[0001] Die Erfindung betrifft einen Kolben für eine Kolbenmaschine, insbesondere einen Hubkolbenmotor,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Als Kolben bezeichnet man im Maschinenbau ein bewegliches Bauteil, das zusammen mit
einem feststehenden Bauteil, dem Zylinder, einen abgeschlossenen Brennraum bildet,
dessen Volumen durch Bewegung des Kolbens verändert werden kann. Eine einfache Ausführung
dieser Anordnung ist ein Kolben, der in ein entsprechend geformtes Gehäuse eintaucht.
Die jeweilige Stellung des Kolbens im Gehäuse bestimmt so die Größe des Brennraumes.
[0003] Maschinen, in denen Kolben zum Einsatz gelangen, nennt man Kolbenmaschinen. Die heute
am weitesten verbreiteten Kolbenmaschinen stellen Kraftfahrzeugmotoren, insbesondere
Ottound Dieselmotoren, dar.
[0004] Die am häufigsten angewandten Werkstoffe für derartige Kolben sind Aluminium und
Stahl. Der Kolben muss bei Kraftfahrzeugmotoren unter anderem die Gaskräfte des Brenngases
auf die Pleuelstange übertragen. Darüber hinaus hat er die Aufgabe den Verbrennungsraum
durch Dichtelemente gegen das Kurbelgehäuse abzudichten und die auf ihn übertragene
Wärme an das Kühlmittel weiterzuleiten.
[0005] Zur Verbesserung der Leistung und des Wirkungsgrads führt eine Optimierung von Motoren
häufig zu erhöhten Temperaturen und Drücken im Verbrennungsraum und insbesondere am
Kolben eines Verbrennungsmotors. Beispielsweise arbeiten Dieselmotoren bereits bei
Zylindertemperaturen von 650 °C bis etwa 1100 °C und effektiven Mitteldrücken bis
zu etwa 2000 kPa. Derartige Bedingungen in Verbindung mit schneller thermischer Wechselbeanspruchung,
die durch den Verbrennungsprozess im Zylinder herbeigeführt werden, erzeugen für Motorenteile
innerhalb des Zylinders eine anspruchsvolle Umgebung.
[0006] Um zum einen einer Korrosion am Kolbenboden und zum anderen einem Wärmeabtransport
aus dem Verbrennungsraum entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, Teile des Kolbens mit
isolierenden Materialien zu beschichten.
[0007] Ein Ansatz, um die Korrosionsbeständigkeit zu verbessern, findet sich bei der in
DE 196 03 515 C1 beschriebenen Beschichtung auf der Basis von Aluminium und Eisen. Daneben beinhaltet
die Beschichtung weitere Legierungselemente und Verunreinigungen, insbesondere Chrom,
Silizium und Kohlenstoff.
[0008] In
DE 10 2006 007 148 A1 ist ein Kolben offenbart, welcher eine Eisen-Aluminium-Chrom-Legierung aufweist,
um die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des Kolbens, insbesondere in
Hinblick auf die Festigkeit bei höheren Temperaturen, zu verbessern.
[0009] EP 0 663 020 B1 sieht das Auftragen einer Wärmesperre-Beschichtung aus einer Metall-Bindungsbeschichtung,
einer darauf aufgetragenen Metall-/Keramik-Schicht sowie einer darauf aufgetragenen
Keramikverbundwerkstoff-Deckschicht auf einen Kolben vor, um den Kolben vor schneller
thermischer Wechselbeanspruchung zu schützen.
[0010] Diesen Ansätzen ist gemein, dass sie den Wärmeaustrag aus dem Zylinderraum reduzieren.
Nachteilig ist jedoch, dass Temperaturspitzen, welche bei der Verbrennung lokal auf
dem Kolbenboden entstehen, nicht abgeleitet werden, sondern sich vielmehr verstärken.
Somit kommt es zu einer thermischen Drosselung im Ladungswechsel oder einer ungewollten
Verkürzung des Zündverzugs. Zum anderen findet punktuell eine starke thermische Beanspruchung
des Materials statt mit der Folge, dass die Beschichtung beschädigt und das darunter
liegende Material zerstört wird.
[0011] Die Schrift
DE 36 22 301 A1 offenbart einen Kolben, bei welchem der gesamte Kolbenboden und auch ein Bereich
des Kolbenmantels mit einer wärmedämmenden Schicht aus Asbest beschichtet ist. Es
wird weiterhin vorgeschlagen, auf die wärmedämmende Schicht ein hitzebeständige und
dennoch wärmeleitende Schicht auf die wärmedämmende Schicht aufzubringen, um die im
Brennraum anfallende Wärme in dieser Schicht zu speichern.
[0012] Das Dokument
EP 0 321 159 A2 zeigt einen gebauten Kolben mit einem dem Brennraum zugewandten wärmeisolierenden
Bauteil aus Kaliumtitanat-Whisker, Zirkoniumdioxid-Fasern, Carbon-Fasern oder Aluminiumoxid-Fasern.
Das Bauteil ist vollständig von einer Schicht aus Siliziumnitrid oder Siliziumkarbid
umgeben, welche mittels Gasphasenabscheidung aufgebracht wird.
[0013] JP 2012-72747 A beschreibt einen Kolben aus einer Aluminiumlegierung, auf dessen Kolbenboden eine
poröse Schicht und darauf eine Filmschicht angeordnet sind. Dabei ist die Wärmeleitfähigkeit
der abschließenden Filmschicht größer als die der darunterliegenden porösen Schicht.
