[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Anlage zur Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs.
Stand der Technik
[0003] Luftzerlegungsanlagen weisen Rektifikationssäulensysteme auf, die als Zweisäulensysteme,
insbesondere als klassische Linde-Doppelsäulensysteme, aber auch als Drei- oder Mehrsäulensysteme
ausgebildet sein können. Neben den Rektifikationssäulen zur Gewinnung von Stickstoff
und/oder Sauerstoff in flüssigem und/oder gasförmigem Zustand, also den Rektifikationssäulen
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung, können Rektifikationssäulen zur Gewinnung weiterer
Luftkomponenten, insbesondere von Argon, vorgesehen sein.
[0004] Die Rektifikationssäulen der genannten Rektifikationssäulensysteme werden auf unterschiedlichen
Druckniveaus betrieben. Bekannte Doppelsäulensysteme weisen eine sogenannte Hochdrucksäule
(auch als Drucksäule, Mitteldrucksäule oder untere Säule bezeichnet) und eine sogenannte
Niederdrucksäule (auch als obere Säule bezeichnet) auf. Die Hochdrucksäule wird typischerweise
auf einem Druckniveau von 4 bis 7 bar, insbesondere ca. 5,3 bar, betrieben. Die Niederdrucksäule
wird auf einem Druckniveau von typischerweise 1 bis 2 bar, insbesondere ca. 1,4 bar,
betrieben. In bestimmten Fällen können in der Niederdrucksäule auch höhere Druckniveaus
eingesetzt werden. Bei den hier und nachfolgend angegebenen Drücken handelt es sich
um Absolutdrücke am Kopf der jeweils angegebenen Säulen.
[0005] In bekannten Anlagen zur Tieftemperaturzerlegung von Luft wird in einem unteren Bereich
der Hochdrucksäule eine an Sauerstoff angereicherte und an Stickstoff abgereicherte
Flüssigkeit gebildet und aus der Hochdrucksäule abgezogen. Diese Flüssigkeit, die
insbesondere auch Argon enthält, wird zumindest zum Teil in die Niederdrucksäule eingespeist
und dort weiter aufgetrennt. Sie kann vor der Einspeisung in die Niederdrucksäule
zumindest teilweise verdampft werden, wobei ggf. verdampfte und unverdampfte Anteile
an unterschiedlichen Positionen in die Niederdrucksäule eingespeist werden können.
[0006] Die vorliegende Erfindung geht insbesondere von einer Anlage aus, in der eine Hoch-
und eine Niederdrucksäule verwendet werden. Die Niederdrucksäule kann im Rahmen der
vorliegenden Erfindung einteilig oder mehrteilig ausgebildet sein. In diesem Fall
können ein erster und ein zweiter Abschnitt der Niederdrucksäule auf einem gemeinsamen
Druckniveau betrieben werden. Eine zweiteilige Niederdrucksäule unterscheidet sich
damit von ebenfalls bekannten Anordnungen, bei denen neben der Hoch- und der Niederdrucksäule
eine weitere Säule zur Trennung von Stickstoff und Sauerstoff bereitgestellt ist,
welche jedoch auf einem Druckniveau betrieben wird, das zwischen den Druckniveaus
liegt, auf denen die Hochdrucksäule und die Niederdrucksäule betrieben werden.
[0007] Zur Argongewinnung können Luftzerlegungsanlagen mit Roh- und Reinargonsäulen eingesetzt
werden. Ein Beispiel ist bei Häring (s.o.) in Figur 2.3A veranschaulicht und ab Seite
26 im Abschnitt "Rectification in the Low-pressure, Crude and Pure Argon Column" sowie
ab Seite 29 im Abschnitt "Cryogenic Production of Pure Argon" beschrieben. Wie dort
erläutert, reichert sich Argon in entsprechenden Anlagen in einer bestimmten Höhe
in der Niederdrucksäule an. An dieser oder an einer anderen günstigen Stelle, ggf.
auch unterhalb des Argonmaximums, kann aus der Niederdrucksäule an Argon angereichertes
Gas mit einer Argonkonzentration von typischerweise 5 bis 15 Molprozent abgezogen
und in die Rohargonsäule überführt werden. Ein entsprechendes Gas enthält typischerweise
ca. 0,05 bis ca. 500 ppm Stickstoff und ansonsten im Wesentlichen Sauerstoff. Es sei
ausdrücklich betont, dass die angegebenen Werte für das aus der Niederdrucksäule abgezogene
Gas lediglich typische Beispielwerte darstellen.
