[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Entlastungsvorrichtung für ein Kraftwerk,
bei dem ein fluidisches Wärmeträgermedium über eine Fluidleitung einem Funktionsaggregat
zugeführt wird.
[0002] Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung ein Kraftwerk, zum Beispiel ein solar-hybrides
Kraftwerk oder ein adiabatisches Druckluftspeicherkraftwerk, das eine Fluidleitung
und ein Funktionsaggregat umfasst, wobei dem Funktionsaggregat über die Fluidleitung
ein fluidisches Wärmeträgermedium zugeführt wird.
[0003] Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung eine Verwendung.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Entlastungsvorrichtung für ein Kraftwerk
und ein Kraftwerk bereitzustellen, bei der die Betriebssicherheit nach Möglichkeit
auf kostengünstige Weise gesteigert werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird durch eine erfindungsgemäße Entlastungsvorrichtung für ein Kraftwerk
gelöst, bei dem ein fluidisches Wärmeträgermedium über eine Fluidleitung einem Funktionsaggregat
zugeführt wird, welche Entlastungsvorrichtung dem Funktionsaggregat vorgelagert eine
von der Fluidleitung abzweigende Entlastungsleitung umfasst, in die eine Absperreinrichtung
zum Sperren und Freigeben der Entlastungsleitung geschaltet ist, sowie eine vor die
Absperreinrichtung in die Entlastungsleitung geschaltete, vom Wärmeträgermedium bei
freigegebener Entlastungsleitung durchströmbare thermische Speichereinrichtung zur
Aufnahme von Wärme vom Wärmeträgermedium.
[0006] Die erfindungsgemäße Entlastungsvorrichtung kann bei einem Kraftwerk der vorstehend
genannten Art zum Schutz des Funktionsaggregates zum Einsatz kommen. Bei dem Funktionsaggregat
handelt es sich insbesondere um eine Komponente in einem Energieumwandlungsprozess
des Kraftwerkes, die in einem Störfall vor zu hohem thermischen und/oder kinetischen
Energieeintrag durch das fluidische Wärmeträgermedium zu schützen ist. Beispiele für
Funktionsaggregate sind Turbinen, Wärmetauscher und Kolonnen. Gemäß der Erfindung
weist die Entlastungsvorrichtung die Entlastungsleitung mit der Absperreinrichtung
sowie die thermische Speichereinrichtung auf. Bei Freigabe der Entlastungsleitung,
beispielsweise aufgrund eines Störfalls, kann das fluidische und insbesondere gasförmige
Wärmeträgermedium durch die Entlastungsleitung strömen, wodurch das sensible Funktionsaggregat
geschützt werden kann. Durch Vorsehen der Speichereinrichtung können die Anforderungen
an die Konstruktion der Entlastungsleitung und der Absperreinrichtung erheblich reduziert
werden. Die Wärme kann vom energiegeladenen Wärmeträgermedium an die Speichereinrichtung
abgegeben werden. Dies bietet vorteilhafterweise die Möglichkeit, eine Fertigung der
Entlastungsleitung und/oder der Absperreinrichtung durch kostenintensive hochwarmfeste
Edelstähle (Inox o. ä.), wie sie in Abwesenheit der Speichereinrichtung erforderlich
sind, zu vermeiden. Darüber hinaus wird das Ablassen des Fluidmassenstroms über die
Entlastungsleitung infolge des Durchgangs durch die Speichereinrichtung verlangsamt.
Es wird Zeit gewonnen, gegebenenfalls Gegenmaßnahmen gegen den Störfall zu ergreifen.
[0007] Als vorteilhaft erweist sich beispielsweise eine Temperaturbeständigkeit der Speichereinrichtung
von mehr als 500°C, vorzugsweise von mehr als 1000°C.
[0008] Die Druckbeständigkeit der Speichereinrichtung beträgt vorteilhafterweise mehr als
10 bar, vorzugsweise mehr als 25 bar.
[0009] Die Energiespeicherdichte der Speichereinrichtung kann beispielsweise ungefähr 10
bis 150 kWh/m
3 oder mehr betragen.
[0010] Gasförmige Wärmeträgermedien weisen den Vorteil auf, dass diese einfach handhabbar
sind und die Prozesstemperaturen sehr hoch sein können. Nachteilig können jedoch schlechtere
Wärmeübergangskoeffizienten als bei flüssigen Wärmeträgermedien sein. Für eine bevorzugte
Wärmeübertragung vom gasförmigen Wärmeträgermedium auf die Speichereinrichtung sind
große wärmeübertragende Flächen von Vorteil.
