Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft einen zur Einbettung in zementhaltigen Bindemitteln verwendbaren
Gewindestab gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Weiterhin betrifft die Erfindung
eine aus einem erfindungsgemässen Gewindestab gebildete Verankerungseinheit sowie
ein Verfahren zur Herstellung des Gewindestabs.
Stand der Technik
[0002] In der Geotechnik werden schraubbare Stahlelemente, hergestellt aus konventionellen
nicht korrosionsbeständigen Kohlenstoffstählen, als sogenannte Sicherungselemente
im Boden eingesetzt. Diese Sicherungselemente umfassen einen Gewindestab und können
insbesondere als Bodennägel, Anker oder Mikropfähle ausgestaltet sein. Sie dienen
zur Rückverankerung von Baugrubenwänden oder Stützbauwerken (Fig. 1), verankern Steinschlagnetze
oder übertragen die Kräfte ganzer Häuser in den Boden.
[0003] Je nach Anwendung werden die Sicherungselemente temporär (< 5 Jahre) oder permanent
(> 5 Jahre) genutzt. Ist eine Verwendung von mehr als fünf Jahren vorgesehen, spricht
man von einem permanenten Sicherungselement.
[0004] Bei permanenten Anwendungen sollen die Sicherungselemente entsprechend der Lebensdauer
der Bauwerke für bis zu 100 Jahre im Boden verbleiben. Um den Stahl für diesen Zeitraum
gegen Korrosion zu schützen, kann das Sicherungselement mit einem sogenannten doppelten
Korrosionsschutz versehen werden (Fig. 1). Der Korrosionsschutz wird dadurch hergestellt,
dass der Gewindestab in einem Kunststoffrohr zentriert und der Zwischenraum zwischen
Gewindestab und Rohr mit Zementmörtel gefüllt wird. Durch das alkalische Milieu des
Betons wird der Stahl des Gewindestabs dauerhaft passiviert. In diesem Fall spricht
man von einem vorinjizierten System.
[0005] Das bekannte System zeigt allerdings in der praktischen Anwendung einige Nachteile
auf:
- Das Gewicht des Systems wird durch den Zementmörtel erhöht.
- Biegung der Stäbe muss vermieden werden, da ansonsten der Zementmörtel bricht.
- Um eine Durchbiegung der Anker zu verhindern, können die Teilstücke nicht beliebig
lang gewählt werden. Aus der Praxis ist hier eine gängige Länge von 6 m bekannt. Dies
führt dazu, dass bei langen Ankern Teilstücke mittels Muffen gekuppelt werden müssen.
- Um die Kupplungen vor Korrosion zu schützen, müssen diese einzeln mit einem Schrumpfschlauch
versehen werden. Dies ist aufwändig und kostet viel Zeit.
- Der Korrosionsschutz jedes Ankers muss nach dem Einsetzen mit einer sogenannten Widerstandsmessung
in gewissen Ländern überprüft werden.
[0006] Es gibt heute bereits einen anderen Lösungsansatz in Form eines permanenten Sicherungssystems
aus einem nichtrostenden gerippten Stahl, um die oben beschriebenen Nachteile der
vorinjizierten Sicherungssysteme zu umgehen. Aufgrund seiner Korrosionsbeständigkeit
verfügt der Stahl über einen inhärenten Korrosionsschutz, sodass auf ein Hüllrohr
mit Zementmörtelumhüllung verzichtet werden kann. Der grosse Nachteil dieser Lösung
stellt aber das endständige, durch Zerspanung aufgebrachte Feingewinde dar, um die
Stäbe über Muffen kuppeln zu können. Erstens verringert sich der Stahlquerschnitt
und somit die übertragbare Kraft des Systems. Ausserdem muss ein solches Feingewinde
erfahrungsgemäss als nicht baustellentauglich beurteilt werden.