[0008] Die Rohargonsäule dient im Wesentlichen dazu, den Sauerstoff aus dem aus der Niederdrucksäule
abgezogenen Gas abzutrennen. Der in der Rohargonsäule abgetrennte Sauerstoff bzw.
ein entsprechendes sauerstoffreiches Fluid kann flüssig in die Niederdrucksäule zurückgeführt
werden. Der Sauerstoff bzw. das sauerstoffreiche Fluid wird dabei typischerweise mehrere
theoretische oder praktische Böden unterhalb der Einspeisestelle für die aus der Hochdrucksäule
abgezogene, an Sauerstoff angereicherte und an Stickstoff abgereicherte und ggf. zumindest
teilweise verdampfte Flüssigkeit in die Niederdrucksäule zurückgespeist. Eine bei
der Trennung in der Rohargonsäule verbleibende gasförmige Fraktion, die im Wesentlichen
Argon und Stickstoff enthält, wird in der Reinargonsäule unter Erhalt von Reinargon
weiter aufgetrennt. Die Roh- und die Reinargonsäule weisen Kopfkondensatoren auf,
die insbesondere mit einem Teil der aus der Hochdrucksäule abgezogenen, an Sauerstoff
angereicherten und an Stickstoff abgereicherten Flüssigkeit gekühlt werden können,
welche bei dieser Kühlung teilweise verdampft. Auch andere Fluide können zur Kühlung
eingesetzt werden.
[0009] Grundsätzlich kann in entsprechenden Anlagen auch auf eine Reinargonsäule verzichtet
werden, wobei hier typischerweise sichergestellt wird, dass der Stickstoffgehalt am
Argonübergang unter 1 ppm liegt. Dies ist jedoch keine zwingende Voraussetzung. Argon
gleicher Qualität wie aus einer herkömmlichen Reinargonsäule wird in diesem Fall aus
der Rohargonsäule bzw. einer vergleichbaren Säule typischerweise etwas weiter unterhalb
als das herkömmlicherweise in die Reinargonsäule überführte Fluid abgezogen, wobei
die Böden im Abschnitt zwischen dem Rohargonkondensator, also dem Kopfkondensator
der Rohargonsäule, und einem entsprechenden Abzug insbesondere als Sperrböden für
Stickstoff dienen. Die vorliegende Erfindung kann mit einer derartigen Anordnung ohne
Reinargonsäule zum Einsatz kommen. Da die Rohargonsäule bzw. eine vergleichbare Säule
in einer derartigen Anordnung bereits zur Reinargongewinnung und nicht zur Rohargongewinnung
dient, wird nachfolgend auch allgemeiner von "Argongewinnungssäulen" gesprochen. Bei
einer Argongewinnungssäule kann es sich um eine herkömmliche Reinargonsäule oder um
eine entsprechende zur Reinargongewinnung modifizierte Rohargonsäule handeln.
[0010] Die Gewinnung von Argon (der Begriff "Argon" wird, wie auch nachfolgend noch erläutert,
auch für argonreiche Fluide und nicht nur für Reinargon verwendet) erfolgt in den
erläuterten Verfahren in flüssiger Form. Entsprechendes Argon wird typischerweise
in einen Speichertank überführt. Trotz thermischer Isolation dampft dabei stets ein
Anteil des Argons ab und geht in herkömmlichen Anlagen verloren.
[0011] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, Maßnahmen anzugeben, die es ermöglichen,
entsprechende Abdampfverluste zu verringern.
Offenbarung der Erfindung
[0012] Vor diesem Hintergrund schlägt die vorliegende Erfindung eine Anlage zur Gewinnung
von Argon durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
vor. Bevorzugte Ausgestaltungen sind jeweils Gegenstand der Unteransprüche sowie der
nachfolgenden Beschreibung.
