[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen
Spritzgussteils durch ein Spritzgussverfahren.
[0002] Derartige hohlförmige Spritzgussteile sollen insbesondere Primärpackmittel für medizinische
Anwendungen darstellen. Dies sind im Besonderen Spritzenköper. Solche Primärpackmittel
können jedoch auch Vials, Ampullen oder medizinische Container darstellen. Solche
Primärpackmittel sind in der Regel als längliche Hohlzylinder ausgestaltet und aus
einem thermoplastischen Kunststoff gefertigt. Üblicherweise werden solche Primärpackmittel
durch ein Spritzgussverfahren hergestellt. Dabei wird ein Formkern in einen Formhohlraum
eingebracht, wodurch eine Kavität definiert wird. Das Spritzgussteil, beziehungsweise
das Primärpackmittel wird dann durch Einspritzen eines Kunststoffmaterials ausgeformt.
Es wird in diesem Zusammenhang auch von einer Herstellung mittels eines einzigen Schusses
gesprochen.
[0003] Allerdings ergibt sich bei besonders dünnen und/oder langen Primärpackmitteln, beispielsweise
bei Feindosierungsspritzen mit einem Aufnahmevolumen von 0,01 ml das Problem, dass
der Formkern bruchgefährdet ist und darüber hinaus schlecht kühlbar ist. Ein solcher
Formkern muss entsprechend lang und dünn ausgestaltet sein. Es wirken jedoch mechanische
als auch thermisch Kräfte auf den Formkern, so dass dieser einer erhöhten Bruchgefahr
ausgesetzt ist. Darüber hinaus ist es möglich, dass das in den Formhohlraum hineinragende
Ende des Formkerns nicht mehr zentrisch in dem Formhohlraum angeordnet ist, aufgrund
von bestimmten Materialtoleranzen oder aufgrund bestimmter wirkender Kräfte beispielsweise
Gravitationskräfte. Daraus würde eine Änderung der Wandstärke des Primärpackmittels
folgen. Ein solches Primarpackmittel müsste dann entsprechend aussortiert werden.
[0004] Ferner ist die Ausgestaltung des distalen Endes des Packmittels in vielerweise dadurch
eingeschränkt, da das Spritzgusswerkzeug, oder Formwerkzeug nur beschränkt ausgestaltet
werden kann.
[0005] Soll schließlich ein Spritzenkörper mit einem integrierten Stechmittel, wie beispielsweise
einer Kanüle einer Nadel, oder Ähnlichem hergestellt werden, ergibt sich bei den erwähnten
länglichen und/oder dünnen Spritzenkörpern die Schwierigkeit dieses Stechmittel entsprechend
präzise in dem Werkzeug zu platzieren.
[0006] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe ist demnach ein Verfahren beziehungsweise
eine Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils insbesondere eines
Primärpackmittels für medizinische Anwendungen durch ein Spritzgussverfahren bereitzustellen,
welches die eingangs genannten Probleme löst.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst von einem Verfahren zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
insbesondere eines Primärpackmittels für medizinische Anwendungen durch ein Spritzgussverfahren
umfassend folgende Verfahrensschritte:
- a) Bereitstellen einer ersten Werkzeugmatrize mit einem ersten Formhohlraum und einem
als Werkzeugpatrize ausgebildeten Formkern;
- b) Einbringen eines Formkerns in den ersten Formhohlraum, so dass eine erste Kavität
gebildet wird und der Formkern in axialer Richtung (X) über den Formhohlraum hinausragt,
wodurch der Formkern in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize und/oder mit einem
Aufnahmeelement gebracht wird;
- c) Einspritzen eines ersten Kunststoffmaterials in die erste Kavität, so dass ein
erster Abschnitt des Spritzgussteils gebildet wird;
- d) Transferieren des ersten Abschnitts des Spritzgussteils zu einer zweiten Kavität;
- e) Einspritzen eines zweiten Kunststoffmaterials in die zweite Kavität, so dass ein
zweiter Abschnitt direkt an dem ersten Abschnitt des Spritzgussteils angeformt wird.
[0008] Durch die Anwendung eines solchen Mehrkomponenten-Spritzgussverfahrens, ergibt sich
eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Ausgestaltung des zweiten Abschnitts des Spritzgussteils,
welcher beispielsweise den distalen Abschnitt eines Spritzenkörpers darstellt. Eine
solche Vielzahl wird durch das erneute Einspritzen eines zweiten Kunststoffmaterials
erreicht. Anforderungen, welche speziell auf den ersten Abschnitt des Spritzgussteils,
der beispielsweise den Behälter des Spritzenkörpers, in welchem das Medium aufzubewahren
ist und den proximalen Abschnitt des Spritzenkörpers, welcher beispielsweise einen
Fingerflansch umfassen kann betreffen, müssen somit für das Ausformen des zweiten
Abschnitts nicht mehr berücksichtigt werden, da dieser schon hergestellt ist.
[0009] Ferner kann durch das Hinausragen beziehungsweise den Wirkkontakt des Formkerns mit
der ersten Werkzeugmatrize und/oder dem Aufnahmeelement die Anordnung des Formkerns
stabilisiert werden. Dies ist insbesondere bei besonders langen und/oder dünnen Primarpackmitteln
vorteilhaft, da der Formkern entsprechend lang und/oder dünn ausgestaltet sein muss
und somit nicht eine ausreichende mechanische Stabilität aufweist.
[0010] Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der Formkern zylinderförmig
ausgebildet. Vorteilhafterweise wird der Formkern zentrisch in den ersten Formhohlraum
eingebracht, so dass ein Abstand zwischen einer Mantelfläche des Formkerns und einer
Innenwandfläche des ersten Formhohlraums eine Wandstärke des Spritzgussteils definieren.
Die erste Kavität ist demnach der Raum des ersten Formhohlraums, welcher nicht durch
den Formkern ausgefüllt wird.
[0011] Vorteilhafterweise ist der erste Formhohlraum zylinderförmig ausgebildet. Der erste
Formhohlraum weist dabei vorteilhafterweise eine erste axiale Öffnung und eine zweite
axiale Öffnung auf, wobei in Schritt b) der Formkern durch die erste axiale Öffnung
in den Formhohlraum eingebracht wird. Der Formkern tritt dann durch die zweite Öffnung
hindurch und ragt somit in seiner Endposition in axialer Richtung über den Formhohlraum
hinaus.
