[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen eines metallischen Produkts
nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, und eine Stranggießanlage nach dem Oberbegriff
von Anspruch 10.
[0002] Bei der Herstellung von metallischen Produkten in einer Stranggießanlage wird das
flüssige Metall kontinuierlich in einer Kokille vergossen, wobei sich dort eine erste
Strangschale ausbildet. In der Regel tritt der Strang nach unten aus der Kokille aus,
wobei der Strang anschließend entlang einer stützenden Strangführung transportiert
wird. Nach dem Austreten aus der stützenden Strangführung wird der Strang dann entlang
einer weiteren Strangführung mit einem Richtbereich bewegt, durch den der Strang in
die horizontale Richtung umgelenkt wird. Im Anschluss hieran können entlang der Strangführung
weitere Bearbeitungsstationen für den Strang, oder daraus gebildeter Teilprodukte,
vorgesehen sein, zum Beispiel in Form von Walzwerken, durch die der Strang hindurchgeleitet
wird.
[0003] Beim Stranggießprozess ist von großer Bedeutung, dass der Strang bereits innerhalb
der stützenden Strangführung vollkommen erhärtet bzw. durcherstarrt, um das Ausbrechen
des flüssigen Metallkernes zu verhindern und die weitere Bearbeitung des Strangs zu
ermöglichen. Zu diesem Zweck werden die Kühlleistung im Bereich der stützenden Strangführung
als auch die Gießgeschwindigkeit, derart eingestellt, dass bei einem optimalen Betriebsablauf
sich die Sumpfspitze des Strangs stets vor bzw. stromaufwärts des letzten Stützrollen-Paars
am Ende der stützenden Strangführung befindet.
[0004] Falls beim Stranggießprozess, z.B. in Folge einer zu hohen Gießgeschwindigkeit, die
Sumpfspitze des Stranges hinter bzw. stromabwärts des letzten Stützrollen-Paars der
stützenden Strangführung liegt und somit aus der stützenden Strangführung "herausgewandert"
ist, tritt das Problem auf, dass der Strang ausbauchen kann, weil nun dem hydrostatischen
Druck der flüssigen Schmelze ein Gegendruck durch ein Stützrollenpaar-Paar fehlt.
Hierdurch können sich während der Bewegung des Stranges in einem nicht Bereich der
Strangführung, der nicht zur Stützung des Stranges beiträgt und sich - in einer Förderrichtung
des Strangs gesehen - stromabwärts von der stützenden Strangführung befindet, durch
eine Dickenzunahme des Strangs Beulen entwickeln.
[0005] Nach dem Stand der Technik ist es aus
DE 1 558 345 A bekannt, im kontinuierlichen Stranggussverfahren Beulen auf nicht gestützten Bereichen
von Metallsträngen abzufühlen bzw. abzutasten, nämlich durch Verwendung von mechanischen
Fühlern mit drehbaren und hitzebeständigen Rädern, die auf den Breitseiten des sich
bewegenden Stranges abrollen. Indem diese mechanischen Fühler hin- und herbewegbar
sind, in einer Richtung senkrecht zur Förderrichtung des Stranges, können Beulen abgetastet
werden, die sich beim Ausbauchen des Stranges an mindestens einer Breitseite davon
bilden. Für diesen Fall kann vorgesehen sein, die Gießgeschwindigkeit zu ändern oder
die Wassermenge, die im Bereich der stützenden Strangführung auf den bewegten Strang
gespritzt wird, zu verstellen.
[0006] Das Messprinzip gemäß
DE 1 558 345 A, mit dem an der Oberfläche eines sich bewegenden Stranges nach dem Austreten aus
einer stützenden Strangführung Beulen bzw. eine Dickenzunahme in mechanischer Weise
mit einer berührenden Messrolle ermittelt wird, unterliegt diversen Nachteilen, z.B.
einer Abnutzung der Räder der mechanischen Fühler wegen der hohen Temperaturen des
Strangs. Des Weiteren können sich Messfehler ergeben, wenn diese Räder nicht sauber
auf den Breitseiten des Stranges abrollen.
[0007] Nach dem Stand der Technik ist es ferner bekannt, eine Dickenmessung des Strangs
durch Verwendung von Laserstrahlen durchzuführen. Jedoch unterliegt ein solches optisches
Verfahren dem Nachteil, dass Wasserdampf, der sich in der Messumgebung wegen der Kühlung
des Stranges mit Wasser bilden kann, dann die Laserstrahlen entweder blockiert oder
zumindest ablenkt, was zu verfälschten Messergebnissen führt. Des Weiteren unterliegt
der Einsatz von Laserstrahlen ebenfalls dem Nachteil einer möglichen Verschmutzung
der Apertur.
