Enden
des Nockenträgers 22 angeordnet. In anderen Ausführungsformen können zusätzliche Nocken,
weniger Nocken und/oder alternative Anordnungen der Nocken vorgesehen sein, z. B.
eine mittige Anordnung der Nocken am Nockenträger.
[0053] Die Aktoren 24, 26 können elektrisch (z. B. elektromotorisch, elektromagnetisch),
pneumatisch und/oder hydraulisch betätigt sein. In der dargestellten Ausführungsform
sind die Aktoren elektrisch betätigt (siehe elektrische Anschlüsse an deren oberen
Enden).
[0054] Das Schiebenockensystem 14 kann zusätzlich eine Arretierungsvorrichtung (nicht dargestellt)
aufweisen. Die Arretierungsvorrichtung kann so ausgebildet sein, dass sie den Nockenträger
22 in den gewünschten Axialpositionen axial auf der Welle 12 sichert. Dazu kann die
Arretierungsvorrichtung beispielsweise einen elastisch vorgespannten Sperrkörper aufweisen.
Der Sperrkörper kann in einer ersten Axialposition des Nockenträgers 22 in eine erste
Ausnehmung des Nockenträgers 22 eingreifen und in einer zweiten Axialposition des
Nockenträgers 22 in eine zweite Ausnehmung des Nockenträgers 22 eingreifen. Die Arretierungsvorrichtung
kann beispielsweise in der Welle 12 vorgesehen sein.
[0055] Die Kraftübertragungsvorrichtung 16 weist ein erstes Kraftübertragungselement 40,
ein zweites Kraftübertragungselement 41, eine Hebelachse 42 und eine Mehrzahl von
Lagerböcken 43 auf. Die Kraftübertragungselemente 40, 41 sind drehbar auf der Hebelachse
42 angeordnet, sodass sie um die Hebelachse 42 schwenkbar sind. Die Hebelachse 42
ist in den Lagerböcken 43 gelagert bzw. gehalten. Die Welle 12 ist drehbar in den
Lagerböcken 43 gelagert. Es können bspw. auch getrennte Lagerböcke für die Hebelachse
42 und die Welle 12 vorgesehen sein. Die Aktoren 24 und 26 sind von einer Tragvorrichtung
46 an der Hebelachse 42 getragen.
[0056] In der gezeigten Ausführungsform sind die Kraftübertragungselemente 40, 41 als Kipphebel
und die Hebelachse 42 somit als eine Kipphebelachse ausgebildet. Es ist allerdings
beispielsweise auch möglich, dass die Kraftübertragungselemente 40, 41 beispielsweise
als Schlepphebel und die Hebelachse 42 somit als eine Schlepphebelachse ausgebildet
ist.
[0057] In der dargestellten Ausführung dient das erste Kraftübertragungselement 40 zum Betätigen
des ersten Gaswechselventils 18 und das zweite Kraftübertragungselement 41 zum Betätigen
des zweiten Gaswechselventils 20. Es ist allerdings auch möglich, dass beispielsweise
mehrere Gaswechselventile mittels nur eines Kraftübertragungselements zum Beispiel
unter Zwischenschaltung einer Ventilbrücke betätigt werden.
[0058] Die Kraftübertragungselemente 40, 41 weisen jeweils einen Nockenfolger 44, 45, zum
Beispiel in Form einer drehbar gelagerten Rolle, auf. Die Nockenfolger 44, 45 folgen
in Abhängigkeit von einer Axialposition des Nockenträgers 22 einer Nockenkontur der
Nocken 28-31.
[0059] Unter Bezugnahme auf die Figuren 1 bis 3 ist nachfolgend die Funktionsweise der Aktoren
24, 26 im Zusammenwirken mit den Eingriffspuren 32, 34 und 36 beschrieben.
[0060] Die erste Eingriffsspur 32, die zweite Eingriffsspur 34 und die dritte Eingriffsspur
36 (nur in Figur 3 sichtbar) sind mittig am Nockenträger 22 vorgesehen. Es ist auch
möglich, dass die Eingriffsspuren außermittig angeordnet sind, z. B. endseitig am
Nockenträger. Die Eingriffsspuren 32, 34 und 36 erstrecken sich wendelförmig (helixförmig)
als Vertiefungen (Nuten bzw. Kulissen) in dem Nockenträger 22 um eine Längsachse der
Welle 12.
