[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Sicherung eines Fluchtbereiches,
mit einer den Fluchtbereich gegenüber einem Gefahrenbereich abtrennenden, je eine
dem Fluchtbereich und eine dem Gefahrenbereich zugewandte, jeweils von einer Türe
durchbrochene Abschlusswand aufweisenden Schleuse.
[0002] Aus dem Stand der Technik Vorrichtungen zur Sicherung von Fluchtbereichen bekannt,
die in einem zwei Tunnelröhren verbindenden Querschlag angeordnet sind. Diese Vorrichtungen
umfassen eine Schleuse, die einen Gefahrenbereich, beispielsweise eine Tunnelröhre,
gegenüber dem Fluchtbereich abtrennen. Dabei weist die Schleuse je eine dem Fluchtbereich
und eine dem Gefahrenbereich zugewandte, jeweils von wenigstens einer Türe durchbrochene
Abschlusswand auf. Gesetzt den Fall, dass im Gefahrenbereich ein brandauslösendes
Ereignis stattfindet, wodurch es in weiterer Folge zu einer verstärkten Rauchgasentwicklung
kommt, wird die Schleuse beispielsweise über Ventilatoren mit einem Überdruck gegenüber
dem Gefahrenbereich beaufschlagt, um ein Einströmen von Rauchgas oder dgl. über die
Schleuse in den Fluchtbereich zu verhindern. Nachteilig ist allerdings, dass die Gefahr
einer Schleusendurchströmung bzw. einer Rauchgasausbreitung in den Fluchtbereich bei
derartigen Vorrichtungen grundsätzlich bestehen bleibt, weil die Strömungsverhältnisse
stark von den in Tunnelanlagen verbauten Lüftungssteuerungen und den damit verbundenen
Druckverhältnissen abhängen und daher kaum beherrschbar sind. Dadurch besteht auch
eine erhöhte Verletzungsgefahr aufgrund von durch Luftströmung beschleunigten Türflügeln,
die ja aus Sicherheitsgründen eine entsprechende Masse aufweisen müssen. Hinzu kommt,
dass im Ernstfall die Zutrittstüren zur Schleuse nicht beliebig geöffnet bzw. geschlossen
werden können, weil bei in die Schleuse öffnenden Türen ein hoher Kraftaufwand zufolge
des zu überwindenden Überdrucks der Schleuse aufgewendet werden muss. Üblicherweise
werden daher in jeder Abschlusswand zwei gegensinnig öffnende Türen vorgesehen. Problematisch
ist hierbei allerdings, dass bei nach außen öffnenden Türen etwaige anfallende und
sich anhäufende Verschmutzungen im Gefahrenbereich ein Öffnen der Zutrittstüre blockieren
können, was eine zuverlässige Personenevakuierung unmöglich macht.
[0003] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs geschilderten
Art so auszugestalten, dass ein barrierefreies Erreichen eines Schutzbereiches sowie
ein einfaches und insbesondere gefahrloses Erreichen des Fluchtbereiches für gefährdete
Personen ermöglicht wird.
[0004] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, dass der Schleuse in Richtung des
Gefahrenbereiches ein Schutzbereich vorgelagert ist, der vom Gefahrenbereich über
eine Durchtrittsöffnung abgetrennt und bei geschlossener Schleuse über eine Atemluftzufuhr
gegenüber dem Gefahrenbereich mit Überdruck beaufschlagbar ist.
[0005] Dadurch, dass der Schutzbereich mit dem Gefahrenbereich über eine als Drossel wirkende
Durchtrittsöffnung strömungsverbunden ist, kann im Schutzbereich gegenüber dem Gefahrenbereich
ein Überdruck aufgebaut werden, sodass ein Eindringen von gesundheitsschädlichen Gasen
in den Schutzbereich trotz unverschlossener Durchtrittsöffnung vermieden werden kann.