Als Material der porösen Schicht wird Kompositmaterial aus einer porösen Metallstruktur
und metallischen oder anorganischen Fasern beispielsweise keramischen Fasern beschrieben.
Eine ähnliche Struktur ist in
EP 2 436 896 A1 offenbart, wobei hier die poröse Schicht aus keramischen Hohlpartikeln besteht.
[0014] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die Probleme des Standes der Technik
zu lösen oder zumindest zu mindern und die isolierende Wirkung weiter zu erhöhen.
Insbesondere soll ein Kolben bereitgestellt werden, welcher eine Reduzierung von Temperaturspitzen
erzielt.
[0015] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Kolben und eine Kolbenmaschine mit
den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst.
[0016] Somit betrifft die Erfindung einen Kolben für eine Kolbenmaschine, wobei der Kolben
einen auf einem Kolbenboden des Kolbens angeordneten Schichtstapel umfasst. Erfindungsgemäß
umfasst der Schichtstapel zumindest eine an die Oberfläche des Kolbenbodens mittelbar
oder unmittelbar anschließende, ein wärmedämmendes Material umfassende erste Schicht
sowie eine an die erste Schicht mittelbar oder unmittelbar anschließende zweite Schicht,
welche ein wärmeleitendes Material beinhaltet.
[0017] Die Anordnung eines erfindungsgemäßen Schichtstapels auf dem Kolbenboden führt in
vorteilhafter Weise zu einer Wirkungsgradsteigerung des Verbrennungsprozesses. Der
Wirkungsgrad der Verbrennungsmaschine wird insbesondere dadurch erhöht, dass weniger
Wärme aus dem Verbrennungsraum beziehungsweise dem Zylinderraum abtransportiert wird.
Im Verbrennungsraum herrschen bei Verwendung eines erfindungsgemäßen Kolbens höhere
Temperaturen, als aus dem Stand der Technik bekannt. Höhere Temperaturen wiederum
führen zu einem höheren Wirkungsgrad. Zusätzlich wirkt sich eine Temperaturerhöhung
im Verbrennungsraum positiv auf die Abgasbehandlung aus, da auch die Abgase eine höhere
Temperatur aufweisen und somit zu einem beschleunigten Aufheizen der Katalysatoren
führen. Vorteilhafterweise sorgt der erfindungsgemäße Schichtstapel auf dem Kolbenboden
für eine Isolation und/oder einen Korrosionsschutz der Kolbenoberfläche beziehungsweise
des Kolbens.
[0018] Die zweite Schicht hat entgegen der wärmedämmenden und damit isolierenden Funktion
der ersten Schicht die Funktion, die Temperatur auf der Oberfläche des Kolbenbodens
zu harmonisieren. Das heißt, das wärmeleitende Material der zweiten Schicht sorgt
mit Vorteil für einen Temperaturausgleich auf der Oberfläche des Schichtstapels und
somit auf der Oberfläche des Kolbenbodens. Dies führt wiederum zu einer Minderung
von lokal begrenzten Temperaturspitzen auf der Substratoberfläche, da die Temperatur
durch die wärmeleitende zweite Schicht gleichmäßig auf der Oberfläche verteilt wird.
Durch das wärmedämmende Material der ersten Schicht ist die zweite Schicht und damit
die Wärmeleitung vom Kolbenboden beziehungsweise vom Kolben entkoppelt. Dies stellt
sicher, dass die Wärme auf der Oberfläche des Kolbenbodens eines erfindungsgemäßen
Kolbens gleichmäßig verteilt wird, ohne aus dem Verbrennungsraum abtransportiert zu
werden.
[0019] Ein erfindungsgemäßer Kolben wird mit Vorteil in Kolbenmaschinen eingesetzt. Kolbenmaschinen
sind Fluid-Energie-Maschinen, in denen ein Verdränger mittels seiner Bewegung einen
sich periodisch verändernden Arbeitsraum definiert. Den Verdränger stellt ein Kolben
dar, welcher beispielsweise zylindrische Form haben kann. In vorliegender Erfindung
wird unter Kolbenmaschine sowohl ein Drehkolbenmotor, welcher beispielsweise über
einen Scheibenkolben verfügt, als auch ein Hubkolbenmotor mit insbesondere zylindrischem
Kolben verstanden. Der Bereich des Kolbens, der dem Verbrennungsraum zugewandt ist
und somit in Kontakt mit dem Fluid steht, ist in vorliegender Erfindung als Kolbenboden
bezeichnet.
[0020] In Hubkolbenmotoren, welche über Kolben mit im Wesentlichen zylindrischer Geometrie
verfügen, ist dieser Kolbenboden eine Deckseite mit runder Form, welche an eine zylindrisch
umlaufende Seitenwand, dem Kolbenhemd, angeordnet ist. Der Kolbenboden wiederum kann
vielfältige Formen aufweisen. So sind in vorliegender Erfindung sowohl planare als
auch konkav oder konvex gewölbte Formgestaltungen des Kolbenbodens möglich. Ebenfalls
kann der Kolbenboden über Mulden und über Erhöhungen beispielsweise in Form von Nasen
verfügen, die in dem Kolbenboden eingelassen sind und/oder aus diesem herausragen.
