[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur dynamischen Walzspaltregelung einer Walzvorrichtung
zum Flexiblen Walzen von Metallbändern. Beim Flexiblen Walzen werden ein oder mehrere
Abschnitte mit variablen Profildickenverläufen aufeinanderfolgend und ggfs. wiederkehrend
in ein Bandmaterial gewalzt.
[0002] Aus der Dissertationsschrift "
Hauger, Andreas. Flexibles Walzen als kontinuierlicher Fertigungsprozess für Tailor
Rolled Blanks. Shaker, 1999" ist ein Verfahren zur dynamischen Walzspaltregelung bekannt, das eine iterative
Optimierung der Walzenstelldaten vorsieht. Dabei wird ein wiederkehrendes Soll-Dickenprofil
für ein Bandmaterial durch charakteristische Soll-Eckpunkte beschrieben. Bei linearen
Profilen, die sich aus Plateaus und Rampen mit jeweils konstanter Steigung zusammensetzen,
werden diese Soll-Eckpunkte durch die Schnittpunkte von Plateaus und Rampen definiert.
Im Falle eines nicht-linearen Profils, werden die Soll-Eckpunkte durch die lokalen
Minima und Maxima des Profils definiert und das Profil einer fiktiven Linearisierung
unterzogen. Das mittels erster Walzenanstelldaten gewalzte Ist-Dickenprofil eines
zu optimierenden Abschnitts eines Bandmaterials wird hinter dem Walzspalt vermessen
und diesem werden durch eine automatisierte Profilerkennung ebenfalls charakteristische
Ist-Eckpunkte zugeordnet. Aus den Abweichungen zwischen den Soll-Eckpunkten und den
Ist-Eckpunkten werden korrigierte Walzenanstelldaten ermittelt und dem Walzprozess
eines weiteren Bandabschnitts zugeführt.
[0003] Aus der
US2006/0033347 A1 sind Profildickenverläufe für Bandmaterial, das als Rohmaterial für verschiedene
Strukturbauteile in automobilen Anwendungen Verwendung findet, bekannt. Die Profildickenverläufe
weisen dabei verschiedene Bereiche mit konstanter Dicke auf, die über Bereiche mit
veränderlicher Dicke und konstanter Steigung verbunden sind.
[0004] Die Anforderungen der Abnehmer von flexibel gewalztem Bandmaterial, beispielsweise
an die Maßhaltigkeit und Kosten, steigen kontinuierlich an. Der Erfindung liegt daher
die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur dynamischen Walzspaltregelung bereitzustellen,
dass eine hohe Maßhaltigkeit des gewalzten Bandmaterials bei hohen Walzgeschwindigkeiten
erzielt und kosteneffizient ist.
[0005] Zur Lösung der Aufgabe wird ein Verfahren zur dynamischen Walzspaltregelung beim
Flexiblen Walzen von metallischem Bandmaterial vorgeschlagen, mit den Schritten: Festlegen
eines Soll-Dickenprofils mit definierten Soll-Eckpunkten und zwischen den Soll-Eckpunkten
liegenden Profilabschnitten, wobei jeweils zwei an einem Soll-Eckpunkt anschließende
Profilabschnitte unterschiedliche mittlere Steigungen aufweisen; Flexibles Walzen
des Bandmaterials gemäß dem Soll-Dickenprofil; Messen eines Ist-Dickenprofils des
flexibel gewalzten Bandmaterials und Ermitteln von zu den Soll-Eckpunkten korrespondierenden
Ist-Eckpunkten; Vergleichen der Soll-Eckpunkte mit den korrespondierenden Ist-Eckpunkten
und Ermitteln von Eckpunkt-Vergleichswerten aus den Soll-Eckpunkten und den korrespondierenden
Ist-Eckpunkten; Regeln eines Walzspalts in Abhängigkeit der Eckpunkt-Vergleichswerte;
dadurch gekennzeichnet, dass auf zumindest einer Teilzahl der zwischen Soll-Eckpunkten
liegenden Profilabschnitten Soll-Zwischenpunkte definiert werden, und dass aus dem
gemessenen Ist-Dickenprofil zu den Soll-Zwischenpunkten korrespondierende Ist-Zwischenpunkte
ermittelt werden; und dass die Soll-Zwischenpunkte mit den korrespondierenden Ist-Zwischenpunkten
verglichen werden und hieraus jeweils Zwischenpunkt-Vergleichswerte ermittelt werden,
und dass das Regeln des Walzspalts zusätzlich in Abhängigkeit der Zwischenpunkt-Vergleichswerte
erfolgt.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass Abweichungen des Ist-Dickenprofils
von dem Soll-Dickenprofil auch zwischen den Eckpunkten genauer erkannt und ausgeregelt
werden können, wobei ein stabiler Regelkreis mit gutem Führungsverhalten erzielt werden
kann. Durch die Definition der Zwischenpunkte werden lokale Abweichungen zwischen
den Eckpunkten erst feststellbar. Zudem kann der Prozess durch die Einführung von
Zwischenpunkten weiterhin stabil betrieben werden, während hingegen eine Auswertung
aller Messpunkte des Ist-Profils zu einem überproportionalen Zuwachs des Bedarfs an
Rechenleistung führen würde und der Prozess instabil werden kann.
[0007] Die Definition eines Soll-Dickenprofils von Bandmaterial wird anhand der Anforderungen
des aus dem Bandmaterial herzustellenden Bauteils abgeleitet und wird in der Regel
mehrfach wiederkehrend in Bandmaterial gewalzt. In das Bandmaterial kann ein Soll-Dickenprofil
hintereinander widerkehrend oder eine Sequenz verschiedener Soll-Dickenprofile gewalzt
werden. Das Bandmaterial wird in der Regel nachfolgend in Platinen mit der Länge der
Soll-Dickenprofile getrennt, aus denen durch Umformverfahren die angestrebten Bauteile
gefertigt werden können. Das Soll-Dickenprofil wird dabei so definiert, dass eine
digitale Weiterverarbeitung ermöglicht wird. Dies kann beispielsweise kontinuierlich
an Hand von Gleichungen erfolgen oder durch quasi-kontinuierliche, diskrete Wertepaare
von Dickenwert und Längspositionswert.
