[0001] Die Erfindung betrifft eine Gasturbine und ein Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine.
[0002] Die Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe, insbesondere Erdgas, als Treibstoff für Gasturbinen
ist begrenzt. Gleichzeitig werden im Rahmen des Erschließens von erneuerbaren Energiequellen
in Zeiten mit viel Sonne und viel Wind, also mit überdurchschnittlichem Solarstrom
oder Windkrafterzeugung, Wertstoffe erzeugt. Dieser Wertstoff kann insbesondere Wasserstoff
sein, welcher mit Wasserelektrolyseuren erzeugt wird. In modernen Gasturbinen ist
Wasserstoff als Treibstoff bereits im Einsatz.
[0003] Bisher wurden für eine hohe Brennstoffflexibilität der Gasturbinen Brennersysteme
eingesetzt, die ein großes Brennstoffspektrum von Erdgas bis hin zu wasserstoffreichen
Synthesegasen oder alternativen Brennstoffen bieten können. Bei diesen Brennersystemen
darf der Wasserstoffanteil typischerweise nicht mehr als 60 % betragen. Bei höheren
Wasserstoffanteilen steigen die Stickoxidwerte stark an und es erhöht sich die Reaktions-
und damit die Flammengeschwindigkeit der Brenngasmischung. Um die Brennerhardware
zu schützen, darf die Flammengeschwindigkeit einen bestimmten Wert nicht überschreiten,
um die Gefahr eines Flammenrückschlages in den Brenner, der dabei zerstört würde,
zu vermeiden.
[0004] Eine weitere Schwierigkeit der Brennersysteme für Brennstoffmischungen, besteht darin,
dass die Verbrennungseigenschaften des Wasserstoff-Erdgasgemisches sich von den Verbrennungseigenschaften
des reinen Erdgases unterscheiden. Auch der Wasserstoffanteil im Wasserstoff-Erdgasgemisch
hat Einfluss auf die Verbrennungseigenschaften. Insbesondere ändert sich die Form
und das Verhalten der Flamme innerhalb der Brennkammer. Dies kann in nachteiliger
Weise den Brenner und die Brennkammer beschädigen.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher eine Gasturbine mit einem Brennersystem und ein
Verfahren zum Betreiben der Gasturbine anzugeben, welche mit Wasserstoff und konventionellen
Brennstoffen in unterschiedlichen Anteilen flexibel betrieben werden kann und die
genannten Probleme überwindet.
[0006] Die Aufgabe wird mit einer Gasturbine gemäß Anspruch 1 und einem Verfahren zum Betreiben
einer Gasturbine gemäß Anspruch 6 gelöst.
[0007] Eine erfindungsgemäße Gasturbine umfasst wenigstens einen ersten Brenner für ein
erstes Brenngas und wenigstens einen zweiten Brenner für ein zweites Brenngas. Dabei
sind der erste Brenner und der zweite Brenner im Aufbau unterschiedlich. Der erste
Brenner ist mit einem konventionellen Brenngas betreibbar. Als konventionelles Brenngas
wird hier insbesondere Erdgas betrachtet. Der zweite Brenner ist mit Wasserstoff betreibbar.
[0008] In anderen Worten heißt das, dass der zweite Brenner mit reinem Wasserstoff oder
mit einem Wasserstoffgemisch betrieben werden kann, wobei das Gemisch neben dem Wasserstoff
auch Stickstoff, Kohlendioxid und/oder Wasser umfassen kann.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Gasturbine, die einen ersten und einen zweiten Brenner umfasst,
derart betrieben, dass der erste Brenner mit einem ersten Brennstoff und der zweite
Brenner mit einem zweiten Brennstoff betrieben wird, wobei der zweite Brennstoff Wasserstoff
ist.
[0010] Sowohl der erste als auch der zweite Brennstoff können reine Komponenten oder Stoffgemische
darstellen.
[0011] Vorteilhaft ist es durch den Einsatz von wenigstens zwei unterschiedlichen Brenneraufbauten
möglich, die Brenner individuell an die Eigenschaften des eingesetzten Brennstoffs
anzupassen. Das Zurückschlagen von Flammen wird vorteilhaft durch den an den Wasserstoff
angepassten zweiten Brenner vermieden. Des Weiteren sind die Stickoxidemissionen,
durch den angepassten Brenner niedriger.