[0011] Dementsprechend ist es günstig, wenn die Speichereinrichtung Durchgänge für das Wärmeträgermedium
umfasst und von diesem im Direktkontakt durchströmbar ist. Auf diese Weise kann Wärme
wirkungsvoll auf die Speichereinrichtung übertragen werden. Die Durchgänge sind beispielsweise
intrinsische Durchgänge der Speichereinrichtung, beispielsweise aufgrund einer porösen
oder schwammartigen Struktur. Alternativ oder ergänzend können die Durchgänge als
Kanäle in der Speichereinrichtung gebildet sein. Die Kanäle können mit oder ohne Rohrregister
gebildet sein.
[0012] Eine feuerfeste und im Wesentlichen inerte Ausgestaltung der Speichereinrichtung
ist von Vorteil.
[0013] Günstig ist es, wenn die Speichereinrichtung ein Regeneratorspeicher ist oder einen
solchen umfasst. Dieser wird vorzugsweise in Direktkontakt vom Wärmeträgermedium durchströmt.
Der Einsatz des Regeneratorspeichers erlaubt eine kostengünstige und ebenso technisch
einfache wie zuverlässige Konstruktion der Entlastungsvorrichtung. Beim Regeneratorspeicher
kann beispielsweise Naturstein wie etwa Basalt oder ein Keramikmaterial zum Einsatz
kommen. Denkbar ist der Einsatz eines vergleichsweise kostengünstigen Schwarzstahlbehälters,
der mit einer Schüttung, zum Beispiel aus Basalt, befüllt ist. Ein derartiger Regeneratorspeicher
ist sehr robust, nahezu wartungsfrei und kostengünstig herstellbar.
[0014] Es kann vorgesehen sein, dass die Speichereinrichtung ein Feststoffspeicher oder
ein Schüttgutspeicher ist oder einen solchen umfasst. Der Feststoffspeicher kann zum
Beispiel eine intrinsische oder künstlich gebildete Porosität oder Kanalstruktur aufweisen,
wodurch der Feststoffspeicher in Direktkontakt vom Wärmeträgermedium durchströmbar
ist. Durchgänge zwischen der Schüttung können vom Wärmeträgermedium im Direktkontakt
mit dem Schüttgut durchströmt werden.
[0015] Bevorzugt ist eine Fertigung der Absperreinrichtung, zumindest teilweise, aus Schwarzstahl,
wodurch eine kostengünstige Herstellung der Entlastungsvorrichtung möglich ist. Auch
die Entlastungsleitung kann, zumindest teilweise, aus Schwarzstahl gefertigt sein.
[0016] Zum Abkühlen der Speichereinrichtung kann vorgesehen sein, dass die Speichereinrichtung
passiv entladbar ist. Die vom Wärmeträgermedium aufgenommene Wärme kann ohne aktive
Kühlung abgegeben werden.
[0017] Alternativ oder ergänzend kann vorgesehen sein, dass die Entlastungsvorrichtung eine
Kühleinrichtung umfasst mit einer Kühlleitung und einem Förderaggregat, wobei der
Speichereinrichtung ein Kühlfluid durch die Kühlleitung zuführbar ist, zum Aufnehmen
von Wärme von der Speichereinrichtung. Über die Kühleinrichtung kann der Speichereinrichtung
gezielt Wärme entzogen werden. Die Wärme kann beispielsweise dem ursprünglichen Kraftwerksprozess
oder einem andersartigen Prozess gezielt zugeführt werden.
[0018] Beispielsweise ist die Kühlleitung mit einer thermischen Speichereinrichtung oder
einem Wärmetauscher des Kraftwerks zum Abgeben von Wärme gekoppelt oder koppelbar.
Die Wärme kann zum Laden der weiteren Speichereinrichtung eingesetzt werden. Alternativ
kann die Wärme über den Wärmetauscher einem Prozess des Kraftwerks zugeführt werden.
