[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nullpunktschalten eines eine wechselstromgespeiste
Last schaltenden Relais. Ferner betrifft die Erfindung eine Relaisschaltung, insbesondere
zum Durchführen des vorgenannten Verfahrens, mit einem zum Schalten einer wechselspannungsgespeisten
Last vorgesehenen Relais und mit einer Steuerelektronik zum Ansteuern des Relais.
[0002] Relaisschaltungen und Verfahren zum Nullpunktschalten eines Relais sind vorbekannt.
Mit den vorbekannten Verfahren zum Nullpunktschalten eines eine wechselstromgespeiste
Last schaltenden Relais möchte man die Lebensdauer des Relais hinsichtlich der Anzahl
seiner Schaltspiele verlängern, indem die Relaiskontakte im oder im Bereich des Nulldurchganges
der Wechselspannung geschaltet werden. Hierdurch wird eine Entstehung von Schaltfunken
vermieden. Schaltfunken sind Lichtbögen, die sich zwischen den Schaltkontakten ausbilden,
wenn diese nicht geschlossen sind und solange deren Abstand noch nicht hinreichend
groß ist. Derartige Lichtbögen tragen Material von den Schaltkontakten ab. Je höher
die Spannung bzw. der Strom im Schaltzeitpunkt ist, je intensiver ist die Ausbildung
eines solchen Schaltlichtbogens. Aus diesem Grund sind Verfahren und Relaisschaltungen
entwickelt worden, mit denen ein solches Relais im Bereich des Nulldurchganges der
Wechselspannung geschaltet wird. Vorbekannt ist eine solche Relaisschaltung beispielsweise
aus
DE 297 01 352 U1. Diesen und anderen vorbekannten Verfahren ist gemein, dass in einem ersten Schritt
die Schaltträgheit beim Einschaltvorgang bestimmt wird. Die Schaltträgheit des Relais
ist die Zeitspanne, die von dem Relais benötigt wird, bis nach Empfang eines Einschaltansteuersignals
die Relaiskontakte tatsächlich geschlossen sind. Diese Schaltträgheit ist systembedingt
und liegt in dem notwendigen Aufbau des Magnetfeldes durch die Bestromung der Relaisspule
und den durch die beweglichen Schaltkontakte zurückzulegenden Weg begründet. Beim
Einschaltvorgang arbeiten die beweglichen Relaiskontakte gegen die Kraft einer Rückstellfeder,
durch die die gewünschte Bewegung der beweglichen Schaltkontakte gebremst und damit
verlangsamt wird. Die Schaltträgheit eines solchen Relais ist somit abhängig von seiner
Auslegung und kann beispielsweise zwischen 3 - 10 ms betragen.
[0003] Mit der ermittelten Schaltträgheit wird das Relais durch seine Steuerelektronik dann
so angesteuert, dass der Einschaltzeitpunkt zeitlich um die Zeitdauer der Schaltträgheit
vor dem nächsten erwarteten Nulldurchgang der Wechselspannung liegt. Bei diesem Wert
handelt es sich grundsätzlich um eine herstellerseitig vorgegebene Größe. Die Schaltträgheit
kann auch durch die Relaisschaltung selbsttätig ermittelt werden, ebenso wie eine
Änderung der Schaltträgheit in Folge beispielsweise einer Alterung des Relais. Vorgeschlagen
wird im Stand der Technik zu diesem Zweck, dass das Auftreten eines Schaltfunkens
optisch bestimmt wird und bei Detektion eines solchen Schaltfunkens das Relais in
seiner nächsten Ansteuerung mit einer um einen Bruchteil einer Periode verschobenen
Schaltträgheit angesteuert wird. Alternativ kann der Stromverlauf beobachtet werden.
[0004] Ein weiteres Verfahren zum Nullpunktschalten eines Relais sowie eine entsprechende
Relaisschaltung sind aus
EP 0 997 921 A1 bekannt. Auch bei diesem Verfahren und dieser Relaisschaltung wird der Stromfluss
über die Last für die Bestimmung der Schaltträgheit genutzt.