Die in der vorliegenden Erfindung beschriebenen Kolben, insbesondere Kolbenböden sind
zumindest teilweise aus einer Leichtmetalllegierung oder einem Stahl gefertigt, wobei
Leichtmetalllegierungen als Kolbenmaterial bevorzugt sind. Unter Leichtmetalllegierung
sind grundsätzlich alle denkbaren Leichtmetalllegierungen zu verstehen. In vorliegender
Erfindung bevorzugt sind jedoch Aluminiumlegierungen, insbesondere Aluminium-Silizium-Legierungen
mit variierenden Aluminiumgehalten bis zu übereutektischen Konzentrationen.
[0021] Auf der Oberfläche, insbesondere auf der Leichtmetalllegierung, des Kolbenbodens
eines vorliegend beschriebenen Kolbens ist ein Schichtstapel angeordnet. Darunter
ist eine Anordnung von nacheinander aufgebrachten Schichten verschiedener oder gleicher
Dicke aus unterschiedlichen oder gleichen Materialien zu verstehen, wobei eine erste
Schicht direkt oder indirekt auf die Kolbenoberfläche angeordnet ist. Bei den nacheinander
aufgetragenen Schichten handelt es sich grundsätzlich um funktionale Schichten, also
solche, die zumindest eine physikalische Eigenschaft der Oberfläche des Kolbenbodens
verändern, insbesondere verbessern.
[0022] Der Kern der vorliegenden Erfindung liegt somit in der Kombination von wärmedämmenden
beziehungsweise wärmeleitenden Eigenschaften der Schichten. Diese können über den
Wärmewiderstand R
th oder dessen Kehrwert, den Wärmeleitwert λ definiert werden. R
th ergibt sich dabei aus dem Quotienten aus Temperaturdifferenz ΔT und Wärmestrom Qv.
Unter wärmeleitenden Materialien sind in vorliegender Erfindung insbesondere solche
zu verstehen, welche einen Wärmeleitwert λ > 50 W/mK, insbesondere λ > 100 W/mK aufweisen.
Wärmedämmende Materialien zeichnen sich in vorliegender Erfindung hingegen durch einen
Wärmeleitwert λ < 15 W/mK, insbesondere λ < 3 W/mK aus.
[0023] Erfindungsgemäß ist ein Durchmesser d
S des Schichtstapels kleiner als ein Durchmesser d
K des Kolbenbodens. Bevorzugt weist der Schichtstapel einen Durchmesser d
S auf, der mehr als 90 %, vorzugsweise mehr als 95 %, insbesondere mehr als 98% des
Durchmessers d
K entspricht. Dies hat einerseits den Vorteil, dass der Schichtstapel und insbesondere
die Wärmeleitschicht nicht mit dem Rand des Kolbenbodens, insbesondere nicht mit dem
Feuersteg in Verbindung steht und über eine solche Verbindung keine Wärmeleitung über
das wärmeleitende Material der zweiten Schicht in den Kolben und darüber hinaus beispielsweise
in das Zylindermaterial stattfinden kann. Ein weiterer tribologischer Vorteil besteht
insbesondere darin, dass der insbesondere harte Schichtstapel nicht mit einer Lauffläche
des Kolbens beziehungsweise Liners in Verbindung tritt.
[0024] In besonderer Ausgestaltung der Erfindung ist bevorzugt, dass das wärmedämmende Material
der ersten Schicht eine technische Keramik oder eine intermetallische Verbindung umfasst.
Vorteilhafterweise konnte gezeigt werden, dass Kolben, welche mit einem erfindungsgemäßen
Schichtstapel beschichtet sind, welche als wärmedämmende Materialien eben genannte
Materialien aufweisen, eine besonders hohe thermische Stabilität bei Temperaturen
> 500 °C aufweisen.
[0025] Technische Keramiken oder auch Industrie- beziehungsweise Hochleistungskeramiken
sind Werkstoffe, die in ihren Eigenschaften hinsichtlich technischer Anwendungen optimiert
sind. Sie unterscheiden sich insbesondere zu dekorativer Keramik oder Sanitärkeramik
durch die Zusammensetzung aus den Ausgangsstoffen, das Brennverfahren sowie Reinheit
und Korngröße der Ausgangsmaterialien. In vorliegender Erfindung werden unter technischen
Keramiken insbesondere solche verstanden, welche thermisch isolierende Wirkungen zeigen.
[0026] Intermetallische Verbindungen, beziehungsweise intermetallische Phasen, sind homogene
chemische Verbindungen aus zwei oder mehr Metallen. Sie zeigen im Unterschied zu Legierungen
Gitterstrukturen, die sich von denen der konstituierenden Metalle unterscheiden. In
ihrem Gitter herrscht eine Mischbindung aus einem metallischen Bindungsanteil und
geringeren Atombindungs- beziehungsweise lonenbindungsanteilen, die in Überstrukturen
resultieren können. Die vorliegend bevorzugten intermetallischen Verbindungen basieren
auf Eisenaluminium, wie aus FeAl(Cr, Nb, Zr, C, B) und/oder Fe
3Al(Cr, Nb, Zr, C, B). Das heißt je nach Verhältnis von Eisen und Aluminium zueinander
setzt sich die intermetallische Verbindung zu 50 % bis 95 Gew.-% aus Eisen, insbesondere
zu 70 % bis 95 Gew.-% aus Eisen und zu 5 % bis 50 % Gew.-% aus Aluminium, insbesondere
zu 5 % bis 30 Gew.-% aus Aluminium zusammen. Mit einem Masseanteil von in Summe 0
bis 10 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmasse können die intermetallischen Verbindungen
Gehalte von weiteren Legierungselementen und Verunreinigungen, insbesondere von Chrom,
Niob, Zirkonium, Kohlenstoff und Bor enthalten.