[0008] Beim Stranggießprozess wird die Position der Sumpfspitze des Stranges in der Regel
mit mathematisch-physikalischen Modellen überwacht. Dennoch gibt es Gründe dafür,
dass die Sumpfspitze den Bereich der stützenden Strangführung verlässt bzw. daraus
herausläuft. Diese Gründe können sein:
- eine Überhitzung, die im tatsächlichen Gießprozess höher ist als dem mathematisch-physikalischen
Modell zugeführt wurde,
- zu große Maulweiten der Segmente der stützenden Strangführung, die im tatsächlichen
Gießprozess höher sind als dem mathematisch-physikalischen Modell zugeführt wurde,
- reduzierte Sekundärkühlung, die im tatsächlichen Gießprozess geringer ist als dem
mathematisch-physikalischen Modell zugeführt wurde,
- geänderte chemische Zusammensetzung des Werkstoffs, aus dem der Strang vergossen wird,
wobei diese geänderte chemischen Zusammensetzung dem mathematisch-physikalischen Modell
nicht zugeführt wurde, und/oder
- Modellfehler in dem mathematisch-physikalischen Modell.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Stranggießen eines metallischen Produkts
hinsichtlich einer Qualitätsverbesserung zu optimieren und gleichzeitig die Betriebssicherheit
zu erhöhen.
[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 und durch eine Stranggießanlage
mit den Merkmalen von Anspruch 10 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
[0011] Ein Verfahren nach der vorliegenden Erfindung dient zum Herstellen eines metallischen
Produkts. Hierbei tritt in einer Stranggießanlage ein Strang des metallischen Produkts
kontinuierlich aus einer Kokille insbesondere senkrecht nach unten aus und wird anschließend
entlang einer stützenden Strangführung in einer Förderrichtung transportiert, wobei
der Strang in einem Richtbereich in die horizontale Richtung umgelenkt wird. Bei diesem
Verfahren wird in einem Schritt (i) eine Dicke des Strangs durch eine Radar-Messeinrichtung
an einer Messposition gemessen, wo der Strang die stützende Strangführung unmittelbar
verlässt, und anschließend in einem Schritt (ii) die gemessene Strangdicke mit einem
ersten vorbestimmten Vergleichswert verglichen. Hiernach wird dann in einem Schritt
(iii), falls die gemessene Strangdicke größer ist als der erste vorbestimmte Vergleichswert,
zumindest ein Gießparameter derart verändert, dass die Sumpfspitze des Strangs in
Richtung der Kokille wandert.
[0012] In gleicher Weise sieht die Erfindung eine Stranggießanlage zur Herstellung eines
metallischen Produkts vor. Eine solche Anlage umfasst eine Kokille, und eine sich
an die Kokille anschließende stützende Strangführung, entlang der ein aus der Kokille
insbesondere senkrecht nach unten austretender Strang in einer Förderrichtung transportiert
werden kann. Im Anschluss an die stützende Strangführung ist eine weitere Strangführung
mit einem Richtbereich vorgesehen, durch den der Strang in die horizontale Richtung
umgelenkt werden kann. Des Weiteren sind eine Radar-Messeinrichtung, mit der eine
Dicke des Strangs an einer unmittelbar am Ende der stützenden Strangführung liegenden
Messposition gemessen werden kann, und eine mit der Radar-Messeinrichtung signaltechnisch
verbundene Steuereinrichtung mit einer Recheneinheit vorgesehen, mit der die gemessene
Strangdicke mit einem ersten vorbestimmten Vergleichswert verglichen werden kann.
Die Steuereinrichtung ist programmtechnisch derart eingerichtet, dass, falls die gemessene
Strangdicke größer ist als der erste vorbestimmte Vergleichswert ist, dann ein Steuersignal
werden kann, mit dem zumindest ein Gießparameter derart verändert wird, dass die Sumpfspitze
des Strangs in Richtung der Kokille wandert.