Gleichzeitig bewirken die erfindungsgemäßen Merkmale aber auch ähnliche Druckniveaus
im Schutzbereich und in der Schleuse, sodass ein Öffnen der Zutrittstür in der dem
Schutzbereich zugewandten Abschlusswand der Schleuse unabhängig von der Öffnungsrichtung
der Zutrittstüre möglich ist. Aber auch verletzte oder schwache Personen können zunächst
den mit Atemluft versorgten Schutzbereich barrierefrei erreichen, ohne dass hierfür
überhaupt Türen geöffnet werden müssten. Aufgrund dessen, dass der Schutzbereich mit
Atemluft druckbeaufschlagt ist, können im Ernstfall auch verletzte Personen über die
Schleuse aus dem Schutzbereich geborgen werden, ohne dass sich Hilfskräfte einem etwaigen
Vergiftungsrisiko aussetzen müssten.
[0006] Um den Zutritt zur Schleuse auch unter widrigen Umständen sicherstellen zu können,
wird vorgeschlagen, dass die dem Gefahrenbereich zugewandte Türe in Richtung Schleuse
öffnend ausgebildet ist. Nachdem der Schleuseninnenraum in einfacher Weise von Verschmutzungen
freigehalten werden kann, wird durch eine in die Schleuse öffnende Zutrittstüre ein
Blockieren des Türblattes durch am Boden liegenden Unrat vermieden. Das Öffnen der
Zutrittstüre in Richtung der Schleuse wird dabei durch den höheren Druck im Schutzbereich
begünstigt.
[0007] Sollte in der Schleuse aus Sicherheitsüberlegungen im Vergleich zum Schutzbereich
ein noch höherer Druck herrschen, kann in der dem Schutzbereich zugewandten Abschlusswand
der Schleuse ein Druckausgleichsventil vorgesehen sein. Unter Druckausgleichsventilen
sind dabei sämtliche Konstruktionselemente- oder -einrichtungen zu verstehen, die
einen Ausgleich zweier unterschiedlicher Druckniveaus schaffen wie beispielsweise
Regelventile als solche, oder aber auch Schieber- bzw. Klappenkonstruktionen. Es spielt
dabei grundsätzlich keine Rolle, ob das Druckausgleichsventil in der Abschlusswand
selbst oder in der in die Abschlusswand eingelassenen Türe vorgesehen ist. Letztere
Ausführungsvariante bietet allerdings den Vorteil, dass das Druckausgleichsventil
über einen einfachen mechanischen Stelltrieb mit dem Türdrücker verbunden werden kann,
sodass ohne zusätzliche aktive Maßnahmen beim Versuch, die Türe zu öffnen, ein Druckausgleich
stattfindet und ein Einschwenken des Türflügels in die Schleuse ohne Druckwiderstand
möglich ist. Selbstverständlich kann ein solcher Druckausgleich aber auch über eine
mechanische oder elektronische Ansteuerung des Druckausgleichsventiles erfolgen, wenn
dieses nicht in der Türe, sondern in der Abschlusswand selbst vorgesehen wird.
[0008] Besonders vorteilhafte Konstruktionsbedingungen ergeben sich, wenn ein die Schleuse
durchquerender Atemluftkanal in eine, in der dem Gefahrenbereich zugewandten Abschlusswand
vorgesehene Zufuhröffnung mündet. Zufolge dieser Maßnahme sind nur äußerst wenige
bauliche Veränderungen erforderlich, um die erfindungsgemäße Vorrichtungen in bestehende
Fluchtanlagen zu integrieren. Allerdings können auch bei Neuinstallationen aufwendige
zusätzliche Belüftungsschächte für den Schutzbereich entfallen.
[0009] In diesem Zusammenhang kann über den Atemluftkanal nicht nur die Überdruckbeaufschlagung
des Schutzbereiches, sondern auch eine Belüftung der Schleuse selbst erfolgen, wenn
die Schleuse über Belüftungsöffnungen mit dem Atemluftkanal verbunden ist. Dabei können
die Belüftungsöffnungen beispielsweise als einfache Bohrungen, oder aber auch als
Belüftungsventile ausgebildet sein.
