[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gießen von Gussteilen, bei dem eine Metallschmelze
in eine Gießform abgegossen wird, die einen das zu erzeugende Gussteil abbildenden
Hohlraum umschließt, wobei die Gießform als verlorene Form aus einem oder mehreren
Gießformteilen oder -kernen besteht. Die Gießformteile oder Gießkerne sind dabei aus
einem Formstoff geformt, der aus einem Kernsand, einem Binder und optional einem oder
mehreren Zusätzen zur Einstellung bestimmter Eigenschaften des Formstoffs besteht.
[0002] Bei konventionellen Verfahren dieser Art wird üblicherweise zunächst die das Gussteil
abbildende Gießform bereitgestellt, deren Gießkerne und -formteile in separaten Arbeitsgängen
vorgefertigt worden sind. Die Gießform kann dabei als so genanntes "Kernpaket" aus
einer Vielzahl von Gießkernen zusammengesetzt sein. Genauso ist es möglich, Gießformen
einzusetzen, die beispielsweise aus nur zwei jeweils aus Formstoff bestehenden Formhälften
zusammengesetzt sind, in die der das Gussteil abbildende Formhohlraum eingeformt ist,
wobei auch hier Formkerne vorhanden sein können, um im Gussteil Ausnehmungen, Höhlungen,
Kanäle und desgleichen abzubilden.
[0003] Typische Beispiele für Gussteile, die mit einem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugt
werden, sind Zylinderkurbelgehäuse und Zylinderköpfe. Für größere und hochbeanspruchte
Motoren werden sie aus Eisenguss im Sandgussverfahren hergestellt.
[0004] Als Formstoff für die den äußeren Abschluss der Gießform bildenden Gießformteile
werden im Bereich des Eisengusses üblicherweise Quarzsande, gemischt mit Bentoniten,
Glanzkohlenstoffbildnern und Wasser eingesetzt. Die die innenliegenden Höhlungen und
Kanäle des Gussteils abbildenden Gießkerne werden dagegen üblicherweise aus handelsüblichen
Kernsanden geformt, die mit einem organischen oder anorganischen Binder, z. B. mit
einem Kunstharz oder Wasserglas, vermischt sind.
[0005] Unabhängig von der Art der Kernsande und Binder besteht das Grundprinzip bei der
Herstellung von aus Formstoffen der voranstehend genannten Art geformten Gießformen
darin, dass nach der Formgebung der Binder durch eine geeignete thermische oder chemische
Behandlung ausgehärtet wird, so dass die Körner des Kernsands miteinander verkleben
und über eine ausreichende Dauer die Formfestigkeit des jeweiligen Formteils oder
-kerns gewährleistet ist.
[0006] Gerade beim Gießen großvolumiger Gussteile aus Eisenguss kann der auf der Gießform
nach dem Abgießen der Metallschmelze lastende Innendruck sehr hoch sein. Um diesen
Druck aufzunehmen und ein Bersten der Gießform sicher zu vermeiden, müssen entweder
dickwandige, großvolumige Gießformen oder Stützkonstruktionen eingesetzt werden, die
die Gießform an ihrer Außenseite abstützen.
[0007] Eine Möglichkeit einer solchen Stützkonstruktion besteht in einer Einhausung, die
über die Gießform gestülpt wird. Die Einhausung ist üblicherweise nach Art eines Mantels
ausgebildet, der die Gießform an ihren Umfangsseiten umgibt, jedoch an ihrer Oberseite
eine ausreichend große Öffnung aufweist, um das Abgießen der Schmelze in die Gießform
zu ermöglichen. Die Einhausung ist dabei so bemessen, dass nach dem Aufsetzen zumindest
in den für die Abstützung der Gießform entscheidenden Abschnitten zwischen den Innenflächen
der Einhausung und den Außenflächen der Gießform ein Füllraum vorhanden bleibt. Dieser
Füllraum wird mit einem rieselfähigen Füllgut gefüllt, so dass eine großflächige Abstützung
des jeweiligen Flächenabschnitts an der Einhausung gewährleistet ist. Um hier eine
möglichst gleichmäßige Füllung des Füllraums, einen ebenso gleichmäßigen Kontakt der
Gießform mit dem Füllmaterial und eine dementsprechend gleichmäßige Abstützung des
zerbrechlichen Gießformstoffs zu erzielen, werden als Füllgut in der Regel feinkörnige,
rieselfähige Füllmaterialien, wie Sand oder Stahlkies, verwendet, die eine hohe Schüttdichte
besitzen. Nach dem Befüllen wird das Füllgut zusätzlich verdichtet. Ziel ist es hier,
eine möglichst kompakte Füllmasse zu erzeugen, die nach Art eines inkompressiblen
Monolithen die direkte Übertragung der Stützkräfte von der Einhausung auf die Gießform
sicherstellt.
[0008] Die Metallschmelze wird mit hoher Temperatur in die Gießform gegossen, so dass auch
die Gießformteile und -kerne, aus denen die Gießform zusammengesetzt ist, stark erwärmt
werden. In Folge dessen beginnt die Gießform Wärme abzustrahlen. Übersteigt die Temperatur
der Gießform eine bestimmte Mindesttemperatur, so beginnt der Binder des Formstoffs
zu verdampfen und unter Freisetzung weiterer Wärme zu verbrennen. Der Binder verliert
dadurch seine Wirkung. Durch diese Zersetzung des Binders geht die Bindung der Körner
des Formstoffs, aus dem die Gießformteile und -kerne der Gießform hergestellt sind,
verloren und die Gießform bzw. ihre aus Formstoff bestehenden Teile und Kerne zerfallen
in einzelne Bruchstücke.
[0009] Es ist aus der Praxis bekannt, dass sich dieser Effekt zum Entformen des Gussteils
aus der jeweiligen Gießform nutzen lässt. So sind beispielsweise aus der
EP 0 546 210 B2 oder der
EP 0 612 276 B2 Wärmebehandlungsverfahren für Gussteile bekannt, bei denen die Gießform mit den Gussteilen
in einem kontinuierlichen Verfahrensablauf aus der Gießhitze in einen Wärmebehandlungsofen
einlaufen. Beim Durchlauf durch den Ofen werden die Gießform und die Gussteile über
eine ausreichend lange Dauer einer Temperatur ausgesetzt werden, bei der sich der
durch die Wärmebehandlung angestrebte Zustand des Gussteils einstellt. Gleichzeitig
ist die Temperatur der Wärmebehandlung so gewählt, dass sich der Binder des Formstoffs
zersetzt. Die dann selbsttätig vom Gussteil abfallenden, aus Formstoff bestehenden
Bruchstücke der Gießform werden noch im Wärmebehandlungsofen in einem Sandbett aufgefangen.
Dort verweilen sie über eine gewisse Dauer, um den Zerfall der Bruchstücke der Gießformteile
und -kerne weiter zu treiben. Unterstützt werden kann die Zerkleinerung der von der
Gießform abfallenden Formstoffbruchstücke dadurch, dass das Sandbett durch Einblasen
eines heißen Gasstroms fluidisiert wird. Die ausreichend zerkleinerten Formstoffbruchstücke
werden schließlich einer Aufbereitung zugeführt, in der der Kernsand so zurückgewonnen
wird, dass er für die Herstellung neuer Gießformteile und -kerne genutzt werden kann.
[0010] Die bekannte Vorgehensweise bei der Entformung und Aufbereitung der für das Gießen
von Gussteilen benötigten Gießformen hat sich in der Praxis beim Gießen von Teilen
für Verbrennungsmotoren aus Aluminium in großer Stückzahl bewährt. Sie setzt allerdings
einen Ofen von beträchtlicher Baulänge und ein Handling der Gießformen und Gussteile
voraus, das sich bei großvolumigen Teilen oder Gießformen als aufwändig erweist, die
einer zusätzlichen Abstützung durch eine Einhausung der oben beschriebenen Art bedürfen.
Dies gilt insbesondere für solche Gussteile, die in kleineren und mittleren Stückzahlen
aus Eisenguss hergestellt werden sollen.
[0011] Vor diesem Hintergrund bestand die Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren anzugeben,
welches mit optimierter Energieeffiziens und in besonders wirtschaftlicher Weise die
gießtechnische Herstellung von Gussteilen ermöglicht.
