(19)
(11) EP 3 650 757 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.05.2020  Patentblatt  2020/20

(21) Anmeldenummer: 18205178.9

(22) Anmeldetag:  08.11.2018
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F23R 3/30(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: Siemens Aktiengesellschaft
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Wolf, Erik
    91341 Röttenbach (DE)

   


(54) GASTURBINE UND VERFAHREN ZUM BETREIBEN EINER GASTURBINE


(57) Die Erfindung betrifft eine Gasturbine, welche wenigstens einen ersten Brenner für ein erstes Brenngas und wenigstens einen zweiten Brenner für ein zweites Brenngas umfasst. Dabei sind der erste Brenner und der zweite Brenner im Aufbau unterschiedlich. Der erste Brenner ist mit einem konventionellen Brenngas betreibbar. Als konventionelles Brenngas wird hier insbesondere Erdgas betrachtet. Der zweite Brenner ist mit Wasserstoff betreibbar. Die Gasturbine, die einen ersten und einen zweiten Brenner umfasst, derart betrieben, dass der erste Brenner mit einem ersten Brennstoff und der zweite Brenner mit einem zweiten Brennstoff betrieben wird, wobei der zweite Brennstoff Wasserstoff ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Gasturbine und ein Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine.

[0002] Die Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe, insbesondere Erdgas, als Treibstoff für Gasturbinen ist begrenzt. Gleichzeitig werden im Rahmen des Erschließens von erneuerbaren Energiequellen in Zeiten mit viel Sonne und viel Wind, also mit überdurchschnittlichem Solarstrom oder Windkrafterzeugung, Wertstoffe erzeugt. Dieser Wertstoff kann insbesondere Wasserstoff sein, welcher mit Wasserelektrolyseuren erzeugt wird. In modernen Gasturbinen ist Wasserstoff als Treibstoff bereits im Einsatz.

[0003] Bisher wurden für eine hohe Brennstoffflexibilität der Gasturbinen Brennersysteme eingesetzt, die ein großes Brennstoffspektrum von Erdgas bis hin zu wasserstoffreichen Synthesegasen oder alternativen Brennstoffen bieten können. Bei diesen Brennersystemen darf der Wasserstoffanteil typischerweise nicht mehr als 60 % betragen. Bei höheren Wasserstoffanteilen steigen die Stickoxidwerte stark an und es erhöht sich die Reaktions- und damit die Flammengeschwindigkeit der Brenngasmischung. Um die Brennerhardware zu schützen, darf die Flammengeschwindigkeit einen bestimmten Wert nicht überschreiten, um die Gefahr eines Flammenrückschlages in den Brenner, der dabei zerstört würde, zu vermeiden.

[0004] Eine weitere Schwierigkeit der Brennersysteme für Brennstoffmischungen, besteht darin, dass die Verbrennungseigenschaften des Wasserstoff-Erdgasgemisches sich von den Verbrennungseigenschaften des reinen Erdgases unterscheiden. Auch der Wasserstoffanteil im Wasserstoff-Erdgasgemisch hat Einfluss auf die Verbrennungseigenschaften. Insbesondere ändert sich die Form und das Verhalten der Flamme innerhalb der Brennkammer. Dies kann in nachteiliger Weise den Brenner und die Brennkammer beschädigen.

[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher eine Gasturbine mit einem Brennersystem und ein Verfahren zum Betreiben der Gasturbine anzugeben, welche mit Wasserstoff und konventionellen Brennstoffen in unterschiedlichen Anteilen flexibel betrieben werden kann und die genannten Probleme überwindet.

[0006] Die Aufgabe wird mit einer Gasturbine gemäß Anspruch 1 und einem Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine gemäß Anspruch 6 gelöst.

[0007] Eine erfindungsgemäße Gasturbine umfasst wenigstens einen ersten Brenner für ein erstes Brenngas und wenigstens einen zweiten Brenner für ein zweites Brenngas. Dabei sind der erste Brenner und der zweite Brenner im Aufbau unterschiedlich. Der erste Brenner ist mit einem konventionellen Brenngas betreibbar. Als konventionelles Brenngas wird hier insbesondere Erdgas betrachtet. Der zweite Brenner ist mit Wasserstoff betreibbar.

[0008] In anderen Worten heißt das, dass der zweite Brenner mit reinem Wasserstoff oder mit einem Wasserstoffgemisch betrieben werden kann, wobei das Gemisch neben dem Wasserstoff auch Stickstoff, Kohlendioxid und/oder Wasser umfassen kann.

[0009] Erfindungsgemäß wird die Gasturbine, die einen ersten und einen zweiten Brenner umfasst, derart betrieben, dass der erste Brenner mit einem ersten Brennstoff und der zweite Brenner mit einem zweiten Brennstoff betrieben wird, wobei der zweite Brennstoff Wasserstoff ist.

