[0001] Die Erfindung betrifft ein Gleiswegbegrenzungssystem für Schienenfahrzeuge.
[0002] Um Schienenfahrzeuge zu stoppen, werden an Gleisenden Bremsprellböcke errichtet.
Zum Stoppen eines Schienenfahrzeugs an einer bestimmten Position im Gleis oder zum
temporären Sperren eines Gleisabschnitts kommen Bremsschuhe zum Einsatz.
[0003] Ein herkömmlicher Gleisabschluss besteht aus einem Bremsprellbock, der in der Lage
ist, die kinetische Energie eines Schienenfahrzeugs auf einem fest definiertem Bremsweg
umzusetzen und dieses dadurch abzubremsen. Ein solcher Gleisabschluss benötigt eine
"verlorene Gleislänge", die sich aus der Summe der Baulänge des Prellbocks und der
Länge des Bremswegs im Falle einer Notbremsung ergibt. im Normalbetrieb bremst das
Schienenfahrzeug rechtzeitig durch eigene Bremsen und kommt vor dem Bremsprellbock
zum Stehen. Die verlorene Gleislänge wird benötigt, auch wenn im Normalbetrieb der
Bremsweg überhaupt nicht beansprucht wird. In Kopfbahnhöfen führt sie dazu, dass der
einfahrende Zug im Normalbetrieb ein deutliches Stück vor dem eigentlichen Gleisende
halten muss, so dass Fahrgäste entsprechend weit laufen müssen.
[0004] Bremsschuhe sind Radvorleger für Schienenfahrzeuge. Die Bremskraft wird einerseits
aus der der Gewichtskraft der Fahrzeugräder durch Reibung einer Sohle, die sich zwischen
Rad und Schiene befindet, und/oder aus zusätzlichen Bremselementen erzeugt. Bremsschuhe
befinden sich entweder direkt auf den Fahrschienen (BS) oder auf Zusatzschienen, von
wo aus sie bedarfsweise auf die Fahrschienen gelegt werden. Auch Bremsschuhe müssen
so weit vorn, also entgegen der Fahrtrichtung des ankommenden Schienenfahrzeugs, positioniert
werden, dass dahinter stets ein ausreichend langer Bremsweg zur Verfügung steht, um
ein zu schnell ankommendes Schienenfahrzeugs sicher aufzuhalten können, bevor es zum
Beispiel in eine Weiche einfahren kann. Auch bei Verwendung eines Bremsschuhs im Gleis
ist somit eine verlorene Gleislänge zu berücksichtigen.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Gleiswegbegrenzungssystem für Schienenfahrzeuge
anzugeben, mit dem die verlorene Gleislänge deutlich reduziert werden kann, insbesondere
nahezu auf die Länge der eingesetzten Barrierevorrichtung begrenzt werden kann.
[0006] Die mit der Erfindung bereit gestellte Lösung besteht in einem Gleiswegbegrenzungssystem
für Schienenfahrzeuge mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Dieses sieht als wesentlichen
Erfindungsgedanken eine über einen Antrieb längs im Gleis verschiebbare Barrierevorrichtung
vor, die zunächst soweit gegen die Fahrtrichtung des sf vorgefahren wird, dass hinter
ihr ein ausreichender Bremsweg gebildet wird. Die Geschwindigkeit des ankommenden
Schienenfahrzeugs wird fortlaufend gemessen. Fährt das Fahrzeug langsam genug an die
Barrierevorrichtung heran, so zieht sich diese automatisch vor dem Schienenfahrzeug
zurück bis zum Gleisabschnittsende. Es gibt also im Normalbetrieb des Gleiswegbegrenzungssystems
keine Berührung zwischen Schienenfahrzeug und Barrierevorrichtung.