[0012] Vorzugsweise weist die erste Werkzeugmatrize an der zweiten axialen Öffnung des ersten
Formhohlraums eine Stirnwandung auf, welche sich in radialer Richtung nach innen erstreckt.
Bevorzugt liegt nach dem Einbringen des Formkerns diese Stirnwandung an dem Formkern
an, so dass die erste Kavität in axialer Richtung (X) durch diese Stirnwandung begrenzt
wird.
[0013] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist die erste Werkzeugmatrize an
der ersten axialen Öffnung des ersten Formhohlraums eine Stirnwandung auf, welche
sich in radialer Richtung nach innen erstreckt. Alternativ ist es auch möglich, dass
der Formkern entsprechend ausgestaltet ist, um die erste Kavität entsprechend abzuschließen.
[0014] Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung wird ein axialer Abschnitt der ersten
Kavität durch den Abstand zwischen einer Mantelfläche des Formkerns und einer Innenwandfläche
des ersten Formhohlraums gebildet. Darüber hinaus kann ein radialer Abschnitt der
ersten Kavität durch den Abstand zwischen einer Mantelfläche des Formkerns und der
ersten Werkzeugmatrize gebildet werden. Durch einen solchen radialen Abschnitt kann
beispielsweise ein Fingerflansch eines Spritzenkörpers durch das Einspritzen des ersten
Kunststoffs gebildet werden.
[0015] Nach einem weiteren bevorzugten Gedanken der Erfindung weist der Formkern einen ersten
Endabschnitt und einen zweiten Endabschnitt auf. Vorzugsweise sind die Endabschnitte
in axialer Richtung (X) gegenüberliegend. Der zweite Endabschnitt wird in Schritt
b) in den ersten Formhohlraum eingebracht. In der Endposition des Formkerns ragt dieser
zweite Endabschnitt in axialer Richtung (X) über den Formhohlraum hinaus, wobei die
Endposition diejenige Position ist, in der der Formkern sich beim Einspritzen des
ersten Kunststoffs befindet. Vorzugsweise wird der Formkern nur so weit in den ersten
Formhohlraum eingebracht, dass der erste Endabschnitt ebenso über den Formhohlraum
hinausragt. Demnach ragen vorteilhafterweise sowohl der erste als auch der zweite
Endabschnitt in axialer Richtung (X) über den ersten Formhohlraum hinaus. Bevorzugt
ist der zweite Endabschnitt in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize und/oder
mit dem Aufnahmeelement. Dies erfolgt sobald der Formkern sich in seiner Endposition
befindet. Unter der Endposition ist die Position zu verstehen, welche der Formkern
beim Einspritzen des ersten Kunststoffs einnimmt.
[0016] Nach einem weiteren vorteilhaften Gedanken der Erfindung ist der Wirkkontakt ein
Formschluss. Vorzugsweise erfolgt der Formschluss durch eine Aufnahme des Formkerns
in einer Aufnahmeausnehmung. Die Aufnahmeausnehmung ist weiter bevorzugt zentrisch
zu dem ersten Formhohlraum angeordnet. Die Aufnahmeausnehmung kann vorzugsweise in
der ersten Werkzeugmatrize und/oder in dem Aufnahmeelement angeordnet sein. Vorteilhafterweise
ist der erste Endabschnitt des Formkerns an einer Haltevorrichtung angeordnet, welche
mit der Aufnahmeausnehmung fluchtet. Es ist somit eine optimale Zentrierung des Formkerns
in dem ersten Formhohlraum ermöglicht, wodurch eine gleichmäßige Wandstärke des Spritzgussteils
gewährleistet wird.
[0017] Vorzugsweise wird das erste Kunststoffmaterial durch eine erste Einspritzdüse in
den ersten Formhohlraum eingespritzt. In der Regel ist die Einspritzdüse an einem
Ende der Kavität, also in etwa bei der ersten oder zweiten axialen Öffnung des Formhohlraums.
Die Einspritzung erfolgt demnach vorteilhafterweise in axialer Richtung (X). Dies
soll einen Formkernversatz verhindern, welcher durch den Einspritzdruck verursacht
wird. Durch die vorteilhafte beiderseitige Lagerung des Formkerns in der Aufnahmeausnehmung
und in der Haltevorrichtung kann die Einspritzdüse beliebig platziert werden, also
beispielsweise auch an einer Seitenwand des ersten Formhohlraums. Ein Formkernversatz
durch den Einspritzdruck wird durch die beiderseitige Lagerung effektiv verhindert.
[0018] Nach dem Einspritzen des ersten Kunststoffs in die erste Kavität, ist der erste Abschnitt
des Spritzgussteils auf dem Formkern angeordnet. Da ein vorbestimmter Überstandsbereich
des zweiten Endabschnitts des Formkerns über den ersten Formhohlraum hinausragte,
ist dieser nicht mit dem ersten Kunststoffmaterial bedeckt.
[0019] Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung ist der Wirkkontakt ein thermischer Kontakt.
Vorzugsweise erfolgt eine Temperierung des Formkerns sowohl über dessen ersten Endabschnitt
als auch dessen zweiten Endabschnitt. Nach dem Einspritzen des ersten oder zweiten
Kunststoffs in die jeweilige Kavität erstarrt das Spritzgussteil durch eine Abkühlung
der umgebenden Werkzeugteile, wie beispielsweise dem Formkern. Da bei besonders langen
und/oder dünnen Spritzgussteilen der Formkern ebenso bemessen sein muss, ist eine
Kühlung, welche lediglich von einer Seite auf den Formkern wirkt nicht ausreichend.
Durch den Wirkkontakt des zweiten Endabschnitts kann eine Temperierung oder Kühlung
sowohl von dem ersten Endabschnitt als auch von dem zweiten Endabschnitt des Formkerns
ausgehen. Eine entsprechende Temperiereinrichtung kann demnach bevorzugt in der ersten
Werkzeugmatrize und/oder mit dem Aufnahmeelement vorgesehen sein.
[0020] Das Spritzgussteil erfährt durch die Abkühlung einen entsprechenden Schwund, wodurch
sich dieses aus dem Formhohlraum entformt. Um zu vermeiden, dass das Spritzgussteil
auf dem Formkern aufschrumpft, kann vorzugsweise der Formkern entsprechend temperiert
werden, nachdem das Spritzgussteil erstarrt ist. Die Temperatur des Formkerns kann
erhöht oder gesenkt werden. Da das Spritzgussteil und der Formkern unterschiedliche
Ausdehnungskoeffizienten besitzen, entsteht vorteilhafterweise durch die Temperierung
ein entsprechender Entformungsspalt zwischen dem Formkern und dem Spritzgussteil.
