[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung eines Stahls zur Herstellung eines Stahlbauteils,
bei dem es sich um ein Zahnrad, eine Welle, eine Achse oder einen Werkzeughalter handelt
und das eine thermochemisch gehärtete Randschicht aufweist, sowie ein derartiges Stahlbauteil,
das eine durch eine thermochemische Diffusionsbehandlung erzeugte Randschicht besitzt.
[0002] Wenn nachfolgend "%"-Angaben zu Legierungen oder Stahlzusammensetzungen gemacht werden,
so beziehen diese sich jeweils auf das Gewicht, soweit nichts ausdrücklich anderes
angegeben ist.
[0003] Sämtliche der im vorliegenden Text angegebenen mechanischen Eigenschaften des erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahls und der gegebenenfalls zum Vergleich angeführten Stähle sind,
soweit nicht anders angegeben, nach DIN EN ISO 6892-1 bestimmt worden.
[0004] Bei den hier betrachteten Stahlbauteilen handelt es sich typischerweise um Bauelemente,
die in der Praxis mit anderen Bauteilen in einer Abwälz- oder Abrollbewegung in metallischem
Kontakt kommen und daher im Bereich ihrer Kontaktfläche hohen mechanischen Belastungen
ausgesetzt sind. Typische Beispiele für solche Bauteile sind Zahnräder, Wellen oder
Achsen. Zu vergleichbaren Belastungen kann es bei Haltern von Werkzeugen, beispielsweise
Schneidwerkzeugen und desgleichen, im Bereich der Anlageflächen zwischen dem Halter
und dem jeweiligen Werkzeug kommen.
[0005] Dabei besteht die besondere Herausforderung, dass solche Stahlbauteile in der Regel
komplex geformt sind und nur durch aufwändige spanabhebende Bearbeitung gefertigt
werden können. Eine solche spanabhebende Bearbeitung lässt sich dann besonders wirtschaftlich
durchführen, wenn die Bauteile aus Stählen mit niedrigen Kohlenstoffgehalten bestehen,
also eine geringe Härte besitzen. Gleichzeitig erweist sich eine vergleichbar geringe
Härte und damit einhergehend hohe Zähigkeit des Stahls, aus denen solche Bauteile
bestehen, im Hinblick auf deren Dauerfestigkeit insbesondere unter Betriebsbedingungen
als günstig, in denen die vom jeweiligen Bauteil aufzunehmenden Belastungen dynamisch
auftreten.
[0006] Beispielsweise für die Zahnradfertigung werden heute typischerweise Einsatzstähle
verwendet, zu denen exemplarisch die Stähle mit der 16MnCr5 / 16MnCrS5 (Werkstoffnummern
1.7131 / 1.7139) und 18CrNiMo7-6 (Werkstoffnummer 1.6587) zu nennen sind.
[0007] Werkzeughalter, wie beispielsweise Halter für pulvermetallurgisch erzeugte Schneidkörper,
werden häufig aus relativ teuren Werkzeugstählen, wie Stählen mit den Werkstoffnummern
1.2311, 1.2312, 1.2738, 1.2343 oder 1.2343, hergestellt.
[0008] Es sind verschiedene Wärmebehandlungsverfahren bekannt, mit denen sich die Lebensdauer
von aus solchen von Haus aus vergleichbar weichen Stählen gefertigten Werkstücken
und Werkzeugen verbessern lassen. Diese Verfahren basieren darauf, dass in einer Randschicht,
die die im Gebrauch belastete Kontaktfläche trägt, eine höhere Härte erzeugt wird,
als im die betreffende Randschicht tragenden Kernbereich des Bauteils, in dem auch
nach der Wärmebehandlung weiterhin eine hohe Zähigkeit vorliegt.
[0009] Wie in den Merkblättern 452 "Einsatzhärten", Ausgabe 2008, und 477 "Wärmebehandlung
von Stahl - Nitrieren und Nitrocarburieren" , Ausgabe 2005, beide herausgegeben vom
Stahl-Informations-Zentrum, Postfach 10 48 42, 40039 Düsseldorf, Deutschland, und
unter URL http://www.stahl-online.de/index.php/service/publikationen/stahlanwendung-merkblaetter/
zum Download bereitgestellt, im Einzelnen erläutert, arbeiten die auf die Ausbildung
einer gehärteten Randschichtzone an Stahlbauteilen ausgerichteten Wärmebehandlungsverfahren
ohne und mit chemischer Veränderung der Randschicht. Die auf einer chemischen Veränderung
beruhenden Verfahren, bei denen die Aufhärtung der Bauteilrandschicht durch thermochemische
Diffusionsvorgänge bewirkt wird, unterscheiden sich zudem noch einmal dadurch, ob
nach der Wärmebehandlung eine zusätzliche Wärmebehandlung (Härten) durchgeführt wird,
oder nicht.
[0010] Zu den gängigen Verfahren, mit denen sich insbesondere Zahnräder und im Gebrauch
vergleichbar belastete Bauteile mit einer gehärteten Randschicht versehen lassen,
gehören das Einsatzhärten (s. Merkblatt 452), bei dem zunächst die Randschicht des
Stahlbauteils eine Carburierungs- bzw. Carbonitrierungsbehandlung eine Erhöhung des
Kohlenstoffgehalts und anschließend das Bauteil ein Härten durchläuft, um in der gehärteten
Randschicht eine maximale Härte zu erzielen, und das Nitrieren bzw. Nitrocarburieren
(s. Merkblatt 477), bei dem die Härtezunahme der Randschicht wesentlich durch eindiffundierten
Stickstoff erzielt wird, wobei eine zusätzliche Härteerhöhung durch in Kombination
mit dem Stickstoff eindiffundierten Kohlenstoff erzielt werden kann.
[0011] Vor dem Hintergrund des voranstehend erläuterten Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, einen Stahl zu nennen, dessen Verwendung eine optimale
Eigenschaftskombination insbesondere bei solchen durch eine thermochemische Diffusionsbehandlung
randschichtgehärteten Stahlbauteilen ergibt, die im Gebrauch im wälzenden oder abrollenden
Kontakt mit einem anderen Bauteil stehen.
[0012] Ebenso sollte ein randschichtgehärtetes Stahlbauteil genannt werden, das eine im
Hinblick auf seine Dauerfestigkeit optimale Kombination aus Härte in seiner Randschicht
und Zähigkeit in seinem die Randschicht tragenden Kernbereich besitzt.
[0013] Zur Herstellung von randschichtgehärteten Stahlbauteilen, die einen optimal zähen
Kernbereich aufweisen und sich gleichzeitig gut für eine Randschichthärtung durch
ein thermochemisches Verfahren eignen, schlägt die Erfindung den gemäß Anspruch 1
zu verwendenden Stahl vor.
[0014] Ein die voranstehend genannte Aufgabe lösendes Stahlbauteil weist dementsprechend
erfindungsgemäß die in Anspruch 8 angegebenen Merkmale auf.
[0015] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0016] Der erfindungsgemäß zu verwendende Stahl eröffnet einen robusten und kostengünstigen
Fertigungsweg für die Erzeugung von durch eine thermochemische Diffusionsbehandlung
randschichtzuhärtenden Stahlbauteilen, wie Zahnräder, Achsen, Wellen oder Werkzeuge
mit speziellen Anwendungsbedingungen. Dabei weisen die aus erfindungsgemäß verwendetem
Stahl erzeugten Bauteile nach der jeweils für ihre thermochemische Randschichthärtung
durchgeführten Wärmebehandlung eine höhere Zähigkeit in ihrem Kernbereich, auch "Matrix"
genannt, auf, als dies bei heute üblicherweise zu diesem Zweck verwendeten Stählen
der Fall ist.