[0012] Die Erfindung hat diese Aufgabe durch das in Anspruch 1 angegebene Verfahren gelöst.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0014] Die Erfindung stellt demnach ein Verfahren zum Gießen von Gussteilen zur Verfügung,
bei dem eine Metallschmelze in eine Gießform abgegossen wird, die einen das zu erzeugende
Gussteil abbildenden Hohlraum umschließt. Die Gießform ist als verlorene Form ausgebildet,
die aus einem oder mehreren Gießformteilen oder -kernen zusammengesetzt ist. Diese
Gießformteile sind jeweils aus einem Formstoff geformt, der aus einem Kernsand, einem
Binder und optional einem oder mehreren Zusätzen zur Einstellung bestimmter Eigenschaften
des Formstoffs besteht.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst dabei folgende Arbeitsschritte:
- Bereitstellen der Gießform;
- Einhausen der Gießform in ein Gehäuse unter Ausbildung eines Füllraums zwischen mindestens
einem Innenflächenabschnitt des Gehäuses und einem zugeordneten Außenflächenabschnitt
der Gießform;
- Befüllen des Füllraums mit einem rieselfähigen Füllgut;
- Abgießen der Metallschmelze in die Gießform,
- wobei die Gießform einhergehend mit dem Eingießen der Metallschmelze beginnt, Wärme
abzustrahlen, die Folge des durch die heiße Metallschmelze bewirkten Wärmeeintrags
ist, und
- wobei in Folge des durch die Metallschmelze bewirkten Wärmeeintrags der Binder des
Formstoffs zu verdampfen und zu verbrennen beginnt, so dass er seine Wirkung verliert
und die Gießform in Bruchstücke zerfällt.
[0016] Erfindungsgemäß besitzt nun das in den Füllraum gefüllte Füllgut eine so geringe
Schüttdichte, dass die nach dem Befüllen des Füllraums dort aus dem Füllgut gebildete
Füllgutpackung von einer Gasströmung durchströmbar ist.
[0017] Darüber hinaus weist das Füllgut beim erfindungsgemäßen Verfahren beim Befüllen des
Füllraums eine Mindesttemperatur auf, ausgehend von der die Temperatur des Füllguts
durch Prozesswärme, die durch die von der Gießform abgestrahlte Wärme und durch die
bei der Verbrennung des Binders freiwerdende Wärme gebildet wird, bis über eine Grenztemperatur
von 700 °C ansteigt.
[0018] Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt somit der Gedanke zu Grunde, das Füllgut im
Sinne eines Wärmespeichers zu nutzen und diesen Wärmespeicher so zu temperieren und
auszubilden, dass die Zersetzung des Binders des Formstoffs, aus dem die Gießformteile
und -kerne der Gießform gefertigt sind, schon während der Verweilzeit in der Einhausung
durch Temperatureinwirkung weitestgehend zersetzt wird.
[0019] Auf diese Weise wird erreicht, dass die aus Formstoff bestehenden Teile und Kerne
der Gießform so weit in Bruchstücke zerfallen sind, dass diese Bruchstücke vom Gussteil
abfallen und das Gussteil nach dem Entfernen der Einhausung zumindest im Bereich seiner
äußeren Flächen weitestgehend frei von anhaftenden Formteilen oder -kernen ist.
[0020] Gleichzeitig sind zu diesem Zeitpunkt auch die Kerne zerfallen, die im Inneren des
Gussteils Kanäle oder Höhlungen abbilden, so dass der Kernsand und die Formstoffbruchstücke
dieser Kerne entweder schon in der Einhausung selbsttätig aus dem Gussteil ausrieseln
oder in an sich bekannter Weise, beispielsweise durch mechanische Methoden, wie Rütteln,
oder durch Spülen mit einem geeigneten Fluid, aus dem Gussteil entfernt werden können.
[0021] Das erfindungsgemäß in den zwischen Gussteil und Einhausung ausgebildeten Füllraum
gefüllte Füllgut ist rieselfähig, so dass es den Füllraum auch dann vollständig füllt,
wenn im Bereich der Außenflächen der Gießform Hinterschneidungen, Höhlungen und desgleichen
vorhanden sind.
[0022] Entscheidend ist dabei, dass erfindungsgemäß das Füllgut eine Schüttdichte besitzt,
die so gering ist, dass es auch nach dem Füllen des Füllraums und einem gegebenenfalls
durchgeführten Verdichten des in den Füllraum eingefüllten Füllguts noch von einer
Gasströmung durchströmbar ist. Erfindungsgemäß wird also im Gegensatz zum oben genannten
Stand der Technik ausdrücklich keine höchstverdichtete Packung im Füllraum erzeugt,
die zwar eine optimale Abstützung der Gießform sicherstellt, jedoch weitestgehend
gasundurchlässig ist. Vielmehr ist das erfindungsgemäß eingesetzte Füllgut so auszuwählen,
dass es für eine Gasströmung durchlässig ist, die sich beispielsweise in Folge von
thermischer Konvektion einstellt. Diese ergibt sich, wenn die Gießform durch die in
sie eingegossene Metallschmelze erhitzt wird und die verdampfenden Binderbestandteile
des Formstoffs der Gießformteile und -kerne zu verdampfen sowie unter Freisetzung
von Wärme zu verbrennen beginnen.
[0023] Wenn hier von einem verdampfenden und verbrennenden Binder die Rede ist, dann sind
damit immer diejenigen Binderbestandteile gemeint, die durch Wärmezufuhr dampfförmig
werden und brennbar sind. Dies schließt nicht aus, dass andere Binderbestandteile
in fester oder sonstiger Form beispielsweise als Crackprodukte in der Gießform verbleiben
und dort optimaler weise ebenfalls durch Wärmeeinfluss zersetzt werden.
[0024] Die erfindungsgemäß vorzusehende Durchströmbarkeit des in den Füllraum eingefüllten
Füllguts mit einem Gasstrom schafft dabei nicht nur die Möglichkeit, dass der aus
der Gießform ausdampfende Binder im Bereich des Füllguts selbst verbrennt und dadurch
das Füllgut weiter aufheizt, sondern erlaubt zusätzlich die Zufuhr von Sauerstoff,
der die Verbrennung des Binders unterstützt. Auf diese Weise wird das Füllgut durch
die über die Metallschmelze zugeführte und durch die Verbrennung des Binders freigesetzte
Prozesswärme auf eine Temperatur erhitzt, die so hoch ist, dass die mit dem Füllgut
in Kontakt kommende, aus der Gießform austretenden Binderanteile der Formteile und
-kerne verbrennen oder thermisch zumindest so zersetzt werden, dass sie keine die
Umwelt schädigende Wirkung mehr haben oder als Abgas aus der Einhausung abgezogen
und einer Abgasreinigung zugeführt werden können.
[0025] Das erfindungsgemäß vortemperierte Füllgut wird vorzugsweise in kurzem zeitlichem
Abstand vor dem Abguss der Metallschmelze in den Füllraum eingebracht, um Temperaturverluste
zu minimieren.
[0026] Nachdem im Füllraum eine ausreichende Konzentration an brennbaren Ausgasungen des
Formstoffs erreicht ist, setzt die Verbrennung durch den Kontakt mit dem aufgeheizten
Füllgut ein. Die Verbrennung des aus der Gießform austretenden Binders schreitet fort
und das Füllgut wird so lange weiter temperiert. Dieser Vorgang dauert an, bis nur
noch so geringe Bindermengen aus der Gießform austreten, dass sich keine brennfähige
Atmosphäre mehr in der Einhausung bildet. Das heiße Füllgut hält nun jedoch nach Art
eines Wärmespeichers eine Temperatur oberhalb der Grenztemperatur, bei der es zur
Verbrennung des Binders kommt. Die Gießform verweilt dementsprechend mindestens ebenfalls
bei dieser Temperatur, so dass in der Gießform verbliebene Binderreste thermisch zersetzt
werden.
[0027] Für das erfindungsgemäße Verfahren eignen sich insbesondere Gießformen, deren Formteile
und Kerne aus Formstoff bestehen, der durch einen organischen Binder gebunden ist.
Hierfür kommen beispielsweise handelsübliche lösemittelhaltige Binder oder solche
Binder in Frage, deren Wirkung durch eine chemische Reaktion ausgelöst wird. Entsprechende
Bindersysteme werden heute im so genannten "Cold-Box-Verfahren" eingesetzt.