[0007] Wird hingegen festgestellt, dass das Schienenfahrzeug zu schnell auf die Barrierevorrichtung
treffen wird, so wirkt diese über eine Steuerung einer fernbetätigbaren, reibschlüssigen
Bremseinrichtung und/oder des Linearantriebs verzögernd, das heißt, es erfolgt ein
Kontakt der Barrierevorrichtung mit dem Schienenfahrzeug. Über den Reibschluss der
Bremsvorrichtung mit den Schienen und/oder den in einen Bremsmodus nach dem Prinzip
der Wirbelstrombremse geschalteten elektrischen Linearantrieb wird das Schienenfahrzeug
abgebremst. Die Bremsung erfolgt allein durch Energieumwandlung kinetischer Energie
an mechanischen Bremsen und dem bremsend wirkenden Antrieb. Es werden jedoch keine
Elemente plastisch verformt oder mechanisch zerstört. Selbst nach einer durchgeführten
Notbremsung kann der über ein erfindungsgemäßes Gleiswegbegrenzungssystem abgesicherte
Gleisabschnitt sofort wieder genutzt werden. Nachdem der Zug den Gleisabschnitt wieder
verlassen hat, wird die Barrierevorrichtung mittels des Linearantriebs wieder vorgeschoben
und steht erneut in Bereitschaft, um einen ankommenden Zug im Notfall abzufangen.
[0008] Der besondere Vorteil der Erfindung liegt darin, dass im Normalbetrieb keine Berührung
erfolgt und im Notbetrieb eine sacht einsetzende und dann stufenlos fortgesetzte Verzögerung
durchgeführt werden kann. Durch eine Vorbeschleunigung der Barrierevorrichtung in
Fahrtrichtung wird der Impuls beim Auftreffen des Schienenfahrzeugs auf die Barrierevorrichtung
reduziert, so dass die Kräfte, die bei der Notbremsung auf die Barrierevorrichtung
und das Schienenfahrzeug wirken, ebenso reduziert werden können wie die Verzögerung
von Fahrgästen im abgebremsten Zug, wodurch sich deren Sturz- und Verletzungsrisiko
deutlich senkt. Um eine sanfte Verzögerung durchführen zu können, kann bei dem erfindungsgemäßen
Gleiswegbegrenzungssystem ein sehr viel größerer Bremsweg eingeplant werden als bei
herkömmlichen Gleisabschlüssen, denn nach der Erfindung ist der vorgesehene Bremsweg
ja keine verlorene Gleislänge und hat somit auf die vorgesehene Zugposition im Normalbetrieb,
wenn das Schienenfahrzeug selbsttätig bremst, überhaupt keinen Einfluss. Um bei dem
Gleiswegbegrenzungssystem der Erfindung den Bremsweg zu vergrößern und entsprechend
die maximalen Verzögerungswerte für den Fall der Notbremsung zu begrenzen, muss lediglich
der für die Vorbeschleunigung und Verzögerung zur Verfügung stehende Verfahrweg für
die Barrierevorrichtung ausreichend lang ausgebildet sein.
[0009] In einer ersten Ausführungsform der Erfindung ist das Gleiswegbegrenzungssystem mit
einem Bremsprellbock am Gleisende als Barrierevorrichtung ausgebildet. Der Bremsprellbock
wird auf einer Bereitschaftsposition, die deutlich vor dem Gleisabschnittsende liegt,
positioniert und wird durch einen eigenen Antrieb in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs
verfahren, bevor dieses auf ihn auftrifft - vorausgesetzt, die Annäherungsgeschwindigkeit
ist ausreichend gering.
[0010] Falls nicht, kann der Bremsprellbock z. B. durch mechanische Bremsen reibschlüssig
am Gleis verriegelt werden. Zusätzlich kann eine Wirbelstrombremse vorgesehen sein,
die eine starke berührungslose Bremsung ohne Verschleiß ermöglicht, wobei durch die
Wirbelstrombremse allein aus physikalischen Gründen eine Abbremsung nur bis zu einer
geringen Restgeschwindigkeit von etwa 10 km/h, aber nicht bis zum Stillstand möglich
ist.