[0007] Die
WO 99/31283 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von nichtrostenden ferritischen bzw. ferritisch-martensitischen
Betonstählen, wobei insbesondere der Werkstoff 1.4003 nach DIN EN 10088 zur Anwendung
kommt. Das Verfahren beruht darauf, dass ein Stahl mit einem Gewichtsanteil von
- bis zu 0.03 % Kohlenstoff (C),
- 10.5 bis 14.0% Chrom (Cr),
- 0.01 bis 4.0% Nickel (Ni),
- 0.01 bis 3.0% Mangan (Mn)
- 0.01 bis 2.0% Molybdän (Mo)
- bis zu 0.03% Stickstoff (N),
- bis zu 0.2% Titan (Ti),
- Silizium (Si), Phosphor (P), Schwefel (S) innerhalb der üblichen Grenzen für Verunreinigungen,
- der Rest Eisen sowie stahlübliche Verunreinigungen,
aus der Endwalztemperatur im Temperaturgebiet γ oder γ + α so abgekühlt wird, dass
mindestens Martensit entsteht. Gemäss einer ersten Ausführungsform wird direkt aus
der Walzhitze abgekühlt, während gemäss einer weiteren Ausführungsform der zunächst
abgekühlte Stahl im Temperaturbereich von 650 bis 720°C angelassen wird.
[0008] Im Bereich der nichtrostenden Stähle, die in der Norm EN 10088 aufgeführt und beschrieben
sind, gibt es weitere Werkstoffe, die heute standardmässig Anwendung finden als gerippte
Betonstahlelemente im Stahlbetonbau. Bei den höherfesten nichtrostenden Betonstählen
mit einer Mindestdehngrenze Rp0.2 von 650 MPa und einer Dehnung bei Höchstlast von
min. 5% handelt es sich um sogenannte austenitisch-ferritische Stähle (auch Duplex-Stähle
genannt), die i.d.R. kaltgerippt werden (z.B. Ugigrip 4062, 4362 und 4462 von Ugitech,
Inoxripp4486® von Scheibinox), oder auch teilweise warmgerippt hergestellt werden
(Ugigrip 4462 von Ugitech). Diese Stahlgüten sind aufgrund ihrer Legierungsbestandteile
(insbesondere Cr ≥ 19.5 Gew.-%, Mo ≥ 0.10 Gew.-%, Ni ≥ 1.00 Gew.-%) relativ teuer.
Ein weiterer Nachteil ist die Herstellung mittels Kaltwalzen, was ein zusätzlicher
Herstellschritt und somit höhere Herstellkosten bedeutet. Zudem wird beim Kaltwalzen
die Duktilität grundsätzlich verringert.
Darstellung der Erfindung
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, einen verbesserten Gewindestab für den Stahlbetonbau
bereitzustellen, mit dem insbesondere die obigen Nachteile vermieden werden. Weitere
Aufgaben der Erfindung sind die Bereitstellung einer verbesserten Verankerungseinheit
sowie eines Verfahrens zur Herstellung des Ankerelements.
[0010] Gelöst werden diese Aufgaben durch den im Anspruch 1 definierten Gewindestab, durch
die im Anspruch 6 definierte Verankerungseinheit sowie durch das im Anspruch 8 definierte
Herstellungsverfahren.
[0011] Gemäss einem ersten Aspekt der Erfindung wird ein Gewindestab zur Einbettung in zementhaltigen
Bindemitteln bereitgestellt, wobei der Gewindestab aus einem ferritisch-martensitischen
nichtrostenden Stahl mit einem Gewichtsanteil von
- bis zu 0.08 % Kohlenstoff (C),
- bis zu 1.5% Silizium (Si),
- 0.3 bis zu 1.5% Mangan (Mn),
- bis zu 0.05% Phosphor (P),
- bis zu 0.03% Schwefel (S),
- 10.5 bis 18% Chrom (Cr),
- bis zu 1.6% Nickel (Ni),
- bis zu 0.4% Molybdän (Mo),
- bis zu 0.04% Aluminium (Al),
- bis zu 0.2% Niob (Nb),
- bis zu 0.2% Titan (Ti),
- bis zu 0.04% Stickstoff (N),
der Rest Eisen sowie stahlübliche Verunreinigungen gebildet ist. Der Stahl weist einen
nach der Formel %Cr + 6x%Si + 8x%Ti + 4x%Mo + 2x%Al - 2x%Mn - 4x%Ni - 40x%(C+N) bestimmten
Kaltenhauser Ferritfaktor (KFF) von höchstens 11.8 auf und der Gewindestab ist mit
einer warm aufgewalzten Profilierung in
[0012] Form eines durchgängigen Aussengewindes versehen, hat je nach Anwendungsbereich einen
Aussendurchmesser von 14 bis 100 mm und weist folgende Eigenschaften auf:
- Dehngrenze (Rp0.2) von mindestens 670 MPa,
- Dehnung bei Höchstlast (Agt) von mindestens 5%, und
- bezogene Rippenfläche (fR) von mindestens 0.056.