[0019] Das Freigeben der Entlastungsleitung kann abrupt oder gezielt erfolgen. Im ersten
Fall besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Absperreinrichtung bei zu hoher
Temperatur und/oder zu hohem Druck des Wärmeträgermediums öffnet. Im letzteren Fall
kann das gezielte Öffnen und/oder Sperren der Entlastungsleitung vorzugsweise dadurch
erfolgen, dass die Entlastungsvorrichtung eine Steuereinrichtung umfasst, die mit
einem Antriebsorgan der Absperreinrichtung gekoppelt ist, und mindestens ein mit der
Steuereinrichtung gekoppeltes Sensorelement, abhängig von dessen Signal das Antriebsorgan
zum Freigeben und/oder Sperren der Entlastungsleitung ansteuerbar ist.
[0020] Mit dem mindestens einen Sensorelement kann beispielsweise eine Temperatur des Wärmeträgermediums
am Funktionsaggregat erfassbar sein. Bei überhöhter Temperatur des Wärmeträgermediums
kann die Steuereinrichtung das Antriebsorgan zum Freigeben der Entlastungsleitung
ansteuern.
[0021] In entsprechender Weise kann mit dem mindestens einen Sensorelement ein Druck des
Wärmeträgermediums am Funktionsaggregat erfassbar sein. Bei übermäßigem Druck kann
die Steuereinrichtung das Antriebsorgan zum Freigeben der Entlastungsleitung ansteuern.
[0022] In entsprechender Weise kann mit dem mindestens einen Sensorelement ein Volumenstrom
des Wärmeträgermediums am Funktionsaggregat erfassbar sein. Bei übermäßigem Volumenstrom
kann die Steuereinrichtung das Antriebsorgan zum Freigeben der Entlastungsleitung
ansteuern.
[0023] Bei Ausgestaltung des Funktionsaggregates als Turbine, insbesondere als Gasturbine,
kann vorgesehen sein, dass deren Drehzahl mit dem mindestens einen Sensorelement erfassbar
ist. Bei zu hoher Drehzahl, beispielsweise aufgrund eines Lastabwurfes bei einer Netzstörung,
kann die Steuereinrichtung das Antriebsorgan zum Freigeben der Entlastungsleitung
ansteuern.
[0024] Die eingangs genannte Aufgabe wird durch ein erfindungsgemäßes Kraftwerk gelöst,
das eine Fluidleitung umfasst, über die ein fluidisches Wärmeträgermedium einem Funktionsaggregat
zugeführt wird, sowie eine Entlastungsvorrichtung der voranstehend beschriebenen Art.
[0025] Die Vorteile, die bereits im Zusammenhang mit der Erläuterung der erfindungsgemäßen
Entlastungsvorrichtung erwähnt wurden, sind mit dem Kraftwerk ebenfalls erzielbar.
Diesbezüglich wird auf die voranstehenden Ausführungen verwiesen.
[0026] Vorteilhafte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Kraftwerks ergeben sich durch
vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Entlastungsvorrichtung.
[0027] Das Kraftwerk kann beispielsweise ein solar-hybrides Kraftwerk sein, wobei das Funktionsaggregat
eine Gasturbine ist. Bei einer andersartigen Ausführungsform kann das Kraftwerk ein
adiabatisches Druckluftspeicherkraftwerk sein, wobei das Funktionsaggregat eine Expansionsturbine
ist.
[0028] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auch auf eine Verwendung. Bei einer erfindungsgemäßen
Verwendung einer thermischen Speichereinrichtung ist diese in eine Entlastungsleitung
eines Kraftwerkes vor eine Absperreinrichtung geschaltet, welche Entlastungsleitung
von einer Fluidleitung des Kraftwerkes, einem Funktionsaggregat desselben vorgelagert,
abzweigt.
[0029] Die nachfolgende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung dient im
Zusammenhang mit der Zeichnung der näheren Erläuterung der Erfindung. Es zeigen:
- Figur 1:
- ein schematisches Funktionsschaltbild eines erfindungsgemäßen Kraftwerkes, ausgestaltet
als solar-hybrides Kraftwerk, mit einer erfindungsgemäßen Entlastungsvorrichtung;
- Figur 2:
- eine Detaildarstellung des Kraftwerks aus Figur 1 mit einer einen entladenen Zustand
einnehmenden Speichereinrichtung der Entlastungsvorrichtung;
- Figur 3:
- eine Darstellung entsprechend Figur 2, wobei die Speichereinrichtung einen geladenen
Zustand einnimmt; und
- Figur 4:
- ein schematisches Funktionsschaltbild eines erfindungsgemäßen Kraftwerkes, ausgestaltet
als adiabatisches Druckluftspeicherkraftwerk, mit einer erfindungsgemäßen Entlastungsvorrichtung.