[0010] Sowohl der erste als auch der zweite Brennstoff können reine Komponenten oder Stoffgemische darstellen.

[0011] Vorteilhaft ist es durch den Einsatz von wenigstens zwei unterschiedlichen Brenneraufbauten möglich, die Brenner individuell an die Eigenschaften des eingesetzten Brennstoffs anzupassen. Das Zurückschlagen von Flammen wird vorteilhaft durch den an den Wasserstoff angepassten zweiten Brenner vermieden. Des Weiteren sind die Stickoxidemissionen, durch den angepassten Brenner niedriger.

[0012] Weiterhin ist es im Sinne der Erfindung auch möglich mehr als zwei unterschiedliche Brenner in der Gasturbine anzuordnen. So können neue Brennstoffe oder auch Brennstoffgemische in einem dritten Brenner in der Gasturbine verbrannt werden. Die Gasturbine kann also individuell an neue Brennstoffe angepasst werden, ohne dass das komplette Layout der Gasturbine verändert werden muss. Es ist vorteilhaft lediglich ein an den neuen Brennstoff angepasster Brenner nötig.

[0013] In einer vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung ist der zweite Brenner ein Porenbrenner. Porenbrenner nutzen mikroporöse Strukturen, durch die das Brenngas strömt, feinverteilt austritt und sich anschließend mit Luft vermischt und reagiert. Verbrennungsluft und Brennstoff werden separat geführt, so dass vorteilhaft kein Flammenrückschlag möglich ist.

[0014] In einer weiteren alternativen Ausgestaltung kann der zweite Brenner eine Anordnung aus makroskopischen Kleinstbrennern, ähnlich Mikromischkammer-Brennern oder Matrix-Brennern sein. Diese Brenner erzeugen viele kleine Flammen. Die Verbrennung kann ohne eine Gasvormischung erfolgen. Vorteilhaft entstehen daher wenige Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin, dass diese Kleinstbrenner gegen Flammenrückschlag sicher sind.

[0015] In einer weiteren alternativen Ausgestaltung kann der zweite Brenner eine Anordnung aus katalytisch aktivem Material umfassen. Bei dieser Brennerart erfolgt eine Oberflächenreaktion zwischen dem Brennstoff und dem Luftsauerstoff. Vorteilhaft entstehen daher wenige bis keine Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin, dass diese Art von Brennern gegen Flammenrückschlag sicher ist.

[0016] In einer weiteren alternativen Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung kann der zweite Brenner ein DOC-Brenner sein. Diese Brenner zeichnen sich durch eine flammenlose Verbrennung aus. Die Verbrennung findet in einer Volumenreaktion statt. Vorteilhaft entstehen daher wenige Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin, dass diese Brenner gegen Flammenrückschlag sicher sind.

[0017] Vorteilhaft können all diese Brennerarten derart ausgestaltet werden, dass sie in einer konventionellen Gasturbine eingesetzt werden. Es ist außerdem möglich wenigstens drei unterschiedliche Brennerarten in einer Gasturbine einzusetzen.

[0018] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung liegt eine Gesamtanzahl der ersten und zweiten Brenner in einem Bereich zwischen 5 bis 50. Grundsätzlich ist die Anzahl der Brenner abhängig vom Gasturbinentyp vorgegeben. Je mehr Brenner, desto geringer sind die Schritte der möglichen Mischungsverhältnisse zwischen dem ersten Brennstoff und dem zweiten Brennstoff.

[0019] In einer weiteren Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung sind der erste und/oder zweite Brenner austauschbar. Vorteilhaft ist so ein Anpassen der Gasturbine an neue Brennstoffe oder Brennstoffgemische mit sehr geringen Anpassungen der Gasturbine selbst möglich.

[0020] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung umfasst die Gasturbine ein Regelungssystem, welches eine erste Brenngasmenge für den ersten Brenner und/oder eine zweite Brenngasmenge für den zweiten Brenner einstellt. Die Gasturbine kann dann vorteilhaft auf geringe Schwankungen mittels des Regelungssystems reagieren und die Brenngasmenge entsprechend anpassen.

[0021] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung wird der Wasserstoff in einem Wasser-Elektrolyseur mittels Elektrolyse hergestellt. Es kann sich um eine Chlor-Alkali-Elektrolyse oder um eine Elektrolyse mit eine Protonen-Austausch-Membran (PEM-Elektrolyse handeln). Vorteilhaft lässt sich in Zeiten mit viel Sonne und/oder Wind elektrische Energie speichern, indem man Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff spaltet. Der Wasserstoff kann dann gespeichert werden und in Zeiten mit wenig Sonne und/oder Wind mittels der Gasturbine wiederum in mechanische Energie umgewandelt werden.