[0021] Vorzugsweise kann die Temperierung des Formkerns induktiv, elektrisch oder mittels
eines Temperierfluids erfolgen. Ein Temperierfluid kann ein Gas, beispielsweise CO
2 oder eine Flüssigkeit, wie beispielsweise Wasser oder ein Öl sein.
[0022] Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung wird die zweite Kavität durch Einbringen
zumindest eines Abschnitts des Formkerns in eine zweite Werkzeugmatrize mit einem
zweiten Formhohlraum gebildet. Demnach wäre auch ein Bereitstellen einer zweiten Werkzeugmatrize
mit einem zweiten Formhohlraum als Verfahrensschritt vorteilhaft. Vorzugsweise wird
die zweite Kavität durch den Überstandsbereich des Formkerns und den zweiten Formhohlraum
gebildet.
[0023] Vorzugsweise wird der Formkern derart in den zweiten Formhohlraum eingebracht, dass
zumindest der Überstandsbereich des Formkerns und der vorbestimmte Bereich des ersten
Abschnitts sich im zweiten Formhohlraum befinden. Vorzugsweise liegt ein vorbestimmter
Bereich des ersten Abschnitts des Spritzgussteils an einer Innenfläche des zweiten
Formhohlraums an. Demnach würde das zweite Kunststoffmaterial in axialer Richtung
(X) im Anschluss an den ersten Abschnitt des Spritzgussteils direkt angeformt.
[0024] Alternativ wäre möglich, das ein vorbestimmter Bereich des ersten Abschnitts des
Spritzgussteils sich derart in der Kavität befindet, dass das zweite Kunststoffmaterial
sowohl in radialer Richtung (R) als auch in axialer Richtung (X) an dem vorbestimmten
Bereich beziehungsweise dem ersten Abschnitt des Spritzgussteils direkt angeformt
wird.
[0025] Der vorbestimmte Bereich des ersten Abschnitts des Spritzgussteils ist dabei vorteilhafterweise
derart gewählt, dass eine entsprechende Anformung des zweiten Abschnitts des Spritzgussteils
in der zweiten Kavität gewährleistet ist.
[0026] Es wäre jedoch auch denkbar, dass der Formkern entsprechend der Länge des ersten
Abschnitts in den zweiten Formhohlraum eingebracht wird, so dass der komplette erste
Abschnitt des Spritzgussteils sich in dem zweiten Formhohlraum befindet. In diesem
Fall würde vorteilhafterweise der erste Abschnitt des Spritzgussteils an einer Innenfläche
des zweiten Formhohlraums anliegen. Der zweite Abschnitt wird dann in axialer Richtung
(X) an den ersten Abschnitt direkt angeformt.
[0027] Vorteilhafterweise wird der Formkern zentrisch in den zweiten Formhohlraum eingebracht,
so dass ein Abstand zwischen einer Mantelfläche des Überstandsbereichs des Formkerns
und einer Innenwandfläche des zweiten Formhohlraums eine zweite Kavität beziehungsweise
die Wandstärke des zweiten Abschnitts des Spritzgussteils definieren. Das Temperierfluid
kann beispielsweise durch entsprechende Kanäle durch den Formkern geleitet werden.
[0028] Weiter bevorzugt ist der zweite Formhohlraum als ein Hohlzylinder ausgebildet, welcher
mit einer Stirnwandung abgeschlossen ist. Vorteilhafterweise ist die zweite Einspritzdüse
z in dieser Stirnwandung angeordnet. Die Erfindung ist jedoch nicht auf eine solche
Ausführung beschränkt. Die zweite Einspritzdüse kann beliebig platziert werden, beispielsweise
auch an einer Seitenwand des zweiten Formhohlraums angeordnet sein.
[0029] Vorzugsweise sind der erste Formhohlraum und der zweite Formhohlraum Teil des gleichen
Formwerkzeugs. Denkbar wäre aber auch, dass die beiden Formhohlräume jeweils Teil
eines separaten Formwerkzeuges sind. Das Transferieren des Spritzgussteils würde somit
auch einen Transfer in ein weiteres Formwerkzeug umfassen.
[0030] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist die zweite Kavität ein weiteres
Spritzgusswerkzeug auf. Vorzugsweise umfasst das weitere Spritzgusswerkzeug zwei relativ
zueinander verlagerbare Werkzeughälften, welche eine Ausnehmung aufweisen. Bevorzugt
bilden im geschlossenen Zustand des weiteren Spritzgusswerkzeugs, also wenn die Werkzeughälften
aneinander liegen, diese Ausnehmungen die zweite Kavität. Vorteilhafterweise ist weiterhin
eine Öffnung vorgesehen, durch welche ein Abschnitt des Formkerns und/oder ein vorgegebener
Bereich des ersten Abschnitts des Spritzgussteils in die zweite Kavität eingebracht
werden können. Durch eine derartige Ausgestaltung kann der zweite Abschnitt des Spritzgussteils
beliebig ausgestaltet werden.
[0031] Demnach kann das zweite Kunststoffmaterial lediglich in axialer Richtung (X) an dem
ersten Abschnitt des Spritzgussteils direkt angeformt werden. Es ist auch denkbar,
dass das zweite Kunststoffmaterial sowohl in radialer Richtung (R) als auch in axialer
Richtung (X) an dem vorbestimmten Bereich beziehungsweise dem ersten Abschnitt des
Spritzgussteils direkt angeformt wird.
[0032] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird in Schritt d) der erste Abschnitt
des Spritzgussteils mittels des Formkerns zu der zweiten Kavität transferiert. Vorzugsweise
wird hierbei der Überstandsbereich des zweiten Endabschnitts des Formkerns und/oder
ein vorbestimmter Bereich des ersten Abschnitts des Spritzgussteils in die zweite
Kavität eingeführt.
[0033] Vorzugsweise ist der erste Formhohlraum, der zweite Formhohlraum beziehungsweise
das weitere Spritzgusswerkzeug, in einem stationären Element des Formwerkzeuges angeordnet,
d. h. diese Elemente sind unbeweglich ausgebildet.
