[0001] Die Erfindung betrifft ein Prozessleitsystem mit einem Engineering-, einem Operator-
und einem Archiv-System gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] In der Prozessleittechnik werden gewöhnlich Benutzeraktionen während des Engineerings
bzw. im Rahmen der Projektierung der Hard- und Software-Komponenten einer Automatisierungseinrichtung
oder eines Prozessleitsystems chronologisch fortlaufend protokolliert. Beispiele für
derartige Aktionen sind das Aktivieren/Deaktivieren/Konfigurieren eines Zugriffsschutzes,
das Öffnen oder das Schließen von Projekten oder von Bibliotheken, das Laden von Prozessobjekten
in ein Zielsystem (Automatisierungsgerät, Operatorsystem, ...) oder die Operationen
zum Laden und Kopieren von Bausteinen.
[0003] Eine solche Protokollierung von Engineering-Benutzeraktionen - im Folgenden auch
als ES-Protokollierung oder ES-Protokoll bezeichnet - wird durch eine geeignete aktivierbare
Option einer Software-Komponente eingeleitet, wobei z. B. eine aktivierte Option "ES-Protokoll
aktiv" bewirkt, dass auch alle Ladevorgänge von CFC-Plänen (Continuous Function Chart-Plänen)
oder CFC-Bausteinen (Continuous Function Chart-Bausteinen und/oder SFC-Plänen (Sequential
Function Chart-Plänen) oder SFC-Bausteinen (Sequential Function Chart-Bausteinen)
protokolliert werden. Das Protokoll bzw. Änderungsprotokoll, das gewöhnlich Bestandteil
eines übergeordneten Protokolls bzw. eines Haupt- oder Anlagenprotokolls ist, kann
für eine Auswertung exportiert und/oder auf einer Anzeigeeinheit angezeigt werden.
Beispielsweise wird im Rahmen einer Aktion "Laden gesamtes Programm" das ES-Protokoll
mit einer Datumskennung versehen, als Datei in einem Archiv-Server archiviert und
anschließend das ES-Protokoll aus dem übergeordneten Protokoll gelöscht, wobei die
Archivierungsaktion und der verwendete Dateiname (einschließlich Pfad) im Protokoll
festgehalten werden.
[0004] Ferner werden beispielsweise bei der Aktion "Testmodus ein" alle folgenden Aktionen
protokolliert, die zu einer Veränderung (Wertänderung) in der CPU eines Automatisierungsgerätes
führen. Als Aktion wird z. B. protokolliert, welcher Wert wie geändert wurde (Adresse,
alter Wert, neuer Wert). Darüber hinaus werden gewöhnlich in einem CFC-Plan die Parametrierung
von Anschlüssen, das "Forcen" aktivieren/deaktivieren" und die "Force-Wertänderungen"
sowie das Ein-/Ausschalten von Ablaufgruppen protokolliert. Auch in einem SFC-Plan
werden in der Regel die Parametrierungen von Konstanten in den Schritten, die Parametrierungen
von Konstanten in den Transitionen und die Parametrierungen von Konstanten in den
Ketten- bzw. Sequenzeigenschaften protokolliert.
[0005] Die erläuterten Funktionen bezüglich der Protokollierung (und somit der Überwachung)
der Benutzeraktivitäten bzw. der Benutzeraktionen werden gewöhnlich unter dem Begriff
"Audit-Trail" zusammengefasst. Dabei unterscheiden sich die Mechanismen zur Verwirklichung
der Funktionen im Engineering-System von denen zur Verwirklichung in einem Operator-System
oder in einem sonstigen Laufzeitsystem (Runtime-System). Die Audit-Trail-Funktionen
im Engineering-Kontext sind getrennt von den Audit-Trail-Funktionen im Runtime-Kontext,
wobei ferner auch die Ergebnisse der Protokollierung im Engineering-System und im
Operator-System (in der Runtime) getrennt voneinander archiviert und ausgewertet werden.
