[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Anodensystem für einen kathodischen Korrosionsschutz.
[0002] Bauwerke aus Stahlbeton sind integraler Bestandteil der Infrastruktur in fast allen
Ländern der Welt. Neben Wohn- und Arbeitsgebäuden sind auch viele befahrene Bauwerke
aus Stahlbeton gebaut, z.B. Parkhäuser, Garagen, Autobahnen, Brücken, Tunnel usw.
Eine Großzahl dieser Bauwerke wird 50 bis 100 Jahre (und teilweise noch länger) genutzt.
Allerdings setzen neben der mechanischen Beanspruchung vor allem Tausalze den Stahlbeton-Bauwerken
zu. Die Tausalze sind in der Regel chloridhaltig. Es entstehen daher in Verbindung
mit Wasser Lösungen, die Korrosion in den Bauwerken auslösen. Bei vielen Bauwerken
müssen deshalb bereits nach 20-25 Jahren substantielle, kostenintensive In-standsetzungsarbeiten
an der Bewehrung durchgeführt werden.
[0003] Dazu wird üblicherweise der kontaminierte Überdeckungsbeton abgetragen, der Bewehrungsstahl
gereinigt und mit einem neuen Korrosionsschutz versehen (z.B. auf Polymer- oder Zementbasis).
Der instandgesetzte Bereich hält häufig jedoch nur wenige Jahre (aufgrund mechanischer,
thermischer und/oder hygrischer Inkompatibilitäten), so dass eine zeitnahe weitere
Instandsetzung erforderlich wird, gerade dann, wenn der Überdeckungsbeton stark beansprucht
wird. Dies verursacht hohe Kosten, stellt einen erheblichen Eingriff in das Bauwerk
dar und führt nicht zuletzt zu Nutzungseinschränkungen während der Instandsetzung.
[0004] Eine Möglichkeit die Korrosion zu unterdrücken und im Idealfall zu verhindern stellt
der kathodische Korrosionsschutz (KKS) von Bauwerken dar. Als eine zum größten Teil
zerstörungsfreie Instandsetzungsmethode gewinnt der kathodische Korrosionsschutz als
wirtschaftliches Instandsetzungsverfahren korrosionsgefährdeter bzw. -geschädigter
Bauteile zunehmend an Bedeutung.
[0005] Das Prinzip des elektrochemischen Schutzverfahrens (Kathodischer Korrosionsschutz)
besteht darin, durch Einleitung eines Gleichstromes den Korrosionsvorgang von unlegierten
oder niedriglegierten Stählen (z.B. Betonstahl) in einem ausgedehnten Elektrolyt (Böden,
Meerwasser, bei Anwendung in Stahlbeton: Beton) elektrisch zu beeinflussen. Das Anlegen
dieses Gleichstroms (Schutz-strom) bewirkt eine Verschiebung des elektrochemischen
Potentials des zu schützenden Metalls in negative Richtung, wodurch die Metalloberfläche
katho-disch polarisiert wird und schädigende Korrosion unterbunden wird.
[0006] Zur Aufprägung eines Schutzstroms muss zunächst eine dauerhafte und korrosionsresistente
Anode an den Beton angekoppelt und an den Pluspol eines als Spannungsquelle dienenden
Gleichrichters angebracht werden. Der Minuspol der Gleichspannung wird an den zu schützenden
Stahl (bei Stahlbeton an die Bewehrung) angeschlossen. Nach Einschalten der Gleichspannung
wird der zu schützende Stahl kathodisch polarisiert und die Stahlkorrosion auf vernachlässigbare
Raten reduziert.
[0007] Mit Hilfe einer eingebrachten Referenzelektrode kann darüber hinaus der Zustand des
Gebäudes, des Bauwerkes oder der Rohrleitung bzw. die Korrosion des Stahls über ein
Fernüberwachungssystem ausgewertet, überwacht und geregelt werden. Sodass weitere
Korrosionen oder Fehler im Korrosionsschutz frühzeitig erkannt und behoben werden
können.