[0017] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, dass sich eine Modifikation eines ein
bainitisches Gefüge bildenden Stahls, der grundsätzlich aus der Veröffentlichung
EP 3 168 312 A1 einer Europäischen Patentanmeldung bereits für die schmiedetechnische Erzeugung von
Bauteilen bekannt ist, in besonderem Maße auch als Werkstoff für die Herstellung von
Stahlbauteilen mit einer thermochemisch gehärteten Randschicht eignet. So hat es sich
überraschend gezeigt, dass das an sich für schmiedetechnische Anwendungen vorgesehene
Legierungskonzept aufgrund der hohen Anlassbeständigkeit des bainitischen Gefüges
des erfindungsgemäß zur Verwendung vorgeschlagenen Stahls auch erhebliche Vorteile
bei der thermochemischen Randschichthärtung insbesondere im Hinblick auf die Zähigkeit
des Stahlbauteils in seinem Kernbereich aufweist.
[0018] In dieser Hinsicht erweist es sich als besonders vorteilhaft, dass der aus der der
Veröffentlichung der voranstehend genannten Europäischen Patentanmeldung an sich bekannte
Stahl, wie in der
EP 3 168 312 A1 ausführlich erläutert, im Zeit-Temperatur-Diagramm ("ZTU-Diagramm") ein breites Bainitfenster
besitzt, also über einen großen Bereich von Abkühlgeschwindigkeiten zuverlässig ein
von Bainit zu mindestens 80 Vol.-% dominiertes bainitisches Gefüge bildet. Überraschend
hat sich hier gezeigt, dass die bekannte Legierungsvorschrift diese Eigenschaften
des Stahls auch dann gewährleistet, wenn der Stahl nicht, wie ursprünglich vorgesehen,
aus der Schmiedehitze abgekühlt, sondern einer thermochemischen Diffusionsbehandlung
unterzogen wird. Dies gilt auch dann, wenn das jeweilige Stahlbauteil, wie beim Einsatzhärten
üblich, nach der Diffusionsbehandlung einem Härten unterzogen wird.
[0019] Aus erfindungsgemäß verwendetem Stahl erzeugte Stahlbauteile, also Zahnräder, Wellen,
Achsen oder Werkzeughalter, zeichnen sich durch ein besonders homogenes Gefüge mit
einer geringen Varianz der Härte aus. Diese optimal gleichmäßige Verteilung der Gefügeeigenschaften
liegt auch bei unterschiedlichsten Abmessungen der aus erfindungsgemäß zu verwendenden
Stahl herzustellenden Stahlbauteile und bei den durch diese Abmessungsunterschiede
bedingten, über eine große Spanne variierenden Abkühlbedingungen vor. Der bei erfindungsgemäßer
Verwendung des Stahls sich einstellende homogene Gefügezustand bedingt darüber hinaus
geringe Eigenspannungen im Bauteil. Dementsprechend neigen die aus erfindungsgemäß
verwendetem Stahl erzeugten Stahlbauteile im Zuge der thermochemischen Randschichthärtung
allenfalls geringfügig zu Verzug und zur Entstehung von Rissen oder anderen spannungsbedingten
Schäden.
[0020] Erfindungsgemäß wird somit zur Herstellung eines Stahlbauteils, bei dem es sich um
ein Zahnrad, eine Welle, eine Achse oder einen Werkzeughalter handelt, mit einer thermochemisch
gehärteten Randschicht ein Stahl verwendet, der aus (in Gew.-%) 0,1 - 0,30 % C, bis
zu 0,80 % Si, 0,20 - 2,00 % Mn, bis zu 4,00 % Cr, 0,5 - 1,80 % Mo, 0,004 - 0,020 %
N, bis zu 0,40 % S, 0,004 - 0,020 % Al, bis zu 0,0025 % B, bis zu 0,20 % Nb, bis zu
0,02 % Ti, bis zu 0,40 % V, bis zu 0,5 % Ni, 0,3 % Cu, bis zu 1,5 % Co und als Rest
aus Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen, besteht, wobei der Al-Gehalt %Al, der
Nb-Gehalt %Nb, der Ti-Gehalt %Ti, der V-Gehalt %V und der N-Gehalt %N des Stahls folgende
Bedingung erfüllen:

[0021] Der erfindungsgemäß zu verwendende Stahl ist dabei so legiert und lässt sich so verarbeiten,
dass das Stahlbauteil, das aus ihm hergestellt ist, in seinem Kernbereich ein zu mindestens
80 Vol.-% aus Bainit bestehendes Gefüge aufweist. Dabei gehören zu den herstellungsbedingt
unvermeidbaren Verunreinigungen des erfindungsgemäß zu verwendenden Stahls alle Elemente,
die in Bezug auf die hier interessierenden Eigenschaften in legierungstechnisch unwirksamen
Mengen vorhanden sind und aufgrund der jeweils gewählten Route zur Erzeugung des Stahlpulvers
oder des jeweils gewählten Ausgangsmaterials (Schrott) in den Stahl gelangen. Insbesondere
gehören zu den unvermeidbaren Verunreinigungen auch Gehalte an P von bis zu 0,0035
Gew.-%.
[0022] Ein aus erfindungsgemäß zu verwendendem Stahl erzeugtes Stahlbauteil zeichnet sich
somit dadurch aus, dass es ein zu mindestens 80 Vol.-% aus Bainit bestehendes Gefüge
besitzt. Das übrige Gefüge von in Summe höchstens 20 Vol.-% des Gesamtgefüges wird
dabei von Restaustenit, Ferrit, Perlit und/oder Martensit eingenommen. Typischerweise
sind jedoch die Gehalte an nicht bainitschen Gefügebestandteilen eines aus erfindungsgemäß
zu verwendendem Stahl bestehenden Stahlbauteils so stark minimiert, dass in ihm im
technischen Sinne ein vollständig bainitisches Gefüge vorliegt.
[0023] Das dem erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl zu Grund liegende Legierungskonzept
vermeidet teure Legierungsbestandteile, wie sie heute üblicherweise bei den für die
Herstellung von Stahlbauteilen der hier in Rede stehenden verwendeten Einsatz- und
Werkzeugstähle benötigt werden, um die erforderliche Härte einzustellen. Dies gelingt
dadurch, dass die Legierungselemente und deren Gehalte beim erfindungsgemäß zu verwendenden
Stahl wie folgt ausgewählt sind:
Kohlenstoff ("C") ist im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl in Gehalten von 0,1
- 0,3 Gew.-% enthalten, um durch Karbidbildung zur Steigerung der Festigkeit des Werkstoffs
beizutragen. So kann durch die Zugabe von jeweils 0,01 Gew.-% eine Festigkeitserhöhung
um jeweils ca. 70 MPa bewirkt werden. Dieser Effekt setzt insbesondere ab einem Gehalt
von mindestens 0,09 Gew.-% C, insbesondere mindestens 0,12 Gew.-% C, ein. Durch die
Begrenzung des C-Gehalts auf höchstens 0,30 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,25 Gew.-%,
wird dabei erreicht, dass der Stahl trotz seiner maximierten Festigkeit gute Dehnungs-
und Zähigkeitseigenschaften besitzt. Gleichzeitig trägt der vergleichbar geringe C-Gehalt
bei einem erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl auch zur Beschleunigung der Bainitumwandlung
bei, so dass die Entstehung von unerwünschten Gefügebestandteilen vermieden wird.