[0013] Der Erfindung liegt die wesentliche Erkenntnis zugrunde, dass die Vermessung einer
Dicke des Strangs an einer Messposition, wo der Strang die stützende Strangführung
unmittelbar verlässt, mittels Radartechnologie durchgeführt wird. Zu diesem Zweck
ist eine Radar-Messeinrichtung unmittelbar am Ende der stützenden Strangführung angeordnet,
nämlich dort, wo der Strang aus der stützenden Strangführung austritt. Die Radar-Messtechnik
hat im Vergleich zu den eingangs genannten Messmethoden nach dem Stand der Technik
die Vorteile, dass eine Temperaturstrahlung im nahen IR-Bereich, die vom heißen Strang
ausgeht, die Radarmessung nicht beeinflusst, und dass in der Messumgebung Wasserdampf,
der aus der Strangkühlung mittels Wasser entsteht, ohne Verfälschung der Messung von
den Radarstrahlen bis zum Strang durchdrungen wird. Darüber hinaus ist eine Radarmessung
gegenüber einer optischen Messung mittels Laser als auch einer mechanischen Messung
mittels einer berührenden Messrolle unempfindlich(er) gegenüber einer Verschmutzung.
[0014] Hinsichtlich der Positionierung der Radar-Messeinrichtung in der Stranggießanlage
empfiehlt sich, dass hierbei ein relativ großer Abstand zum heißen Strang eingehalten
wird. Dies ist dank der berührungslosen Radarmessung möglich. Durch einen solch ausreichend
großen Abstand der Radar-Messeinrichtung von dem heißen Strang ist ein guter Schutz
der Radarelektronik gegenüber der dem Strang ausgehenden Strahlungshitze gewährleistet.
[0015] Eine Anordnung der Radar-Messeinrichtung relativ zu der stützenden Strangführung
und dem daraus austretenden Strang erfolgt derart, dass die Radarstrahlen bzw. -wellen
im Wesentlichen senkrecht auf eine Oberfläche des Strangs, nämlich auf dessen Breitseite(n)
gerichtet sind. In dieser Weise werden die Radarstrahlen durch die Radar-Messeinrichtung
senkrecht auf die Oberfläche von zumindest einer Breitseite des Strangs gerichtet
bzw. gesendet.
[0016] In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung werden die Radarstrahlen ausgehend von
der Radar-Messeinrichtung von beiden Seiten des Strangs her senkrecht auf dessen Breitseiten
gerichtet. Dies gewährleistet eine gleichmäßige und lückenlose Messung der Dicke des
Strangs, unmittelbar nachdem dieser aus der stützenden Strangführung ausgetreten ist,
in Verbindung mit einer Erkennung von möglichen "Beulen" an den Oberflächen der Breitseiten.
Eine solche Überwachung des Strangs von beiden Seiten her kann dadurch erreicht werden,
dass die Radar-Messeinrichtung separate Sende-/Empfangsmodule aufweist, die beiderseits
der Breitseiten des Strangs angeordnet sind und ihre Radarstrahlen bzw. -wellen im
Wesentlichen senkrecht auf die Breitseiten des Strangs aussenden. Ergänzend und/oder
alternativ hierzu kann die Radar-Messeinrichtung auch separate Parabol-Elemente, die
beiderseits der Breitseiten des Strangs angeordnet sind und die Radarstrahlen im Wesentlichen
senkrecht auf die Breitseiten des Strangs ausrichten. Durch eine solche Umlenkung
der Radarstrahlen mittels der Parabol-Elemente kann die eigentliche Radar-Messeinrichtung,
mit ihrer empfindlichen Sende-/Empfangseinheit, in einer ausreichenden Entfernung
von dem heißen Strang und damit in Verbindung stehenden Komponenten der Stranggießanlage
positioniert werden.
[0017] Ein weiter verbesserter Schutz der Radar-Messeinrichtung gegenüber den hohen Temperaturen
des Strangs kann durch thermische Isolationsschichten erreicht werden, in denen die
Radar-Messeinrichtung gekapselt aufgenommen ist. Dies ist deshalb möglich, weil Radarstrahlen
solchen dielektrischen Materialien in Form er thermischen Isolationsschichten durchdringen.
[0018] Ein wichtiges Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens, und in gleicher Weise einer
programmtechnisch entsprechend eingerichteten Steuereinrichtung der erfindungsgemäßen
Stranggießanlage, besteht darin, dass für den Fall, sollte die von der Radar-Messeinrichtung
gemessene Strangdicke größer sein als der erste vorbestimmte Vergleichswert, dann
zumindest ein Gießparameter in der Weise verändert wird, dass die Sumpfspitze des
Strangs in Richtung der Kokille wandert.