[0027] In weiter bevorzugter Ausführung der Erfindung umfasst die technische Keramik Y-stabilisiertes
Zirkonoxid (Zr(Y)O
2), Aluminiumoxid (Al
2O
3), Spinell (Al
2O
3/MgO), Mullit (Al
2O
3/SiO
2), Zirkonkorund (Al
2O
3/ZrO
2), Titanoxid (TiO
2) oder Siliziumoxid (SiO
2) oder Keramiken mit wesentlichen Bestandteilen genannter Oxide.
[0028] Den als wärmedämmendes Material bevorzugten Verbindungen, insbesondere den intermetallischen
Verbindungen, ist gemein, dass sie neben einer besonders hohen Temperaturfestigkeit
von über 500 °C einen mit dem Kolbenmaterial kompatiblen Ausdehnungskoeffizienten
aufweisen. Das bedeutet, dass die Volumenausdehnung, welche ein Material in Folge
von Temperaturerhöhung erfährt, bei einem Schichtstapel in bevorzugter Ausgestaltung
zwischen wärmedämmendem Material und Kolbenboden derart im Verhältnis stehen, dass
die am wärmedämmenden Material herrschende Temperatur dieses Material gerade soweit
ausdehnt, dass es nicht zu einer Delamination in Folge der Temperaturerhöhung des
Schichtstapels von dem Kolbenboden kommt. Somit kann durch eine geeignete Wahl des
wärmedämmenden Materials die Lebensdauer des Schichtstapels auf den Kolben deutlich
erhöht werden.
[0029] In weiter bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das wärmeleitende
Material der zweiten Schicht ein Metall und/oder eine wärmeleitende Keramik umfasst,
da diese insbesondere über Wärmeleitwerte λ > 50 W/mK verfügen. Insbesondere ist bevorzugt,
dass das wärmeleitende Material Beryllium, Aluminium, Kupfer, Silber, Silizium, Molybdän,
Wolfram, Kohlenstoff, Berylliumoxid, Berylliumnitrit, Siliziumnitrit und/oder Siliziumcarbit
sowie Mischungen und/oder Legierungen daraus umfasst. Diese Materialien weisen als
Bulkmaterial einen Wärmeleitwert λ > 100 W/mK auf. Beispielsweise weist das Metall
Aluminium bei einer Reinheit von 99,5 % einen Wärmeleitwert λ = 236 W/mK auf, Kupfer
einen Wärmeleitwert λ = 401 W/mK und Silber einen Wärmeleitwert λ = 429 W/mK, während
bei Siliziumcarbit bis zu 350 W/mK Wärmeleitung erzielt werden können. Somit eignen
sich die genannten Materialien besonders gut, um eine insbesondere schnelle und gleichmäßige
Temperaturverteilung auf der Oberfläche des Kolbenbodens zu erreichen und somit, insbesondere
lokal begrenzte, Temperaturspitzen zu verhindern. Treten dennoch Temperaturspitzen,
also lokale Temperaturmaxima auf der Oberfläche des Kolbenbodens auf, so kann die
dort herrschende sehr hohe Temperatur sehr schnell über die gesamte Oberfläche des
Kolbenbodens verteilt und somit reduziert werden. Temperaturspitzen treten in diesem
Zusammenhang insbesondere dann auf, wenn sich die Temperatur in Bereichen einer Oberfläche
schlagartig um mehr als 50°C, insbesondere um mehr als 100°C bezüglich der mittleren
Oberflächentemperatur erhöht und somit ein hoher Temperaturgradient entsteht.
[0030] In einer weiteren Ausführung der Erfindung ist bevorzugt, dass zwischen der Oberfläche
des Kolbenbodens und der ersten Schicht und/oder zwischen der ersten Schicht und der
zweiten Schicht eine Haftvermittlerschicht angeordnet ist. Als Haftvermittler sind
Substanzen zu verstehen, welche dazu eingesetzt sind, die Haftfestigkeit von Verbünden
direkt und/oder indirekt zu erhöhen. In diesem Fall kann die Haftfestigkeit zwischen
der funktionellen Schicht und der Oberfläche des Kolbenbodens beziehungsweise zwischen
funktionellen Schichten untereinander erhöht werden. Die Haftfestigkeit von Beschichtungen
ist definiert als das Maß für den Widerstand einer Beschichtung gegen ihre mechanische
Trennung vom Untergrund. Im direkten Fall bedeutet dies, dass eine verbesserte Haftfestigkeit
der funktionellen Schicht auf der Oberfläche des Kolbenbodens beziehungsweise eine
verbesserte Haftfestigkeit der zweiten Schicht auf der ersten Schicht untereinander
dazu führt, dass diese durch äußere Einwirkungen schlechter voneinander getrennt werden
können. Als äußerer Einfluss kann in diesem Zusammenhang beispielsweise das Auftreten
von starken Temperaturschwankungen verstanden werden. Dehnt sich beispielsweise die
angeordnete erste Schicht stärker aus als der Verbundpartner, also als beispielsweise
die Leichtmetalllegierung oder die zweite Schicht, so entstehen Scherkräfte an der
Verbindungsstelle. Zusätzlich kann die Haftvermittlerschicht als Korrosionsschutzschicht
wirken und somit indirekt die Haftfestigkeit des Verbundes erhöhen. Die Anordnung
eines Haftvermittlers kann in vorteilhafter Weise zu einer Erhöhung der Benetzbarkeit
der Substratoberfläche führen. Zusätzlich kann ein Haftvermittler das Zustandekommen
von chemischen Bindungen zwischen der Substratoberfläche und der Schicht erhöhen.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die beiden Schichten im Bezug auf ihre Oberfläche
sehr unterschiedliche physikalische Eigenschaften, wie beispielsweise Polarität oder
Gitteraufbau haben. Somit kann die Anordnung eines Haftvermittlers zwischen Kolbenboden
und erster Schicht beziehungsweise zwischen erster und zweiter Schicht die Haltbarkeit
und somit die Lebensdauer des Schichtstapels auf der Oberfläche des Kolbenbodens erhöhen.