[0034] Vorzugsweise ist der Formkern mittels der Haltevorrichtung auf einem beweglichen
Element angeordnet, welches relativ zu dem stationären Element derart verlagerbar
ist, dass der Formkern senkrecht zur Öffnungsebene des ersten bzw. zweiten Formhohlraums
beziehungsweise der Öffnung in dem weiteren Spritzgusswerkzeug bewegt werden kann.
Das bewegliche Element wird vorzugsweise hydraulisch oder elektromechanisch angetrieben.
[0035] Es wäre dabei auch denkbar, mehrere erste beziehungsweise zweite Formhohlräume beziehungsweise
weitere Spritzgusswerkzeuge in dem stationären Element anzuordnen. Entsprechend wären
dann auch mehrere Formkerne an dem beweglichen vorgesehen. So können in einem Arbeitszyklus
mehrere Spritzgussteile hergestellt werden.
[0036] Nach einem weiteren vorteilhaften Gedanken der Erfindung wird vor Schritt d) der
Formkern zumindest abschnittsweise aus dem ersten Abschnitt des Spritzgussteils entfernt.
[0037] Der Formkern kann demnach komplett aus dem Spritzgussteils entfernt werden. Das Spritzgussteil
würde somit mittels einer weiteren Transfereinrichtung zu der zweiten Kavität transferiert.
[0038] Es ist jedoch auch denkbar, dass der Formkern nur abschnittsweise aus dem Spritzgussteil
entfernt wird. Vorteilhafterweise wird der Formkern soweit in das Spritzgussteil verlagert,
bis der Übergangsbereich vollständig in dem Spritzgussteil sich befindet oder dessen
zweites Ende mit dem entsprechenden Ende des ersten Abschnitts des Spritzgussteils
bündig abschließt. Der erste Abschnitt des Spritzgussteils kann demnach mittels des
Formkerns in den zweiten Formhohlraum eingebracht werden. Der Formkern ragt hierbei
jedoch nicht in den zweiten Formhohlraum, so dass auf diesen kein zweites Kunststoffmaterial
aufgespritzt werden kann.
[0039] Nach einem weiteren vorteilhaften Gedanken der Erfindung ist in der zweiten Kavität
ein Einlegeteil angeordnet, welches mit dem zweiten Kunststoff umspritzt wird. Vorzugsweise
ist das Einlegeteil ein metallisches Einlegeteil in Form eines Stechmittels. Ein Stechmittel
kann eine Nadel eine Kanüle oder Ähnliches sein. Somit können insbesondere Spritzenkörper
hergestellt werden, welche eine sogenannte "staked in"- Nadel aufweisen.
[0040] Vorzugsweise weist die zweite Kavität eine Haltevorrichtung für das Einlegeteil auf.
Eine solche Haltevorrichtung kann eine Klemmvorrichtung eine magnetische Haltevorrichtung
oder ähnliches sein.
[0041] Vorzugsweise wird das zweite Kunststoffmaterial durch eine zweite Einspritzdüse in
die zweite Kavität eingespritzt. Die zweite Einspritzdüse kann sowohl an einer radialen
als auch an einer axialen Seitenwand des zweiten Formhohlraums angeordnet sein.
[0042] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist in der zweiten Kavität ein Einlegeteil
angeordnet, welches mit einem Adapterelement versehen ist. Vorzugsweise wird das Adapterelement
mit dem zweiten Kunststoff umspritzt. Die Verwendung von derartigen Adapterelementen
oder auch Hubs genannt, ist vorteilhaft, wenn Nadeln mit einer sehr geringen Austrittsweite,
beispielsweise ophthalmische Nadeln verwendet werden sollen. Durch die geringen Abmessungen
der Nadel ist eine Halterung dieser in der zweiten Kavität schwierig. Dies kann beispielsweise
zu einer Beschädigung des Nadelschliffs führen. Durch das Vorsehen eines Adapterelements
an der Nadel kann eine Halterung über das Adapterelement erfolgen.
[0043] Das einzuspritzende Kunststoffmaterial wird bevorzugt in einer Plastifiziereinheit
plastifiziert. Eine solche Plastifiziereinheit umfasst unter anderem einen Plastifizierzylinder
mit einer Schnecke und Heizelemente. Das plastifizierte Kunststoffmaterial wird dann
vorzugsweise über einen Angusskanal der entsprechenden Kavität zugeführt.
[0044] Nach einem weiteren vorteilhaften Gedanken der Erfindung wird das erste Kunststoffmaterial
in die erste Kavität und/oder das zweite Kunststoffmaterial in die zweite Kavität
über jeweils einen Heißkanal eingespritzt. Das von der Plastifiziereinheit zu der
jeweiligen Einspritzdüse führende Angusssystem ist hierdurch vorteilhaft von dem Formwerkzeug
thermisch isoliert. Bei anderweitigen Angusssystemen erstarrt das Kunststoffmaterial
in dem Angusssystem. Der sogenannte Anguss muss dann von dem Formteil abgetrennt werden.
Dies erfordert zusätzliche Werkzeuge. Ferner muss das zusätzliche Kunststoffmaterial
entsorgt werden. Bei der Verwendung eines Heißkanals wird das Angusssystem auf einer
entsprechend hohen Temperatur gehalten, so dass der Anguss nicht erstarrt.
[0045] In der Einspritzphase wird dabei das plastifizierte Kunststoffmaterial über die erste
Einspritzdüse in die jeweilige Kavität unter einem hohen Druck in die Kavität eingespritzt.
Der Druck liegt dabei bevorzugt zwischen einem Wert von ca. 1 MPa und ca. 200 MPa.
Das plastifizierte Kunststoffmaterial hat bei dem Einspritzen vorzugsweise eine Temperatur
zwischen 100°C und 400°C. Die die Kavität bildenden Elemente haben jedoch eine geringere
Temperatur von vorzugsweise zwischen 80°C und 120°C. Bei Kontakt mit den vergleichsweise
kalten Wandbereichen der Kavitäten erstarrt der Kunststoff, bei Erreichen des Erstarrungspunkts
des jeweiligen Materials. Um eine möglichst homogene Verteilung des Kunststoffmaterials
in der Kavität zu gewährleisten, muss das Kunststoffmaterial entsprechend schnell
in die Kavität eingebracht werden. Die Einspritzgeschwindigkeit liegt vorzugsweise
zwischen 5 ccm/s und 40 ccm/s.
