Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Kettenanordnung für eine Hoch- oder Höchstspannungs-Freileitung,
umfassend einen Langstabisolator mit einem Isolierkern aus faserverstärktem Kunststoff
sowie mindestens einer Endarmatur und eine Anordnung zur Überspannungsableitung mit
mindestens einer Schutzarmatur. Dabei ist die mindestens eine Schutzarmatur an der
mindestens einen Endarmatur des Langstabisolators befestigt.
Stand der Technik
[0002] So genannte Langstabisolatoren werden insbesondere eingesetzt, um die Leiterseile
von Freileitungen zu tragen. Sie schaffen einerseits eine mechanische Verbindung zwischen
dem jeweiligen Freileitungsmast und dem jeweiligen Leiterseil. Andererseits isolieren
sie das Leiterseil elektrisch vom Freileitungsmast. Langstabisolatoren umfassen einen
in der Regel kreiszylindrischen Isolierkern, der an beiden Enden mechanisch fest mit
Endarmaturen verbunden ist. In der Regel ist der Isolierkern von einer Ummantelung
umgeben, welche eine geschirmte Aussenform aufweist, so dass sich ein langer Kriechweg
entlang der Isolatorenaussenseite ergibt. Die Schirme sind zudem in der Regel so gestaltet,
dass die Unterseite der Schirme bei Regenfall möglichst trocken bleibt.
[0003] Die Langstabisolatoren haben eine gewisse vorgegebene Länge, welche sich aus den
gewünschten elektrischen Eigenschaften, z. B. in Bezug auf die Möglichkeit von Überschlägen,
ergibt. Relevant ist dabei die Distanz zwischen dem unteren Rand des geerdeten mastseitigen
Teils oben und dem spannungsführenden seilseitigen Teil unten.
[0004] Langstabisolatoren sind jeweils Teil einer Kettenanordnung. Diese umfasst nebst dem
Isolator insbesondere mastseitige Befestigungselemente, eine Trägervorrichtung für
das Leiterseil und gegebenenfalls ein Verbindungselement für eine Gewichtseinheit.
Die Elemente der Kettenanordnung sind durch geeignete Verbindungselemente miteinander
verbunden, etwa solche, die internationalen Standards wie beispielsweise dem IEC 60471/19L
entsprechen.
[0005] Kettenanordnungen für Hochspannungsleitungen (typischerweise mit Spannungen im Bereich
50-150 kV) bzw. Höchstspannungsleitungen (typischerweise mit Spannungen im Bereich
220-400 kV) sind zudem oft mit so genannten Schutzarmaturen ausgestattet. Diese bilden
beispielsweise eine definierte Funkenstrecke zur Ableitung von Überspannungen, wie
sie insbesondere bei Blitzschlägen auftreten. Dadurch wird weitgehend vermieden, dass
die Ableitung über den Isolator erfolgt. Ferner soll ein Lichtbogen zwischen Mast
und Leitung durch eine entsprechende Geometrie und Materialisierung der Schutzarmatur
vom Isolierkern und dessen allfälliger Ummantelung ferngehalten und zum Verlöschen
gebracht werden.
[0006] Schutzarmaturen umfassen oft zwei ähnlich oder identisch ausgebildete Teile, welche
oberhalb des eigentlichen Isolators (d. h. mastseitig) und unterhalb des eigentlichen
Isolators (d. h. seilseitig) angebracht sind. Typisch ist eine Befestigung mittels
separaten Elementen, die oberhalb und unterhalb am Langstabisolator befestigt werden.
Diese separaten Elemente weisen eine gewisse axiale Ausdehnung auf und tragen somit
zur Gesamtlänge der Kettenanordnung bei.
[0007] Herkömmlich wurden Langstabisolatoren aus keramischen Werkstoffen gefertigt. Seit
einiger Zeit gewinnen Langstabisolatoren mit einem Kern aus faserverstärktem Kunststoff,
z. B. glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), an Bedeutung. Der Isolierkern solcher
Isolatoren ist im Gegensatz zu einem keramischen Kern nicht in die entsprechende Endarmatur
einzementiert, sondern typischerweise geklemmt bzw. verpresst. Dies hat aufgrund der
grösseren axialen Ausdehnung der Press- bzw. Klemmverbindung verglichen mit der Klebeverbindung
in der Regel zur Folge, dass die Gesamtlänge eines Langstabisolators mit einem Kern
aus faserverstärktem Kunststoff grösser ist als die Gesamtlänge eines Keramik-Langstabisolators
mit entsprechenden elektrischen Eigenschaften.