[0013] Der erfindungsgemässe Gewindestab ist zur Einbettung in zementhaltigen Bindemitteln
vorgesehen und geeignet. Für die Dimensionierung und Beschaffenheit von Baustahlelementen
gibt es einzuhaltende Normen und Richtlinien wie insbesondere die Norm DIN 488, welche
die zur Verwendung in Stahlbeton zugelassenen Betonstähle und die Dimensionierung
der damit hergestellten Stahlelemente regelt.
[0015] Dadurch, dass der erfindungsgemässe Gewindestab mit einer Profilierung in Form eines
durchgängigen Aussengewindes versehen ist, kann letzteres einerseits zum Aufschrauben
von bestimmungsgemäss vorgesehenen Gegenstücken verwendet werden und dient gleichzeitig
als haftungswirkende Rippung im gesamten Längenbereich. Dadurch, dass die Profilierung
warm aufgewalzt ist, ergibt sich bei der Herstellung kein Materialabtrag und entsprechend
auch keine unerwünschte Verminderung des effektiven Querschnitts im Gewindebereich.
Die warm aufgewalzte Profilierung ist in der Art eines Grobgewindes dimensioniert,
welches im Gegensatz zu einem geschnittenen Feingewinde nicht nur schraubbar, sondern
auch robust gegenüber Beschädigungen und Verschmutzungen ist und darüber hinaus eine
genügend grobe Zwischenraumstruktur zur Aufnahme des zementhaltigen Bindemittels bildet.
Erfindungsgemäss weist das Aussengewinde eine bezogene Rippenfläche f
R gemäss DIN 488 von mindestens 0.056 auf. Die bezogene Rippenfläche ist die auf eine
zur Stabachse rechtwinklig stehende Schnittfläche projizierte Rippenfläche, bezogen
auf den Nennumfang und den mittleren Rippenabstand.
[0016] Die bezogene Rippenfläche f
R ist allgemein als Verhältnis zwischen der Rippenfläche und der Reibungsfläche zwischen
zwei Rippen definiert. Für ein durchgängiges Aussengewinde kann folgende Arbeitsformel
verwendet werden:

siehe z.B. Gert König, Nguyen Viet Tue, Grundlagen des Stahlbetonbaus: Einführung
in die
Bemessung nach DIN 1045-1, B.G. Teubner, Stuttgart, (2003) s. 44.
[0017] Ganz allgemein erweist sich der erfindungsgemässe Gewindestab als eine im Vergleich
zum Stand der Technik kostengünstige Lösung, indem eine vergleichsweise günstige nichtrostende
Legierung in einem vergleichsweise einfachen Herstellprozess verarbeitet wird. So
wird das fertige Produkt direkt aus der Walzhitze produziert, wobei ein aufwändiger
anschliessender Korrosionsschutz auf der Baustelle wegfällt.
[0018] Bisher war es offenbar nicht gelungen, die Nachteile der im Stand der Technik bekannten
Produkte zu lösen, z.B. in Form eines verhältnismässig günstigen nichtrostenden ferritisch-martensitischen
Gewindestabes mit durchgehendem schraubbarem Aussenwinde und mit einer höheren Festigkeit
Rp0.2 ≥ 670 MPa in Kombination mit einer Dehnung bei Höchstlast Agt von mindestens
5%, hergestellt direkt aus der Walzhitze.
