[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Penetrator. Die vorliegende Erfindung betrifft
insbesondere einen Penetrator für einen überschallfähigen Flugkörper wie einen Lenkflugkörper,
eine gelenkte oder ungelenkte Rakete, und/oder ein (ballistisches) Geschoss oder dergleichen
zur Einwirkung auf Ziele aus ultrahochfestem Zielmaterial.
[0002] In den letzten Jahren ist die Leistungsfähigkeit von Panzerungen aus Beton, Stahlbeton,
Stahlfaserbeton oder anderen bewehrten Materialien immer weiter erhöht worden. Ein
derartiges Material stellt beispielsweise Ultrahochleistungsbeton (englisch: "Ultra
High Performance Concrete", UHPC) dar, ein Werkstoff mit duktilem Verhalten, welcher
sich durch besonders hohe Dichtigkeit, Festigkeit und Schlagzähigkeit auszeichnet.
Hierbei werden Stahlfasern als hochfeste Bestandteile beigemischt, wodurch eine stark
erhöhte Druckfestigkeit des Betons von bis zu 200 MPa erreicht werden kann. Beigemischte
Polypropylenfasern verbessern zusätzlich den Brandwiderstand und verhindern, dass
der UHPC bei einer Brandbeaufschlagung aufgrund eines sehr hohen Dampfdrucks schlagartig
versagt.
[0003] Um Panzerungen aus derartigen Materialen wirksam zu durchbrechen, werden unter anderem
Penetratoren mit sehr hohen Aufprallgeschwindigkeiten vorgeschlagen. Die hierdurch
auftretenden hohen Einschlagskräfte bedingen jedoch, dass die inneren Komponenten
des Penetrators einschließlich der elektronischen Elemente und insbesondere der Wirkladung
gegenüber den extrem hohen mechanischen Stoßlasten geschützt werden. Davon unabhängig
werden generell höhere Anforderungen an die mechanische Widerstandsfähigkeit des Penetrators
und insbesondere an dessen Gehäuse gestellt, damit dieser das Zielmaterial ohne frühzeitiges
Strukturversagen möglichst vollständig durchschlagen kann. Zudem kann die hohe Druckfestigkeit
derartiger Betonmaterialien das Querschlägerrisiko bei schrägem Auftreffen erhöhen.
[0004] Die Druckschrift
EP 2 002 197 B1 beschreibt eine Rakete mit einem Raketenkopf, in dem elektronisches Equipment installiert
ist, welches über einen O-Ring gegenüber dem Raketenkopf abgedichtet ist, wobei der
O-Ring gleichzeitig Vibrationen abdämpfen soll.
[0005] Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, Lösungen
für überschallfähige Penetratoren mit verbesserter Einschlagsdämpfung zu finden.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch einen Penetrator mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1.
[0007] Demgemäß ist ein Penetrator vorgesehen. Der Penetrator umfasst einen Penetratorrumpf,
eine Penetratorkopf, welcher modular zur lösbaren Befestigung an dem Penetratorrumpf
ausgebildet ist, und einen flächigen Stoßdämpfer, welcher zwischen dem Penetratorrumpf
und dem Penetratorkopf dazu ausgebildet ist, Stoßlasten des Penetratorkopfs auf den
Penetratorrumpf abzudämpfen.