[0028] Als Grenztemperatur eignet sich in der Praxis insbesondere bei der Verarbeitung von
Eisengussschmelze eine Temperatur von 700 °C. Bei oberhalb von 700 °C verbrennen insbesondere
organische Binder sicher. Gleichzeitig werden bei diesen Temperaturen andere Schadstoffe,
die aus der Gießform austreten, oxidiert oder in anderer Weise unschädlich gemacht.
Gleiches gilt für die sich in der Gießform in Folge des temperaturbedingten Zerfalls
des Binders einstellenden Crackprodukte, die sich ebenfalls bei derart hohen Temperaturen
sicher zersetzen.
[0029] Indem erfindungsgemäß das Füllgut auf eine bestimmte Temperatur vorgeheizt in den
Füllraum gefüllt wird, wird erreicht, dass sich das Füllgut in Folge der zugeführten
Prozesswärme auf eine über der Grenztemperatur liegende Temperatur aufheizt. Praktische
Versuche haben hier gezeigt, dass als Mindesttemperatur des Füllguts beim Einfüllen
in den Füllraum eine Temperatur von 500 °C ausreichend ist.
[0030] Einhergehend mit dem Austritt, der Verbrennung und der Zersetzung des Binders zerfallen
die aus Formstoff geformten Teile und Kerne der Gießform in lose Bruchstücke, die
entweder nach dem Entfernen der Einhausung entsorgt und einer Aufbereitung zugeführt
werden können oder, vorteilhafter Weise, bereits während der zwischen dem Abgießen
der Metallschmelze und dem Entfernen der Einhausung vergehenden Verweildauer aus der
Einhausung abgezogen werden können. Zu diesem Zweck kann die Gießform auf einen Siebboden
gestellt und die durch den Siebboden rieselnden Bruchstücke der Gießform aufgefangen
werden. Praktischer Weise werden die Öffnungen des Siebbodens dabei so ausgelegt,
dass die Bruchstücke der Gießform und das Füllgut gemeinsam durch den Siebboden rieseln,
aufgefangen, aufbereitet und nach der Aufbereitung voneinander separiert werden. Dies
hat den Vorteil, dass kein loses Füllgut mehr in der Einhausung vorhanden ist, wenn
die Einhausung abgenommen wird.
[0031] Die Einhausung der Gießform kann dementsprechend durch einen die Gießform mit einem
für die Ausbildung des Füllraums ausreichenden Abstand umgebenden, aus einem thermisch
isolierenden und ausreichend formsteifen Material bestehenden Mantel, einer als Siebplatte
wirkenden perforierten Trägerplatte, auf der die Gießform gestellt wird, und einem
ebenfalls thermisch isolierendem Deckel gebildet sein, der nach dem Befüllen der Gießform
aufgesetzt wird. Um ein kontrolliertes Abführen der sich im Füllraum bildenden Abgase
zu ermöglichen, kann dabei zusätzlich eine Abgasöffnung vorgesehen sein.
[0032] Auch beim erfindungsgemäßen Verfahren kann das in den Füllraum gefüllte Füllgut verdichtet
werden, um zwischen der Gießform und der Einhausung eine Vorspannung zu erzeugen,
durch die ein sicherer, positionsgenauer Zusammenhalt der Gießform auch dann gewährleistet
ist, wenn die Gießform als aus einer Vielzahl von Formteilen und Kernen zusammengesetztes
Kernpaket ausgebildet ist. Wie erwähnt, ist jedoch aufgrund der geringen Schüttdichte
auch bei einem derart kompaktierten Füllgut die Durchströmbarkeit mit einem Gasstrom
gesichert.
[0033] Die Effektivität der erfindungsgemäß erzielten Zerstörung der Formteile und Kerne
der Gießform kann noch dadurch gesteigert werden, dass nicht nur das Füllgut, sondern
auch die Gießform selbst gasdurchströmbar ausgelegt wird. Hierzu können gezielt Kanäle
in die Gießform eingebracht sein, durch die das sich im Füllraum bildende heiße Abgas
oder entsprechend vorgewärmte sauerstoffhaltige Gas strömt. Auf diese Weise setzt
auch innerhalb der Gießform ein schnelles Ausdampfen, Verbrennen und sonstiges thermisches
Zersetzen des Formstoff-Binders ein. Der Zerfall der Gießform wird so zusätzlich beschleunigt.
[0034] Gezielt in die Gießform eingebrachte Kanäle können zudem dazu genutzt werden, an
oder in dem Gussteil bestimmte Zonen beschleunigt abzukühlen oder eine solche beschleunigte
Abkühlung zu vermeiden, um in der jeweiligen Zone bestimmte Eigenschaften des Gussteils
zu erzielen.
[0035] Bei einem erfindungsgemäßen Füllgut wird nach dem Verdichten die Vorspannung durch
die einander berührenden Körner des Füllguts übertragen. Um dabei trotz der erfindungsgemäß
geforderten Gasdurchlässigkeit des Füllguts zu vermeiden, dass sich die Körner des
Füllguts unkontrolliert verschieben, kann die Einhausung an ihrer der Gießform zugeordneten
Innenfläche mit einer strukturierten Oberfläche ausgestattet sein, an der die gegen
diese Oberfläche stoßenden Körner zumindest stellenweise formschlüssig abgestützt
sind.
[0036] Das Füllgut sollte gleichzeitig eine geringe Eignung zur Speicherung von Wärme aufweisen,
damit sich das Füllgut schnell aufheizt und über möglichst lange Zeit bei einer über
der Grenztemperatur liegenden Temperatur gehalten werden kann.
[0037] Optimalerweise für die erfindungsgemäßen Zwecke geeignetes Füllgut kombiniert somit
eine geringe Schüttdichte mit einer geringen spezifischen Wärmekapazität das Materials,
aus dem die Einzelteile, die das Füllgut bilden, hergestellt sind. Praktische Untersuchungen
haben hier ergeben, dass Füllgut, bei dem das Produkt P aus Schüttdichte Sd und spezifischer
Wärmekapazität cp des Materials, aus dem das Füllgut hergestellt ist, höchstens 1
kJ/dm
3K beträgt (P = Sd x cp ≤ 1 kJ/dm
3K), wobei sich Füllgut, bei dem das Produkt P = Sd x cp höchstens 0,5 kJ/dm
3K beträgt, sich besonders gut eignet.
[0038] Unabhängig davon, ob eine Verdichtung vorgenommen wird, haben sich als Füllgut Granulate
oder sonstiges körniges Schüttgut bewährt. Dabei sind derartige Schüttgüter mit Schüttdichten
von max. 4 kg/dm
3, insbesondere weniger als 1 kg/dm
3 oder sogar weniger als 0,5 kg/dm
3, für die erfindungsgemäßen Zwecke besonders geeignet.
[0039] Wird ein körniges, schütt- und rieselfähiges Füllgut eingesetzt, so hat es sich in
praktischen Versuchen als günstig erwiesen, wenn der mittlere Durchmesser der Körner
1,5 - 100 mm beträgt, wobei optimalerweise Füllgut verwendet wird, dessen Korngrößen
im Bereich von 1,5 - 40 mm liegen.
[0040] Dabei zeigt Füllgut, das aus Materialien mit einer spezifischen Wärmekapazität von
max. 1 kJ/kgK, idealerweise kleiner als 0,5 kJ/kgK, besteht, ein für die Erfindung
optimales Aufheiz- und Wärmespeicherverhalten.
[0041] Als Füllgut sind grundsätzlich alle thermisch belastbaren Schüttgüter geeignet, die
die voranstehend angegebenen Bedingungen erfüllen und ausreichend temperaturbeständig
sind. Hierzu eignen sich insbesondere nichtmetallische Schüttgüter, wie Granulate
aus keramischen Materialien. Diese können unregelmäßig geformt, kugelförmig oder mit
Hohlräumen versehen sein, um eine gute Durchgasung des in den Füllraum gefüllten Füllguts
bei gleichzeitig geringer Wärmespeichereigenschaft zu erzielen. Auch kann das Füllgut
aus ringförmigen oder vieleckigen Elementen bestehen, die bei Kontakt miteinander
sich jeweils nur punktförmig berühren, so dass zwischen ihnen jeweils ausreichend
Raum verbleibt, um eine gute Durchströmung zu gewährleisten.