[0013] Vor der Erläuterung der Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden einige
Grundlagen der vorliegenden Erfindung näher erläutert und nachfolgend verwendete Begriffe
definiert.
[0014] Die in einer Luftzerlegungsanlage eingesetzten Vorrichtungen sind in der zitierten
Fachliteratur, beispielsweise bei Häring (s.o.) in Abschnitt 2.2.5.6, "Apparatus",
beschrieben. Sofern die nachfolgenden Definitionen nicht hiervon abweichen, wird daher
zum Sprachgebrauch, der im Rahmen der vorliegenden Anmeldung verwendet wird, ausdrücklich
auf die zitierte Fachliteratur verwiesen.
[0015] Flüssigkeiten und Gase können im hier verwendeten Sprachgebrauch reich oder arm an
einer oder an mehreren Komponenten sein, wobei "reich" für einen Gehalt von wenigstens
50%, 75%, 90%, 95%, 99%, 99,5%, 99,9% oder 99,99% und "arm" für einen Gehalt von höchstens
50%, 25%, 10%, 5%, 1%, 0,1% oder 0,01% auf Mol-, Gewichts- oder Volumenbasis stehen
kann. Der Begriff "überwiegend" kann der Definition von "reich" entsprechen. Flüssigkeiten
und Gase können ferner angereichert oder abgereichert an einer oder mehreren Komponenten
sein, wobei sich diese Begriffe auf einen Gehalt in einer Ausgangsflüssigkeit oder
einem Ausgangsgas beziehen, aus der oder dem die Flüssigkeit oder das Gas gewonnen
wurde. Die Flüssigkeit oder das Gas ist "angereichert", wenn diese oder dieses zumindest
den 1,1-fachen, 1,5-fachen, 2-fachen, 5-fachen, 10-fachen 100-fachen oder 1.000-fachen
Gehalt, und "abgereichert", wenn diese oder dieses höchstens den 0,9-fachen, 0,5-fachen,
0,1-fachen, 0,01-fachen oder 0,001-fachen Gehalt einer entsprechenden Komponente,
bezogen auf die Ausgangsflüssigkeit oder das Ausgangsgas enthält. Ist hier beispielsweise
von "Sauerstoff", "Stickstoff" oder "Argon" die Rede, sei hierunter auch eine Flüssigkeit
oder ein Gas verstanden, die bzw. das reich an Sauerstoff oder Stickstoff ist, jedoch
nicht notwendigerweise ausschließlich hieraus bestehen muss.
[0016] Die vorliegende Anmeldung verwendet zur Charakterisierung von Drücken und Temperaturen
die Begriffe "Druckniveau" und "Temperaturniveau", wodurch zum Ausdruck gebracht werden
soll, dass entsprechende Drücke und Temperaturen in einer entsprechenden Anlage nicht
in Form exakter Druck- bzw. Temperaturwerte verwendet werden müssen, um das erfinderische
Konzept zu verwirklichen. Jedoch bewegen sich derartige Drücke und Temperaturen typischerweise
in bestimmten Bereichen, die beispielsweise ± 1%, 5%, 10%, 20% oder sogar 50% um einen
Mittelwert liegen. Entsprechende Druckniveaus und Temperaturniveaus können dabei in
disjunkten Bereichen liegen oder in Bereichen, die einander überlappen. Insbesondere
schließen beispielsweise Druckniveaus unvermeidliche oder zu erwartende Druckverluste
ein. Entsprechendes gilt für Temperaturniveaus. Bei den hier in bar angegebenen Druckniveaus
handelt es sich um Absolutdrücke.
Vorteile der Erfindung
[0017] Die vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass eine Rückspeisung von verdampftem
Argon aus einem Speicherbehälter für flüssiges Argon, der aus einer Argongewinnungssäule
einer Luftzerlegungsanlage, beispielsweise einer Rohargonsäule oder einer Reinargonsäule,
mit argonreicher, tiefkalter Flüssigkeit gespeist wird, in die Argongewinnungssäule
besonders vorteilhaft ist, um die eingangs erwähnten Verdampfungsverluste zu reduzieren.