[0008] Das Soll-Dickenprofil umfasst zumindest einen ersten Profilabschnitt und einen angrenzenden
zweiten Profilabschnitt, die unterschiedliche mittlere Steigungen aufweisen. In einer
möglichen Ausführungsform kann ein erster Profilabschnitt als Plateau, mit zumindest
weitgehend konstanter Dicke, und ein zweiter Profilabschnitt als Rampe definiert sein.
Rampen weisen einen variablen Dickenverlauf und einen Steigungsverlauf auf zumindest
einer der Oberseite und der Unterseite des Bandes auf. In einer weiteren möglichen
Ausführungsform kann der zweite Profilabschnitt eine konstante Steigung aufweisen.
Diese Ausführungsform kann auch als lineares Soll-Dickenprofil bezeichnet werden.
In einer weiteren möglichen Ausführungsform kann der zweite Profilabschnitt eine veränderliche
Steigung aufweisen und/oder in den ersten Profilabschnitt stetig übergehen. Diese
Ausführungsform kann auch als nicht-lineares Soll-Dickenprofil bezeichnet werden.
[0009] Das Soll-Dickenprofil des Bandmaterials wird durch die Soll-Eckpunkte charakterisiert,
während die Soll-Zwischenpunkte als zusätzliche Stützstellen zur Optimierung der Walzspaltregelung
dienen. Die Soll-Eckpunkte beschreiben dabei die Übergangspunkte von einem ersten
Abschnitt in einen zweiten Abschnitt, insbesondere den Übergang von einem Plateau
in eine Rampe oder den Übergang einer Rampe mit einem ersten Steigungsverlauf in eine
Rampe mit einem zweiten Steigungsverlauf.
[0010] Die Soll-Zwischenpunkte sind auf einem Profilabschnitt des Soll-Dickenprofils jeweils
zwischen zwei Soll-Eckpunkten angeordnet. In einer möglichen Ausführungsform kann
der Abstand zwischen einem Soll-Eckpunkt und einem Soll-Zwischenpunkt sowie zwischen
zwei Soll-Zwischenpunkten mindestens 5 mm in einer Längsrichtung des Bandmaterials
betragen. Es hat sich gezeigt, dass bei hohen Walzgeschwindigkeiten der Abstand zwischen
den charakteristischen Punkten zumindest 5 mm in Bandlängsrichtung betragen kann,
damit ein stabiler Regelkreis abgebildet werden kann. Walzgeschwindigkeiten, die eine
kosteneffiziente Serienproduktion von flexibel gewalztem Bandmaterial ermöglichen,
liegen im Allgemeinen oberhalb von 20 m/min, wobei die Walzgeschwindigkeiten von der
Komplexität des zu walzenden Soll-Dickenprofils abhängen. Bei Abständen kleiner als
5 mm werden kleinste Mess- und Profilabweichungen dem Regelungskreis zurückgeführt.
Auf Grund sehr großer zu bewegender Massen von mehreren Tonnen in kürzesten Zeiten
kleiner 200 ms kann dies ein Aufschwingen des Gesamtsystems zur Folge haben, was zu
erhöhten Abweichungen zwischen dem Soll-Dickenprofil und dem mit den neu ermittelten
Walzenanstelldaten hergestellten Ist-Dickenprofil führen würde. In der zuvor genannten
Ausführungsform mit einem Mindestabstand von 5 mm können daher Zwischenpunkte nur
in Abschnitten mit einer Erstreckung in Längsrichtung von mindestens 10 mm vorgesehen
werden. Die maximale Anzahl der Zwischenpunkte auf einem Abschnitt des Soll-Dickenprofils
wird analog durch die Erstreckung des Abschnitts in Längsrichtung und den Mindestabstand
zweier Punkte begrenzt.
[0011] Die Anzahl der Soll-Zwischenpunkte zwischen zwei Soll-Eckpunkten kann in einer weiteren
Ausführungsform kleiner als 20, insbesondere kleiner als 6, insbesondere kleiner als
3, sein, um eine effiziente Ausnutzung der Rechenleistung des Regelungssystems zu
gewährleisten. Hierbei soll auch mit umfasst sein, dass einzelne Profilabschnitte
des Soll-Dickenprofils keine Zwischenpunkte aufweisen.
[0012] In einer möglichen Ausführungsform können die Soll-Zwischenpunkte auf zumindest einer
Teilzahl der zwischen den Soll-Eckpunkten liegenden Profilabschnitte gleichmäßig verteilt
sein, d.h. der Abstand zwischen den Eckpunkten des Profilabschnitts und den benachbarten
Zwischenpunkten sowie zwischen den Zwischenpunkten untereinander ist gleich. Dies
hat den Vorteil, dass die Position der Zwischenpunkte durch alleinige Vorgabe der
Anzahl der Zwischenpunkte pro Abschnitt automatisiert bestimmt werden kann.
[0013] In einer möglichen Ausführungsform können die Soll-Zwischenpunkte auf zumindest einer
Teilzahl der zwischen den Soll-Eckpunkten liegenden Profilabschnitte ungleichmäßig
verteilt sein. Dies hat den Vorteil, dass Profilbereiche mit einer hohen Prozessdynamik
eine höhere Auflösung erfahren können als Profilbereiche mit einer niedrigeren Prozessdynamik
und die Rechenleistung der Regelung effizient genutzt wird. So kann beispielsweise
bei längeren Plateauabschnitten der Abstand zwischen den Soll-Eckpunkten und den benachbarten
Soll-Zwischenpunkten dem minimalen Abstand entsprechen, um den Übergangsbereich zweier
Abschnitte zu beschreiben und der Abstand zwischen den folgenden Soll-Zwischenpunkten
jeweils bis zu der Mitte des Abschnitts zunehmen. Hierdurch kann in den hochaufgelösten
Bereichen eine optimierte Maßhaltigkeit des gewalzten Bandmaterials erreicht werden,
während hingegen durch die Reduktion der Gesamtzahl der charakteristischen Punkte
Rechenleistung eingespart bzw. höhere Walzgeschwindigkeiten erreicht werden können.
[0014] Die Bestimmung der ersten Walzenanstellungsdaten zur Erzielung des Soll-Dickenprofils
kann beispielsweise durch das Walzen eines Kalibrierprofils auf einem Anfangsabschnitt
oder auf separatem Bandmaterial, durch Prozesssimulation sowie basierend auf Erfahrungswerten
erfolgen.