[0012] Weiterhin ist es im Sinne der Erfindung auch möglich mehr als zwei unterschiedliche
Brenner in der Gasturbine anzuordnen. So können neue Brennstoffe oder auch Brennstoffgemische
in einem dritten Brenner in der Gasturbine verbrannt werden. Die Gasturbine kann also
individuell an neue Brennstoffe angepasst werden, ohne dass das komplette Layout der
Gasturbine verändert werden muss. Es ist vorteilhaft lediglich ein an den neuen Brennstoff
angepasster Brenner nötig.
[0013] In einer vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung ist der zweite
Brenner ein Porenbrenner. Porenbrenner nutzen mikroporöse Strukturen, durch die das
Brenngas strömt, feinverteilt austritt und sich anschließend mit Luft vermischt und
reagiert. Verbrennungsluft und Brennstoff werden separat geführt, so dass vorteilhaft
kein Flammenrückschlag möglich ist.
[0014] In einer weiteren alternativen Ausgestaltung kann der zweite Brenner eine Anordnung
aus makroskopischen Kleinstbrennern, ähnlich Mikromischkammer-Brennern oder Matrix-Brennern
sein. Diese Brenner erzeugen viele kleine Flammen. Die Verbrennung kann ohne eine
Gasvormischung erfolgen. Vorteilhaft entstehen daher wenige Stickoxide. Vorteilhaft
ist weiterhin, dass diese Kleinstbrenner gegen Flammenrückschlag sicher sind.
[0015] In einer weiteren alternativen Ausgestaltung kann der zweite Brenner eine Anordnung
aus katalytisch aktivem Material umfassen. Bei dieser Brennerart erfolgt eine Oberflächenreaktion
zwischen dem Brennstoff und dem Luftsauerstoff. Vorteilhaft entstehen daher wenige
bis keine Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin, dass diese Art von Brennern gegen
Flammenrückschlag sicher ist.
[0016] In einer weiteren alternativen Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung kann
der zweite Brenner ein DOC-Brenner sein. Diese Brenner zeichnen sich durch eine flammenlose
Verbrennung aus. Die Verbrennung findet in einer Volumenreaktion statt. Vorteilhaft
entstehen daher wenige Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin, dass diese Brenner gegen
Flammenrückschlag sicher sind.
[0017] Vorteilhaft können all diese Brennerarten derart ausgestaltet werden, dass sie in
einer konventionellen Gasturbine eingesetzt werden. Es ist außerdem möglich wenigstens
drei unterschiedliche Brennerarten in einer Gasturbine einzusetzen.
[0018] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung liegt
eine Gesamtanzahl der ersten und zweiten Brenner in einem Bereich zwischen 5 bis 50.
Grundsätzlich ist die Anzahl der Brenner abhängig vom Gasturbinentyp vorgegeben. Je
mehr Brenner, desto geringer sind die Schritte der möglichen Mischungsverhältnisse
zwischen dem ersten Brennstoff und dem zweiten Brennstoff.
[0019] In einer weiteren Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung sind der erste und/oder
zweite Brenner austauschbar. Vorteilhaft ist so ein Anpassen der Gasturbine an neue
Brennstoffe oder Brennstoffgemische mit sehr geringen Anpassungen der Gasturbine selbst
möglich.
[0020] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung umfasst
die Gasturbine ein Regelungssystem, welches eine erste Brenngasmenge für den ersten
Brenner und/oder eine zweite Brenngasmenge für den zweiten Brenner einstellt. Die
Gasturbine kann dann vorteilhaft auf geringe Schwankungen mittels des Regelungssystems
reagieren und die Brenngasmenge entsprechend anpassen.
[0021] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung wird
der Wasserstoff in einem Wasser-Elektrolyseur mittels Elektrolyse hergestellt. Es
kann sich um eine Chlor-Alkali-Elektrolyse oder um eine Elektrolyse mit eine Protonen-Austausch-Membran
(PEM-Elektrolyse handeln). Vorteilhaft lässt sich in Zeiten mit viel Sonne und/oder
Wind elektrische Energie speichern, indem man Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff
spaltet. Der Wasserstoff kann dann gespeichert werden und in Zeiten mit wenig Sonne
und/oder Wind mittels der Gasturbine wiederum in mechanische Energie umgewandelt werden.
[0022] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung sind
der erste und der zweite Brenner bei einem im Wesentlichen gleichen Druckverlust betreibbar.
