[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Vorreinigen von Radionuklide, wie
Co-60, enthaltenden Lösungen, wie Verdampferkonzentraten kerntechnischer Anlagen.
[0002] Bei der Aufarbeitung von insbesondere aus kerntechnischen Anlagen stammenden Lösungen,
wie Verdampferkonzentraten, können unterschiedliche Verfahren zur Abscheidung von
komplex gebundenen Radionukliden zum Einsatz gelangen. Hierzu gehört die Behandlung
in überkritischem Wasser, die Behandlung mit Diamantelektroden und Ionenaustauschern
oder die Behandlung mit Ozon und Ionenaustauschern.
[0003] Nachteil der bekannten Verfahren ist grundsätzlich, dass auch nichtaktive Nuklide
bei den entsprechenden Verfahren mit entfernt werden, die in einer ungleich höheren
Konzentration in der Lösung als die radioaktiven Nuklide vorliegen, so dass z. B.
bei einem Einsatz von Ionentauschern oder Adsorbern ein häufiger Wechsel des Ionentauscher-
bzw. Adsorbermaterials oder bei Einsatz von Elektroden deren Erneuerung erforderlich
ist.
[0004] Dabei ist als Hauptträger der Radioaktivität Co-60 zu nennen, dessen Komplex mit
EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) von außergewöhnlicher Stabilität ist. Mit den
entsprechenden Verfahren insbesondere unter Einsatz von Ionentauschern bzw. Absorbern
können entsprechende Komplexe zerstört und Co-60 abgeschieden werden. Allerdings erfolgt
eine unerwünschte Belastung durch Abscheiden von nichtaktiven Nukliden und weiteren
radioaktiven Nukliden, so dass der angesprochene häufige Wechsel der Materialien erforderlich
ist.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, dass es ermöglicht, dass dann, wenn aus der Lösung Radionuklide abgeschieden
werden sollen, der Anteil an nichtaktiven Nukliden reduziert ist.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe der Erfindung sieht die Erfindung ein Verfahren zum Vorreinigen
von Radionuklide enthaltenden Lösungen durch Ausfällen von zumindest nichtaktiven
Nukliden in einem hydrothermalen Prozess und anschließendes Abtrennen der ausgefällten
Nuklide vor, wobei ein Zerstören von Co-60-Komplexen, insbesondere EDTA-Komplexen,
grundsätzlich unterbleibt.
[0007] Selbstverständlich werden nach dem erfindungsgemäßen im Vergleich zum Abscheiden
von Co-60 verwendeten Verfahren als milden hydrothermalen Prozess zu bezeichnendes
erfindungsgemäße Verfahren auch radioaktive Nuklide der schwachen Komplexe von Fe,
Cr, Ni, etc. abgeschieden, deren Beitrag zur Radioaktivität gering ist. Bei der Vorreinigung
fallen entsprechende radioaktive Nuklide schwacher Komplexe gleichfalls an.
[0008] Aufgrund der erfindungsgemäßen Lehre besteht die Möglichkeit, die im mehrfach größeren
Umfang in der Lösung enthaltenen nichtaktiven Nuklide zu entfernen, so dass das anschließende
Entfernen insbesondere des Radionuklids Co-60 kostengünstiger und effektiver gestaltbar
ist.
[0009] Insbesondere ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass Citrate, Oxalate oder EDTA Komplexe
von Fe, Mn, Ni und Cr bei dem hydrothermalen Prozess zerstört werden und als Hydroxide
ausfällen, die sodann z.B. durch Filtrierung oder Zentrifugieren aus der Lösung entfernt
werden.
[0010] Das Hydrothermalverfahren wird insbesondere derart durchgeführt, dass die Lösung
in einem Druckbehälter einer Temperatur T mit insbesondere 150°C ≤ T ≤ 220°C über
eine Zeit t ausgesetzt wird, wobei die Zeit zwischen 5 Min. und 15 Min., insbesondere
in einem Bereich zwischen 8 und 12 Minuten liegen kann.
