TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft eine Legierung zum Giessen von Bauteilen auf der Basis von
Aluminium, Magnesium, Kupfer und Silizium, insbesondere für den Einsatz in Fahrzeugbauteilen
mit thermischer Belastung. Des Weiteren richtet sich die Erfindung auf ein Bauteil
gegossen aus der erfindungsgemässen Legierung, wobei es sich bei diesem Bauteil vorzugsweise
um einen Zylinderkopf handelt und einen Zylinderkopf, welcher die erfindungsgemässe
Legierung umfasst.
STAND DER TECHNIK
[0002] Ein Trend im Leichtbau in der Automobilindustrie besteht in der Konstruktion von
Verbrennungskraftmaschinen mit hoher Leistung und kleinem Bauraum. Auf diese Weise
wird insbesondere die Konstruktion von Hybridantrieben erleichtert. Der Zylinderkopf
spielt hierbei eine entscheidende Rolle: An den Auslassventilen besteht die höchste
thermische Belastung, der Verbindungssteg zwischen den Ventilen ist besonders gefährdet,
da hier hohe thermische Belastungen auftreten. Durch die gewünschte, höhere Aufladung
der Motoren sind die Bauteile immer höheren Temperaturen ausgesetzt.
[0004] Die
EP 1 757709 B1 der Anmelderin selbst offenbart eine warmfeste Aluminiumlegierung vom Typ AlMgSi
mit guter Dauerwarmfestigkeit zur Herstellung thermisch und mechanisch beanspruchter
Gussbauteile.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Legierungszusammensetzung für eine Legierung zum
Giessen von Bauteilen zur Verfügung zu stellen, welche mindestens einen Nachteil von
den aus dem Stand der Technik bekannten Legierungen vermeidet.
[0006] Bevorzugtes Giessverfahren ist der Kokillenguss, z.B. in der Variante des Schwerkraftgiessens,
des Niederdruckgiessens und des Kipptiegelgiessens.
[0007] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe gelöst durch eine Legierung zum Giessen von Bauteilen
auf Basis von Aluminium-Magnesium-Kupfer-Silizium-Mangan, bestehend aus:
Mg |
5,0 bis 9,5 Gew.% |
Cu |
3,0 bis 7,5 Gew.% |
Si |
1,5 bis 4,7 Gew.% |
Mn |
0,1 bis 1,0 Gew.% |
Ni |
max. 2 Gew.% |
Fe |
max. 1 Gew.% |
Zr |
max. 0,5 Gew.% |
Be |
bis 500 ppm |
Ti |
bis 0,5 Gew.% |
Sr |
max. 0,8 Gew.% |
P |
max. 500 ppm. |
[0008] Wahlweise noch bis 0,5 Gew.% der Elemente Zn, Cr, Mo, V, Hf, Ca, Ga, B und der Rest
Aluminium und unvermeidbare Verunreinigungen.
[0009] Ausführungsvarianten der erfindungsgemässen Legierung sind in den abhängigen Ansprüchen
wiedergegeben.
[0010] In einer Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung 5,8 bis 8,5 Gew.%
Magnesium.
[0011] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung 1,7 bis
4,7 Gew.% Silizium, vorzugsweise 1,7 bis 3,4 Gew.% Silizium.
[0012] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung 3,2 bis
7,5 Gew.% Kupfer.
[0013] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung 3,2 bis
5,5 Gew.% Kupfer.
[0014] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung 3,4 bis
5,5 Gew.% Kupfer.
[0015] In einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemässen Legierung enthält diese
0,2 - 0,7 Gew.% Mangan.
[0016] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung 0,4 - 0,7
Gew.% Mangan.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung max. 0,5
Gew.% Nickel.
[0018] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung max. 0,3
Gew.% Zirkon.
[0019] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung max. max.
100 ppm Beryllium.
[0020] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung max. 0,1
Gew.% Titan.
[0021] In einer weiteren Ausführungsform enthält die erfindungsgemässe Legierung max. 50
ppm Phosphor.
[0022] Ferner wird ein Bauteil aus der erfindungsgemässen Legierung gegossen, vorzugsweise
handelt es sich beim Giessverfahren um ein Kokillengussverfahren.