[0018] Dies wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung dadurch erreicht, dass eine Anlage
zur Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung von Luft bereitgestellt wird,
wobei die Anlage ein Destillationssäulensystem mit einer Argongewinnungssäule aufweist,
aus der eine argonreiche Flüssigkeit entnehmbar ist, und wobei die Anlage einen Speichertank
aufweist, in welchen die aus der Argongewinnungssäule entnehmbare argonreiche Flüssigkeit
überführbar ist. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass dem Speichertank ein durch eine
teilweise Verdampfung der argonreichen Flüssigkeit gebildetes argonreiches Gas entnehmbar
und in die Argongewinnungssäule rückspeisbar ist. Durch die erfindungsgemäße Rückspeisung
mit anschließender Kondensation in der Argongewinnungssäule können Argonverluste minimiert
bzw. vollständig vermieden werden.
[0019] Die Argongewinnungssäule kann eine Roh- oder eine Reinargonsäule sein, eine gemeinsam
mit einer Reinargonsäule verwendete Rohargonsäule, oder eine entsprechend modifizierte
Rohargonsäule in einer Anlage ohne Reinargonsäule. Im Fall einer Reinargonsäule erfolgt
die Rückspeisung typischerweise in derselben Höhe, in der auch ein aus der Rohargonsäule
überführtes Fluid in die Reinargonsäule eingespeist wird. Die Rückspeisung kann im
Fall einer Reinargonsäule insbesondere auch über eine Einspeiseleitung für Rohargon
aus der Rohargonsäule erfolgen, wodurch auf eine separate Einspeisung verzichtet werden
kann. Die Rückspeisung kann aber auch an einer tieferen Position erfolgen. Die Rückspeisung
kann, für den Fall, dass sie in die Rohargonsäule erfolgt, beispielsweise am Kopf
erfolgen, aber auch an einer tieferen Position. Die argonreiche Flüssigkeit, die ein
flüssiges Argonprodukt in der erfindungsgemäßen Anlage darstellt, ist insbesondere
einem Sumpfbereich einer entsprechenden Argongewinnungssäule, insbesondere einer Reinargonsäule,
entnehmbar, und weist entsprechende Argongehalte auf.
[0020] Die Entnahme des argonreichen Gases und dessen Rückspeisung in die Argongewinnungssäule
kann insbesondere auf Grundlage einer Druckregelung erfolgen. Bei dieser wird insbesondere
ein Druck in dem Speichertank erfasst.
[0021] Die vorliegende Erfindung kann bei Luftzerlegungsanlagen mit sogenannter Innenverdichtung
(IV, Internal Compression, IC) zum Einsatz kommen, wie sie beispielsweise bei Häring
(s.o.), Abschnitt 2.2.5.2, "Internal Compression", erläutert ist, .aber auch bei beliebigen
anderen Luftzerlegungsanlagen. Wie auch nachfolgend angegeben, ist für die vorliegende
Erfindung erforderlich, dass eine Gewinnung von Argon in flüssiger Form und dessen
Zwischenspeicherung erfolgt. Die Erfindung ist auch in vielen anderen Verfahren einsetzbar,
beispielsweise auch bei Anlagen mit "Stickstoff'- oder "Luft"-Kreisläufen zur Herstellung
von Flüssigprodukten etc.
[0022] Zur Luftzerlegung können sogenannte Hauptverdichter/Nachverdichter-(Main Air Compressor/Booster
Air Compressor-, MAC-BAC-)Verfahren oder sogenannte Hochluftdruck-(High Air Pressure-,
HAP-)Verfahren eingesetzt werden. Bei den Hauptverdichter/Nachverdichter-Verfahren
handelt es sich um die eher konventionelleren Verfahren, Hochluftdruck-Verfahren kommen
zunehmend in jüngerer Zeit als Alternativen zum Einsatz.