[0015] Nach dem Walzen des Bandmaterials mit den ersten Walzenanstellungsdaten werden Vergleichswerte
zwischen den Soll-Eckpunkten bzw. den Soll-Zwischenpunkten und den Ist-Eckpunkten
bzw. den Ist-Zwischenpunkten ermittelt. In einer möglichen Ausführungsform kann das
Ist-Dickenprofil des Bandmaterials nach dem Flexiblen Walzen mittels eines berührungslosen
Dickenmesssystems, auf zumindest einer Messspur in einer Längsrichtung des Bandmaterials,
und mittels zumindest einer Bandlängenmesseinheit erfasst werden. Dabei werden die
Messwerte an diskreten Messpunkten erfasst. Die Messpunkte können dabei wenige Mikrometer
in Längsrichtung voneinander beabstandet sein, sodass der Dickenverlauf quasi-kontinuierlich
abgebildet wird. Insbesondere können das Dickenmesssystem und die Bandlängenmesseinheit
in einem gemeinsamen System integriert sein. Die Messspur in der die Messung der Dicke
vorgenommen wird, kann dabei je nach Anwendungsfall in der Mitte des Bandmaterials
angeordnet sein oder von dieser versetzt sein. Es ist auch denkbar, dass das Dicken-messsystem
in mehreren Messspuren das Ist-Dickenprofil misst. Dabei kann die Banddicke auf bis
zu 20 Messpuren ermittelt werden. Die Messspuren können gleichmäßig voneinander beabstandet
sein. Es ist auch denkbar, dass der Abstand der Messspur ungleichmäßig ist und beispielsweise
von der Mitte in Richtung des Randes des Bandmaterials zunimmt. In einer weiteren
Ausführungsform kann die zumindest eine Bandlängenmesseinheit in äquidistanten Abständen
Triggersignale generieren, durch die jeweils eine Messung zumindest eines Dickenwertes
durch das Dickenmesssystem ausgelöst wird. Auf die so ermittelten Dickenwerte kann
nachfolgend ein Filter zur gleitenden Mittwertbildung angewendet werden, um Messausreißer
zu eliminieren.
[0016] Berührungslose Dickenmesssysteme können die Dicke des Bandmaterials quasi-kontinuierlich
messen, d.h. an diskreten Punkten, die mit wenigen Mikrometern beabstandet sind, wobei
um den jeweiligen Messpunkt ein Messfleck abgetastet wird. Der Messfleck einer Messmethode
ist der Bereich auf der Oberfläche des zu untersuchenden Objekts, der für die Ermittlung
des Messwertes an einem Messpunkt berücksichtigt wird. Je kleiner der Messfleck, desto
hochauflösender ist die Messmethode. In einer möglichen Ausführungsform kann der Messfleck
des berührungslosen Dickenmesssystems kleiner als 10,0 mm, insbesondere kleiner als
1,0 mm, insbesondere kleiner als 0,1 mm, insbesondere kleiner als 0,06 mm, sein. Insbesondere
erfüllen laserbasierte Dickenmesssysteme diese Anforderung an die Messfleckgröße und
können daher in einer Ausgestaltung des Verfahrens verwendet werden. Laserbasierte
Dickenmesssysteme weisen eine um circa den Faktor 10 kleinere Messfleckausdehnung
auf als beispielsweise radiometrische Messverfahren. Durch die so erzielten kleineren
Messfehler können in Kombination mit den Zwischenpunkten höhere Walzgeschwindigkeiten
bei hoher Maßhaltigkeit realisiert werden.
[0017] In einer möglichen Ausführungsform kann die zumindest eine Bandlängenmesseinheit
eine Genauigkeit von zumindest 0,1 % vom Messwert, insbesondere zumindest 0,05%, aufweisen.
Dies hat den Vorteil, dass die Dickenmesswerte exakter der realen Längsposition zugeordnet
werden können und damit die Ermittlung der Ist-Eckpunkte und der Ist-Zwischenpunkte
in Längsrichtung mit höherer Genauigkeit erfolgen kann.
Die Ermittlung von Ist-Eckpunkten und Ist-Zwischenpunkten an Hand des gemessenen Ist-Dickenprofils
kann mit Methoden der Mustererkennung, insbesondere der Profilerkennung, erfolgen.
Hierzu gibt es eine Vielzahl an mathematischen Verfahren, auf die an dieser Stelle
nicht weiter eingegangen werden soll. Stattdessen soll beispielhaft an dieser Stelle
auf das Kapitel 7 der zuvor genannten Dissertationsschrift Hauger verwiesen werden.
Die so ermittelten Ist-Eckpunkte werden mit den korrespondierenden Soll-Eckpunkten
und die Ist-Zwischenpunkte werden mit den korrespondierenden Soll-Zwischenpunkten
verglichen und Eckpunkt-Vergleichswerte bzw. Zwischenpunkt-Vergleichswerte ermittelt.
[0018] Das Regeln des Walzspalts erfolgt in Abhängigkeit der ersten Walzenanstellungsdaten
und den Eckpunkt-Vergleichswerte bzw. Zwischenpunkt-Vergleichswerten. Hierzu kann
eine Neuberechnung der Walzenanstellungsdaten in Abhängigkeit der ersten Walzenanstellungsdaten
und den Eckpunkt-Vergleichswerte bzw. Zwischenpunkt-Vergleichswerten entweder durch
formelmäßige Zusammenhänge oder an Hand von Erfahrungswerten aus einer Datenbank erfolgen.
In einer möglichen Ausführungsform kann eine einlaufende Banddicke vor dem Walzspalt
gemessen werden und die Regelung des Walzspalts zusätzlich in Abhängigkeit der einlaufenden
Banddicke vor dem Walzspalt erfolgen. In einer weiteren Ausführungsform kann die Regelung
des Walzspalts in einem Bereich zwischen einem Soll-Eckpunkt und einem benachbarten
Soll-Zwischenpunkt über eine Interpolation der jeweils zugehörigen Eckpunkt-Vergleichswerte
und Zwischenpunkt-Vergleichswerte erfolgen, oder in einem Bereich zwischen zwei benachbarten
Soll-Eckpunkten über eine Interpolation der jeweils zugehörigen Eckpunkt-Vergleichswerte
erfolgen, oder in einem Bereich zwischen zwei benachbarten Soll-Zwischenpunkten über
eine Interpolation der jeweils zugehörigen Zwischenpunkt-Vergleichswerte erfolgen.
