[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erzeugung eines Entsicherungskriteriums
für einen Zünder für eine teildrallende Munition, die einen ersten Teil aufweist,
der während deren bestimmungsgemäßen Fluges einen Drall um deren Mittellängsachse
aufweist, und die einen zweiten Teil aufweist, der dabei keine Bewegung oder nur eine
Rollbewegung kleiner dem Drall um die Mittellängsachse aufweist. Die Erfindung betrifft
auch einen entsprechenden Zünder und eine entsprechende Munition.
[0002] Eine teildrallende Munition ist z. B. aus der
DE 103 41 713 B3 bekannt. Darin wird ein drallstabilisiertes Artillerieprojektil mit einem Projektilkörper
und einer Projektilspitze mit einem Zünder beschrieben, der ein Zündergehäuse und
ein Zünderinnenteil aufweist. Der Zünder wird während des Fluges des Artillerieprojektils
mittels eines Generators mit elektrischer Energie versorgt. Die Projektilspitze ist
derartig ausgebildet, dass sie in Bezug auf den während des Fluges drallenden Projektilkörper
eine von der Drehzahl des drallenden Projektilkörpers verschiedene, kleinere Drehzahl
besitzt, wobei der den Zünder mit elektrischer Energie versorgende Generator durch
die Relativ-Drehgeschwindigkeit zwischen dem drallenden Projektilkörper und der verlangsamten
Projektilspitze angetrieben wird.
[0003] Aus dem Dokument ist auch die Funktionsweise eines Generators mit Motorfunktion bei
entkoppelter Spitze bekannt.
[0004] Eine Sicherungseinrichtung für einen Zünder ist z. B. aus der
DE 10 2007 054 777 B3 bekannt. Dabei wird von einer Sicherungseinrichtung für einen Zünder ausgegangen,
umfassend eine Zündkette mit einem Zündmittel und einer Barriere, die in ihrer Sicherstellung
von einem ersten Sicherungsmittel und einem vom ersten unabhängigen zweiten Sicherungsmittel
verriegelt ist, die zu einer Entriegelaktion aufgrund zwei voneinander unabhängiger
physikalischer Entsicherungsparameter vorgesehen sind. Es wird vorgeschlagen, dass
die Zündkette ein zweites Zündmittel umfasst und die Barriere in einer Sicherstellung
einen Zwischenraum zwischen den beiden Zündmitteln blockiert und durch eine den Zwischenraum
freigebende Freigabebewegung in eine Scharfstellung bringbar ist.
[0005] Mit anderen Worten ist hieraus die Funktionsweise und die Logik einer Sicherungseinrichtung
"MEMSAD" (Micro-Electromechanic Safe and Arm Device) für einen Zünder bekannt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, Verbesserungen in Bezug auf ein Entsicherungskriterium,
einen Zünder und eine Munition anzugeben.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 1 zur Erzeugung
eines Entsicherungskriteriums. Das Sicherungskriterium ist ein solches, das einem
Zünder zugeführt bzw. in diesem verwendet werden kann, um den Zünder zu entsichern.
Insbesondere ist die Vorrichtung für einen bestimmten Zünder bzw. einen bestimmten
Typ von Zünder entworfen bzw. speziell auf diesen ausgerichtet. Die Vorrichtung ist
dann eine solche, welche bestimmungsgemäß in bzw. mit einem entsprechenden Zünder
zu verwenden ist und somit die Eigenschaften des Zünders kennt und nutzt. Insbesondere
stellt das Entsicherungskriterium eines von mehreren Entsicherungskriterien in einem
Zünder dar, die alle gemeinsam vorliegen müssen, um diesen zu entsichern. Entsprechendes
gilt für den Zünder: Der Zünder ist bestimmungsgemäß ein solcher für eine teildrallende
Munition. Eine derartige Munition weist einen ersten Teil auf, der während des bestimmungsgemäßen
Fluges der Munition nach dem Abschuss einen Drall um die Mittellängsachse (Flugrichtung)
der Munition aufweist. Die Munition weist einen zweiten Teil auf, der dabei, also
während des Fluges, keine Bewegung oder nur eine Rollbewegung kleiner dem Drall um
die Mittellängsachse aufweist. Die Umdrehungszahl der Rollbewegung (z. B. 0 bis 5
Hz) ist also kleiner als die Umdrehungszahl des Dralls (z. B. ca. 300 Hz).