[0008] Für einen möglichst gleichmäßigen und auch sicheren Korrosionsschutz ist es wünschenswert,
dass das Anodensystem möglichst großflächig in der Nähe des als Kathode dienenden
Stahlelements, beispielsweise des Bewehrungsstahls, ausgelegt ist. Dies ist allerdings
mit den bislang verwendeten Anodensystemen schwierig zu realisieren, wie beispielsweise
bei der Verwendung von Stabanoden oder Titan-Bandanoden oder nur sehr schwer zu installieren,
wie beispielsweise bei der Verwendung einer netzförmigen Titananode. Insbesondere
das Aufbringen einer netzförmigen Titananode zum Schutze eines Stahlbetonbauwerkes
auf den Beton ist aufgrund der Inflexibilität des Materials und der notwendigen hohen
Schichtdicken des Einbettmörtels besonders arbeits- und zeitaufwendig. Dies führt
darüber hinaus zu einer hohen Auflast.
[0009] Flächige Anodensysteme erzeugen zwar ein gleichmäßigeres elektrisches Feld, dafür
können diese aufgrund der festgelegten Struktur kaum an die lokal wechselnden elektrischen
Bedingungen, beispielsweise in Form von Abweichungen der Betonüberdeckung oder einem
unterschiedlichen Stahlgehalt, angepasst werden, während Bandanoden hierbei flexibler
sind, da diese bei Bedarf enger verlegt werden können.
[0010] Bei der Verwendung von Stabanoden oder auch netzförmigen Anodensystemen ist es darüber
hinaus bislang üblich, dass die Einspeisung des Stromes über eine an einem Punkt mit
dem Anodensystem verschweißte Primäranode erfolgt. Nicht nur, dass diese Anbindung
der Primäranoden in einem weiteren Arbeitsschritt erfolgen muss, diese Punktverschweißung
und Einleitung des Stromes über einen einzelnen Schweißpunkt führt dazu, dass die
Funktionsfähigkeit des kathodischen Korrosionsschutzes von der Haltbarkeit des Schweißpunktes
und der dort erfolgten Kontaktierung abhängt. Dies führt zu einer erheblichen Anfälligkeit
des Systems gegenüber witterungsbedingten Einflüssen und umgebungsbedingten Veränderungen.
[0011] In den letzten Jahren sind vermehrt Anodensysteme verwendet worden, die zumindest
teilweise aus Carbon bestehen. Während Carbon zwar für die Erzeugung eines elektrischen
Feldes im Mörtel für den kathodischen Korrosionsschutz einige Vorteile bietet, so
bestehen in solchen Anodensystemen vielfach Probleme mit der elektrischen Kontaktierung
und Einspeisung des Stromes, da Carbon elektrisch nicht angeschweißt oder gelötet
werden kann. Für die elektrische Kontaktierung bleiben somit nur Klebung der Primäranode
an die Carbonelemente oder mechanische Verbindungen übrig, die bislang entweder sehr
arbeitsintensiv oder wenig haltbar waren.
[0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Anodensystem mit einem besonders
einfachen und beständigen Primäranodenanschluss anzugeben. Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe gelöst, indem das Anodensystem ein bi- oder multiaxiales Gelege mit einer
Anzahl von Fäden umfasst, wobei zumindest eine Teilanzahl der Fäden Karbonmultifilamente
umfassen und wobei zumindest ein Faden eine Primäranode umfasst.
[0013] Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass zur Verbesserung der Einspeisung
des Stromes in das Anodensystem insbesondere die Kontaktierung der Primäranode an
die Carbonanode erleichtert und verbessert werden sollte. Gleichzeitig soll aber für
eine einfache Verlegung auf eine flächige und stabile Anodenstruktur zurückgegriffen
werden. Dabei wurde erkannt, dass eine besonders gute Einspeisung erfolgen kann, wenn
die Primäranode in die Anodenstruktur eingearbeitet bzw. integriert ist. Um auch die
Herstellung des Anodensystems zu vereinfachen wird auf die Verwendung eines Gewebes
verzichtet, in der einzelnen Fäden und somit dann auch die Primäranoden eingewebt
werden müssten. Daher wird erfindungsgemäß ein Gelege verwendet, in der die einzelnen
Fäden in gestreckter Form vorliegen und somit keine zusätzliche Strukturdehnung vorliegt
und auch die Ausrichtung der Fäden speziell für den jeweiligen Anwendungsfall definiert
werden kann. In einem solchen Carbongelege bzw. einem Gelege mit einer Anzahl von
Fäden, die Carbonmultifilamente umfassen, kann aber die Leitfähigkeit von Faden zu
Faden abweichen, da diese von der Anzahl der Brüche in den Carbonmultifilamenten abhängt.