[0042] Um zu vermeiden, dass es durch den optional über einen Gaseinlass in die Einhausung
geleiteten sauerstoffhaltigen Gasstrom zu einer Abkühlung des Füllguts kommt, kann
der Gasstrom vor seinem Eintritt in den Füllraum auf eine oberhalb der Raumtemperatur
liegende Temperatur erwärmt werden. Optimaler weise liegt dabei die Temperatur des
Gasstroms mindestens auf dem Niveau der Mindesttemperatur des Füllguts. Für die Erwärmung
des Gasstroms kann beispielsweise das heiße Abgas genutzt werden, das aus der Einhausung
abgezogen wird. Dazu kann ein an sich bekannter Wärmetauscher eingesetzt werden. Sofern
ein Siebboden vorgesehen ist, über den die Bruchstücke der Gießform ggf. gemeinsam
mit dem Füllgut aus der Einhausung hinaus gelangen können, kann der sauerstoffhaltige
Gasstrom auch durch diesen Siebboden geführt werden. Das hat nicht nur den Vorteil
einer großflächigen Einleitung, sondern bewirkt auch, dass der zugeführte Gasstrom
durch den Kontakt mit den heißen, aus der Einhausung ausrieselnden Formstoff-Bruchstücken
sowie dem ebenso heißen Füllgut erwärmt wird.
[0043] Alternativ oder ergänzend ist es auch denkbar, einen Teilstrom des Abgasstroms mit
dem sauerstoffhaltigen Gasstrom zu vermischen und das so erhaltene heiße Gasgemisch
in den Füllraum zurückzuführen. Hierzu kann es sinnvoll sein, dass der in den Füllraum
geleitete sauerstoffhaltige Gasstrom zu 10 - 90 Vol.-% aus Abgas besteht.
[0044] Bei dem dem Füllraum zugeführten sauerstoffhaltigen Gasstrom kann es sich beispielsweise
um Umgebungsluft handeln.
[0045] Der dem Füllraum zugeführte sauerstoffhaltige Gasstrom kann in Folge der durch Wärmekonvektion
innerhalb des Füllraums ausgelösten Strömung über einen geeignet ausgebildeten Einlass
in den Füllraum eingesaugt werden. Alternativ ist es selbstverständlich ebenso denkbar,
den Gasstrom mittels eines Gebläses oder desgleichen mit einem gewissen Druck in den
Füllraum einzubringen.
[0046] Eine optionale Regelung des in den Füllraum eingeführten Gasstroms kann in Abhängigkeit
vom aus der Einhausung austretenden Abgasvolumenstrom erfolgen, um die Entstehung
von Überdruck in der im Füllraum herrschenden Atmosphäre zu vermeiden. Hierzu kann
der jeweilige Gaseinlass mit einem Mechanismus ausgerüstet sein, der die Zuluft in
Abhängigkeit der Strömungsgeschwindigkeit einregelt. Zu diesem Zweck geeignet ist
beispielsweise eine an sich bekannte Pendelklappe, die so aufgehängt und belastet
ist, dass der Strömungsdruck der sie passierenden Gasströmung in Abhängigkeit von
Gegengewichten die Strömungsgeschwindigkeit und somit die Verbrennungsluftzufuhr selbsttätig
einregelt.
[0047] Ebenso ist es denkbar, am Abgasauslass eine Abgasmessung vorzunehmen und den sauerstoffhaltigen
Gasstrom in Abhängigkeit vom Ergebnis dieser Messung zu regeln, um eine vollständige
Verbrennung des Binders und der sonstigen möglicherweise aus der Gießform austretenden
Gase im Füllraum zu gewährleisten.
[0048] Eine Minimierung des Schadstoffausstoßes kann beim erfindungsgemäßen Verfahren auch
dadurch erzielt werden, dass die Einhausung mit einer Katalysatoreinrichtung zur Zersetzung
von in den Verbrennungsprodukten des Binders enthaltenen Schadstoffen ausgestattet
ist.
[0049] Das nach dem erfindungsgemäßen Entformen freigelegte Gussteil kann nach dem Zerfall
der Gießform eine Wärmebehandlung durchlaufen, bei der es nach Maßgabe einer bestimmten
Abkühlkurve in an sich bekannter Weise kontrolliert abgekühlt wird, um einen bestimmten
Zustand des Gussteils herzustellen.
[0050] Selbstverständlich können bei erfindungsgemäßer Vorgehensweise gleichzeitig mehrere
Gießformen gemeinsam in einer Einhausung untergebracht sein und diese Gießformen parallel
oder in zeitlich eng aufeinander folgender Abfolge mit Metallschmelze befüllt werden.
[0051] Grundsätzlich eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren für jede Art von metallischen
Gusswerkstoffen, bei deren Verarbeitung eine ausreichend hohe Prozesswärme entsteht.
Besonders eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren zum Herstellen von Gussteilen
aus Eisenguss, weil aufgrund der hohen Temperatur der Eisengussschmelze die für die
Verbrennung des Binders erfindungsgemäß vorgesehenen Temperaturen besonders sicher
erreicht werden. Insbesondere lassen sich in erfindungsgemäßer Weise GJL-, GJS- und
GJV-Eisengusswerkstoffe sowie Stahlguss verarbeiten.
[0052] Wenn hier davon die Rede ist, dass die erfindungsgemäß genutzte Gießform aus Formteilen
oder -kernen besteht, die aus Formstoff geformt sind, so schließt dies selbstverständlich
die Möglichkeit ein, innerhalb einer solchen Gießform Einzelteile, wie Kühlkokillen,
Stützen und desgleichen, aus anderen Materialien herzustellen. Entscheidend ist lediglich,
dass die Gießform so viel Formstoffvolumen enthält, dass es im Zuge des Abgießens
der jeweiligen Metallschmelze zum Ausdampfen von Binder kommt, der dann im Füllraum
verbrennt und das Füllgut soweit aufheizt, dass es über eine für eine weitestgehend
vollständige Zersetzung des Binders des Formstoffs ausreichende Dauer eine über der
Grenztemperatur liegende Temperatur beibehält.
[0053] Die Reinigung des aus der erfindungsgemäß vorgesehenen Einhausung austretenden Abgasstroms
kann dadurch erfolgen, dass die im Abgas noch vorhandenen brennbaren Stoffe in einer
Abluftverbrennung nachverbrannt werden. Die dabei frei werdende Wärme kann wiederum
genutzt werden, um den in die Einhausung geleiteten sauerstoffhaltigen Gasstrom vorzuwärmen.
[0054] Sofern mit mehreren erfindungsgemäßen Gießformen parallel zueinander Gusstücke in
erfindungsgemäßer Weise erzeugt werden, so kann es zweckmäßig sein, wenn die Gießformen
mit den ihnen zugeordneten Einhausungen gemeinsam in einem Tunnel oder desgleichen
stehen und die sich bildenden Abgase über eine gemeinsame Abgasleitung abgeführt werden.
[0055] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur gießtechnischen Herstellung
von Zylinderkurbelgehäusen und Zylinderköpfen für Verbrennungsmotoren. Insbesondere
dann, wenn die betreffenden Bauteile für Nutzfahrzeuge bestimmt sind, weisen sie und
die für ihre Herstellung jeweils benötigte Gießform ein vergleichbar großes Volumen
auf, bei dem sich die Vorteile der erfindungsgemäßen Vorgehensweise besonders deutlich
auswirken.
[0056] Die erfindungsgemäß erhaltenen Kernsandbruchstücke sind, wenn sie aus der Einhausung
austreten, in der Regel noch so heiß, dass sie in einem konventionellen Mahlwerk ohne
zusätzliche Wärmezufuhr zerkleinert werden können. Liegen die Kernsandbruchstücke
als Mischung mit dem Füllgut vor, so erfolgt nach dem Mahlen die Separierung. Diese
ist dann sehr einfach, weil die Korngröße des nach dem Mahlen erhaltenen Kernsands
sehr viel kleiner ist als die Korngröße des Füllguts. Das Mahlwerk kann dabei so ausgelegt
sein, dass es eine mechanische Vorkonditionierung des Kernsands bewirkt. Eine solche
Vorkonditionierung kann beispielsweise darin bestehen, dass durch den Kontakt des
Kernsandes mit dem Füllgut-Granulat die Oberflächenrauhigkeit der Sandkörner vergrößert
und somit bei der nachfolgenden Verarbeitung zu einem Formteil oder Kern die Adhäsion
des Binders am Kernsand verbessert ist.