[0046] Nach dem Einspritzen wird bevorzugt ein Nachdruck in einem Bereich zwischen 10 MPa
und 50 MPa, weiter bevorzugt in einem Bereich zwischen 20 MPa und 40 MPa, besonders
bevorzugt bei ca. 30 MPa aufrechterhalten. Der Nachdruck dient zum Ausgleich einer
zu übermäßigen Schwindung, d. h. der thermisch bedingten Volumenreduktion des eingespritzten
Formteils.
[0047] Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung sind das erste und das zweite Kunststoffmaterial
die gleichen Kunststoffmaterialien. Alternativ sind das erste und das zweite Kunststoffmaterial
unterschiedliche Materialen, welche jedoch eine stoffschlüssige Verbindung eingehen.
[0048] Vorzugsweise sind das erste und/oder das zweite Kunststoffmaterial ein Polymer-Kunststoff,
bevorzugt aus einem Polyolefin, beispielsweise Polypropylen oder Polyethylen, besonders
bevorzugt aus einem Cyclo-Olefinen Polymer (COP) beziehungsweise aus einem Cyclo-Olefinen
Co-Polymer (COC). COC ist im Gegensatz zu den teilkristallinen Polyolefinen, wie Polyethylen
und Polypropylen, amorph und damit transparent. Derartige Kunststoffe zeichnen sich
dadurch aus, dass sie eine hervorragende Biokompatibilität, insbesondere Blutverträglichkeit
sowie eine äußerst geringe Wasseraufnahme/ Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen. Weiterhin
zeigen diese Kunststoffe keine Reaktion mit den üblichen zur Anwendung kommenden Medikamenten.
[0049] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird weiterhin durch eine Vorrichtung
zur Herstellung eines länglichen hohlförmigen Spritzgussteils insbesondere Primärpackmittels
für medizinische Anwendungen gelöst. Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst eine
erste Werkzeugmatrize mit einem ersten Formhohlraum und einem als Werkzeugpatrize
ausgebildeten Formkern, welcher einen ersten Endabschnitt und einen zweiten Endabschnitt
aufweist, wobei der Formkern in dem ersten Formhohlraum anordenbar ist, so dass sowohl
der erste als auch der zweite Endabschnitt in axialer Richtung (X) über den ersten
Formhohlraum hinausragen, wodurch der zweite Endabschnitt in Wirkkontakt mit der ersten
Werkzeugmatrize und/oder mit einem Aufnahmeelement steht.
[0050] Vorteilhafte weitere Ausführungsformen der Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen
Spritzgussteils entsprechen den vorteilhaften Ausführungsformen des Verfahrens zur
Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils.
[0051] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird weiterhin gelöst durch ein hohlförmiges
Spritzgussteil, insbesondere ein Primärpackmittel für medizinische Anwendungen, hergestellt
nach einem Verfahren zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils gemäß den
genannten vorteilhaften Ausführungsformen, vorzugsweise hergestellt in einer Vorrichtung
zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils gemäß den genannten Ausführungsformen.
[0052] Nach einer besonderen bevorzugten Ausführungsform ist das hohlförmige Spritzgussteil
ein Spritzenkörper. Vorzugsweise entspricht der erste Abschnitt des Spritzgussteils
im Wesentlichen dem Behälter für das Medium, welches in der Spritze aufzubewahren
ist. Vorteilhafterweise ist an dem Behälter ein Fingerflansch vorgesehen.
[0053] Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist der zweite Abschnitt des Spritzgussteils
ein konusförmiges Anschlusselement beispielsweise ein Luer-Konus.
[0054] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der zweite Abschnitt ein Stechmittel,
beispielsweise eine Nadel oder eine Kanüle angeordnet, welches von dem zweiten Kunststoff
umspritzt ist.
[0055] Weitere Vorteile, Ziele und Eigenschaften der vorliegenden Erfindung werden anhand
nachfolgender Beschreibung der anliegenden Figuren erläutert. Gleichartige Komponenten
können in den verschiedenen Ausführungsformen gleiche Bezugszeichen aufweisen.
[0056] In den Figuren zeigen:
- Fig. 1
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils;
- Fig. 2
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
nach einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 3
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
nach einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 4
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
nach einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 5
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
nach einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 6
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
nach einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 7
- eine Schnittdarstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils;
- Fig. 8
- eine Schnittdarstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils nach einer weiteren Ausführungsform.
[0057] In den Figuren 1 bis 6 ist ein Verfahren zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
(100, 100a) insbesondere eines Primärpackmittels für medizinische Anwendungen, sowie
eine entsprechende Vorrichtung (24) zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
(100, 100a) dargestellt. Das Verfahren umfasst umfassend folgende Verfahrensschritte:
- a) Bereitstellen einer ersten Werkzeugmatrize (1) mit einem ersten Formhohlraum (2)
und einem als Werkzeugpatrize ausgebildeten Formkern (3);
- b) Einbringen eines Formkerns (3) in den ersten Formhohlraum (2), so dass eine erste
Kavität (4) gebildet wird und der Formkern (3) in axialer Richtung (X) über den Formhohlraum
(2) hinausragt, wodurch der Formkern (3) in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize
(1) und/oder mit einem Aufnahmeelement (5) gebracht wird;
- c) Einspritzen eines ersten Kunststoffmaterials in die erste Kavität (4), so dass
ein erster Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100, 100a) gebildet wird;
- d) Transferieren des ersten Abschnitts (101) des Spritzgussteils (100, 100a) zu einer
zweiten Kavität (6);
- e) Einspritzen eines zweiten Kunststoffmaterials in die zweite Kavität (6), so dass
ein zweiter Abschnitt (102) direkt an dem ersten Abschnitt (101) des Spritzgussteils
(100, 100a) angeformt wird.
[0058] Die Vorrichtung (24) zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils (100, 100a),
insbesondere zur Herstellung mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12
umfasst eine erste Werkzeugmatrize (1) mit einem ersten Formhohlraum (2) und einem
als Werkzeugpatrize ausgebildeten Formkern (3), welcher einen ersten Endabschnitt
(10) und einen zweiten Endabschnitt (11) aufweist, wobei der Formkern (3) in dem ersten
Formhohlraum (2) anordenbar ist, so dass sowohl der erste (10) als auch der zweite
Endabschnitt (11) in axialer Richtung (X) über den ersten Formhohlraum (2) hinausragen,
wodurch der zweite Endabschnitt (11) in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize
(1) und/oder mit einem Aufnahmeelement (5) steht.
[0059] Der Formkern (3) ist zylinderförmig insbesondere kreisyzlinderförmig ausgebildet.