[0023] Hauptverdichter/Nachverdichter-Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass nur ein
Teil der dem Rektifikationssäulensystem insgesamt zugeführten Einsatzluftmenge auf
ein Druckniveau verdichtet wird, das wesentlich, d.h. um mindestens 3, 4, 5, 6, 7,
8, 9 oder 10 bar, oberhalb des Druckniveaus der Hochdrucksäule liegt. Ein weiterer
Teil der Einsatzluftmenge wird lediglich auf das Druckniveau der Hochdrucksäule oder
ein Druckniveau, das sich um nicht mehr als 1 bis 2 bar von dem Druckniveau der Hochdrucksäule
unterscheidet, verdichtet, und auf diesem niedrigeren Druckniveau in die Hochdrucksäule
eingespeist. Ein Beispiel für ein Hauptverdichter/Nachverdichter-Verfahren ist bei
Häring (s.o.) in Figur 2.3A gezeigt.
[0024] Bei einem Hochluftdruck-Verfahren wird hingegen die gesamte dem Rektifikationssäulensystem
insgesamt zugeführte Einsatzluftmenge auf ein Druckniveau verdichtet, das wesentlich,
d.h. um mindestens 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 bar oberhalb des Druckniveaus der Hochdrucksäule
liegt. Der Druckunterschied kann beispielsweise bis zu 14, 16, 18 oder 20 bar betragen.
Hochluftdruck-Verfahren sind beispielsweise aus der
EP 2 980 514 A1 und der
EP 2 963 367 A1 bekannt.
[0025] Die vorliegende Erfindung kann bei sämtlichen der zuvor erläuterten Verfahrensvarianten
zum Einsatz kommen. Wesentlich für den Einsatz im Rahmen der vorliegenden Erfindung
ist lediglich, dass eine Argongewinnungssäule bereitgestellt ist, aus der eine argonreiche
Flüssigkeit entnehmbar ist.
[0026] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher
erläutert, in denen eine Anlage gemäß einer Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung
in schematischer Darstellung veranschaulicht ist.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0027] Figur 1 veranschaulicht eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer Ausgestaltung der vorliegenden
Erfindung in schematischer Ansicht.
Ausführliche Beschreibung der Zeichnung
[0028] In Figur 1 ist eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer Ausgestaltung der vorliegenden
Erfindung schematisch veranschaulicht und insgesamt mit 100 bezeichnet.
[0030] In Figur 1 sind flüssige Stoffströme mit schwarzen (ausgefüllten), gasförmige Stoffströme
mit weißen (nicht ausgefüllten) und zweiphasige Stoffströme mit schwarzweiß geteilten
(teilweise ausgefüllten) Flusspfeilen veranschaulicht.
[0031] Die in Figur 1 beispielhaft gezeigte Luftzerlegungsanlage kann zur Durchführung eines
Hochluftdruck-Verfahren eingerichtet sein. Hierzu kann Umgebungsluft A mittels eines
Hauptluftverdichters 1 über ein Filter 2 angesaugt und auf ein Druckniveau verdichtet
werden, das wenigstens 3 bar oberhalb eines höchsten Druckniveaus liegt, das in einem
Destillationssäulensystem 10 der Luftzerlegungsanlage 100 verwendet wird.
[0032] Der verdichtete Einsatzluftstrom a wird einer beispielsweise mit Kühlwasser betriebenen
Vorkühleinrichtung 3 zugeführt. Der vorgekühlte Einsatzluftstrom a wird dann in einem
Reinigungssystem 4 aufgereinigt, das typischerweise ein Paar von im Wechselbetrieb
eingesetzten Adsorberbehältern umfasst. Der vorgekühlte Einsatzluftstrom a wird hier
von Wasser und Kohlendioxid befreit.
[0033] Stromab des Reinigungssystems 3 wird der Einsatzluftstrom a in zwei Teilströme b
und c aufgeteilt, die später jeweils erneut in zwei Teilströme d und e bzw. f und
g aufgeteilt werden. Vor der weiteren Aufteilung in die Teilströme f und g wird der
Teilstrom c in einem Booster 5, der mit einer Entspannungsturbine 6 gekoppelt ist,
und dem ein nicht gesondert bezeichneter Nachkühler nachgeschaltet ist, weiter verdichtet.