[0019] Dies bedeutet, dass sich durch die geeignete Veränderung von zumindest einem Gießparameter
dann die Sumpfspitze - in Förderrichtung des Strangs gesehen - stromaufwärts verlagert,
und dadurch zurück in die stützende Strangführung hinein "wandert". Die besagte Veränderung
von zumindest einem Gießparameter besteht zweckmäßigerweise darin, dass die Gießgeschwindigkeit
reduziert wird, jedoch dabei nicht kleiner als eine minimalen Gießgeschwindigkeit
eingestellt wird, bei der sich die Sumpfspitze des Strangs unterhalb von
LiquidCoreReduction (LCR-) Segmenten der gestützen Strangführung befindet. Ergänzend und/oder alternativ
kann im Zuge der Veränderung von zumindest einem Gießparameter auch die Kühlleistung
im Bereich der stützenden Strangführung vergrößert werden.
[0020] Im Sinne der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei dem ersten vorbestimmten
Vergleichswert, mit dem in Schritt (ii) die von der Radar-Messeinrichtung gemessene
Strangdicke verglichen wird, um einen Abstand der beiden letzten Stützrollen am Ende
der stützenden Strangführung, d.h. an deren Austrittsbereich, wo der bewegte Strang
die stützende Strangführung verlässt. Diesbezüglich darf gesondert darauf hingewiesen
werden, dass bei diesem Abstand der beiden letzten Stützrollen zueinander auch deren
Durchbiegung berücksichtigt wird, die beim Hindurchführen des Strangs zwischen diesen
gegenüberliegenden Stützrollen auftreten kann.
[0021] Wie vorstehend erläutert, kann in Abhängigkeit von der durch die Radar-Messeinrichtung
gemessenen Strangdicke und für den Fall, dass diese Strangdicke größer ist als der
erste vorbestimmte Vergleichswert (=Abstand zwischen den beiden letzten Stützrollen
am Ende der stützenden Strangführung), dann die Gießgeschwindigkeit reduziert werden.
Diesbezüglich ist hervorzuheben, dass eine Reduzierung der Gießgeschwindigkeit sich
unmittelbar auf die gesamte Länge des Stranges auswirkt, und somit auch auf die Position
der Sumpfspitze des Stranges, die hiermit stromaufwärts, d.h. entgegen der Förderrichtung
des Stranges in Richtung der Kokille verlagert wird.
[0022] Mit der vorliegenden Erfindung wird erreicht, dass mittels einer Radarmessung die
Dicke des Strangs, nachdem dieser aus der stützenden Strangführung ausgetreten ist,
exakt vermessen wird. Hierdurch können mögliche Ausbauchungen des Strangs beim Austreten
aus der stützenden Strangführung präzise und zuverlässig erkannt werden, in Verbindung
mit Einleitung einer sofortigen "Gegenmaßnahme", vorzugsweise in Form der Reduzierung
der Gießgeschwindigkeit.
[0023] Nachstehend sind Ausführungsformen der Erfindung anhand einer schematisch vereinfachten
Zeichnung im Detail beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematisch vereinfachte Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Stranggießanlage,
- Fig. 2a
- eine Seitenansicht einer stützenden Strangführung, die Teil der Stranggießanlage von
Fig. 1 ist, in Verbindung mit einer Radar-Messeinrichtung nach einer Ausführungsform
der Erfindung,
- Fig. 2b
- eine Querschnittsansicht des Strangs an der Messposition der Stranggießanlage von
Fig. 1, in Verbindung mit einer Radar-Messeinrichtung nach einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung,
- Fig. 3, 4
- jeweils schematisch vereinfachte Seitenansichten von verschiedene Betriebstellungen
einer stützenden Strangführung, die Teil der Stranggießanlage von Fig. 1 ist, und
- Fig. 5
- ein Flussdiagramm zur Erläuterung des Ablaufs eines erfindungsgemäßen Verfahrens,
das z.B. mit einer Stranggießanlage von Fig. 1 durchgeführt werden kann.
[0024] Nachstehend sind unter Bezugnahme auf die Fig. 1 bis 5 bevorzugte Ausführungsformen
einer erfindungsgemäßen Stranggießanlage 10 und eines entsprechenden Verfahrens zum
Herstellen eines metallischen Produkts erläutert. Gleiche Merkmale in der Zeichnung
sind jeweils mit gleichen Bezugszeichen versehen. An dieser Stelle wird gesondert
darauf hingewiesen, dass die Zeichnung lediglich vereinfacht und insbesondere ohne
Maßstab dargestellt ist.