Eine optimierte Wirkung der Anwesenheit von C im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl
kann dadurch erreicht werden, dass der C-Gehalt auf 0,12 - 0,25 Gew.-% eingestellt
wird.
[0024] Silizium ("Si") unterdrückt im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl die Zementitbildung
und verschiebt die Ferritbildung zu kürzeren Zeiten. Der Si-Gehalt eines erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahls ist deshalb auf 0,80 Gew.-%, beschränkt, um die Bainitumwandlung
möglichst früh ablaufen zu lassen. Gleichzeitig tragen Si-Gehalte bis zu dieser Obergrenze
zur Erhöhung der Festigkeit durch Mischkristallverfestigung bei. Um die vorteilhaften
Wirkungen von Si im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl besonders sicher nutzen
können, ist der Si-Gehalt daher vorzugsweise auf mindestens 0,2 Gew.-%, insbesondere
mehr als 0,45 Gew.-%, wie mindestens 0,46 Gew.-%, eingestellt.
[0025] Mangan ("Mn") ist in Gehalten von 0,20 - 2,00 Gew.-% im erfindungsgemäß zu verwendenden
Stahl vorhanden, um die Zugfestigkeit und Streckgrenze durch Mischkristallbildung
einzustellen. Ein Mindestgehalt von 0,20 Gew.-% Mn ist erforderlich, damit es zu einer
Festigkeitssteigerung kommt. Soll dieser Effekt besonders sicher erreicht werden,
so kann ein Mn-Gehalt von mindestens 0,4 Gew.-% vorgesehen werden. Zu hohe Mn-Gehalte
würden jedoch zur Verzögerung der Bainitumwandlung und damit zu einer überwiegend
martensitischen Umwandlung führen. Daher ist der Mn-Gehalt auf höchstens 2,00 Gew.-%,
insbesondere höchstens 1,5 Gew.-%, beschränkt. Negative Einflüsse der Anwesenheit
von Mn lassen sich besonders sicher vermeiden, indem der Mn-Gehalt beim erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahl auf maximal 1,2 Gew.-% beschränkt wird.
[0026] Optional vorhandene Gehalte an Chrom ("Cr") von bis zu 4,00 Gew.-% tragen durch die
Bildung von Sonderkarbiden und Chromnitriden bei einer der erfindungsgemäß durchgeführten
Nitrierbehandlung zur Härtbarkeit und Korrosionsbeständigkeit des erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahls bei. Hierzu können beispielsweise mindestens 0,5 Gew.-% oder
mindestens 0,8 Gew.-% Cr vorgesehen sein. Eine optimale Wirkung der Anwesenheit von
Cr ergibt sich bei einem Cr-Gehalt von mindestens 1,00 Gew.-%. Oberhalb von 4,00 Gew.-%
liegende Cr-Gehalte würden eine unerwünschte Martensitbildung im Gefüge des erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahl begünstigen. Um dies sicher zu vermeiden, kann der Cr-Gehalt
auf bis zu 3 Gew.-% oder bis zu 2,5 Gew.-% beschränkt werden.
[0027] Molybdän ("Mo") ist im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl in Gehalten von 0,5
- 1,8 Gew.-% vorhanden, um die Umwandlung des Gefüges in Ferrit oder Perlit zu verzögern
und das Fenster für die Bainitumwandlung zu vergrößern. Diese Wirkung tritt insbesondere
dann ein, wenn mindestens 0,6 Gew.-% im Stahl vorhanden sind. Bei Gehalten von mehr
als 1,8 Gew.-% tritt bezogen auf die hier im Mittelpunkt stehende Nutzung des erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahl keine wirtschaftlich vertretbare weitere Steigerung der positiven
Wirkung von Mo mehr ein. Durch die Begrenzung des Mo-Gehalts auf 1,8 Gew.-% wird die
Bildung einer molybdänreichen Karbidphase sicher ausgeschlossen, welche die Zähigkeitseigenschaften
negativ beeinflussen würde. Optimale Wirkungen von Mo im erfindungsgemäß zu verwendenden
Stahl können erwartet werden, wenn der Mo-Gehalt mindestens 0,7 Gew.-% beträgt. Als
besonders effektiv haben sich dabei Mo-Gehalte von höchstens 1,5 Gew.-% oder höchstens
1,0 Gew.-% erwiesen.
[0028] Die Anwesenheit von N in den erfindungsgemäß vorgesehenen Gehalten von 0,004 - 0,020
Gew.-% ermöglicht die Bildung von Nitriden und Karbonitriden zur Festigkeitssteigerung
und Erhöhung der Feinkornbeständigkeit, ohne dass es zur Versprödung kommt. So bildet
Al mit N Aluminiumnitrid, das zur Feinkornstabilität beiträgt.
[0029] Der Gehalt an Schwefel ("S") kann im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl bis zu
0,4 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,1 Gew.-%, betragen, um die Zerspanbarkeit des
Stahls zu unterstützen. Zu diesem Zweck kann ein S-Gehalt von mindestens 0,001 Gew.-%
vorgesehen sein. Bei oberhalb von 0,4 Gew.-% liegenden S-Gehalten besteht die Gefahr
der Entstehung von Rotbrüchigkeit. Optimale Wirkungen der Anwesenheit von S im erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahl können bei Gehalten von 0,003 - 0,1 Gew.-% erzielt werden.
[0030] Die Anwesenheit von B in Gehalten von bis zu 0,0025 Gew.-%, insbesondere mindestens
0,0001 Gew.-% oder mindestens 0,0005 Gew.-%, im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl
verzögert die Entstehung von Ferrit oder Perlit und sichert so die Entstehung des
angestrebten bainitischen Gefüges im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl ab. Oberhalb
von 0,0025 Gew.-% liegende B-Gehalte würden die Gefahr einer Versprödung mit sich
bringen. Die jeweils optional vorhandenen Mikrolegierungselemente Nb, Ti und V bilden
Karbonitride und können so einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Feinkornstabilität
und Festigkeit des erfindungsgemäß zu verwendenden Stahls leisten.
[0031] Die legierungstechnische Feinjustierung in Bezug auf die mechanischen Eigenschaften
und die Gefügebeschaffenheit eines erfindungsgemäß verwendeten Stahls erfolgt nach
dem erfindungsgemäß verwendeten Legierungskonzept über eine kombinierte Mikrolegierung
aus den Elementen Bor ("B") in optionalen Gehalten von bis zu 0,0025 Gew.-%, insbesondere
in Gehalten von 0,0001 - 0,0025 Gew.-% B oder 0,0005 - 0,0025 Gew.-% B, Stickstoff
("N") in Gehalten von 0,004 - 0,020 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,006 Gew.-% N
oder bis zu 0,0150 Gew.-% N, Aluminium ("AI") in Gehalten von 0,004 - 0,020 Gew.-%
sowie Niob ("Nb") in optionalen Gehalten von bis zu 0,020 Gew.-%, insbesondere bis
zu 0,015 Gew.-% und insbesondere mindestens 0,003 Gew.-% oder mindestens 0,005 Gew.-%
Nb, Titan ("Ti") in optionalen Gehalten von bis zu 0,02 Gew.-% oder bis zu 0,015 Gew.-%,
insbesondere mindestens 0,001 Gew.-% oder mindestens 0,005 Gew.-% Ti, und Vanadium
("V") in optionalen Gehalten von bis zu 0,40 Gew.-%, insbesondere bis zu 0,3 Gew.-%
und insbesondere mindestens 0,01 Gew.-% oder mindestens 0,02 Gew.-% V.