Dies bedeutet, dass die Zusammenhänge zwischen den Audit-Trail-Funktionen bzgl. des
Engineering-Systems und den Audit-Trail-Funktionen im Hinblick auf das Operator-System
(Runtime- bzw. LaufzeitSystem) unberücksichtigt bzw. ignoriert werden, wodurch nicht
oder nur sehr ungenau ermittelt werden kann, wie und in welchen zeitlichen Abfolgen
Engineering-Daten in die Runtime (in das Operator-System oder das Automatisierungsgerät)
überführt worden sind. Ferner können somit keine korrekten Hinweise auf ein inkonsistentes
Laden (Laden der Engineering-Daten in das Automatisierungsgerät und/oder die Operator-Station)
ermittelt werden.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Prozessleitsystem gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 zu schaffen, mittels der einem Anwender - einem Projekteur und/oder
einem Operator - die Beziehungen zwischen engineering-relevanten Aktionen oder Ereignissen
und laufzeitrelevanten Aktionen oder Ereignissen bereitgestellt werden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Maßnahmen gelöst.
[0008] Vorteilhaft ist, dass ein verbessertes Audit-Trail ermöglicht wird. Beispielsweise
kann dem Anwender die Beziehung zwischen den Audit-Trail-Einträgen, die die Ladereihenfolge
im Engineering-Kontext beschreiben - z. B. Laden der entsprechenden Engineering-Daten
zuerst in das Automatisierungsgerät, dann Laden der entsprechenden Engineering-Daten
in das Operator System - und den Audit-Trail-Einträgen, die den Zustand des Operator-Systems
im Runtime-Kontext beschreiben - z. B. während des Ladens wurde ganz normal bedient
und beobachtet oder die Kommunikation mit dem Operator-System war kurzfristig unterbrochen
- bereitgestellt werden.
[0009] Durch eine "kollektive" Berücksichtigung und die ggf. durch eine Korrelation von
laufzeit- und engineering-relevanten Ereignissen sowie ggf. anhand von adäquaten,
an das jeweilige Prozessleitsystem und das jeweilige Projekt genau zugeschnittenen,
integrierten Korrelationsregeln sowie durch die Archivierung aller Ereignisse in einem
gemeinsamen Archiv wird ermöglicht, dass neben der "reinen" Erfassung der Benutzeraktivitäten
(wer hat was und wann gemacht) ermittelt werden kann, wie und in welchen zeitlichen
Abfolgen die Engineering-Daten in das Operator-System überführt worden sind. Dabei
werden insbesondere die Zustände im OperatorSystem (z. B. während des Ladens wurde
ganz "normal" bedient und beobachtet) berücksichtigt. Eine umfassende übergeordnete,
in das Prozessleitsystem integrierte Analyse - sowohl zur Laufzeit bzw. zur Runtime
(um beispielsweise zeitnah Hinweise auf eine mögliche vorsätzliche oder versehentliche
Fehlbedienung zu ermitteln) als auch zu einem späteren Zeitpunkt (z. B. als Basis
für die Optimierung der anhand der historischen Ereignisse bzw. Bedienmeldungen rekonstruierten
Bedienabläufe) wird ermöglicht.
[0010] Durch die Berücksichtigung der Zusammenhänge zwischen Engineering-Daten und Runtime-Daten
werden beispielsweise im Engineering-Kontext insbesondere folgende relevante "Bedienmeldungen
bzw. -nachrichten" ermöglicht:
- wann wurde welches Gerät mit Änderungen (an Steuerbausteinen) geladen - wie lange
waren Inkonsistenzen zwischen Engineering-Daten und Runtime-Daten vorhanden,
- Engineering "Go-Online" - "CFC online schalten" und im Automatisierungsgerät an Bausteine
Werte ändern: "Bedienen und Beobachten aus dem Engineering heraus",
- Virtualisierungszustände von Geräten,
- wer hat wann welche Engineering-Version geladen - die Engineering-Version liegt aber
in einer anderen Datenbank; es wird jedoch darauf referenziert;
[0011] In einer Ausgestaltung der Erfindung gemäß den im Anspruch 2 angegebenen Maßnahmen
ist die Laufzeit-Komponente des Engineering-Systems Bestandteil eines Engineering-Servers