[0031] Bevorzugt umfasst die Haftvermittlerschicht eine Fe
3Al-, FeAl-, FeAl/Fe
3Al-, NiCr-, NiCrAl-, NiCrAlY-, FeCrAlY-, CuCrAlY-Legierung und/oder eine intermetallische
Verbindung aus FeAl(Cr, Nb, Zr, C, B) und/oder Fe
3Al(Cr, Nb, Zr, C, B).
[0032] Die einzelnen Schichten können bezogen auf die Schichtzusammensetzung einen Gradienten
aufweisen. Setzen sich beispielsweise einzelne Schichten aus Mischungen und/oder mehreren
Bestandteilen zusammen, so kann das Verhältnis dieser zueinander innerhalb der betreffenden
Schicht variieren.
[0033] In weiterer Ausgestaltung ist bevorzugt, dass der Kolbenboden eine Vertiefung aufweist
und der Schichtstapel innerhalb der Vertiefung angeordnet ist. Unter Vertiefung ist
in vorliegender Erfindung ein Bereich des Kolbenbodens zu verstehen, der tiefer liegt,
als eine umgebende Oberfläche des Kolbenbodens. Eine Vertiefung ist also eine Einbuchtung
oder auch eine Senke innerhalb des Kolbenbodens, welche ausgebildet ist, einen Schichtstapel
zumindest teilweise aufzunehmen. Dabei entspricht der Durchmesser beziehungsweise
die Breite der Vertiefung mindestens der Breite beziehungsweise dem Durchmesser des
Schichtstapels, so dass der Schichtstapel bevorzugt im Bereich der Vertiefung angeordnet
ist und nicht über diesen Bereich hinaus mit der Oberfläche des Kolbenbodens in Kontakt
steht. Vorzugsweise ist der Schichtstapel vollständig in der Vertiefung im Kolbenboden
angeordnet, und ragt nicht über das Oberflächenniveau des Kolbenbodens heraus, sondern
schließt bündig mit dem umlaufenden Rand des Kolbenbodens ab. Damit ist sichergestellt,
dass der Schichtstapel das Strömungsbild auf der Oberfläche des Kolbenbodens nicht
beeinflusst. In alternativer Ausgestaltung ist vorgesehen, dass zumindest die zweite
Schicht, also die Schicht, welche das wärmeleitende Material umfasst, aus der Vertiefung
herausragt und/oder einen Durchmesser aufweist, welcher geringer ist als der Durchmesser
der Vertiefung. Der Vorteil dieser Ausgestaltung besteht darin, dass die zweite Schicht
und insbesondere das wärmeleitende Material nicht mit der Oberfläche der Kolbenoberfläche
in Kontakt steht. Ein solcher Kontakt würde die wärmedämmende Wirkung der unteren,
also der ersten Schicht, abschwächen. Die Wärme würde über die wärmeleitende Schicht
an den Kolbenboden abgegeben und über den Kolben aus dem Verbrennungsraum geleitet
werden können.
[0034] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Kolbenmaschine aufweisend einen Kolben
gemäß vorliegender Erfindung. Die erfindungsgemäße Kolbenmaschine zeichnet sich durch
einen hohen Wirkungsgrad, eine effiziente Abgasbehandlung sowie eine sehr hohe Lebensdauer
der Einzelkomponenten aus.
[0035] Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen, in
den Unteransprüchen genannten Merkmalen.
[0036] Die verschiedenen in dieser Anmeldung genannten Ausführungsformen der Erfindung sind,
sofern im Einzelfall nicht anders ausgeführt, mit Vorteil miteinander kombinierbar.
[0037] Die Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand der zugehörigen Zeichnungen
erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Schnittdarstellung eines Kolbens in einer ersten Ausgestaltung der
Erfindung,
- Figur 2
- eine schematische Schnittdarstellung eines Kolbens in einer zweiten Ausgestaltung
der Erfindung und
- Figur 3
- schematisch einen Detailausschnitt eines erfindungsgemäßen Schichtstapels auf einem
Kolbenboden gemäß Figur 2 oder 3.
[0038] Nachfolgend soll die Erfindung anhand der in den Figuren 1, 2 und 3 gezeigten schematischen
Darstellungen näher erläutert werden.