[0005] Auch wenn mit diesen vorbekannten Verfahren und Relaisschaltungen das Nullpunktschalten
eines Relais mit zufriedenstellenden Ergebnissen möglich ist, ist der schaltungstechnische
Aufwand für die Bestimmung bzw. Ermittlung der Schaltträgheit aufwendig. Zudem eignen
sich diese vorbekannten Verfahren nicht, wenn es sich bei der Last um eine kapazitive
oder induktive Last handelt, da sich beispielsweise im Falle einer induktiven Last
der Stromfluss erst aufbauen muss, bevor sich dieser im Stromfluss bemerkbar macht.
Infolgedessen ist die Bestimmung der Schaltträgheit durch den Aufbau der Induktivität
der Last überlagert. Zwar können zur Kompensation in die Relaisansteuerung entsprechende
Verzögerungsdaten eingespeist werden. Problematisch wird dieses jedoch dann, wenn
eine erste Last durch eine zweite Last mit einer anderen Induktivität ersetzt wird.
[0006] Ausgehend von diesem diskutierten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe
zu Grunde, ein eingangs genanntes Verfahren zum Nullpunktschalten eines eine wechselstromgespeiste
Last schaltenden Relais sowie eine Relaisschaltung vorzuschlagen, mit dem bzw. mit
der nicht nur die Schaltträgheit eines Relais unabhängig von der Art der von dieser
geschalteten Last möglich ist, sondern welche Relaisschaltung zudem einfach und damit
kostengünstig aufgebaut ist.
[0007] Gelöst wird der verfahrensbezogene Aspekt der vorstehend genannten Aufgabe erfindungsgemäß
durch ein Verfahren zum Nullpunktschalten eines eine wechselstromgespeiste Last schaltenden
Relais, wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:
- Bestimmen der Schaltträgheit des Relais beim Einschaltvorgang und/oder beim Ausschaltvorgang
durch Erfassen der Spannung über die Relaiskontakte zwischen dem Zeitpunkt seiner
Ein- bzw. Ausschaltansteuerung und dem Zeitpunkt der geschlossenen bzw. geöffneten
Relaiskontakte,
- Überwachen des Spannungsverlaufes der durch das Relais zu schaltenden Spannung zum
Ermitteln des Zeitpunktes des nächsten erwarteten Nulldurchganges und
- Ansteuern des Relais zum Schließen bzw. Öffnen der Relaiskontakte zu einem Zeitpunkt,
der dem Zeitpunkt des erwarteten Nulldurchganges abzüglich der Einschaltträgheit bzw.
der Ausschaltträgheit des Relais entspricht.
[0008] Der auf die Relaisschaltung bezogene Aufgabenaspekt wird durch eine eingangs genannte,
gattungsgemäße Relaisschaltung gelöst, bei der die Relaisschaltung eine Spannungsmesseinrichtung
zum Erfassen der Spannung über die Relaiskontakte aufweist.
[0009] Bei diesem Verfahren zum Nullpunktschalten eines Relais - gleiches gilt für die Relaisschaltung
- wird die Schaltträgheit des Relais über die über die Relaiskontakte erfassbare Spannung
ermittelt. Sind die Relaiskontakte geöffnet, ist zwischen diesen eine Spannung messbar.
Sind die Relaiskontakte geschlossen, ist keine Spannung erfassbar. Da bei geschlossenen
Relaiskontakten keine Spannung über die Relaiskontakte gemessen wird, kann dieses
Verfahren unabhängig von der Art der durch das Relais geschalteten Last zur effektiven
Bestimmung der Schaltträgheit des Relais genutzt werden. Überdies ist eine Spannungsmessung
mit sehr viel einfacheren Mitteln möglich als eine Strommessung. Während eine Spannungsmessung
quasi leistungslos ist, muss bei einer Strommessung, je größer der Strom ist, desto
mehr Leistung in der Messeinrichtung umgesetzt werden. Dadurch ist der Schaltungsaufbau
der Relaisschaltung, wenn zum Bestimmen der Schaltträgheit des Relais die Spannung
über die Schaltkontakte erfasst wird, weniger aufwendig als eine Schaltung, die für
eine Strommessung benötigt wird.