[0032] Um die Vorteile der Anwesenheit der Mikrolegierungselemente und von Aluminium sicher
zu nutzen, kann es zweckmäßig sein, den Al-Gehalt auf mindestens 0,005 Gew.-%, den
Ti-Gehalt auf mindestens 0,001 Gew.-%, den V-Gehalt auf mindestens 0,02 Gew.-% oder
den Nb-Gehalt auf mindestens 0,003 Gew.-% einzustellen. Dabei können die Mikrolegierungselemente
V, Ti, Nb einerseits und Al andererseits jeweils in Kombination mit einem oder mehreren
Elementen der Gruppe "Al, V, Ti, Nb" oder alleine in oberhalb der genannten Mindestgehalte
liegenden Mengen vorhanden sein. Bei Gehalten von bis zu 0,01 Gew.-% Ti, von bis zu
0,1 Gew.-% Nb, von bis zu 0,075 Gew.-% V oder von bis zu 0,020 Gew.-% AI lassen sich
die Wirkungen dieser Elemente im erfindungsgemäß verwendeten Stahl besonders wirksam
nutzen. Auch hier können die genannten Obergrenzen der Gehalte an Ti, Nb, V oder Al
jeweils alleine oder in Kombination miteinander eingehalten werden, um die jeweils
optimale Wirkung des betreffenden Legierungselements zu erzielen.
[0033] Die Gehalte %AI, %Nb, %Ti, %V und %N an Al, Nb, Ti, V und N sind dabei im erfindungsgemäß
zu verwendenden Stahl über die Bedingung

so miteinander verknüpft, dass der im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl enthaltene
Stickstoff über die jeweils vorhandenen Gehalte an AI sowie die gegebenenfalls zusätzlich
zugegebenen Gehalte an Nb, Ti und V vollständig abgebunden ist und Bor somit umwandlungsverzögernd
wirken kann. Die erfindungsgemäße Abbindung von N ermöglicht darüber hinaus, dass
das optional vorhandene Bor als gelöstes Element in der Matrix des Stahls wirksam
wird und die Bildung von Ferrit und/oder Perlit unterdrückt.
[0034] Ebenso optional vorhandene Gehalte an Ni von bis zu 0,5 Gew.-% verbessern die Zähigkeit
des erfindungsgemäß zu verwendenden Stahls. Falls dieser Effekt genutzt werden soll,
tritt er ab einem Ni-Gehalt von mindestens 0,1 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,15
Gew.-%, ein.
[0035] Zu den über das Ausgangsmaterial in den erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl gelangenden
oder gezielt zugegebenen Legierungselementen gehört auch Cu, dessen Gehalt zur Vermeidung
von negativen Einflüssen im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl auf max. 0,3 Gew.-%
begrenzt ist.
[0036] Optional im erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl vorhandenes Kobald ("Co") bewirkt
in Gehalten von bis zu 1,5 Gew.-% eine Verschiebung der Bainitbildung zu kürzeren
Zeiten. Der positive Einfluss von Co kann dabei insbesondere bei Co-Gehalten von mindestens
0,25 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,5 Gew.-%, genutzt werden, wobei sich Co-Gehalte
von bis zu 1,0 Gew.-% als besonders wirksam herausgestellt haben.
[0037] Eine für die erfindungsgemäßen Zwecke besonders geeignete Stahllegierung besteht
demnach entsprechend den voranstehenden Erläuterungen aus (in Gew.-%) 0,12 - 0,25
% C, 0,20 - 0,80 % Si, 0,40 - 1,20 % Mn, 1,0 - 3,0 % Cr, 0,5 - 1,8 % Mo, 0,004 - 0,020
% N, bis zu 0,40 % S, 0,004 - 0,020 % Al, 0,0005 - 0,0025 % B, bis zu 0,10 % Nb, bis
zu 0,015 % Ti, bis zu 0,20 % V, bis zu 0,5 % Ni, und/oder bis zu 1,5 % Co, Rest Eisen
und unvermeidbare Verunreinigungen, für die auch hier die oben bereits diesbezüglich
gegebenen Erläuterungen gelten.
[0038] Grundsätzlich eignet sich der erfindungsgemäß für die Herstellung von Stahlbauteilen
zu verwendende Stahl für sämtliche der in den oben bereits genannten Merkblättern
452 und 477 beschriebenen thermochemischen Diffusionsverfahren "Carburieren" (Aufkohlen),
"Carbonitrieren", "Nitrieren" oder "Nitrocarburieren".
[0039] Soweit ein Einsatzhärten durchgeführt werden soll, wird, wie im Merkblatt 452 im
Einzelnen erläutert, zunächst als thermochemische Diffusionsbehandlung ein Carburieren
oder Carbonitrieren durchgeführt. Nach der hierbei durch thermochemische Diffusion
bewirkten Aufkohlung (Carburieren, Carbonitrieren) der Randschicht erfolgt beim konventionellen
Einsatzhärten ein Härten gemäß den im Merkblatt 452 ebenfalls detailliert beschriebenen
Härteverfahren "Direkthärten (Typ A)", "Einfachhärten (Typ B)", "Härten nach isothermischem
Umwandeln (Typ C)" oder "Doppelhärten (Typ D)". Beim Direkthärten (Typ A) wird das
Stahlbauteil direkt aus der Hitze der vorangegangen Carburierungs- oder Carbonitrierungsbehandlung
abgeschreckt. Beim Einfachhärten (Typ B) wird das Stahlbauteil nach der vorangegangen
Carburierungs- oder Carbonitrierungsbehandlung zunächst auf Raumtemperatur abgekühlt
und anschließend erneut auf eine oberhalb der Ac1- und unterhalb der Ac3-Temperatur
des Stahls liegende Austenitisierungstemperatur durcherwärmt und anschließend abgeschreckt.
Beim Härten nach isothermischem Umwandeln (Typ C) wird das Stahlbauteil aus der Hitze
der vorangegangen Carburierungs- oder Carbonitrierungsbehandlung zunächst bis zu einem
Temperaturbereich abgekühlt, in dem sich bestimmte Carbidausscheidungen bilden, und
anschließend ausgehend von diesem Temperaturbereich wieder auf eine oberhalb der Ac1-
und unterhalb der Ac3- Temperatur des Stahls liegende Austenitisierungstemperatur
durcherwärmt, um dann abgeschreckt zu werden. Beim Doppelhärten (Typ D) durchläuft
das Stahlbauteil, nachdem es aus der Hitze der vorangegangen Carburierungs- oder Carbonitrierungsbehandlung
wie beim Einfachhärten Typ A auf Raumtemperatur abgekühlt wurde, zweimal einen Härtevorgang,
wie er beim Einfachhärten Typ A nur einmal absolviert wird.