[0019] Der erfindungsgemässe Gewindestab ermöglicht die Realisierung eins Kupplungssystems
ohne Querschnittsverlust. Zur Erlangung vorgegebener mechanischer Eigenschaften ist
somit insgesamt ein geringerer Aussendurchmesser als bei endständig eingeschnittenem
Feingewinde erforderlich, was zu einer Gewichtsreduktion von bis zu 40% verhelfen
kann. Ausserdem sind kleinere Bohrlochdurchmesser möglich, und zudem können Anker
und Nägel aus erfindungsgemässen Gewindestäben schneller verbaut werden als bisher.
[0020] Dementsprechend betrifft ein weiterer Aspekt der Erfindung eine Verankerungseinheit
für den Stahlbetonbau, umfassend einen erfindungsgemässen Gewindestab sowie mindestens
ein Gegenstück aus einem kompatiblen nichtrostenden Stahl, wobei das Gegenstück ein
auf das Aussengewinde schraubbares Innengewinde aufweist.
[0021] Ein anderer Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemässen
Gewindestabs, wobei man einen Stahl mit einem Gewichtsanteil von:
- bis zu 0.08 % Kohlenstoff (C),
- bis zu 1.5% Silizium (Si),
- 0.3 bis zu 1.5% Mangan (Mn),
- bis zu 0.05% Phosphor (P),
- bis zu 0.03% Schwefel (S),
- 10.5 bis 18% Chrom (Cr),
- 0.2 bis zu 1.6% Nickel (Ni),
- bis zu 0.4% Molybdän (Mo),
- bis zu 0.04% Aluminium (Al),
- bis zu 0.2% Niob (Nb),
- bis zu 0.2% Titan (Ti),
- bis zu 0.04% Stickstoff (N),
der Rest Eisen sowie stahlübliche Verunreinigungen, und einem Ferritfaktor von höchstens
11.8, einer Warmumformung bei 800 bis 1'100°C unterzieht, wobei in der letzten Umformstufe
der Warmumformung ein durchgängiges Aussengewinde aufgewalzt wird, und wobei anschliessend
ein Abkühlen auf Raumtemperatur erfolgt. In Zuge der Warmumformung wird in einer Reihe
von aufeinanderfolgenden Umformstufen eine Reduktion des Stabdurchmessers herbeigeführt.
In der letzten Umformstufe, welche bei einer Endwalztemperatur von noch mindestens
800°C erfolgt, wird das durchgängige Aussengewinde aufgewalzt.
[0022] Wie bereits oben erläutert, kann durch die Auswahl gewisser Legierungsbestandteile
ein gewünschter Ferritfaktor und somit das Gefüge resp. die mechanischen Eigenschaften
eingestellt werden. Dies gilt insbesondere für die in der Kaltenhauser-Formel enthaltenen
Elemente Chrom, Silizium, Titan, Molybdän, Aluminium, Mangan, Nickel, Kohlenstoff
und Stickstoff. Der Chromgehalt ist überdies für die korrosionsresistente Eigenschaft
der nichtrostenden Stähle bedeutsam.
[0023] Daneben sind für die Auswahl der Legierung die folgenden Kriterien massgeblich.
[0024] Kohlenstoff ist ein starker Austenit- und somit auch Martensitbildner. Durch die
obere Begrenzung des Kohlenstoffs auf 0.08 Gew.-% wird gewährleistet, dass die Festigkeit
nicht zu hoch und die Duktilität nicht zu tief wird. Höhere Kohlenstoffgehalte fördern
ausserdem die Bildung von Karbiden, wodurch die Korrosionsbeständigkeit über eine
Chromverarmung an den Korngrenzen nachteilig beeinflusst wird.
[0025] Silizium unterstützt die Ferritbildung und ist ein Mischkristallverfestiger. Sein
Gehalt ist auf höchstens 1.5 Gew.-% begrenzt, um den Ferrit nicht allzu stark zu verfestigen
und verspröden, und somit eine genügende Duktilität zu gewährleisten.