Die Leitfähigkeit des gesamten Geleges wird somit stark durch die Knotenpunkte und
Brüche in den Carbonmultifilamenten bestimmt. Dabei wurde erkannt, dass die Einspeisung
des Stromes an einem einzelnen Punkt des Geleges dazu führen kann, dass das Gelege
nur sehr schlecht oder ungleichmäßig mit Strom bespeist wird, sollten einzelne Fäden
aufgrund von fehlenden Brüchen in den Carbonmultifilamenten im Wesentlichen isolierend
zum Nachbarfaden liegen. Für eine gleichmäßige und großflächige Einspeisung soll diese
daher über die gesamte Länge des Geleges erfolgen, weshalb zumindest ein Faden des
Geleges eine Primäranode umfasst. Die Primäranode ist dabei im Wesentlichen über die
gesamte Länge des Fadens ausgebildet.
[0014] Unter Gelege wird dabei im Rahmen dieser Anmeldung ein Flächengebilde verstanden,
welches aus mehreren Lagen von im Wesentlichen parallel verlaufenden gestreckten Fäden
besteht. Dabei werden die einzelnen Lagen übereinandergelegt und an den Kreuzungspunkten
miteinander fixiert. Sind die Fäden verschiedener Lagen in zwei unterschiedliche Richtungen
ausgerichtet, spricht man von einem biaxialen Gelege, sind mehrere Lagen mit mehreren
Ausrichtungen vorgesehen, wie dies beispielsweise in einem 3D-Gelege der Fall sein
kann, wird von einem multiaxialen Gelege gesprochen. Im Rahmen dieser Anmeldung ist
unter dem Begriff Gelege somit auch ein Gitter zu verstehen, welches ebenfalls einen
entsprechenden Aufbau aufweist.
[0015] Als Faden eines Geleges wird dabei ein einzelner gestreckter Strang verstanden. Dieser
Faden kann dabei aus einer Anzahl von Carbonmultifilamenten bestehen, die zusammen
einen Faden bzw. Strang bilden.
[0016] Die Primäranode ist in bevorzugter Ausführung aus Platin oder Titan ausgebildet und
gegebenenfalls mit einem Mischmetalloxid beschichtet. Die Primäranode ist dabei in
bevorzugter Ausführung in einen Faden aus Carbonmultifilamenten eingenäht oder auf
einen solchen Faden aufgenäht. Dabei besteht auch die Möglichkeit, dass die Primäranode
um einen Faden gewickelt wird. In alternativer oder zusätzlicher Weise kann eine Primäranoden
aber auch auf den Lücken bzw. Maschen aufliegen. Entsprechend kann die Primäranode
daher auch als Rund-, Flachband- oder Gitteranode ausgebildet sein. Prinzipiell ist
es auch möglich, dass die Primäranode einen Faden aus Carbonmultifilamenten ersetzt.
[0017] Zur besonders einfachen und stabilen Verbindung der einzelnen Lagen werden die Fäden
benachbarter Lagen an den Kreuzungspunkten in vorteilhafter Ausführung miteinander
vernäht. Diese mechanische Verbindung ermöglicht je nach Zug des Nähfadens sowohl
die Herstellung eines starren Geleges, als auch eine Beweglichkeit der Gelegefäden
an den Kreuzungspunkten, womit je nach Anwendungsfall sowohl ein starres, also auch
ein in beliebigen Stufen unterteilbares, flexibles Gelege ermöglicht wird. In Einzelfällen
ist auch eine ausschließliche oder zusätzliche Thermofixierung der Fäden von benachbarten
Lagen an den Kreuzungspunkten möglich.
[0018] Zumindest ein Teil der Fäden, vorzugsweise aber alle Fäden bis auf die Primäranoden,
umfassen Karbonmultifilamente. Zur Bündelung der Karbonmultifilamente zu einem Faden,
werden diese in vorteilhafter Ausgestaltung miteinander verklebt und/oder mit einem
umlaufenden Fixierungsfaden vernäht. Zur Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit und
insbesondere des Ladungsübergangs zum umgebenen Beton und auch zur Verstärkung werden
die Karbonfilamente und/oder die Karbonmultifilamente und/oder die Fäden und/oder
das Gelege als Ganzes in bevorzugter Ausführung in einem vorgelagerten Arbeitsschritt
getränkt und/oder beschichtet. Ein weiterer Vorteil einer Tränkung ist, dass durch
Schrumpfen des zur Tränkung verwendeten Basismediums eine bessere Kontaktierung zwischen
der Primäranode und den Fäden bzw. dem Gelege erreicht wird.