[0010] Weil zu evakuierende Personen bereits in dem vor der Schleuse liegenden Schutzbereich
keiner unmittelbaren Gefahr mehr ausgesetzt sind, kann zur Vermeidung eines Durchströmens
der Schleuse die in der dem Schutzbereich zugewandten Abschlusswand vorgesehene Türe
mit einer Schließeinrichtung zur Zutrittssperre bei geöffneter Tür in der dem Fluchtbereich
zugewandten Abschlusswand versehen sein. Um dabei Panikreaktionen zu vermeiden, kann
in der dem Schutzbereich zugewandten Abschlusswand und / oder in der darin vorgesehenen
Türe ein Sichtfenster bzw. eine Anzeige vorgesehen sein, die über den Grund der vorübergehenden
Zutrittssperre Aufschluss gibt.
[0011] Die Erfindung bezieht sich auch auf eine Fluchtbereichsanordnung für mehrröhrige
Tunnelanlagen, bei der eine erfindungsgemäße Vorrichtung im Querschlag zwischen zwei
Tunnelröhren so angeordnet ist, dass der Schleuse zu beiden Tunnelröhren hin ein bei
geschlossener Schleuse über eine Atemluftzufuhr gegenüber der jeweiligen Tunnelröhre
mit Überdruck beaufschlagbarer Schutzbereich vorgelagert ist, der über eine Durchtrittsöffnung
gegenüber der jeweiligen Tunnelröhre abgetrennt ist. Je nachdem, in welcher der beiden
Tunnelröhren sich ein Unfall ereignet, bildet damit die Ereignisröhre den Gefahrenbereich,
während die ereignisfreie Tunnelröhre als Fluchtbereich dient. Auch in diesem Fall
können zufolge der erfindungsgemäßen Maßnahmen die Türen beider Abschlusswände der
Schleuse in Richtung der Schleuse öffnen.
[0012] Besonders günstige Belüftungsbedingungen ergeben sich in diesem Fall, wenn der die
Schleuse durchquerende Atemluftkanal die beiden Schutzbereiche über ein reversierbares
oder mehrere Gebläse miteinander verbindet. Auf diese Weise kann die in der ereignisfreien
Tunnelröhre vorhandene Atemluft unmittelbar ohne zusätzliche bauliche Maßnahmen an
bestehenden Fluchtanlagen zur Überdruckbeaufschlagung des mit der Ereignisröhre strömungsverbundenen
Schutzbereiches herangezogen werden.
[0013] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise dargestellt, und zwar
in einer schematischen Darstellung der Vorrichtung in einer zweiröhrigen Tunnelanlage.
[0014] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst eine Schleuse 1, die einen in einer Ereignisröhre
liegenden Gefahrenbereich 2 von einem in einer ereignisfreien Tunnelröhre liegenden
Fluchtbereich 3 abtrennt. Die Schleuse 1 wird dabei gegenüber dem Gefahrenbereich
2 von einer Abschlusswand 4 und gegenüber dem Fluchtbereich 3 von einer Abschlusswand
5 begrenzt, wobei sowohl die Abschlusswand 4 als auch die Abschlusswand 5 eine in
die Schleuse 1 öffnende Türe 6, 7 aufweist. Der Schleuse 1 ist zum Gefahrenbereich
2 hin ein Schutzbereich 8 vorgelagert, der über eine Atemluftzufuhr 9 mit Überdruck
beaufschlagbar ist.
[0015] Um auch bei einem Überdruck in der Schleuse 1 gegenüber dem Schutzbereich 8 ein Öffnen
der Zutrittstüre 6 in der Abschlusswand 4 zu ermöglichen, kann die Abschlusswand 4
ein Druckausgleichsventil 10 aufweisen, das bei einem Betätigen der Zutrittstür 6
geöffnet wird.
[0016] An die Atemluftzufuhr 9 kann ein die Schleuse 1 durchquerender Atemluftkanal 11 anschließen,
der in der dargestellten Ausführungsform den Fluchtbereich 3 mit dem Schutzbereich
8 verbindet, wobei zur Druckbeaufschlagung des Schutzbereiches 8 ein reversierbares
Gebläse 12 innerhalb des Atemluftkanals 11 vorgesehen ist.