[0008] Insbesondere bei der Nachrüstung bestehender Freileitungen mit neuen Isolatoren ergibt
sich somit das Problem, dass sich der Abstand zwischen dem Befestigungspunkt am Mast
und dem Leiterseil vergrössert. Dies ist oftmals nicht zulässig oder zumindest nicht
erwünscht, weil dadurch die Leiterseile nach der Nachrüstung tiefer hängen, was im
darunterliegenden Bodenbereich höhere Feldstärken nicht-ionisierender Strahlung zur
Folge haben kann.
[0009] Nachteilig ist eine grössere Länge auch deshalb, weil sie mit einem grösseren Schwenkbereich
einhergeht, damit mit einer Reduktion des Minimalabstands des Leiterseils zum Mastschaft.
[0010] Es sind Kettenanordnungen bekannt, bei welchen auf separate Elemente oberhalb und
unterhalb des Langstabisolators zur Anbringung der Schutzarmaturen verzichtet wird.
[0011] So zeigt die
EP 0 038 475 A2 (Karl Pfisterer Elektrotechnische Spezialartikel GmbH & Co. KG) eine Endarmatur für
einen Isolator mit einem Kern aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Diese umfasst
eine Klemmvorrichtung mit einer ersten Klemme und einer Konusklemme, wobei sich die
Klemmhülse der Konusklemme und die erste Klemme aufeinander abstützen. Das Gehäuse
der Endarmatur, das Abspannorgan, dient als Träger für einen Schirmring, welcher durch
einen verdickten Rand eines Trichters gebildet ist. Der Schirmring schliesst sich
einstückig in Richtung auf die entgegengesetzte Endarmatur an das Gehäuse an.
[0012] Die
DE 30 14 600 A1 (Karl Pfisterer Elektrotechnische Spezialartikel GmbH & Co. KG) betrifft eine Anschlussarmatur
für einen Isolatorstab aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einer auf den Aussendurchmesser
des Stabes abgestimmten Klemmvorrichtung. Die Armatur soll bei einer bestimmten Länge
eine wesentlich höhere Haltekraft ermöglichen als vorbekannte Armaturen. Dazu wird
eine zusätzliche Klemmvorrichtung eingesetzt, die auf einen kleineren Stabaussendurchmesser
als die übliche Klemmvorrichtung abgestimmt ist. Die Klemmelemente sind bevorzugt
aus mindestens zwei Klemmkonen aufgebaut, welche über eine Schwächungszone, z. B.
eine Ringnut, miteinander verbunden sind. Der Isolatorstab ist im Endabschnitt auf
den Innendurchmesser des entsprechenden Klemmkonus vermindert. Ein Schutzring ist
durch den verstärkten Rand einer Glocke gebildet, wobei die Glocke auf dem topfartigen
Teil der Endarmatur über einen hohlzylindrischen, in Längsrichtung geschlitzten Nabenteil
festgeklemmt ist.
[0013] Bei diesen Kettenanordnungen kann es passieren, dass die Ableitung einer Überspannung
zumindest teilweise auch im Bereich erfolgt, welcher unmittelbar an den Isolierkern
angrenzt. Dies kann Schäden am Isolierkern zur Folge haben, welche einen Austausch
des Isolators erfordern.
Darstellung der Erfindung
[0014] Aufgabe der Erfindung ist es somit, eine dem eingangs genannten technischen Gebiet
zugehörende Kettenanordnung zu schaffen, welche eine verringerte Störungsanfälligkeit
bei Überspannungen hat, dabei die elektrischen Anforderungen erfüllt und eine minimale
Länge aufweist.