Wie aus den Figuren 1 bis 3 ersichtlich wird der Formkern (3) zentrisch ersten Formhohlraum
(2) der ersten Werkzeugmatrize (1) eingebracht.
[0060] Ein Abstand (7) zwischen einer Mantelfläche (8) des Formkerns (3) und einer Innenwandfläche
(9) des ersten Formhohlraums (2) definieren dabei eine Wandstärke (103) des Spritzgussteils
(101) nach dem Einspritzen des ersten Kunststoffmaterials. Dabei wird ein axialer
Abschnitt (4a) der ersten Kavität (4) den Abstand (7) zwischen einer Mantelfläche
(8) des Formkerns (3) und einer Innenwandfläche (9) des ersten Formhohlraums (3) gebildet.
[0061] Der erste Formhohlraum (2) weist eine erste axiale Öffnung (25) und eine zweite axiale
Öffnung (26) auf. In Schritt b) wird der Formkern (3) durch die erste axiale Öffnung
(25) in den Formhohlraum (2) eingebracht. In seiner Endposition, d. h. in der Position,
in der das Einspritzen des ersten Kunststoffmaterials erfolgt, ragt der zweite Endabschnitt
(11) des Formkerns (3) durch die zweite axiale Öffnung (26) hindurch. Dieser aus dem
Formhohlraum (2) hinausragende vorbestimmte Überstandsbereich (27) des zweiten Endabschnitts
(11) des Formkerns (3) wird somit beim Einspritzen des ersten Kunststoffmaterials
nicht durch diesen bedeckt.
[0062] Die erste Werkzeugmatrize (1) weist dazu an der zweiten axialen Öffnung (26) des
ersten Formhohlraums (2) eine Stirnwandung (28) auf, welche sich in radialer Richtung
(R) nach Innen erstreckt. Diese Stirnwandung (28) liegt nach dem Einbringen des Formkerns
(3) an diesem an, so dass der Formhohlraum (2) in axialer Richtung (X) abgeschlossen
ist. In der Ausführungsform nach Figur 3 weist die erste Werkzeugmatrize (1) sowohl
an der zweiten axialen Öffnung (26) des ersten Formhohlraums (2) eine Stirnwandung
(28) als auch an der ersten Öffnung (25) des ersten Formhohlraums (2) eine Stirnwandung
(29) auf, welche sich in radialer Richtung (R) nach Innen erstrecken. Diese Stirnwandungen
(28, 29) liegen nach dem Einbringen des Formkerns (3) an diesem an, so dass der Formhohlraum
(2) abgeschlossen ist.
[0063] Darüber hinaus kann ein radialer Abschnitt (4b) der ersten Kavität (4) durch den
Abstand (7) zwischen einer Mantelfläche (8) des Formkerns (3) und der ersten Werkzeugmatrize
(1) gebildet werden. Der radiale Abschnitt (4b) der ersten Kavität (4) kann jedoch
auch gänzlich oder teilweise durch eine Stirnwandung (29) abgeschlossen werden, wie
beispielsweise in Figur 2 gezeigt. Durch einen solchen radialen Abschnitt (4b) kann
ein Fingerflansch (109) eines Spritzenkörpers (100a) gebildet werden.
[0064] Der Wirkkontakt des Formkerns (3) mit der ersten Werkzeugmatrize (1) und/oder mit
dem Aufnahmeelement (5) ist ein Formschluss. Dieser Formschluss erfolgt durch eine
Aufnahme des Formkerns (3) in einer Aufnahmeausnehmung (12). Diese Aufnahmeausnehmung
(12) ist zentrisch zu dem ersten Formhohlraum (2) angeordnet. Nach der Ausführungsform
gemäß den Figuren 1 und 3 kann diese Aufnahmeausnehmung (12) in der ersten Werkzeugmatrize
(1) angeordnet sein. Figur 2 zeigt eine Ausführungsform, in welcher die Aufnahmeausnehmung
(12) in dem Aufnahmeelement (5) angeordnet ist.
[0065] Der erste Endabschnitt (10) des Formkerns (3) ist an einer Haltevorrichtung (30)
angeordnet, welche mit der Aufnahmeausnehmung der ersten Werkzeugmatrize (1) und/oder
mit dem Aufnahmeelement (5) fluchtet. Es ist somit eine optimale Zentrierung des Formkerns
(3) in dem ersten Formhohlraum (2) ermöglicht, wodurch eine gleichmäßige Wandstärke
(103) des Spritzgussteils (100, 100a) gewährleistet ist.
[0066] Ferner ist der Wirkkontakt ein thermischer Kontakt. Die Temperierung des Formkerns
(3) kann somit sowohl über dessen ersten Endabschnitt (10) als auch dessen zweiten
Endabschnitt (11) erfolgen, wobei die Temperierung des Formkerns (3) induktiv, elektrisch
oder mittels eines Temperierfluids erfolgen kann.
[0067] Die zweite Kavität (6) kann durch Einbringen zumindest eines Abschnitts des Formkerns
(3) in eine zweite Werkzeugmatrize (13) mit einem zweiten Formhohlraum (14) gebildet
werden. Dies ist beispielsweise in den Figuren 4 und 5 gezeigt. Hier wird der Überstandsbereich
(27) des Formkerns (3) und in den zweiten Formhohlraum eingebracht, wodurch die zweite
Kavität (6) gebildet wird. Es ist jedoch auch denkbar, dass ein vorbestimmter Bereich
des ersten Abschnitts (101) des Spritzgussteils (100) in den zweiten Formhohlraum
(14) eingebracht wird. Dabei wird in radialer Richtung und/oder in axialer Richtung
der zweite Abschnitt (102) des Spritzgussteils (100) an den ersten direkt angeformt.
[0068] Es wäre jedoch auch denkbar, dass der Formkern (3) entsprechend der Länge des ersten
Abschnitts (101) in den zweiten Formhohlraum (14) eingebracht wird, so dass der komplette
erste Abschnitt (101) sich in dem zweiten Formhohlraum (14) befindet. In diesem Fall
würde vorteilhafterweise der erste Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100) an einer
Innenfläche (31) des zweiten Formhohlraums (14) anliegen.
[0069] Der Formkern (3) wird zentrisch in den zweiten Formhohlraum (14) eingebracht. Ein
Abstand (32) zwischen einer Mantelfläche (8) des Überstandsbereichs (27) des Formkerns
(3) und einer Innenwandfläche (32) des zweiten Formhohlraums (14) definiert die zweite
Kavität (6) beziehungsweise die Wandstärke des zweiten Abschnitts (102) des Spritzgussteils
(100). Der zweite Formhohlraum (14) kann als ein Hohlzylinder ausgebildet sein, welcher
mit einer Stirnwandung abgeschlossen sein kann.