[0008] Die Vorrichtung enthält einen Sensor. Dieser dient zur Erfassung einer Relativdrehung
(z. B. Drehung vorhanden oder nicht / Drehzahl) bzw. Relativposition (z. B. Winkel)
um die Mittellängsachse zwischen erstem und zweitem Teil der Munition. Der Sensor
dient auch zur Ausgabe einer Kenngröße für die erfasste Relativdrehung. Die Kenngröße
spiegelt also Kenndaten der Relativdrehung wieder und ist zum Beispiel eine Drehzahl
(Hz), ein Drehwinkel (Grad), eine elektrische Spannung oder Strom, die bezüglich ihrer
Amplitude, Frequenz usw. auf die Relativdrehung bzw. einen im Rahmen der Entsicherung
wichtigen Aspekt der Relativdrehung (z. B. "vorhanden oder nicht", Dauer der Drehung)
schließen lässt.
[0009] Die Vorrichtung enthält eine Steuereinheit, die mit dem Sensor verbundenen ist. Die
Verbindung dient unter anderem dazu, die Kenngröße zu übermitteln. Die Steuereinheit
ist dazu eingerichtet (z. B. durch Integration eines entsprechenden Ausführprogramms,
einer festverdrahteten Logik usw.), das Entsicherungskriterium nur dann zu erzeugen,
wenn die erfasste Kenngröße ein Flugkriterium erfüllt.
[0010] Insbesondere ist die Vorrichtung also bestimmungsgemäß für ein Gesamtsystem aus einem
bestimmten Zünder(-typ) und einer bestimmten Munition (einem bestimmten Typ) entworfen,
d. h. für den Einbau in diese bestimmt. Entsprechende Eigenschaften von Zünder / Munition
werden daher als bekannt vorausgesetzt, d. h. die Vorrichtung dahingehend ausgerichtet
bzw. entworfen.
[0011] Ein entsprechender Zünder ist zum Beispiel prinzipiell der oben genannte, der aus
der
DE 10 2007 054 777 B3 bekannt ist. Bezüglich dessen erstem Entsicherungskriterium (Abschussschock) könnte
dieser dann prinzipiell unverändert bleiben. Die Erfindung könnte dann das zweite
Entsicherungskriterium (ursprünglich aus Umweltkriterien) liefern: Die erfindungsgemäße
Vorrichtung könnte für das zweite Entsicherungskriterium im entsprechend modifizierten
Zünder als zumindest Teil der Steuereinheit in Verbindung mit dem dort beschriebenen
Sensor eingesetzt werden (elektrische Auslösung einer pyrotechnischen Ladung).
[0012] Im Sinne der oben genannten bestimmungsgemäßen Eignung werden im Rahmen der Anmeldung
daher auch Eigenschaften von Zünder und Munition beschrieben, obschon die eigentlichen
Komponenten streng genommen nicht Teil des beanspruchten Gegenstandes sind, jedoch
nach einem "Schlüssel-Schloss-Prinzip" mit der Erfindung zusammenhängen. Diese Aussagen
gelten jedoch sinngemäß auch für den weiter unten beschriebenen erfindungsgemäßen
Zünder und Munition und werden gegebenenfalls dort nicht nochmals explizit wiederholt.
[0013] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass zum Beispiel Lenkmunition nicht voll
drallend verschossen wird. Daher ist der Drall nicht (zumindest nicht unmittelbar,
wenn eine entsprechende Entsicherungseinrichtung selbst nicht drallt) als Entsicherungskriterium
für eine Safe and Arm Unit (Zünder) verwendbar. Somit stellt sich die Aufgabe, ein
Entsicherungskriterium für nicht drallende (teildrallende) Lenkmunition zu finden.
"Nicht drallend" ist hierbei so zu verstehen, dass derjenige Teil, in dem der Zünder
bzw. die Vorrichtung zur Erzeugung des Entsicherungskriteriums untergebracht ist,
nicht drallt, sondern zum Beispiel rotatorisch ruht oder nur rollt (Rollen: "Drall"
mit Drehfrequenzen von z. B. kleiner 1, 3, 5, 10, 50, 100, ... Hz).