[0008] Eine der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Idee besteht darin, einen Penetrator,
d.h. eines Wirksystems für einen Flugkörper, eine Rakete und/oder ein Geschoss oder
dergleichen, modular mit einem austauschbaren Kopf auszubilden, wobei das modulare
Design einen besonders geeigneten Anbringungsbereich für eine Dämpfung zwischen dem
Kopf und dem Rumpf des Penetrators bietet. Die Dämpfung wird hierbei flächig ausgeführt,
um einen möglichst idealen Kompromiss zwischen benötigtem Installationsraum und Dämpfungswirkung
gegenüber Druckbeanspruchung zu erzielen. Mittels der Dämpfung können stoßempfindliche
Komponenten des Penetrators wie beispielsweise elektronische Bauteile, Wirkladungen
oder dergleichen geschützt werden. Beispielsweise kann derart eine ungewünschte verfrühte
Detonation einer Sprengladung vermieden werden. Solche empfindlichen Elemente können
beispielsweise in dem Rumpf des Penetrators untergebracht werden. Darüber hinaus kann
die Ausfall- und/oder Defektwahrscheinlichkeit beim Einsatz des Penetrators gesenkt
werden. Dies macht den Penetrator der Erfindung besonders geeignet für Anwendungen
gegen ultrahochfeste Panzerungen, d.h. in Ausführungen im Überschallbereich. Aufgrund
der Dämpfung ist das erfindungsgemäße System auch den erheblichen Stoßlasten eines
Aufpralls bei Überschallgeschwindigkeiten gewachsen. Ferner bietet die Dämpfung einen
zusätzlichen Schutz des Systems gegen beispielsweise eine Detonation einer möglichen
Vorhohlladung oder dergleichen. Der modulare Aufbau des Penetrators bietet den weiteren
Vorteil, dass der Penetrator flexibel mit unterschiedlichen Köpfen ausgestattet werden
kann, die beispielsweise je nach konkretem Anwendungsfall unterschiedlich ausgeführt
sein können. Weiterhin können separierte Wirkladungen vorgesehen sein, die auf die
beiden Module (d.h. den Kopf und den Rumpf) aufgeteilt sein können, wobei die getrennten
Ladungen unabhängig voneinander bzw. unter unterschiedlichen Bedingungen zündbar sein
können. Prinzipiell kann der Penetratorrumpf in weitere Module unterteilt sein, die
ebenfalls separierte Wirkladungen aufweisen können und/oder unterschiedliche Nutzlasten
und/oder weitere Komponenten mitführen können. Derartige mehrstufige Wirkladungen
können insbesondere verzögerter Zündung zueinander ausgebildet sein, z.B. in Kombination
mit einem Zündungssystem, welches eine Eindringtiefe feststellt und darauf aufbauend
bestimmte Wirkladungen zündet. Mit derartigen aufgeteilten Ladungen kann insbesondere
die Größe der einzelnen Wirkladungen reduziert werden.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen
sowie aus der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren.
[0010] Gemäß einer Weiterbildung kann der Stoßdämpfer eine erste Dämpfungsscheibe umfassen.
Die Dämpfungsscheibe kann beispielsweise Materialien geringer Dichte mit niedrigem
Elastizitätsmodul und hoher Fließgrenze aufweisen oder aus diesen gefertigt sein,
z. B. Magnesium- und/oder Aluminiumlegierungen, glasfaserverstärkten Kunststoff etc.,
um eine ausreichende elastische Verformung und hohe Dehnungsraten zu gewährleisten.
[0011] Gemäß einer Weiterbildung kann die erste Dämpfungsscheibe geschlossen ausgebildet
und axial angeordnet sein. In dieser Weiterbildung kann das Dämpfungssystem somit
besonders einfach in Form einer einzelnen Scheibe ausgebildet sein.
[0012] Gemäß einer Weiterbildung kann der Stoßdämpfer zumindest eine zweite Dämpfungsscheibe
umfassen. Die zweite Dämpfungsscheibe kann ringförmig und axial konzentrisch zu der
ersten Dämpfungsscheibe ausgebildet sein. Prinzipiell können zusätzlich weitere Dämpfungsscheiben
vorgesehen sein, die beispielsweise ebenfalls ringförmig und axial konzentrisch zu
der ersten und der zweiten Dämpfungsscheibe angeordnet sein können. Prinzipiell ist
es alternativ oder zusätzlich vorgesehen, dass weitere geschlossene oder ringförmige
Dämpfungsscheiben in den Stoßdämpfer integriert sind. In einem konkreten Beispiel
können mehrere geschlossene und/oder ringförmige Dämpfungsscheiben axial hintereinander
angeordnet sein.