[0015] Die Lösung der Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruchs 1 definiert. Gemäss der
Erfindung erfolgt die Befestigung der mindestens einen Schutzarmatur in einem endseitigen
axialen Bereich der mindestens einen Endarmatur, ausserhalb eines Verbindungsbereichs
zwischen Isolierkern und Endarmatur.
[0016] Ausserhalb des Verbindungsbereichs zwischen Isolierkern und Endarmatur bedeutet dabei,
dass sich ein erster axialer Bereich (Ableitungsbereich), welcher durch die leitende
Verbindung zwischen Schutzarmatur und Endarmatur definiert wird, und ein zweiter axialer
Bereich (Kernbereich), welcher durch die Ausdehnung des Isolierkerns in die Endarmatur
bestimmt wird, axial nicht überschneiden. Zwischen den Bereichen kann ein Abstand
vorhanden sein, oder sie grenzen unmittelbar aneinander an.
[0017] Beim faserverstärkten Kunststoff handelt es sich insbesondere um glasfaserverstärkten
Kunststoff (GFK). Es sind aber auch Isolierkerne aus anderen faserverstärkten Kunststoffen
wie z. B. kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) einsetzbar.
[0018] Der Langstabisolator umfasst insbesondere zwei Endarmaturen, wobei je eine an jedem
Ende des Isolierkerns angeordnet ist. Insbesondere umfasst die Kettenanordnung zudem
zwei Schutzarmaturen, wobei je eine an jeder Endarmatur befestigt ist.
[0019] Die Schutzarmatur ist insbesondere aus galvanisiertem Stahl ausgebildet, es sind
aber auch Ausführungen aus anderen metallischen Werkstoffen oder einem anderen Material
mit ausreichender Leitfähigkeit und mechanischer Stabilität möglich. Die Schutzarmatur
kann auch aus Teilen unterschiedlichen Materials zusammengesetzt sein.
[0020] Die Kettenanordnung kann weiter eine Ummantelung aufweisen, die den Isolierkern wie
oben beschrieben umgibt.
[0021] Die Befestigung der Schutzarmatur bzw. der Schutzarmaturen direkt an der Endarmatur
bzw. den Endarmaturen ermöglicht eine verkürzte Ausführung der Kettenanordnung verglichen
mit einer Kettenanordnung, bei welcher oberhalb und/oder unterhalb separate Elemente
am Langstabisolator angeordnet sind. Durch die Befestigung ausserhalb des Verbindungsbereichs
zwischen Isolierkern und Endarmatur wird gleichzeitig das Risiko einer Beschädigung
des Isolierkerns gegenüber Anordnungen, bei welchen die Befestigung im Verbindungsbereich
erfolgt, erheblich reduziert.
[0022] Bevorzugt umfasst die Schutzarmatur ein Befestigungselement, welches an der Endarmatur
anbringbar ist. Dies ermöglicht eine Anbringung an im Handel verfügbaren Langstabisolatoren.
Die Geometrie des Befestigungselements ist dazu spezifisch an die Aussengeometrie
der entsprechenden Endarmaturen angepasst, und/oder sie lässt sich an die Aussengeometrie
der Endarmaturen in einem gewissen Bereich anpassen. Dies hat den Vorteil, dass verfügbare
Langstabisolatoren auf einfache Weise mit den Schutzarmaturen ausrüstbar sind. Ferner
lassen sich die mittels des Befestigungselements angebrachten Schutzarmaturen auf
einfache Weise auswechseln, z. B. nach einem Lichtbogenereignis.
[0023] Das Befestigungselement kann mit der eigentlichen Schutzarmatur einstückig ausgebildet
sein, es kann aber auch als gesondertes Element vorliegen, welches mit der eigentlichen
Schutzarmatur auf geeignete Weise verbunden ist, z. B. verschweisst und/oder verschraubt.
Das Befestigungselement kann ein- oder mehrteilig ausgebildet sein.