[0014] Die Erfindung beruht weiterhin auf der Erkenntnis, dass es aus der Praxis bekannt
ist, dass Lenkmunition mit reduziertem Drall bzw. mit geringer Rollrate aus einem
Waffensystem mit einem Rohr mit Drallzügen verschossen wird. Die Drallreduktion bzw.
geringe Rollrate ist erforderlich, um basierend auf Informationen zur Orientierung
gezielt in die Trajektorie eingreifen zu können.
[0015] Die Erfindung beruht auch auf der Erkenntnis, dass eine Elektronik eines Zünders
(z. B. MEMSAD) zwei digitale Signale (0 oder 1) auf den Kanälen der Entsicherungskriterien
benötigt. Für das erste Entsicherungskriterium wird z. B. ein mechanisches Signal,
nämlich das Öffnen eines Schalters an einem Doppelbolzensystem beim Abschussschock,
in ein elektronisches bzw. digitales Signal innerhalb der MEMSAD umgewandelt. Für
das zweite Entsicherungskriterium wird - wie in der Praxis bekannt - mittels einer
Umweltsensorplatine (Daten aus der Umwelt der Munition) oder einer externen Messwert-Elektronik
(Messung während des Fluges der Munition) ein digitales Signal erzeugt, das eindeutig
einen Zustand im Flug angibt (d. h. eindeutig unterscheiden kann, ob sich die Munition
tatsächlich im Flug nach einem Abschuss befindet oder nicht).
[0016] Die Erfindung beruht auf der Idee, dass bei Vorliegen eines drall-entkoppelten Teils
(zweiter Teil) der Munition die Relativbewegung zwischen volldrallendem (erstem Teil)
und entdralltem (zweitem) Teil als Kriterium zur Entsicherung (Entsicherungskriterium)
herangezogen werden kann.
[0017] Da die beiden Teile (die zum Beispiel Teil eines Generators sind bzw. diese Teile
enthalten) für den Abschuss fixiert sind und nicht von Hand in der Form bewegt werden
können, dass ein manuelles Entsicherung-Signal entsteht, gibt das Signal "Relativbewegung
vorhanden" aus dem Sensor (insbesondere Hall-Sensor, siehe unten) eindeutig den Zustand
"Projektil ist auf der Trajektorie (im Flug nach dem Abschuss)" an und kann somit
zur Entsicherung verwendet werden. Gleichzeitig ist dies ein physikalisch vom Abschussschock
(wenn dieser als weiteres Sicherheitskriterium verwendet wird) unabhängiges Umweltkriterium
(Kriterium aus der Umwelt der Munition) und erfüllt somit die Anforderungen der Sicherheitsrichtlinie
STANAG 4187.
[0018] Gemäß der Erfindung wird also (insbesondere durch den Einsatz eines Hallsensors,
siehe unten) die Relativ-Rotations- bzw. Rollbewegung von zwei Munitionsteilen ermittelt
und dieser Zustand als (insbesondere zweites) Kriterium zur Entsicherung einer Safe
and Arm Unit (Zünder) eingesetzt.
[0019] Die Erfindung bietet insbesondere den Vorteil eines kleinen Bauraums und einer kostengünstigen
Lösung.
[0020] Gemäß der Erfindung wird daher ein insbesondere zweites Entsicherungskriterium für
eine Munition, insbesondere Lenkmunition, erzeugt bzw. eine entsprechende Vorrichtung
vorgeschlagen.
[0021] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Sensor ein berührungslos arbeitender
Sensor. "Berührungslos" bedeutet, dass der Sensor im montierten Fall allenfalls an
einem der Teile montiert ist und ohne Berührung des anderen Teils arbeitet. Insbesondere
ist der Sensor an einem dritten Teil der Munition befestigt: in diesem Fall arbeitet
er berührungslos mit dem ersten und dem zweiten Teil der Munition. Durch das berührungslose
Arbeiten greift der Sensor nicht oder nur minimal oder unmerklich in die sonstigen
Bewegungsabläufe in der Munition ein.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Sensor ein magnetisch arbeitender Sensor.
Dieser arbeitet, insbesondere berührungslos, über Wirkung bzw. Erfassung von Magnetfeldern.