[0013] Gemäß einer Weiterbildung kann der Stoßdämpfer zumindest bereichsweise aus einem
Vollmaterial gefertigt sein. Insbesondere kann der Stoßdämpfer vollständig aus einem
Vollmaterial gefertigt sein. In einem konkreten Beispiel umfasst der Stoßdämpfer eine
oder mehrere Dämpfungsscheiben, die aus dem gleichen oder unterschiedlichen Vollmaterialien
gefertigt sind. Beispielsweise kann eine geschlossene erste Dämpfungsscheibe aus einem
Metallmaterial wie einem Metall, einer Metalllegierung oder einer metallischen Materialkombination
bestehen, z.B. einer Magnesiumlegierung und/oder einer Aluminiumlegierung.
[0014] Gemäß einer Weiterbildung kann der Stoßdämpfer zumindest bereichsweise eine Wabenstruktur
und/oder Wellenstruktur aufweisen. Prinzipiell sind komplexe Innengeometrien bzw.
Innentstrukturen des Stoßdämpfers bzw. von dessen Dämpfungsscheiben vorgesehen. Beispielsweise
kann der Stoßdämpfer einer oder mehrere Dämpfungsscheiben umfassen, die aus einem
wabenartigen Material gefertigt sind und/oder eine Wabenstruktur bilden. Alternativ
oder zusätzlich können anders geformte Hohlraumstrukturen vorgesehen sein, z.B. schaumstoffartige
Materialien.
[0015] Gemäß einer Weiterbildung kann der Stoßdämpfer ein Leichtmetallmaterial, ein Faserverbundmaterial
und/oder einen Kunststoff aufweisen. Beispielsweise kann der Stoßdämpfer eine oder
mehrere Dämpfungsscheiben umfassen, die ein Leichtmetallmaterial aufweisen und/oder
aus diesem gefertigt sind, z.B. ein Aluminiummaterial. Alternativ oder zusätzlich
können Kunststoffe und/oder Fasermaterialien zum Einsatz kommen, z.B. glasfaser- und/oder
kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff.
[0016] Gemäß einer Weiterbildung kann der Stoßdämpfer mehrstufig zur Einstellung des Dämpfungsverhaltens
ausgebildet sein. Insbesondere kann der Stoßdämpfer mehrstufig für eine progressive
Aufnahme von Stoßlasten ausgebildet sein. Beispielsweise kann der Stoßdämpfer mehrere
axial hintereinander angeordnete Dämpfungsscheiben umfassen, die unterschiedliche
mechanische Dämpfungseigenschaften aufweisen, z.B. mehrere Dämpfungsscheiben mit sich
inkrementell steigerndem bzw. abfallendem Elastizitätsmodul. Alternativ oder zusätzlich
können Dämpfungsscheiben vorgesehen sein, die aus mehreren Schichten mit entsprechenden
Eigenschaften bestehen.
[0017] Gemäß einer Weiterbildung können radiale Befestigungsbohrungen in dem Penetratorrumpf
und dem Penetratorkopf ausgebildet sein. Der Penetratorkopf und der Penetratorrumpf
können zusammensteckbar ausgebildet sein, um die Befestigungsbohrungen zueinander
auszurichten. Beispielsweise kann eine Vielzahl von Schraubenbohrungen azimutal um
den Penetratorkopf und den Penetratorrumpf herum ausgebildet sein.
[0018] Gemäß einer Weiterbildung können die radialen Befestigungsbohrungen als Langlöcher
ausgebildet sein. Langlöcher sind besonders geeignet als Befestigungsbohrungen, damit
eine relative axiale Bewegung des Penetratorkopfes und des Penetratorrumpfes kompensiert
werden kann, ohne dass es zu Beschädigungen an der Struktur des Penetrators kommt.
[0019] Die obigen Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich, sofern sinnvoll, beliebig
miteinander kombinieren. Weitere mögliche Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Implementierungen
der Erfindung umfassen auch nicht explizit genannte Kombinationen von zuvor oder im
Folgenden bezüglich der Ausführungsbeispiele beschriebenen Merkmale der Erfindung.
Insbesondere wird dabei der Fachmann auch Einzelaspekte als Verbesserungen oder Ergänzungen
zu der jeweiligen Grundform der vorliegenden Erfindung hinzufügen.