[0057] Der nach der Aufbereitung erhaltene Regenerat-Sand kann in an sich bekannter Weise
mit Neusand gemischt werden.
[0058] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert. Deren Figuren zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- ein Ablaufdiagramm, dass den erfindungsgemäßen Prozess darstellt;
- Fig. 2 - 8
- einen Thermoreaktor in verschiedenen Phasen der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens jeweils in einem Schnitt entlang seiner Längsachse;
- Fig. 9
- den zum Entnehmen des Gussteils geöffneten Thermoreaktor in einer den Figuren 2 -
8 entsprechenden Ansicht;
- Fig. 10
- eine Einrichtung zum Abkühlen eines Gussteils;
- Fig. 11
- das fertige Gussteil;
- Fig. 12
- einen Sammelbehälter des Thermoreaktors in einer den Figuren 2 - 8 entsprechenden
Ansicht;
- Fig. 13
- ein Mahlwerk zum Regenieren von Kernsand in einem Schnitt quer zu seiner Längsachse;
- Fig. 14
- eine Gießform zum Gießen eines Gussteils in einer den Figuren 2 - 8 entsprechenden
Ansicht;
- Fig. 15
- einen mit Füllgut gefüllten Vorratsbehälter in einer den Figuren 2 - 8 entsprechenden
Ansicht.
[0059] In Fig. 1 ist als Diagramm der Kreislauf dargestellt, der sich bei der Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt. Gestartet wird dabei mit Gießformteilen und
-kernen aus Formstoff, der aus neuem, bisher ungebrauchtem Kernsand, z. B. Quarzsand,
und einem konventionellen Binder, beispielsweise einem handelsüblichen Cold-Box-Binder,
gemischt ist. Genauso wird neues Füllmaterial, beispielsweise keramisches Granulat
mit einer mittleren Korngröße von 1,5 - 25 mm, eingesetzt, das für den ersten Einsatz
auf die geforderte Mindesttemperatur, z. B. 500 °C, erwärmt werden muss, bevor es
einsetzbar ist. Im weiteren können diese Ausgangsmaterialien im Kreislauf wiederverwendet
werden, wie nachfolgend erläutert.
[0060] Der in den Fig. 2 - 8 in verschiedenen Phasen des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellte
Thermoreaktor T weist eine Siebplatte 1 auf, auf der eine zum Abgießen einer Eisengussschmelze
vorbereitete Gießform 2 platziert ist. Die Gießform 2 ist für die gießtechnische Herstellung
eines Gussteils G bestimmt, bei dem es sich im vorliegenden Beispiel um ein Zylinderkurbelgehäuse
für einen Nutzfahrzeugverbrennungsmotor handelt.
[0061] Die Gießform 2 ist in konventioneller Weise als Kernpaket aus einer Vielzahl von
außen angeordneten äußeren Kernen oder Formteilen und innen liegend angeordneten Gießkernen
zusammengesetzt. Zusätzlich kann die Gießform 2 aus Stahl oder anderen unzerstörbaren
Materialien bestehende Bauteile umfassen. Dazu gehören beispielsweise Kühlkokillen
und desgleichen, die in der Gießform 2 angeordnet werden, um durch eine beschleunigte
Erstarrung der jeweils mit der Kühlkokille in Berührung kommenden Schmelze eine gerichtete
Erstarrung des Gussteils G zu erzielen.
[0062] Die Gießform 2 grenzt einen Formhohlraum 3 gegenüber der Umgebung U ab, in den die
Eisengussschmelze abgegossen wird, um das Gussteil G zu bilden. Die Eisenschmelze
strömt dabei über ein Anschnittsystem in den Formhohlraum 3, das hier der Übersichtlichkeit
halber nicht dargestellt ist.
[0063] Die Kerne und Formteile der Gießform 2 sind in konventioneller Weise im Cold-Box-Verfahren
aus einem konventionellen Formstoff hergestellt, bei dem es sich um eine Mischung
aus einem handelsüblichen Kernsand, einem ebenso handelsüblichen organischen Binder
und optional zugegebenen Zusatzstoffen handelt, die beispielsweise der besseren Benetzung
der Körner des Kernsands durch den Binder dienen. Aus dem Formstoff werden die Gießkerne
und Formteile der Gießform 2 geformt. Anschließend werden die erhaltenen Gießkerne
und Formteile mit einem Reaktionsgas begast, um den Binder durch eine chemische Reaktion
auszuhärten und dadurch den Kernen und Formteilen die notwendige Formsteifigkeit zu
verleihen.
[0064] Die Siebplatte 1 ist mit ihrem Rand auf einem umlaufenden Randabsatz 4 eines Sammelbehälters
5 abgestützt. In die umlaufende Aufstandfläche des Randabsatzes 4 ist ein Dichtelement
6 eingearbeitet.
[0065] Nachdem die Gießform 2 auf der Siebplatte 1 positioniert ist, wird eine ebenfalls
zu dem Thermoreaktor T gehörende Einhausung 7 auf den umlaufenden Randabsatz 4 des
Sammelbehälters 5 gesetzt. Die Einhausung 7 ist nach Art einer Haube ausgebildet und
ummantelt die Gießform 2 an ihren äußeren Umfangsflächen 8. Dabei weist der Umfang
des von der Einhausung 7 umgrenzten Raums ein Übermaß gegenüber dem Umfang der Gießform
2 auf, so dass nach dem Aufsetzen der Einhausung 7 auf den Siebboden 1 zwischen der
äußeren Umfangsfläche der Gießform 2 und der Innenfläche 9 der Einhausung 7 ein Füllraum
10 gebildet ist. Mit ihrem dem Sammelbehälter 5 zugeordneten Rand sitzt die Einhausung
auf dem Dichtelement 6, so dass hier ein dichter Abschluss des Füllraums 10 gegenüber
der Umgebung U gewährleistet ist. Die Einhausung besteht aus einem thermisch isolierenden
Material, das aus mehreren Schichten bestehen kann, von denen die eine Schicht die
notwendige Formstabilität der Einhausung 7 und eine andere Schicht die thermische
Isolierung gewährleistet. An ihrer Oberseite umgrenzt die Einhausung 7 eine große
Öffnung 11, über die die Gießform 2 mit Eisengussschmelze und der Füllraum 10 mit
Füllgut F gefüllt werden kann (Fig. 3).
[0066] Zum Befüllen des Füllraums 10 mit einem als körniges Granulat ausgebildeten und auf
eine Temperatur Tmin von mindestens 500 °C temperiertes Füllgut F wird ein Vorratsbehälter
V über der Öffnung 11 positioniert, aus dem man anschließend das heiße Füllgut F über
ein Verteilsystem 12 in den Füllraum 10 rieseln lässt (Fig. 4) .
[0067] Wenn der Füllvorgang abgeschlossen ist, kann die in den Füllraum 10 gefüllte Füllgut-Packung
erforderlichenfalls verdichtet werden. Anschließend wird ein Deckel 13 auf die Öffnung
11 gesetzt, der ebenfalls eine Öffnung 14 besitzt, über die die Eisengussschmelze
in die Gießform 2 gefüllt werden kann (Fig. 5).
[0068] Anschließend erfolgt der Abguss der Eisengussschmelze in die Gießform 2 (Fig. 6).
[0069] Über einen im unteren Randbereich der Einhausung 7 eingeformten Gaseinlass 15 kann
währenddessen sauerstoffhaltige Umgebungsluft in den Füllraum 10 eintreten. Ebenso
wird Umgebungsluft, die über einen Zugang 16 in den Sammelbehälter 5 gelangt, durch
den Siebboden 1 in den Füllraum 10 gesogen (Fig. 7).
[0070] Die mit dem Abguss der Eisengussschmelze einsetzende gewollte Zerstörung der Gießform
2 und die damit einhergehende Entformung des Gussteils G läuft in zwei Phasen ab.