[0025] Die erfindungsgemäße Stranggießanlage 10 umfasst eine Kokille 12, an die sich eine
stützende Strangführung 13 mit insgesamt vier Segmenten 13.1-13.4 anschließt. Ausweislich
der Darstellungen in Fig. 3 bzw. Fig. 4 wird flüssiges Metall im Bereich eines Schmelzeeinlaufs
6 in die Kokille 12 eingefüllt, wobei dann ein Strang S mit einem zunächst noch flüssigen
Kern 7 nach unten aus der Kokille 12 in die stützende Strangführung 13 eintritt. In
den Segmenten 13.1 - 13.4 der stützenden Strangführung 13 sind jeweils gegenüberliegend
angeordnete Stützrollen-Paare 14, 14' angeordnet, zwischen denen der Strang in der
Förderrichtung F hindurchbewegt wird. Diese Stützrollen-Paare 14, 14' sind jeweils
von weg- bzw. positionsgeregelten, nicht näher gezeigten Hydraulikzylindern beaufschlagt,
so dass sie die hydrostatischen Drücke der Schmelze 8 überwinden und dadurch eine
örtliche Dickenreduktion im Strang verursachen können. Dies gilt insbesondere für
die beiden ersten Segmente 13.1, 13.2 der stützenden Strangführung 13, wo der Strang
S mit seinem flüssigen Kern 7 durch Zusammendrücken der Segmente in seiner Dicke reduziert
werden kann, was auch als
LiquidCoreReduction (=LCR) bezeichnet wird.
[0026] An einem Ende 15 der stützenden Strangführung 13, d.h. dort, wo der Strang S in der
Förderrichtung F aus der stützenden Strangführung 13 austritt, ist ein letztes Stützrollen-Paar
14L, 14L' (vgl. Fig. 3, Fig. 4) vorgesehen. Von großer Bedeutung für den Stranggießprozess
ist, dass der Strang, bevor er durch dieses letzte Stützrollen-Paar 14L, 14L am Ende
15 der stützenden Strangführung 13 hindurchtritt, bereits vollständig durcherstarrt
ist. Dies wird dadurch gewährleistet, dass sich eine Sumpfspitze SP des Strangs S
noch innerhalb der stützenden Strangführung 13 befindet, wie es in der Fig. 4 veranschaulicht
ist. Damit kann dann eine Ausbauchung des Strangs S im Anschluss an die stützende
Strangführung 13, auch als "Walbildung" bezeichnet, wirksam verhindert werden.
[0027] Die Stranggießanlage 10 umfasst, ausweislich der Seitenansicht von Fig. 1, eine weitere
Strangführung 19 mit einem Richtbereich I, in dem der Strang S durch Biegerollen 22
in die horizontale Richtung umgelenkt wird. Im Anschluss an den Richtbereich I ist
in der Strangführung 19 eine Schere 23 angeordnet, gefolgt von zumindest einem Walzwerk
24 und einem davor angeordneten Ofen 26.
[0028] Des Weiteren umfasst die Stranggießanlage 10 eine Radar-Messeinrichtung 16, mit der
eine Dicke des Strangs S an einer Messposition 18 gemessen wird, nämlich unmittelbar
dort, wo der Strang nach dem Durchlaufen des letzten Stützrollen-Paars 14L, 14L' aus
der stützenden Strangführung 13 austritt. Diese Messposition 18 ist durch einen Pfeil
in der Fig. 1 veranschaulicht.
[0029] Bei einer Ausführungsform der Radar-Messeinrichtung 16 werden - ausweislich der Seitenansicht
gemäß Fig. 2a - Radarstrahlen im Wesentlichen senkrecht auf die beiden Breitseiten
des Strangs S gerichtet. Hierzu weist die Radar-Messeinrichtung 16 separate Sende-/Empfangsmodule
16.1, 16.2 auf, die jeweils beiderseits der Breitseiten des Strangs S angeordnet sind,
und mit denen dann Radarstrahlen jeweils senkrecht auf die Oberfläche einer Breitseite
des Strangs gerichtet werden. Diesbezüglich wird darauf hingewiesen, dass ein Abstand
dieser Sende-/Empfangsmodule 16.1, 16.2 von der stützenden Strangführung 13 und dem
hierin geführten heißen Strang S ausreichend groß ist, so dass diese Module durch
die von dem Strang S ausgehende thermische Strahlung keinen Schaden nehmen.
[0030] Bei einer weiteren Ausführungsform der Radar-Messeinrichtung 16 gemäß Fig. 2b sind
separate Parabol-Elemente 17. 1, 17.2 vorgesehen, die beiderseits der Breitseiten
B1, B2 des Strangs S angeordnet sind, um dadurch die Radarstrahlen im Wesentlichen
senkrecht auf die Breitseiten B1, B2 zu richten. Hierdurch ist es möglich, die eigentliche
Radar-Messeinrichtung 16 im Strahlungsschatten anzuordnen, wodurch ein weiter verbesserter
Schutz gegenüber der Wärmestrahlung des Strangs S gewährleistet ist.