[0020] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren
angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen dabei:
- Fig. 1
- schematische perspektivische Ansicht eines Penetrators von schräg vorne;
- Fig. 2
- schematische perspektivische Detailansicht eines Penetratorkopfes des Penetrators
aus Fig.1;
- Fig. 3
- schematische perspektivische Seitenansicht des Penetratorkopfes aus Fig. 2;
- Fig. 4
- schematische perspektivische Ansicht des Penetratorkopfes aus Fig. 2 von schräg hinten;
- Fig. 5
- schematische perspektivische Seitenansicht des Penetrators aus Fig. 1; und
- Fig. 6
- schematische perspektivische Ansicht des Penetrators aus Fig. 1 von schräg vorne mit
einem eingebauten Stoßdämpfer gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
[0021] Die beiliegenden Figuren sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen der
Erfindung vermitteln. Sie veranschaulichen Ausführungsformen und dienen im Zusammenhang
mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere
Ausführungsformen und viele der genannten Vorteile ergeben sich im Hinblick auf die
Zeichnungen. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu
zueinander gezeigt.
[0022] In den Figuren der Zeichnung sind gleiche, funktionsgleiche und gleich wirkende Elemente,
Merkmale und Komponenten - sofern nichts anderes ausgeführt ist - jeweils mit denselben
Bezugszeichen versehen.
[0023] Figur 1 zeigt eine schematische perspektivische Ansicht eines Penetrators 10 von
schräg vorne.
[0024] Der Penetrator 10 ist für den Einsatz mit Überschallgeschwindigkeiten, z.B. Mach
2 oder mehr, speziell zur Einwirkung auf Ziele aus ultrahochfestem Zielmaterial wie
beispielsweise Ultrahochleistungsbeton (UHPC) ausgebildet. Bei einem Aufprall mit
einer derartigen Geschwindigkeit auf ein solches Material muss der Penetrator in typischen
Anwendungen Stoßlasten von mehr als 300,000 m/s
2 standhalten, die in Zeiträumen unter einer Millisekunde wirken. Um diesen extremen
Einsatzbedingungen gerecht zu werden und um derartige hochfeste Ziele durchschlagen
zu können, werden in dem gezeigten Penetrator mehrere unterschiedliche Techniken miteinander
verknüpft, wie im Folgenden detailliert erläutert wird. Bisherige, bekannte Systeme
sind dem entgegen häufig nicht in der Lage einen Einschlag mit Überschallgeschwindigkeit
zu überstehen, z.B. aufgrund von strukturellem Versagen, Zerstörung der Elektronik,
verfrühter Schockinitiierung der Sprengladung usw. Zudem sind herkömmliche System
vielfach ineffizient bezüglich Versagensmechanismen, Reibung etc.
[0025] Auch wenn sich im Folgenden mit der Anwendung im Überschallbereich beschäftigt wird,
ist die Erfindung grundsätzlich nicht auf diesen Anwendungsfall beschränkt, sondern
kann ebenso im Unterschallbereich genutzt werden. Weiterhin kann der Penetrator zur
Bekämpfung von Zielen aus anderen Materialien als UHPC ausgebildet werden.
[0026] Der Penetrator 10 der Fig. 1 umfasst einen Penetratorkopf 6 und einen Penetratorrumpf
7, welche modular ausgebildet sind und aneinander lösbar befestigt werden können.
Der Penetratorkopf 6 dient somit gewissermaßen als Aufsatz, welcher für bestimmte
Anwendungsfälle konfektioniert werden kann. Zwischen dem Penetratorkopf 6 und dem
Penetratorrumpf 7 ist eine Dämpfung vorgesehen, wie sie mit Bezug auf Fig. 6 weiter
unten näher erläutert wird. Die wie folgt geschilderte geometrische Ausgestaltung
des Penetrators 10 samt des Penetratorkopfes 6 und des Penetratorrumpfes 7 ist lediglich
beispielhaft zu verstehen. Die in Fig. 6 gezeigt Dämpfung kann ebenso mit anders ausgestalteten
Penetratorn 10 kombiniert werden.
[0027] Detailansichten des Penetratorkopfes 6 sind in Fig. 2 bis 5 dargestellt, insbesondere
in Fig. 2. Der Penetratorkopf 6 ist integral mit einer Penetratorspitze 1 und einem
Meißelkranz 2 aus einem wolframbasierten Vollhartmetall mit Cobaltmatrix gefertigt.