[0024] Vorzugsweise umfasst das Befestigungselement eine Aufnahme, in welcher ein Bereich
der Endarmatur passend aufnehmbar ist. Dies ermöglicht eine mechanisch stabile Befestigung
der Schutzarmatur mit einem grossflächigen elektrischen Kontaktbereich zwischen Befestigungselement
und Endarmatur. Die Aufnahme ist bevorzugt so ausgebildet, dass der aufgenommene Bereich
vollständig ausserhalb des Verbindungsbereichs zwischen Isolierkern und Endarmatur
liegt. Die korrekte Positionierung wird mit Vorteil durch eine entsprechende Wahl
der Geometrie und/oder Markierungen am Befestigungselement und/oder der Endarmatur
sichergestellt. So kann beispielsweise die Aufnahme einen sich endseitig verjüngenden
Bereich umfassen, welcher mit einer Verjüngung der Endarmatur zusammenwirkt. Ebenfalls
möglich ist ein Anschlag, welcher mit dem stirnseitigen freien Ende der Endarmatur
zusammenwirkt.
[0025] Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist die Aufnahme durch zwei Halbschalen gebildet.
Eine derartige Geometrie ermöglicht eine einfache und sichere Befestigung an der Endarmatur.
Die Halbschalen ermöglichen eine grossflächige Anbringung bei gleichzeitiger Anpassbarkeit
an geringfügig unterschiedliche Geometrien, z. B. aufgrund von thermischen Effekten
oder Herstellungstoleranzen. Dazu wird insbesondere der gegenseitige Abstand der beiden
Halbschalen geringfügig verändert. Auch garantiert eine solche Bauform die koaxiale
Ausrichtung zwischen Schutzarmatur und Isolierkern, unabhängig von der Lage des Isolierkerns,
insbesondere bei Auslenkung desselben.
[0026] Eine symmetrische Anordnung zweier Halbschalen, welche die Endarmatur weitgehend
umgeben (bevorzugt zu mindestens 70 % des Umfangs) stellt sicher, dass Ströme, welche
bei der Ableitung von Überspannungen und Kurzschlüssen entstehen, weitestgehend von
den Halbschalen über Aussenbereiche des Gehäuses der Endarmatur axial nach unten abgeleitet
werden. Radiale Ströme durch den Innenbereich der Endarmatur, welche zu Schäden am
Isolierkern führen könnten, werden minimiert.
[0027] Anstelle zweier Halbschalen sind auch andere Aufnahmen möglich, z. B. mit einem starren
Käfig.
[0028] Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist die mindestens eine Endarmatur eine erste
Durchgangsöffnung auf, und das Befestigungselement umfasst eine zweite Durchgangsöffnung,
so dass zur Verbindung des Befestigungselements mit der Endarmatur ein bolzenartiges
Element durch die erste und die zweite Durchgangsöffnung führbar ist.
[0029] Dadurch ergibt sich eine sichere mechanische Befestigung der Schutzarmatur, wobei
durch die eindeutige gegenseitige Positionierung der Durchgangsöffnungen auch die
axiale Position des Befestigungselements relativ zur Endarmatur eindeutig vorgegeben
ist. Je nach Geometrie der Endarmatur und des Befestigungselements lässt die Befestigung
mittels Bolzen eine oder zwei Drehstellungen des Befestigungselements und damit der
Endarmatur zu.
[0030] Als bolzenartiges Element kommen insbesondere Bolzen, Schrauben, Gewindestangen usw.
in Frage. Bevorzugt weist das bolzenartige Element einen Kopf auf, welcher sich auf
einer ersten Seite auf dem Befestigungselement und/oder der Endarmatur abstützt, und
ein Gegenstück, welches sich auf einer zweiten Seite auf dem Befestigungselement und/oder
den Endarmatur abstützt.
[0031] Der Bolzen dient insbesondere auch zur Verbindung der Endarmatur mit dem nachfolgenden
Element (z. B. einer Halteeinrichtung für das Leiterseil) zusammen. Dem Bolzen kommt
dabei nebst seiner mechanischen Funktion die Aufgabe zu, eine zuverlässige elektrische
Verbindung zwischen der Schutzarmatur und dem nachfolgenden Element zu schaffen. Hohe
Ströme können so weitgehend unabhängig von der Endarmatur abgeleitet werden.