[0010] Gemäß einer Ausgestaltung wird der Zustand des Relaiskontaktes durch kontinuierliches
Differenzieren der Spannung über den Relaiskontakten, die nachfolgend auch als Kontaktspannung
angesprochen ist, ermittelt. Wird eine bestimmte Steigung erreicht, definiert diese
den Relaiskontakt-geschlossen-Zustand oder im Falle der Bestimmung der Schaltträgheit
beim Ausschaltvorgang den Relaiskontakt-offen-Zustand. Hierdurch lassen sich in besonders
einfacher Art und Weise Ungenauigkeiten bezüglich des Übergangskontaktes vor allem
bei dem Einschaltvorgang, etwa durch Prellen der Kontakte und dergleichen kompensieren.
Dieses verbessert die Genauigkeit der Zeitmessung zwischen dem Absetzen des Ansteuersignals
an das Relais und der Definition des Relaiskontakt-geschlossen-Zustandes.
[0011] In einer beispielhaften Ausgestaltung schaltet das Relais eine Wechselspannung. Wird
über diesen Spannungsverlauf differenziert, ergibt sich, dass die Schaltzustandsänderung
dann erfolgt, wenn die ermittelte Steigung null ist. Dies kann jedoch dem unteren
Extremum, dem oberen Extremum oder dem geschlossenen Schaltkontakt entsprechen. Um
diese Messpunkte voneinander zu unterscheiden, wird in dieser Ausgestaltung zusätzlich
ein absoluter Spannungsbereich definiert, in dem die Spannung liegen muss, damit eine
Zustandsänderung registriert wird. In diesem Bereich liegt dann der Zustand bei geschlossenem
Relaiskontakt, jedoch nicht das obere oder untere Extremum. So wird vermieden, dass
als Messzeitpunkt ein Zeitpunkt angenommen wird, bei dem tatsächlich nur ein Extremum
der Wechselspannung vorliegt.
[0012] Bei dem Verfahren wird der Spannungsverlauf der am Relais anliegenden Spannung überwacht,
und zwar zum Ermitteln des Zeitpunktes des nächsten erwarteten Nulldurchganges der
anliegenden Wechselspannung. Die die Schaltträgheit definierende gemessene Zeitspanne
zwischen dem Zeitpunkt der Ansteuerung des Relais und dem Zeitpunkt der geschlossenen
bzw. geöffneten Relaiskontakte wird bei dem Ansteuerungszeitpunkt zum Ansteuern des
Relais von dem erwarteten Nulldurchgangszeitpunkt abgezogen. Mithin wird das Relais
nicht erst im Zeitpunkt eines Nulldurchganges der Wechselspannung angesteuert, sondern
zu einem früheren Zeitpunkt, der dem Zeitpunkt des erwarteten Nulldurchganges abzüglich
der Schaltträgheit des Relais entspricht. Auf diese Weise schaltet das Relais in einem
sehr engen Bereich um den Nulldurchgang und somit zu einem Zeitpunkt im Wechselspannungsverlauf,
in dem keine oder nur eine sehr geringe Spannung anliegt und somit die Gefahr einer
Entstehung von Schaltfunken bzw. Schaltlichtbögen wirksam verhindert ist.
[0013] Die Schaltträgheit beim Ausschaltvorgang ist regelmäßig geringer als diejenige beim
Einschaltvorgang, was darin begründet liegt, dass das Ausschalten über die Rückstellkraft
eines oder mehrerer Federelemente bewirkt wird und im Unterschied zum Einschaltvorgang
nicht erst ein magnetisches Feld aufgebaut werden muss.