[0019] Es können neuberechnete Walzenanstellungsdaten entweder für einen Abschnitt vollständig
ermittelt und erst zu Beginn des nächsten wiederkehrenden Abschnitts angewendet werden.
Oder die neuberechneten Walzenanstellungsdaten können durchlaufend ermittelt und in
dem Prozess direkt angewendet werden. Je nachdem ob in das Bandmaterial ein Soll-Dickenprofil
hintereinander widerkehrend oder eine Sequenz verschiedener Soll-Dickenprofile gewalzt
wird, muss hierzu die Totzeit auf Grund der Abstände zwischen dem Dickenmesssystem
und dem Walzspalt berücksichtigt werden. Die ermittelten Vergleichs- und Korrekturwerte
des beschriebenen Verfahrens können darüber hinaus der Steuerung weiterer Prozessparameter
des Flexiblen Walzen, beispielsweise der Regelung der Bandzüge, zugeführt werden.
[0020] Im den nachfolgenden Figurendarstellungen werden bevorzugte Ausführungsformen erläutert.
Dabei zeigt
- Figur 1
- ein erfindungsgemäßes Verfahren in der Darstellung eines Flussdiagramms;
- Figur 2
- einen Ausschnitt eines Soll-Dickenprofil für flexibel gewalztes Bandmaterial mit Soll-Eckpunkten
und Soll-Zwischenpunkten;
- Figur 3
- ein gemessenes Ist-Dickenprofil in Relation zu dem Soll-Dickenprofil aus Figur 2;
- Figur 4
- das Ist-Dickenprofil aus Figur 3 nach der Ermittlung von Ist-Eckpunkten und Ist-Zwischenpunkten
und die resultierenden Abweichungen vom Soll-Dickenprofil;
- Figur 5
- das Ist-Dickenprofil aus Figur 3 nach der Ermittlung von Ist-Eckpunkten und die resultierenden
Abweichungen vom Soll-Dickenprofil ohne Zwischenpunktbetrachtung;
- Figur 6
- schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens aus Figur 1; und
- Figur 7
- schematisch die Messeinrichtung des Prozessschritts V50 des Verfahrens aus Figur 1.
[0021] In Figur 1 wird ein erfindungsgemäßer Prozess zur Walzspaltregelung beim Flexiblen
Walzen von Bandmaterial 11 schematisch an Hand eines Flussdiagramms dargestellt. In
Figur 6 ist schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens dargestellt.
Die Figuren 1 bis 6 werden im Folgenden gemeinsam beschrieben.
[0022] In einem ersten Prozessschritt V10 wird ein Soll-Dickenprofil 1 definiert. Als Grundlage
hierzu dienen die Anforderungen des Produkts, für das das flexibel gewalzte Bandmaterial
11'als Vormaterial dienen soll. Das Soll-Dickenprofil 1 kann entweder abschnittsweise
an Hand von Formeln oder durch eine Matrix mit diskreten Wertepaaren aus den Parametern
Dickenwert D und Längspositionswert L gebildet werden. Insbesondere wird das Soll-Dickenprofil
1 so definiert, dass es digital weiterverarbeitet werden kann. Dies kann entweder
in einer separaten Rechnereinheit 8, beispielsweise einer CAD- Workstation oder direkt
in einer Prozesssteuereinheit 9 erfolgen.
[0023] Ein Soll-Dickenprofil 1 umfasst zumindest einen ersten Profilabschnitt 2', 2" und
einen angrenzenden zweiten Profilabschnitt 3', 3", die unterschiedliche mittlere Steigungen
haben. Die mittlere Steigung wird durch die Verbindungslinie zwischen den Eckpunkten
eines Profilabschnitts definiert. Der erste Profilabschnitt 2', 2" ist vorliegend
in Form einer Rampe mit einem variablen Dickenwert D und der zweite Profilabschnitt
in Form eines Plateaus mit konstantem Dickenwert D gestaltet. Die Rampen 2', 2" können
linear ausgeführt sein und eine konstante Steigung aufweisen oder nicht-linear ausgeführt
sein und eine variable Steigung aufweisen.
[0024] Der Übergang von einem Plateauabschnitt 3', 3" in einen Rampenabschnitt 2', 2" und
umgekehrt wird durch einen Soll-Eckpunkt E beschrieben. Die Soll-Eckpunkte E charakterisieren
das Soll-Dickenprofil 1. In Figur 2 ist beispielhaft ein Ausschnitt eines Soll-Dickenprofils
1 mit den zugehörigen Eckpunkten E1 bis E5 (Quadrate) für flexibel zu walzendes Bandmaterial
11' dargestellt. Die erste Rampe 2' zwischen den Eckpunkten E1 und E2 weist eine negative
Steigung auf, sodass in diesem Bereich eine Dickenverringerung des Bandmaterials 11'
vorzufinden ist. Anschließend folgt ein erstes Plateau 3' zwischen den Eckpunkten
E2 und E3. Eine zweite Rampe 2" mit positiver Steigung und einhergehender Dickenvergrößerung
wird durch den Abschnitt zwischen den Eckpunkten E3 und E4 gebildet. Der Ausschnitt
des Soll-Dickenprofils 1 schließt mit einem zweiten Plateau 3" zwischen den Eckpunkten
E4 und E5 ab. Dem Soll-Dickenprofil 1 wurden zudem die Soll-Zwischenpunkte S1 bis
S5 (Rauten) zugewiesen. Soll-Zwischenpunkte S dienen als Stützpunkte zur Optimierung
der Walzspaltregelung gemäß dem Soll-Dickenprofil 1. Der ersten und zweiten Rampe
2', 2" ist jeweils mittig ein Zwischenpunkt S1 bzw. S5 zugeordnet. Der Soll-Zwischenpunkt
S1 ist genau mit einem Mindestabstand ΔL_min von seinen zugehörigen Soll-Eckpunkten
E1 und E2 beabstandet. Der Mindestabstand ΔL_min zwischen einem Soll-Eckpunkt E und
einem Soll-Zwischenpunkt S oder zwei Soll-Zwischenpunkten S führt dazu, dass die Regelung
des Walzspalts stabil ausgeführt werden kann. Abstände unterhalb des Mindestabstandes
ΔL_min können zum Aufschwingen der Regelung und zu signifikante Abweichungen in dem
zu fertigenden Bandmaterial 11' führen. Für eine Walzstraße gemäß der vorliegenden
Offenbarung kann der Mindestabstandes ΔL_min zumindest 5 mm betragen. Auf Profilabschnitten
die kleiner als der zweifache Mindestabstandes ΔL_min sind, wie beispielsweise das
zweite Plateau 3", können somit keine Soll-Zwischenpunkte S definiert werden. Durch
den Mindestabstand ΔL_min wird einem Soll-Dickenprofil 1 mit einer gegebenen Länge
eine obere Schranke für die Anzahl der Soll-Zwischenpunkte S zugewiesen. Dadurch kann
die für den weiteren Prozess notwendige Rechenleistung der Prozesssteuereinheit 9
effizient begrenzt werden. Um die zur Verfügung stehende Rechenleistungen einer Prozesssteuereinheit
9 einer vorhandenen Walzspalteinstellung effizient auszunutzen, ist es auch denkbar,
dass die Anzahl der Soll-Zwischenpunkte S auf den Plateaus 3', 3" und Rampen 2', 2"
jeweils auf eine maximale Anzahl begrenzt wird und insbesondere kleiner 20 ist.