[0011] Um die Barrierevorrichtung zwischen ihrer vorgeschobenen Bereitschaftsposition und
der rückwärtigen Rückzugsposition zu verfahren, kommt insbesondere ein elektrischer
Linearantrieb mit einem Langstator zum Einsatz, der vorzugsweise zwischen den Schienen
im Gleiskörper verlegt ist, so dass kein zusätzlicher seitlicher Bauraum benötigt
wird. Bei einem linearen Induktionsmotor (LIM) befinden sich am Läufer, der bei der
Erfindung an der beweglichen Barrierevorrichtung ausgebildet wird, nur magnetisch
leitfähige Schwertplatten aus Kupfer. Dieser Antrieb hat den Vorteil, dass bei der
Barrierevorrichtung als beweglichem Bauteil keine Stromversorgung für den Antrieb
benötigt wird. Weil keine Kabelschleppe erforderlich ist, können auch lange Bremswege
realisiert werden.
[0012] Durch den Einsatz von Frequenzumrichtern wird die Wechselspannung des Bahnstromnetzes
in eine konstante Spannung gleichgerichtet. Die Gleichspannung wird dann pulsweitenmoduliert:
Ein Schalter schaltet die Spannung zum gewünschten Zeitpunkt und für die benötigte
Dauer wiederholt ein und aus. Es entstehen Rechteckimpulse, die aufgrund der Induktivitäten
der Statorspulen einen sinusartigen, wellenförmigen Verlauf erhalten, wodurch ein
exaktes Wandermagnetfeld entsteht. So dient der Umrichter einerseits der Blindleistungskompensation
gegenüber dem Stromnetz und erzeugt andererseits das benötigte Ausgangssignal für
ein Magnetfeld mit steuerbarer Wandergeschwindigkeit.
[0013] Als Antrieb kann weiterhin ein LSM ("linear synchronous motor") vorgesehen sein.
Ein LSM unterscheidet sich vom LIM darin, dass beim Läufer statt einer Kupfer- oder
Aluminiumplatte ein Magnetbalken mit alternierender Polarität eingesetzt wird. Der
Stator taucht in einen etwa 40 Millimeter breiten Luftspalt ein, der beidseitig von
Permanentmagneten gebildet wird. Die Asynchronmaschine wird dabei zur Synchronmaschine:
Statt der Induktion eines Magnetfelds im Läufermedium wird dieses vom elektromagnetischen
Wanderfeld der Statoren induziert. Das Magnetfeld der Permanentmagnete am Läufer interagiert
direkt mit dem elektrisch erzeugten Wanderfeld im Stator. Das angetriebene Fahrzeug
gleitet quasi auf der elektromagnetischen Welle des Statormagnetfeldes. Der Wirkungsgrad
des LSM ist etwa 60% höher als beim LIM.
[0014] Wird mittels in der Nähe der Bereitschaftsposition messender Sensoren und der zugehörigen
Steuerungseinheit erkannt, dass sich das Schienenfahrzeug zu schnell nähert, wird
dies als Notsituation erkannt und der Notbetrieb eingeleitet, wobei die Bremsen betätigt
werden. Das Schienenfahrzeug läuft dann auf den Bremsprellbock auf. Über eine Variation
der Bremskraft während des Bremswegs kann die Verzögerung des Schienenfahrzeugs beeinflusst
werden.
[0015] Bevorzugt ist aber vorgesehen, dass der Bremsprellbock in Fahrtrichtung vorbeschleunigt
wird, sobald der Eintritt einer Notbremssituation über die Sensoren und die Steuerungseinrichtung
erkannt worden ist und noch bevor das Schienenfahrzeug auf die Barrierevorrichtung
aufprallt. Die Relativgeschwindigkeit zwischen der Barrierevorrichtung und dem Schienenfahrzeug
wird dadurch reduziert und der Aufprallimpuls verringert. Dies gilt insbesondere für
den als Barrierevorrichtung nach der ersten Ausführungsform der Erfindung verwendeten
Bremsprellbock
[0016] Die weitere Verzögerung nach dem Aufprall erfolgt durch den als Wirbelstrombremse
wirkenden Antrieb des Bremsprellbocks und ggf. durch zusätzlich betätigte reibschlüssige
Bremselemente, so dass das Schienenfahrzeug bis zum Stillstand abgebremst wird.