[0017] Zur Belüftung der Schleuse 1 kann der Atemluftkanal 11 darüber hinaus getrennt ansteuerbare
als Belüftungsventile ausgebildete Belüftungsöffnungen 13 aufweisen. Um ein Durchströmen
des Atemluftkanals 11 bei stillstehendem Gebläse 12 zu verhindern, können im Atemluftkanal
11 Absperrklappen 14 angeordnet sein.
[0018] Zur Verhinderung einer Durchströmung der Schleuse 1 wird vorgeschlagen, dass die
Türen 6 und 7 jeweils mit einer Schließeinrichtung versehen sind, die die jeweilige
Türe 6, 7 gegen einen Zutritt sperrt, wenn die jeweils andere Türe 7, 6 geöffnet ist.
[0019] Für die in der Zeichnung dargestellte zweiröhrige Tunnelanlage kann die erfindungsgemäße
Vorrichtung insofern symmetrisch aufgebaut werden, als der Schleuse 1 nicht nur zu
der im beschriebenen Beispiel als Gefahrenbereich 2 ausgebildeten Ereignisröhre sondern
auch zur ereignisfreien Tunnelröhre hin ein weiterer Schutzbereich 15 vorgelagert
ist, der gegenüber der im Beispiel als Fluchtbereich 3 ausgebildeten ereignisfreien
Tunnelröhre über eine Durchtrittsöffnung abgetrennt ist. Es ergibt sich damit für
den Fachmann ohne weiteres, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung auch für den Fall
eines Unfalles in der im Beispiel als Fluchtbereich 3 bezeichneten Tunnelröhre gleichermaßen
wirksam ist, wenn insbesondere in der Abschlusswand 5 ebenfalls ein Druckausgleichsventil
16 vorgesehen ist und wenn der Atemluftkanal 11 auch zum Schutzbereich 15 hin Absperrklappen
17 aufweist.
1. Vorrichtung zur Sicherung eines Fluchtbereiches (3), mit einer den Fluchtbereich (3)
gegenüber einem Gefahrenbereich (2) abtrennenden, je eine dem Fluchtbereich (3) und
eine dem Gefahrenbereich (2) zugewandte, jeweils von einer Türe (6, 7) durchbrochene
Abschlusswand (4, 5) aufweisenden Schleuse (1), dadurch gekennzeichnet, dass der Schleuse (1) in Richtung des Gefahrenbereiches (2) ein Schutzbereich (8) vorgelagert
ist, der vom Gefahrenbereich (3) über eine Durchtrittsöffnung abgetrennt und bei geschlossener
Schleuse (1) über eine Atemluftzufuhr (9) gegenüber dem Gefahrenbereich (2) mit Überdruck
beaufschlagbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die dem Gefahrenbereich (2) zugewandte Türe (6) in Richtung Schleuse (1) öffnend
ausgebildet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in der dem Schutzbereich (8) zugewandten Abschlusswand (4) der Schleuse ein Druckausgleichsventil
(10) vorgesehen ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein die Schleuse (1) durchquerender Atemluftkanal (11) in eine, in der dem Gefahrenbereich
(2) zugewandten Abschlusswand (4) vorgesehene Zufuhröffnung mündet.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schleuse (1) über Belüftungsöffnungen (13) mit dem Atemluftkanal (11) verbunden
ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die in der dem Schutzbereich (8) zugewandten Abschlusswand (4) vorgesehene Türe (6)
mit einer Schließeinrichtung zur Zutrittssperre bei geöffneter Tür (7) in der dem
Fluchtbereich (3) zugewandten Abschlusswand (5) versehen ist.
7. Fluchtbereichsanordnung für eine mehrröhrige Tunnelanlage mit einer Vorrichtung nach
einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass diese im Querschlag zwischen zwei Tunnelröhren so angeordnet ist, dass der Schleuse
(1) zu beiden Tunnelröhren hin ein bei geschlossener Schleuse (1) über eine Atemluftzufuhr
(9) gegenüber der jeweiligen Tunnelröhre mit Überdruck beaufschlagbarer Schutzbereich
(8, 15) vorgelagert ist, der über eine Durchtrittsöffnung gegenüber der jeweiligen
Tunnelröhre abgetrennt ist.
8. Fluchtbereichsanordnung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der die Schleuse (1) durchquerende Atemluftkanal (11) die beiden Schutzbereiche (8,
15) über ein reversierbares (12) oder mehrere Gebläse miteinander verbindet.