[0025] Dem ersten Plateau 3' sind die drei Zwischenpunkte S2 bis S4 gleichmäßig verteilt
zugeordnet. Je nach Länge des Abschnittes wäre es auch denkbar, dass die Zwischenpunkte
ungleichmäßig verteilt sind. Beispielsweise könnten die Soll-Zwischenpunkte S2 und
S4 unter Berücksichtigung des Mindestabstandes ΔL_min jeweils näher an den nächstgelegenen
Soll-Eckpunkt E2 bzw. E3 positioniert werden und der Soll-Zwischenpunkt S3 in der
Mitte des Abschnitts verbleiben. Dadurch könnte, bei gleichbleibender Anzahl von Soll-Eckpunkten
E und Soll-Zwischenpunkten S, der Übergangsbereich zwischen der ersten Rampe 2' und
dem ersten Plateau 3' bzw. dem ersten Plateau 3' und der zweiten Rampe 2" genauer
aufgelöst werden.
[0026] Erfolgt die Definition des Soll-Dickenprofils 1 in einer separaten Rechnereinheit
8, so wird das Soll-Dickenprofil 1 in einem weiteren Prozessschritt V11 an die Prozesssteuereinheit
9 übertragen. In der Prozesssteuereinheit 9 wird darauffolgend in einem Prozessschritt
V20 aus dem Soll-Dickenprofil 1 ein erster Satz Walzenanstellungsdaten ermittelt.
Dies kann entweder auf Basis von Erfahrungswerten aus Datenbanken oder durch Simulation
erfolgen. Es ist auch denkbar, dass die Bestimmung der ersten Walzenanstellungsdaten
in einer separaten Rechnereinheit 8 erfolgt und die ersten Walzenanstellungsdaten
zusammen mit dem Soll-Dickenprofil 1 an die Prozesssteuereinheit 9 übertragen werden.
[0027] Die Prozesssteuereinheit 9 prüft in einem Schritt VE1, ob das Ende des einlaufenden
Bandmaterials 11 erreicht ist. Bei Erreichen des Endes des einlaufenden Bandmaterials
11 wird der Prozess unterbrochen. Ist das Ende des einlaufenden Bandmaterials 11 noch
nicht erreicht, kann in einem optionalen Prozessschritt V30 das Dickenprofil des einlaufenden
Bandmaterials 11 gemessen werden. Durch den optionalen Prozessschritt V30 wird eine
Matrix mit den Wertepaaren aus den Parametern Dickenwert D des einlaufenden Bandmaterials
11 und einem Längspositionswert L, unter Berücksichtigung des Abstandes Lv30 zum Walzspalt
12, gebildet. Das einlaufende Bandmaterial 11 weist im Regelfall einen konstanten
Nenn-Dickendickenwert DN auf und der gemessene Dickenwert weist nur geringe Abweichungen
von dem Nenn-Dickendickenwert DN auf. Es ist aber auch denkbar, dass Bandmaterial
11 mit einem variablen Dickenprofil einläuft, beispielsweise, wenn große Dickensprünge
mit mehreren Walzhüben erreicht werden sollen. Das Vermessen der Dicke des einlaufenden
Bandmaterials 11 kann durch eine Kombination aus einem Dickenmesssystem 6 und einer
Längenmesseinrichtung 17 erfolgen. Diese können analog zu den Messsystemen 7, 18 des
Prozessschritts V50 ausgeführt sein, sodass an dieser Stelle auf die Ausführungen
zu dem Prozessschritt V50 verwiesen wird.
[0028] Das einlaufende Bandmaterial 11 wir in einem Prozessschritt V40 entsprechend der
ersten Walzenanstellungsdaten gewalzt. Dazu wird das einlaufende Bandmaterial 11 durch
einen Walzspalt 12 geführt, der zwischen einer ersten Arbeitswalze 4' und einer zweiten
Arbeitswalze 4" gebildet wird. Insbesondere kann ein Quarto-Walzgerüst vorgesehen
sein, um kleine Durchmesser der Arbeitswalzen 4', 4" zu realisieren, wobei die Arbeitswalzen
4', 4" jeweils durch eine Stützwalze 5', 5" abgestützt werden. Der Walzspalt 12 zwischen
den beiden Arbeitswalzen 4', 4" wird durch eine Anstellvorrichtung 13 eingestellt,
die in Figur 6 nur schematisch dargestellt ist. Die Anstellvorrichtung 13 bewegt zumindest
eine der beiden Arbeitswalzen 4', 4" dabei vertikal in eine Soll-Anstellposition.
Die Ansteuerung der Anstellvorrichtung 13 kann insbesondere hydraulisch erfolgen und
die Soll-Anstellposition über Ventile geregelt werden. Es ist aber alternativ auch
eine elektro-mechanische Ausführungsform der Anstellvorrichtung 13 denkbar. Die Prozesssteuereinheit
9 führt dabei einem Regler die Walzenanstellungsdaten zu, die der Regler zu einer
Stellgröße für die Ventile wandelt und den Ventilen wiederum zuführt. Der Regler kann
dabei fest verdrahtet sein oder durch die Prozesssteuereinheit 9 simuliert werden,
wobei die Stellgröße über Leistungselektronik den Ventilen zugeführt wird.