[0070] Gemäß der Ausführungsform nach Figur 6 ist die zweite Kavität (6) in einem weiteren
Spritzgusswerkzeug (15) angeordnet. Das weitere Spritzgusswerkzeug (15) umfasst zwei
relativ zueinander verlagerbare Werkzeughälften (16, 17), welche eine Ausnehmung (16a,
17a) aufweisen, wobei im geschlossenen Zustand des weiteren Spritzgusswerkzeugs (15)
diese Ausnehmungen (16a, 17a) die zweite Kavität (6) bilden. In dem weiteren Spritzgusswerkzeug
(15) ist eine Öffnung (18) vorgesehen, durch welche ein Abschnitt des Formkerns (3)
und/oder ein vorgegebener Bereich des ersten Abschnitts (101) des Spritzgussteils
(100, 100a) in die zweite Kavität (6) eingebracht werden können.
[0071] Der erste Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100) kann mittels des Formkerns (3)
zu der zweiten Kavität (6) transferiert werden oder mittels einer weiteren Transportvorrichtung,
beispielsweise eines Greifelements. Es ist auch denkbar, dass vor Schritt d) der Formkern
(3) zumindest abschnittsweise aus dem ersten Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100,
100a) entfernt wird.
[0072] Nach den Ausführungsformen gemäß den Figuren 4 und 5 ist in der zweiten Kavität (6)
ein Einlegeteil (19, 19a) angeordnet ist, welches mit dem zweiten Kunststoff umspritzt
wird, wobei das Einlegeteil (19, 19a) ein metallisches Einlegeteil in Form eines Stechmittels
(19a) ist. Das Einlegeteil (19, 19a) kann durch eine Haltevorrichtung (34) in der
zweiten Kavität (6) fixiert werden.
[0073] Denkbar ist auch, dass in der zweiten Kavität (6) ein Einlegeteil (19, 19a) angeordnet
ist, welches mit einem Adapterelement (20) versehen ist, wobei das Adapterelement
(20) mit dem zweiten Kunststoff umspritzt wird.
[0074] Das erste Kunststoffmaterial wird über eine erste Einspritzdüse (21) in die erste
Kavität (4) eingespritzt. Das zweite Kunststoffmaterial wird über eine Einspritzdüse
(23) in die zweite Kavität (6) eingespritzt. Das jeweilig Kunststoffmaterial wird
über einen Heißkanal (22) der ersten (21) und zweiten Einspritzdüse (23) zugeführt.
[0075] In den Figuren 7 und 8 ist ein durch das Verfahren beziehungsweise unter Verwendung
der Vorrichtung (24) hergestelltes Spritzgussteil (100) dargestellt. Ein solches Spritzgussteil
(100) ist ein Spritzenkörper (100a). Der Spritzenkörper weist ein konusförmiges Anschlusselement
(104) auf, welches als Luer-Konus ausgestaltet sein kann. Das konusförmige Anschlusselement
(104) entspricht dem zweiten Abschnitt (102) des Spritzgussteils (100, 104). Das Anschlusselement
(104) weist eine Ausgangsöffnung (105) auf, welche mit dem Behälter (108) für das
Medium der Spritze verbunden ist. Der erste Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100,
104) entspricht im Wesentlichen dem Behälter für das Medium der Spritze. An dem Behälter
(108) ist ein Fingerflansch (109) vorgesehen.
[0076] Der zweite Abschnitt (102) des Spritzgussteils (100, 104) kann lediglich dem Anschlusselement
(104) entsprechen. Er kann jedoch auch zusätzlich einen Abschnitt des Behälters (108)
umfassen.
[0077] In Figur 7 ist weiterhin eine Ausführungsform dargestellt, in welcher der Spritzenkörper
(100a) mit einem Stechmittel (19a), beispielsweise eine Nadel oder eine Kanüle ausgestattet
ist.
[0078] Der zweite Abschnitt (102) des Spritzgussteils (100, 104) kann lediglich dem Anschlusselement
(104) mit dem Stechmittel entsprechen. Er kann jedoch auch zusätzlich einen Abschnitt
des Behälters (108) umfassen.
[0079] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der zweite Abschnitt ein Stechmittel,
beispielsweise eine Nadel oder eine Kanüle angeordnet, welches von dem zweiten Kunststoff
umspritzt ist.
[0080] Sämtliche in den Anmeldungsunterlagen offenbarten Merkmale werden als erfindungswesentlich
beansprucht, sofern sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik
neu sind.