[0014] Die Überwachung des Spannungsverlaufes der am Relais anliegenden Spannung kann, wie
dieses bei einem Ausführungsbeispiel vorgesehen ist, durch einen die Phase mit dem
Nullleiter verbindenden Spannungsteiler vorgenommen werden. Der hierfür benötigte
Hardwareaufwand ist gering. Durchaus möglich ist auch eine Ausgestaltung, bei der
die Steuerelektronik selbst über eine Nulldurchgangserkennung verfügt. Diese kann
für die Überwachung des Spannungsverlaufes der am Relais anliegenden Spannung selbstverständlich
auch genutzt werden.
[0015] Zur Minimierung von Messungenauigkeiten bei der Bestimmung der Schaltträgheit kann
diese aus einer Anzahl von Einzelmessungen gemittelt werden. Der gemittelte Wert stellt
dann die zu berücksichtigende Schaltträgheit bei der Ansteuerung des Relais dar. Diese
Messungen können bei mehreren aufeinanderfolgenden Schaltvorgängen durchgeführt werden.
Durchaus möglich ist es auch, dass die Messungen nicht durch mehrere unmittelbar aufeinanderfolgende
Schaltvorgänge, sondern hierfür jeder x-te Schaltvorgang genutzt wird.
[0016] Um Messungenauigkeiten und mögliche Ausreißer von Einzelmessungen bezüglich der Schaltträgheit
zu unterdrücken, kann die ermittelte Schaltträgheit tiefpassgefiltert werden.
[0017] Ohne Weiteres kann die Bestimmung der Schaltträgheit beim Einschaltvorgang oder auch
beim Ausschaltvorgang bei jedem Schaltvorgang vorgenommen werden. Es versteht sich,
dass man zu entsprechenden Ergebnissen ebenfalls gelangt, wenn die Schaltträgheitsbestimmungen
nicht bei jedem Schaltvorgang, sondern bei jedem x-ten Schaltvorgang vorgenommen werden.
Durch diese Maßnahme erfolgt eine automatische Adaption einer sich beispielsweise
alterungsbedingt verändernden Schaltträgheit des Relais. Herstellerseitig braucht
keine Schaltträgheit vorgegeben zu werden, wenn zumindest in einer ersten Betriebsphase
des Relais das beschriebene Verfahren durchgeführt wird. Durch das Verfahren und die
damit bewirkte Selbsteinstellung, dass der tatsächliche Relaiskontaktschaltpunkt immer
näher an den Nulldurchgang der Wechselspannung angenähert wird, ist bereits nach wenigen
Schaltvorgängen die Schaltträgheit hinreichend genau erfasst, um das gewünschte Nullpunktschalten
in einem engen Bereich um den Nulldurchgang gewährleisten zu können.
[0018] Die Erfindung ist nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die beiliegenden Figuren beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1: ein schematisiertes Schaltbild einer Relaisschaltung gemäß der Erfindung und
Fig. 2: ein Diagramm darstellend eine Wechselspannungshalbwelle zum Erläutern der Bestimmung
der Schaltträgheit.