[0017] Beim Bremsschuh als Barrierevorrichtung gemäß einer zweiten Ausführungsform der Erfindung
ersetzt der Antrieb vorzugsweise das bei herkömmlichen Bremsschuhen vorhandene reibschlüssige
Bremselement. Gegenüber diesem hat er zusätzlich den Vorteil, dass die Bremskraft
geregelt werden kann. Gleichzeitig hat der Antrieb die Aufgabe, den Bremsschuh nach
einer Verschiebung infolge einer Auffahrt in seine Ausgansposition zurückzusetzen.
Allerdings wird bei dieser Ausführungsform im Notbetrieb keine Vorbeschleunigung zur
Reduktion des Aufprallimpulses vorgenommen.
[0018] Die Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf die Zeichnungen näher erläutert. Die
Figuren zeigen im Einzelnen:
- Fig. 1 bis 4
- jeweils ein Gleiswegbegrenzungssystem in schematischer Seitenansicht, in verschiedenen
Betriebsstadien;
- Fig. 5A
- der Verlauf des Weges von Bremsprellbock und Schienenfahrzeuge über der Zeit bei einem
ersten Versuch;
- Fig. 5B
- der Verlauf der Geschwindigkeit von Bremsprellbock und Schienenfahrzeuge über der
Zeit bei dem ersten Versuch;
- Fig. 6A
- der Verlauf des Weges von Bremsprellbock und Schienenfahrzeuge über der Zeit bei einem
zweiten Versuch;
- Fig. 6B
- der Verlauf der Geschwindigkeit von Bremsprellbock und Schienenfahrzeuge über der
Zeit bei dem zweiten Versuch; und
- Fig. 7
- ein Bremsprellbock des erfindungsgemäßen Gleiswegbegrenzungssystems in Ansicht von
vorn.
[0019] Figur 1 zeigt den schematischen Aufbau eines erfindungsgemäßen Gleiswegbegrenzungssystems
100 in seitlicher Ansicht. Dieses ist im Endabschnitt eines Gleises 1 eines Kopfbahnhofs
installiert. Das Gleisende 5 liegt unmittelbar vor dem Bahnsteig 6.
[0020] Ein Bremsprellbock 10 ist in einer vom Gleisende 5 entfernt liegenden Bereitschaftsposition
postiert. In der in Figur 1 dargestellten Bereitschaftsposition kann der Bremsprellbock
10 maximal über einen Bremsweg L
2 ausweichen, bis er mit seiner rückwärtigen Begrenzung den Endpunkt 5 erreicht. Gemessen
von seiner vorderen Kontaktfläche, welche den Puffern 3 eines ankommenden Schienenfahrzeugs
2 zugewandt ist, bis zum Endpunkt 5 des Gleises 1 ergibt sich eine verlorene Gleislänge
L
1. Diese kennzeichnet denjenigen Gleisabschnitt, der vom Schienenfahrzeug 2 nicht befahrbar
ist. Fahrgäste müssen also in der in Fig. 1 dargestellten Situation des Kopfbahnhofs
zusätzlich zur ohnehin gegebenen Zuglänge vom Bahnsteig 6 aus zusätzlich den Weg L
1 zurücklegen.
[0021] In der Bereitschaftsposition des Bremsprellbocks 10 in Figur 1 werden von einer Messvorrichtung
11 der Abstand und die Geschwindigkeit des ankommenden Schienenfahrzeugs gemessen.