[0026] Durch den Mangangehalt, einem weiteren Austenitstabilisator, wird der Martensitgehalt
und somit das Festigkeitsniveau des Stahls beeinflusst. Daher ist ein bestimmter Mindestgehalt
an Mangan erforderlich, um ein genügend hohes Festigkeitsniveau einstellen zu können.
Um allzu hohe Festigkeiten zu vermeiden und um eine genügende Duktilität zu gewährleisten,
wird der Mangangehalt auf 1.5 Gew.-% begrenzt.
[0027] Phosphor ist ein Stahlschädling und schwächt das Gefüge. Aus diesem Grund wurde der
Phosphorgehalt auf 0.05 Gew.-% begrenzt.
[0028] Schwefel ist ein Stahlschädling. Zu hohe Schwefelgehalte beeinflussen die Korrosionsbeständigkeit
negativ. Aus diesem Grund wird der Schwefelgehalt auf 0.03 Gew.-% begrenzt.
[0029] Chrom ist das wichtigste Legierungselement und ursächlich für die Korrosionsbeständigkeit
der nichtrostenden Stähle. Dieses Legierungselement führt bei einem Mindestbestandteil
von 10.5 Gew.-% zur Ausbildung einer Passivschicht, die das darunterliegende Metall
vor dem Angriff durch umgebende Medien schützt. Der Chromgehalt wird auf 18 Gew-%
begrenzt, um die Bildung von Sigmaphase zu unterdrücken, welche insbesondere die Duktilität
vermindert. Chrom ist ein Ferritbildner.
[0030] Nickel ist ein starker Austenitbildner und erweitert den Zustandsbereich des Austenits.
Dadurch hat das Element einen Einfluss auf den Martensitanteil und beeinfluss somit
auch die Festigkeit. Ein bestimmter Nickelgehalt ist erforderlich, damit eine genügend
hohe Festigkeit erreicht werden kann. Um ein genügend duktiles Gefüge mit nicht zu
hohem Martensitgehalt zu gewährleisten, wird der Nickelgehalt auf 1.5 Gew.-% begrenzt.
[0031] Molybdän ist ein Ferritbildner und ein Element, welches die Korrosionsbeständigkeit
nichtrostender Stähle erhöht. Da Molybdän ein teures Legierungselement ist, wird der
Gehalt auf 0.4 Gew.-% begrenzt.
[0032] Aluminium ist ebenfalls ein Ferritbildner. Aluminium kann bei tiefen Siliziumgehalten
als Desoxidationsmittel dazugegeben werden.
[0033] Niob stabilisiert den Ferrit und bindet die starken Austenitbildner Kohlenstoff und
Stickstoff, wodurch interkristalline Korrosion verhindert wird. Deshalb kann Niob
bis zu einem Gehalt von max. 0.2 Gew.-% zugegeben werden.
[0034] Titan ist einerseits ein Ferritbildner. Andererseits kann Titan sowohl Kohlenstoff
als auch Stickstoff abbinden und somit den Stahl unempfindlicher gegen interkristalline
Korrosion machen. Der maximale Titangehalt wird auf 0.2 Gew.-% beschränkt.
[0035] Stickstoff erhöht die Stabilität von Austenit und beeinflusst somit die Höhe des
Martensitanteils. Der Stickstoffgehalt auf 0.04 Gew.-% beschränkt, um eine genügende
Duktilität des Stahls zu gewährleisten.
[0036] Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
[0037] Insbesondere zur Herstellung von vergleichsweise dünnen Gewindestäben wird vorteilhafterweise
ein Warmwalzverfahren mit anschliessender Luftkühlung verwendet (Anspruch 9). Typischerweise
wird dabei eine Kühlrate von 1 K/s bewirkt. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise
Gewindestäbe mit einem Aussendurchmesser bis zu 20 mm fertigen, wobei der Ferritfaktor
auf höchstens 11.1 zu begrenzen ist (Anspruch 2). Für noch dünnere Gewindestäbe mit
einem Aussendurchmesser bis zu 16 mm kann der Ferritfaktor auf bis zu 11.3 erhöht
werden (Anspruch 3).