[0030] Figur 1 zeigt schematisch ein Funktionsschaltbild einer insgesamt mit dem Bezugszeichen
10 belegten vorteilhaften Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Kraftwerks. Das
Kraftwerk 10 ist ein solar-hybrides Kraftwerk, das zum Aufheizen eines vorliegenden
gasförmigen Wärmeträgermediums Solarreceiver 12 und eine Brennkammer 14 aufweist.
[0031] Den Solarreceivern 12 kann das Wärmeträgermedium beispielsweise aus einem Druckgasspeicher
16 über eine Zuführleitung 18 zugeführt werden. Alternativ oder ergänzend hierzu kann
eine Zufuhr von mittels eines Kompressors 20 verdichteten Gases über eine Zuführleitung
22 erfolgen.
[0032] Von der Zuführleitung 22 zweigt eine Zuführleitung 24 ab, über die das mittels des
Kompressors 20 verdichtete Gas der Brennkammer 14 zugeführt werden kann. Eine weitere
Zufuhr von Gas zur Brennkammer 14 kann über eine Zuführleitung 26 erfolgen.
[0033] Das von den Solarreceivern 12 aufgeheizte Wärmeträgermedium durchströmt eine Fluidleitung
28, in die eine Ausgangsleitung 30 der Brennkammer 14 einzweigt um mittels dieser
erhitztes Gas in die Fluidleitung 28 einzuspeisen.
[0034] Das Wärmeträgermedium wird über die Fluidleitung 28 einem Funktionsaggregat 32 des
Kraftwerks 10 zugeführt. Beim Funktionsaggregat 32 handelt es sich vorliegend um eine
Gasturbine 34, die von dem heißen Wärmeträgermedium betrieben wird und mittelbar oder
unmittelbar einen Generator 36 antreibt, der ein Energieversorgungsnetz 38 speist.
[0035] Das Kraftwerk 10 umfasst eine Speichereinrichtung 40, beispielsweise ausgestaltet
als Regeneratorspeicher, die von einem Zustand niederer Temperatur 42 in einen Zustand
höherer Temperatur 44 und umgekehrt durch Aufnahme von Wärme bzw. Abgabe von Wärme
überführbar ist. Die Speichereinrichtung 40 ist fluidwirksam mit der Zuführleitung
18 verbunden, hierzu kann ein Förderaggregat 46 vorgesehen sein, sowie ferner mit
der Fluidleitung 28.
[0036] Das Kraftwerk 10 umfasst eine Steuereinrichtung 48, bei der es sich zugleich um eine
Steuereinrichtung der insgesamt mit dem Bezugszeichen 50 belegten vorteilhaften Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Entlastungsvorrichtung handelt. Die Steuereinrichtung 48 steht
über in der Zeichnung nicht dargestellte Steuerleitungen mit in die Leitungen des
Kraftwerks 10 geschalteten Ventilen in Wirkverbindung sowie mit den Solarreceivern
12, der Brennkammer 14, dem Kompressor 20, der Gasturbine 34, der Speichereinrichtung
40 und dem Förderaggregat 46, um den Betrieb des Kraftwerks 10 zu steuern und/oder
zu regeln.
[0037] Die erfindungsgemäße Entlastungsvorrichtung 50 umfasst eine Entlastungsleitung 52,
die der Gasturbine 34 vorzugsweise unmittelbar vorgelagert von der Fluidleitung 28
abzweigt. Vorliegend ist die Abzweigung der Einzweigung der Ausgangsleitung 30 vorgelagert.
Abweichend hiervon könnte die Abzweigung der Entlastungsleitung 52 der Einzweigung
der Ausgangsleitung 30 nachgelagert sein.
[0038] In die Entlastungsleitung 52 ist eine Absperreinrichtung 54 geschaltet, die ein von
der Steuereinrichtung 48 über eine Steuerleitung 56 ansteuerbares Antriebsorgan 58
umfasst. Dies gibt die Möglichkeit, die Entlastungsleitung 52, je nach Zustand der
Absperreinrichtung 54, gezielt freizugeben oder zu sperren.
[0039] Die Entlastungsleitung 52 ist eine Ablass- und insbesondere Abblaseleitung, so dass
die Entlastungsvorrichtung 50 eine Ablassvorrichtung und insbesondere Abblasevorrichtung
ist.