[0031] Die Stranggießanlage 10 umfasst eine Steuereinrichtung 20 mit einer Recheneinheit
21, die mit der Radar-Messeinrichtung 16, den Biegerollen 22 im Bereich der Strangführung
19 und dem zumindest einen Walzwerk 24 signaltechnisch verbunden ist, in Fig. 1 jeweils
durch punkierte Linien symbolisiert. Hierdurch wird erreicht, dass einerseits die
von der Radar-Messeinrichtung 16 gemessene Strangdicke an die Recheneinheit 21 übermittelt
wird, und dass die Recheneinheit 21 andererseits auch Informationen in Bezug sowohl
auf einen Abstand zwischen den Biegerollen 22 als auch auf den Abstand von (nicht
gezeigten) Arbeitswalzen des Walzwerks 24 erhält. Des Weiteren ist durch die Pfeile,
die in der Fig. 1 von der Steuereinrichtung 20 sowohl auf die Kokille 20 als auch
auf die Schere 23 gerichtet sind, symbolisiert, dass durch die Steuereinrichtung 20
geeignete Steuersignale erzeugt werden können, um damit sowohl eine Gießgeschwindigkeit
in der Kokille 12 zu verändern als auch die Schere 23 - bei Bedarf - zu betätigen,
wie nachstehend noch gesondert erläutert.
[0032] Die Erfindung funktioniert nun wie folgt:
Im laufenden Stranggießprozess wird auf Grundlage der aktuellen Prozesswerte (chemische
Analyse des Werkstoffs, Strangdicke, eingestellte Kühlleistung für die Segmente 13.1-13.4
der stützenden Strangführung 13) eine minimale Gießgeschwindigkeit V
min bestimmt, bei der die Sumpfspitze SP unterhalb der beiden LCR-Segmente 13.1, 13.2
liegt (vgl. Darstellung in Fig. 4). Durch die Radar-Messeinrichtung 16 wird fortwährend
eine Dicke des Strangs S gemessen, wie vorstehend erläutert an der Messposition 18,
d.h. unmittelbar dort, wo der Strang S aus dem Ende 15 der stützenden Strangführung
13 austritt. Dies entspricht einem Schritt (i) eines Verfahrens gemäß der vorliegenden
Erfindung, wobei die gemessene Strangdicke an die Recheneinheit 21 der Steuereinrichtung
20 übertragen wird. Im Anschluss daran, nämlich in einem Schritt (ii) des erfindungsgemäßen
Verfahrens, wird die gemessene Strangdicke mit einem ersten vorbestimmten Vergleichswert
verglichen, der einem Abstand der beiden letzten Stützrollen 14L, 14L' zueinander
entspricht.
[0033] Falls dann in einem Schritt (iii) des erfindungsgemäßen Verfahrens durch die Recheneinheit
21 festgestellt werden sollte, dass die mit der Radar-Messeinrichtung 16 gemessene
Strangdicke des Strangs S größer als der erste vorbestimmte Vergleichswert (= Abstand
der beiden letzten Stützrollen 14L, 14L' zueinander) ist, besteht die Gefahr, dass
die Sumpfspitze SP des Strangs S entweder bereits außerhalb (bzw. unterhalb, in Förderrichtung
F des Strangs S gesehen) der stützenden Strangführung 13 liegt, wie es in der Fig.
3 veranschaulicht ist, oder zumindest die Tendenz besteht, dass sich die Sumpfspitze
SP dorthin verlagert. Für diesen Fall wird nun durch die Steuereinrichtung 20 sofort
ein Steuersignal erzeugt, mit dem z.B. die Gießgeschwindigkeit auf einen reduzierten
Wert V
red eingestellt wird. Hierbei ist zu beachten, dass die reduzierte Gießgeschwindigkeit
V
red stets größer als die vorstehend erläuterte minimale Gießgeschwindigkeit V
min bleibt. Durch Einhaltung dieser Bedingung wird erreicht, dass die Sumpfspitze SP
des Strangs S nicht zu weit "nach oben" wandert, d.h. in den Bereich der beiden LCR-Segmente
13.1, 13.2 gelangt.