Die Daten werden über eine drahtlose Datenstrecke 31 an eine Steuerungseinrichtung
30 gegeben. Wenn der voreingestellte Annäherungsabstand des Schienenfahrzeugs 2 an
den Bremsprellbock 10 unterschritten ist und zugleich die zulässige Annäherungsgeschwindigkeit
unter dem vorgegebenen Sollwert liegt, dann wird in der Steuerungseinrichtung 30 der
normale Betriebsfall erkannt. Über eine Steuerleitung 32 wird der Linearantrieb 10
aktiviert, um den Bremsprellbock 10 langsam vor dem einfahrenden Schienenfahrzeug
10 weg in Richtung des Gleisendes 5 zu bewegen.
[0022] Figur 2 zeigt die Situation des einfahrenden Zuges. Das Schienenfahrzeug 2 bremst
selbstständig ab, so dass in der Regel ein Kontakt mit dem Bremsprellbock 10 vermieden
wird. Die verlorene Gleislänge L1' ist in Figur 2 bereits kürzer also noch in Figur
1. Auch der verbleibende Bremsweg L2' ist verkürzt.
[0023] Der Bremsprellbock 10 weicht zwar vor dem Schienenfahrzeug 2 aus, wahrt aber einen
relativ konstanten Abstand und bleibt somit in der Nähe des Schienenfahrzeugs 2. Daher
steht für das Gleiswegbegrenzungssystem 100 immer noch ein ausreichender Bremsweg
L2' zur Verfügung, um noch nachträglich in den Notbremsmodus wechseln zu können. Wird
in der Steuerungseinrichtung 30 erkannt, dass das Schienenfahrzeug 2 in der Bremsphase
von selbst nicht ausreichend verzögert, kann sofort der Notbremsbetrieb eingeleitet
werden, indem im Linearantrieb 20 das wandernde Magnetfeld für die Bewegung des Bremsprellbocks
10 abgeschaltet wird und somit schlagartig eine elektromagnetische Haltekraft erzeugt
wird. Zusätzlich können reibschlüssige Bremseinrichtungen am Bremsprellbock 10 aktiviert
werden.
[0024] Figur 3 zeigt die Endposition des Bremsprellbocks 10, der sich unmittelbar am Gleisende
5 vor dem Bahnsteig 6 befindet. Die verlorene Gleislänge L1" entspricht jetzt nur
noch der Länge des Bremsprellbocks 10 selbst und ist daher minimal. Entsprechend weit
kann das Schienenfahrzeug 2 in Richtung des Gleisendes 5 vorrücken.
[0025] In Figur 4 ist das Schienenfahrzeug 2 bereits wieder ausgefahren. Der Bremsprellbock
10 wurde mittels des Linearantriebs 20 wieder in seine vorgeschobene Bereitschaftsposition
gebracht.
[0026] In Figur 5A ist der Verlauf des Weges s(t) von Bremsprellbock und Schienenfahrzeuge
über der Zeit an einem ersten Verfahrensbeispiel dargestellt. Fig. 5B zeigt den zugehörigen
Verlauf der Geschwindigkeit v(t) über der Zeit.
[0027] Beim Wegpunkt s=0 m wird die Geschwindigkeit eines ankommenden Schienenfahrzeugs
mit einer Masse von 400 t von der an dem Wegpunkt platzierten Sensoreinrichtung erfasst.
Der Gleisprellbock 10 befindet sich in Fahrtrichtung gesehen bei s=10m, also hinter
dem Ausgangspunkt der Messstrecke. Seine Position markiert zugleich den Beginn des
möglichen Bremswegs. Das Schienenfahrzeug 2 nähert sich dem Gleisprellbock 10 ungebremst,
mit einer Absolutgeschwindigkeit v
A von 8 m/s. Die festgesetzte Sicherheitsgeschwindigkeit vs von 5 m/s ist damit überschritten.