[0029] Nach dem das einlaufende Bandmaterial 11 gewalzt wurde, wird das so erzeugte Ist-Dickenprofil
14 des auslaufenden Bandmaterials 11' in einem Prozessschritt V50 hinter dem Walzspalt
vermessen. Analog zu dem Prozessschritt V30 wird eine Matrix mit den Wertepaaren aus
den Parametern Banddickenwert D des gewalzten Bandmaterials 11' und dem zugehörigen
Längspositionswert L, unter Berücksichtigung des Abstandes Lv50 zum Walzspalt 12,
gebildet. In Figur 3 ist ein Ist-Dickenprofil 14 dargestellt. Das Vermessen kann durch
eine Kombination aus einem Dickenmesssystem 7 und einer Längenmesseinrichtung 18 erfolgen.
Als Dickenmesssystem 7 kann insbesondere ein nicht-taktiles, beispielsweise laserbasiertes,
Dickenmesssystem verwendet werden. Es ist aber auch denkbar über taktile Dickenmesssysteme
die Dicke des Bandmaterials 11' zu erfassen. Das gewalzte Bandmaterial 11' wird von
dem Dicken-messsystem 7 an Messstellen, die nur wenige Mikrometer voneinander beabstandet
sind, vermessen, sodass das Ist-Dickenprofil 14 quasi-kontinuierlich abgebildet wird.
Als Längenmesseinrichtungen 18 kann ebenfalls eine nicht-taktile, insbesondere laserbasierte,
Messeinrichtung verwendet werden. Auch hier ist es allerdings denkbar, taktile Messeinrichtungen
zu verwenden. Wie in Figur 3 für einen diskreten Messpunkt 15 dargestellt, wird die
Messungenauigkeit für die Position eines Messpunktes 15 durch eine Fläche beschrieben,
die durch die Messgenauigkeit des Dickenmesssystems ΔDW und der Messgenauigkeit der
Längenmesseinrichtung ΔLPW determiniert ist. Um eine exakte Erfassung der Position
des Messpunktes 15 zu gewährleisten, ist daher eine Optimierung einer der beiden Genauigkeiten
nicht ausreichend und es müssen beide Genauigkeiten ΔDW, ΔLPW optimiert werden. Die
Längenmesseinrichtung 18 kann daher eine Genauigkeit ΔLPW von zumindest 0,1% vom Messwert,
insbesondere zumindest 0,05%, aufweisen. Der Messfleck des Dickenmesssystems 7 kann
zudem kleiner als 10,0 mm, insbesondere kleiner als 1,0 mm, insbesondere kleiner als
0,1 mm, insbesondere kleiner als 0,06 mm, sein.
[0030] In Figur 7 sind die resultierenden Vorteile eines möglichst kleinen Messflecks 16,
16' schematisch dargestellt. Auf der linken Seite der Abbildung ist ein erstes Dickenmesssystem
6 mit einer Messfleckausdehnung DM gezeigt, dass an zwei verschiedenen Messpositionen
P1 und P2 ein Soll-Dickenprofil 1 mit einem Plateauabschnitt und einer Rampe abtastet.
An der Messposition P1 befindet sich der Messfleck 16 ausschließlich auf dem Plateauabschnitt
des Soll-Dickenprofils 1 und erfasst ausschließlich Dickenwerte Do, die auch den Soll-Dickenwerten
des Plateaus entsprechen. An der Messposition P2 befindet sich der Messfleck 16 genau
an einem Soll-Eckpunkt. Auf Grund der Ausdehnung des Messflecks 16 tastet eine Hälfte
des Messflecks 16 den Plateauabschnitt mit Dickenwerten Do und die andere Hälfte die
Rampe mit Dickenwerte zwischen Do und Du ab. Bei linearer Mittelung der durch den
Messfleck erfassten Dickenwerte ergibt sich somit ein gemessener Dickenwert zwischen
den Werten Do und Du. Da der Dickenwert des Soll-Eckpunktes exakt Do ist, ergibt sich
auf Grund der Ausdehnung des Messflecks 16 eine erste Messabweichung.
[0031] Auf der rechten Seite der Abbildung ist ein zweites Dickenmesssystem 6' mit einer
Messfleckausdehnung DM' gezeigt, dass das Soll-Dickenprofil 1 wie zuvor an den gleichen
Messpositionen P1 und P2 abtastet. An der Messposition P1 befindet sich der Messfleck
16' ausschließlich auf dem Plateauabschnitt des Soll-Dickenprofils 1 und erfasst ausschließlich
Dickenwerte Do, die auch den Soll-Dickenwerten des Plateaus entsprechen. An der Messposition
P2 befindet sich der Messfleck 16' genau an einem Soll-Eckpunkt. Auf Grund der Ausdehnung
des Messflecks 16' tastet eine Hälfte des Messflecks 16' den Plateauabschnitt mit
Dickenwerten Do und die andere Hälfte die Rampe mit Dickenwerte zwischen Do und Du'
ab. Bei linearer Mittelung der durch den Messfleck erfassten Dickenwerte ergibt sich
somit ein gemessener Dickenwert zwischen den Werten Do und Du'. Da der Dickenwert
des Soll-Eckpunktes exakt Do ist, ergibt sich auf Grund der Ausdehnung des Messflecks
16' eine zweite Messabweichung, wobei die zweite Messabweichung des zweiten Dickenmesssystem
6' kleiner ist als die erste Messabweichung des ersten Dickenmesssystems 6. In der
Gegenüberstellung wird deutlich, dass der Vorteil von Dickenmesssystemen mit kleiner
Messfleckausdehnung DM in der Erfassung von Messpunkten liegt, deren angrenzende Bereiche
eine unterschiedliche Steigung aufweisen. Dies sind insbesondere Eckpunkte und Zwischenpunkte
auf nicht linearen Rampen. Es bieten sich daher laserbasierte Dickenmesssysteme an,
da deren Messfleck 16', 16" einen Ausdehnung DM aufweist, der um circa den Faktor
10 kleiner ist als beispielsweise radiometrische Messverfahren.