[0011] Durch die eingestellte Temperatur in dem Druckbehälter wird gleichzeitig ein Druck
für die Zerstörung von u. a. den Komplexen der nichtaktiven Nuklide und zum Ausfällen
dieser auf einen Wert von ca. 1,5 MPa aufgebaut.
[0012] Bei entsprechenden Bedingungen wird der stabile Co-60/EDTA-Komplex nicht zerstört.
Die nach dem Filtrieren der dem hydrothermalen Vorreinigungsprozess unterzogene Lösung
wird sodann eingangs genannter Verfahren ausgesetzt, um die stabilen Co-60-Komplexe
zu zerstören und das Radionuklid abzuscheiden.
[0013] Um die Abscheideleistung in dem hydrothermalen Vorreinigungsprozess zu erhöhen besteht
die Möglichkeit, in dem Behälter, in dem die Vorreinigung durchgeführt wird, den Druck
über den sich durch die Temperatur ergebenden Wert zu erhöhen.
[0014] Während des hydrothermalen Prozesses bedarf es zum Ausfällen der Nuklide keiner weiteren
Maßnahmen, insbesondere des Einsatzes weder anorganischer Matrixmaterialien, die ansonsten
zum Abscheiden von Nukliden eingesetzt werden, noch von Oxidationsmitteln wie Wasserstoffperoxid.
[0015] Insbesondere ist vorgesehen, dass die Lösung in dem Druckbehälter auf einen pH-Wert
mit pH ≥ 7 eingestellt wird. Bei höheren pH-Werten kann das Ausfällen der nichtaktiven
Nuklide verbessert werden.
[0016] Das Ausfällen der nichtaktiven Nuklide kann kontinuierlich oder im Batch-Verfahren
durchgeführt werden.
[0017] Des Weiteren ist durch den hydrothermalen Prozess die Möglichkeit gegeben, organische
Inhaltsstoffe, wie Feststoffe, insbesondere Baumwollflusen oder Papierteilchen, zu
zerstören, wodurch die Belastung von Hilfsmitteln, wie Schüttungen von Oxiden, wie
TiO
2, oder Ionentauschermaterialien beim Entfernen der Radionuklide in einem nachfolgenden
Verfahrensschritt zusätzlich verringert wird.
[0018] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zum Entfernen von Komplexen von Radionukliden,
insbesondere EDTA-Komplexen von Co-60, aus Lösungen, wie Verdampferkonzentraten kerntechnischer
Anlagen, umfassend die Verfahrensschritte
- Vorreinigen der Lösung durch Ausfällen von zumindest nichtaktiven Nukliden in einem
hydrothermalen Prozess unter Vermeidung des Zerstörens von Komplexen von zumindest
Co-60 und anschließendes Abtrennen der in der Vorreinigung ausgefällten Feststoffe
und
- anschließendes Zerstören zumindest der Komplexe von Co-60 und Abscheiden von Co-60.
[0019] Dabei kann das Vorreinigen der Lösung gemäß einer oder mehrerer der zuvor erläuterten
Möglichkeiten durchgeführt werden.
[0020] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich nicht nur
aus den Ansprüchen, den diesen zu entnehmenden Merkmalen -für sich und/oder in Kombination-,
sondern auch aus der nachfolgenden Beschreibung.
[0021] In der einzigen Figur ist Prinzipdarstellung der Verfahrensablauf zum Vorreinigen
einer Radionuklide enthaltenden Lösung, wie Verdampferkonzentrat einer kerntechnischen
Anlage, dargestellt. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass das Verdampferkonzentrat
einem Autoklaven 10, also Druckbehälter, zugeführt wird, in dem die Lösung auf eine
Temperatur von in etwa 200°C erhitzt und bei dieser Temperatur über einen Zeitraum
von ca. 10 Min. gehalten wird. Durch die Temperatur von 200°C stellt sich somit oberhalb
der Lösung ein Druck von ca. 15 bar ein. Es besteht jedoch die Möglichkeit, den Druck
durch z. B. geeignete Pumpen zu erhöhen.