[0038] Zur Herstellung von vergleichsweise dicken Gewindestäben wird vorteilhafterweise
ein Warmwalzverfahren verwendet, bei dem das Abkühlen in einem ersten Schritt durch
Wasserkühlung auf eine Oberflächentemperatur von 350 bis 500°C mit einer anschliessenden
Luftkühlung mit einer Abkühlrate von ungefähr 1 K/s bewirkt wird (Anspruch 10). Durch
die anfängliche Wasserkühlung erhält der Gewindestab eine vergleichsweise harte Randschicht
um einen vergleichsweise duktilen Kern (Anspruch 4). Insbesondere lassen sich damit
Gewindestäbe mit einem Aussendurchmesser 20 bis 100 mm herstellen (Anspruch 5).
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0039] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher
beschrieben, dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Bodennagels der Schutzstufe 2 mit doppeltem Korrosionsschutz,
im Längsschnitt;
- Fig. 2
- einen Gewindestab, im Längsschnitt;
- Fig. 3
- eine Darstellung der Dehngrenze (Rp0.2) als Funktion des Ferritfaktors KFF für einen mittels Luftkühlung hergestellten Stabstahl
mit Durchmesser 16 mm;
- Fig. 4
- eine Darstellung der Dehngrenze (Rp0.2) als Funktion des Ferritfaktors KFF für einen mittels Wasser- und anschliessender
Luftkühlung hergestellten Stabstahl mit Durchmesser 43 mm; und
- Fig. 5
- eine Darstellung der Dehnung bei Höchstlast (Agt) als Funktion der Festigkeit (Dehngrenze
Rp0.2) für verschiedene Abmessungen und Ferritfaktoren; offene Symbole bedeuten Abkühlen
durch Luftabkühlung nach der Warmumformung, volle Symbole bedeuten Abkühlen durch
Wasser- und anschliessender Luftkühlung nach der Warmumformung.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0040] Ein erfindungsgemässer Gewindestab ist in der Fig. 2 schematisch dargestellt. Dieser
weist insbesondere eine warm aufgewalzte Profilierung in Form eines durchgängigen
Aussengewindes auf. Wesentliche Abmessungen des Gewindestabs sind dessen Aussendurchmesser
D, die Gewindetiefe H und der Gewindeabstand L.
Beispiel 1
[0041] Ein Stahl mit der in untenstehender Tabelle angegebenen Zusammensetzung 1, die durch
einen Ferritfaktor von 11.3 gekennzeichnet ist, wurde mit einer warm aufgewalzten
Profilierung in Form eines durchgängigen Aussengewindes versehen und anschliessend
an Luft abgekühlt. Für die vorgesehene Anwendung als Gewindestab ist das Aussengewinde
derart ausgebildet, dass es eine bezogene Rippenfläche f
R von mindestens 0.056 aufweist. Die Dehngrenze (R
p0.2) und die Dehnung bei Höchstlast (Agt) sind ebenfalls aus der Tabelle ersichtlich.
Beispiel 2
[0042] Ein Stahl mit der in untenstehender Tabelle angegebenen Zusammensetzung 2, die durch
einen Ferritfaktor von 11.5 gekennzeichnet ist, wurde mit einer warm aufgewalzten
Profilierung in Form eines durchgängigen Aussengewindes versehen und anschliessend
zunächst mit Wasser abgekühlt bis auf ca. 400°C gefolgt von Luftkühlung. Für die vorgesehene
Anwendung als Gewindestab ist das Aussengewinde derart ausgebildet, dass es eine bezogene
Rippenfläche f
R von mindestens 0.056 aufweist. Die Dehngrenze (R
p0.2) und die Dehnung bei Höchstlast (Agt) sind ebenfalls aus der Tabelle ersichtlich.