[0019] Hierbei hat sich gezeigt, dass das Gelege der Textilbewehrung besonders leicht an
die Umgebungsbedingungen am Einsatzort angepasst werden kann, wenn die Tränkung und
dort das für die Tränkung verwendete Basismedium durch Zugabe von Additiven zur Erhöhung
der elektrischen, mechanischen und thermischen Eigenschaften modifiziert wird. So
ist es beispielsweise möglich, durch die Zugabe von Carbonnanotubes, Metallpartikeln,
Salzen (bzw. ionischen Verbindungen) oder Grafit die elektrischen Eigenschaften, insbesondere
die Leitfähigkeit zu erhöhen, während die thermischen Eigenschaften durch die Zugabe
von Metallen, Carbon- und Grafitteilchen beeinflusst werden kann. Zur Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften, insbesondere auch des Verbundes mit dem Festmörtel,
ist es möglich Hartstoffe, beispielsweise in Form von Siliziumcarbit, Quarzen und
Keramiken, zuzufügen.
[0020] Weiterhin ist es möglich durch die Zugabe der Additive die Prozessparameter und mögliche
Verarbeitbarkeit des Geleges, insbesondere eines Carbongeleges, zu modifizieren. So
ist es denkbar Verflüssiger, Verzögerer oder Quellmittel zu verwenden, um auch die
Eigenschaften des Frisch- und Festmörtels zu beeinflussen. Insbesondere kann durch
die Zugabe von Additiven erreicht werden, dass die Festigkeit des Mörtels im Bereich
des Geleges besonders hoch ist, während sie an der Oberfläche vergleichsweise niedrig
ausgebildet ist. Dieser Festigkeitsgradient, der vom Gelege weg abfällt, ermöglicht
einen besonders flexiblen Einsatz des Geleges.
[0021] Für eine besonders flexible und vielfältige Möglichkeit der Modifikation wird das
Basismaterial in bevorzugter Ausführung durch radikalische Polymerisation aus einem
Monomer und einem Starter synthetisiert. Hierbei besteht nun die Möglichkeit das Additiv
vor der Synthetisierung bereits dem Monomer und/oder dem Starter zuzufügen. Dies ermöglicht
eine Modifizierung der Tränkung bereits im Vorfeld der Synthetisierung des Basismaterials.
Zusätzlich oder alternativ ist es aber auch möglich das Additiv dem bereits synthetisierten
Basismaterial vor, im Rahmen der Tränkung und/oder auch nach der Tränkung in Form
eines Aufstreuens auf das getränkte Gelege.
[0022] In besonderen Form der Tränkung oder auch im Rahmen der späteren Beschichtung wird
der Starter in einem ersten Prozess auf das Gelege aufgetragen und anschließend erst
das Monomer aufgebracht, sodass die Synthetisierung des Basismaterials direkt an dem
Gelege erfolgt.
[0023] Besonders vorteilhaft hat sich dabei die Verwendung eines Polymethylmethacrylat als
Basismaterials für die Tränkung herausgestellt. Da sich dieses Basismaterial aufgrund
der geringen Dichte besonders gut in die Zwischenräume des Geleges aber auch in die
Zwischenräume der Faserstränge eingebracht werden kann. Neben der Verwendung von Polymethylmethacrylaten
als Basismaterial sind aber ganz allgemein auch die oben bereits erwähnten Epoxidharze,
Styrol-Butadien-Kautschuke und Acrylate oder Polyurethane denkbar.
[0024] Um einen festen Verbund zwischen getränkter Textilbewehrung und dem umgebenen Beton
zu erzeugen, wird in bevorzugter Ausführung die Oberfläche des getränkten Carbongeleges
aufgeraut und damit vergrößert. Dazu werden dem Beschichtungsmedium Additive in Form
von Partikeln zugefügt, die eine solche Oberflächenvergrößerung bewirken. Dabei können
insbesondere Granit, Quarzmehl, Zementstein oder leitfähige Partikel verwendet werden.