des Engineering-Systems, wobei das Engineering-System und das Operator-System dazu
ausgebildet sind, die in ihren LaufzeitKomponenten hinterlegten Nachrichten auf ihren
jeweiligen Clients anzuzeigen. Dazu weisen die jeweiligen Server und die jeweiligen
Clients geeignete in Wirkverbindung stehende Visualisierungskomponenten auf, wodurch
grafische Ausgaben von Engineering- und Operator-Nachrichten möglich sind. Jeder Projekteur
(Bediener des Engineering-Systems) und jeder Operator (Bediener des Operator-Systems)
kann sich die vorgenommenen Änderungen im Engineering und zur Laufzeit (im Operator-System)
über die gesamte Historie hinweg anzeigen lassen. Beispielsweise kann der Projekteur
prüfen, ob gerade an der Anlage relevante Bedienungen an dem Operator-System vorgenommen
werden, um entscheiden zu können, wann es sinnvoll ist, aktualisierte Engineering-Änderungen
in die Anlage zu laden. Auch ein Operator kann prüfen, welche relevanten Engineering-Änderungen
zuletzt geladen worden sind und inwieweit diese seine Tätigkeit beeinflussen. Ferner
können die erwähnten Prüfungen sowie die in Abhängigkeit von deren Ergebnissen anzustoßenden
Aktionen - basierend auf den Ergebnissen der über einen längeren Zeitraum durchgeführten
Analyse - so umfassend automatisiert werden, dass der jeweilige Benutzer (der Projekteur
im Engineering-Kontext bzw. der Operator im Runtime-Kontext) höchstens zuzustimmen
hat (z. B. durchs Anklicken eines entsprechenden Buttons), ob eine vorgeschlagene
adäquate Aktion ausgeführt werden soll.
[0012] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung gemäß den im Anspruch 3 angegebenen
Maßnahmen weisen das Engineering-System und das Operator-System jeweils einen Interpreter
zum Erkennen der Zustände ihrer jeweiligen Laufzeitkomponenten und/oder zum Erkennen
der aktuellen Projektierung auf. Beispielsweise ist dazu auf dem jeweiligen System
eine Software-Komponente in Form eines Interpreters (Engineering- und Operator-Nachrichten-Interpreter)
vorgesehen, wobei diese ein "ad-hoc Audit Trail" bei der Projektierung und zur Laufzeit
bereitstellen. Dieses "ad-hoc Audit Trail" kann einem Projekteur oder einem Operator
Hinweise zur aktuellen Projektierung im Engineering oder zum Zustand der Laufzeitkomponenten
geben, die ihm bei seiner Tätigkeit Hilfestellung leisten können. Durch eine Korrelation
der auf dem Engineering-System und dem Operator-System erfassten und in einem gemeinsamen
Archiv zusammengeführten Engineering-Nachrichten und "Operator-Nachrichten können
daher "brauchbare" Aussagen für einen Projekteur oder einen Operator abgeleitet werden.
Für den Fall, dass z. B. erkannt wird, dass der Ladezustand eines Automatisierungsgerätes
zu dem Ladezustand des Operator-Systems inkonsistent ist - weil z. B. ein Baustein
bereits in das Automatisierungsgerät geladen, allerdings ein zu diesem Baustein entsprechender
Baustein noch nicht in das Operator-System geladen wurde - kann eine "brauchbare"
Aussage, die durch Korrelation abgeleitet wird, beispielsweise lauten: "Inkonsistenter
Ladezustand zur Laufzeit - neue Messstelle bzw. neuer Steuerbaustein "Motor_xyz" in
das Automatisierungsgerät geladen - jedoch diesem Baustein entsprechende Operator-Daten
noch nicht im Prozessabbild des Operator-Systems aktualisiert".
[0013] Mittels geeigneter projektierbaren Korrelationsregeln für die Interpreter können
die abzuleitenden Aussagen und die dafür verantwortlichen Nachrichten projektspezifisch
konfiguriert werden.
[0014] Anhand der Zeichnung, in der ein Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht
ist, werden im Folgenden die Erfindung, deren Ausgestaltungen sowie Vorteile näher
erläutert.
[0015] Es zeigen in einer vereinfachten Form:
- Figur 1
- Bestandteile eines Prozessleitsystems und
- Figuren 2 und 3
- Sequenzdiagramme.