[0019] Eine Relaisschaltung 1 umfasst ein Relais 2, das von einer bei dem dargestellten
Ausführungsbeispiel als Mikrocontroller ausgeführten Steuerelektronik 3 angesteuert
ist. Die Steuerelektronik 3 verfügt über einen Ansteuereingang 4, an dem ein Ansteuersignal
anliegt, wenn das Relais 2 geschaltet werden soll. Das Relais 2 ist zum Schalten der
Phase 5 eines Wechselstromkreises in den Schaltkreis eingeschaltet. Das Relais 2 schaltet
eine wechselstromgespeiste Last, die bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel eine
LED-Leuchte 6 ist. Der Nullleiter ist in Figur 1 mit dem Bezugszeichen 7 kenntlich
gemacht. Die Phase 5 und der Nullleiter 7 sind an eine Wechselstromspannungsquelle
8 angeschlossen, bei der es sich in dem dargestellten Ausführungsbeispiel um die Netzspannung
handelt. Das Relais 2 verfügt über einen ortsfesten Relaiskontakt 9 und über einen
beweglichen Relaiskontakt 10. In der Figur 1 ist das Relais 2 in seiner Offen-Stellung
gezeigt, bei der die beiden Relaiskontakte 9, 10 voneinander beabstandet sind und
die LED-Leuchte 6 nicht bestromt ist. Angeschlossen an die Relaiskontakte 9, 10 ist
eine Spannungsmesseinrichtung 11, deren Signalleitung 12 an einen ersten Signaleingang
der Steuerelektronik 3 angeschlossen ist. Mit der Spannungsmesseinrichtung 11 wird
über die Relaiskontakte 9, 10 die Spannung gemessen, um über die sich ändernde Spannung
bei dem Einschaltvorgang des Relais 2 sowie auch bei dem Ausschaltvorgang die jeweilige
Schaltträgheit, das heißt: die Zeit zwischen dem Empfang eines Einschaltansteuersignals
am Ansteuereingang 4 und dem Zustand, dass die Relaiskontakte 9, 10 geschlossen sind,
ermittelt wird. Die Schaltträgheit des Relais 2 beim Ausschalten wird ausgehend von
den geschlossenen Relaiskontakten 9, 10 ermittelt. Bei geöffneten Relaiskontakten
9, 10 wird über die Spannungsmesseinrichtung 11 die Wechselspannung gemessen, im vorliegenden
Fall Netzspannung. Sind die Relaiskontakte 9, 10 hingegen geschlossen, ist die LED-Leuchte
6 bestromt und an der Spannungsmesseinrichtung 11 kann keine Spannung erfasst werden.
Aufgrund dieses Messprinzips kann mit der Relaisschaltung 1 die Schaltträgheit des
Relais 2 bei jeder Last ermittelt werden und insbesondere auch bei induktiven Lasten.
[0020] An die Steuerelektronik 3 ist ein elektronischer Speicher 13 angeschlossen, in dem
die Ergebnisse der Schaltträgheitsmessungen gespeichert werden. Der Speicher 13 ist
nach Art eines Ring- bzw. Registerspeichers organisiert, sodass eine bestimmte Anzahl
an Schaltträgheitsmessungen darin gespeichert werden können.
[0021] Für die Durchführung des Verfahrens zum Nullpunktschalten des Relais 2 verfügt die
Relaisschaltung 1 des Weiteren über eine Spannungsüberwachungseinrichtung 14, die
bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel als Spannungsteiler ausgeführt ist. Die
Spannungsüberwachungseinrichtung 14 ist zwischen die Phase 5 und den Nullleiter 7
geschaltet bzw. verbindet die Phase 5 mit der Nullleiter 7. Über die Spannungsüberwachungseinrichtung
14 wird die anliegende Netzspannung hinsichtlich ihres Verlaufes in Bezug auf die
Nulldurchgänge der Wechselspannung überwacht. Die Signalleitung 15 der Spannungsüberwachungseinrichtung
14 ist an einen zweiten Signaleingang der Steuerelektronik 3 angeschlossen.
[0022] Mit der Relaisschaltung 1 kann das Relais 2 nullpunktgeschaltet werden. Dieses heißt,
dass die Relaiskontakte 9, 10 bei einem Einschaltvorgang im Bereich des Nulldurchganges
einer Wechselspannungshalbwelle ihren Geschlossen-Zustand bzw. eine diesen Zustand
widerspiegelnden Zustand erreicht haben. Beim Ausschalten werden die Relaiskontakte
9, 10 im Bereich des Nulldurchganges geöffnet.