[0071] In der ersten Phase verdampft im Binder enthaltenes Lösemittel. Das aus der Gießform
2 austretende dampfförmige Lösemittel erreicht im Füllraum 10 eine Konzentration,
bei der es selbsttätig zündet und abbrennt. Durch die dabei frei werdende Wärme wird
das körnige, auf eine Temperatur Tmin von ca. 500 °C gebrachte Füllgut F über die
Grenztemperatur TGrenz von 700 °C hinaus aufgeheizt, bis seine Temperatur die maximale
Temperatur Tmax von annähernd 900 °C erreicht.
[0072] Wenn die Konzentration der aus der Gießform 2 ausdampfenden Binderbestandteile für
eine eigenständige Verbrennung nicht mehr ausreicht, übernimmt das derart aufgeheizte
Füllgut die Funktion eines Wärmespeichers, durch den die Temperatur der Gießform 2
und im Füllraum 10 auf einem oberhalb einer Temperatur TGrenz von 700 °C liegenden
Niveau gehalten wird. Auf diese Weise hält die Verbrennung der aus der Gießform 2
austretenden Binderbestandteile und sonstigen potenziellen Schadstoffe an, bis kein
Binder mehr aus der Gießform 2 ausdampft. Die dann möglicherweise immer noch aus der
Gießform 2 austretenden dampfförmigen Stoffe werden durch die im Füllraum 10 herrschende
hohe Temperatur oxidiert oder in anderer Weise unschädlich gemacht.
[0073] Ebenso tragen zur Vollständigkeit der Verbrennung der aus der Gießform 2 tretenden
Gase die sauerstoffhaltigen, aus Umgebungsluft gebildeten Gasströme S1,S2 bei, die
über den Gaseinlass 15 und den Siebboden 1 in den Füllraum 10 der Einhausung 7 gelangen.
[0074] Da die Schüttdichte des Füllguts F so niedrig ist, dass auch nach einer Verdichtung
eine gute Gasdurchlässigkeit des im Füllraum 10 vorhandenen Füllgut-Pakets gewährleistet
ist, ist eine gute Durchmischung der aus der Gießform 2 austretenden Gase mit dem
Sauerstoff für seine Verbrennung bereitstellenden Gasströmen S1,S2 gewährleistet.
Gleichzeitig stützt die Füllgut-Packung im Füllraum 10 die Gießform 2 an ihren Umfangsflächen
und verhindert so ein Durchbrechen der Eisengussschmelze.
[0075] Das Durchströmen der aus der Gießform 2 austretenden Gase durch das Füllgut F bewirkt
eine gute Durchmischung mit der zugeführten Gasströmung S1,S2, eine längere Verweilzeit
und eine gute Reaktionsfähigkeit. Die Gießform 2 wird so sowohl durch die Verbrennung
des Bindersystems und die durch das in die Gießform 2 gegossene Metall eingetragene
Wärme, als auch durch das vorgeheizte Füllgut F aufgeheizt. In Folge dessen wird das
die Formteile und Kerne der Gießform 2 zusammenhaltende Bindersystem nahezu vollständig
zerstört. Die Formteile und Kerne zerfallen daraufhin in Bruchstücke B oder einzelne
Sandkörner.
[0076] Die Bruchstücke B und der lose Sand fällt durch den Siebboden 1 in den Sammelbehälter
5 und wird dort gesammelt. Abhängig vom Fortschritt der Zerstörung der Gießform 2
kann der Siebboden 1 dabei so geöffnet werden, dass auch Füllgut F in den Sammelbehälter
5 gelangt (Fig. 8).
[0077] Zur optimalen Verbrennung der aus der Gießform 2 ausgasenden Gase und für die Regenerierung
des Kernsandes bereits in der Einhausung liegen die Temperaturen von Füllgut F und
der im Füllraum 10 strömenden Gase optimalerweise jeweils deutlich über 700°C. Die
Bedingungen im Thermoreaktor T sind dazu so gestaltet, dass der Regenerierprozess
und die Abgasbehandlung unabhängig von Anlagenverfügbarkeiten eigenständig ablaufen.
Bestimmende und eingestellte Größen sind die Starttemperatur des Füllstoffs F, die
über den Gaseinlass 15 und den Zugang 16 zuströmenden sauerstoffhaltigen Gasströme
S1,S2 und die Gießform 2 selbst.
[0078] Der Fortschritt der Zerstörung der Gießform 2 und der Erstarrungsverlauf der in die
Gießform 2 gegossenen Eisengussschmelze sind so aneinander angepasst, dass das Gussteil
G ausreichend erstarrt ist, wenn der Zerfall der Gießform 2 einsetzt.
[0079] Nachdem die Gießform 2 im Wesentlichen vollständig zerfallen ist, wird der Sammelbehälter
5 mit dem in ihm enthaltenen Formstoff-Füllgut-Gemisch von dem Siebboden 1 getrennt
und die Einhausung 7 ebenfalls vom Siebboden 1 abgenommen. Das weitestgehend entsandete
Gussteil G ist nun frei zugänglich und kann in einem hierzu vorgesehenen tunnelartigen
Raum 17 kontrolliert abgekühlt werden (Fig. 10). Das Gussteil G hat aufgrund des Prozesses
eine hohe Temperatur beim Entnehmen, bei dem die Austenit-Umwandlung noch nicht abgeschlossen
ist und eine schnelle Abkühlung zu Eigenspannungen und damit zu Rissen führen würde.
Aus diesem Grund wird das Gussteil G in einem Abkühltunnel 17 langsam entsprechend
der Glühkurven beim Spannungsarmglühen abgekühlt. Die zugeführte Kühlluft wird so
bemessen, dass das Abkühlprofil produktspezifisch erreicht wird.
[0080] Das im Sammelbehälter 5 enthaltene, nach wie vor heiße Gemisch aus Füllgut F, Kernsand
und Bruchstücken B wird in einem Mahlwerk 18, bei dem es sich beispielsweise um ein
Drehrohr handeln kann, intensiv vermischt und mit ausreichender Oxidationsluft versetzt,
so dass möglicherweise noch vorhandene Binderreste nachverbrennen. In dieser Prozessstufe
kann auch das Füllgut F von Kernsand getrennt werden und beides einer separaten Kühlung
zugeführt werden. Eine solche Nachregenerierung gewährleistet die sichere Einhaltung
einer vollständigen Verbrennung des Bindersystems und bereitet zusätzlich durch mechanische
Reibung die Kernsandoberfläche für eine gute Adhäsion des Binders zur Wiederverwendung
als Kernsand vor.
[0081] Der erhaltene Kernsand wird nahezu auf Raumtemperatur herunter gekühlt und nach Fraktionstrennung
einer erneuten Verarbeitung zu Gießformteilen oder Gießkernen für eine neue Gießform
2 zugeführt.
[0082] Das Füllgut F wird dagegen auf die vorgesehene Starttemperatur Tmin gekühlt und im
Kreislauf zur erneuten Verfüllung des Füllraums 10 in den Vorratsbehälter V gefüllt.
[0083] Die Menge der in den Füllraum 10 als Gasströme S1,S2 geleiteten Verbrennungsluft
wird über mechanisch einstellbare Klappen oder Schieber geregelt, mit denen sich die
Öffnungsquerschnitte des Gaseintritts 15 und des Zugangs 16 verstellen lassen. Die
jeweilige Einstellung kann zunächst über die stöchiometrisch benötigte Luftmenge zur
Verbrennung des Bindersystems ermittelt und dann über Messungen von CO, NO x und O2
am hier durch die Öffnung 14 des Deckels 13 gebildeten Abgasauslass 19 feinjustiert
werden, der in den Deckel 13 eingeformt ist und über den die im Füllraum 10 entstehenden
Abgase aus der Einhausung 7 abgeführt werden.
[0084] Wie aus Fig. 16 hervorgeht, wird im Füllraum 10 unmittelbar nach dem Abguss durch
das Verdampfen des Lösemittels aus dem Bindersystem der Gießform 2 und der sonstigen
Ausdünstungen der Gießform 2 eine durch die Kurve KSchadstoff dargestellte hohe Schadstoffkonzentration
erreicht, die selbst bei Raumtemperaturen eigenständig brennen würde. Die Grenze KGrenz,
ab der bei Raumtemperatur eine Schadstoffkonzentration erreicht ist, die brennbar
ist, ist in Fig. 16 durch die strichpunktierte Linie angegeben. Wegen der hohen Mindesttemperatur
Tmin von 500 °C, die im Füllraum 10 durch das dort eingebrachte heiße Füllgut F herrscht,
setzt die Verbrennung der in den Füllraum 10 aus der Gießform 2 gelangenden Gase jedoch
schon bei einer deutlich niedrigeren Konzentration ein (s. Fig. 16).