[0016] Die in den Figuren 1 bis 3 dargestellten gleichen Teile sind mit gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0017] In Figur 1 sind mit 1 Bestandteile eines Prozessleitsystems bezeichnet, welches im
vorliegenden Ausführungsbeispiel ein Operator-System 2a, 2b, ein Engineering-System
3a, 3b, ein Automatisierungsgerät 4 sowie ein Archiv-Server 6 umfasst. Das Prozessleitsystem
1 kann selbstverständlich eine Vielzahl von Automatisierungsgeräten aufweisen, die
einerseits über einen Plant-Bus 5 mit einem Operator-Server 2b des Operator-Systems
2a, 2b sowie mit einem Engineering-Server 3a des Engineering-Systems 3a, 3b und andererseits
über einen weiteren hier nicht dargestellten Bus mit hier ebenfalls nicht dargestellten
dezentralen Peripherien verbunden sind. An diese dezentralen Peripherien sind eine
Vielzahl von Feldgeräten (Sensoren, Aktuatoren) angeschlossen. Ferner sind im vorliegenden
Beispiel lediglich ein Operator-System 2a, 2b und ein Engineering-System 3a, 3b dargestellt.
Selbstverständlich können weitere Operator-Systeme und weitere Engineering-Systeme
vorgesehen sein, wobei gewöhnlich jeweils ein Operator-Server und ein Operator-Client
ein Operator-System sowie ein Engineering-Server und ein Engineering-Client ein Engineering-System
bilden. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel weist das Operator-System 2a, 2b den Operator-Server
2a und ein Operator-Client 2b und das Engineering-System 3a, 3b den Engineering-Server
3a und einen Engineering-Client 3b auf, wobei die Server 2a, 3a, die Clients 2b, 3b
und der Archiv-Server 6 an einen Terminal-Bus 7 angeschlossen sind.
[0018] Das Engineering-System 2a, 2b ist zum Projektieren der Hard-und Software-Komponenten
des Prozessleitsystems 1 und das Operator-System zum Bedienen und Beobachten eines
technischen Prozesses bzw. einer zu steuernden technischen Anlage vorgesehen, wobei
sowohl der Operator-Server 2a als auch der Engineering-Server 3a jeweils eine Laufzeit-Komponente
in Form eines Prozessabbildes 8, 9 aufweisen. Diese Prozessabbilder 8, 9 werden im
Rahmen der Prozesssteuerung - also zur Laufzeit bzw. im Runtime-Betrieb - aktualisiert.
Im Hinblick auf das Prozessabbild 8 des Operator-Servers 2a werden Prozessobjekte
bzw. Prozessobjekt-Instanzen 10 im Prozessabbild 8 mit aktuellen Prozesseingangs-
und ausgangswerten versorgt, wobei das Automatisierungsgerät 4 diese Werte dem Operator-Server
2a zuführt. Ferner werden zur Laufzeit den Bedieneingaben eines Operators entsprechende
Operator-Nachrichten in ein Nachrichten-Objekt 11 des Prozessabbildes 8 des Operator-Servers
2a eingetragen. Mittels einer geeigneten Software-Komponente 12 des Operator-Servers
2a wird ermöglicht, dass der Operator-Server 2a auf den Archiv-Server 6 lesend und
schreibend zugreifen kann, um in den Archiv-Server 6 Operator-Nachrichten zu hinterlegen
und/oder die dort hinterlegten Operator- und/oder Engineering-Nachrichten des Engineering-Systems
3a, 3b einzulesen.
[0019] Das mit dem Prozessabbild 8 des Operator-Servers 2a zeitsynchronisierte Prozessabbild
9 des Engineering-Servers 3a weist ebenfalls ein Nachrichten-Objekt 13 auf, in das
Bedien- bzw. Projektierungs-Eingaben entsprechende Engineering-Nachrichten eingetragen
werden, wobei im vorliegenden Ausführungsbeispiel mittels Komponenten 14, 15 des Engineering-Servers
3a und des Engineering-Client 3b die Eintragung der Engineering-Nachrichten angedeutet
ist. Der Engineering-Server 3a ist ferner ebenfalls mit einer geeigneten Software-Komponente
16 versehen, die es ermöglicht, dass der Engineering-Server 3a auf den Archiv-Server
6 lesend und schreibend zugreifen kann, um in den Archiv-Server 6 Engineering-Nachrichten
zu hinterlegen und/oder die dort hinterlegten Engineering- und/oder Operator-Nachrichten
des Operator-Systems 2a, 2b einzulesen. Aufgrund dieser gemeinsamen und chronologisch
korrekten Archivierung von relevanten Bedien-Eingaben eines Operators und Projektierungs-Eingaben
eines Projekteurs wird die Voraussetzung geschaffen, dass sowohl der Projekteur -
Benutzer bzw. Bediener des Engineering-Systems 3a, 3b - als auch der Operator - Benutzer
bzw. Bediener des Operator-Systems 2a, 2b - sich die vorgenommenen relevanten Änderungen
in beiden Systemen zur Laufzeit über die gesamte Historie hinweg anzeigen lassen kann.