[0032] Das durch den Prozessschritt V50 aufgenommenen Ist-Dickenprofil 14 wird einem weiteren
Prozessschritt V60 unterzogen, bei dem über Verfahren der Mustererkennung Ist-Eckpunkte
E' und Ist-Zwischenpunkte S' aus dem Ist-Dickenprofil 14 abgeleitet und den jeweiligen
zugehörigen Ist-Eckpunkten E und Ist-Zwischenpunkten S zugeordnet werden. In Figur
4 werden die aus dem Prozessschritt V60 resultierenden Ist-Eckpunkte E' und Ist-Zwischenpunkte
S' für das Ist-Dickenprofil 14 aus Figur 3 als Kreise dargestellt. Verfahren zur Mustererkennung
können beispielsweise auf Linearer Regression, Fuzzy-Logik und Abweichungsoptimierung
basieren. Je nach verwendetem Mustererkennungsverfahren kann die Einführung von Randbedingungen
notwendig werden, beispielsweise die Definition einer minimalen und einer maximalen
Steigung.
[0033] In einem weiteren Prozessschritt V70 werden jeweils die Wertepaare aus Dickenwert
D und Längspositionswert L der Soll-Eckpunkte E und Soll-Zwischenpunkte S mit denen
der zugehörigen Ist-Eckpunkte E' und Ist-Zwischenpunkte S' verglichen und ggfs. die
Vergleichswerte bzw. Abweichungen der jeweiligen Wertepaare in Richtung der Längenposition
ΔL und in Dickenrichtung ΔD bestimmt. In Figur 4 wird dies beispielhaft an Hand des
Soll-Eckpunktes E2 bzw. Ist-Eckpunktes E'2 dargestellt. Der Soll-Eckpunkt E2 und der
Ist-Eckpunktes E'2 weisen den Abstand ΔL2 in Richtung der Längenposition und den Abstand
ΔD2 in Dickenrichtung auf. Für alle anderen charakteristischen Punkte wird analog
verfahren, wie für die Abweichungen ΔL'1 und ΔD'1 skizziert.
[0034] Die Figur 5 zeigt das Soll-Dickenprofil 1 aus Figur 1 und das Ist-Dickenprofil 14
aus Figur 3, wobei die Zwischenpunkte S, S' nicht berücksichtigt wurden. Im Vergleich
mit Figur 4 zeigt sich der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens deutlich. In den
Bereichen S1/S'1, S2/S'2 und S3/S3' konnten die Abweichungen des Ist-Dickenprofils
14 vom Soll-Dickenprofil 1 mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erheblich genauer bestimmt
werden, bei gleichzeitiger effizienter Nutzung der Prozessrechnerleistung.
[0035] In dem Verfahren kann nachfolgend eine zweite Prozessentscheidung VE2 vorgesehen
werden, bei der an Hand der ermittelten Vergleichswerte geprüft wird, ob eine Korrektur
der Walzenanstellungsdaten erfolgen soll. Bei dieser Überprüfung können zudem die
im Verfahrensschritt V30 ermittelten Abweichungen des einlaufenden Bandmaterials 11
von dem Nenn-Dickenwert DN berücksichtigt werden. Dazu kann ein Schwellwert jeweils
für die Vergleichswerte des Dickenwertes ΔD, ΔD' und des Längenpositionswertes ΔL,
ΔL' definiert werden. Liegen die Vergleichswerte ΔD, ΔD' bzw. die Vergleichswerte
ΔL, ΔL' unterhalb des Schwellwertes, werden die Walzenanstellungsdaten für den jeweiligen
Punkt nicht geändert. Wir der Schwellwert überschritten, erfolgt eine Neuberechnung
der Walzenanstellungsdaten auf Basis der ermittelten Abweichungen aus dem Prozessschritten
V70. Auch für die Neuberechnung der Walzenanstellungsdaten können die in Prozessschritt
V30 ermittelten Abweichungen des einlaufenden Bandmaterials 11 berücksichtigt werden.
Die Neuberechnung der Walzenanstellungsdaten kann über erfahrungsbasierte Korrekturfaktoren
erfolgen oder in der Prozesssteuereinheit 9 simuliert werden.
[0036] Die Walzanstellungsdaten können in einer ersten Verfahrensausgestaltung nach der
vollständigen Ermittlung der Vergleichswerte ΔD, ΔD', ΔL, ΔL' für einen Profilabschnitt
neuberechnet werden und nach dem Abschluss der Neuberechnung zu Beginn des nächsten
gleichgestalteten Profilabschnitts für die Regelung des Walzspalts Verwendung finden.
Alternativ ist auch denkbar, dass die Ermittlung der Vergleichswerte ΔD, ΔD', ΔL,
ΔL' punktweise erfolgt und die Walzenanstellungsdaten punktweise neu berechnet werden.
Die neuberechneten Walzenanstellungsdaten können dann umgehend für den laufenden Walzprozess
des aktuell zu walzenden Profilabschnitts verwendet werden. Der Prozess wird solange
iterativ durchgeführt bis die Verfahrensentscheidung VE1 zu einem Stopp des Walzprozess
auf Grund des Erreichens des Endes des einlaufenden Bandmaterials 11 führt.