[0085] Durch die Verbrennung innerhalb des Granulates in der Phase 1 heizt sich das Granulat
auf und seine Temperatur TFüllgut überschreitet nach kurzer Zeit die Grenztemperatur
TGrenz von 700 °C, bei der organische Stoffe bekanntermaßen bei ausreichend Sauerstoffgehalt
selbständig oxidieren und somit verbrennen. Der Verlauf der Temperatur TFüllgut ist
in Fig. 16 als gestrichelte Linie dargestellt.
[0086] Diese Phase ("Phase 1") intensiver Verbrennung des aus der Gießform 2 ausdampfenden
Binders hält an, bis die Konzentration KSchadstoff der in den Füllraum 10 aus der
Gießform 2 gelangenden, im Wesentlichen durch den verdampfenden Binder gebildeten
brennbaren Gase so stark abnimmt, dass bei Raumtemperatur keine Verbrennung mehr stattfinden
würde.
[0087] Durch die hohe Füllguttemperatur von mehr als 700 ° C wird, wie zuvor beschrieben,
diese Oxidation bzw. Verbrennung in der sich anschließenden Phase 2 dennoch fortgesetzt,
wobei die dabei frei werdende Wärme ausreicht, die Temperatur des Füllguts 10 weiter
zu steigern, bis die Maximaltemperatur Tmax erreicht ist. Bei dieser Temperatur verharrt
das Füllgut 10, bis der Zersetzungsprozess der Gießform 2 soweit fortgeschritten ist,
dass keine nennenswerten Ausgasungen mehr stattfinden, die Gießform 2 kleinteilig
zerfällt und die Formstoffreste in den Behälter 5 fallen. Solange jedoch im Füllraum
10 Verbrennungsprozesse stattfinden, entsteht dabei immer noch so viel Wärme, dass
das Füllgut F über eine ausreichend lange Zeitdauer in einem Bereich verbleibt, dessen
Obergrenze die Temperatur Tmax und dessen Untergrenze die Temperatur TGrenz ist.
[0088] Erfindungsgemäß wird somit durch die Wahl der Temperatur, mit der das Füllgut in
den Füllraum 10 gefüllt wird, der Zeitpunkt, an dem die Grenztemperatur TGrenz von
700 °C überschritten wird, so festgelegt, dass dieser erreicht ist, bevor durch niedrige
Schadstoffkonzentrationen KSchadstoff der Prozess der Verbrennung im Füllraum 10 nicht
mehr zuverlässig mit der notwendigen Intensität stattfindet. Anschließend stellt das
dann hoch erhitzte Füllgut F sicher, dass die Zersetzung und Restverbrennung der noch
aus der Gießform 2 ausdampfenden Gase stattfindet, auch wenn die dazu im Füllraum
vorhandene Konzentration an brennbaren Gasen für sich gesehen bei unterhalb der Temperatur
TGrenz liegenden Temperaturen zu gering wäre.
[0089] Es konnte nachgewiesen werden, dass mit den in der Gießform 2 enthaltenen ausdampfenden
und brennbaren Stoffen so viel chemische Energie für eine Verbrennung zur Verfügung
steht, dass Füllguttemperaturen von weit über 1.000 °C erreicht werden könnten. In
diesem Fall würde die Abkühlung des Abgusses aber weit hinausgezögert, so dass lange
Verweilzeiten notwendig würden. Auch dies kann durch die Starttemperatur bestimmt
werden, mit der das Füllgut F in den Füllraum 10 gefüllt wird. Ebenso kann ein zu
starker Temperaturanstieg durch eine Erhöhung der dann als Kühlluft wirkenden Gasströme
S1,S2 verhindert werden.
[0090] Bei der Wahl des Füllguts F, bei dem es sich beispielsweise um Keramikfüllkörper
handelt, wird darauf geachtet, dass die einzelnen Körner des Füllguts F eine hohe
Druckfestigkeit besitzen, um die Druckkräfte beim Gießen aufzunehmen und im Umlauf
den Abriebverlust so gering wie möglich zu halten. Ein weiteres Auswahlkriterium ist
eine geringe Wärmekapazität in Kombination mit der Schüttdichte des Füllguts F, um
aus Phase 1 so schnell wie möglich einen Temperaturanstieg über die 700 °C zu bekommen.
Durch die Oxidation im Schüttgut, unter angepasster Verbrennungsluftzufuhr und relativ
niedriger Temperatur, wird eine Stickoxidbildung weitgehend vermieden.
[0091] Da die ausscheidenden Abgase erfindungsgemäß im Wesentlichen selbst in der ersten
Phase die Füllgutschüttung aufheizen, ergibt sich ein Temperaturprofil innerhalb der
Schüttung, welches die saubere Verbrennung sicherstellt. Die Verbrennungsluft folgt
aufgrund der im Füllraum 10 entstehenden Wärmekonvektionsströmung einer vertikalen
Richtung nach oben und die Ausgasung der Schadstoffe aus der Gießform 2 aufgrund der
starken Dampfbildung in der ersten Phase einer horizontalen Richtung in das Füllgut-Paket
hinein. Durch die Kreuzung der Gasströme innerhalb des Füllguts F wird eine gute Durchmischung
gewährleistet.
[0092] Im Bereich oberhalb der Gießform 2 sind die Gasströme dann gleichgerichtet und können
im heißesten Bereich der Abgasführung im Verbrennungsraum zwischen Deckel 13 und Füllgut
F vor dem Austritt aus dem Abgasauslass 19 oberhalb des Gießtrichters ausreichend
nachverbrennen.
[0093] In einer Beispielrechnung sind auf Grundlage der in Tabelle 1 angegebenen Parameter
und Stoffwerte für einen erfindungsgemäßen Prozess die durch die Abkühlung der Schmelze
und die Verbrennung des Binders freigesetzte Wärmeenergie Qa sowie die für die Erwärmung
des Füllguts sowie die Erwärmung des Kernsands der Gießform benötigte Wärmenergie
Qb bestimmt worden.
[0094] Dabei ist davon ausgegangen worden, dass als Schmelze eine Graugussschmelze in eine
Gießform abgegossen wird, deren Formteile und -kerne im konventionellen Cold-Box-Verfahren
aus Formstoff hergestellt sind, der aus konventionellem Kernsand, d. h. aus Quarzsand,
und einem für diese Zwecke ebenso marktüblichen Binder besteht.
[0095] Vereinfachend ist zudem unterstellt worden, dass das Gussmetall nach dem Gießen seine
Wärme an die Gießform und das Füllgut abgibt und dass auch die dem verwendeten Binder
innenwohnende chemische Energie in Form von Verbrennungswärme vollständig zum Aufheizen
des Füllguts zur Verfügung steht.
[0096] Die zum Erstarren der Schmelze abzuführende Schmelzenwärme Hfus errechnet sich dann
gemäß der Formel

somit im vorliegenden Beispiel zu

[0098] In entsprechender Rechnung ergibt sich die durch die Verbrennung des im Formstoff
enthaltenen Binders freiwerdende Wärmenergie Qa2 nach der Formel

zu

[0099] Die Summe der freiwerdenden Wärmeenergie Qa = Qa1 + Qa2 beträgt dann -241MJ.
[0100] Die für die Erwärmung des Kernsands der Gießform von der Temperatur T1 auf die Temperatur
T2 benötigte Wärmeenergie Qb1 errechnet sich nach der Formel

zu

[0101] Genauso berechnet sich die für die Erwärmung des Kernsands der Gießform von der Temperatur
T1 auf die Temperatur T2 benötigte Wärmeenergie Qb2 nach der Formel

zu

[0102] Der zum Aufheizen des zu Anfang noch auf Raumtemperatur von 20 °C befindlichen Kernsands
der Gießform und des mit der Temperatur T1 von 500 °C eingefüllten Füllguts auf die
Endtemperatur T2 von 800 °C benötigte Wärmebedarf Qb = Qb1 + Qb2 beträgt dann insgesamt
Qb = 166MJ + 28MJ = 194MJ.