Der Sensor ist insbesondere in einem (ersten, zweite, dritten, s. o.) Teil der Munition
montiert, ein anderer Teil weist dann ein Magnetfeld auf, das zumindest für zwei unterschiedliche
Drehpositionen des Sensors (Hallsensor, s. u.) unterschiedlich von diesem erfasst
wird, d. h. abhängig von der Relativdrehung unterschiedlich bzw. veränderlich ist.
Insbesondere befindet sich ein Dauermagnet im anderen Teil bzw. den anderen Teilen.
Durch die Rotation wird das Magnetfeld (bzw. der Magnet) in Relation zum Sensor bewegt,
was dann erfassbar ist.
[0023] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist der Sensor ein Hallsensor.
Hallsensoren sind besonders kostengünstig und kommerziell erhältlich. Gemäß dieser
Erfindungsvariante ergibt sich somit der Einsatz bzw. die Verwendung eines Standard-Bauteils
für eine sicherheitsbezogene Anwendung, nämlich die vorliegende Vorrichtung.
[0024] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Flugkriterium die folgende Bedingung,
die in die Kenngröße transformiert ist: Die Bedingung ist, dass eine Mindestzahl von
Umdrehungen zwischen erstem und zweitem Teil erfolgt ist und/oder eine Mindestdrehfrequenz
der Relativdrehung vorhanden ist. In die Kenngröße transformiert heißt, dass die Erfüllung
oder Nichterfüllung der Bedingung anhand der Kenngröße bzw. deren Auswertung unterscheidbar
ist. Das Flugkriterium ist daher in Verbindung mit der Kenngröße beim bestimmungsgemäßen
Einsatz zu verstehen. Z. B. ist die Kenngröße eine Ausgangsspannung eines Hallsensors.
Pro Umdrehung zwischen erstem und zweitem Teil erfasst dieser dann im bestimmungsgemäßen
Einbau- und Einsatzfall ein positiv oder negativ gerichtetes Magnetfeld. Für eine
Umdrehung ergeben sich daher Nulldurchgänge in der Hallspannung. Das Flugkriterium
ist dann die Feststellung einer Mindestanzahl von Nulldurchgängen der Spannung oder
die Frequenz eines Zeitverlaufs der Spannung. Die Mindestzahl kann hierbei kleiner
Eins, Eins oder eine größere Zahl von Umdrehungen sein. Die Frequenz ist z. B. mindestens
50, 100, 150, 200, 250, oder 300 Hz.
[0025] Die Aufgabe der Erfindung wird auch gelöst durch einen Zünder gemäß Patentanspruch
6 für eine teildrallende Munition. Zünder und Munition entsprechen der obigen Beschreibung
im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung. Die Munition weist also den
ersten Teil auf, der während deren bestimmungsgemäßen Fluges einen Drall um deren
Mittellängsachse aufweist, und einen zweiten Teil auf, der dabei keine Bewegung oder
nur eine Rollbewegung kleiner dem Drall um die Mittellängsachse aufweist. Der Zünder
weist mindestens ein Entsicherungskriterium auf, das erfüllt sein muss, um den Zünder
zu entsichern. Der Zünder enthält eine erfindungsgemäße Vorrichtung. Die Vorrichtung
stellt das Entsicherungskriterium als das oder eines der Entsicherungskriterien des
Zünders bereit. Der Zünder ist insbesondere wie oben beschrieben prinzipiell aus der
DE 10 2007 054 777 B3 bekannt und wie oben erläutert gemäß der Erfindung modifiziert.
[0026] Der Zünder und zumindest ein Teil dessen Ausführungsformen sowie die jeweiligen Vorteile
wurden sinngemäß bereits im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung erläutert.
[0027] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Zünder das von der Vorrichtung erzeugte
Entsicherungskriterium als erstes Kriterium auf. Der Zünder weist ein zweites Entsicherungskriterium
auf, das auf einem physikalischen Effekt beruht, der von der Relativdrehung zwischen
den Teilen unterschiedlich ist. Das zweite Kriterium beruht insbesondere auf dem Abschussschock
der Munition bei deren Abschuss. Somit ist insbesondere die nach STANAG 4187 geforderte
Unabhängigkeit der Entsicherungskriterien erfüllt.