[0040] Die Entlastungsvorrichtung 50 umfasst ferner eine Speichereinrichtung 60, die der
Absperreinrichtung 54 bevorzugt unmittelbar vorgelagert in die Entlastungsleitung
52 geschaltet ist. Die Speichereinrichtung 60 ist vorliegend als Regeneratorspeicher
62 ausgestaltet.
[0041] Der Regeneratorspeicher 62 kann bei freigegebener Entlastungsleitung 52 vom Wärmeträgermedium
im Direktkontakt durchströmt werden. Zu diesem Zweck sind im Regeneratorspeicher 62
Durchgänge gebildet. Beispielsweise umfasst der Regeneratorspeicher 62 einen Behälter,
zum Beispiel aus Schwarzstahl, in dem eine Natursteinschüttung, zum Beispiel aus Basalt,
aufgenommen ist. Durchgänge zwischen dem Schüttgut werden vom Wärmeträgermedium durchströmt,
welches die Wärme an das Schüttgut abgeben kann.
[0042] Auch die Entlastungsleitung 52, zumindest strömungsabwärts des Regeneratorspeichers
62, sowie die in die Entlastungsleitung 52 geschalteten Komponenten der Absperreinrichtung
54 können aus kostengünstigem Schwarzstahl gefertigt sein.
[0043] Die Entlastungsleitung 52 umfasst eine Kühleinrichtung 64, die eine Kühlleitung 66
und ein Förderaggregat 68 umfasst. Die Kühlleitung 66 dient zum Zuführen eines Kühlfluids
zum Regeneratorspeicher 62, das mit dem Förderaggregat 68 gefördert werden kann. Ausgangsseitig
des Regeneratorspeichers 62 führt die Kühlleitung 66 zur Speichereinrichtung 40, wodurch
das über die Kühlleitung 66 zugeführte Kühlfluid Wärme an die Speichereinrichtung
40 abgeben kann.
[0044] Die Entlastungsvorrichtung 50 umfasst vorzugsweise eine Mehrzahl von Sensorelementen,
von denen beispielhaft vier Sensorelemente dargestellt sind. Mit einem an der Gasturbine
34 angeordneten Sensorelement 70 können insbesondere die Temperatur, der Druck und
der Volumenstrom des Wärmeträgermediums an der Gasturbine 34 erfasst werden. Darüber
hinaus kann mit dem Sensorelement 70 eine Drehzahl der Gasturbine 34 erfasst werden.
[0045] Mit einem weiteren Sensorelement 72 kann die Temperatur des Wärmeträgermediums an
den Solarreceivern 12 erfasst werden.
[0046] Mit einem weiteren Sensorelement 74 kann die Temperatur des Wärmeträgermediums an
der Brennkammer 14 erfasst werden.
[0047] Mit einem weiteren Sensorelement 76 kann eine Störung des Energieversorgungsnetzes
38 erfasst werden.
[0048] Signale der Sensorelemente 70 bis 76 können der Steuereinrichtung 48 über Signalleitungen
zugeführt werden.
[0049] Unter ergänzendem Verweis auf die Figuren 2 und 3 wird nachfolgend die Funktionsweise
des Kraftwerkes 10 und der Entlastungsvorrichtung 50 erläutert.
[0050] Im Normalbetrieb wird die Gasturbine 34 vom heißen gasförmigen Wärmeträgermedium
beaufschlagt. Die vom Generator 36 erzeugte elektrische Energie wird in das Energieversorgungsnetz
38 eingespeist. Die Absperreinrichtung 54 sperrt die Entlastungsleitung 52.
[0051] Figur 2 zeigt schematisch den Regeneratorspeicher 62 im Normalbetrieb bei gesperrter
Absperreinrichtung 54. Der Regeneratorspeicher 62 nimmt einen nicht geladenen oder
entladenen Zustand ein. Eine in Strömungsrichtung des Wärmeträgermediums hinter der
Gasturbine 34 angeordnete und von der Steuereinrichtung 48 ansteuerbare Absperreinrichtung
78 nimmt einen geöffneten Zustand ein.
[0052] Bei Auftreten eines Störfalls, der von der Steuereinrichtung 48 festgestellt werden
kann, kann die Entlastungsleitung 52 durch Ansteuerung des Antriebsorgans 58 gezielt
freigegeben werden. Ergänzend hierzu kann die Absperreinrichtung 78 gesperrt werden.