[0023] Um das Relais 2 zum Nullpunktschalten anzusteuern, wird in einem ersten Schritt die
Schaltträgheit des Relais 2 beim Einschaltvorgang bestimmt. Bei dem dargestellten
Ausführungsbeispiel wird hierzu diejenige Zeit über die Steuereinrichtung 3 erfasst,
die benötigt wird, damit nach Beaufschlagen des Ansteuereinganges 4 mit einem entsprechenden
Ansteuersignal die Relaiskontakte 9, 10 geschlossen sind. Liegt am Ansteuereingang
4 ein Einschaltansteuersignal an, beginnt die Zeitmessung. Zugleich wird über die
Spannungsmesseinrichtung 11 die Spannung über die Relaiskontakte 9, 10 gemessen. Bei
dem dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Spannung kontinuierlich differenziert,
und zwar bis diese eine vordefinierte Steigung erreicht hat. Hat die Differenzierung
eine bestimmte Steigung erreicht, hat die Spannung einen erwarteten bzw. vordefinierten,
den Geschlossen-Zustand widerspiegelnden Zustand erreicht. Der erwartete Spannungszustand
ist so gewählt, dass dann die Relaiskontakte 9, 10 geschlossen sind. Der erwartete
Spannungszustand wird bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel mit 0V angesetzt.
Die Zeitmessung wird beendet, wenn durch das Differenzieren der Kontaktspannung (Spannung
über die Relaiskontakte 9, 10) die vorgegebene Steigung erreicht ist. Diese ermittelte
Zeitspanne entspricht der Schaltträgheit des Relais 2.
[0024] In Figur 2 ist dieses die Zeitspanne zwischen t
ein1 und dem Zeitpunkt t
schalt1. Das erste Einschalten des Relais 2 erfolgt in Bezug auf die Position des Einschaltvorganges
auf einer Wechselspannungshalbwelle an einer zufälligen Stelle, die bei dem dargestellten
Ausführungsbeispiel mit t
ein1 angenommen ist.
[0025] Über die Spannungsüberwachungseinrichtung 14 wird die Wechselspannung überwacht,
und zwar im Hinblick auf den Zeitpunkt der erwarteten Nulldurchgänge.
[0026] Beim nächsten Einschaltvorgang wird das Relais 2 von der Steuerelektronik 3 zu einem
Zeitpunkt zum Einschalten angesteuert, der dem Zeitpunkt des nächsten erwarteten Nulldurchganges
der Wechselspannung abzüglich der zuvor ermittelten Schaltträgheit des Relais 2 entspricht.
Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist dieser Ansteuereinschaltvorgang in Figur
2 mit t
ein2 und der Geschlossen-Zustand des Relais 2 mit t
schalt2 kenntlich gemacht. Der Zeitpunkt t
schalt2 liegt unmittelbar benachbart zu dem tatsächlichen Nulldurchgang der gezeigten Wechselspannungshalbwelle.
[0027] Die Schaltträgheit des Relais 2 ist in gewissen Grenzen nicht konstant, auch aufgrund
sich ändernder Umgebungszustände, wie Temperatur oder dergleichen. Aus diesem Grund
werden für die Bestimmung der Schaltträgheit beim Einschaltvorgang mehrere Schaltträgheitsmessungen
durchgeführt und in dem Speicher 13 abgelegt. Aus jeweils derselben Anzahl zurückliegender
Schaltträgheitsmessungen wird der aktuelle Mittelwert gebildet, der sodann für den
nächsten Einschaltvorgang zum Bestimmen des Einschaltzeitpunktes verwendet wird.
[0028] Typischerweise wird man bei jeder Einschaltansteuerung eine Schaltträgheitsbestimmung
durchführen. Auf diese Weise arbeitet die Relaisschaltung 1 adaptiv in Bezug auf ein
sich änderndes Schaltverhalten, sei es durch sich ändernde Umgebungsbedingungen, alterungsbedingt
oder anderweitig begründet.
[0029] Eine Bestimmung der Schaltträgheit bei einem Ausschaltvorgang wird in analoger Weise
durchgeführt. Die vorstehend beschriebene Verbesserung beim Einschaltvorgang führt
bereits zu einer signifikanten Verlängerung der Lebensdauer des Relais 2 bzw. seiner
Relaiskontakte 9, 10. Die Toleranzen in der Schaltträgheit beim Ausschaltvorgang sind
geringer, was auch daran liegt, dass beim Ausschalten kein Magnetfeld aufgebaut werden
muss. Folglich ist auch die Varianz der Schaltträgheit beim Ausschalten typischerweise
deutlich geringer als beim Einschaltvorgang. Es ist daher nicht unbedingt erforderlich,
die Schaltträgheit beim Ausschaltvorgang in der beschriebenen Art und Weise zu bestimmen.