Allgemein können diese Komponenten in anderen Ausführungen jedoch eine beliebige schwermetallbasierte
Legierung, insbesondere mit einem keramischen Anteil in einer duktilen Matrix, aufweisen.
Die Penetratorspitze 1 weist eine spitzbogenförmige (ogive) Nasenform auf und ist
gegenüber dem Meißelkranz 2 axial vorgelagert (vgl. z.B. Fig. 5). Der Meißelkranz
weist fünf Meißelelemente 3 auf, die radial versetzt um die Penetratorspitze 1 herum
mit regelmäßigen azimutalen Abständen zueinander angeordnet sind. Aufgrund der Vorlagerung
der Penetratorspitze 1 sind die einzelnen Meißelelemente 3 axial zurückgelagert gegenüber
der Penetratorspitze 1 positioniert. Jedes Meißelelement 3 weist eine radial ausgerichtete
Radialschneide 4 und eine azimutal ausgerichtete Azimutalschneide 5 auf (vgl. Fig.
3). Hierbei steht jede Radialschneide 4 radial von der Penetratorspitze 1 ab. Die
jeweilige Azimutalschneide 5 sitzt wiederum radial außen auf der zugehörigen Radialschneide
4 auf. Hierbei sind die Radialschneiden 4 axial zurückgelagert gegenüber den Azimutalschneiden
5 angeordnet, wobei die Meißelelemente 3 konkret von der Azimutalschneide 5 über die
Radialschneide 4 axial schräg nach hinten unter einem Winkel von etwa 60° auf die
Penetratorspitze 1 zulaufen. Jede Radialschneide 4 ist hierbei zweiseitig geschliffen
ausgebildet, während die Azimutalschneiden 5 einseitig geschliffen mit einer axial
nach hinten zulaufenden Schneide ausgebildet sind.
[0028] Die Penetratorspitze 1 und der umliegende Meißelkranz 2 des gezeigten Penetrators
10 sind derart geometrisch gestaltet und angeordnet, dass ein mehrstufiger Penetrationsprozess
entsteht, durch den ein stark erhöhtes Durchschlagsvermögen gegenüber herkömmlichen
Penetratorn bei Anwendung auf Panzerungen aus UHPC erreicht wird. Der Penetrator 10
prallt zunächst mit der vorgelagerten Penetratorspitze 1 auf ein Zielobjekt auf, wobei
eine sich radial ausbreitende Vorschädigung des Zielobjektes im Aufprallbereich entsteht.
Anschließend treffen die Meißelelemente 3 des Meißelkranzes 2 mit den Azimutalschneiden
5 auf das Ziel auf und greifen in dieses klauenartig ein. Sowohl die einseitige Schneidenform
als auch die Anordnung der Azimutalschneiden 5 verringern hierbei das Risiko von Querschlägern
unter schrägen Einschlagswinkeln. Aufgrund des vorhandenen Impulses wird der Penetrator
10 anschließend weiter in das Ziel hineingetrieben. Hierbei zertrümmern die Radialschneiden
4 die vorgeschädigte Aufprallstelle zwischen den Azimutalschneiden 5 und der Penetratorspitze
1, wobei insbesondere Verstärkungselemente wie beispielsweise Stahlbewehrungen oder
Stahlfasern von den Radialschneiden 4 durchtrennt bzw. durchschnitten werden. Die
zweischneidige Ausführung der Radialschneiden 4 verhindert hierbei, dass eine ungewünschte
Rotation des Penetrators 10 generiert wird. Gleichzeitig können entstehende Trümmer
zwischen den Meißelelementen 3 ungehindert abfließen. Der Penetratorkopf 6 weist einen
größeren radialen Durchmesser als der Meißelkranz 2 auf (vgl. Fig. 5), sodass das
Trümmermaterial im Anschluss nach Außen verdrängt wird. Sobald eine kritische Eindringtiefe
erreicht ist, kann eine Rückseite des Panzermaterials aufgrund eines massiven Scherversagens
des Panzermaterials abgestoßen werden (englisch: "Scabbing"). Die Empfindlichkeit
des Panzermaterials gegenüber Scherlasten wurde zuvor aufgrund des gezielten Zertrennens
der Verstärkungsstrukturen erheblich vergrößert.