Die vergrößerte Oberfläche führt zu einem kraft- und formschlüssigen Verbund (Verstärkungseffekt).
Durch die Zugabe leitfähiger Partikel kann der Ladungsübergang optimiert werden, um
den kathodischen Korrosionsschutz zu verbessern. Alternativ oder zusätzlich können
auch ionische Verbindungen oder Betonzusatzmittel verwendet werden, die die Erhärtungsreaktionskinektik
beeinflussen, um bei der Verwendung von Salzen einerseits die Leitfähigkeit im Grenzbereich
und andererseits die Mörtelfestigkeit in der Gewebeumgebung zu erhöhen.
[0025] Neben oder zusätzlich zu der Erhöhung der Oberfläche des Carbongeleges durch Hinzugabe
von Partikeln kann in vorteilhafter Ausführung auch eine Beschichtung auf das bereits
getränkte Carbongelege aufgetragen werden, dass, wie auch die Partikel, die Oberfläche
erhöht. Diese Beschichtung kann dann entweder das Trägermedium für die Partikel darstellen
oder selbst für einen höheren Verbund sorgen. Auch diesem Beschichtungsmedium werden
in bevorzugter Ausführung Additive zur Verbesserung der elektrischen, thermischen
oder mechanischen Eigenschaften vor, während oder nach der Applikation auf das getränkte
Carbongelege zugeführt.
[0026] Die Tränkung oder auch Beschichtung kann dabei insbesondere im Tauchbadverfahren,
einem Emulationsverfahren, einem Spritzverfahren oder auch gestrichen oder gerollt
aufgetragen werden.
[0027] Vorteilhaft ist dabei, dass durch die Verwendung von einer auf den jeweiligen Anwendungsbereich
abgestimmten und durch ein Additiv modifizierten Tränkung des Geleges, bei einem Carbongelege
insbesondere der Carbonfasern, Carbonfäden oder des ganzen, carbonhaltigen Geleges,
die Eigenschaften der Bewehrung aber auch des Mörtels in der direkten Umgebung der
Bewehrung beeinflusst werden können. So können neben ebenen Flächen auch gekrümmte,
frei bewitterte und befahrene Bauwerke dauerhaft vor Stahlkorrosion geschützt und
gleichzeitig mechanisch verstärkt werden. Ein besonderer Vorteil ist dabei, dass es
bei geeigneter Modifizierung der mechanischen Eigenschaften erreicht werden kann,
dass die das hierbei genutzte Carbongelege als dünnschichtiger Textilbeton auch ohne
die Kombination mit einem kathodischen Korrosionsschutz eine ausreichende Tragfähigkeit
oder eine Traglasterhöhung bereitstellen kann. Hier kann es somit zusätzlich mit dem
Abtragen von dünnen Altbelägen, die nicht weiter zur Tragfähigkeit notwendig sind
(wie Estrich, Asphalt oder minderfestem Beton) zu einer Auflastverringerung, Traglasterhöhung
und größeren Durchfahrtshöhen in Parkhäusern kommen.
[0028] So führt die Erhöhung der Festigkeit in Fasernähe zu einer Verbesserung der Performance
ohne eine sehr hohe Rissbildung zu bedingen. Weiterhin kann durch die Zugabe von Fließmitteln
an der Faser das Eindringen in das Gewebe verbessert werden.
[0029] Im Detail liegen die wesentlichen Vorteile des verwendeten Beschichtungsmediums in
der Verbesserung der elektrischen, chemischen und mechanischen Eigenschaften des gesamten
Systems, insbesondere in der hohen mechanische Belastbarkeit bzw. Lastaufnahme der
eingesetzten Materialien (z. B. bei statischen und dynamischen Zug-, Haftzug- und
Scherbelastungen), der langfristige Resistenz gegen Umwelteinflüsse, d. h. chemische
Inertheit sowie Temperaturbeständigkeit in einem Temperaturspektrum von -20°C bis
80°C. Dabei kann das Traglastverhalten im größeren Temperaturbereich verbessert werden.
Weiterhin liegen die Vorteile in der flexiblen Verarbeitbarkeit und Verformbarkeit
(Drapierbarkeit) bei gleichzeitig ausreichender Steifigkeit zum Verlegen der Textilbewehrung.