[0028] In einer bevorzugten Ausführungsform ruht der Sensor zumindest relativ zum Zünder
und ist insbesondere am Zünder befestigt. Dadurch, dass der Zünder dann in der Munition
(insbesondere in einem Teil dieser) bestimmungsgemäß befestigt wird bzw. dort in Bezug
auf zumindest einen Teil der Munition ruht, ist auch der Sensor in der Munition befestigt
und kann eine entsprechende Relativbewegung zwischen den beiden Teilen erfassen.
[0029] Die Aufgabe der Erfindung wird auch gelöst durch eine Munition wie sie oben beschrieben
wurde, die einen ersten Teil aufweist, der während deren bestimmungsgemäßen Fluges
einen Drall um deren Mittellängsachse aufweist, und die einen zweiten Teil aufweist,
der dabei keine Bewegung oder nur eine Rollbewegung kleiner dem Drall um die Mittellängsachse
aufweist. Die Munition enthält eine erfindungsgemäße Vorrichtung, wie sie oben beschrieben
wurde. Der Sensor ist damit entsprechend in der Munition angeordnet bzw. befestigt
bzw. ruht in dieser bzw. zumindest in einem Teil der Munition. Eine entsprechende
Munition ist im Sinne der Erfindung insbesondere auch ein Munitionsteil, zum Beispiel
ein 2-D Lenkmodul mit entkoppelter Spitze oder eine Lenkmunition mit entkoppeltem
Heck.
[0030] Die Munition und zumindest ein Teil deren Ausführungsformen sowie die jeweiligen
Vorteile wurden sinngemäß bereits im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Zünder
und/oder der erfindungsgemäßen Vorrichtung erläutert.
[0031] In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die Munition einen erfindungsgemäßen
Zünder, wie er oben bereits erläutert wurde.
[0032] In einer bevorzugten Ausführungsform sind der Sensor und/oder die Steuereinrichtung
der Vorrichtung und/oder der Zünder im zweiten Teil der Munition angeordnet. Somit
sind auch die entsprechenden Komponenten keiner Rotation oder nur einer Rollbewegung
ausgesetzt.
[0033] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Sensor ein magnetischer Sensor, der
in einem (dem ersten oder zweiten) der Teile befestigt ist. Im anderen (zweiten oder
ersten) der Teile ist eine Magnetfeldquelle für ein zeitkonstantes Magnetfeld montiert.
Das Magnetfeld ist in mindestens einer ersten Drehposition vom Sensor erfasst. In
mindestens einer zweiten Drehposition ist dann kein oder ein verändertes Magnetfeld
erfasst. So ist sichergestellt, dass der Sensor einzelne Drehpositionen und damit
auch die Rotation zwischen den beiden Teilen erfassen bzw. unterscheiden kann. Durch
die Montage (ruhend) im einen Teil gibt der Sensor außerdem so die unmittelbare Relativbewegung
zum anderen Teil wieder.
[0034] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform enthält die Magnetfeldquelle
mindestens einen Dauermagneten oder ist ein solcher. Dies führt zu einer besonders
einfachen und zuverlässigen Ausführungsform der Munition.
[0035] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist die Magnetfeldquelle diejenige
eines Generators und/oder Motors, der zweikomponentig im ersten und zweiten Teil aufgeteilt
ist. "Zweikomponentig" heißt, dass ein erster Teil des Motors/Generators im einen
Teil der Munition (z. B. ein Stator) und ein zweiter Teil (z. B. Rotor) im zweiten
Teil der Munition befestigt ist bzw. ruht. Durch die Relativdrehung werden dann die
Teile des Motors/Generators zueinander verdreht. Eine entsprechende Munition mit Generator/Motor
ist prinzipiell z. B. aus der
DE 103 41 713 B3 bekannt, wie oben erläutert wurde. Die Erfindung beruht diesbezüglich auf der Erkenntnis,
dass sich ein solcher Generator an der Entkopplungsstelle in der Munition (zwischen
erstem und zweitem Teil) die Relativbewegung der entkoppelten Munitionsteile, zum
Beispiel Projektilkörper und Zünderspitze oder Projektilkörper und Heck, zur Energieerzeugung
zu Nutze macht. Um diesen Generator gleichzeitig als Motor zu verwenden, werden zum
Beispiel ohnehin Hall-Sensoren eingesetzt. Hierüber kann der entkoppelte Teil mittels
eines Regelalgorithmus in eine bestimmte Position bzw. Phasenlage gegenüber dem drallenden
Teil gedreht werden. Hall-Sensoren haben kein großes Einbauvolumen, sodass ohne weiteres
ein zweiter Hall-Sensor (als Sensor der Vorrichtung) an dieser Schnittstelle eingesetzt
werden kann, aus dem dann ein Signal zur Entsicherung aus der Relativbewegung abgeleitet
wird. Ein zweiter Hall-Sensor wird deshalb eingesetzt, um das Entsicherungskriterium
der Zündkette nicht mit den Regelalgorithmen zur Flugbahnbeeinflussung zu verkoppeln.