Um diese relevanten Änderungen bzw. der Engineering- und/oder Operator-Nachrichten
grafisch anzuzeigen, weist im vorliegenden Ausführungsbeispiel der Engineering-Server
3a zur grafischen Aufbereitung der Nachrichten eine Visualisierungskomponente 18 und
der Engineering-Client 3b eine zu dieser Visualisierungskomponente 18 in Wirkverbindung
stehende weitere Visualisierungskomponente 19 auf.
[0020] Um ferner im Rahmen der Projektierung und zur Laufzeit ein "ad-hoc Audit Trail" bereitstellen
zu können, welches einem Projekteur oder einem Operator Hinweise zur aktuellen Projektierung
im Engineering oder Hinweise zum Zustand der Laufzeitkomponenten geben kann, die ihm
bei seiner Tätigkeit Hilfestellung leisten können, ist der Engineering-Server 3a und
der Operator-Server 2a jeweils mit einem Nachrichten-Interpreter 20, 21 zur Interpretation
der Engineering- und der Operator-Nachrichten versehen. Mittels diesen Interpreter
20, 21 werden durch Korrelation der Engineering-Nachrichten und Operator-Nachrichten,
die im Archiv-Server 6 zusammengeführt sind, "brauchbare" Aussagen für den Projekteur
und/oder den Operator abgeleitet. Eine derartige "brauchbare" Aussage kann beispielweise
lauten: "Inkonsistenter Ladezustand zur Laufzeit - neue Messstelle bzw. Prozessobjekt-Instanz
(POI) "Motor_xyz" in das Automatisierungsgerät 4 geladen - diese Messstelle ist jedoch
noch nicht im Prozessabbild 8 des Operator-Systems 2a, 2b aktualisiert".
[0021] Zur näheren Erläuterung wird dazu auf die Figuren 2 und 3 verwiesen, in welchen Sequenzdiagramme
dargestellt sind.
[0022] Figur 2 zeigt Schreib- und Lesezugriffe des Operator- und des Engineering-Servers
2a, 3a auf den Archiv-Server 2, und Figur 3 Ausgaben des Nachrichten-Interpreter 21
des Operator-Servers. Es wird angenommen, dass zu einem Zeitpunkt t0 eine Engineering-Nachricht
22 in den Archiv-Server 6 eingetragen wird. Beispielsweise kann diese Nachricht die
Information enthalten, dass die Projektierungsdaten geändert wurden und daher eine
Prozessobjekt-Instanz (POI), z. B. eine Prozessobjekt-Instanz in Form einer Messstelle,
eines Tanks oder Ventils, eines Sensors oder Aktuators, hinzugefügt wurde. Ferner
wird angenommen, dass diese Prozessobjekt-Instanz zunächst in das Automatisierungsgerät
4 geladen wurde, wobei eine dazu entsprechende Engineering-Nachricht 23 zu einem Zeitpunkt
t1 in den Archiv-Server 6 eingetragen wurde. Zu einem Zeitpunkt t2 liest der Operator-Server
2a die Engineering-Nachricht 23 aus dem Archiv-Server 6 aus, wobei der Nachrichten-Interpreter
21 des Operator-Servers 2a erkennt, dass der Ladezustand des Automatisierungsgerätes
4 zu dem Ladezustand des Operator-Systems 2a, 2b inkonsistent ist.
[0023] Für den Fall, dass die Prozessobjekt-Instanz bzw. ein diesem Prozessobjekt entsprechendes
Objekt auch in das Operator-System 2a, 2b geladen wird, was das Engineering-System
3a, 3b durch eine Engineering-Nachricht 24 anzeigt, die zu einem Zeitpunkt t3 in den
Archiv-Server 6 hinterlegt wird, kann der Nachrichten-Interpreter 21 des Operator-Servers
2a aufgrund der ausgelesenen Engineering-Nachricht 24 zu einem Zeitpunkt t4 erkennen,
dass die Ladezustände des Automatisierungsgerätes 4 und des Operator-Systems 2a, 2b
zueinander konsistent sind.