Verbindungen über Ecken und Kanten können kraftschlüssig und elektrisch leitend hergestellt
werden. Durch die Steifigkeit wird darüber hinaus eine einfache Anwendung bei der
Verlegung ermöglicht. Weitere Vorteile liegen in der hohen Verbundfestigkeit zwischen
Beton und textiler Bewehrung (gegebenenfalls durch die zusätzliche Verwendung eines
Coatings) und der optimierten Leitfähigkeit im "metallischen" Leiter (Carbon, Leiter
1. Ordnung) und guter Ladungsübergang auf den ionischen Leiter (Beton; Leiter 2. Ordnung).
[0030] Für eine optimale Einbettung des Anodensystems in den Beton und somit eine besonders
gute Stromübertragung sind die Fäden einer Lage in vorteilhafter Ausgestaltung beabstandet
zueinander angeordnet. Dadurch bilden sich zwischen den Fäden Freiräume, die mit Beton
gefüllt werden können, wodurch die Fäden vollständig von Beton umschlossen werden.
Dabei ist ein Abstand zwischen den Fäden von 5 - 100 mm besonders vorteilhaft, um
einerseits genug Freiraum für Mörtel oder Beton in den Zwischenräumen zu schaffen
und andererseits aber auch ein genügend dichtes Anodengelege bereitstellen zu können,
um die geforderten, elektrischen Eigenschaften zu erfüllen. In einer Ausgestaltung
der Erfindung umfasst das Gelege zwei Lagen, wobei die Fäden einer Lage beabstandet
zueinander angeordnet werden. Bei dieser biaxialen Anordnung der Lagen ergeben sich
daher viereckige Zwischenräume, die von den benachbarten Fäden beider Lagen begrenzt
werden und von Beton ausgefüllt werden können.
[0031] Um einerseits ein besonders leicht zu verlegendes Anodensystem bereitstellen zu können,
andererseits aber auch eins, welches besonders stabil und robust gegenüber externen
Einflüssen und mechanischen Beanspruchungen ist, weist das Gelege in vorteilhafter
Ausführung ein Flächengewicht pro Lage von 100-1000g/m
2, bevorzugt im Bereich von 350-650g/m
2, auf.
[0032] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die Einbettung der Primäranode in das Gelege eine besonders sichere und oxidationsfreie
Einleitung von Strömen in das Anodensystem an mehreren Punkten möglich ist. Dabei
ermöglicht die Verwendung eines Geleges eine besonders einfache Herstellung des Anodensystems
im Vorfeld und auch eine besonders einfache Verlegung vor Ort. Gleichzeitig kann das
Anodensystem durch die Verwendung von speziellen Beschichtungen, unterschiedlichen
Abständen in den Fäden und Variation in der Anzahl der Lagen besonders leicht an den
Anwendungsfall und die dort vorliegenden Bedingungen angepasst werden.
[0033] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
[0034] Darin zeigt:
- Fig. 1
- ein Gelege mit einer eingenähten Primäranode
- Fig. 2
- ein Querschnitt durch einen Faden des Geleges.
[0035] Das Gelege 1 nach Fig. 1 umfasst eine Mehrzahl von Fäden 2 bzw. Strängen, die in
zwei Ebenen angeordnet sind. Jede Ebene umfasst dabei eine Anzahl von Fäden 2, die
beabstandet und im Wesentlichen parallel zueinander liegen. Jeder dieser Fäden 2 umfasst
eine Anzahl von Carbonmultifilamente, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel zu einem
lang gestreckten Strang verklebt wurden. Es ist aber ebenfalls denkbar, dass diese
Carbonmultifilamente zu einem Strang vernäht oder in einer anderen Art verbunden werden.
Die Fäden 2 zweier Ebenden liegen im Wesentlichen orthogonal zueinander, weshalb sich
eine Gitterstruktur mit viereckigen Zwischenräumen bildet. Die Fäden 2 werden an den
Kreuzungspunkten 4 mit einem durchlaufenden Nähfaden 6 fixiert, können aber auch verklebt
oder auf eine andere Art und Weise miteinander verbunden werden.