[0023] Die Erfindung umfasst ebenfalls einen Zylinderkopf gegossen aus der erfindungsgemässen
Legierung.
[0024] Des Weiteren umfasst ein Zylinderkopf die erfindungsgemässe Legierung.
[0025] Es konnte festgestellt werden, dass die erfindungsgemässe Legierung die Anforderungen
an die Warmfestigkeit und die Giessbarkeit besser erfüllt als alle bisher auf dem
Markt befindliche Legierungen. Die erfindungsgemässe Legierung beruht auf einem Legierungssystem
AlMgCuSi, welches in der erfindungsgemässen Variante bislang nicht in Gusslegierungen
für den Automobilbau eingesetzt wurde. Die chemische Zusammensetzung wurde mit Hilfe
von Phasensimulationsrechnungen o eingestellt, dass sich bei der Erstarrung keine
rapiden Volumenänderungssprünge auftreten. Dies führt zu spannungsfreien und damit
warmrissfreien Gussbauteilen. Die praktische Verifizierung erfolgte mittels der Sternkokille,
die darauf ausgelegt ist, solche Warmrisse hervorzurufen.
[0026] Eine Neuerung ist die Zugabe von Kupfer, wodurch höhere Festigkeiten im Temperaturbereich
von 250 bis 300 °C und eine bessere Giessbarkeit erreicht werden konnte.
[0027] Das Magnesium-Silizium-Verhältnis wurde gewählt, um einen hohen Anteil von Mg2Si-Eutektikum
zu erreichen. Dadurch sinkt die Schmelztemperatur und die Giessbarkeit ist deutlich
besser als ohne Si-Anteile.
[0028] In der erfindungsgemässen Kombination von Magnesium, Kupfer und Silizium konnte eine
gute Giessbarkeit und geringe Warmrissneigung erreicht werden. Bei Cu-Gehalten zwischen
3,2 und 5,5 Gew.% konnte eine bessere Formfüllung und geringere Tendenz zur Warmrissneigung
bei gleichzeitig hoher Warmfestigkeit um 250 °C festgestellt werden. Bei noch höherem
Kupfergehalt sank die Festigkeit (insbesondere die Dehngrenze) zwar, lag aber noch
auf einem sehr hohen Niveau.
[0029] In einer Phasensimulation konnte gezeigt werden, dass Al2Cu-Phasen vermieden werden
können zugunsten von AlMgCu-haltigen Phasen. Die Phasensimulation wurde mit der Software
JMatPro vorgenommen (Version 8.0, Sente Software). Gemäss dieser Berechnung bilden
sich im Gleichgewichtszustand Al2Cu2Mn3 und Al2CuMg. Eine Vermeidung von Al2Cu-Phasen
wirkt sich positiv auf die Korrosionsbeständigkeit der erfindungsgemässen Legierung
aus. Aus dem Stand der Technik ist bekannt, dass hoch-kupferhaltigen Legierungen,
darunter sind Legierungen mit einem Cu-gehalt von mehreren Prozent zu verstehen, korrosionsanfällig
sind. Bei der erfindungsgemässen Legierung konnte festgestellt werden, dass dies nicht
der Fall ist.
[0030] Mangan trägt in Grenzen zur Festigkeitssteigerung bei und kann spröde AlFeSi-Betaphasen
in harmlosere AlMnFeSi-Alphaphasen umformen.
[0031] Zirkon kann in begrenztem Umfang zu einer Verbesserung der Festigkeit und feinerem
Korn führen. Dieser Effekt kann durch eine Kombination mit Molybdän verstärkt werden.
[0032] Weitere Elemente sind möglich, aber nicht zwingend notwendig. Beryllium verringert
die Oxidationsneigung der Schmelze. Kornfeiner können Titan-Bor Legierung eingesetzt
werden, wie beispielsweise unter dem Handelsnamen TiBloy oder TiBor bekannt. TiBloy
wird auf der Al-Ti-B-Basis hergestellt in einem Verhältnis Ti : B < 2,2 : 1, wobei
die Summe von Ti und B max. 1,9 (Gew.-)% beträgt. TiBor existiert in verschiedenen
Zusammensetzungen, üblich sind Verhältnisse Ti : B von 5 % : 1 % oder 1,7 % : 1,4
%. Ein zu hoher Phosphorgehalt führt zu einer Versprödung der Legierung. Strontium
beeinflusst die Legierungseigenschaften nur begrenzt, eine Veredelung des Gefüges
tritt nicht ein.
[0033] Es ist möglich, die erfindungsgemässe Legierung mit Recyclingmaterial herzustellen.
Geeignet hierfür ist hochwertiges Recyclingmaterial und die Verwendung eines bewährten
Kipp-Trommelofens zum Schmelzen der Legierung.
Vergleichsbeispiele
[0034] Im Folgenden sind die Zusammensetzungen von 5 Legierungen A, B, C, D und E gegenübergestellt.
Variante A stellt eine in der Produktion von Zylinderköpfen weit verbreitete Legierung
vom Typ AlSi10Mg dar, Variante B ist ein typisches Beispiel für eine Legierung wie
beschrieben im Patent
EP1757709 B1. Die Varianten C bis E stellen Ausführungsvarianten der erfindungsgemässe Legierung
dar: Variante C mit ca. 3,5 Gew.% Kupfer, Variante D mit ca. 5 Gew.% Kupfer und Variante
E mit ca. 6 Gew.% Kupfer.
[0035] Die Angaben verstehen sich in Gew.%. Anhand von vier Legierungen A-D wurden die mechanischen
Kennwerte (Rm, Rp
0.2, A5) ermittelt. Die Proben wurden mittels Schwerkraftguss herstellt in einer französischen
Kokille,

Erzielte Resultate
[0036] Die beschriebenen Legierungen A bis E wurden folgenden T6 Wärmebehandlungen unterzogen.
|
Lösungsglühen |
Warmauslagerung |
Variante A (StdT) |
6h-530°C+WA |
3h-210°C |
Variante B (StdT) |
3h-480°C+15h-520°C+WA |
2h-170°C |
Variante C |
3h-480°C+15h-520°C+WA |
2h-170°C |
Variante D |
3h-480°C+15h-520°C+WA |
2h-170°C |
Variante E |
16h-500°C+WA |
2h-170°C |
(WA = Wasserabschreckung) |
[0037] In der nachfolgenden Tabelle sind die mechanische Kennwerte Rm, Rp
0,2, A5 im Zustand T6, gemessen bei den angegebenen Temperaturen 20°C, 250°C und 300°C
dargestellt. Zuvor wurden diese 500 h bei 20°C, 250°C und 300°C ausgelagert. Dargestellt
sind jeweils der Mittelwerte aus 5 Zugprüfungen.
|
20 °C |
250 °C |
300 °C |
Leg. |
Rm [MPa] |
Rp0,2 [MPa] |
A5 [Gew. %] |
Rm [MPa] |
Rp0,2 [MPa] |
A5 [Gew. %] |
Rm [MPa] |
Rp0,2 [MPa] |
A5 [Gew. %] |
A (StdT) |
300 |
185 |
4,0 |
74 |
57 |
20 |
49 |
38 |
30,3 |
B (StdT) |
241 |
135 |
2,2 |
128 |
92 |
40,1 |
84 |
63 |
50,5 |
C |
307 |
291 |
0,3 |
164 |
163 |
1,2 |
96 |
71 |
18,5 |
D |
281 |
266 |
0,2 |
166 |
133 |
4,3 |
93 |
68 |
11,4 |
[0038] Wie aus der Tabelle zu entnehmen, zeigte die Legierungsvariante C die höchsten Festigkeiten
bei 250 und 300 °C. Besonders auffällig ist die gegenüber der Standardlegierung A
etwa dreimal so hohe Dehngrenze Rp
0,2 bei 250 °C .
[0039] Die Giessbarkeit und die Warmrissneigung wurden für die nach dem Stand der Technik
bekannten Legierungszusammensetzungen A, B und für die erfindungsgemässen Zusammensetzungen
mit Hilfe einer Sternkokille ermittelt. Bei einer Sternkokille gehen vom Einguss mehrere
unterschiedlich lange Stäbe ab, die sternförmig angeordnet sind. An ihren Enden weisen
dies Verdickungen auf, sodass sie sich nicht zusammenziehen können. Die in den Stäben
auftretenden mechanischen Spannungen sind dann proportional zur Länge der Stäbe. Aus
dem längsten nicht gerissenen Stab kann dann auf die Warmrissneigung geschlossen werden.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Resultate gegenübergestellt.
[0040] Die Schmelzetemperatur lag bei allen Versuchen bei 750 °C, die Kokillentemperatur
bei 250 °C (+/- 5 °C). Zu Beginn der Versuche wurden die Kokillen auf 250 °C temperiert
und mit mindestens 10 Abgüssen eingefahren.
[0041] Hier zeigte sich eine gute Giessbarkeit der Variante C. In dieser Versuchsserie konnte
bei keiner von 6 hergestellten Proben (Pro Versuch wurden insgesamt sechs Proben hergestellt)
Warmrisse gefunden werden. Abguss- und Kokillentemperaturen sowie alle sonstigen Giessparameter
wurden bewusst bei allen Legierungen konstant gehalten.
[0042] Als Warmriss wurde ein Riss gezählt, der mit unbewaffnetem Auge erkennbar war. Die
sehr gute Gießbarkeit der Variante A zeigte sich in guter Formfüllung bereits bei
kälterer Gießform und sehr geringer Schwindung.
|
Warmrisse |
Giessbarkeit |
Abgusstemp. |
Kokillentemp. |
Variante A (StdT) |
0 von 6 |
Sehr gut |
750°C |
250°C |
Variante B (StdT) |
0 von 6 |
Gut |
750°C |
250°C |
Variante C |
0 von 6 |
Gut |
750°C |
250°C |
Variante D |
1 von 6 |
Gut |
750°C |
250°C |
Variante E |
2 von 6 |
Gut |
750°C |
250°C |
1. Legierung auf Basis Aluminium-Magnesium-Kupfer-Silizium-Mangan zum Giessen von Bauteilen,
bestehend aus:
Mg |
5,0 bis 9,5 Gew.% |
Cu |
3,0 bis 7,5 Gew.% |
Si |
1,5 bis 4,7 Gew.% |
Mn |
0,1 bis 1,0 Gew.% |
Ni |
max. 2 Gew.% |
Fe |
max. 1 Gew.% |
Zr |
max. 0,5 Gew.% |
Be |
bis 500 ppm |
Ti |
bis 0,5 Gew.% |
Sr |
max. 0,8 Gew.% |
P |
max. 500 ppm |
wahlweise bis jeweils 0,5 Gew.% der Elemente Zn, Cr, Mo, V, Hf, Ca, Ga, B und der
Rest Aluminium und unvermeidbare Verunreinigungen.
2. Legierung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch 5,8 bis 8,5 Gew.% Magnesium
3. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch 1,7 bis 4,7 Gew.% Silizium, vorzugsweise 1,7 bis 3,4 Gew.% Silizium.
4. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch 3,2 bis 7,5 Gew.% Kupfer.
5. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch 3,2 bis 5,5 Gew.% Kupfer.
6. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch 3,4 bis 5,5 Gew.% Kupfer.
7. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch 0,2 - 0,7 Gew.% Mangan.
8. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch 0,4 - 0,7 Gew.% Mangan.
9. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch max. 0,5 Gew.% Nickel.
10. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch max. 0,3 Gew.% Zirkon.
11. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch max. 100 ppm Beryllium.
12. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch max. 0,1 Gew. % Titan.
13. Legierung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch max. 50 ppm Phosphor.
14. Ein Bauteil gegossen aus der Legierung gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche
1 bis 13.
15. Ein Zylinderkopf gegossen aus einer Legierung gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche
1 bis 13.
16. Ein Bauteil gemäss Anspruch 14 oder ein Zylinderkopf gemäss Anspruch 15 gegossen im
Kokillengussverfahren.
17. Ein Zylinderkopf umfassend eine Legierung gemäss vorangegangenen Ansprüche 1-13.