[0053] Bei freigegebener Entlastungsleitung 52 strömt das Wärmeträgermedium durch den Regeneratorspeicher
62 und gibt Wärme an diesen ab, so dass dieser in einen geladenen Zustand überführt
wird (Figur 3). Das sich bei Durchgang durch den Regeneratorspeicher 62 abkühlende
Wärmeträgermedium durchströmt die verbleibende Entlastungsleitung 52 und die Absperreinrichtung
54 mit deutlich verringerter Temperatur. Die Anforderungen an die Auslegung der Entlastungsleitung
52 und der Absperreinrichtung 54 können infolgedessen verringert werden. Wie bereits
erwähnt ist eine Fertigung aus Schwarzstahl möglich. Eine Fertigung aus kostenintensiven
hochformfesten Edelstählen wie beispielsweise Inox ist nicht erforderlich. Die hierbei
eingesparten Herstellungskosten werden nur zum Teil für den zusätzlichen Regeneratorspeicher
62 benötigt, der sehr robust und nahezu wartungsfrei ist und kostengünstig hergestellt
werden kann.
[0054] Beim Durchströmen des Regeneratorspeichers 62 wird die Wärme des Wärmeträgermediums
langsam aufgenommen. Die hiermit verbundene Latenz kann gegebenenfalls genutzt werden,
um etwaige Maßnahmen gegen den Störfall zu ergreifen. Abweichend von herkömmlichen
Kraftwerken erfolgt insbesondere kein explosionsartiges Abblasen des Wärmeträgermediums.
[0055] Ursächlich für einen Störfall kann beispielsweise eine zu hohe Temperatur des Wärmeträgermediums
an der Gasturbine 34 sein. Diese zu hohe Temperatur ist zum Beispiel auf eine zu hohe
Temperatur des Wärmeträgermediums am Austritt der Solarreceiver 12 zurückzuführen.
Ursachen hierfür sind beispielsweise eine fehlerhafte Defokussierung von Spiegeln
der Solarreceiver 12, ein zu geringer Volumenstrom vom Wärmeträgermedium vom Kompressor
20 oder eine zu hohe Eintrittstemperatur des Wärmeträgermediums in die Solarreceiver
12.
[0056] Auch eine zu hohe Temperatur des Wärmeträgermediums am Austritt der Brennkammer 14,
zum Beispiel infolge fehlerhafter Regelung des Volumenstroms des Wärmeträgermediums
oder fehlerhafter Regelung der Brennstoffzufuhr, kann ursächlich für eine zu hohe
Temperatur des Wärmeträgermediums an der Gasturbine 34 sein.
[0057] Ein Störfall kann beispielsweise auch dadurch entstehen, dass der Volumenstrom des
Wärmeträgermediums an der Gasturbine 34 aufgrund eines defekten Kompressors 20 und/oder
dessen Regelung zu hoch ist.
[0058] Dieselben Ursachen können auch zu einem zu hohen Druck des Wärmeträgermediums an
der Gasturbine 34 führen, der einen Störfall nach sich zieht.
[0059] Im Fall eines Netzabwurfes (Lastabwurf) im Energieversorgungsnetz 38 kann ebenfalls
ein Störfall eintreten. Dieser äußert sich zum Beispiel in einer zu hohen Drehzahl
der Gasturbine 34, detektiert mit dem Sensorelement 70. Alternativ oder ergänzend
kann die Netzstörung mittels des Sensorelementes 76 erfasst werden.
[0060] Ausgehend vom geladenen Zustand (Figur 3) kann der Regeneratorspeicher 62 zum einen
passiv entladen werden, bei der der Regeneratorspeicher 62 ohne weiteres Zutun abkühlt.
[0061] Insbesondere besteht zum anderen jedoch über die Kühleinrichtung 64 die Möglichkeit
einer aktiven Abkühlung des Regeneratorspeichers 62. Zu diesem Zweck kann das Förderaggregat
68 von der Steuereinrichtung 48 aktiviert werden, um durch die Kühlleitung 66 ein
Kühlfluid, insbesondere Luft, zu fördern. Das Kühlfluid entzieht dem Regeneratorspeicher
62 Wärme, die an die Speichereinrichtung 40 abgegeben und auf diese Weise Prozessen
des Kraftwerks 10 wieder zugeführt werden kann.
[0062] Am Regeneratorspeicher 62 kann ein Sensorelement 80 zur Temperaturerfassung vorgesehen
sein, abhängig von dessen Signal von der Steuereinrichtung 48 bedarfsgerecht die Kühlung
des Regeneratorspeichers 62 gesteuert und/oder geregelt werden kann.