[0036] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform weist daher die erfindungsgemäße
Vorrichtung einen ersten Hallsensor als Sensor auf und der Generator und/oder Motor
weist einen zweiten Magnetfeldsensor als Hallsensor auf.
[0037] Weitere Merkmale, Wirkungen und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung sowie der beigefügten
Figuren. Dabei zeigen, jeweils in einer schematischen Prinzipskizze:
- Figur 1
- eine Munition mit Zünder mit erfindungsgemäßer Vorrichtung im Blockdiagramm.
[0038] Figur 1 zeigt eine teildrallende Munition 2, die einen ersten Teil 4a und einen zweiten
Teil 4b umfasst. Die Figur 1 zeigt die Munition 2 nach deren Abschuss, d. h. während
des Fluges in Richtung zu einem nicht dargestellten Ziel hin.
[0039] Bestimmungsgemäß weist dabei der erste Teil 4a einen Drall D um eine Mittellängsachse
6 der Munition 2 auf. Die Munition fliegt in Richtung der Mittellängsachse 6. Gemäß
dem Drall D rotiert der erste Teil 4a mit 300 Umdrehungen pro Sekunde (Hz) um die
Mittellängsachse 6. Der zweite Teil 4b befindet sich dagegen rotatorisch in Ruhe,
d. h. führt keine Rotation um die Mittellängsachse 6 aus. Damit rotieren erster 4a
und zweiter Teil 4b in einer Relativdrehung R (angedeutet durch einen Doppelpfeil)
relativ zueinander, hier mit 300 Hz, um die Mittellängsachse 6.
[0040] Im zweiten Teil 4b der Munition 2 ist ein Zünder 8 enthalten, um die Munition zu
einem geeigneten, hier nicht näher erläuterten Zeitpunkt zu zünden. Dies erfolgt jedoch
erst, wenn der Zünder entsichert ist. Hierzu ist das Vorliegen von zwei Entsicherungskriterien
10a, 10b nötig. Ein erstes Entsicherungskriterium 10a liegt im dargestellten Flug
bereits vor, da dieses beim Abschuss der Munition 2 erzeugt wurde.
[0041] Zur Erzeugung des zweiten Entsicherungskriteriums 10b enthält der Zünder 8 eine Vorrichtung
12, die zur Verdeutlichung in der Figur 1 außerhalb des Zünders 8 dargestellt ist.
Die Vorrichtung 12 enthält einen Sensor 14 (zur Verdeutlichung gestrichelt auch im
Teil 4b angedeutet), der die Relativdrehung R zwischen erstem 4a und zweiten Teil
4b um die Mittellängsachse 6 erfasst. Der Sensor 14 ist ortsfest im Teil 4b montiert
und gibt eine Kenngröße K aus, die die Relativdrehung R widerspiegelt. Im Beispiel
ist der Sensor 14 ein berührungslos und magnetisch arbeitender Hall-Sensor. Der Sensor
14 erfasst ein vom Drehwinkel abhängiges Magnetfeld einer Magnetfeldquelle 18, die
fest im Teil 4a montiert ist.
[0042] Die Kenngröße K ist die vom Sensor 14 abgegebene Hall-Spannung, bzw. deren Verlauf
über der Zeit t. Im Beispiel ist die Sensorik so ausgebildet, dass sich bei einer
Relativdrehung R in Form einer einzigen Umdrehung eine Sinusschwingung der Hallspannung
ergibt. Der Sensor 14 ist dabei am Zünder 8 ortsfest befestigt. Der Sensor 14, die
Steuereinheit 16 und der gesamte Zünder 8 sind damit im zweiten Teil 4b der Munition
2 angeordnet bzw. in dieser ortsfest befestigt.