[0022] Durch diesen hydrothermalen Prozess werden in der Lösung z. B. Citrate, Oxalate oder
deren Komplexe, wie auch EDTA Komplexe, in denen nichtaktive Nuklide vorliegen, zerstört
und die Nuklide in Form von Hydroxiden ausgefällt, wobei es sich insbesondere um Hydroxide
von Fe, Mn, Ni und Cr handelt. Auch werde organische Inhaltsstoffe wie Baumwollflusen
oder Papierteilchen zerstört.
[0023] Die durch den hydrothermalen Prozess entstandene Suspension wird nach dem Abkühlen
einem Abscheider 12 zugeführt, bei dem es sich z. B. um eine Zentrifuge oder einen
Filter handelt. Die abgeschiedenen Feststoffe werden entfernt, um sodann die von den
Feststoffen befreite Lösung einem weiteren Prozess zum Entfernen von Radionukliden
zuzuführen. Hierbei kann es sich um ein Verfahren wie Behandlung in überkritischem
Wasser, Behandlung mit Diamantelektroden und Ionenaustauschern oder Behandlung mit
Ozon und Ionentauschern handeln.
1. Verfahren zum Vorreinigen von Radionuklide, wie Co-60, enthaltenden Lösungen, wie
Verdampferkonzentraten kerntechnischer Anlagen, durch Ausfällen von nichtaktiven Nukliden
in einem hydrothermalen Prozess und anschließendes Abtrennen der ausgefällten Feststoffe.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
eine oder mehrere nichtaktive Nuklide aus der Gruppe Fe, Mn, Ni, Cr ausgefällt werden,
insbesondere als Hydroxide.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Lösung vorhandene organische Stoffe, insbesondere Feststoffe, wie Baumwollflusen
und/oder Papierteilchen, zerstört werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösung während des Ausfällens einem Druck p mit p ≤ 1,8 MPa, insbesondere 1,0
MPa ≤ p ≤ 1,8 MPa, vorzugsweise 1,0 ≤ p ≤ 1,6 MPa, ausgesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösung in einem Druckbehälter (10) auf eine Temperatur mit T ≥ 150°C, insbesondere
mit 150°C ≤ T ≤ 220°C, eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösung in einem Druckbehälter über eine Zeit t bei der Temperatur T gehalten
wird, wobei t ≥ 5 min., insbesondere 5 min. ≤ t ≤ 20 min., besonders bevorzugt 5 min.
≤ t ≤ 15 min, vorzugsweise 8 min. ≤ t ≤ 12 min, ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösung auf einen pH-Wert mit pH ≥ 7 eingestellt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Batch- oder kontinuierlichen Verfahren die Vorreinigung durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest die ausgefällten Nuklide durch Filterung und/oder Zentrifugieren entfernt
werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach dem Ausfällen und Entfernen nichtaktiver Nuklide aus der Lösung Radionuklide
entfernt werden.
11. Verfahren zum Entfernen von Komplexen von Radionukliden, insbesondere EDTA-Komplexen
von Co-60, aus Lösungen, wie Verdampferkonzentraten kerntechnischer Anlagen, umfassend
die Verfahrensschritte
- Vorreinigen der Lösung durch Ausfällen von zumindest nichtaktiven Nukliden in einem
hydrothermalen Prozess unter Vermeidung des Zerstörens von Komplexen von zumindest
Co-60 und anschließendes Abtrennen der in der Vorreinigung ausgefällten Feststoffe
und
- anschließendes Zerstören zumindest der Komplexe von Co-60 und Abscheiden von Co-60.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei das Vorreinigen der Lösung nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 10 erfolgt.