[0001] Die Erfindung betrifft ein Blechbauteil gemäß der Gattung des Patentanspruchs 1.
[0002] Blechbauteil aus umgeformten Blech, mit wenigstens zwei gegeneinander gewinkelt angeordneten
ebenen Funktionsflächen, welche durch einen Übergangsbereich miteinander verbunden
sind, sind in zahlreichen Variationen bekannt. Bei aus dem Stand der Technik bekannten
Blechbauteilen werden die Funktionsflächen mit großen weichen Radien verbunden. Dieses
Konstruktionsweise ermöglicht es, dass die Bauteilgeometrie im Tiefziehverfahren herstellt
werden kann. Dieses Vorgehen wird auf alle Bauteile, ohne Berücksichtigung des eingesetzten
Bauteilmaterials bzw. der erforderlichen Festigkeit angewendet.
[0003] Als nachteilig kann bei derartigen Bleichbauteilen anzusehen werden, dass sich durch
die großen weichen Radien große Bereiche ergeben, in welchen Spannungen von Blechoberseite
zur Blechunterseite wirken können. Diese Spannungen treten vor allem bei hoch- und
höchstfesten Stählen ab 600 N/mm
2 Zugfestigkeit und höher auf. Die auftretenden Spannungen zeigen sich insbesondere
in einem verstärkten Rückfederungsverhalten.
[0004] Aus der
DE 198 15 022 A1 sind Ziehteile aus Federstahlblech, insbesondere für Kraftfahrzeugkarosserien bekannt.
Hierbei wird im Ausgangszustand bereits gehärtetes Federstahlblech verwendet, um Ziehteile
mit einer hohen Teilefestigkeit aber geringem Gewicht und geringer Beulempfindlichkeit
zu fertigen. Dadurch können Platinen mit einer Blechdicke von etwa 0,3 mm bis 0,5
mm verwendet werden. Die Streckungsgrenze des Platinenwerkstoffs liegt etwa im Bereich
von 800 bis 1800 N/mm
2 und die Zugfestigkeit darüber.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Blechbauteil bereitzustellen, welches
im Übergangsbereich zwischen wenigstens zwei gegeneinander gewinkelt angeordneten
ebenen Funktionsflächen reduzierte Spannungen zwischen Blechoberseite und Blechunterseite
und ein reduziertes Rückspringverhalten aufweist.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Blechbauteil mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung
sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
[0007] Um ein Blechbauteil bereitzustellen, welches im Übergangsbereich zwischen wenigstens
zwei gegeneinander gewinkelt angeordneten ebenen Funktionsflächen reduzierte Spannungen
zwischen Blechoberseite und Blechunterseite und ein reduziertes Rückspringverhalten
aufweist, weist der Übergangsbereich mindestens eine ebene Übergangsfläche auf, deren
den Funktionsflächen zugewandten Enden jeweils in einen abgerundeten Bereich übergehen.
[0008] Das hat zur Folge, dass sich Radius- und Formbereiche, und somit auch der Einflussbereich
der Spannungen zwischen Blechoberseite und Blechunterseite verkleinern. In vorteilhafter
Weise werden Bereiche mit Spannungsdifferenzen zwischen Blechoberseite und Blechunterseite
über ein Bauteil betrachtet in Summe geringer, so dass das Bauteil dadurch rückfederungsstabiler
wird. Dadurch können auch Blechbauteile aus Stählen mit einer Festigkeit größer als
600 N/mm
2 im Tiefziehverfahren hergestellt werden, ohne dass diese ein nicht akzeptables Rückspringverhalten
aufweisen.
[0009] Unter einem Blechbauteil aus umgeformten Blech wird nachfolgend ein Blechbauteil
mit wenigstens zwei gegeneinander gewinkelt angeordneten ebenen Funktionsflächen verstanden,
welche durch einen Übergangsbereich miteinander verbunden sind. Bei Ausführungsformen
der erfindungsgemäßen Blechbauteile werden die Funktionsflächen in einem Bauteil anstatt
mit großen Radien durch geraden Flächen verbunden, welche über abgerundete Bereiche
ineinander oder in die anliegende Funktionsfläche übergehen.