[0061] Zum axialen Verschieben des Nockenträgers 22 können radial zur Längsachse der Welle
12 verschiebbare Stifte (Pins) 24A, 26A (siehe Figur 3) der Aktoren 24, 26 selektiv
in die Eingriffsspuren 32, 34, 36 eingreifen (einspuren). Im Einzelnen kann ein Stift
24A des ersten Aktors 24 selektiv in die erste Eingriffsspur 32 zum Verschieben des
Nockenträgers 22 von einer ersten Axialposition zu einer zweiten Axialposition eingreifen.
In den Figuren 1 bis 3 ist der Nockenträger 22 bspw. in der zweiten Axialposition
dargestellt. Der Stift 24A des ersten Aktors 24 kann nur in die erste Eingriffsspur
32 zum Verschieben in die zweite Axialposition eingreifen, wenn der Nockenträger 22
in der ersten Axialposition ist.
[0062] Der Stift 26A des zweiten Aktors 26 kann wiederum selektiv in die zweite Eingriffsspur
34 eingreifen, wenn der Nockenträger 22 in der zweiten Axialposition ist. Dann wird
der Nockenträger 22 von der zweiten Axialposition zurück zur ersten Axialposition
verschoben (nach rechts in Figur 3).
[0063] In der in den Figuren 1-3 dargestellten zweiten Axialposition des Nockenträgers 22
werden die Gaswechselventile 18, 20 von dem ersten Nocken 28 und dem dritten Nocken
30 betätigt. Im Einzelnen wird das erste Gaswechselventile 18 von dem ersten Nocken
28 betätigt und das zweite Gaswechselventil 20 wird von dem dritten Nocken 30 betätigt.
[0064] In der ersten Axialposition des Nockenträgers 22 werden die Gaswechselventile 18,
20 von dem zweiten Nocken 29 und dem vierten Nocken 31 betätigt. Im Einzelnen wird
das erste Gaswechselventil 18 von dem zweiten Nocken 29 und das zweite Gaswechselventil
20 von dem vierten Nocken 31 betätigt.
[0065] Wie bereits erwähnt, können der zweiten Nocken 29 als ein Motorbremsnocken und der
vierte Nocken 31 als ein Nullhubnocken ausgebildet sein. Damit kann in der ersten
Axialposition des Nockenträgers 22 ein Motorbremsbetrieb der Brennkraftmaschine bewirkt
werden. Im Gegensatz dazu kann beispielsweise in der zweiten Axialposition des Nockenträgers
22 ein Normalbetrieb der Brennkraftmaschine bewirkt werden.
[0066] Die Axialverschiebung des Nockenträgers 22 wird dadurch ausgelöst, dass der ausgefahrene
Stift 24A, 26A des jeweiligen Aktors 24, 26 bezüglich einer Axialrichtung der Welle
12 ortsfest ist. Folglich wird der verschiebbare Nockenträger 22 aufgrund der Wendelform
der Eingriffsspuren 32, 34 in einer Längsrichtung der Welle 12 verschoben, wenn einer
der ausgefahrenen Stifte 24A, 26A in die jeweilige Eingriffsspur 32, 34 eingreift.
Am Ende des axialen Verschiebevorgangs wird der ausgefahrene Stift 24A, 26A des jeweiligen
Aktors 24, 26 von der jeweiligen Eingriffsspur 32, 34 über eine Ausschieberampe entgegengesetzt
zu der Ausfahrrichtung geführt und somit eingefahren bzw. ausgeworfen. Der Stift 24A,
26A des jeweiligen Aktors 24, 26 gelangt außer Eingriff mit der jeweiligen Eingriffsspur
32, 34.
[0067] So lange die Aktoren 24 und 26 funktionsfähig sind, kann beliebig zwischen der ersten
Axialposition und der zweiten Axialposition des Nockenträgers 22 umgeschaltet werden.
Damit kann bspw. in der ersten Axialposition ein Motorbremsbetrieb und in der zweiten
Axialposition ein Normalbetrieb der Gaswechselventile 18, 20 realisiert werden.