Die Steuerungseinheit 30 löst daraufhin den Linearantrieb des Bremsprellbocks aus
und beschleunigt diesen auf eine Geschwindigkeit von v
P= 1 m/s. In den Diagrammen in Fig. 5A, 5B entspricht der Abschnitt 51 des Graphen
der Bewegung des vorbeschleunigten Bremsprellbocks. Die zeitgleiche Bewegung des Schienenfahrzeugs
ist mit 52 gekennzeichnet.
[0028] Etwa bei einer Zeit t=1,5 s nach Auslösung des Notbremsvorgangs trifft das Schienenfahrzeug
2 am Punkt 53 ungebremst auf den Bremsprellbock 10. Dieser übt eine Bremskraft von
etwa 200 kN aus, so dass die sich ab hier gemeinsam bewegende Einheit aus Schienenfahrzeug
2 und Bremsprellbock 10 während einer Phase 54 gleichmäßig verzögert wird, bis sie
nach etwa 17,7 s und etwa 65 m Bremsweg gemeinsam am Punkt 55 zum Stillstand kommen.
[0029] In Figur 6A ist ein weiterer Verlauf des Weges s(t) von Bremsprellbock und Schienenfahrzeug
über der Zeit dargestellt; Fig. 6B zeigt den zugehörigen Verlauf der Geschwindigkeit
v(t) über der Zeit. Bei dem in den Figuren 6A, 6B dargestellten zweiten Versuch beträgt
die Masse des Schienenfahrzeugs ebenfalls 400t. Die Geschwindigkeit des ankommenden
Schienenfahrzeugs beträgt etwa 4,70 m/s. Die Bremskraft des Bremsprellbocks beträgt
120 kN.
[0030] Ab dem Wegpunkt s=0 m verzögert das Schienenfahrzeug in der Phase 62 selbständig
mit a=-0,10 m/s
2 Der Gleisprellbock 10 befindet sich in Fahrtrichtung gesehen bei s=10m. Er wird nach
Erkennen einer Notbremssituation aufgrund zu schneller Annäherung und gleichzeitig
zu geringer Verzögerung des Schienenfahrzeugs in der Phase 61 auf 1,00 m/s vorbeschleunigt.
[0031] Beim Punkt 63 trifft das Schienenfahrzeug mit einer Restgeschwindigkeit von 4,20
m/s auf den Bremsprellbock 10. Die sich in der Phase 64 gemeinsam bewegende Einheit
aus Schienenfahrzeug 2 und Bremsprellbock 10 wird durch den Linearantrieb und weitere
Bremseinrichtungen am Bremsprellbock gleichmäßig verzögert. Der Bremsweg zwischen
dem Auftreffpunkt 63 und dem Stillstand beträgt etwa 30m; die Bremsdauer beträgt 13s.
[0032] Figur 7 zeigt den verfahrbaren Bremsprellbock 10, der das wesentliche Element in
dem erfindungsgemäßen Gleiswegbegrenzungssystem 100 bildet, in einer Ansicht von vorn.
Der Bremsprellbock 10 ist überwiegend in üblicher Weise aufgebaut und umfasst insoweit:
- ein Grundgestell 15;
- Füße 14, die die Schienenköpfe der Schienen 1 jeweils formschlüssig umgreifen;
- Seitenpuffer 13.1 und einen Mittelpuffer 13.2
[0033] Aufgrund der Erfindung hinzugekommen sind:
- eine Sensoreinrichtung 11 zur Abstands- und Geschwindigkeitsmessung und
- ein elektromagnetischer Linearantrieb 20.
[0034] Der Linearantrieb 20 umfasst sogenannte Primärteile 21, also stromdurchflossene Spulen,
die entlang des Gleises, insbesondere in der Gleismitte, verlegt sind. Die Primärteile
21 sind über Halterungen 22 am Gleis gelagert und befestigt. Außerdem dienen sie der
Seitenführung von Sekundärteilen 12, die die andere Hälfte des Linearmotors bilden.