[0010] In vorteilhafter Ausgestaltung des Blechbauteils kann der Übergangsbereich jeweils
einen Flächenauslauf zu den angrenzenden Funktionsflächen ausbilden. Dadurch können
die ebene Übergangsfläche und die möglichen Bereiche zur Verursachung von Spannungen
zwischen Blechoberseite und Blechunterseite verkleinert werden.
[0011] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Blechbauteils können die Flächenausläufe
jeweils als ebene Flächen ausgebildet werden. Die ebenen Flächenausläufe der Funktionsflächen
können jeweils über die abgerundeten Bereiche in die ebene Übergangsfläche übergehen.
So kann der Übergangsbereich des Blechbauteils beispielsweise mit der ebenen Übergangsfläche
und zwei ebenen Flächenausläufen aufgebaut werden, welche jeweils über abgerundete
Bereiche mit kleinen Radien in die ebene Übergangsfläche übergehen. Alternativ können
die Flächenausläufe jeweils als abgerundete Flächen ausgebildet werden. Hierbei können
die abgerundeten Flächenausläufe jeweils über die abgerundeten Bereiche oder direkt
in die ebene Übergangsfläche übergehen.
[0012] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Blechbauteils können ein erster Innenbiegeradius
und ein zweiter Innenbiegeradius der direkt an die ebene Übergangsfläche angrenzenden
abgerundeten Bereiche jeweils einen Wert aufweisen, welcher nicht größer als die dreifache
Blechdicke ist. Alternativ können der erste Innenbiegeradius und der zweite Innenbiegeradius
der direkt an die ebene Übergangsfläche angrenzenden abgerundeten Bereiche jeweils
einen Wert aufweisen, welcher nicht größer als die halbe Blechdicke ist.
[0013] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Blechbauteils kann die ebene Übergangsfläche
einen abgerundeten Übergangsbereich zwischen den mindestens zwei ebenen Funktionsflächen
unterbrechen. Hierbei kann der abgerundete Übergangsbereich einen dritten Innenbiegeradius
aufweisen und jeweils die abgerundeten Flächen der Flächenausläufe ausbilden. Hierbei
können die abgerundeten Flächenausläufe mit dem größeren dritten Innenbiegeradius
über die abgerundeten Bereiche mit dem kleineren ersten und zweiten Innenbiegeradius
in die ebene Übergangsfläche übergehen. Alternativ kann der abgerundete Übergangsbereich
radiusgleiche abgerundete Flächenausläufe und abgerundete Bereiche ausbilden, über
welche die ebene Übergangsfläche in die jeweilige ebene Funktionsfläche übergeht.
[0014] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Blechbauteils kann die ebene Übergangsfläche
zwischen 50% und 70% einer Radiussehne des abgerundeten Übergangsbereichs ausschneiden.
[0015] Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie
die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine
gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen
Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen. Es sind somit auch Ausführungen als von
der Erfindung umfasst und offenbart anzusehen, die in den Figuren nicht explizit gezeigt
oder erläutert sind, jedoch durch separierte Merkmalskombinationen aus den erläuterten
Ausführungen hervorgehen und erzeugbar sind.
[0016] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in
der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. In der Zeichnung bezeichnen gleiche
Bezugszeichen Komponenten bzw. Elemente, die gleiche bzw. analoge Funktionen ausführen.
Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische und perspektivische Darstellung eines Ausschnitts eines ersten Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemäßen Blechbauteils;
- Fig. 2
- eine schematische und perspektivische Darstellung eines Ausschnitts eines Blechbauteils
gemäß dem Stand der Technik; und
- Fig. 3
- eine schematische und perspektivische Darstellung eines Ausschnitts eines zweiten
Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Blechbauteils.
[0017] Wie aus Fig. 1 und 3 ersichtlich ist, weisen die dargestellten Ausführungsformen
des Blechbauteils 1, 1A, 1B aus umgeformten Blech wenigstens zwei gegeneinander gewinkelt
angeordnete ebene Funktionsflächen 5, 6 auf, welche durch einen Übergangsbereich 10,
10A, 10B miteinander verbunden sind.
[0018] Erfindungsgemäß weist der Übergangsbereich 10, 10A, 10B zumindest eine ebene Übergangsfläche
12 auf, deren den Funktionsflächen 5, 6 zugewandten Enden jeweils in einen abgerundeten
Bereich 13, 14 übergehen.