[0034] Nachdem die Gießgeschwindigkeit auf den reduzierten Wert V
red eingestellt worden ist, wird für den weiteren Verlauf des Stranggießprozesses in
der Recheneinheit 21 eine Abfrage durchgeführt, ob die von der Radar-Messeinrichtung
16 im Schritt (i) gemessene Strangdicke kleiner ist als ein vorbestimmter zweiter
Vergleichswert, der einem Abstand von gegenüberliegend angeordneten Biegerollen 22
entspricht. Falls bei dieser Abfrage ein "Nein" ermittelt wird, gleichbedeutend damit,
dass die Strangverdickung des Strangs S nicht mehr durch die Biegerollen 22 hindurch
transportiert werden kann, erfolgt durch die Steuereinrichtung 20 ein Steuersignal
für einen sofortigen Gießabbruch, um weiteren Schaden an der Strangführung 19 der
Stranggießanlage 12 zu vermeiden.
[0035] Andernfalls erfolgt in der Recheneinheit 21 eine weitere Abfrage dafür, ob die von
der Radar-Messeinrichtung 16 im Schritt (i) gemessene Strangdicke kleiner ist als
ein vorbestimmter dritter Vergleichswert, der einem Abstand von gegenüberliegend angeordneten
Arbeitswalzen in dem Walzwerk 24 entspricht. Falls bei dieser Abfrage ein "Nein" ermittelt
wird, ist dies gleichbedeutend damit, dass die vorliegende Strangverdickung in dem
Walzwerk 24 nicht auf eine gewünschte Endabmessung gebracht werden kann. Deshalb wird
dann durch die Steuereinrichtung 20 ein Steuersignal für die Schere 23 erzeugt, mittels
der der verdickte Abschnitt des Strangs S aus der Strangführung 19 herausgetrennt
und entsprechend geschreddert wird.
[0036] Die vorstehend genannten Schrittabfolgen für das erfindungsgemäße Verfahren sind
auch in dem Flussdiagramm von Fig. 5 entsprechend gezeigt.
Bezugszeichenliste
[0037]
- 6
- Schmelzeeinlauf
- 7
- flüssiger Kern
- 8
- Schmelze
- 10
- Stranggießanlage
- 11
- metallisches Produkt
- 12
- Kokille
- 13
- stützende Strangführung
- 13.1-13.4
- Segmente (der stützenden Strangführung 14)
- 14, 14'
- Rollenpaare (eines jeweiligen Segments 14.1-14.4)
- 15
- Ende (der stützenden Strangführung 13)
- 16
- Radar-Messeinrichtung
- 16.1, 16.2
- Sende -/Empfangsmodule (der Radar-Messeinrichtung 16)
- 17.1, 17.2
- Parabol-Elemente (der Radar-Messeinrichtung 16)
- 18
- Messposition
- 19
- Strangführung (nicht gestützt)
- 20
- Steuereinrichtung
- 21
- Recheneinheit
- 22
- Biegerollen
- 23
- Schere
- 24
- Walzwerk
- 26
- Ofen
- B1, B2
- Breitseiten (des Strangs S)
- F
- Förderrichtung
- I
- Richtbereich
- S
- Strang
- SP
- Sumpfspitze
- Vred
- reduzierte Gießgeschwindigkeit
- Vmin
- minimale Gießgeschwindigkeit
1. Verfahren zum Stranggießen eines metallischen Produkts (11), bei dem in einer Stranggießanlage
(10) ein Strang (S) des metallischen Produkts (11) kontinuierlich aus einer Kokille
(12) insbesondere senkrecht nach unten austritt und anschließend entlang einer stützenden
Strangführung (13) in einer Förderrichtung (F) transportiert wird, wobei der Strang
(S) in einem Richtbereich (I) in die horizontale Richtung umgelenkt wird,
gekennzeichnet durch
(i) Messen einer Dicke des Strangs (S) durch eine Radar-Messeinrichtung (16) an einer
Messposition (18), wo der Strang (S) die stützende Strangführung (13) unmittelbar
verlässt,
(ii) Vergleichen der gemessenen Strangdicke mit einem ersten vorbestimmten Vergleichswert,
und
(iii) falls die gemessene Strangdicke größer ist als der erste vorbestimmte Vergleichswert:
Verändern zumindest eines Gießparameters derart, dass die Sumpfspitze (SP) des Strangs
(S) in Richtung der Kokille (12) wandert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt (iii) die Gießgeschwindigkeit reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass auf Grundlage von aktuellen Prozesswerten für den laufenden Gießprozeß eine minimale
Gießgeschwindigkeit (Vmin) bestimmt wird, bei der die Sumpfspitze (SP) des Strangs (S) unterhalb von LCR-Segmenten
(13.1, 13.2) der stützenden Strangführung (13) liegt, wobei die reduzierte Gießgeschwindigkeit
(Vred) größer gewählt wird als die minimale Gießgeschwindigkeit (Vmin).
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste vorbestimmte Vergleichswert einem Abstand der beiden letzten Stützrollen
(14L, 14L') am Ende (15) der stützenden Strangführung (13) entspricht.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt (iii) die Kühlleistung im Bereich der stützenden Strangführung (13) vergrößert
wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die in Schritt (i) gemessene Strangdicke mit einem zweiten vorbestimmten Vergleichswert
verglichen wird, wobei, falls die gemessene Strangdicke größer als der zweite vorbestimmte
Vergleichswert ist, dann der Gießprozess abgebrochen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite vorbestimmte Vergleichswert einem Abstand von Biegerollen (22) der weiteren
Strangführung (19) entspricht, die insbesondere in dem Richtbereich (I) einander gegenüberliegend
angeordnet sind.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die in Schritt (i) gemessene Strangdicke mit einem dritten vorbestimmten Vergleichswert
verglichen wird, wobei, falls die gemessene Strangdicke größer als der dritte vorbestimmte
Vergleichswert ist, dann ein Bereich des Strangs (S), dessen Strangdicke größer ist
als der dritte vorbestimmte Vergleichswert, aus der Strangführung mittels einer Schere
(22) herausgetrennt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der dritte vorbestimmte Vergleichswert einem Abstand von Arbeitswalzen in einem Walzwerk
(24) entspricht, in dem der durcherstarrte Strang (S) weiterverarbeitet wird.
10. Stranggießanlage (10) zur Herstellung eines metallischen Produkts (11), umfassend
eine Kokille (12), und
eine sich an die Kokille (12) anschließende stützende Strangführung (13), entlang
der ein aus der Kokille (12) insbesondere senkrecht nach unten austretender Strang
(S) in einer Förderrichtung (F) transportierbar ist,
eine sich an die stützende Strangführung (13) anschließende weitere Strangführung
(19) mit einem Richtbereich (I), durch den der Strang (S) in die horizontale Richtung
umlenkbar ist,
gekennzeichnet durch
eine Radar-Messeinrichtung (16), mit der eine Dicke des Strangs (S) an einer unmittelbar
am Ende (15) der stützenden Strangführung (13) liegenden Messposition (18) messbar
ist,
eine mit der Radar-Messeinrichtung (16) signaltechnisch verbundene Steuereinrichtung
(20) mit einer Recheneinheit (21), mit der die gemessene Strangdicke mit einem ersten
vorbestimmten Vergleichswert vergleichbar ist, wobei die Steuereinrichtung (20) programmtechnisch
derart eingerichtet ist, dass, falls die gemessene Strangdicke größer ist als der
erste vorbestimmte Vergleichswert ist, dann ein Steuersignal erzeugbar ist, mit dem
zumindest ein Gießparameter derart verändert wird, dass die Sumpfspitze (SP) des Strangs
(S) in Richtung der Kokille (12) wandert.
11. Stranggießanlage (10) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass durch das erzeugte Steuersignal die Gießgeschwindigkeit für den Strang (S) reduziert
wird.
12. Stranggießanlage (10) nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass durch das erzeugte Steuersignal die Gießgeschwindigkeit für den Strang (S) reduziert
wird.
13. Stranggießanlage (10) nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Radar-Messeinrichtung (16) derart eingerichtet ist, dass Radarstrahlen senkrecht
auf die Breitseiten (B1, B2) des Strangs (S) von beiden Seiten her gerichtet sind.
14. Stranggießanlage (10) nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Radar-Messeinrichtung (16) separate Sende-/Empfangsmodule (16.1, 16.2) umfasst,
die beiderseits der Breitseiten (B1, B2) des Strangs (S) angeordnet sind.
15. Stranggießanlage (10) nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Radar-Messeinrichtung (16) separate Parabol-Elemente (17.1, 17.2) umfasst, die
beiderseits der Breitseiten (B1, B2) des Strangs (S) angeordnet sind.
16. Stranggießanlage (10) nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass in der weiteren Strangführung (19) eine Schere (23) angeordnet ist, die mit der Steuereinrichtung
(20) signaltechnisch verbunden ist, wobei die Schere (23) durch die Steuereinrichtung
(20) für den Fall ansteuerbar ist, dass die mit der Radar-Messeinrichtung (16) gemessene
Strangdicke größer ist als ein Abstand von Arbeitswalzen in einem Walzwerk (24), das
- in der Förderrichtung (F) des Strangs (S) gesehen - stromabwärts von der Schere
(23) angeordnet ist.