[0034] Der Teilstrom d wird ohne weitere Verdichtung bis zum kalten Ende durch einen Hauptwärmetauscher
7 der Luftzerlegungsanlage 100 geführt und dabei verflüssigt. Auch der Teilstrom e
wird ohne weitere Verdichtung durch den Hauptwärmetauscher 7 geführt, jedoch nur bis
zu einer Zwischenstelle, und in einer Entspannungsturbine 8, die mit einem Booster
9 gekoppelt ist, entspannt und dabei teilverflüssigt.
[0035] Der Teilstrom f wird nach der weiteren Verdichtung in dem Booster 5 zum Teil in Form
eines Teilstroms h bis zu einer Zwischenstelle durch den Hauptwärmetauscher 7 geführt,
anschließend in dem Booster 9 weiter verdichtet, dem Hautwärmetauscher 7 an einer
Zwischenstelle wieder zugeführt, und bis zum kalten Ende durch den Hauptwärmetauscher
7 geführt. Der Teilstrom h wird dabei verflüssigt. Ein weiterer Teil des Teilstroms
f wird in Form eines Teilstroms i bis zum kalten Ende durch den Hauptwärmetauscher
7 geführt und dabei verflüssigt.
[0036] Der Teilstrom g wird bis zu einer Zwischenstelle durch den Hauptwärmetauscher 7 geführt,
in der Entspannungsturbine 6 entspannt und dabei teilverflüssigt.
[0037] Die verflüssigten Teilströme d, h und i werden jeweils über Entspannungsventile entspannt,
vereinigt, und in eine Hochdrucksäule 11 des Destillationssäulensystems 10 eingespeist.
Die teilverflüssigten Teilströme e und g werden ebenfalls vereinigt und in die Hochdrucksäule
11 eingespeist.
[0038] In der Hochdrucksäule 11 werden eine sauerstoffangereicherte flüssige Sumpffraktion
und eine stickstoffangereicherte gasförmige Kopffraktion gebildet. Die sauerstoffangereicherte
flüssige Sumpffraktion wird in Form eines Stoffstroms h aus der Hochdrucksäule 11
abgezogen, durch einen Unterkühlungsgegenströmer 13 geführt, teilweise als Heizmedium
in einem Sumpfverdampfer 14 einer Reinargonsäule 15 verwendet, und jeweils in definierten
Anteilen in einen Kopfkondensator 16 der Reinargonsäule 15, einen Kopfkondensator
17 einer Rohargonsäule 18 sowie eine Niederdrucksäule 12 des Destillationssäulensystems
10 eingespeist. In den Verdampfungsräumen der Kopfkondensatoren 16, 17 der Rohargonsäule
15 und der Reinargonsäule 18 verdampfendes Fluid wird ebenfalls in die Niederdrucksäule
12 überführt. Entsprechendes gilt für Flüssigkeit, die zu Spülzwecken (zur Vermeidung
der Anreicherung unerwünschter Komponenten) aus den Kopfkondensatoren 16, 17 der Rohargonsäule
15 und der Reinargonsäule 18 abgezogen wird.
[0039] Vom Kopf der Hochdrucksäule 11 wird das gasförmige stickstoffreiche Kopfprodukt in
Form eines Stoffstroms i abgezogen. Ein Teil hiervon wird unverflüssigt in Form eines
Stoffstroms k in dem Hauptwärmetauscher 7 erwärmt und beispielsweise als Dichtgas
B für die beteiligten Verdichter aus der Luftzerlegungsanlage 100 ausgeleitet. Ein
weiterer Anteil wird in Form eines Stoffstroms I einem Hauptkondensator 19, der eine
wärmetauschende Verbindung zwischen der Hochdrucksäule 11 und der Niederdrucksäule
12 herstellt, verflüssigt.
[0040] Das verflüssigte Kopfprodukt der Hochdrucksäule 11 wird in Anteilen in Form eines
Stoffstroms m als Rücklauf auf die Hochdrucksäule 11 aufgegeben, in Form eines Stoffstroms
n nach Abkühlung in dem Unterkühlungsgegenströmer 13 in die Niederdrucksäule 12 entspannt,
und in Form eines Stoffstroms o einer Innenverdichtung unterworfen, in dem Hauptwärmetauscher
5 erwärmt und als Innenverdichtungsprodukt C bereitgestellt.