[0036] Es ist selbstverständlich, dass die Ebenen des Geleges 1 nicht zwangsläufig orthogonal
zueinander angeordnet sein müssen, sondern je nach Einsatzzweck auch in einem anderen
Winkel versetzt angeordnet sein können. Ebenso ist es denkbar, dass mehr als zwei
Ebenen vorgesehen sein können.
Im Ausführungsbeispiel nach der Fig. 1 ist entlang der gesamten Länge auf einem Faden
2 eine bandförmige Primäranode 8 aufgenäht, wodurch das Anodensystem im Gegensatz
zu einer Kontaktierung in einem einzelnen Punkt über die gesamte Länge mit Strom bespeist
werden kann. Neben dem Aufnähen der Primäranode 8 auf einen Faden 2, ist es auch denkbar,
dass die Primäranode 8 in einen Faden 2 eingenäht wird und somit von Carbonmultifilamenten
im Wesentlichen vollständig umgeben wird.
[0037] Zur Erhöhung der mechanischen, elektrischen und thermischen Eigenschaften, insbesondere
zur Verbesserung der Verlegbarkeit und Aktivierung der mechanischen Eigenschaften
des Geleges 1 und auch des im Mörtel eingebetteten Anodensystems ist auf dem Gelege
1 eine Tränkung 10 und anschließend eine Beschichtung aufgetragen. Hierbei kann durch
geeignete Wahl der Tränkungs- und Beschichtungsrezeptur und durch Zugabe von entsprechenden
Additiven eine Gelege 1 für ein Anodensystem bereitgestellt werden, welches optimale
mechanische, elektrische und thermische Eigenschaften für den jeweiligen Anwendungszweck
und Einsatzort aufweist.
[0038] In Fig. 2 ist ein Faden 2 eines Geleges im Querschnitt dargestellt. Der Faden 2 umfasst
dabei eine Vielzahl von einzelnen Carbonmultifilamenten 12, die jeweils zwischen mehreren
1.000 und bis zu 100.000 Einzelfilamenten aufweisen. Der Faden 2 ist im Ausführungsbeispiel
nach Fig. 2 mit einer Tränkung 10 versehen, der im Tränkungsverfahren ein oder mehrere
Additive 14 zugegeben wurden, um die elektrischen, mechanischen oder auch thermischen
Eigenschaften zu verbessern. In einem nachgelagerten Produktionsschritt ist der Faden
2 mit einem Beschichtungsmedium 16 beschichtet worden. Wobei im vorliegenden Fall
eine Absandung mit Partikeln 18 erfolgte, sodass die Beschichtung 16 als Trägermedium
für die Partikel 18 dient. Durch die Absandung wird die Oberfläche des Fadens 2 erhöht,
wodurch sich bessere Verbundeigenschaften mit dem Mörtel ergeben.
Bezugszeichenliste
[0039]
- 1
- Gelege
- 2
- Faden
- 4
- Kreuzungspunkt
- 6
- Nähfaden
- 8
- Primäranode
- 10
- Tränkung
- 12
- Carbonmultifilamente
- 14
- Additiv
- 16
- Beschichtung
- 18
- Partikel
1. Anodensystem für einen kathodischen Korrosionsschutz umfassend ein bi- oder multiaxiales
Gelege mit einer Anzahl von Fäden, wobei zumindest eine Teilanzahl der Fäden Karbonmultifilamente
umfassen und wobei zumindest ein Faden eine Primäranode umfasst.
2. Anodensystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Primäranode in einen Faden eingenäht, auf einen Faden aufgenäht oder um einen
Faden gewickelt ist.
3. Anodensystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fäden benachbarter Lagen in ihren Kreuzungspunkten miteinander vernäht sind.
4. Anodensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Teilanzahl der Fäden mit Karbonmultifilamenten, diese Karbonmultifilamente
zu einem Faden verklebt und/oder mit einem umlaufenden Fixierungsfaden vernäht sind.
5. Anodensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Karbonmultifilamente und/oder die Fäden und/oder das Gelege eine Tränkung und/oder
Beschichtung aufweisen.
6. Anodensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Fäden einer Lage beabstandet zueinander angeordnet sind.
7. Anodensystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand im Bereich von 5-100mm ist.
8. Anodensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Gelege pro Lage ein Flächengewicht von 100-1000g/m2, bevorzugt von 350-650g/m2, aufweist.