[0039] Eine bevorzugte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Kolbens 10 ist anhand einer Schnittdarstellung
in Figur 1 gezeigt. Figur 1 zeigt einen zylindrischen Kolben 10 eines nicht weiter
dargestellten Hubkolbenmotors. In dieser Ausgestaltung weist der Kolben 10 ein zylindrisch
geformtes Kolbenhemd 14 auf, an welchem ein im Wesentlichen planarer kreisförmiger
Kolbenboden 11 angeordnet ist. Der Kolben 10 verfügt ferner über umlaufende Nuten,
welche ausgebildet sind, Dichtungselemente insbesondere Kolbenringe aufzunehmen. Der
Kolben 10 ist bevorzugt aus einer Leichtmetalllegierung 15 gefertigt. Besonders bevorzugt
sind dabei Aluminiumlegierungen, insbesondere Aluminium-Silizium-Legierungen. Ebenfalls
als Kolbenmaterial einsetzbar sind Eisenverbindungen, also Stähle. In dargestellter
Ausführungsform verfügt der Kolbenboden 11 über eine Vertiefung 12, in der ein Schichtstapel
20 angeordnet ist. Dabei entspricht der Durchmesser d
S des Schichtstapels 20 im Wesentlichen dem Durchmesser der Vertiefung 12. Der Durchmesser
d
S des Schichtstapels 20 ist im Vergleich zu dem Durchmesser d
K des Kolbenbodens 11 kleiner ausgeführt. Die Tiefe der Vertiefung 12 entspricht in
gezeigter Ausführungsform der Höhe des Schichtstapels 20, so dass dieser nicht aus
der Vertiefung 12 herausragt und die Oberfläche des Kolbenbodens 11 nicht überragt.
Vorzugsweise schließt der Schichtstapel 20 bündig mit dem die Vertiefung 12 umlaufendem
Rand ab. Ein detaillierter Aufbau des Schichtstapels 20 ist in einer unten beschriebenen
Detailzeichnung in Figur 3 näher erläutert.
[0040] Die in Figur 1 gezeigte Ausführungsform eines Kolbens 10 zeichnet sich in seiner
Funktionsweise dadurch aus, dass ein Schichtstapel 20 die Oberfläche eines Kolbenbodens
11 in einem großen Bereich funktionalisiert.
[0041] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltungsform eines erfindungsgemäßen Kolbens ist in
Figur 2 dargestellt. Der ebenfalls in einer Schnittzeichnung dargestellte Kolben 10
ist grundsätzlich ebenso aufgebaut wie der in Figur 1 dargestellte Kolben 10. Er unterscheidet
sich dahin gehend von der ersten Ausführungsform, dass der Kolbenboden 11 des zylindrischen
Kolbens 10 nicht planar ausgeführt ist, sondern eine Mulde 13 aufweist. Auf dem Kolbenboden
11 der in Figur 2 gezeigten zweiten Ausgestaltung des Kolbens 10 ist ein funktionaler
Schichtstapel 20 angeordnet. Dabei verfügt der Kolbenboden 11 über keine Vertiefung
zur Aufnahme des Schichtstapels 20. Der Schichtstapel 20 weist ebenso wie in Figur
1 dargestellt einen kleineren Durchmesser auf als der Kolbenboden 11. Es bildet sich
also ein Abstand zwischen Schichtstapel 20 und äußerem Rand des Kolbenbodens 11. Unter
Einhaltung eines definierten Randes ist der verbleibende Bereich des Kolbenbodens
11 vollständig vom Schichtstapel 20 bedeckt, so auch der Teil des Kolbenbodens 11,
der die Mulde 13 darstellt. Der umlaufende Rand des Kolbenbodens 11 entspricht bevorzugt
weniger als 10 %, insbesondere weniger als 5 %, vorzugsweise weniger als 2 % der Oberfläche
des Kolbenbodens 11.
[0042] Der in den Figuren 1 und 2 dargestellte funktionale Schichtstapel 20 hat sowohl wärmedämmende
als auch wärmeleitende Funktionen. Dies wird durch den in Figur 3 skizzierten Aufbau
des Schichtstapels erreicht. Figur 3 zeigt einen erfindungsgemäßen Schichtstapel 20,
welcher auf einer Leichtmetalllegierung 15 angeordnet ist. Bei der Leichtmetalllegierung
15 handelt es sich bevorzugt um Aluminiumlegierungen, insbesondere um Aluminium-Silizium-Legierungen.
Auf dieser Leichtmetalllegierung 15 kann optional ein Haftvermittler 23 angeordnet
sein.
[0043] Die Schicht aus Haftvermittler 23 umfasst bevorzugt Materialien, welche die Haftfestigkeit
zwischen Leichtmetalllegierung 15 und erster Schicht 21 erhöhen. Dazu sind Materialien
geeignet, welche zum einen die Benetzbarkeit der Leichtmetalllegierung 15 erhöhen
und zum anderen und insbesondere die strukturellen Unterschiede zwischen Leichtmetalllegierung
15 und erster Schicht 21 ausgleichen. Hierzu sind besonders Legierungen auf Eisen-
und Aluminiumbasis, insbesondere Fe
3Al-, FeAl-, FeAl/Fe
3Al-, NiCr-, NiCrAl-, NiCrAIY-, FeCrAIY-, CuCrAlY-Legierung bevorzugt. Darüber hinaus
sind intermetallische Verbindungen auf Basis von Eisenaluminium als Haftvermittler
geeignet. Dabei ist einer Legierung aus Eisen und Aluminium insbesondere Chrom und/oder
Niob und/oder Zirkonium, Kohlenstoff und/oder Bor zugesetzt. Ein geeignetes Material,
welches beispielsweise in der Luftfahrtindustrie verwendet wird, ist eine Nickel-Chrom-Aluminium-Zusammensetzung.