[0040] Unabhängig davon, welches der vier hier genannten konventionellen Härteverfahren
zur Anwendung kommt, sind bei der thermochemischen Diffusionsbehandlung und der anschließenden
Härtung der aus erfindungsgemäß zu verwendendem Stahl bestehenden Stahlbauteile die
durchzuführenden Abkühlungen in jedem Fall so einzustellen, dass sich einerseits in
der durch das Carburieren oder Carbonitrieren aufgekohlten Randschicht härtesteigernde
Ausscheidungen und im nicht aufgekohlten Kernbereich des Bauteils ein nach der oben
erläuterten Maßgabe zu mindestens 80 Vol.-% aus Bainit bestehendes Gefüge einstellt.
Hierzu ist bei der Abkühlung der Temperaturbereich von 800 - 500 °C jeweils in einer
Zeit t8/5 von mindestens 6 s, insbesondere mindestens 10 s, und höchstens 1000 s,
insbesondere höchstens 600 s, zu durchlaufen.
[0041] Soll dagegen zwecks Ausbildung der gehärteten Randschicht die thermochemische Diffusionsbehandlung
als Nitrieren oder Nitrocarburieren durchgeführt werden, so kann dazu die im Merkblatt
477 detailliert beschriebene Vorgehensweise gewählt werden. Hierbei wird das Stahlbauteil
nach einer Erwärmung auf eine oberhalb der Ac3-Temperatur des Stahls, aus dem das
Stahlbauteil besteht, liegenden Austenitisierungstemperatur kontinuierlich so abgekühlt,
dass der Temperaturbereich von 800 - 500 °C in einer Zeit t8/5 von mindestens 6 s,
insbesondere mindestens 10 s, und höchstens 1000 s, insbesondere höchstens 200 s,
durchlaufen wird, um im Bauteil ein nach der oben erläuterten Maßgabe zu mindestens
80 Vol.-% aus Bainit bestehendes Gefüge zu bilden. Anschließend erfolgt dann der Nitrier-
oder Nitrocarburier-Schritt, bei dem das Stahlbauteil jeweils entsprechend den im
Merkblatt 477 enthaltenen Hinweisen und Maßgaben unter einer stickstoff- oder einer
stickstoff- und kohlenstoffhaltigen Atmosphäre bei einer unterhalb der Ac1-Temperatur
des Stahls, aus dem das Stahlbauteil besteht, liegenden Temperatur gehalten und anschließend
abgekühlt wird.
[0042] Insbesondere dann, wenn der für die erfindungsgemäßen Zwecke erfindungsgemäß zu verwendende
Stahl die oben bereits als besonders bevorzugt erwähnte Zusammensetzung mit (in Gew.-%)
0,12 - 0,25 % C, 0,20 - 0,80 % Si, 0,40 - 1,20 % Mn, 1,0 - 3,0 % Cr, 0,5 - 1,8 % Mo,
0,004 - 0,020 % N, bis zu 0,40 % S, 0,004 - 0,020 % AI, 0,0001 - 0,0025 % B, bis zu
0,10 % Nb, bis zu 0,01 % Ti, bis zu 0,20 % V oder bis zu 0,5 % Ni, sowie bis zu
?? % Co, Rest Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen aufweist, lässt sich durch für
den Werkstoff angepasste Wärmebehandlungen eine optimierte Zähigkeit ohne Verlust
der Festigkeitseigenschaft erzielen.
[0043] Im Fall, dass das Stahlbauteil einem Einsatzhärten unterzogen werden soll, wird dazu
in einem Arbeitsschritt
a) aus dem erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl in konventioneller Weise ein Stahlbauteil,
bei dem es sich beispielsweise um ein Zahnrad, eine Welle, eine Achse oder einen Werkzeughalter
und desgleichen handeln kann, geformt.
Anschließend wird in einem Arbeitsschritt
b) das betreffende Stahlbauteil dann einsatzgehärtet, indem
b1) das Stahlbauteil zunächst in einem Aufkohlungsschritt über eine Dauer von 150
min bis 250 Stunden bei einer Temperatur von 900 -1050 °C unter einem Medium gehalten
wird, das Kohlenstoff und optional zusätzlich Stickstoff enthält, um an dem Stahlbauteil
eine carburierte oder carbonitrierte Randschicht mit einer Dicke von 0,3 - 15 µm zu
erzeugen, und anschließend an den Aufkohlungsschritt dann so schnell auf Raumtemperatur
abgekühlt wird, dass bei der Abkühlung der Temperaturbereich von 800 - 500 °C innerhalb
von 6 - 600 s durchlaufen wird. Hierzu geeignete Abkühlgeschwindigkeiten betragen
typischerweise bis zu 5 K/s, insbesondere mindestens 0,5 K/s, wobei die Abkühlung
im Temperaturbereich von 800 - 500 °C insbesondere mit mehr als 1,5 K/s absolviert
wird.
[0044] Die Dauer, über die das Stahlbauteil während des Aufkohlungsschritts unter dem kohlenstoffhaltigen
Medium gehalten wird, wird in an sich bekannter Weise in Abhängigkeit von der Größe
des Bauteils sowie unter Berücksichtigung des jeweils eingesetzten kohlenstoffhaltigen
Mediums und der Temperatur, bei der die Aufkohlung durchgeführt wird, so gewählt,
dass eine aufgekohlte Randschicht mit einer innerhalb der erfindungsgemäßen Vorgaben
liegenden Dicke erreicht wird. Die kürzeste Dauer kann dabei beispielsweise für kleinere
Bauteile, wie Getriebeteile, insbesondere Zahnräder, Wellen und Achsen, von Automobilgetrieben
und desgleichen, angezeigt sein, wogegen die längste Dauer bei großen Bauteilen, wie
Getriebeteilen, insbesondere Zahnrädern, Wellen und Achsen, von Großgetrieben angemessen
sein können, die für Großwälzlager bestimmt sind, wie sie in Windkraftanlagen oder
Schiffsantrieben Verwendung finden.
[0045] In der Praxis liegt die Temperatur, bei dem das Stahlbauteil während des Aufkohlungsschritts
(Arbeitsschritt b.1) gehalten wird, typischerweise bei bis zu 950 °C. Durch die Wahl
höherer Temperaturen kann der Aufkohlungsvorgang beschleunigt und dementsprechend
die für die erforderliche Aufkohlung benötigte Dauer verkürzt werden.
[0046] Nach dem Arbeitsschritt b1) wird das Stahlbauteil in einem Härteschritt
b2) auf eine Austenitisierungstemperatur erwärmt, die mindestens 20 °C oberhalb der
Ac1-Temperatur und unterhalb der Ac3-Temperatur des Stahls liegt, aus dem das Stahlbauteil
besteht, und ausgehend von der
Austenitisierungstemperatur mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 0,5 - 50 K/s, insbesondere
mindestens 1,5 K/s oder mehr als 1,5 K/s, auf Raumtemperatur abgekühlt.
[0047] Um nach der thermochemischen Diffusionsbehandlung (Arbeitsschritt b1) möglicherweise
im Bauteil vorhandene Spannungen abzubauen, kann das aus erfindungsgemäß verwendetem
Stahl bestehende Stahlbauteil zwischen den Arbeitsschritten b1) und b2) optional einem
Spannungsarmglühen unterzogen werden, bei dem es über eine Dauer von 15 - 120 min
im Bereich von 150 - 680 °C gehalten wird.