[0043] Um eine entsprechende Sensorik zu bilden, ist die Magnetfeldquelle 18, hier ein Dauermagnet,
im ersten Teil 4a der Munition 2 ortsfest montiert. Die Magnetfeldquelle 18 erzeugt
ein zeitkonstantes Magnetfeld. Bei einer Rotation bzw. Relativdrehung R erzeugt die
Magnetfeldquelle 18 im Sensor 14 ein veränderliches Magnetfeld. Das aktuelle Magnetfeld
bzw. die entsprechende Veränderung spiegelt sich in der Kenngröße K bzw. deren Zeitverlauf
über der Zeit t wieder.
[0044] Die Magnetfeldquelle 18 ist Teil eines Generators 20 der Munition 2, welcher verteilt
im ersten 4a und zweiten Teil 4b der Munition 2 angeordnet ist. Der Generator 20 enthält
dazu ein nicht näher erläutertes Gegenstück 22, hier eine Spulenanordnung, im zweiten
Teil 4b. Der Generator 20 kann auch als Motor betrieben werden. Um eine entsprechende
Regelung des Motors zu realisieren, ist ein weiterer Magnetfeldsensor 24, hier ebenfalls
ein Hall-Sensor, vorgesehen, der ebenfalls mit der Magnetfeldquelle 18 zusammenwirkt,
um in nicht näher erläuterter Weise eine Steuerung der Relativposition zwischen erstem
4a und zweitem Teil 4b der Munition 2 zu bewerkstelligen. Im vorliegenden Fall wird
hierdurch bei gegebenem Drall D des ersten Teils 4a der zweite Teil 4b so gesteuert,
dass dieser bezüglich Rotation um die Mittellängsachse 6 in Ruhe verbleibt.
[0045] Die Vorrichtung 12 enthält auch eine Steuereinheit 16. Diese ist durch nicht näher
erläuterte elektronische Komponenten bzw. entsprechende Programmierung wie folgt eingerichtet
bzw. ausgestaltet:
Die Steuereinheit 16 überwacht die Kenngröße K auf ein Flugkriterium F hin. Solange
dieses nicht vorliegt ("N"), wird die Überwachung fortgesetzt, sobald dieses vorliegt
("J"), wird das Entsicherungskriterium 10b erzeugt.
[0046] Das Flugkriterium F ist so gestaltet, dass dieses nur nach dem Abschuss im Flug der
Munition 2 erfüllt ist. Im vorliegenden Fall beinhaltet das Flugkriterium F, dass
in der Kenngröße K über der Zeit t ein Wechselsignal mit einer Frequenz von mindestens
250 Hz mindestens 1 Sekunde lang vorhanden ist. Diese Bedingung ist gut 1 Sekunde
nach dem Abschuss der Munition 2 erfüllt, da der Drall D und damit die Frequenz der
Kenngröße K nach dem Abschuss bis zum Verlassen des Laufes von 0 Hz auf 300 Hz ansteigt
und im Flug jedenfalls über 250 Hz verbleibt. Die Verzögerung von 1 Sekunde ergibt
eine entsprechende Vorrohrsicherheit.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 2
- Munition
- 4a, 4b
- erster, zweiter Teil
- 6
- Mittellängsachse
- 8
- Zünder
- 10a, 10b
- Entsicherungskriterium
- 12
- Vorrichtung
- 14
- Sensor (Hallsensor)
- 16
- Steuereinheit
- 18
- Magnetfeldquelle
- 20
- Generator
- 22
- Gegenstück
- 24
- Magnetfeldsensor (Hallsensor)
- D
- Drall
- R
- Relativdrehung
- t
- Zeit
- K
- Kenngröße
- F
- Flugkriterium
1. Vorrichtung (12) zur Erzeugung eines Entsicherungskriteriums (10b) für einen Zünder
(8) für eine teildrallende Munition (2), die einen ersten Teil (4a) aufweist, der
während deren bestimmungsgemäßen Fluges einen Drall (D) um deren Mittellängsachse
(6) aufweist, und die einen zweiten Teil (4b) aufweist, der dabei keine Bewegung oder
nur eine Rollbewegung kleiner dem Drall (D) um die Mittellängsachse (6) aufweist,
- mit einem Sensor (14) zur Erfassung einer Relativdrehung (R) um die Mittellängsachse
(6) zwischen erstem (4a) und zweitem Teil (4b) der Munition (2) und zur Ausgabe einer
Kenngröße (K) für die erfasste Relativdrehung (R),
- und mit einer mit dem Sensor (14) verbundenen Steuereinheit (16), die dazu eingerichtet
ist, das Entsicherungskriterium (10b) nur dann zu erzeugen, wenn die erfasste Kenngröße
(K) ein Flugkriterium (F) erfüllt.