[0032] Besonders bevorzugt ist die Kombination eines Befestigungselements mit zwei Halbschalen
und der Verbindung mit dem bolzenartigen Element. Dabei befindet sich der Kopf des
bolzenartigen Elements ausserhalb einer ersten der Halbschalen. Das Element durchquert
diese erste Halbschale, dann die Endarmatur und schliesslich die zweite Halbschale
in den entsprechenden Durchgangsöffnungen. Auf der Aussenseite der zweiten Halbschale
weist das bolzenartige Element dann ein Gegenstück auf, welches das Element zusammen
mit dem Kopf gegen ein Herausrutschen sichert.
[0033] Anstelle der Anbringung der Schutzarmatur an der Endarmatur mittels eines Befestigungselements
kann die Schutzarmatur auch auf andere Weise befestigt werden, z. B. indem sie mit
der Endarmatur verschweisst oder indem sie mit der Endarmatur einstückig ausgebildet
wird.
[0034] Bei der Schutzarmatur handelt es sich insbesondere um einen Schutzring. Derartige
Schutzringe stellen sicher, dass im Ringinnenraum keine Koronaentladungen auftreten,
welche den Langstabisolator beschädigen könnten. Analog zu einem Faradayschen Käfig
schirmen sie den von dem Schutzring bzw. den Schutzringen definierten Innenraum ab.
Spitzenentladungen an Elementen des Langstabisolators werden so vermieden.
[0035] Beim Schutzring muss es sich nicht zwingend um einen geschlossenen Ring handeln.
Der Ring kann unterbrochen sein und zwei freie Enden aufweisen, insbesondere zur definierten
Ableitung von Überspannungen zwischen zwei entsprechend ausgebildeten Schutzringen.
[0036] Bei einer Befestigung des Schutzrings mittels eines Befestigungselements mit zwei
Halbschalen umfasst der Schutzring bevorzugt ein Ringelement, welches mit jeder der
Halbschalen über jeweils einen Arm verbunden ist. Dadurch ergeben sich eine mechanisch
stabile Befestigung und eine definierte und gleichmässige Ableitung von Überspannungen
vom Ringelement über die Arme und das Befestigungselement in die Endarmatur und das
nachfolgende Element.
[0037] Die Erfindung ist auch mit anderen Schutzarmaturen umsetzbar, z. B. mit Schutzhörnern
oder Schutzglocken. Die Schutzarmaturen können jeweils einfach oder mehrfach an beiden
Enden oder nur einseitig angebracht sein - je nach Schutzfunktion und Bedürfnissen.
[0038] Insbesondere ist im Verbindungsbereich eine Pressverbindung zwischen Isolierkern
und Endarmatur ausgebildet. Solche Verbindungen haben sich für Isolierkerne aus faserverstärktem
Kunststoff als gut geeignet herausgestellt.
[0039] Die Erfindung ist auch mit Langstabisolatoren umsetzbar, bei welchen der Isolierkern
auf eine andere Weise mit der Endarmatur verbunden ist, z. B. über eine Klebeverbindung
oder eine Verschraubung.
[0040] Mit Vorteil umfasst die Kettenanordnung zwei gleich ausgebildete Schutzarmaturen,
welche an jeweils einer von zwei Endarmaturen befestigt sind. Durch die Verwendung
von gleich ausgebildeten Schutzarmaturen ergeben sich reduzierte Lagerhaltungskosten,
weil nicht unterschiedliche Bauteile für beide Seiten vorgehalten werden müssen.
[0041] Aus der nachfolgenden Detailbeschreibung und der Gesamtheit der Patentansprüche ergeben
sich weitere vorteilhafte Ausführungsformen und Merkmalskombinationen der Erfindung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0042] Die zur Erläuterung des Ausführungsbeispiels verwendeten Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1A, B
- Zwei Seitenansichten einer installierten erfindungsgemässen Kettenanordnung;
- Fig. 2A, B
- zwei Seitenansichten des Schutzrings der Kettenanordnung;
- Fig. 2C
- eine Draufsicht auf den Schutzring; und
- Fig. 3
- einen vertikalen Querschnitt durch einen Endbereich des Isolators und das Befestigungselement
des Schutzrings.
[0043] Grundsätzlich sind in den Figuren gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0044] Die Figuren 1A, 1B zeigen zwei Seitenansichten einer installierten erfindungsgemässen
Kettenanordnung 100. Die gezeigte Anordnung ist für eine Betriebsspannung von 145
kV ausgelegt.