[0068] Es ist jedoch denkbar, dass der erste Aktor 24 ausfällt. Als Konsequenz kann nicht
mehr mittels des ersten Aktors 24 aus der ersten Axialposition des Nockenträgers 22
für den Motorbremsbetrieb zu der zweiten Axialposition des Nockenträgers 22 für den
Normalbetrieb umgeschaltet werden. Um dennoch eine Axialverschiebung des Nockenträgers
22 aus der ersten Axialposition zu der zweiten Axialposition zu ermöglichen, ist die
dritte Eingriffsspur 36 für den zweiten Aktor 26 vorgesehen. Insbesondere im Falle
einer Fehlfunktion des ersten Aktors 24 kann so mittels des zweiten Aktors 26 doch
noch auf den Normalbetrieb umgeschaltet werden.
[0069] Die dritte Eingriffsspur 36 ist als eine Noteingriffsspur ausgeführt, die zweckmäßig
nur dann von dem zweiten Aktor 26 benutzt wird, wenn der erste Aktor 24 ausfällt.
Dies kann beispielsweise durch eine in Figur 2 schematisch dargestellte Steuereinheit
38 erfasst werden. Die Steuereinheit 38 kann in Kommunikationsverbindung mit dem ersten
Aktor 24 und dem zweiten Aktor 26 und beispielsweise einer oder mehreren weiteren
Komponenten der Brennkraftmaschine, insbesondere zur Regelung einer Drehzahl der Brennkraftmaschine,
stehen. Es ist möglich, dass die Steuereinheit 38 den ersten Aktor 24 und/oder den
zweiten Aktor 26 direkt oder indirekt ansteuert.
[0070] Die dritte Eingriffsspur 36 kann sich zumindest teilweise ebenfalls wendelförmige
erstrecken. Die dritte Eingriffsspur 36 kann insbesondere flacher (weniger tief) und
kürzer (weniger lang) als die Eingriffsspuren 32, 34 sein. Beispielsweise kann eine
Bogenlänge der dritten Eingriffsspur in einem Bereich zwischen 20° NW und 90° NW,
z. B. zwischen 30°NW und 60°NW (Nockenellenwinkel), liegen, wohingegen eine Bogenlänge
der Eingriffsspuren 32, 34 größer sein kann, zum Beispiel zwischen 120° NW und 160°NW
oder mehr. Es ist möglich, dass eine Tiefe der dritten Eingriffsspur 36 in einem Bereich
zwischen 2 mm und 3 mm liegt, wohingegen eine Tiefe der Eingriffsspuren 32, 34 größer
sein kann, zum Beispiel 3 mm bis 6 mm, insbesondere ca. 4,5 mm. Zusätzlich kann die
dritte Eingriffsspur 36 eine größere Steigung als die Eingriffsspuren 32, 34 aufweisen.
[0071] Die dritte Eingriffsspur 36 ist damit dazu ausgebildet, in einem vergleichsweise
kleinen Bereich eine Umschaltung von der ersten Axialposition in die zweite Axialposition
zu ermöglichen, insbesondere im Vergleich mit den Eingriffsspuren 32, 34. Hierbei
ist zu berücksichtigen, dass die Eingriffsspuren 32, 34 und 36 zweckmäßig nur im Grundkreisbereich
der Nocken 28-31 positioniert sind, da nur hier eine Umschaltung zwischen den Nocken
28-31 möglich sein kann. Die Geometrieanpassungen der dritten Eingriffsspur 36 gegenüber
den Eingriffsspuren 32, 34 werden dadurch ermöglicht, dass diese insbesondere nur
als Noteingriffsspur verwendet wird. Die Notumschaltung kann bei einer vergleichsweise
geringen, vorbestimmten Motordrehzahl (und somit Nockenwellendrehzahl) stattfinden.
Hierbei wirken geringere Kräfte beim Verschieben des Nockenträgers 22.
[0072] Wenn die Steuereinheit 38 beispielsweise erfasst, dass der erste Aktor 24 eine Fehlfunktion
aufweist und eine Rückschaltung aus der ersten Axialposition in die zweite Axialposition
gewünscht ist, kann die Steuereinheit 38 die Motordrehzahl auf eine vorbestimmte Drehzahl,
zum Beispiel eine Leerlaufdrehzahl beispielsweise um 600 U/min, absenken. Nachdem
der Stift 26A des zweiten Aktors 26 einen Ausfahrabschnitt (z. B. Ausfahrrampe bzw.