2. Vorrichtung (12) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (14) ein berührungslos arbeitender Sensor ist.
3. Vorrichtung (12) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (14) ein magnetisch arbeitender Sensor ist.
4. Vorrichtung (12) nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (14) ein Hallsensor ist.
5. Vorrichtung (12) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Flugkriterium (F) die in die Kenngröße (K) transformierte Bedingung ist, dass
eine Mindestzahl von Umdrehungen zwischen erstem (4a) und zweitem Teil (4b) erfolgt
ist und/oder eine Mindestdrehfrequenz der Relativdrehung (R) vorhanden ist.
6. Zünder (8) für eine teildrallende Munition (2), die einen ersten Teil (4a) aufweist,
der während deren bestimmungsgemäßen Fluges einen Drall (D) um deren Mittellängsachse
(6) aufweist, und die einen zweiten Teil (4b) aufweist, der dabei keine Bewegung oder
nur eine Rollbewegung kleiner dem Drall (D) um die Mittellängsachse (6) aufweist,
wobei der Zünder (8) mindestens ein Entsicherungskriterium (10a, 10b) aufweist, mit
einer Vorrichtung (12) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, die das Entsicherungskriterium
(10b) als eines der Entsicherungskriterien (10a, 10b) des Zünders (8) bereitstellt.
7. Zünder (8) nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zünder (8) das von der Vorrichtung (12) zu erzeugende Entsicherungskriterium
(10b) als erstes Kriterium aufweist und ein zweites Entsicherungskriterium (10a) aufweist,
das auf einem physikalischen Effekt beruht, der von der Relativdrehung (R) zwischen
den beiden Teilen (4a, 4b) unterschiedlich ist.
8. Zünder (8) nach einem der Ansprüche 6 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (14) am Zünder (8) befestigt ist.
9. Munition (2), die einen ersten Teil (4a) aufweist, der während deren bestimmungsgemäßen
Fluges einen Drall (D) um deren Mittellängsachse (6) aufweist, und die einen zweiten
Teil (4b) aufweist, der dabei keine Bewegung oder nur eine Rollbewegung kleiner dem
Drall (D) um die Mittellängsachse (6) aufweist, mit einer Vorrichtung (12) nach einem
der Ansprüche 1 bis 5.
10. Munition (2) nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass diese einen Zünder (8) nach einem der Ansprüche 6 bis 8 enthält.
11. Munition (2) nach einem der Ansprüche 9 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (14) und/oder die Steuereinheit (16) der Vorrichtung (12) und/oder der
Zünder (8) im zweiten Teil (4b) der Munition (2) angeordnet sind.
12. Munition (2) nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (14) ein magnetischer Sensor ist, der in einem der Teile (4a, b) befestigt
ist und im anderen der Teile (4b,a) eine Magnetfeldquelle (18) für ein zeitkonstantes
Magnetfeld montiert ist.
13. Munition (2) nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Magnetfeldquelle (18) mindestens einen Dauermagneten enthält.
14. Munition (2) nach einem der Ansprüche 12 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Magnetfeldquelle (18) diejenige eines Generators (20) und/oder Motors ist, der
zweikomponentig im ersten (4a) und zweiten Teil (4b) aufgeteilt ist.
15. Munition (2) nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (12) einen ersten Hallsensor als Sensor (14) aufweist und der Generator
(20) und/oder Motor einen Magnetfeldsensor (24) als zweiten Hallsensor aufweist.