[0024] Mittels der beschriebenen Maßnahmen wird ein umfassendes, korrelationsfähiges und
exaktes Audit-Trail verwirklicht, welches im Wesentlichen gleichermaßen engineering-
und laufzeitrelevante Ereignisse kollektiv berücksichtigt und alle Ereignisse in einem
gemeinsamen Archiv persistiert. Es können konkrete Hinweise auf Probleme sowie entsprechende
adäquate Problemlösungen effizient ermittelt werden. Die Maßnahmen zur Verwirklichung
des exakten Audit-Trails einschließlich etwaiger Korrelationsregeln sind in das ohnehin
vorhandene Engineering- und Operator-System integriert, so dass kein weiteres System
für die Durchführung von Korrelationen erforderlich ist. Durch den Einsatz eines intelligenten
zur Interpretation der Engineering und Operator-Nachrichten (Audit-Trail EM/OM-)Interpreters)
wird das Risiko einer Fehlbedienung bzw. einer ungeplanten Fehlaktion, die durch eine
Fehlentscheidung eines Projekteurs bzw. Operators verursacht wurde, erheblich reduziert.
Im Übrigen werden mittels der beschriebenen Maßnahmen die Anforderungen des Industrial
Security-Standards IEC 62443 hinsichtlich der Erfassung sämtlicher Benutzeraktivitäten
erfüllt, die unter anderem als eine notwendige Voraussetzung für die entsprechenden
Zertifizierungen ist, deren Stellenwert stets steigt.
1. Prozessleitsystem mit
- einem Engineering-System (3a, 3b) zum Projektieren der Hard- und Software-Komponenten
des Prozessleitsystems (1),
- einem eine Laufzeit-Komponente (8) aufweisendes Operator-System (2a, 2b) zum Bedienen
und Beobachten eines technischen Prozesses, und
- einem Archiv-System (6) zum Archivieren von Projektierungs-Eingaben des Engineering-Systems
(3a, 3b) und zum Archivieren von Operator-Eingaben im Operator-System (2a, 2b),
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Engineering-System (3a, 3b) mit einer Laufzeit-Komponente (9) zur Hinterlegung
von den Projektierungs-Eingaben entsprechenden Engineering-Nachrichten (22, 23, 24)
versehen ist, wobei die Laufzeit-Komponente (9) des Engineering-Systems (3a, 3b) mit
der Laufzeit-Komponente (8) des Operator-Systems (2a, 2b) zeitsynchronisiert ist,
- in der Laufzeit-Komponente (8) des Operator-Systems (2a, 2b) den Operator-Eingaben
entsprechenden Operator-Nachrichten eingetragen sind, und
- das Engineering-System (3a, 3b) und das Operator-System (2a, 2b) jeweils eine Zugriffs-Komponente
(12, 16) aufweisen zum Einschreiben ihrer jeweiligen Nachrichten in das Archiv-System
(6) und zum Auslesen der im Archiv-System (6) hiterlegten Engineering- und Operator-Nachrichten.
2. Prozessleitsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Laufzeit-Komponente (9) des Engineering-Systems (3a, 3b) Bestandteil eines Engineering-Servers
(3a) des Engineering-Systems (3a, 3b) ist, wobei das Engineering-System (3a, 3b) und
das Operator-System (2a, 2b) dazu ausgebildet sind, die in ihren Laufzeit-Komponenten
(8, 9) hinterlegten Nachrichten auf ihren jeweiligen Clients (3b, 2b) anzuzeigen.
3. Prozessleitsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet dass das Engineering-System (3a, 3b) und das Operator-System (2a, 2b) jeweils einen Interpreter
(20, 21) aufweisen zum Erkennen der Zustände ihrer jeweiligen Laufzeitkomponenten
(8, 9) und/oder zum Erkennen der aktuellen Projektierung.
4. Ein für ein Prozessleitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3 ausgebildetes Engineering-System
(3a, 3b).
5. Ein für ein Prozessleitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3 ausgebildetes Operator-System
(2a, 2b).