Alternativ können auch Haftvermittler auf Basis von austenitischen Eisen-, Nickel-,
Kobaltlegierungen, sowie zusätzlich mit Cr, Al und Y (sog. MCrAlY-Schichten) oder
mit Hf, Ta oder Si legierte Verbindungen eingesetzt werden. Im Handel sind geeignete
Haftvermittler unter den Markennamen Amdry® 365, Amdry® 386, Amdry® 995, Amdry® 962,
Amperit® 415, Metco 443 oder Sulzer Metco® 445 erhältlich.
[0044] Der Haftvermittler 23 wird im Vergleich zu den folgenden Schichten deutlich dünner
aufgebracht und weist bevorzugt Dicken im Bereich von 0,1 mm bis 0,2 mm, insbesondere
zwischen 0,1 mm und 0,15 mm auf.
[0045] An diesen Haftvermittler 23 oder alternativ unmittelbar an den Kolbenboden schließt
eine erste Schicht 21 an. Diese erste Schicht 21 besteht aus einem Material, welches
wärmedämmende Eigenschaften hat. Besonders bevorzugt sind hierbei Materialien, welche
einen Wärmeleitwert λ < 15 W/mK, insbesondere λ < 3 W/mK aufweisen. Als wärmedämmende
Materialien werden bevorzugt technische Keramiken und/oder intermetallische Verbindungen
eingesetzt. Besonders bevorzugt sind dabei Y-stabilisiertes Zirkoniumoxid, Spinell,
Aluminiumoxidkorund, Mullit, Titandioxid sowie Siliziumdioxid. Bevorzugt ist dabei,
dass diese Materialien eine Reinheit von über 80 % aufweisen. Bevorzugte intermetallische
Verbindungen sind solche, welche auf Eisen-Aluminium-Legierungen basieren. Dabei sind
insbesondere FeAl und Fe
3Al bevorzugt, welche bis maximal 10 % der Gesamtmasse der Beschichtung zugesetzte
Bestandteile umfassen können. Bei den zugesetzten Materialien handelt es sich vorzugsweise
um Chrom, Niob, Zirkonium, Kohlenstoff oder Bor. Die Dicke der ersten Schicht 21 ist
in Abhängigkeit vom Material an die Umgebungsbedingung, insbesondere die Umgebungstemperaturen
des Kolbens 10, im Betrieb angepasst. Bevorzugt weist die erste Schicht 21 eine Dicke
im Bereich von 0,02 mm bis 5 mm, insbesondere im Bereich von 0,1 mm bis 1,5 mm auf.
[0046] An die erste Schicht 21 ist optional eine weitere Schicht eines Haftvermittlers 24
angeordnet. Dieser Haftvermittler hat grundsätzlich die gleichen Eigenschaften, wie
der optional zwischen der Kolbenbodenoberfläche und der ersten Schicht angeordnete
Haftvermittler 23. Grundsätzlich können die Haftvermittlerschichten 23 und 24 in einer
Ausgestaltungsform gleich ausgeführt sein, sie können jedoch auch innerhalb der beschriebenen
bevorzugten Grenzen, insbesondere in Zusammensetzung und Dicke der Schichten untereinander
variieren.
[0047] An die erste Schicht 21 beziehungsweise an den an diese erste Schicht 21 angeordneten
Haftvermittler 24 ist eine weitere funktionale Schicht, die zweite Schicht 22 angeordnet.
Die zweite Schicht 22 umfasst zu mindestens 70 %, insbesondere zu mindestens 95 %,
bevorzugt zu mindestens 98 % ein wärmeleitendes Material. Dieses wärmeleitende Material
zeichnet sich durch einen Wärmeleitwert λ aus, welcher bevorzugt > 50 W/mK, insbesondere
> 100 W/mK ist. Hierzu geeignete Materialien sind insbesondere Metalle wie Beryllium,
Aluminium, Kupfer, Molybdän und Wolfram, aber auch Silizium und Kohlenstoff sowie
Verbindungen, insbesondere Keramiken wie Berylliumoxid, Berylliumnitrit, Siliziumnitrit
sowie Siliziumkarbid. Bevorzugt können auch Mischungen und/oder Legierungen aus diesen
Elementen beziehungsweise Verbindungen als wärmeleitendes Material der zweiten Schicht
22 eingesetzt werden. In Abhängigkeit vom eingesetzten wärmeleitenden Material und
insbesondere von dem damit erzielten Wärmeleitwert λ ist die zweite Schicht 22 bevorzugt
dünner ausgeführt als die erste Schicht 21. Bevorzugte Dicken der zweiten Schicht
22 liegen im Bereich zwischen 0,1 mm und 1 mm, insbesondere bevorzugt zwischen 0,05
mm und 0,8 mm.