[0048] Ebenso optional kann das Stahlbauteil nach dem Härten (Arbeitsschritt b2) optional
in an sich bekannter Weise einer Anlassbehandlung unterzogen werden, bei der es über
eine Dauer von 30 -180 min bei einer Temperatur von 150 - 275 °C gehalten und anschließend
ungesteuert auf Raumtemperatur abgekühlt wird. Durch ein solches Anlassen kann das
Risiko von Rissbildung weiter reduziert werden.
[0049] Insbesondere durch Anwendung des voranstehend erläuterten Verfahrens kann ein erfindungsgemäßes
einsatzgehärtetes Stahlbauteil erzeugt werden, dass aus dem erfindungsgemäß zu verwendenden
Stahl, der aus (in Gew.-%) 0,12 - 0,25 % C, 0,20 - 0,80 % Si, 0,40 - 1,20 % Mn, 1,0
- 3,0 % Cr, 0,5 - 1,8 % Mo, 0,004 - 0,020 % N, bis zu 0,40 % S, 0,004 - 0,020 % AI,
0,0001 - 0,0025 % B, bis zu 0,10 % Nb, bis zu 0,01 % Ti, bis zu 0,20 % V, bis zu 0,5
% Ni, bis zu 1,0 % Co und als aus Rest Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen besteht,
hergestellt ist und eine Randschicht mit einer Härte von 500 - 800 HV aufweist sowie
in seinem Kernbereich zu mindestens 80 Vol.-% aus Bainit besteht, der aus hoch angelassenem
Bainit, welcher aus dem Gefüge stammt, das das Stahlbauteil nach dem Einsetzen (Arbeitsschritt
b.1) und vor dem Härten (Arbeitsschritt b.2) aufwies, und neu gebildetem Bainit sowie
zu höchstens 20 Vol.-% aus Restaustenit, Ferrit, Perlit oder Martensit zusammengesetzt
ist.
[0050] Diese Gefügezusammensetzung entsteht durch eine Härtung der erfindungsgemäßen Bauteile
im Zweiphasengebiet. Dabei können die aus "alten", also vor dem Härten (Arbeitsschritt
b.2) entstandenen bestehenden bainitischen Gefügeanteile von den aus "neuen", im Zuge
des Härtens entstandenen und hoch angelassenen bainitischen Gefügeanteilen durch eine
leichte Braunfärbung des neuen Bainits von dem alten, hoch angelassenen Bainit unterschieden
werden, der eine gräuliche Färbung und eine angedeutet körnige Struktur besitzt.
[0051] Dabei zeichnet sich das Gefüge eines erfindungsgemäßen Bauteils, das das voranstehend
erläuterte, nach Maßgabe der Erfindung modifizierte Einsatzhärtverfahren durchlaufen
hat, dadurch aus, dass es im Kernbereich des Stahlbauteils eine gemäß DIN EN 10045
bestimmte Charpy-V Kerbschlagarbeit von mehr als 40 J, insbesondere mehr als 60 J,
aufweist.
[0052] Soll die gehärtete Randschicht erfindungsgemäß durch Nitrieren oder Nitrocarburieren
erzeugt werden, so kann die dazu erforderliche thermochemische Diffusionsbehandlung
insbesondere ausgehend von der optimierten Zusammensetzung des erfindungsgemäß zu
verwendenden Stahls mit (in Gew.-%) 0,12 - 0,25 % C, 0,20 - 0,80 % Si, 0,40 - 1,20
% Mn, 1,0 - 3,0 % Cr, 0,5 - 1,8 % Mo, 0,004 - 0,020 % N, bis zu 0,40 % S, 0,004 -
0,020 % Al, 0,0005 - 0,0025 % B, bis zu 0,10 % Nb, bis zu 0,01 % Ti, bis zu 0,20 %
V oder bis zu 0,5 % Ni, sowie bis zu 1,5 % Co, Rest Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen,
wie folgt durchgeführt werden:
A) Aus dem Stahl wird ein Stahlbauteil geformt.
B) Das Stahlbauteil wird einer Nitrier- oder Nitrocarburier-Behandlung unterzogen,
bei der
B.1) das Stahlbauteil zunächst über eine Austenitisierungsdauer von 15 - 120 min auf
eine Austenitsierungsstemperatur, die mindestens 20 °C, insbesondere 20 - 100 °C oder
30 - 50 °C, oberhalb der Ac3-Temperatur des Stahls liegt, aus dem das Stahlbauteil
besteht, durcherwärmt und anschließend so schnell auf Raumtemperatur abgekühlt wird,
dass bei der Abkühlung der Temperaturbereich von 800 - 500 °C innerhalb von weniger
als 200 s durchlaufen wird, um ein zu mindestens 80 Vol.-% bestehendes Gefüge im Bauteil
zu erzeugen,
und
B.2) das Stahlbauteil anschließend für das Nitrieren oder Nitrocarburieren über eine
Dauer von 60 min bis 100 Stunden unter einer stickstoff- oder stickstoff- und kohlenstoffhaltigen
Atmosphäre, bei einer unterhalb der Ac1-Temperatur des Stahls, aus dem das Stahlbauteil
besteht, liegenden, typischerweise 440 - 580 °C betragenden Temperatur gehalten und
anschließend abgekühlt wird, um an dem Stahlbauteil eine gehärtete Randschicht mit
einer Dicke von 1 - 1200 µm zu erzeugen.
[0053] Beim in der voranstehend angegebenen Weise durchgeführten Nitrieren oder Nitrocarburieren
entstehen aus den im erfindungsgemäß verwendeten Stahl nach Maßgabe der Erfindung
vorhandene Gehalte an Cr, V, Nb oder Ti durch die Bildung von Nitriden für eine hohe
Oberflächenhärte. Der bainitische Kernbereich (Matrix) erfährt beim Nitrieren oder
Nitrocarborieren eine Härtesteigerung um ca. 100 - 150 MPa durch die Entstehung von
Sonderkarbiden insbesondere aus den im Stahl enthaltenen Gehalten an Mo (molybdänreiches
Karbid).
[0054] Die jeweils konkret eingestellten Parameter "Dauer" und "Temperatur" der Nitrier-
oder Nitrocarburier-Behandlung werden dabei in an sich bekannter Weise in Abhängigkeit
von der Bauteilgröße so eingestellt, dass eine gehärtete Randschicht mit einer innerhalb
der erfindungsgemäßen Vorgaben liegenden Dicke erzielt wird.
[0055] Soll eine spanabhebende Bearbeitung des Bauteils durchgeführt werden, um beispielsweise
seine Maßhaltigkeit zu optimieren, so wird diese vorteilhafterweise zwischen den Arbeitsschritten
B1) und B2) am nach dem Arbeitsschritt B1) noch relativ weichen Stahlbauteil durchgeführt,
um den Werkzeugverschleiß gegenüber einer Zerspanung im endgehärteten Zustand zu vermindern.
[0056] Der erfindungsgemäß zu verwendende Stahl ist besonders zur Herstellung von randschichtgehärteten
Zahnrädern, Achsen, Wellen oder Werkzeughalter für pulvermetallurgisch hergestellte
Schneidwerkzeuge geeignet.
[0057] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen erläutert.
[0058] Es sind zwei erfindungsgemäß zu verwende Schmelzen S1, S2, S3 erschmolzen worden,
deren Zusammensetzung in Tabelle 1 angegeben ist.