[0045] Die Kettenanordnung 100 umfasst einen Langstabisolator 110 mit Glasfaser-Isolierkern.
Der Isolator wird unten, im Zusammenhang mit der Figur 3 näher beschrieben. Die Kettenanordnung
100 umfasst weiter zwei Schutzringe 150, welche spiegelbildlich zueinander am oberen
und am unteren Ende des Langstabisolators 110 befestigt sind. Sie werden weiter unten,
im Zusammenhang mit der Figur 2 näher beschrieben.
[0046] Die Kettenanordnung 100 ist an einem Freileitungsmast (nicht gezeigt) über eine an
sich bekannte Hängevorrichtung 10 aus Stahl aufgehängt. Am unteren Ende der Kettenanordnung
100, nämlich an der unteren Endarmatur 130 des Langstabisolators 110, ist eine Doppellasche
20 aus Stahl befestigt. In dieser ist eine Hängeklemme 30 aus Aluminium und Stahl
aufgenommen, welche das Leiterseil 1 der Freileitung trägt. Zwischen der Hängeklemme
30 und dem Leiterseil 1 ist in an sich bekannter Weise eine Schutzspirale 35 aus Aluminium
angeordnet. Am unteren Ende der Doppellasche 20 ist eine Gabellasche 40 aus Stahl
befestigt, welche eine Gewichtseinheit 50 trägt.
[0047] Die Mindest-Bruchlast der gesamten Kettenanordnung beträgt 120 kN. Die Gabel-Anschlussabmessungen
entsprechen jeweils dem Standard IEC 60471/19L. Die Stahlteile sind jeweils feuerverzinkt.
[0048] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel ergibt sich eine Länge a der Kettenanordnung
(gemessen von der oberen Verbindungsachse zur Hängevorrichtung bis zur unteren Verbindungsachse
zur Doppellasche) von 1504 mm. Für die Länge b zwischen Hängevorrichtung und Seilaufhängepunkt
ergeben sich 1700 mm.
[0049] Die Figuren 2A, 2B zeigen zwei Seitenansichten des Schutzrings der Kettenanordnung,
die Figur 2C zeigt eine Draufsicht auf den Schutzring. Der Schutzring 150 ist aus
Stahl gefertigt. Er umfasst den eigentlichen Ring 152, das Befestigungselement 160
und zwei den Ring 152 und das Befestigungselement 160 verbindende Arme 154, 156, welche
an ihren Enden jeweils mit dem Ring 152 und mit dem Befestigungselement 160 verschweisst
sind. Der Ring 152 ist nicht in sich geschlossen, sondern er läuft in zwei Endhörnern
152a, 152b aus, welche in einem Winkel von 10° zum Ringhauptteil abgeknickt sind und
welche an ihrem Ende jeweils einen kugelförmigen Abschlussteil tragen.
[0050] Die zwei Schutzringe 150 der Kettenanordnung 100 sind derart angeordnet, dass die
kugelförmigen Abschlussteile voneinander abgewandt sind. Es wird ein definierter Weg
zur Ableitung von Überspannungen gebildet, welcher von den Abschlussteilen der Endhörner
152a, 152b auf der einen Seite des Langstabisolators 110 zu den Abschlussteilen der
Endhörner 152a, 152b auf der anderen Seite des Langstabisolators 110 reicht. Die beiden
Schutzringe 150 schirmen den Hauptteil des Langstabisolators 110 elektrisch ab. Es
ergibt sich eine Blitz-Stehstossspannung von 660 kV.
[0051] Das Befestigungselement 160 umfasst zwei Halbschalen 162, 164. Sie weisen jeweils
einen U-förmigen Querschnitt auf und sind spiegelbildlich einander zugewandt angeordnet,
so dass sie zwischen sich einen Aufnahmeraum definieren. Ein Bolzen 170 aus Stahl
verläuft durch miteinander fluchtende Durchgangsöffnungen der beiden Halbschalen 162,
164.
[0052] Die Arme 154, 156 verlaufen ausgehend vom Ring 152 zunächst senkrecht zur Ebene,
welche vom Ringhauptteil definiert ist. Sie folgen nach einem geraden Abschnitt einem
90°-Bogen und sind an ihrem dem Ring 152 gegenüberliegenden Ende mit jeweils einer
der Halbschalen 162, 164 verschweisst.
[0053] Die Figur 3 zeigt einen vertikalen Querschnitt durch einen Endbereich des Isolators
und das Befestigungselement des Schutzrings, entlang der Linie A-A in der Figur 2C.
[0054] Der Langstabisolator 110 umfasst einen Isolierkern 120 aus hochfestem glasfaserverstärktem
Kunststoff, welcher an seinem Ende von der Endarmatur 130 umgeben ist. Der Isolierkern
120 ist in seinem mittleren Bereich, welcher sich über ca. 90% der Länge des Isolators
erstreckt, von einer geschirmten Ummantelung 132 aus einem Silikonmaterial umgeben.
Die Schirme führen zu einem Kriechweg von 3'870 mm.
[0055] Während der Isolierkern 120 in der Endarmatur 130 über eine Pressverbindung gehalten
ist, besteht zwischen dem Isolierkern 120 und der Ummantelung 132 in den Endbereichen
der Ummantelung 132 eine Klebeverbindung.
[0056] Der Stab, welcher den Ring 152 des Schutzrings bildet, befindet sich im dargestellten
Querschnitt seitlich der Endarmatur 130, ungefähr auf Höhe des äusseren Endes der
Ummantelung 132.
[0057] Das Befestigungselement 160 mit den beiden Halbschalen 162, 164 umschliesst einen
gabelartigen Endabschnitt der Endarmatur 130. Es erstreckt sich nicht bis in den Verbindungsbereich
zwischen Endarmatur und Isolierkern hinein (vgl. die gestrichelte Linie). Sowohl das
Befestigungselement 160 als auch ein Verbindungsteil der Doppellasche 20 sind mittels
eines Bolzens 170 an der Endarmatur 130 befestigt. Der Bolzen 170 weist einen Bolzenkopf
172 und auf der gegenüberliegenden Seite einen aufsteckbaren Sicherungsring 174 auf,
so dass er gegen ein Herausrutschen von der Endarmatur 130 gesichert ist.
[0058] Der Bolzen 170 dient nicht nur der mechanischen Befestigung des Befestigungselements
160 an der Endarmatur 130, er stellt auch die korrekte axiale Positionierung und Drehposition
der Schutzarmatur 150 relativ zum Langstabisolator 110 sicher. Weiter leitet er einen
wesentlichen Anteil des Ableitstroms vom Befestigungselement 160 zum Verbindungsteil
der Doppellasche 20.
[0059] Zur Befestigung des Schutzrings 150 an der Endarmatur 130 des Langstabisolators 110
wird das Befestigungselement 160 mit den beiden Halbschalen 162, 164 von aussen axial
auf den Endabschnitt der Endarmatur 130 aufgeschoben. Anschliessend wird der Verbindungsteil
der Doppellasche 20 in den gabelartigen Endabschnitt der Endarmatur 130 eingeschoben.
Schliesslich wird der Bolzen 170 eingeschoben und gesichert.
[0060] Die Ableitung von Strömen, die sich aus Überspannungen und Kurzschlüssen ergeben,
erfolgt vom Ring 152 des Schutzrings 150 über die Arme 154, 156, die Halbschalen 162,
164 und den Bolzen 170 auf die Doppellasche 20 und von dieser weiter auf die Hängeklemme
30. Pro Halbschale und Bolzenteil lassen sich mit dieser Dimensionierung Ströme von
2 x 20 kA übertragen.
[0061] Bei der Nachrüstung eines vorhandenen Langstabisolators wird der vorhandene Bolzen
entfernt und durch ein längeres Modell ersetzt, so dass zwischen dem Bolzenkopf und
dem gegenüberliegenden Sicherungsring zusätzlich auch die beiden Halbschalen aufnehmbar
sind.
[0062] Im Rahmen der erfindungsgemässen Kettenanordnung können Zwischenstücke zur Anbringung
von Schutzarmaturen zwischen dem Langstabisolator und dem jeweiligen Befestigungsteil
(Hängevorrichtung bzw. Doppellasche mit Hängeklemme) eingespart werden. Pro eingespartem
Zwischenstück ergibt sich beispielsweise eine Längenreduktion von 120 mm, bei beidseitig
angeordneten Schutzarmaturen also 240 mm. Typische Kettenanordnungen mit Langstabisolatoren
mit einem Kern aus GFK sind ca. 220 mm länger als entsprechende Anordnungen mit Keramikisolatoren.
Diese zusätzliche Länge kann somit bei einer beidseitigen Anbringung gemäss der erfindungsgemässen
Lösung kompensiert werden. Es ergibt sich sogar eine gewisse Reduktion der Gesamtlänge.
[0063] Die Erfindung ist nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt. Namentlich
können auch andersartige Schutzarmaturen auf die erfindungsgemässe Weise an der Endarmatur
befestigt werden. Gegebenenfalls ist nur eine Schutzarmatur vorhanden. Die Geometrie
des Befestigungsteils kann sich von derjenigen des Ausführungsbeispiels unterscheiden.
So können die Halbschalen anders ausgeformt sein, oder anstelle von Halbschalen wird
eine einteilige Aufnahme eingesetzt, welche gegebenenfalls nachgiebige Abschnitte
umfasst. Die Fixierung des Befestigungsteils an der Endarmatur kann anstelle des Bolzens
oder zusätzlich zum Bolzen durch ein anderes Element erfolgen, z. B. einen Klemmmechanismus.
Die Positionierung kann in diesem Fall durch andere Mittel, insbesondere Anschlagmittel,
sichergestellt werden.
[0064] Auch der dargestellte Langstabisolator ist nur als Beispiel zu begreifen. Bei unterschiedlicher
Geometrie der Endarmatur und/oder einer anderen Ausdehnung des Isolierkerns in die
Endarmatur ergibt sich auch eine unterschiedliche Geometrie des Befestigungsteils.
[0065] Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Erfindung eine Kettenanordnung schafft,
welche eine verringerte Störungsanfälligkeit bei Überspannungen hat, dabei die elektrischen
Anforderungen erfüllt und eine minimale Länge aufweist.
1. Kettenanordnung für eine Hoch- oder Höchstspannungs-Freileitung, umfassend
a) einen Langstabisolator mit einem Isolierkern aus faserverstärktem Kunststoff sowie
mindestens einer Endarmatur,
b) eine Anordnung zur Überspannungsableitung mit mindestens einer Schutzarmatur, wobei
c) die mindestens eine Schutzarmatur an der mindestens einen Endarmatur des Langstabisolators
befestigt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
d) die Befestigung der mindestens einen Schutzarmatur in einem endseitigen axialen
Bereich der mindestens einen Endarmatur, ausserhalb eines Verbindungsbereichs zwischen
Isolierkern und Endarmatur erfolgt.
2. Kettenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzarmatur ein Befestigungselement umfasst, welches an der Endarmatur anbringbar
ist.
3. Kettenanordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Befestigungselement eine Aufnahme umfasst, in welcher ein Bereich der Endarmatur
passend aufnehmbar ist.
4. Kettenanordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufnahme durch zwei Halbschalen gebildet ist.
5. Kettenanordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Endarmatur eine erste Durchgangsöffnung aufweist und dass das
Befestigungselement eine zweite Durchgangsöffnung umfasst, so dass zur Verbindung
des Befestigungselements mit der Endarmatur ein bolzenartiges Element durch die erste
und die zweite Durchgangsöffnung führbar ist.
6. Kettenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Schutzarmatur um einen Schutzring handelt.
7. Kettenanordnung nach Anspruch 4 und nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Schutzring ein Ringelement umfasst, wobei das Ringelement mit jeder der Halbschalen
über jeweils einen Arm verbunden ist.
8. Kettenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im Verbindungsbereich eine Pressverbindung zwischen Isolierkern und Endarmatur ausgebildet
ist.
9. Kettenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie zwei gleich ausgebildete Schutzarmaturen umfasst, welche an jeweils einer von
zwei Endarmaturen befestigt sind.