[0048] Die einzelnen Schichten 21, 22, 23 und 24 des Schichtstapels 20 sind bevorzugt mittels
Flammspritzen oder Plasmaspritzen unter Vakuum, Hochgeschwindigkeitsflammenspritzen
oder atmosphärischem Plasmaspritzen oder mittels chemischen und/oder elektrochemischen
Verfahren wie Lackieren, Galvanisieren oder ähnlichem aufgebracht. Hierbei ist es
zweckmäßig, die Bereiche der einzelnen Schichten 21,22, 23 und 24 scharf zu definieren.
Dies kann zum einen durch eine vor dem Spritzen auf den Kolbenboden 11 aufgebrachte
Form, zum andern durch eine im Kolbenboden 11 vorhandene Vertiefung 12 und/oder durch
Nachbehandlung des aufgetragenen Schichtstapels 20, insbesondere einem Abtragen des
äußersten Randes des Schichtstapels 20, realisiert werden.
[0049] Der Schichtstapel 20 hat durch die wärmedämmenden Eigenschaften der ersten Schicht
21 eine wärmedämmende, insbesondere isolierende Funktion. Aufgrund des sehr niedrigen
Wärmeleitwertes λ der durch die erste Schicht 21 aufgetragenen wärmedämmenden Materialien,
wird nur ein sehr geringer Teil der Wärme im Verbrennungsraum an die Oberfläche des
Kolbenbodens und von dort aus dem Zylinderraum abgeführt. Vielmehr verbleibt die Wärme
innerhalb des Verbrennungsraums und steht somit der Verbrennung weiter zur Verfügung.
Dadurch wird im Verbrennungsraum ein höherer Wirkungsgrad realisiert, als bei niedrigeren
Temperaturen. Gleichzeitig weisen auch die aus dem Verbrennungsraum abgeführten Abgase
eine höhere Temperatur auf, was letztendlich einer Abgasaufbereitung zugutekommt.
Eine reine Wärmedämmschicht auf der Oberfläche des Kolbenbodens 11 würde jedoch gleichzeitig
dazu führen, dass auf der Oberfläche die Temperaturen nicht gleichmäßig verteilt werden
können. Vielmehr würden sich Bereiche mit erhöhten Temperaturspitzen bilden. Durch
die Anordnung einer zweiten Schicht 22, welche aus Material besteht, das einen sehr
hohen Wärmeleitwert λ hat, wird die Temperatur aus Bereichen von Temperaturspitzen
gleichmäßig über den gesamten Bereich des Schichtstapel 20 verteilt. Die optional
einsetzbaren Schichten aus Haftvermittler 23 und 24 erhöhen die Haftfestigkeit und
Korrosionsbeständigkeit des Schichtstapels 20 auf der Leichtmetalllegierung 15 beziehungsweise
zwischen der ersten Schicht 21 und der zweiten Schicht 22 und somit die Lebensdauer
des Schichtstapel 20.
Bezugszeichenliste
[0050]
- 10
- Kolben
- 11
- Kolbenboden
- 12
- Vertiefung
- 13
- Mulde
- 14
- Kolbenhemd
- 15
- Leichtmetalllegierung
- 20
- Schichtstapel
- 21
- erste Schicht
- 22
- zweite Schicht
- 23
- Haftvermittler
- 24
- Haftvermittler
1. Kolben (10) für eine Kolbenmaschine, wobei der Kolben (10) bereichsweise aus einem
Stahl oder einer Leichtmetalllegierung (15) besteht und einen auf einem Kolbenboden
(11) des Kolbens (10) angeordneten Schichtstapel (20) umfasst, wobei der Schichtstapel
(20) zumindest umfasst:
- eine an eine Oberfläche des Kolbenbodens (11) mittelbar oder unmittelbar anschließende,
ein wärmedämmendes Material umfassende erste Schicht (21),
- eine an die erste Schicht (21) mittelbar oder unmittelbar anschließende zweite Schicht
(22), welche ein wärmeleitendes Material beinhaltet,
wobei ein Durchmesser (d
S) des Schichtstapels (20) kleiner ist als ein Durchmesser (d
K) des Kolbenbodens (11) und
wobei das wärmedämmende Material der ersten Schicht (21) eine technische Keramik umfasst.
2. Kolben (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die technische Keramik Y-stabilisiertes ZrO2, Al2O3, Al2O3/MgO, Al2O3/SiO2, Al2O3/ZrO2, TiO2 und/oder SiO2 umfasst.
3. Kolben (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das wärmeleitende Material der zweiten Schicht (22) Be, Al, Cu, Ag, Si, Mo, Wo, C,
BeO, BN, SiN und/oder SiC, sowie Mischungen und/oder Legierungen daraus umfasst.
4. Kolben (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Leichtmetalllegierung (15) und der ersten Schicht (21) und/oder zwischen
der ersten Schicht (21) und der zweiten Schicht (22) eine Haftvermittlerschicht (23,
24) angeordnet ist.
5. Kolben (10) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Haftvermittlerschicht (23, 24) eine Fe3Al-, FeAl-, FeAl/Fe3Al-, NiCr-, NiCrAl-, NiCrAlY-, FeCrAlY-, CoCrAlY-Legierung und/oder eine intermetallische
Verbindung aus FeAl(Cr, Nb, Zr, C, B) und/oder Fe3Al(Cr, Nb, Zr, C, B) umfasst.
6. Kolben (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Kolbenboden (11) eine
Vertiefung (12) aufweist und der Schichtstapel (20) innerhalb der Vertiefung (12)
angeordnet ist.
7. Kolbenmaschine aufweisend einen Kolben (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 6.