[0059] In einem ersten Versuch ist aus dem Stahl S1 ein Zahnrad geformt worden. Das Zahnrad
ist anschließend einem in konventioneller Weise nach Maßgabe der im Merkblatt 452
beschriebenen Vorgehensweise zunächst einem Aufkohlen bei 920 °C über eine Dauer von
300 min unter einer in an sich für diesen Zweck bekannten Weise zusammengesetzten
kohlenstoffhaltigen Atmosphäre unterzogen worden. Auf diese Weise ist an dem Zahnrad
durch thermochemische Diffusion eine aufgekohlte (carburierte) Randschicht mit einer
Dicke von 520 µm entstanden. Anschließend ist das Zahnrad auf Raumtemperatur abgekühlt
worden, wobei die Abkühlrate 2 K/s betrug und der kritische Temperaturbereich von
800 - 500 °C in einer t8/5-Zeit von 10 min durchlaufen worden ist.
[0060] Das erhaltene Zahnrad ist daraufhin auf eine 920 °C betragende Austenitisierungstemperatur
erwärmt und bei dieser Temperatur für 30 min gehalten worden. Anschließend ist das
Zahnrad mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 2 K/s abgeschreckt worden. Dabei ist der
kritische Temperaturbereich von 800 - 500 °C in einer t8/5-Zeit von 600 s durchlaufen
worden.
[0061] Das derart einsatzgehärtete Zahnrad wies an der Oberfläche seiner gehärteten Randschicht
eine Härte von 750 HV und in seinem die gehärtete Randschicht tragenden Kernbereich
(Matrix) ein vollständig bainitisches Gefüge auf. Die Kerbschlagarbeit Charpy-V des
ungehärteten Kernbereichs des Zahnrads betrug im Mittel von drei Proben 106 J.
[0062] In einem zweiten Versuch ist aus dem Stahl S2 wiederum ein Zahnrad geformt worden.
Das Zahnrad ist anschließend zunächst einem Aufkohlen bei 920 °C über eine Dauer von
30 min unter einer für diesen Zweck im Stand der Technik üblichen kohlenstoffhaltigen
Atmosphäre unterzogen worden. Auf diese Weise ist an dem Zahnrad durch thermochemische
Diffusion eine aufgekohlte (carburierte) Randschicht mit einer Dicke von 535 µm entstanden.
[0063] Anschließend ist das Zahnrad in Öl auf Raumtemperatur abgeschreckt worden. Der kritische
Temperaturbereich von 800 - 500 °C ist dabei in einer t8/5-Zeit von 17 s durchlaufen
worden.
[0064] Daraufhin hat das Zahnrad ein Spannungsarmglühen durchlaufen, bei dem es für eine
Stunde bei 650 °C gehalten worden ist, um bei der zuvor absolvierten Aufkohlungsbehandlung
entstandene Spannungen abzubauen.
[0065] Nach dem Spannungsarmglühen ist das Bauteil in einem Härteschritt auf eine Austenitisierungstemperatur
erwärmt und bei dieser Temperatur für eine Stunde gehalten worden, die 40 °C unterhalb
der Ac3-Temperatur des Stahls S2 lag, wobei die Ac3-Temperatur des Stahls S2 zuvor
in an sich bekannter Weise mittels eines Dilatometerversuchs bestimmt worden ist.
Anschließend ist das Zahnrad wiederum in Öl abgeschreckt worden, so dass auch hier
die t8/5-Zeit 17 s betrug.
[0066] Nach dem Härten ist das Zahnrad einem konventionellen Anlassen unterzogen worden,
bei dem es über eine Stunde bei 180 °C gehalten worden ist.
[0067] Das derart einsatzgehärtete Zahnrad wies an der Oberfläche seiner gehärteten Randschicht
eine Härte von 750 HV und in seinem die gehärtete Randschicht tragenden Kernbereich
(Matrix) ein vollständig bainitisches Gefüge auf, das aus neu gebildetem und altem
hoch angelassenen Bainit bestand. Die Kerbschlagarbeit Charpy-V betrug bei drei Proben
im Mittel 62 J.
[0068] In einem dritten Versuch ist aus dem Stahl S3 ein Zahnrad mit einem Durchmesser von
weniger als 40 mm geformt worden. Das Zahnrad ist anschließend zunächst einem Aufkohlen
bei 920 °C über eine Dauer von 30 min unter einer zu diesem Zweck üblicherweise eingesetzten
kohlenstoffhaltigen Atmosphäre unterzogen worden. Auf diese Weise ist an dem Zahnrad
durch thermochemische Diffusion eine aufgekohlte (carburierte) Randschicht mit einer
Dicke von 530 µm entstanden. Anschließend ist das Zahnrad mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von 3 K/s auf Raumtemperatur in Wasser abgeschreckt worden. Der kritische Temperaturbereich
von 800 - 500 °C ist dabei in einer t8/5-Zeit von 300 s durchlaufen worden.
[0069] Nach dieser Aufkohlungsbehandlung ist das Bauteil in einem Härteschritt auf eine
Austenitisierungstemperatur erwärmt und bei dieser Temperatur für eine Stunde gehalten
worden, die 920 °C betrug. Anschließend ist das Zahnrad in Wasser abgeschreckt worden,
wobei hier die t8/5-Zeit 300 s betrug.
[0070] Das derart einsatzgehärtete Zahnrad wies an der Oberfläche seiner gehärteten Randschicht
eine Härte von 760 HV und in seinem die gehärtete Randschicht tragenden Kernbereich
(Matrix) ein vollständig bainitisches Gefüge auf. Die Kerbschlagarbeit Charpy-V betrug
bei drei Proben im Mittel 78 J.
[0071] Mit dem dritten Versuch konnte somit gezeigt werden, dass durch die Zugabe wirksamer
Gehalte an Co der Gefahr begegnet werden kann, dass es bei aus erfindungsgemäß legierten
Stahlbauteilen mit kleinen Durchmessern von in der Regel weniger als 40 mm und einer
schroffen Abkühlung in Wasser auch bei grundsätzlich bainitisch umwandelnden Stählen
zu einer unerwünschten martensitischen Umwandlung der äußeren Schale kommt. Die Zone
martensitischer Umwandlung kann ohne geeignete Gegenmaßnahmen mehrere Millimeter dick
sein und ist vor allem bei einer mechanischen Bearbeitung störend. Durch den Zusatz
von Kobalt kann der Beginn der bainitischen Umwandlung beschleunigt werden, wie anhand
des in Fig. 1 wiedergegebenen ZTU-Schaubilds zum Stahl S3 nachvollziehbar.