Bezugszeichenliste
[0037]
- 1
- Soll-Dickenprofil
- 2', 2"
- Rampe
- 3', 3"
- Plateau
- 4', 4"
- Arbeitswalze
- 5', 5"
- Stützwalze
- 6
- Dicken-Messsystem
- 7
- Dicken-Messsystem
- 8
- Rechnereinheit
- 9
- Prozesssteuereinheit
- 11; 11'
- Bandmaterial
- 12
- Walzspalt
- 13
- Anstellvorrichtung
- 14
- Ist-Dickenprofil
- 15
- Messpunkt
- 16', 16"
- Messfleck
- 17
- Bandlängenmesseinheit
- 18
- Bandlängenmesseinheit
- D
- Dickenwert
- DM
- Messfleckausdehnung
- DN
- Nenn-Dickenwert
- Do
- Oberer Nenn-Dickenwert
- Du',Du'"
- Unterer Nenn-Dickenwert
- E
- Soll-Eckpunkt
- E'
- Ist-Eckpunkt
- L
- Längspositionswert
- Lv30
- Abstand Messsystem 6 zu Walzspalt
- P
- Messposition
- Lv50
- Abstand Messsystem 7 zu Walzspalt
- S
- Soll-Zwischenpunkt
- S'
- Ist-Zwischenpunkt
- ΔL_min
- Mindestabstand
- ΔLPW
- Messgenauigkeit Längenpositionswert
- ΔDW
- Messgenauigkeit Dickenwert
- ΔD, ΔD'
- Abweichung in Dickenrichtung
- ΔL, ΔL'
- Abweichung in Längspositionsrichtung
1. Verfahren zur dynamischen Walzspaltregelung beim Flexiblen Walzen von metallischem
Bandmaterial mit den Schritten:
Festlegen (V10) eines Soll-Dickenprofils (1) mit definierten Soll-Eckpunkten (E) und
zwischen den Soll-Eckpunkten (E) liegenden Profilabschnitten (2', 2", 3', 3"), wobei
jeweils zwei an einem Soll-Eckpunkt (E) anschließende Profilabschnitte (2', 2", 3',
3") unterschiedliche mittlere Steigungen aufweisen;
Flexibles Walzen (V40) des Bandmaterials (11) gemäß dem Soll-Dickenprofil (1);
Messen (V50) eines Ist-Dickenprofils (14) des flexibel gewalzten Bandmaterials (11')
und Ermitteln (V60) von zu den Soll-Eckpunkten (E) korrespondierenden Ist-Eckpunkten
(E');
Vergleichen der Soll-Eckpunkte (E) mit den korrespondierenden Ist-Eckpunkten (E')
und Ermitteln (V70) von Eckpunkt-Vergleichswerten (ΔD, ΔL) aus den Soll-Eckpunkten
(E) und den korrespondierenden Ist-Eckpunkten (E');
Regeln (V80) eines Walzspalts (12) in Abhängigkeit der Eckpunkt-Vergleichswerte (ΔD,
ΔL);
dadurch gekennzeichnet,
dass auf zumindest einer Teilzahl der zwischen den Soll-Eckpunkten (E) liegenden Profilabschnitte
(2', 2", 3', 3") Soll-Zwischenpunkte (S) definiert werden, und
dass aus dem gemessenen Ist-Dickenprofil (14) zu den Soll-Zwischenpunkten (S) korrespondierende
Ist-Zwischenpunkte (S') ermittelt (V60) werden; und
dass die Soll-Zwischenpunkte (S) mit den korrespondierenden Ist-Zwischenpunkten (S') verglichen
werden und hieraus jeweils Zwischenpunkt-Vergleichswerte (ΔD', ΔL') ermittelt (V70)
werden, und
dass das Regeln des Walzspalts (V80) zusätzlich in Abhängigkeit der Zwischenpunkt-Vergleichswerte
(ΔD', ΔL') erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ist-Dickenprofil (14) des Bandmaterials (11') nach dem Flexiblen Walzen (V40)
mittels eines berührungslosen Dickenmesssystems (7), auf zumindest einer Messspur
in einer Längsrichtung des Bandmaterials (11'), und mittels zumindest einer Bandlängenmesseinheit
(18) erfasst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zumindest eine Bandlängenmesseinheit (18) in äquidistanten Abständen Triggersignale
generiert, durch die jeweils eine Messung zumindest eines Dickenwertes (D) durch das
Dickenmesssystem (7) ausgelöst wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Messfleck (16, 16') des berührungslosen Dickenmesssystems (7) kleiner als 10,0
mm, insbesondere kleiner als 1,0 mm, insbesondere kleiner als 0,1 mm, insbesondere
kleiner als 0,06 mm, ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zumindest eine Bandlängenmesseinheit (18) eine Genauigkeit von zumindest 0,1%
vom Messwert, insbesondere zumindest 0,05% vom Messwert, aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Abstand (ΔL_min) zwischen einem Soll-Eckpunkt (E) und einem Soll-Zwischenpunkt
(S) sowie zwischen zwei Soll-Zwischenpunkten (S) mindestens 5 mm in Längsrichtung
des Bandmaterials (11, 11') beträgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine einlaufende Banddicke vor dem Walzspalt (12) gemessen wird, und dass die Regelung
des Walzspalts (V80) zusätzlich in Abhängigkeit der einlaufenden Banddicke vor dem
Walzspalt (12) erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regelung des Walzspalts (V80) in einem Bereich zwischen einem Soll-Eckpunkt (E)
und einem benachbarten Soll-Zwischenpunkt (S) über eine Interpolation der jeweils
zugehörigen Eckpunkt-Vergleichswerte (ΔD, ΔL) und Zwischenpunkt-Vergleichswerte (ΔD',
ΔL') erfolgt, oder in einem Bereich zwischen zwei benachbarten Soll-Eckpunkten (E)
über eine Interpolation der jeweils zugehörigen Eckpunkt-Vergleichswerte (ΔD, ΔL)
erfolgt, oder in einem Bereich zwischen zwei benachbarten Soll-Zwischenpunkten (S)
über eine Interpolation der jeweils zugehörigen Zwischenpunkt-Vergleichswerte (ΔD',
ΔL') erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Anzahl der Soll-Zwischenpunkte (S) zwischen zwei Soll-Eckpunkten (E) kleiner
als 20, insbesondere kleiner als 6, insbesondere kleiner als 3, ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein erster Profilabschnitt als Plateau (3', 3"), mit zumindest weitgehend konstanter
Dicke, und ein zweiter Profilabschnitt (2', 2") als Rampe, mit einer variablen Dicke,
definiert ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zweite Profilabschnitt (2', 2") eine konstante Steigung aufweist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zweite Profilabschnitt (2', 2") eine veränderliche Steigung aufweist und/oder
in den ersten Profilabschnitt (3', 3") stetig übergeht.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Soll-Zwischenpunkte (S) auf zumindest einer Teilzahl der zwischen den Soll-Eckpunkten
(E) liegenden Profilabschnitte (2', 2", 3', 3") gleichmäßig verteilt sind.
14. Verfahren einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Soll-Zwischenpunkte (S) auf zumindest einer Teilzahl der zwischen den Soll-Eckpunkten
(E) liegenden Profilabschnitte (2', 2", 3', 3") ungleichmäßig verteilt sind.