Auswurframpe) 34A der zweiten Eingriffsspur 34 überquert bzw. passiert hat, ohne betätigt
zu sein, wird der zweite Aktor 26 von der Steuereinheit 38 angesteuert, zum Beispiel
bestromt. Der Stift 26A des zweiten Aktors 26 fährt dann in den Einfahrabschnitt bzw.
die Einfahrrampe 36E der dritten Eingriffsspur 36 ein, die mit geringem Abstand bspw.
im einstelligen NW-Bereich an den Ausfahrabschnitt 34A der zweiten Eingriffsspur 34
angrenzt (siehe Figur 3). Aufgrund der geringen Drehzahl der Welle 12 bleibt genügend
Zeit zum Einspuren in die dritte Eingriffsspur 36.
[0073] Der Stift 26A des zweiten Aktors 26 bewirkt dann eine Verschiebung des Nockenträgers
22 von der ersten Axialposition in Richtung zu der zweiten Axialposition. Hierbei
kann der Stift 26A mittels eines Auswurfabschnitts bzw. Ausfahrabschnitts 36A der
dritten Eingriffsspur 36 bereits aus der dritten Eingriffsspur 36 ausgeworfen werden,
bevor der Nockenträger 22 die zweite Axialposition tatsächlich erreicht. Nach dem
Auswurf des Stifts 26A bewegt sich der Nockenträger 22 sozusagen im definierten Freiflug
bis zur zweiten Axialposition, in der er durch die Arretierungsvorrichtung (nicht
dargestellt) arretiert wird. Der Nockenträger 22 wird somit durch Eingriff des Stifts
26A in die dritte Eingriffsspur 36 derart beschleunigt, dass er die zweite Axialposition
im Freiflug erreichen kann. Gleichzeitig kann die Beschleunigung so gewählt sein,
dass der Nockenträger 22 nicht zu stark gegen den entsprechenden Axialanschlag der
zweiten Axialposition anschlägt, um ein zu starkes Zurückprallen mit der Folge einer
nicht möglichen Arretierung in der zweiten Axialposition zu verhindern.
[0074] Es ist möglich, dass die Steuereinheit 38 mehrere Versuche unternimmt, bis der Nockenträger
22 durch Eingriff des Stifts 26A in die dritte Eingriffsspur 36 tatsächlich in die
zweite Axialposition bewegt und zweckmäßig in dieser arretiert wird.
[0075] Nach einem Verschieben des Nockenträgers 22 durch Eingriff in die dritte Eingriffsspur
36 kann die Steuereinheit 38 wieder eine höhere Motordrehzahl zulassen. Alternativ
oder zusätzlich kann die Steuerung 38 zweckmäßig verhindern, dass der Nockenträger
22 mittels des zweiten Aktors 26 erneut in die erste Axialposition verschoben wird.
[0076] Es ist bspw. auch möglich, dass eine vierte Eingriffsspur (nicht dargestellt in den
Figuren) im Nockenträger 22 vorgesehen ist, mittels der der erste Aktor 24 bspw. bei
einer Fehlfunktion des zweiten Aktors 26 eine Axialverschiebung des Nockenträgers
22 aus der zweiten Axialposition in die erste Axialposition bewirken kann. Die vierte
Eingriffsspur kann analog zu der dritten Eingriffsspur 36 ausgebildet sein und verwendet
werden.
[0077] Die Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen bevorzugten Ausführungsbeispiele
beschränkt. Vielmehr ist eine Vielzahl von Varianten und Abwandlungen möglich, die
ebenfalls von dem Erfindungsgedanken Gebrauch machen und deshalb in den Schutzbereich
fallen. Insbesondere beansprucht die Erfindung auch Schutz für den Gegenstand und
die Merkmale der Unteransprüche unabhängig von den in Bezug genommenen Ansprüchen.
Insbesondere sind die Merkmale des unabhängigen Anspruchs 1 unabhängig voneinander
offenbart. Zusätzlich sind auch die Merkmale der Unteransprüche unabhängig von sämtlichen
Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 und beispielsweise unabhängig von den Merkmalen
bezüglich des Vorhandenseins, der Anordnung und/oder der Konfiguration der Welle,
des Nockenträgers, der Kraftübertragungsvorrichtung, des ersten Aktors und/oder des
zweiten Aktors des unabhängigen Anspruchs 1 offenbart.
Bezugszeichenliste
[0078]
- 10
- Variabler Ventiltrieb
- 12
- Welle
- 14
- Schiebenockensystem
- 16
- Kraftübertragungsvorrichtung
- 18
- Erstes Gaswechselventil
- 20
- Zweites Gaswechselventil
- 22
- Nockenträger
- 24
- Erster Aktor
- 24A
- Stift
- 26
- Zweiter Aktor
- 26A
- Stift
- 28
- Erster Nocken
- 29
- Zweiter Nocken
- 30
- Dritter Nocken
- 31
- Vierter Nocken
- 32
- Erste Eingriffsspur
- 34
- Zweite Eingriffsspur
- 34A
- Ausfahrabschnitt
- 36
- Dritte Eingriffsspur
- 36A
- Ausfahrabschnitt
- 36E
- Einfahrabschnitt
- 38
- Steuereinheit
- 40
- Erstes Kraftübertragungselement
- 41
- Zweites Kraftübertragungselement
- 42
- Hebelachse
- 43
- Lagerbock
- 44
- Nockenfolger
- 45
- Nockenfolger
- 46
- Tragvorrichtung
1. Variabler Ventiltrieb (10), insbesondere mit einem Schiebenockensystem (14), für eine
Brennkraftmaschine, aufweisend:
eine Welle (12);
einen Nockenträger (22), der drehfest und axial verschiebbar auf der Welle (12) angeordnet
ist und einen ersten Nocken (28), einen zweiten Nocken (29), eine erste Eingriffsspur
(32), eine zweite Eingriffsspur (34) und eine dritte Eingriffsspur (36) aufweist;
einen ersten Aktor (24), der dazu ausgebildet ist, zum Verschieben des Nockenträgers
(22) in einer ersten Axialrichtung in die erste Eingriffsspur (32) einzugreifen; und
einen zweiten Aktor (26), der dazu ausgebildet ist, zum Verschieben des Nockenträgers
(22) in einer zweiten Axialrichtung, die der ersten Axialrichtung entgegengesetzt
ist, in die zweite Eingriffsspur (34) einzugreifen und zum Verschieben des Nockenträgers
(22) in der ersten Axialrichtung in die dritte Eingriffsspur (36) einzugreifen.
2. Variabler Ventiltrieb (10) nach Anspruch 1, wobei:
ein Eingriff des ersten Aktors (24) in die erste Eingriffsspur (32) eine Verschiebung
des Nockenträgers (22) von einer ersten Axialposition in eine zweite Axialposition
bewirkt; und
ein Eingriff des zweiten Aktors (26) in die dritte Eingriffsspur (36) eine Verschiebung
des Nockenträgers (22) von der ersten Axialposition in die zweite Axialposition bewirkt;
und optional:
ein Eingriff des zweiten Aktors in die zweite Eingriffsspur (34) eine Verschiebung
des Nockenträgers (22) von der zweiten Axialposition in die erste Axialposition bewirkt.
3. Variabler Ventiltrieb (10) nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, wobei:
beim Eingreifen des zweiten Aktors (26) in die dritte Eingriffsspur (36) ein Ende
eines Auswurfabschnitts (36A) der dritten Eingriffsspur (36) erreicht wird, bevor
der Nockenträger (22) die zweite Axialposition erreicht; und/oder
beim Eingreifen des zweiten Aktors (26) in die dritte Eingriffsspur (36) der Nockenträger
(22) derart beschleunigt wird, dass sich der Nockenträger (22) nach dem Auswurf des
zweiten Aktors (26) aus der dritten Eingriffsspur (36) noch weiter, insbesondere im
Freiflug, bis zur zweiten Axialposition bewegt; und/oder
ein Stift (26A) des zweiten Aktors (26) aus der dritten Eingriffsspur (36) ausgeworfen
wird, bevor der Nockenträger (22) die zweite Axialposition erreicht.
4. Variabler Ventiltrieb (10) nach Anspruch 2 oder Anspruch 3, wobei:
eine Kraftübertragungsvorrichtung (16) in der ersten Axialposition des Nockenträgers
(22) eine Wirkverbindung zwischen dem zweiten Nocken (29) und dem Gaswechselventil
(18, 20) herstellt, und der zweite Nocken (29) als ein Motorbremsnocken ausgebildet
ist, und/oder
die Brennkraftmaschine in der ersten Axialposition des Nockenträgers (22) in einem
Motorbremsbetrieb betrieben wird.
5. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der vorherigen Ansprüche, ferner aufweisend:
eine Steuereinheit (38), die dazu ausgebildet ist, den ersten Aktor (24) und/oder
den zweiten Aktor (26) anzusteuern.
6. Variabler Ventiltrieb (10) nach Anspruch 5, wobei:
die Steuereinheit (38) dazu ausgebildet ist, den zweiten Aktor (26) zum Eingreifen
in die dritte Eingriffsspur (36) anzusteuern, wenn der erste Aktor (24) und/oder eine
Axialverschiebung durch den ersten Aktor (24) eine Fehlfunktion aufweist.
7. Variabler Ventiltrieb (10) nach Anspruch 5 oder Anspruch 6, wobei:
die Steuereinheit (38) dazu ausgebildet ist, eine Motordrehzahl der Brennkraftmaschine
unterhalb oder auf einen vorbestimmten Grenzwert abzusenken und/oder zu halten, bevor
und/oder während sie den zweiten Aktor (26) zum Eingreifen in die dritte Eingriffsspur
(36) ansteuert; und/oder
die Steuereinheit (38) dazu ausgebildet ist, eine Motordrehzahl der Brennkraftmaschine
auf eine Leerlaufdrehzahl abzusenken und/oder zu halten, bevor und/oder während sie
den zweiten Aktor (26) zum Eingreifen in die dritte Eingriffsspur (36) ansteuert.
8. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei:
die Steuereinheit (38) dazu ausgebildet ist, den zweiten Aktor (26) solange in mehreren
aufeinanderfolgenden Versuchen zum Eingreifen in die dritte Eingriffsspur (36) anzusteuern,
bis der Nockenträger (22) in die zweite Axialposition verschoben ist.
9. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der Ansprüche 5 bis 8, wobei:
die Steuereinheit (38) dazu ausgebildet ist, bei einer Fehlfunktion des ersten Aktors
(24) eine Axialverschiebung des Nockenträgers (22) durch Eingreifen des zweiten Aktors
(26) in die zweite Eingriffsspur (34) zu unterbinden.
10. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei:
eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge, der dritten Eingriffsspur (36) kürzer als
eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge, der ersten Eingriffsspur (32) und/oder eine
Länge, insbesondere eine Bogenlänge, der zweiten Eingriffsspur (34) ist; und/oder
eine Länge, insbesondere eine Bogenlänge, der dritten Eingriffsspur (36) in einem
Bereich kleiner oder gleich 90°NW und/oder größer oder gleich 20°NW ist.
11. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei:
eine Tiefe der dritten Eingriffsspur (36) kleiner als eine Tiefe der ersten Eingriffsspur
(32) und/oder eine Tiefe der zweiten Eingriffsspur (34) ist; und/oder
eine Tiefe der dritten Eingriffsspur (36) in einem Bereich kleiner oder gleich 2 mm
und/oder größer oder gleich 1 mm ist.
12. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei:
eine Steigung der dritten Eingriffsspur (36) größer als eine Steigung der ersten Eingriffsspur
(32) und/oder eine Steigung der zweiten Eingriffsspur (34) ist; und/oder
eine Axialerstreckung der dritten Eingriffsspur (36) entlang einer Axialachse des
Nockenträgers (22) kleiner als eine Axialerstreckung der ersten Eingriffsspur (32)
entlang der Axialachse des Nockenträgers (22) und/oder eine Axialerstreckung der zweiten
Eingriffsspur (34) entlang der Axialachse des Nockenträgers (22) ist; und/oder
die dritte Eingriffsspur (36) kleiner dimensioniert ist als die erste Eingriffsspur
(32) und/oder die zweite Eingriffsspur (34).
13. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei:
ein Anfang eines Einfahrabschnitts (36E), insbesondere einer Einfahrrampe, der dritten
Eingriffsspur (36) an ein Ende eines Auswurfabschnitts (34A), insbesondere einer Auswurframpe,
der zweiten Eingriffsspur (34), insbesondere in einer Umfangsrichtung um den Nockenträger
(22), angrenzt.
14. Variabler Ventiltrieb (10) nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei:
der Nockenträger (22) eine vierte Eingriffsspur aufweist; und
der erste Aktor (24) dazu ausgebildet ist, zum Verschieben des Nockenträgers (22)
in der zweiten Axialrichtung in die vierte Eingriffsspur einzugreifen; und/oder
ein Eingriff des ersten Aktors (24) in die vierte Eingriffsspur eine Verschiebung
des Nockenträgers (22) von einer zweiten Axialposition des Nockenträgers (22) in eine
erste Axialposition des Nockenträgers (22) bewirkt.
15. Kraftfahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einem variablen Ventiltrieb (10) nach
einem der vorherigen Ansprüche.