[0041] Direkt unterhalb der Einspeisestelle der verflüssigten Teilströme d, h und i in die
Hochdrucksäule 11 wird aus der Hochdrucksäule 11 ein Stoffstrom p in etwa gleicher
Zusammensetzung flüssig entnommen, der nach einer Abkühlung in dem Unterkühlungsgegenströmer
13 in die Niederdrucksäule 12 entspannt wird.
[0042] In der Niederdrucksäule 12 werden eine sauerstoffreiche flüssige Sumpffraktion sowie
eine stickstoffreiche gasförmige Kopffraktion gebildet. Erstere wird teilweise in
Form eines Stoffstroms q innenverdichtet, in dem Hauptwärmetauscher 5 erwärmt, und
als Innenverdichtungsprodukt D bereitgestellt. Ein weiterer Anteil kann in Form eines
Stoffstroms r teilweise unterkühlt und als Flüssigprodukt E ausgeleitet werden.
[0043] Aus einer Flüssigkeitsrückhalteeinrichtung am Kopf der Niederdrucksäule 12 kann ein
flüssiger stickstoffreicher Strom s abgezogen und als Flüssigstickstoffprodukt F aus
der Luftzerlegungsanlage 100 ausgeführt werden. Ein vom Kopf der Niederdrucksäule
12 abgezogener gasförmiger stickstoffreicher Strom t wird durch den Unterkühlungsgegenströmer
13 und den Hauptwärmetauscher 5 geführt und als Stickstoffprodukt G auf dem Druck
der Niederdrucksäule 12 bereitgestellt.
[0044] Aus der Niederdrucksäule 12 wird ferner ein Strom u aus einem oberen Bereich abgezogen
und nach Erwärmung in dem Unterkühlungsgegenströmer 13 und dem Hauptwärmetauscher
5 als Regeneriergas in der Reinigungseinrichtung 4 genutzt bzw. durch Abblasen an
die Umgebung H verworfen. Entsprechendes gilt, bis auf die Erwärmung in dem Unterkühlungsgegenströmer
13, auch für einen Stoffstrom v aus der Niederdrucksäule 12.
[0045] Am sogenannten Argonübergang oder auch darunter kann, wie eingangs erläutert, aus
der Niederdrucksäule 12 an Argon angereichertes Fluid in Form eines Stoffstroms w
entnommen und sumpfnah in die Rohargonsäule 18 eingespeist werden. Sumpfflüssigkeit
aus der Rohargonsäule 18 kann mittels einer nicht gesondert bezeichneten Pumpe in
Form eines Stoffstroms x in die Niederdrucksäule 12 zurückgeführt werden. Unkondensiertes
Kopfgas wird aus der Rohargonsäule 12 in Form eines Stoffstroms y in die Reinargonsäule
15 überführt.
[0046] In dem Kopfkondensator der 16 der Reinargonsäule 15 wird ein flüssiger Rücklauf auf
die Reinargonsäule 15 gebildet. Ein nicht verflüssigtes Kopfgas kann in Form eines
Stoffstroms z an die Umgebung H abgegeben werden.
[0047] Ein Argonprodukt bzw. argonreiche Flüssigkeit wird der Reinargonsäule 15 sumpfseitig
in Form eines Stoffstroms 101 entnommen und, über ein Ventil 21 geregelt, in einen
Speichertank 20 überführt. Ein in dem Speichertank 20 verdampfter Anteil hiervon wird
in der in Figur 1 veranschaulichten Ausgestaltung der Erfindung in Form eines Stoffstroms
102 über ein Ventil 22 druckgeregelt entnommen und in die Reinargonsäule 15 zurückgeleitet.
[0048] Bei einem im Rahmen der vorliegenden Erfindung eingesetzten Speichertank kann es
sich insbesondere um einen sogenannten Flachbodentank handeln, der insbesondere mit
einer Perlitisolierung versehen sein kann. Ein entsprechender Speichertank kann auf
einem Überdruck von ca. 50 bis ca. 500 mbar betrieben werden.