Vorteilhaft ermöglicht dies, die Brenner auszutauschen und dabei an den Betriebsparametern
der Gasturbine, insbesondere dem Durchsatz des Brennstoffs, wenige oder keine Änderungen
vornehmen zu müssen.
[0023] Weitere Merkmale, Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die beiliegende Figur. Die
Figur zeigt schematisch eine Gasturbine mit einem ersten und einem zweiten Brenner.
[0024] Die Gasturbine 1 umfasst einen Verdichter 4, mehrere erste Brenner 2 und einen zweiten
Brenner 3. Sie umfasst weiterhin eine Turbine 5. Die Gasturbine 1 umfasst einen Lufteinlass
6, durch welchen Luft für die ersten Brenner 2 zuführbar ist. Die Gasturbine 1 umfasst
ebenso einen Wasserstoffeinlass 7, in welchen Wasserstoff für den zweiten Brenner
3 zuführbar ist.
[0025] Die Gasturbine umfasst weiterhin Verbindungsflansche 10, welche die Brenner fest
mit der Turbine 5 verbinden. Die ersten Brenner 2 und der zweite Brenner 3 sind beide
mit den Verbindungsflanschen 10 verbindbar. In anderen Worten sind sowohl der erste
Brenner 2 als auch der zweite Brenner 3 mit der Gasturbine kompatibel und ohne bauliche
Änderungen an der Gasturbine mit dieser verbindbar. Somit können vorteilhaft die ersten
Brenner 2 und zweiten Brenner 3 nach Bedarf, insbesondere bei Modernisierungsmaßnahmen,
ausgetauscht werden.
[0026] Der zweite Brenner 3 ist insbesondere eine Anordnung aus makroskopischen Kleinstbrennern.
Ein solcher Brenner erzeugt viele kleine Flammen. Die Verbrennung kann ohne eine Gasvormischung
erfolgen. Vorteilhaft entstehen daher wenige Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin,
dass der Brenner sicher gegen Flammenrückschlag ist.
[0027] Die Gasturbine 1 ist in diesem Beispiel als Rohr-Ring-Brenner (engl.: "cane-annular-combustor")
ausgestaltet. Es ist aber alternativ ebenso möglich, die Gasturbine mit einer Ringbrennkammer
(eng.: annular combustor) auszugestalten.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 1
- Gasturbine
- 2
- erster Brenner
- 3
- zweiter Brenner
- 4
- Verdichter
- 5
- Turbine
- 6
- Lufteinlass
- 7
- Wasserstoffeinlass
- 10
- Verbindungsflansch
1. Gasturbine (1) umfassend wenigstens einen ersten Brenner (2) für ein erstes Brenngas
und wenigstens einen zweiten Brenner (3) für ein zweites Brenngas, wobei der erste
Brenner (2) und der zweite Brenner (3) im Aufbau unterschiedlich sind, der erste Brenner
(2) mit einem konventionellen Brenngas betreibbar ist und der zweite Brenner (3) mit
Wasserstoff betreibbar ist.
2. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner (3) ein Porenbrenner ist.
3. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner (3) eine Anordnung aus makroskopischen
Kleinstbrennern darstellt.
4. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner ein katalytischer Brenner
ist.
5. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner ein DOC-Brenner ist.
6. Gasturbine (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei eine Gesamtanzahl der ersten
(2) und zweiten Brenner (3) in einem Bereich zwischen 5 bis 50 liegt.
7. Gasturbine (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei der erste (2) und/oder zweite
(3) Brenner austauschbar ist.
8. Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine (1), wobei die Gasturbine (1) wenigstens
einen ersten (2) und wenigstens einen zweiten Brenner (3) umfasst, wobei der erste
Brenner (2) mit einem ersten Brenngas betrieben wird und der zweite Brenner (3) mit
Wasserstoff als zweitem Brenngas betrieben wird.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, wobei die Gasturbine (1) ein Regelungssystem umfasst,
welche eine erste Brenngasmenge für den ersten Brenner (2) und/oder eine zweite Brenngasmenge
für den zweiten Brenner (3) einstellt.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9, wobei der Wasserstoff in einem Wasser-Elektrolyseur
mittels Elektrolyse von Wasser hergestellt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei der erste (2) und der zweite Brenner
(2) bei einem im Wesentlichen gleichen Druckverlust betrieben wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, wobei der zweite Brenner mit reinem Wasserstoff
oder mit einem Wasserstoff umfassenden Gemisch betrieben wird.