[0029] Der Penetratorrumpf 7 weist eine zylindrische Grundform auf, entlang derer insgesamt
vier axial ausgerichtete Gleitschienen 8 und vier ebenfalls axial ausgerichtete Trümmerkanäle
9 azimutal alternierend angeordnet sind. Die Trümmerkanäle 9 dienen hierbei der Weiterleitung
von Trümmermaterial, welches entlang des Penetratorkopfes 6 abgeführt wird. Hierzu
sind die Trümmerkanäle 9 als Vertiefungen in den Penetratorrumpf 7 eingefräst worden.
Die Trümmerkanäle 9 sorgen somit für einen hydrostatischen Druckausgleich während
des Eindringens des Penetrators 10 in das Zielobjekt. Die Gleitschienen 8 hingegen
versteifen den Penetrator 10 gegenüber Biegungen und führen diesen gleichzeitig weiter
in das Zielobjekt hinein. Sowohl der Penetratorkopf 6 als auch der Penetratorrumpf
7, insbesondere die Penetratorspitze 1 und/oder die Gleitschienen 8, können mit einer
geeigneten reibungsarmen und/oder verschleißfesten Beschichtung versehen sein, um
das Eindringen des Penetrators 10 weiter zu verbessern. Um den Penetratorrumpf 7 mit
einer ausreichenden Festigkeit und Steifigkeit zu versehen, ist dieser in dieser Ausführung
aus einem Kaltarbeitsstahl gefertigt.
[0030] Aus Fig. 4 und 5 kann entnommen werden, dass in dem Penetratorrumpf 7 und dem Penetratorkopf
6 radiale Befestigungsbohrungen 11 ausgebildet sind. Hierbei sind die radialen Befestigungsbohrungen
11 des Penetratorrumpfes 7 in einen Befestigungssockel 15 des Penetratorrumpfes 11
eingearbeitet, über den der Penetratorrumpf 7 in eine komplementär geformte Aufnahmevertiefung
16 des Penetratorkopfes 6 einsteckbar ist. Der Penetratorkopf 6 weist wiederum einen
Befestigungskragen 17 auf, durch den dessen radiale Befestigungsbohrungen 11 hindurchführen.
Zur Montage können der Penetratorrumpf 7 und der Penetratorkopf 6 somit derart zusammengesteckt
werden, dass die Befestigungsbohrungen 11 zueinander ausgerichtet werden und anschließend
entsprechende Schrauben, Bolzen oder ähnliche Befestigungsmittel eingeführt werden
können.
[0031] Fig. 6 zeigt eine schematische perspektivische Ansicht des Penetrators aus Fig. 1
von schräg vorne mit einem eingebauten Stoßdämpfer 12 gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung.
[0032] Der Stoßdämpfer 12 ist flächig zwischen dem Penetratorrumpf 7 und dem Penetratorkopf
6 dazu ausgebildet, Stoßlasten des Penetratorkopfs 6 auf den Penetratorrumpf 7 zu
dämpfen, die während des Aufpralls auf bzw. des Eindringens in ein Zielobjekt entstehen.
Hierzu umfasst der Stoßdämpfer 12 eine erste Dämpfungsscheibe 13, die geschlossen
ausgebildet und axial angeordnet ist. Ferner umfasst der Stoßdämpfer 12 eine zweite
Dämpfungsscheibe 14, die als Ringscheibe axial konzentrisch bezüglich der ersten Dämpfungsscheibe
13 ausgebildet ist. Die erste Dämpfungsscheibe 13 liegt hierbei auf dem Befestigungssockel
15 des Penetratorrumpfes 7 innerhalb der Aufnahmevertiefung 16 des Penetratorkopfes
6 auf. Die zweite Dämpfungsscheibe 14 ist um den Befestigungssockel 15 herum auf dem
Penetratorrumpf 7 gegenüber von dem Befestigungskragen 17des Penetratorkopfes 6 angeordnet.