Die Sekundärteile 12 befinden sich jeweils mittig in Bezug auf eines der Primärteile
und sind unbeweglich mit einer Traverse 12 am Bremsprellbock 10 verbunden.
1. Gleiswegbegrenzungssystem (100) für Schienenfahrzeuge (20), mit wenigstens:
- einer Barrierevorrichtung (10), die in einer Bremszone längsverschiebbar auf, zwischen
oder neben den Schienen (1) eines Gleises gelagert ist,
- einem Linearmotor (20), der zumindest in Teilen der Bremszone im Gleis oder neben
dem Gleis angeordnet ist und durch welchen die Barrierevorrichtung (10) entlang des
Gleises verfahrbar ist;
- einer fernbetätigbaren Bremsvorrichtung, mittels derer die Barrierevorrichtung in
Längsrichtung gegenüber dem Gleis verzögerbar und/oder im Gleis arretierbar ist;
- einer Sensoreinrichtung (11) zur Messung der Geschwindigkeit eines vor oder in der
Bremszone befindlichen Schienenfahrzeugs (2) und/oder zur Messung des Abstands des
Schienenfahrzeugs (2) von der Barrierevorrichtung (10);
- einer Steuerungseinheit (30) zur Betätigung der Bremsvorrichtung und/oder zur Ansteuerung
des Linearmotors (20) in Abhängigkeit von der über die Sensoreinrichtung ermittelten
Geschwindigkeit und/oder des Abstands des Schienenfahrzeugs (2).
2. Gleiswegbegrenzungssystem (100) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Barrierevorrichtung ein Bremsprellbock (10) ist.
3. Gleiswegbegrenzungssystem (100) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Barrierevorrichtung ein Bremsschuh ist.
4. Gleiswegbegrenzungssystem (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremsvorrichtung durch den Linearmotor (20) gebildet ist.
5. Gleiswegbegrenzungssystem (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine an wenigstens einer Schiene reibschlüssig wirkende Bremsvorrichtung vorgesehen
ist.
6. Gleiswegbegrenzungssystem (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Barrierevorrichtung (10) mit wenigstens einem Führungsschuh (14) wenigstens eine
Schiene (1) umfasst.
7. Gleiswegbegrenzungssystem (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass sich der Stator des Linearmotors mittig zwischen den Schienen erstreckt.
8. Verfahren zur Sicherung eines Gleisabschnitts oder eines Gleisendes mittels eines
Gleiswegbegrenzungssystems (100) nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche,
mit wenigstens folgenden Schritten:
- Vorfahren der Barrierevorrichtung (10) mittels des Linearmotors (20) in eine Sicherheitszone,
die am Anfang der Bremszone oder gegen die Fahrtrichtung gesehen davor angeordnet
ist;
- Erfassen eines ankommenden Schienenfahrzeugs (2) mittels der Sensoreinrichtung oder
einer Detektoreinrichtung;
- Fortlaufende Bestimmung einer Absolutgeschwindigkeit und/oder einer Relativgeschwindigkeit
und/oder eines Abstands zwischen der Barrierevorrichtung (10) und einem ankommenden
Schienenfahrzeug mittels der Sensoreinrichtung,
- Steuern der Längsposition der Barrierevorrichtung (10) im Gleis, wobei:
- die Barrierevorrichtung innerhalb der Bremszone vor dem ankommenden Schienenfahrzeug
(20) unter Wahrung eines Mindestabstands hierzu in Fahrtrichtung vorgezogen wird,
sofern die Absolutgeschwindigkeit vA des Schienenfahrzeugs (20) kleiner als oder gleich wie eine Sicherheitsgeschwindigkeit
vs ist; oder
- die Barrierevorrichtung (10) innerhalb der Bremszone festgesetzt wird und/oder das
Schienenfahrzeug (20) entgegen der Fahrtrichtung verzögert, sofern die Absolutgeschwindigkeit
vA des Schienenfahrzeugs (20) größer als eine Sicherheitsgeschwindigkeit vs ist.