Bezugszeichenliste
[0081]
- 1
- erste Werkzeugmatrize
- 2
- erster Formhohlraum
- 3
- Formkern
- 4
- erste Kavität
- 4a
- axialer Abschnitt der ersten Kavität
- 4b
- radialer Abschnitt der ersten Kavität
- 5
- Aufnahmeelement
- 6
- zweite Kavität
- 7
- Abstand
- 8
- Mantelfläche des Formkerns
- 9
- Innenwandfläche des Formhohlraums
- 10
- erster Endabschnitt des Formkerns
- 11
- zweiter Endabschnitt des Formkerns
- 12
- Aufnahmemulde
- 13
- zweite Werkzeugmatrize
- 14
- zweiter Formhohlraum
- 15
- weiteres Spritzgusswerkzeug
- 16
- Werkzeughälfte
- 16a
- Ausnehmung in der Werkzeughälfte
- 17
- Werkzeughälfte
- 17a
- Ausnehmung in der Werkzeughälfte
- 18
- Öffnung
- 19
- Einlegeteil
- 19a
- Stechmittel
- 20
- Adapterelement
- 21
- erste Einspritzdüse
- 22
- Heißkanal
- 23
- zweite Einspritzdüse
- 24
- Vorrichtung zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils
- 25
- erste axiale Öffnung des ersten Formhohlraums
- 26
- zweite axiale Öffnung des ersten Formhohlraums
- 27
- Überstandsbereich des zweiten Endabschnitts des Formkerns
- 28
- Stirnwandung
- 29
- Stirnwandung
- 30
- Haltevorrichtung
- 31
- Innenfläche des zweiten Formhohlraums
- 32
- Abstand
- 33
- Innenwandfläche des zweiten Formhohlraums
- 34
- Haltevorrichtung
- 100
- Spritzgussteil
- 100a
- Spritzenkörper
- 101
- erster Abschnitt des Spritzgussteils
- 102
- zweiter Abschnitt des Spritzgussteils
- 103
- Wandstärke des Spritzgussteils
- 104
- Anschlusselement
- 105
- Ausgangsöffnung
- 108
- Behälter für das Medium der Spritze
- 109
- Fingerflansch
- X
- axialen Richtung
- R
- radiale Richtung
1. Verfahren zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils (100, 100a) in Form eines
Primärpackmittels für medizinische Anwendungen durch ein Spritzgussverfahren umfassend
folgende Verfahrensschritte:
a) Bereitstellen einer ersten Werkzeugmatrize (1) mit einem ersten Formhohlraum (2)
und einem als Werkzeugpatrize ausgebildeten Formkern (3);
b) Einbringen eines Formkerns (3) in den ersten Formhohlraum (2), so dass eine erste
Kavität (4) gebildet wird und der Formkern (3) in axialer Richtung (X) über den Formhohlraum
(2) hinausragt, wodurch der Formkern (3) in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize
(1) und/oder mit einem Aufnahmeelement (5) gebracht wird;
c) Einspritzen eines ersten Kunststoffmaterials in die erste Kavität (4), so dass
ein erster Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100, 100a) gebildet wird;
d) Transferieren des ersten Abschnitts (101) des Spritzgussteils (100, 100a) zu einer
zweiten Kavität (6);
e) Einspritzen eines zweiten Kunststoffmaterials in die zweite Kavität (6), so dass
ein zweiter Abschnitt (102) direkt an dem ersten Abschnitt (101) des Spritzgussteils
(100, 100a) angeformt wird, wodurch der erste Abschnitt (101) und der zweite Abschnitt
(102) das hohlförmige Primärpackmittel in Form eines Spritzenkörpers, eines Vials,
einer Ampulle oder eines medizinischen Containers ausbilden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Formkern (3) zylinderförmig ausgebildet ist und zentrisch in den ersten Formhohlraum
(21) eingebracht wird, so dass ein Abstand (7) zwischen einer Mantelfläche (8) des
Formkerns (3) und einer Innenwandfläche (9) des ersten Formhohlraums (2) eine Wandstärke
(103) des Spritzgussteils (100, 100a) definieren.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Formkern (3) einen ersten Endabschnitt (10) und einen zweiten Endabschnitt (11)
aufweist, wobei sowohl der erste (10) als auch der zweite Endabschnitt (11) in axialer
Richtung (X) über den ersten Formhohlraum (2) hinausragen, wobei der zweite Endabschnitt
(11) in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize (1) und/oder mit dem Aufnahmeelement
(5) steht.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Wirkkontakt ein Formschluss ist, wobei der Formschluss durch eine Aufnahme des
Formkerns (3) in einer Aufnahmemulde (12) erfolgt, wobei die Aufnahmemulde (12) zentrisch
zu dem ersten Formhohlraum (2) angeordnet ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Wirkkontakt ein thermischer Kontakt ist, wobei eine Temperierung des Formkerns
(3) sowohl über dessen ersten Endabschnitt (10) als auch dessen zweiten Endabschnitt
(11) erfolgt, wobei die Temperierung des Formkerns (3) induktiv, elektrisch oder mittels
eines Temperierfluids erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweite Kavität (6) durch Einbringen zumindest eines Abschnitts des Formkerns (3)
in eine zweite Werkzeugmatrize (13) mit einem zweiten Formhohlraum (14) gebildet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein weiteres Spritzgusswerkzeug (15) die zweite Kavität (6) aufweist, wobei das weitere
Spritzgusswerkzeug (15) zwei relativ zueinander verlagerbare Werkzeughälften (16,
17) umfasst, welche eine Ausnehmung (16a, 17a) aufweisen, wobei im geschlossenen Zu-stand
des weiteren Spritzgusswerkzeugs (15) diese Ausnehmungen (16a, 17a) die zweite Kavität
(6) bilden, wobei eine Öffnung (18) vorgesehen ist, durch welche ein Abschnitt des
Formkerns (3) und/oder ein vorgegebener Bereich des ersten Abschnitts (101) des Spritzgussteils
(100, 100a) in die zweite Kavität (6) eingebracht werden können.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
in Schritt d) der erste Abschnitt (101) des Spritzgussteils (100) mittels des Formkerns
(3) zu der zweiten Kavität (6) transferiert wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
vor Schritt d) der Formkern (3) zumindest abschnittsweise aus dem ersten Ab-schnitt
(101) des Spritzgussteils (100, 100a) entfernt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der zweiten Kavität (6) ein Einlegeteil (19, 19a) angeordnet ist, welches mit dem
zweiten Kunststoff umspritzt wird, wobei das Einlegeteil (19, 19a) ein metallisches
Einlegeteil in Form eines Stechmittels (19a) ist.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der zweiten Kavität (6) ein Einlegeteil (19, 19a) angeordnet ist, welches mit einem
Adapterelement (20) versehen ist, welches mit dem zweiten Kunststoff umspritzt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das erste Kunststoffmaterial in die erste Kavität (4) und/oder das zweite Kunststoffmaterial
in die zweite Kavität (6) über jeweils einen Heißkanal (22) eingespritzt wird.
13. Vorrichtung (24) zur Herstellung eines hohlförmigen Spritzgussteils (100, 100a), insbesondere
zur Herstellung mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12 um-fassend eine
erste Werkzeugmatrize (1) mit einem ersten Formhohlraum (2) und einem als Werkzeugpatrize
ausgebildeten Formkern (3), welcher einen ersten Endabschnitt (10) und einen zweiten
Endabschnitt (11) aufweist, wobei der Formkern (3) in dem ersten Formhohlraum (2)
anordenbar ist, so dass sowohl der erste (10) als auch der zweite Endabschnitt (11)
in axialer Richtung (X) über den ersten Formhohlraum (2) hinausragen, wodurch der
zweite Endabschnitt (11) in Wirkkontakt mit der ersten Werkzeugmatrize (1) und/oder
mit einem Aufnahmeelement (5) steht.
14. Hohlförmiges Spritzgussteil (100, 100a) insbesondere ein Primärpackmittel für medizinische
Anwendungen hergestellt nach einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12, vorzugsweise
in einer Vorrichtung (24) nach Anspruch 13.