Die Geometrien des Penetratorkopfes 6 sowie des Penetratorrumpfes 7 gewährleisten
hierbei eine lineare Führung dieser Körper zueinander, wodurch unter anderem ein Einknicken
bzw. Umbiegen des Gesamtsystems unterbunden werden kann. Ferner wird hierdurch eine
gleichmäßige Belastung der Dämpfungsscheiben 13, 14 erreicht.
[0033] Die Dämpfungsscheiben 13, 14 können aus einem Vollmaterial wie beispielsweise einer
Aluminiumlegierung oder einem faserverstärktem Kunststoff gefertigt sein. Grundsätzlich
können jedoch ebenso komplexere Dämpfungsmaterialien bzw. Dämpfungssysteme zur Anwendung
kommen, z.B. Wabenstrukturen, Wellenstrukturen und/oder dergleichen. Weiterhin können
die Dämpfungsscheiben 13, 14 mehrschichtig ausgebildet sein, um Stoßlasten schrittweise
und/oder progressiv aufzufangen. Prinzipiell sind in anderen Ausführungen auch allgemeine
komplexe Innengeometrien bzw. Innentstrukturen der Dämpfungsscheiben 13, 14 vorgesehen.
[0034] Die gezeigte modulare Ausbildung des Penetrators 10 bietet konstruktionsbedingt zwischen
dem Penetratorrumpf 7 und dem Penetratorkopf 6 einen vorteilhaften Anbringungsbereich
für den Stoßdämpfer 12. Der Stoßdämpfer 12 ist flächig ausgeführt, um den benötigten
Installationsraum einerseits so gering wie möglich zu halten und um die Dämpfungswirkung
andererseits gegenüber einer Druckbeanspruchung zu maximieren. Mittels der Dämpfung
können stoßempfindliche Komponenten des Penetrators 10 wie beispielsweise elektronische
Bauteile, Wirkladungen oder dergleichen geschützt werden, die z.B. in dem Penetratorrumpf
7 untergebracht sein können (nicht eingezeichnet). Die Dämpfung bietet insbesondere
einen zusätzlichen Schutz des Systems gegen beispielsweise eine Detonation einer möglichen
Vorhohlladung oder dergleichen. Dies ist ein erheblicher Vorteil, da die auftretenden
Schocklasten grundsätzlich eine technische Herausforderung beispielsweise für einen
Zündelektronik darstellen können. Beispielsweise kann derart eine ungewünschte verfrühte
Detonation einer Sprengladung vermieden werden. Darüber hinaus kann die Ausfall- und/oder
Defektwahrscheinlichkeit beim Einsatz des Penetrators 10 gesenkt werden. Dies macht
den Penetrator 10 besonders geeignet für die angesprochenen Anwendungen gegen UHPC-Panzerungen.
Aufgrund der modularen Aufteilung des Penetrators 10 ist es weiterhin möglich eine
Wirkladung auf die beiden Module des Penetrators 10 aufzuteilen, welcher insbesondere
unabhängig voneinander oder zeitlich versetzt zueinander zündbar sein können, um die
Wirksamkeit des Penetrators 10 weiter zu verbessern. Vorteilhafterweise sind die Befestigungsbohrungen
11 in der gezeigten Ausführung als Langlöcher mit einem verbreiterten axialen Durchmesser
entlang der Penetratorachse ausgebildet, sodass die Befestigungsmittel ausreichend
Spiel bei einem Aufschlag des Penetrators 10 und einem daraus resultierenden Einfedern
des Penetratorkopfes 6 auf den Penetratorrumpf 7 aufweisen.
[0035] Zusammenfassend wird mit dem gezeigten Penetrator ein effizientes, hochwirksames
und überschallfähiges System mit verbesserter Einschlagsdämpfung für die Einwirkung
auf ultra-hochfeste Ziele beispielsweise aus UHPC bereitgestellt. Aufgrund der modularen
Gestaltung ist das System besonders flexibel, schnell und zielangepasst umrüstbar.
[0036] In der vorangegangenen detaillierten Beschreibung sind verschiedene Merkmale zur
Verbesserung der Stringenz der Darstellung in einem oder mehreren Beispielen zusammengefasst
worden. Es sollte dabei jedoch klar sein, dass die obige Beschreibung lediglich illustrativer,
keinesfalls jedoch beschränkender Natur ist. Sie dient der Abdeckung aller Alternativen,
Modifikationen und Äquivalente der verschiedenen Merkmale und Ausführungsbeispiele.