[0063] Es versteht sich, dass in der Kühlleitung 66 ebenfalls ein Ventil o. ä. angeordnet
sein kann, das von der Steuereinrichtung 48 bei Bedarf geöffnet und geschlossen werden
kann.
[0064] Eine in Figur 4 schematisch dargestellte bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Kraftwerks 90 ist ein adiabatisches Druckluftspeicherkraftwerk. Für gleiche oder gleichwirkende
Merkmale und Bauteile der Kraftwerke 10 und 90 werden identische Bezugszeichen benutzt.
Auch das Kraftwerk 90 weist die erfindungsgemäße Entlastungsvorrichtung 50 auf. Nachfolgend
wird kurz auf die Funktionsweise des Kraftwerks 90 eingegangen.
[0065] Das Kraftwerk 90 umfasst einen in eine Zuführleitung 92 für ein gasförmiges Wärmeträgermedium
geschalteten Kompressor 94, an den ausgangsseitig eine Kühleinrichtung 96 angeschlossen
ist, insbesondere mittels eines Wärmetauschers. Ein weiterer Kompressor 98 in der
Zuführleitung 92 verdichtet das Wärmeträgermedium weiter.
[0066] Das Wärmeträgermedium kann über eine Ventileinheit 100 durch eine vorzugsweise als
Regeneratorspeicher ausgestaltete thermische Speichereinrichtung 102 geleitet werden,
die in einen geladenen Zustand überführt wird. Nach Durchlaufen einer weiteren Kühleinrichtung
104, beispielsweise umfassend einen Wärmetauscher, kann das Wärmeträgermedium in einer
Volumen-Speichereinrichtung 106 zwischengespeichert werden.
[0067] Je nach Bedarf kann das Wärmeträgermedium aus der Speichereinrichtung 106 entnommen
und zur Temperatursteigerung durch die Speichereinrichtung 102 und über die Ventileinheit
100 in die Fluidleitung 28 geleitet werden.
[0068] Als Funktionsaggregat 32 kommt beim Kraftwerk 90 eine Expansionsturbine 108 zum Einsatz.
Dieser bevorzugt unmittelbar vorgelagert zweigt von der Fluidleitung 28 die Entlastungsleitung
52 ab.
[0069] Die Zeichnung zeigt schematisch beispielhaft das Sensorelement 70 an der Expansionsturbine
108, mit der vorzugsweise die Temperatur, der Volumenstrom und der Druck des Wärmeträgermediums
an der Expansionsturbine 108 erfasst werden können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,
die Drehzahl der Expansionsturbine 108 zu erfassen und beispielsweise eine zu hohe
Drehzahl infolge eines Lastabwurfs bei einer Netzstörung festzustellen.
[0070] Im Übrigen wird auf die voranstehenden Ausführungen verwiesen, insbesondere im Hinblick
auf die Funktionsweise der Entlastungsvorrichtung 50.
Bezugszeichenliste
[0071]
- 10
- Kraftwerk
- 12
- Solarreceiver
- 14
- Brennkammer
- 16
- Druckgasspeicher
- 18
- Zuführleitung
- 20
- Kompressor
- 22, 24, 26
- Zuführleitung
- 28
- Fluidleitung
- 30
- Ausgangsleitung
- 32
- Funktionsaggregat
- 34
- Gasturbine
- 36
- Generator
- 38
- Energieversorgungsnetz
- 40
- Speichereinrichtung
- 42
- Zustand niederer Temperatur
- 44
- Zustand höherer Temperatur
- 46
- Förderaggregat
- 48
- Steuereinrichtung
- 50
- Entlastungsvorrichtung
- 52
- Entlastungsleitung
- 54
- Absperreinrichtung
- 56
- Steuerleitung
- 58
- Antriebsorgan
- 60
- Speichereinrichtung
- 62
- Regeneratorspeicher
- 64
- Kühleinrichtung
- 66
- Kühlleitung
- 68
- Förderaggregat
- 70, 72, 74, 76
- Sensorelement
- 78
- Absperreinrichtung
- 80
- Sensorelement
- 90
- Kraftwerk
- 92
- Zuführleitung
- 94
- Kompressor
- 96
- Kühleinrichtung
- 98
- Kompressor
- 100
- Ventileinheit
- 102
- Speichereinrichtung
- 104
- Kühleinrichtung
- 106
- Volumen-Speichereinrichtung
- 108
- Expansionsturbine
1. Entlastungsvorrichtung für ein Kraftwerk, bei dem ein fluidisches Wärmeträgermedium
über eine Fluidleitung (28) einem Funktionsaggregat (32) zugeführt wird, welche Entlastungsvorrichtung
(50) dem Funktionsaggregat (32) vorgelagert eine von der Fluidleitung (28) abzweigende
Entlastungsleitung (52) umfasst, in die eine Absperreinrichtung (54) zum Sperren und
Freigeben der Entlastungsleitung (52) geschaltet ist, sowie eine vor die Absperreinrichtung
(54) in die Entlastungsleitung (52) geschaltete, vom Wärmeträgermedium bei freigegebener
Entlastungsleitung (52) durchströmbare thermische Speichereinrichtung (60) zur Aufnahme
von Wärme vom Wärmeträgermedium.
2. Entlastungsvorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Temperaturbeständigkeit der Speichereinrichtung (60) von mehr als 500°C, vorzugsweise
von mehr als 1000°C.
3. Entlastungsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Druckbeständigkeit der Speichereinrichtung (60) von mehr als 10 bar, vorzugsweise
mehr als 25 bar.
4. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Energiespeicherdichte der Speichereinrichtung (60) von ungefähr 10 bis 150 kWh/m3 und darüber.
5. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Speichereinrichtung (60) Durchgänge für das Wärmeträgermedium umfasst und von
diesem im Direktkontakt durchströmbar ist.
6. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Speichereinrichtung (60) ein Regeneratorspeicher (62) ist oder einen solchen
umfasst und/oder dass die Speichereinrichtung (60) ein Feststoffspeicher oder ein
Schüttgutspeicher ist oder einen solchen umfasst.
7. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Fertigung der Absperreinrichtung (54) aus Schwarzstahl.
8. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Speichereinrichtung (60) passiv entladbar ist.
9. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Entlastungsvorrichtung (50) eine Kühleinrichtung (64) umfasst mit einer Kühlleitung
(66) und einem Förderaggregat (68), wobei der Speichereinrichtung (60) ein Kühlfluid
durch die Kühlleitung (66) zuführbar ist, zum Aufnehmen von Wärme von der Speichereinrichtung
(60).
10. Entlastungsvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kühlleitung (66) mit einer thermischen Speichereinrichtung (40) oder einem Wärmetauscher
des Kraftwerks (10; 90) zum Abgeben von Wärme gekoppelt oder koppelbar ist.
11. Entlastungsvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Entlastungsvorrichtung (50) eine Steuereinrichtung (48) umfasst, die mit einem
Antriebsorgan (58) der Absperreinrichtung (54) gekoppelt ist, und mindestens ein mit
der Steuereinrichtung (48) gekoppeltes Sensorelement (70, 72, 74, 76, 80), abhängig
von dessen Signal das Antriebsorgan (58) zum Freigeben und/oder Sperren der Entlastungsleitung
(52) ansteuerbar ist.
12. Entlastungsvorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass mit dem mindestens einen Sensorelement (70, 72, 74, 76, 80) mindestens eines der
Folgenden erfassbar ist:
- eine Temperatur des Wärmeträgermediums am Funktionsaggregat (32);
- ein Druck des Wärmeträgermediums am Funktionsaggregat (32);
- ein Volumenstrom des Wärmeträgermediums am Funktionsaggregat (32);
- eine Drehzahl eines als Turbine, insbesondere Gasturbine (34), ausgestalteten Funktionsaggregates
(32).
13. Kraftwerk, umfassend eine Fluidleitung, über die ein fluidisches Wärmeträgermedium
einem Funktionsaggregat (32) zugeführt wird, sowie eine Entlastungsvorrichtung (50)
nach einem der voranstehenden Ansprüche.
14. Kraftwerk nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftwerk ein solar-hybrides Kraftwerk (10) ist und das Funktionsaggregat (32)
eine Gasturbine (34) oder dass das Kraftwerk ein adiabatisches Druckluftspeicherkraftwerk
(90) ist und das Funktionsaggregat (32) eine Expansionsturbine (108).
15. Verwendung einer thermischen Speichereinrichtung in einer Entlastungsleitung eines
Kraftwerkes, wobei die Speichereinrichtung vor eine Absperreinrichtung in die Entlastungsleitung
geschaltet ist, welche von einer Fluidleitung des Kraftwerkes, einem Funktionsaggregat
desselben vorgelagert, abzweigt.