1. Gewindestab zur Einbettung in zementhaltigen Bindemitteln, gebildet aus einem ferritisch-martensitischen
nichtrostenden Stahl mit einem Gewichtsanteil von
• bis zu 0.08 % Kohlenstoff (C),
• bis zu 1.5% Silizium (Si),
• 0.3 bis zu 1.5% Mangan (Mn),
• bis zu 0.05% Phosphor (P),
• bis zu 0.03% Schwefel (S),
• 10.5 bis 18% Chrom (Cr),
• 0.2 bis zu 1.6% Nickel (Ni),
• bis zu 0.4% Molybdän (Mo),
• bis zu 0.04% Aluminium (Al),
• bis zu 0.2% Niob (Nb),
• bis zu 0.2% Titan (Ti),
• bis zu 0.04% Stickstoff (N),
der Rest Eisen sowie stahlübliche Verunreinigungen, mit einem Aussendurchmesser von
14 bis 100 mm,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Stahl einen nach der Formel %Cr + 6x%Si + 8x%Ti + 4x%Mo + 2x%Al - 2x%Mn - 4x%Ni
- 40x%(C+N) bestimmten Kaltenhauser Ferritfaktor (KFF) von höchstens 11.8 aufweist,
und
dass der Gewindestab mit einer warm aufgewalzten Profilierung in Form eines durchgängigen
Aussengewindes versehen ist und folgende Eigenschaften aufweist:
• Dehngrenze (Rp0.2) von mindestens 670 MPa,
• Dehnung bei Höchstlast (Agt) von mindestens 5%, und
• bezogene Rippenfläche (fR) von mindestens 0.056.
2. Gewindestab nach Anspruch 1, wobei der Aussendurchmesser bis zu 20 mm und der Ferritfaktor
höchstens 11.1 beträgt.
3. Gewindestab nach Anspruch 1, wobei der Aussendurchmesser bis zu 16 mm und der Ferritfaktor
höchstens 11.3 beträgt.
4. Gewindestab nach Anspruch 1, welcher einen vergleichsweise duktilen Kern und eine
vergleichsweise harte Randschicht aufweist.
5. Gewindestab nach Anspruch 4, wobei der Aussendurchmesser 20 bis 100 mm beträgt.
6. Verankerungseinheit für den Stahlbetonbau, umfassend einen Gewindestab nach einem
der vorangehenden Ansprüche sowie mindestens ein Gegenstück aus einem kompatiblen
nichtrostenden Stahl, wobei das Gegenstück ein auf das Aussengewinde schraubbares
Innengewinde aufweist.
7. Verankerungseinheit nach Anspruch 6, wobei das Gegenstück als Mutter oder als Muffenelement
ausgestaltet ist.
8. Verfahren zur Herstellung eines Gewindestabs nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei
man einen Stahl mit einem Gewichtsanteil von:
• bis zu 0.08 % Kohlenstoff (C),
• bis zu 1.5% Silizium (Si),
• 0.3 bis zu 1.5% Mangan (Mn),
• bis zu 0.05% Phosphor (P),
• bis zu 0.03% Schwefel (S),
• 10.5 bis 18% Chrom (Cr),
• 0.2 bis zu 1.6% Nickel (Ni),
• bis zu 0.4% Molybdän (Mo),
• bis zu 0.04% Aluminium (Al),
• bis zu 0.2% Niob (Nb),
• bis zu 0.2% Titan (Ti),
• bis zu 0.04% Stickstoff (N),
der Rest Eisen sowie stahlübliche Verunreinigungen, und einem Ferritfaktor von höchstens
11.8,
einer Warmumformung bei 800 bis 1'100°C unterzieht, wobei in der letzten Umformstufe
der Warmumformung ein durchgängiges Aussengewinde aufgewalzt wird, und wobei anschliessend
ein Abkühlen auf Raumtemperatur erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8 zur Herstellung eines Gewindestabs nach Anspruch 2 oder
3, wobei das Abkühlen durch Luftkühlung mit einer Abkühlrate von ungefähr 1 K/s bewirkt
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 zur Herstellung eines Gewindestabs nach Anspruch 4 oder
5, wobei das Abkühlen in einem ersten Schritt durch Wasserkühlung auf eine Oberflächentemperatur
von 350 bis 500°C mit einer anschliessenden Luftkühlung mit einer Abkühlrate von ungefähr
1 K/s bewirkt wird.