Viele andere Beispiele werden dem Fachmann aufgrund seiner fachlichen Kenntnisse in
Anbetracht der obigen Beschreibung sofort und unmittelbar klar sein.
[0037] Die Ausführungsbeispiele wurden ausgewählt und beschrieben, um die der Erfindung
zugrundeliegenden Prinzipien und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis bestmöglich
darstellen zu können. Dadurch können Fachleute die Erfindung und ihre verschiedenen
Ausführungsbeispiele in Bezug auf den beabsichtigten Einsatzzweck optimal modifizieren
und nutzen. In den Ansprüchen sowie der Beschreibung werden die Begriffe "beinhaltend"
und "aufweisend" als neutralsprachliche Begrifflichkeiten für die entsprechenden Begriffe
"umfassend" verwendet. Weiterhin soll eine Verwendung der Begriffe "ein", "einer"
und "eine" eine Mehrzahl derartig beschriebener Merkmale und Komponenten nicht grundsätzlich
ausschließen.
Bezugszeichenliste
[0038]
- 1
- Penetratorspitze
- 2
- Meißelkranz
- 3
- Meißelelement
- 4
- Radialschneide
- 5
- Azimutalschneide
- 6
- Penetratorkopf
- 7
- Penetratorrumpf
- 8
- Gleitschiene
- 9
- Trümmerkanal
- 10
- Penetrator
- 11
- radiale Befestigungsbohrung
- 12
- Stoßdämpfer
- 13
- erste Dämpfungsscheibe
- 14
- zweite Dämpfungsscheibe
- D1
- Durchmesser Meißelkranz
- D2
- Durchmesser Penetratorkopf
- D3
- Durchmesser Penetratorspitze
1. Penetrator (10), mit:
einem Penetratorrumpf (7);
einem Penetratorkopf (6), welcher modular zur lösbaren Befestigung an dem Penetratorrumpf
(7) ausgebildet ist; und
einem flächigen Stoßdämpfer (12), welcher zwischen dem Penetratorrumpf (7) und dem
Penetratorkopf (6) dazu ausgebildet ist, Stoßlasten des Penetratorkopfs (6) auf den
Penetratorrumpf (7) abzudämpfen.
2. Penetrator (10) nach Anspruch 1, wobei der Stoßdämpfer (12) eine erste Dämpfungsscheibe
(13) umfasst.
3. Penetrator (10) nach Anspruch 2, wobei die erste Dämpfungsscheibe (13) geschlossen
ausgebildet und axial angeordnet ist.
4. Penetrator (10) nach Anspruch 3, wobei der Stoßdämpfer (12) zumindest eine zweite
Dämpfungsscheibe (14) umfasst, welche ringförmig und axial konzentrisch zu der ersten
Dämpfungsscheibe (13) ausgebildet ist.
5. Penetrator (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der Stoßdämpfer (12) zumindest
bereichsweise aus einem Vollmaterial gefertigt ist.
6. Penetrator (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Stoßdämpfer (12) zumindest
bereichsweise eine Wabenstruktur und/oder Wellenstruktur aufweist.
7. Penetrator (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei der Stoßdämpfer (12) zumindest
eines von einem Leichtmetallmaterial, einem Faserverbundmaterial und/oder einem Kunststoff
aufweist.
8. Penetrator (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei der Stoßdämpfer (12) mehrstufig
zur Einstellung des Dämpfungsverhaltens ausgebildet ist.
9. Penetrator (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei radiale Befestigungsbohrungen
(11) in dem Penetratorrumpf (7) und dem Penetratorkopf (6) ausgebildet sind, wobei
der Penetratorkopf (6) und der Penetratorrumpf (7) zusammensteckbar sind, um die Befestigungsbohrungen
(11) zueinander auszurichten.
10. Penetrator (10) nach Anspruch 9, wobei die radialen Befestigungsbohrungen (11) als
Langlöcher ausgebildet sind.