[0103] Bei den in Tabelle 1 angegebenen Parametern ergibt sich demnach in Folge des Wärmeeintrags
durch die Schmelze und die Verbrennung des aus der Gießform austretenden Binders ein
zum Aufheizen des Füllguts F und zur Kompensation von Toleranzen und Verlusten zur
Verfügung stehender Energieüberschuss von 47 MJ.
[0104] Die in Tabelle 1 wiedergegebene Bestimmung einer beim Vergießen einer Grauguss-Eisengussschmelze
erzielbare Energiebilanz zeigt, dass bei Verwendung von auf Basis eines konventionellen
Bindersystems und unter Verwendung von Quarzsand hergestellten, ebenso konventionellen
Formstoffen eine deutliche Überkapazität an Wärmeenergie vorhanden ist. Die zugeführten
sauerstoffhaltigen Gasströme S1,S2 werden in dieser Betrachtung vernachlässigt, da
ihr Einfluss energetisch sehr gering ist.
[0105] In Tabelle 2 sind für verschiedene Schüttgüter, die hinsichtlich ihrer Temperaturbeständigkeit
grundsätzlich für die Verwendung als Füllgut in Frage kämen, die Schüttdichten Sd,
die spezifischen Wärmekapazitäten cp und das Produkt P = Sd x cp angegeben. Es zeigt
sich, dass beispielsweise Stahlkies zwar eine deutlich geringere spezifische Wärmekapazität
cp besitzt als ein Keramikgranulat der hier genannten Art, jedoch eine deutlich zu
hohe Schüttdichte aufweist, um die erfindungsgemäß vorgeschriebene Gasdurchlässigkeit
der im Füllraum um die Gießform vorgesehenen Füllgutpackung zu gewährleisten.
BEZUGSZEICHEN
[0106]
- 1
- Siebplatte
- 2
- Gießform
- 3
- Formhohlraum
- 4
- umlaufender Randabsatz
- 5
- Sammelbehälter
- 6
- Dichtelement
- 7
- Einhausung (Gehäuse)
- 8
- Umfangsflächen der Gießform 2
- 9
- Innenfläche der Einhausung 7
- 10
- Füllraum
- 11
- Öffnung der Einhausung
- 12
- Verteilsystem
- 13
- Deckel
- 14
- Öffnung des Deckels 13
- 15
- Gaseinlass
- 16
- Zugang
- 17
- Abkühltunnel
- 18
- Mahlwerk
- 19
- Abgasauslass
- B
- Bruchstücke
- F
- Füllgut
- G
- Gussteils
- S1, S2
- sauerstoffhaltige Gasströme
- T
- Thermoreaktor
- U
- Umgebung
- V
- Vorratsbehälter
Tabelle 1
Stoffwert / Parameter |
Füllgut KeramikGranulat |
Kernsand Quarzsand |
Gussmetall Grauguss |
Binder Cold-Box-Binder |
Einheit |
Schmelzenthalpie |
hfus |
|
|
96 |
|
kJ/kg |
Wärmekapazität bei 800 °C |
cp |
754 |
835 |
950 |
|
J/kg/K |
Heizwert |
hi |
|
|
|
30 |
MJ/kg |
Masse |
m |
125 |
255 |
170 |
4 |
kg |
Eingangstemperatur |
T1 |
500 |
20 |
1500 |
|
°C |
Ausgangstemperatur |
T2 |
800 |
800 |
850 |
|
°C |
Tabelle 2
Füllgut |
Schüttdichte Sd [kg/dm3] |
Spezifische Wärmekapazität cp [J/kgK] |
P = Sd x cp |
Keramik |
0,61 |
754 |
460 |
Stahl kies |
4,20 |
470 |
1.974 |
Quarzsand |
1,40 |
835 |
1.169 |
1. Verfahren zum Gießen von Gussteilen (G), bei dem eine Metallschmelze in eine Gießform
abgegossen wird, die einen das zu erzeugende Gussteil abbildenden Hohlraum (3) umschließt,
wobei die Gießform (2) als verlorene Form aus einem oder mehreren Gießformteilen oder
-kernen besteht, die aus einem Formstoff geformt sind, der aus einem Kernsand, einem
Binder und optional einem oder mehreren Zusätzen zur Einstellung bestimmter Eigenschaften
des Formstoffs besteht, umfassend folgende Arbeitsschritte:
- Bereitstellen der Gießform (2);
- Einhausen der Gießform (2) in ein Gehäuse (7) unter Ausbildung eines Füllraums (10)
zwischen mindestens einem Innenflächenabschnitt (9) des Gehäuses (7) und einem zugeordneten
Außenflächenabschnitt (8) der Gießform (2);
- Befüllen des Füllraums (10) mit einem rieselfähigen Füllgut (F);
- Abgießen der Metallschmelze in die Gießform (2),
- wobei die Gießform (2) einhergehend mit dem Eingießen der Metallschmelze beginnt,
Wärme abzustrahlen, die Folge des durch die heiße Metallschmelze bewirkten Wärmeeintrags
ist, und
- wobei in Folge des durch die Metallschmelze bewirkten Wärmeeintrags der Binder des
Formstoffs zu verdampfen und zu verbrennen beginnt, so dass er seine Wirkung verliert
und die Gießform (2) in Bruchstücke (B) zerfällt,
dadurch gekennzeichnet, dass das in den Füllraum (10) gefüllte Füllgut (F) eine so geringe Schüttdichte besitzt,
dass die nach dem Befüllen des Füllraums (10) dort aus dem Füllgut (F) gebildete Füllgutpackung
von einer Gasströmung (S1,S2) durchströmbar ist, und
dass das Füllgut (F) beim Befüllen des Füllraums (10) eine Mindesttemperatur (Tmin) aufweist,
ausgehend von der die Temperatur des Füllguts (F) durch Prozesswärme, die durch die
von der Gießform (2) abgestrahlte Wärme und durch die bei der Verbrennung des Binders
freiwerdende Wärme gebildet wird, bis über eine Grenztemperatur (TGrenz) ansteigt,
bei der der aus der Gießform (2) ausdampfende, mit dem Füllgut (F) in Kontakt kommende
Binder zündet und seine Verbrennung einsetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Produkt P aus Schüttdichte Sd und spezifischer Wärmekapazität cp höchstens 1
kJ/dm3K beträgt.
3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schüttdichte Sd max. 4 kg/dm3 beträgt.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Füllgut (F) eine spezifische Wärmekapazität cp von max. 1 kJ/kgK besitzt.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Füllgut (F) aus Granulatkörnern mit einem mittleren Durchmesser von 1,5 - 100
mm gebildet ist.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur des Füllguts (F) beim Befüllen des Füllraums (10) mindestens 500 °C
beträgt.
7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Grenztemperatur (TGrenz) 700 °C beträgt.
8. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einhausung einen Gaseinlass (15) und einen Abgasauslass (19) hat und dass das in dem Füllraum (10) enthaltene Füllgut (F) zumindest zeitweise und abschnittsweise
von einem sauerstoffhaltigen Gasstrom (S1,S2) durchströmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasstrom (S1,S2) auf eine oberhalb der Raumtemperatur liegende Temperatur erwärmt
ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasstrom (S1,S2) in Abhängigkeit vom aus dem Abgasauslass (19) austretenden Abgasvolumenstrom
geregelt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass an dem Abgasauslass (19) eine Abgasmessung vorgenommen wird und dass der Gasstrom (S1,S2) in Abhängigkeit vom Ergebnis dieser Messung geregelt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teilstrom der aus dem Abgasauslass (19) austretenden Verbrennungsgase mit dem
sauerstoffhaltigen Gasstrom (S1,S2) vermischt und das erhaltene Gemisch in das Gehäuse
(7) geleitet wird.
13. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (7) mit einer Katalysatoreinrichtung zur Zersetzung von in den Verbrennungsprodukten
des Binders enthaltenen Schadstoffen ausgestattet ist.
14. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießform (2) auf einen Siebboden (1) gestellt wird, und dass die Bruchstücke (B) der Gießform (2) und das Füllgut (F) gemeinsam durch den Siebboden
(1) rieseln, aufgefangen, aufbereitet und nach der Aufbereitung voneinander separiert
werden.
15. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussteil (G) nach dem Zerfall der Gießform (2) eine Wärmebehandlung durchläuft,
bei der es nach Maßgabe einer bestimmten Abkühlkurve kontrolliert abgekühlt wird.