Tabelle 1
| Element |
S1 |
S2 |
S3 |
| C |
0,19 |
0,17 |
0,18 |
| Si |
0,29 |
0,62 |
0,65 |
| Mn |
0,79 |
1,37 |
1,42 |
| Cr |
2,0 |
0,83 |
0,87 |
| Mo |
0,70 |
0,75 |
0,82 |
| V |
0,097 |
0,12 |
0,12 |
| Al |
0,020 |
0,018 |
0,010 |
| N |
0,007 |
0,007 |
0,008 |
| B |
0,0001 |
0,0010 |
0,0001 |
| Nb |
0,020 |
0,002 |
0,002 |
| Co |
0,001 |
0,001 |
0,890 |
| Ti |
0,001 |
0,01 |
0,01 |
| S |
0,0016 |
0,003 |
0,003 |
| Ni |
0,22 |
0,12 |
0,10 |
| Cu |
0,03 |
0,03 |
0,04 |
| Angaben in Gew.-%, Rest Eisen und Verunreinigungen |
1. Verwendung eines Stahls, der aus (in Gew.-%)
| C: |
0,1 |
- 0,30 %, |
| Si: |
0 |
- 0,80 %, |
| Mn: |
0,20 |
- 2,00 %, |
| Cr: |
0 |
- 4,00 %, |
| Mo: |
0,5 |
- 1,80 %, |
| N: |
0,004 |
- 0,020 %, |
| S: |
0 |
- 0,40 %, |
| Al: |
0,004 |
- 0,020 %, |
| B: |
0 |
- 0,0025 %, |
| Nb: |
0 |
- 0,20 %, |
| Ti: |
0 |
- 0,02 %, |
| V: |
0 |
- 0,40 %, |
| Ni: |
0 |
- 0,5 %, |
| Cu: |
0 |
- 0,3 %, |
| Co: |
0 |
- 1,5 % |
Rest Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
besteht,
wobei der Al-Gehalt %Al, der Nb-Gehalt %Nb, der Ti-Gehalt %Ti, der V-Gehalt %V und
der N-Gehalt %N des Stahls folgende Bedingung erfüllen: %Al/27 + %Nb/45 + %Ti/48 +
%V/25 > %N/3,5 zur Herstellung eines Stahlbauteils, nämlich einem Zahnrad, einer Welle,
einer Achse oder einem Werkzeughalter, mit einer thermochemisch gehärteten Randschicht,
wobei das Stahlbauteil in seinem Kernbereich ein zu mindestens 80 Vol.-% aus Bainit
bestehendes Gefüge aufweist.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl (in Gew.-%) 0,12 - 0,25 % C, 0,20 - 0,80 % Si, 0,40 - 1,20 % Mn, 1,0 -
3,0 % Cr, 0,5 - 1,8 % Mo, 0,004 - 0,020 % N, bis zu 0,40 % S, 0,004 - 0,020 % Al,
0,0001 - 0,0025 % B, bis zu 0,10 % Nb, bis zu 0,015 % Ti, bis zu 0,20 % V, bis zu
0,5 % Ni und/oder bis zu 1,0 % Co enthält.
3. Verwendung nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) aus dem Stahl ein Stahlbauteil geformt wird
und
b) das Stahlbauteil einsatzgehärtet wird, indem
b1) das Stahlbauteil in einem Aufkohlungsschritt über eine Dauer von 150 min bis 250
Stunden bei einer Temperatur von 900 - 1050 °C unter einem Medium gehalten wird, das
Kohlenstoff und optional zusätzlich Stickstoff enthält, um an dem Stahlbauteil eine
carburierte oder carbonitrierte Randschicht mit einer Dicke von 0,3 - 15 µm zu erzeugen,
und im Anschluss an den Aufkohlungsschritt so schnell auf Raumtemperatur abgekühlt
wird, dass bei der Abkühlung der Temperaturbereich von 800 - 500 °C innerhalb von
6 - bis 600 s durchlaufen wird,
und
b2) das Stahlbauteil in einem nach dem Aufkohlungsschritt (Arbeitsschritt b1) absolvierten
Härteschritt auf eine Austenitisierungstemperatur erwärmt wird, die mindestens 20
°C oberhalb der Ac1-Temperatur und unterhalb der Ac3-Temperatur des Stahls liegt,
aus dem das Stahlbauteil besteht, und ausgehend von der Austenitisierungstemperatur
mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 0,5 - 50 K/s auf Raumtemperatur abgekühlt wird.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlbauteil zwischen den Arbeitsschritten b1) und b2) optional einem Spannungsarmglühen
bei einer Temperatur von 150 - 680 °C über eine Dauer von 15 - 120 min unterzogen
wird.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlbauteil nach dem Härten (Arbeitsschritt b2) optional einer Anlassbehandlung
unterzogen wird, bei der es über eine Dauer von 30 - 180 min bei einer Temperatur
von 150 - 275 °C gehalten und anschließend ungesteuert auf Raumtemperatur abgekühlt
wird.
6. Verwendung nach Anspruch 1oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
A) aus dem Stahl ein Stahlbauteil geformt wird
und
B) das Stahlbauteil einer Nitrier- oder Nitrocarburier-Behandlung unterzogen wird,
bei der
B.1) das Stahlbauteil zunächst über eine Austenitisierungsdauer von 15 - 120 min auf
eine Austenitsierungsstemperatur, die mindestens 20 °C oberhalb der Ac3-Temperatur
des Stahls liegt, aus dem das Stahlbauteil besteht, durcherwärmt und anschließend
so schnell auf Raumtemperatur abgekühlt wird, dass bei der Abkühlung der Temperaturbereich
von 800 - 500 °C innerhalb von weniger als 200 s durchlaufen wird, um ein zu mindestens
80 Vol.-% bestehendes Gefüge im Bauteil zu erzeugen,
und
B.2) das Stahlbauteil anschließend für das Nitrieren oder Nitrocarburieren über eine
Dauer von 60 min bis 100 Stundenunter einer stickstoff- oder einer stickstoff- und
kohlenstoffhaltigen Atmosphäre bei einer unterhalb der Ac1-Temperatur des Stahls,
aus dem das Stahlbauteil besteht, liegenden Temperatur gehalten und anschließend abgekühlt
wird, um an dem Stahlbauteil eine gehärtete Randschicht mit einer Dicke von 1 - 1200
µm zu erzeugen.
7. Verwendung nach Anspruch 6,dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlbauteil zwischen den Arbeitsschritten B.1) und B.2) einer zerspanenden Bearbeitung
unterzogen wird.
8. Einsatzgehärtetes Stahlbauteil, nämlich Zahnrad, Welle, Achse oder Werkzeughalter,
bestehend aus einem Stahl, der aus (in Gew.-%) 0,12 - 0,25 % C, 0,20 - 0,80 % Si,
0,40 - 1,20 % Mn, 1,0 - 3,0 % Cr, 0,5 - 1,8 % Mo, 0,004 - 0,020 % N, bis zu 0,40 %
S, 0,004 - 0,020 % Al, 0,0001 - 0,0025 % B, bis zu 0,10 % Nb, bis zu 0,015 % Ti, bis
zu 0,20 % V, bis zu 0,5 % Ni, bis zu 1,0 % Co und als aus Rest Eisen und unvermeidbaren
Verunreinigungen besteht, wobei das Stahlbauteil eine Randschicht mit einer Härte
von 500 - 800 HV aufweist und in seinem Kernbereich zu mindestens 80 Vol.-% aus Bainit
besteht, der aus hoch angelassenem Bainit, welcher aus dem Gefüge stammt, das das
Stahlbauteil nach dem Einsetzen (Arbeitsschritt b.1) und vor dem Härten (Arbeitsschritt
b.2) aufwies, und neu gebildetem Bainit sowie zu höchstens 20 Vol.-% aus Restaustenit,
Ferrit, Perlit oder Martensit zusammengesetzt ist.
9. Stahlbauteil nach Anspruch 8,dadurch gekennzeichnet, dass es durch Anwendung des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 3 bis 5 hergestellt ist
und das Gefüge im Kernbereich des Stahlbauteils eine Charpy-V Kerbschlagarbeit von
mehr als 40 J aufweist.