Beim Ausschaltvorgang kann man daher auf eine Schaltträgheit zurückgreifen, die als
konstante Größe bei dem Verfahren verwendet wird. Alterungsbedingte Änderungen können
durch eine Änderung dieser konstanten Größe reflektiert werden.
[0030] In einer Weiterbildung kann vorgesehen sein, den Zeitpunkt der Relaiskontakt-geschlossen-Stellung
t
schalt2 mit dem Zeitpunkt des tatsächlichen Nulldurchganges zu vergleichen. Überschreitet
die erfasste Zeitdifferenz eine gewisse Toleranzzeit, kann diese ermittelte Zeitdifferenz
zwischen dem Kontakt-geschlossen-Zustand t
schalt2 und dem tatsächlichen Nullpunkt in die Bestimmung der Schaltträgheit einfließen.
Auf diese Weise ist es möglich, den Relaiskontakt-geschlossen-Zustand so nah wie möglich
an den tatsächlichen Nulldurchgang zu legen.
[0031] Durch Alterung und Umwelteinflüsse kann es zu Oxidation an den Relaiskontakten 9,
10 kommen. Dabei entsteht eine hochohmige Oxidschicht. Wenn eine solche Oxidschicht
hinreichend hochohmig ist, wird die Spannung über dem Relaiskontakt nicht klein; ein
Schaltpunkt des Relais kann von der Steuerelektronik daher nicht oder nicht hinreichend
präzise erkannt werden. Das beschriebene Verfahren kann allerdings auch genutzt werden,
um gezielt einer Oxidierung der Relaiskontakte 9, 10 vorzubeugen bzw. diese, wenn
vorhanden, zu beseitigen. Dieses ist möglich, indem jeder x-te Schaltvorgang, etwa
jeder 50te Schaltvorgang auf einen Zeitpunkt gelegt wird, in dem das Relais nicht
im Nullpunkt, sondern zu einem Zeitpunkt zum Schließen bzw. Öffnen der Relaiskontakte
9, 10 angesteuert wird, damit ein Schaltfunke entsteht. Durch diesen werden die Relaiskontakte
9, 10 freigebrannt, mithin von der Oxidschicht befreit. Über die Spannungsverlaufsüberwachung
zum Bestimmen des nächsten erwarteten Nulldurchgangs ist die Bestimmung eines solchen
Schaltzeitpunkts zum Nicht-Nullpunktschalten ohne weiteres möglich.
[0032] Die Erfindung ist unter Bezugnahme auf die Figuren anhand eines Ausführungsbeispiels
beschrieben worden. Ohne den Umfang der geltenden Ansprüche zu verlassen, ergeben
sich für einen Fachmann zahlreiche weitere Möglichkeiten, das beanspruchte Verfahren
sowie die beanspruchte Relaisschaltung zu realisieren, ohne dass diese im Rahmen dieser
Ausführungen im Einzelnen erläutert werden müsste.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Relaisschaltung
- 2
- Relais
- 3
- Steuerelektronik
- 4
- Ansteuereingang
- 5
- Phase
- 6
- LED-Leuchte
- 7
- Nullleiter
- 8
- Spannungsquelle
- 9
- ortsfester Relaiskontakt
- 10
- beweglicher Relaiskontakt
- 11
- Spannungsmesseinrichtung
- 12
- Signalleitung
- 13
- Speicher
- 14
- Spannungsüberwachungseinrichtung
- 15
- Signalleitung
1. Verfahren zum Nullpunktschalten eines eine wechselstromgespeiste Last schaltenden
Relais (2), wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:
- Bestimmen der Schaltträgheit des Relais (2) beim Einschaltvorgang und/oder beim
Ausschaltvorgang durch Erfassen der Spannung über die Relaiskontakte (9, 10) zwischen
dem Zeitpunkt (tein1) seiner Ein- bzw. Ausschaltansteuerung und dem Zeitpunkt (tschalt1) der geschlossenen bzw. geöffneten Relaiskontakte (9, 10),
- Überwachen des Spannungsverlaufes der durch das Relais (2) zu schaltenden Spannung
zum Ermitteln des Zeitpunktes des nächsten erwarteten Nulldurchganges und
- Ansteuern des Relais (2) zum Schließen bzw. Öffnen der Relaiskontakte (9, 10) zu