[0022] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung sind der erste und der zweite Brenner bei einem im Wesentlichen gleichen Druckverlust betreibbar. Vorteilhaft ermöglicht dies, die Brenner auszutauschen und dabei an den Betriebsparametern der Gasturbine, insbesondere dem Durchsatz des Brennstoffs, wenige oder keine Änderungen vornehmen zu müssen.

[0023] Weitere Merkmale, Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die beiliegende Figur. Die Figur zeigt schematisch eine Gasturbine mit einem ersten und einem zweiten Brenner.

[0024] Die Gasturbine 1 umfasst einen Verdichter 4, mehrere erste Brenner 2 und einen zweiten Brenner 3. Sie umfasst weiterhin eine Turbine 5. Die Gasturbine 1 umfasst einen Lufteinlass 6, durch welchen Luft für die ersten Brenner 2 zuführbar ist. Die Gasturbine 1 umfasst ebenso einen Wasserstoffeinlass 7, in welchen Wasserstoff für den zweiten Brenner 3 zuführbar ist.

[0025] Die Gasturbine umfasst weiterhin Verbindungsflansche 10, welche die Brenner fest mit der Turbine 5 verbinden. Die ersten Brenner 2 und der zweite Brenner 3 sind beide mit den Verbindungsflanschen 10 verbindbar. In anderen Worten sind sowohl der erste Brenner 2 als auch der zweite Brenner 3 mit der Gasturbine kompatibel und ohne bauliche Änderungen an der Gasturbine mit dieser verbindbar. Somit können vorteilhaft die ersten Brenner 2 und zweiten Brenner 3 nach Bedarf, insbesondere bei Modernisierungsmaßnahmen, ausgetauscht werden.

[0026] Der zweite Brenner 3 ist insbesondere eine Anordnung aus makroskopischen Kleinstbrennern. Ein solcher Brenner erzeugt viele kleine Flammen. Die Verbrennung kann ohne eine Gasvormischung erfolgen. Vorteilhaft entstehen daher wenige Stickoxide. Vorteilhaft ist weiterhin, dass der Brenner sicher gegen Flammenrückschlag ist.

[0027] Die Gasturbine 1 ist in diesem Beispiel als Rohr-Ring-Brenner (engl.: "cane-annular-combustor") ausgestaltet. Es ist aber alternativ ebenso möglich, die Gasturbine mit einer Ringbrennkammer (eng.: annular combustor) auszugestalten.

Bezugszeichenliste



[0028] 
1
Gasturbine
2
erster Brenner
3
zweiter Brenner
4
Verdichter
5
Turbine
6
Lufteinlass
7
Wasserstoffeinlass
10
Verbindungsflansch



Ansprüche

1. Gasturbine (1) umfassend wenigstens einen ersten Brenner (2) für ein erstes Brenngas und wenigstens einen zweiten Brenner (3) für ein zweites Brenngas, wobei der erste Brenner (2) und der zweite Brenner (3) im Aufbau unterschiedlich sind, der erste Brenner (2) mit einem konventionellen Brenngas betreibbar ist und der zweite Brenner (3) mit Wasserstoff betreibbar ist.
 
2. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner (3) ein Porenbrenner ist.
 
3. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner (3) eine Anordnung aus makroskopischen Kleinstbrennern darstellt.
 
4. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner ein katalytischer Brenner ist.
 
5. Gasturbine (1) gemäß Anspruch 1, wobei der zweite Brenner ein DOC-Brenner ist.
 
6. Gasturbine (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei eine Gesamtanzahl der ersten (2) und zweiten Brenner (3) in einem Bereich zwischen 5 bis 50 liegt.
 
7. Gasturbine (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei der erste (2) und/oder zweite (3) Brenner austauschbar ist.
 
8. Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine (1), wobei die Gasturbine (1) wenigstens einen ersten (2) und wenigstens einen zweiten Brenner (3) umfasst, wobei der erste Brenner (2) mit einem ersten Brenngas betrieben wird und der zweite Brenner (3) mit Wasserstoff als zweitem Brenngas betrieben wird.
 
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, wobei die Gasturbine (1) ein Regelungssystem umfasst, welche eine erste Brenngasmenge für den ersten Brenner (2) und/oder eine zweite Brenngasmenge für den zweiten Brenner (3) einstellt.
 
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9, wobei der Wasserstoff in einem Wasser-Elektrolyseur mittels Elektrolyse von Wasser hergestellt wird.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei der erste (2) und der zweite Brenner (2) bei einem im Wesentlichen gleichen Druckverlust betrieben wird.
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, wobei der zweite Brenner mit reinem Wasserstoff oder mit einem Wasserstoff umfassenden Gemisch betrieben wird.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht