[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Hydraulikanlage eines Flurförderzeugs
mit einer von einem Antriebsmotor angetriebenen Hydraulikpumpe, die beim Betrieb in
einem Arbeitsmodus einen Volumenstrom einer Hydraulikflüssigkeit erzeugt, welcher
mindestens einen Verbraucher einer Arbeitshydraulik und/oder eine Lenkungshydraulik
versorgt.
[0002] Gattungsgemäße Flurförderzeuge, beispielsweise Gabelstapler, weisen in der Regel
eine Hydraulikanlage mit einem Hydraulikkreis auf, der eine von einem Antriebsmotor
angetriebene Hydraulikpumpe umfasst. Als Hydraulikflüssigkeit wird für den Hydraulikkreis
üblicherweise ein Hydrauliköl verwendet. Von der Hydraulikpumpe werden in der Regel
mehrere Verbraucher mit der Hydraulikflüssigkeit versorgt, beispielswiese Verbraucher
einer Arbeitshydraulik, beispielsweise einen Hubantrieb zum Heben und Senken eines
Lastaufnahmemittels, einen Neigeantrieb zum Neigen eines Hubgerüstes, an dem das Lastaufnahmemittel
anhebbar und absenkbar angeordnet ist, und gegebenenfalls ein oder mehrere Zusatzverbraucher,
beispielsweise eine Seitenschiebereinrichtung für das Lastaufnahmemittel, und/oder
eine Lenkungshydraulik.
[0003] Bei der Ansteuerung eines Verbrauchers wird von dem Fahrer des Flurförderzeugs ein
Stellglied, beispielsweise ein Joystick oder ein Handbedienhebel, betätigt und entsprechend
der Auslenkung des Stellgliedes eine bestimmte Solldrehzahl vorgegeben, mit der die
Hydraulikpumpe antreibende Antriebsmotor betrieben wird. Mit der Solldrehzahl und
dem Fördervolumen der Hydraulikpumpe ergibt sich ein bestimmter von der Hydraulikpumpe
geförderter Volumenstrom (Fördermenge), mit dem der Verbraucher versorgt wird.
[0004] Häufig werden bei Flurförderzeugen Konstantpumpen eingesetzt. Dabei handelt es sich
um Hydropumpen mit konstantem Verdrängungsvolumen pro Umdrehung und damit mit konstantem
Förderstrom bei konstanter Antriebsdrehzahl. Die als Konstantpumpe ausgeführte Hydraulikpumpe
wird somit bei der Ansteuerung eines Verbrauchers mit einer gesteuerten Drehzahl betrieben,
die allein abhängig ist von der Auslenkung des Stellglieds. Je nach Auslenkung des
Stellglieds wird eine Solldrehzahl generiert, mit der die als Konstantpumpe ausgebildete
Hydraulikpumpe betrieben wird, d.h. für unterschiedliche Auslenkungen des Stellglieds
werden unterschiedliche Solldrehzahlen generiert.
[0005] Bekannt sind auch Verstellpumpen mit einstellbarer und somit veränderbarem Verdrängungsvolumen.
[0006] Herkömmliche Standard-Flurförderzeuge besitzen keine Einrichtungen zur Erfassung
der Temperatur der Hydraulikflüssigkeit der Hydraulikanlage. Die Hydraulikpumpe wird
unabhängig von der Temperatur und der Viskosität der Hydraulikflüssigkeit der Hydraulikanlage
betrieben. Diese Standard-Flurförderzeuge bieten den Bedienpersonen keine Möglichkeit,
beispielsweise die Arbeits- und/oder Lenkungshydraulik auf bestimmte Einsatzbedingungen
und Fluidtemperaturen zu konfigurieren.
[0007] Weiter entwickelte Flurförderzeuge verfügen über Öltemperatursensoren zur Steuerung
der Hydraulikpumpe. So ist aus der
DE 10 2017 106 390 A1 ein Verfahren zum Betrieb einer Hydraulikanlage eines Flurförderzeugs bekannt, bei
der der Volumenstrom der Hydraulikpumpe in Abhängigkeit von der Temperatur des Druckmittels
derart gesteuert wird, dass eine Kompensation der Einflüsse der Druckmitteltemperatur
auf den Volumenstrom erfolgt. Somit wird bei einem bestimmten Stellsignal des Stellglieds
über den gesamten Temperaturbetriebsbereich des Druckmittels ein konstanter Volumenstrom
der Hydraulikpumpe zur Verfügung gestellt.
[0008] Das Standardfenster der Umgebungstemperatur für den Betrieb eines Flurförderzeugs
ist von -20 °C bis +40 °C definiert. Aufgrund der mit dem Betrieb einhergehenden Temperaturerhöhung
der Hydraulikflüssigkeit ergibt sich ein Hydraulikflüssigkeitstemperaturfenster von
-20 °C bis +95 °C.
[0009] Aufgrund des doppelt logarithmischen Zusammenhangs zwischen der Temperatur und der
Viskosität der Hydraulikflüssigkeit ergibt sich ein Optimierungsproblem. Entweder
ist die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit im unteren oder im oberen Bereich des
Temperaturfensters, so dass es zu wahrnehmbaren Komfortveränderungen kommt. Im unteren
Temperaturbereich ist die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit zu hoch und es kann
zu fehlerhaften Funktionen oder Ausfällen kommen. Auch nach einer Vielzahl an Optimierungen
ist eine Beeinträchtigung der Fahrzeugeigenschaften in diesem Bereich nicht ausgeschlossen.
[0010] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art so auszugestalten, dass der Betrieb der Hydraulikanlage im Bereich mit
hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit zeitlich minimiert werden kann.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass mindestens ein, die Viskosität
der Hydraulikflüssigkeit der Hydraulikanlage kennzeichnender, Betriebsparameter erfasst
und in einer Datenverarbeitungseinrichtung ausgewertet wird, wobei bei Erkennung eines
Betriebszustands, in dem die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit einen vorbestimmten,
oberen Schwellenwert überschreitet, die Hydraulikpumpe in einem vom Arbeitsmodus unabhängigen
oder dem Arbeitsmodus überlagerten Warmlaufmodus betrieben wird, in dem die Hydraulikpumpe
derart angesteuert wird, dass die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit erniedrigt wird.
[0012] Dabei wird zweckmäßigerweise als Betriebsparameter die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit
erfasst. Bei bekannter Spezifikation der Hydraulikflüssigkeit ist die Temperatur der
Hydraulikflüssigkeit ein Maß für deren Viskosität. Mit sinkender Temperatur steigt
die Viskosität.
[0013] Die Auswertung der Betriebsparameter erfolgt in der Datenverarbeitungseinrichtung,
welche zweckmäßigerweise in die Fahrzeugsteuerung integriert ist.
[0014] Ziel ist es, die Verharrung der Hydraulikflüssigkeitstemperatur im unteren Bereich
des Hydraulikflüssigkeitstemperaturfensters zeitlich zu minimieren. Damit wird die
Dauer, in der das Flurförderzeug mit hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit betrieben
wird, minimiert.
[0015] Hierzu wird eine zu hohe Viskosität der Hydraulikflüssigkeit der Hydraulikanlage
bevorzugt über eine Temperaturmessung der Hydraulikflüssigkeit ermittelt, und die
Datenverarbeitungseinrichtung um einen Betriebspunkt bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
erweitert. In diesem Betriebspunkt erfolgt eine zusätzliche Ansteuerung der Hydraulikpumpe.
[0016] Dabei wird die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung
direkt mittels eines Temperatursensors in einem Hydraulikkreis der Hydraulikanlage
gemessen.
[0017] Eine alternative Variante besteht darin, dass die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit
indirekt über eine Messung der Motortemperatur des Antriebsmotors, insbesondere eines
elektrischen Antriebsmotors, oder indirekt über die Messung der Umrichtertemperatur
eines einen elektrischen Antriebsmotor ansteuernden Umrichters erfasst wird. Dabei
kann mittels einer Modellrechnung aus der Motortemperatur bzw. der Umrichtertemperatur
auf die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit geschlossen werden.
[0018] Zur Betriebspunkterkennung, also der Erkennung einer zu hohen Viskosität der Hydraulikflüssigkeit,
ist vorteilhafterweise ebenfalls eine Modellrechnung vorgesehen. Hierzu wird in der
Datenverarbeitungseinrichtung eine Modellrechnung durchgeführt, die aus hinterlegten
Spezifikationsdaten der Hydraulikflüssigkeit und dem erfassten Betriebsparameter den
jeweiligen Betriebszustand berechnet und den Betriebszustand, in dem die Viskosität
der Hydraulikflüssigkeit den vorbestimmten, oberen Schwellenwert überschreitet, erkennt.
[0019] Beispielsweise kann die Modellrechnung die Messwerte der Hydrauliköltemperatur und
die in der Datenverarbeitungseinrichtung hinterlegten Daten zur Spezifikation der
verwendeten Hydraulikflüssigkeit, insbesondere bezüglich des Viskositätsverhaltens,
verwenden. Aus diesen Werten errechnet das Modell, in welchem Betriebspunkt sich das
Flurförderzeug befindet, und bildet daraus den Betriebszustand "zu hohe Hydraulikölviskosität".
[0020] Bei Erkennung des Betriebszustands, in dem die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
den vorbestimmten, oberen Schwellenwert überschreitet, wird vorzugsweise eine Meldung
auf einer Anzeige- und/oder Bedieneinheit des Flurförderzeugs angezeigt. Auf diese
Weise kann der Fahrer über diesen Betriebszustand und den damit verbundenen Warmlaufmodus
informiert werden.
[0021] Der Fahrer kann dann manuell den Warmlaufmodus aktivieren, in dem er die Hydraulikpumpe
entsprechend ansteuert, also beispielsweise die Hydraulikpumpe mit erhöhter Drehzahl
betreibt und/oder längere Zeit im Leerlauf laufen lässt, um die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit
zu erhöhen und somit deren Viskosität zu senken.
[0022] Gemäß einer Weiterbildung des Erfindungsgedankens wird bei Erkennung des Betriebszustands,
in dem die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit den vorbestimmten Schwellenwert überschreitet,
von der Datenverarbeitungseinrichtung automatisch der Warmlaufmodus aktiviert.
[0023] Dabei wird im Warmlaufmodus vorzugsweise die Drehzahl, beispielsweise die Leerlaufdrehzahl,
der Hydraulikpumpe erhöht. Dabei kann die Hydraulikflüssigkeit im Umlauf des Hydraulikkreises,
beispielsweise über eine Eingangsdruckwaage in einem Steuerventilblock der Arbeitshydraulik,
in den Hydrauliköltank gefördert werden, ohne einen Verbraucher der Arbeitshydraulik
und/oder die Lenkungshydraulik anzutreiben, wodurch die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit
erhöht wird. Die Erhöhung der Drehzahl der Hydraulikpumpe kann auch bei Betätigung
eines Verbrauchers erfolgen, wobei dann die Hydraulikpumpe mit einer für den angeforderten
Verbraucherstrom zu hohen Drehzahl betrieben wird, so dass wiederum ein Umlauf des
Hydraulikkreises über die Eingangsdruckwaage in einem Steuerventilblock der Arbeitshydraulik
erfolgt, in dem der überschüssig geförderte Volumenstrom der Hydraulikpumpe zum Hydrauliköltank
gefördert wird und die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit erhöht wird.
[0024] Dabei wird vorzugsweise im Warmlaufmodus die maximale Drehzahl der Hydraulikpumpe
reduziert. Dadurch können Schäden an der Hydraulikpumpe bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
und Kavitation in der Hydraulikpumpe wirksam vermieden werden.
[0025] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass im Warmlaufmodus
die Hydraulikpumpe ohne Anforderung des Verbrauchers im Leerlauf betrieben wird. Anstelle
bei unbetätigten Verbrauchern die Hydraulikpumpe im Stillstand zu betreiben, wird
somit die Hydraulikpumpe bei unbetätigten Verbrauchern im Leerlauf betrieben. Dabei
wird die Hydraulikflüssigkeit im Hydraulikkreis umgewälzt beziehungsweise in einen
Hydrauliktank gefördert, beispielsweise über eine Eingangsdruckwaage in einem Steuerventilblock
der Arbeitshydraulik, ohne den Verbraucher anzutreiben, wodurch die Temperatur der
Hydraulikflüssigkeit erhöht wird.
[0026] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass im Warmlaufmodus
bei Betätigung eines Verbrauchers die Dynamik der Sollwertvorgaben für die Ansteuerung
des Verbrauchers und/oder für die Ansteuerung der Hydraulikpumpe in Abhängigkeit von
dem Betriebsparameter, insbesondere der Temperatur der Hydraulikflüssigkeit, angepasst
wird. Im Warmlaufmodus kann hierzu die Dynamik der Sollwertvorgaben für die Ansteuerung
des Verbrauchers, beispielsweise die Dynamik von Ansteuersignalen (Sollwertvorgabe)
für ein den Verbraucher steuerndes Wegeventil, und/oder die Dynamik der Sollwertvorgaben
für die Ansteuerung der Hydraulikpumpe, beispielsweise die Dynamik eines Ansteuersignals
(Sollwertvorgabe) zum Hochlaufen des die Hydraulikpumpe antreibenden Antriebsmotors
auf eine Solldrehzahl oder die Dynamik eines Ansteuersignals (Sollwertvorgabe) zum
Einstellen eines Soll-Verdrängungsvolumens einer Verstellpumpe, an die höhere Viskosität
des Hydraulikflüssigkeit im kalten Zustand angepasst werden. Bevorzugt wird die Dynamik
der Sollwertvorgaben der entsprechenden Ansteuersignale bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
und somit mit zunehmender Viskosität der Hydraulikflüssigkeit reduziert. Im kalten
Zustand und somit bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit ist die Viskosität
der Hydraulikflüssigkeit verantwortlich für die Systemdynamik der Hydraulikanlage.
Mit der Anpassung der Dynamik der Sollwertvorgaben werden somit dynamische Sollwertvorgaben
bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit reduziert, so dass sich die Sollwerte,
beispielsweise entsprechende Ansteuersignale, an die Systemdynamik der Hydraulikanlage
anpassen ohne die Systemdynamik der Hydraulikanlage maßgeblich zu verändern. Bei elektrischen
Sollwertvorgaben, beispielsweise elektrischen Ansteuersignalen, werden hierdurch mit
zunehmender Viskosität der Hydraulikflüssigkeit die elektrischen Sollwertvorgaben
träger ohne dass sich die Systemdynamik der Hydraulikanlage und somit die Systemperformance
der Hydraulikanlage verändert. Die Reaktionszeit der Hydraulikpumpe wird hierdurch
bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit träger, wodurch die Wahrscheinlichkeit
des Auftretens von Kavitation in der Hydraulikpumpe bei hoher Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
verringert wird.
[0027] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass im Warmlaufmodus
eine elektrisch im Einstelldruck veränderbares Druckbegrenzungsventil der Hydraulikanlage
in Abhängigkeit von dem Betriebsparameter, insbesondere der Temperatur der Hydraulikflüssigkeit,
angesteuert wird. Bevorzugt wird hierzu bei hoher Viskosität der Einstelldruck das
Druckbegrenzungsventil der Hydraulikanlage reduziert. Das Druckbegrenzungsventil der
Hydraulikanlage sichert den maximal zulässigen Arbeitsdruck der Hydraulikanlage ab.
Im Warmlaufmodus wird somit der maximal zulässige Arbeitsdruck an die Viskosität der
Hydraulikflüssigkeit und somit an den Aufwärmprozess der Hydraulikflüssigkeit angepasst.
Dadurch können unzulässige Druckspitzen während des Warmlaufmodus verhindert werden.
Zudem können hierdurch bei einem Hubantrieb mit mehreren Hubzylindern, die jeweils
eine Hubstufe betätigen, beispielsweise einen Freihub und einen Masthub, Hubfolgefehler
durch eine falsche Ausfahrreihenfolge der Hubzylinder verhindert werden.
[0028] Vorteilhafterweise wird die Hydraulikpumpe so lange im Warmlaufmodus betrieben, bis
ein vorbestimmter, unterer Schwellenwert der Viskosität der Hydraulikflüssigkeit unterschritten
wird. Hierzu kann beispielsweise die Hydraulikpumpe für eine Dauer von ca. 20 Minuten
im Leerlauf mit einer konstanten Leerlaufdrehzahl von ca. 1.000 Umdrehungen pro Minute
ohne Anforderung des Verbrauchers betrieben werden, um die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit
von -7 °C auf +15 °C zu erhöhen.
[0029] Die Erfindung bietet eine ganze Reihe von Vorteilen;
Aufgrund der verkürzten Betriebsphase mit kalter und zähfließender Hydraulikflüssigkeit
ergibt sich ein geringerer Verschleiß der Hydraulikpumpe, so dass die Standzeit der
Hydraulikpumpe erhöht wird. Außerdem werden die optimalen Betriebspunkte bezüglich
Schmierung, Filterung und Reibung schneller erreicht. Durch Umgehung des Verbrauchers
im Warmlaufmodus kann bei Ansteuerung der Hydraulikpumpe im Leerlaufbetrieb die Hydraulikpumpe
bei Druckarbeitspunkten betrieben werden, die nicht im Grenzbereich liegen.
[0030] Darüber hinaus ergibt sich eine Komforterhöhung durch Unterbinden bzw. statistisches
Reduzieren von Hubfolgefehlern. Auch eine Schwergängigkeit der Lenkungshydraulik im
Arbeitsmodus kann durch einen vorgeschalteten oder überlagerten Warmlaufmodus vermieden
werden. Außerdem wird eine gleichbleibende Arbeitsgeschwindigkeit der Verbraucher
der Arbeitshydraulik und/oder der Lenkungshydraulik kurz nach dem Betriebsstart des
Flurförderzeugs bei niedrigen Hydraulikflüssigkeitstemperaturen ermöglicht.
[0031] Schließlich wird mit der Erfindung auch erreicht, dass die Komponenten der Arbeitshydraulik
innerhalb ihrer Spezifikation betreiben werden können. Ebenso kann eine Kavitation
der Hydraulikpumpe unterbunden werden.
[0032] Insgesamt wird somit die Lebensdauer der Hydraulikpumpe erhöht und ein konstantes
Betriebsverhalten der Hydraulikanlage erzielt.
[0033] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand des in der schematischen
Figur dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0034] Die Figur zeigt eine grafische Darstellung des zeitlichen Verlaufs der Temperatur
der Hydraulikflüssigkeit im Warmlaufmodus der Hydraulikpumpe durch das erfindungsgemäße
Verfahren. Auf der horizontalen x-Achse ist die Zeit in Sekunden s aufgetragen, während
auf der vertikalen y-Achse die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit der Hydraulikanlage
in °C aufgetragen ist.
[0035] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel handelt es sich bei dem Flurförderzeug um ein
batterie-elektrisch betriebenes Flurförderzeug mit einer Hydraulikanlage zum Betreiben
einer Arbeitshydraulik und/oder einer Lenkungshydraulik. Die Hydraulikanlage arbeitet
mit einem handelsüblichen Hydrauliköl als Hydraulikflüssigkeit. Die Hydraulikanlage
weist eine als Konstantpumpe ausgebildete Hydraulikölpumpe auf, die von einem als
Elektromotor ausgebildeten Antriebsmotor angetrieben wird.
[0036] Die Hydrauliköltemperatur wird direkt im Hydraulikkreis mittels eines Temperatursensors
gemessen. Die Messwerte werden an eine, in die Fahrzeugsteuerung integrierte, Datenverarbeitungseinrichtung
des Flurförderzeugs übermittelt. In der Datenverarbeitungseinrichtung sind Daten zur
Spezifikation des Hydrauliköls, insbesondere zum Viskositätsverhalten, hinterlegt.
Anhand der Temperatur-Messwerte und der Spezifikations-Daten des Hydrauliköls wird
in der Datenverarbeitungseinrichtung mittels einer Modellrechnung der Betriebszustand
des Flurförderzeugs berechnet.
[0037] Das Flurförderzeug wird bei einer Umgebungstemperatur von -10°C in Betrieb genommen.
Die Hydrauliköltemperatur in der Hydraulikanlage beträgt zur Startzeit -7°C. Die Modellrechnung
in der Datenverarbeitungseinrichtung ergibt auf Basis dieser niedrigen Hydrauliköltemperatur
und den hinterlegten Spezifikations-Daten des verwendeten Hydrauliköls einen Betriebszustand,
in dem die Viskosität des Hydrauliköls einen vorbestimmten, oberen Schwellenwert überschreitet.
Die Datenverarbeitungseinrichtung erkennt also, dass das Hydrauliköl für einen regulären
Betrieb im Arbeitsmodus eine zu hohe Viskosität aufweist. Es könnte hier zu fehlerhaften
Funktionen und/oder Ausfällen der Arbeitshydraulik und/oder der Lenkungshydraulik
kommen.
[0038] Daher aktiviert die Datenverarbeitungseinrichtung automatisch den Warmlaufmodus und
informiert den Fahrer darüber durch eine Meldung auf der Anzeige- und Bedieneinheit
des Flurförderzeugs.
[0039] Im Warmlaufmodus wird die Hydraulikpumpe derart angesteuert, dass sie mit einer konstanten
und erhöhten Leerlaufdrehzahl von 1.000 Umdrehungen pro Minute im Leerlauf läuft.
Es ist kein Verbraucher betätigt. Dabei wird das Hydrauliköl im Umlauf des Hydraulikkreises
in den Hydrauliköltank gefördert, beispielsweise über eine Eingangsdruckwaage in einem
Steuerventilblock der Arbeitshydraulik, ohne einen Verbraucher der Arbeitshydraulik
und/oder die Lenkungshydraulik anzutreiben. Im Lauf der Zeit erwärmt sich dabei das
Hydrauliköl, bis es die erforderliche Temperatur aufweist, bei der die Viskosität
des Hydrauliköls niedrig genug für einen regulären Betrieb im Arbeitsmodus ist.
[0040] Wie aus der grafischen Darstellung hervorgeht, ergibt sich zunächst nach dem Start
der Hydraulikölpumpe im Warmlaufmodus eine Totzeit von 14 Sekunden. Nach 60 Sekunden
steigt die Öltemperatur auf -5 °C. Nach 215 Sekunden (also unter 3 Minuten) wird die
0 °C -Grenze erreicht. Eine Öltemperatur von +5 °C ergibt sich nach 510 Sekunden (unter
9 Minuten). Nach 815 Sekunden (unter 14 Minuten) wird eine Öltemperatur von +10 °C
erreicht. Schließlich wird der vorbestimmte Öltemperatur-Schwellenwert von +15 °C
nach 1.400 Sekunden (also unter 24 Minuten) erreicht.
[0041] Aufgrund der Modellrechnung in der Datenverarbeitungseinrichtung wird bei diesem
Öltemperatur-Schwellenwert von +15 °C ein vorbestimmter, unterer Schwellenwert der
Viskosität des Hydrauliköls unterschritten. Bei diesem Wert ist bei der vorliegenden
Spezifikation des Hydrauliköls davon auszugehen, dass ein regulärer Betrieb im Arbeitsmodus
ohne Probleme möglich ist.
[0042] Die Datenverarbeitungseinrichtung stoppt daher automatisch den Warmlaufmodus und
informiert den Fahrer darüber durch eine Meldung auf der Anzeige- und Bedieneinheit
des Flurförderzeugs. Daraufhin kann der reguläre Arbeitsmodus gestartet werden, bei
dem die Verbraucher der Arbeitshydraulik und/oder der Lenkungshydraulik mit dem Volumenstrom
der Hydraulikölpumpe angetrieben werden bzw. die Hydraulikpumpe mit einer reduzierten
Leerlaufdrehzahl betrieben wird bzw. die Hydraulikpumpe bei unbetätigten Verbrauchern
im Stillstand betrieben ist.
1. Verfahren zum Betreiben einer Hydraulikanlage eines Flurförderzeugs mit einer von
einem Antriebsmotor angetriebenen Hydraulikpumpe, die beim Betrieb in einem Arbeitsmodus
einen Volumenstrom einer Hydraulikflüssigkeit erzeugt, welcher mindestens einen Verbraucher
versorgt, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein, die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit der Hydraulikflüssigkeit
kennzeichnender, Betriebsparameter erfasst und in einer Datenverarbeitungseinrichtung
ausgewertet wird, wobei bei Erkennung eines Betriebszustands, in dem die Viskosität
der Hydraulikflüssigkeit einen vorbestimmten, oberen Schwellenwert überschreitet,
die Hydraulikpumpe in einem vom Arbeitsmodus unabhängigen oder dem Arbeitsmodus überlagerten
Warmlaufmodus betrieben wird, in dem die Hydraulikpumpe derart angesteuert wird, dass
die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit erniedrigt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Betriebsparameter die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit erfasst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit direkt mittels eines Temperatursensors in
einem Hydraulikkreis der Hydraulikanlage gemessen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur der Hydraulikflüssigkeit indirekt über eine Messung der Motortemperatur
des Antriebsmotors erfasst wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass in der Datenverarbeitungseinrichtung eine Modellrechnung durchgeführt wird, die aus
hinterlegten Spezifikationsdaten der Hydraulikflüssigkeit und dem erfassten Betriebsparameter
den jeweiligen Betriebszustand berechnet und den Betriebszustand, in dem die Viskosität
der Hydraulikflüssigkeit den vorbestimmten, oberen Schwellenwert überschreitet, erkennt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass bei Erkennung des Betriebszustands, in dem die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
den vorbestimmten, oberen Schwellenwert überschreitet, eine Meldung auf einer Anzeige-
und/oder Bedieneinheit des Flurförderzeugs angezeigt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei Erkennung des Betriebszustands, in dem die Viskosität der Hydraulikflüssigkeit
den vorbestimmten Schwellenwert überschreitet, von der Datenverarbeitungseinrichtung
automatisch der Warmlaufmodus aktiviert wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im Warmlaufmodus die Drehzahl der Hydraulikpumpe erhöht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass im Warmlaufmodus die Hydraulikpumpe ohne Anforderung des Verbrauchers im Leerlauf
betrieben wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass im Warmlaufmodus bei Betätigung eines Verbrauchers die Dynamik der Sollwertvorgaben
für die Ansteuerung des Verbrauchers und/oder der Hydraulikpumpe in Abhängigkeit von
dem Betriebsparameter, insbesondere der Temperatur der Hydraulikflüssigkeit, angepasst
wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass im Warmlaufmodus eine elektrisch im Einstelldruck veränderbares Druckbegrenzungsventil
der Hydraulikanlage in Abhängigkeit von dem Betriebsparameter, insbesondere der Temperatur
der Hydraulikflüssigkeit, angesteuert wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Hydraulikpumpe so lange im Warmlaufmodus betrieben wird, bis ein vorbestimmter,
unterer Schwellenwert der Viskosität der Hydraulikflüssigkeit unterschritten wird.