einem Zeitpunkt (tein2), der dem Zeitpunkt des erwarteten Nulldurchganges abzüglich der Einschaltträgheit
bzw. der Ausschaltträgheit des Relais (2) entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zum Bestimmen der Schaltträgheit des Relais (2) die Spannung über die Relaiskontakte
(9, 10) kontinuierlich differenziert wird und das Erreichen einer vordefinierten Steigung
der Spannung den Relaiskontakt-geschlossen-Zustand bzw. den Relaiskontakt-offen-Zustand
definiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorgang des Bestimmens der Einschaltträgheit und/oder der Ausschaltträgheit bei
jedem Einschaltvorgang bzw. jedem Ausschaltvorgang durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Schaltträgheit mehrfach ermittelt wird und aus einer vordefinierten Anzahl an
Schaltträgheitsmessungen ein Mittelwert gebildet wird, der die zu berücksichtigende
Schaltträgheit bei der Bestimmung des Zeitpunktes der Ansteuerung des Relais darstellt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Ergebnisse der Schaltträgheitsmittelwertermittlung tiefpassgefiltert werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Zeitpunkt der geschlossenen bzw. geöffneten Relaiskontakte (9, 10) mit dem aktuellen
Verlauf der Wechselspannungshalbwelle bezüglich seines zeitlichen Abstandes von dem
auf das Schalten des Relaiskontaktes (9, 10) folgenden Nulldurchgang bestimmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei Überschreiten einer vorgegebenen Differenzzeit dieses bei der nächsten Ansteuerung
des Relais (2) für denselben Schaltvorgang - Öffnen oder Schließen - bezüglich des
Ansteuerzeitpunktes berücksichtigt wird, um den tatsächlichen Relaiskontaktschaltvorgang
näher an den Nulldurchgang zu bringen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachung des Spannungsverlaufes mittels einer die Phase (5) mit dem Nullleiter
(7) verbindenden Spannungsüberwachungseinrichtung (14) vorgenommen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachung des Spannungsverlaufes in der Spannungsüberwachungseinrichtung (14)
mittels eines Spannungsteilers vorgenommen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass nur die Schaltträgheit des Relais (2) beim Einschaltvorgang bestimmt wird und die
Schaltträgheit beim Ausschaltvorgang als konstante Größe vorgegeben ist.
11. Relaisschaltung, insbesondere zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 10, mit einem zum Schalten einer wechselspannungsgespeisten Last vorgesehenen
Relais (2) und mit einer Steuerelektronik (3) zum Ansteuern des Relais (2), dadurch gekennzeichnet, dass die Relaisschaltung (1) eine Spannungsmesseinrichtung (11) zum Erfassen der Spannung
über die Relaiskontakte (9, 10) aufweist.
12. Relaisschaltung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Relaisschaltung (1) eine die Phase (5) mit dem Nullleiter (7) verbindenden Spannungsüberwachungseinrichtung
(14) zur Überwachung des Spannungsverlaufes umfasst.
13. Relaisschaltung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannungsüberwachungseinrichtung (14) einen Spannungsteiler umfasst, über den
der Spannungsverlauf überwacht wird.
14. Relaisschaltung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerelektronik (3) eine Nulldurchgangserkennung zum Erkennen des Nulldurchganges
der Wechselspannung umfasst.
15. Relaisschaltung nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannungsmesseinrichtung (11) über eine Spannungsteilerschaltung oder eine Komparatorschaltung
realisiert ist.