[0019] Wie aus Fig. 1 und 3 weiter ersichtlich, bildet der Übergangsbereich 10, 10A, 10B
in den dargestellten Ausführungsbeispielen jeweils einen Flächenauslauf 15, 16 zu
den angrenzenden ebenen Funktionsflächen 5, 6 aus. Zudem weist das Blech in den dargestellten
Ausführungsbeispiel eine Festigkeit von mehr als 600 N/mm
2 auf.
[0020] Wie aus Fig. 1 weiter ersichtlich ist, sind die Flächenausläufe 15, 16 im dargestellten
ersten Ausführungsbeispiel des Blechbauteils 1A jeweils als ebene Flächen 15A, 16A
ausgebildet. Wie aus Fig. 1 weiter ersichtlich ist, geht eine ebene erste Funktionsfläche
5 über einen ebenen ersten Flächenauslauf 15A in einen ersten abgerundeten Bereich
13 über. Der erste abgerundete Bereich 13 weist einen ersten Innenbiegeradius R1 auf
und geht in die ebene Übergangsfläche 12 über. Eine ebene zweite Funktionsfläche 6
geht über einen ebenen zweiten Flächenauslauf 16A in einen zweiten abgerundeten Bereich
14 über. Der zweite abgerundete Bereich 14 weist einen zweiten Innenbiegeradius R2
auf und geht in die ebene Übergangsfläche 12 über. Im dargestellten Ausführungsbeispiel
weisen der erste Innenbiegeradius R1 und der zweite Innenbiegeradius R2 den gleichen
Wert auf, welcher nicht größer als die dreifache Blechdicke ist. Bei einem alternativen
nicht dargestellten Ausführungsbeispiel weisen der erste Innenbiegeradius R1 und der
zweite Innenbiegeradius R2 jeweils einen Wert auf, welcher nicht größer als die halbe
Blechdicke ist.
[0021] Wie aus Fig. 2 weiter ersichtlich ist, sind bei einem aus dem Stand der Technik bekannten
entsprechendem Blechbauteil 100 aus umgeformten Blech wenigstens zwei gegeneinander
gewinkelt angeordnete ebene Funktionsflächen 5, 6 über einen abgerundeten Übergangsbereich
110 miteinander verbunden. Der abgerundete Übergangsbereich 110 weist einen Innenbiegeradius
R auf, welcher deutlich größer als der erste Innenbiegeradius R1 des ersten abgerundeten
Bereichs 13 und als der zweite Innenbiegeradius R2 des zweiten abgerundeten Bereichs
14 bei den erfindungsgemäßen Ausführungsbeispielen ist.
[0022] Wie aus Fig. 3 weiter ersichtlich ist, unterbricht die ebene Übergangsfläche 12 im
dargestellten zweiten Ausführungsbeispiel des Blechteils 1B einen abgerundeten Übergangsbereich
17 zwischen den mindestens zwei ebenen Funktionsflächen 5, 6. Der abgerundete Übergangsbereich
17 weist einen dritten Innenbiegeradius R3 auf, welcher deutlich größer als der erste
Innenbiegeradius R1 des ersten abgerundeten Bereichs 13 und als der zweite Innenbiegeradius
R2 des zweiten abgerundeten Bereichs 14 aus dem in Fig. 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel
des Blechteils 1A ist. Wie aus Fig. 3 weiter ersichtlich ist, bildet der abgerundete
Übergangsbereich 17 radiusgleiche abgerundete Flächenausläufe 15B, 16B und die abgerundeten
Bereiche 13, 14 mit dem dritten Innenbiegeradius R3 aus, über welche die ebene Übergangsfläche
12 in die jeweilige ebene Funktionsfläche 5, 6 übergeht.
[0023] In einem nicht dargestellten Ausführungsbeispiel des Blechteils 1 unterbricht die
ebene Übergangsfläche 12 einen abgerundeten Übergangsbereich 17 zwischen den mindestens
zwei ebenen Funktionsflächen 5, 6. Hierbei bildet der abgerundete Übergangsbereich
17 mit dem dritten Innenbiegeradius R3 nur die abgerundeten Flächen 15B, 16B der Flächenausläufe
15, 16 aus. Die abgerundeten Flächenausläufe 15B, 16B gehen jeweils über die abgerundeten
Bereiche 13, 14 in die ebene Übergangsfläche 12 über. Hierbei ist der dritte Innenbiegeradius
R3 des abgerundeten Übergangsbereichs und der abgerundeten Flächenausläufe 15, 16
deutlich größer als der erste Innenbiegeradius R1 des ersten abgerundeten Bereichs
13 und als der zweite Innenbiegeradius R2 des zweiten abgerundeten Bereichs 14.
[0024] Wie aus Fig. 3 weiter ersichtlich ist, schneidet die ebene Übergangsfläche 12 zwischen
50% und 70% einer Radiussehne des abgerundeten Übergangsbereichs 17 aus.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0025]
- 1
- Blechbauteil
- 5, 6
- Funktionsfläche
- 10
- Übergangsbereich
- 12
- ebene Übergangsfläche
- 13, 14
- abgerundeter Bereich
- 15, 16
- Flächenauslauf der Funktionsfläche
- 15A, 16A
- ebene Fläche
- 15B, 16B
- abgerundete Fläche
- 17
- abgerundete Übergangsfläche
- R1, R2, R3
- Innenbiegeradius
- 100
- herkömmliches Blechbauteil
- 110, 120
- Funktionsfläche
- 130
- Übergangsbereich
- 140
- abgerundete Übergangsfläche
- R
- Innenbiegeradius
1. Blechbauteil (1, 1A, 1B) aus umgeformten Blech, mit wenigstens zwei gegeneinander
gewinkelt angeordneten ebenen Funktionsflächen (5, 6), welche durch einen Übergangsbereich
(10, 10A, 10B) miteinander verbunden sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Übergangsbereich (10, 10A, 10B) zumindest eine ebene Übergangsfläche (12) aufweist,
deren den Funktionsflächen (5, 6) zugewandten Enden jeweils in einen abgerundeten
Bereich (13, 14) übergehen.
2. Blechbauteil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Blech eine Festigkeit von mehr als 600 N/mm2 aufweist.
3. Blechbauteil nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Übergangsbereich (10, 10A, 10B) jeweils einen Flächenauslauf (15, 16) zu den angrenzenden
ebenen Funktionsflächen (5, 6) ausbildet.
4. Blechbauteil nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Flächenausläufe (15, 16) jeweils als ebene Flächen (15A, 14A) ausgebildet sind.
5. Blechbauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Flächenausläufe (15, 16) jeweils als abgerundete Flächen (15B, 14B) ausgebildet
sind.
6. Blechbauteil nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein erster Innenbiegeradius (R1) und ein zweiter Innenbiegeradius (R2) der direkt
an die ebene Übergangsfläche (12) angrenzenden abgerundeten Bereiche (13, 14) jeweils
einen Wert aufweisen, welcher nicht größer als die dreifache Blechdicke ist.
7. Blechbauteil nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein erster Innenbiegeradius (R1) und ein zweiter Innenbiegeradius (R2) der direkt
an die ebene Übergangsfläche (12) angrenzenden abgerundeten Bereiche (13, 14) jeweils
einen Wert aufweisen, welcher nicht größer als die halbe Blechdicke ist.
8. Blechbauteil nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die ebene Übergangsfläche (12) einen abgerundeten Übergangsbereich (17) zwischen den
mindestens zwei ebenen Funktionsflächen (5, 6) unterbricht, wobei der abgerundete
Übergangsbereich (17) einen dritten Innenbiegeradius (R3) aufweist und jeweils die
abgerundeten Flächen (15B, 14B) der Flächenausläufe (15, 16) ausbildet.
9. Blechbauteil nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der abgerundete Übergangsbereich (17) radiusgleiche abgerundete Flächenausläufe (15B,
16B) und die abgerundeten Bereiche (13, 14) mit dem dritten Innenbiegeradius (R3)
ausbildet, über welche die ebene Übergangsfläche (12) in die jeweilige ebene Funktionsfläche
(5, 6) übergeht.
10. Blechbauteil nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die ebene Übergangsfläche (12) zwischen 50% und 70% einer Radiussehne des abgerundeten
Übergangsbereichs (17) ausschneidet.