[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Drückwalzen, insbesondere eines Fahrzeugrades,
wobei ein Werkstück mittels einer Spindel in Rotation um eine Rotationsachse versetzt
und mindestens eine Außenrolle mittels eines Außensupports an einer Außenseite des
Werkstücks zugestellt wird, wobei unter Materialverdünnung ein sich axial erstreckender
Mantelbereich des Werkstücks geformt wird, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zum Drückwalzen mit einer Spindel,
welche über einen Antrieb rotierend um eine Rotationsachse antreibbar und zum Halten
eines Werkstücks ausgebildet ist, mindestens einer Außenrolle, welche an einem Außensupport
drehbar gelagert ist, welcher zum Zustellen an das Werkstück axial und radial relativ
zu der Rotationsachse verfahrbar ist, und mindestens einer Innenrolle, welche an eine
Innenseite des Werkstücks gegenüberliegend zu der Außenrolle zustellbar ist, gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 10.
[0003] Insbesondere bei Fahrzeugrädern, vorzugsweise aus einem Aluminiummaterial, werden
diese gegen ein mittiges Drückfutter drückgewalzt. Das Drückfutter, auch Drückwerkzeug
genannt, stellt dabei die Negativform der Innengeometrie der Felge eines Fahrzeugrades
dar. Eine Veränderung der Felge bedingt dabei üblicherweise auch eine Änderung des
Drückfutters, was kostenaufwändig ist. Ein Herstellen von Fahrzeugrädern oder sonstigen
Drückteilen mit einer Innenkontur ist daher häufig nur für hohe Stückzahlen wirtschaftlich.
[0004] Ein Verfahren zum Drückwalzen mit einer erhöhten Flexibilität in der Formgebung ist
aus der
EP 2 210 682 B1 bekannt. Bei diesem bekannten Verfahren wird als Drückfutter ein variabler Drückdorn
mit einer konischen Außenkontur vorgesehen. Der Drückdorn ist konzentrisch zur Rotationsachse
angeordnet. Durch ein axiales Verstellen des Drückdornes kann ein variabler Innendurchmesser
an der jeweiligen Umformzone bereitgestellt werden. Dieses Verfahren ist auf bestimmte
Innenkonturen jedoch beschränkt.
[0005] Aus der
DE 35 45 506 A1 ist ein Werkzeug zum Drückwalzen von hohlzylindrischen Werkstücken bekannt. Gleichzeitig
zur Zustellung von Außenrollen an einer Außenkontur des Rohrwerkstücks werden mit
einem inneren Rollenträger Innenrollen an eine Außenkontur zugestellt. Zwischen der
Außenrolle und der Innenrolle ist ein fester Abstand vorgegeben, welcher den Umfang
eines Abstreckdrückwalzens und der zu bildenden Wanddicke des rohrförmigen Werkstücks
vorgibt.
[0006] Ein ähnliches Verfahren ist aus der
US 3,287,951 bekannt. Dabei sind eine Außenrolle und eine zugeordnete Innenrolle an einem gemeinsamen
Rollenträger angeordnet. Die Außenrolle ist über einen mechanischen Stellmechanismus
einstellbar, so dass der Abstand zwischen der Innenrolle und der Außenrolle zu Beginn
des Umformverfahrens eingestellt werden kann.
[0007] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Drückwalzen anzugeben, mit welchen
eine besonders hohe Formenvielfalt an Werkstücken flexibel und effizient erzeugt werden
können.
[0008] Die Aufgabe wird zum einen durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1
und zum anderen durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen
angegeben.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Innenrolle
an eine Innenseite des Werkstücks mittels eines Innensupports zugestellt wird, welche
unabhängig von dem Außensupport axial und radial zu der Rotationsachse verfahrbar
ist, und dass mittels einer CNC-Steuerung der Innensupport mit der Innenrolle und
der Außensupport mit der Außenrolle individuell verfahren werden, wobei an dem Mantelbereich
ein definierter Wanddickenverlauf mit unterschiedlichen Wanddicken zwischen der mindestens
einen Außenrolle und der mindestens einen Innenrolle gebildet wird.
[0010] Ein Grundgedanke der Erfindung besteht darin, von einem vorgegebenen Drückwerkzeug,
welches eine Negativform einer Innenkontur des Werkstücks vorgibt, abzugehen und zum
Formen der Innenkontur mindestens eine Innenrolle vorzusehen. Dabei wird die Innenrolle
nicht geradlinig parallel zur Außenrolle verfahren, sondern die Innenrolle ist an
einem Innensupport gelagert, welcher unabhängig von dem Außensupport axial und radial
zur Rotationsachse verfahrbar ist. Es kann so eine nahezu unbegrenzte Formenvielfalt
ohne Umbau eines Drückwerkzeuges erzeugt werden.
[0011] Weiter ist nach der Erfindung eine CNC-Steuerung vorgesehen sowie vorzugsweise zusätzlich
eine Programmier-Unterstützungssoftware, welche insbesondere offline auf einem PC
eingesetzt wird. Mit der Steuerung sind der Innensupport mit der Innenrolle und der
Außensupport mit der Außenrolle unabhängig voneinander verfahrbar. Es kann so an der
Innenseite und der Außenseite des Werkstücks ein freier Konturenverlauf eingestellt
werden. Weiterhin kann durch eine Relativverstellung der Außenrolle zu der zugeordneten
Innenrolle der wirksame Formgebungsspalt und damit ein Wanddickenverlauf in dem zu
formenden axialen Mantelbereich des Werkstücks mit hoher Formgebungsfreiheit ausgebildet
werden. Dabei ist der Begriff Drückwalzen im Sinne der Erfindung breit zu verstehen
und umfasst nicht nur ein Umformen mit einer Wanddickenveränderung sondern auch ein
Drücken bei gleich bleibender Wanddicke.
[0012] Mit dem Verfahren lassen sich in effizienter Weise Werkstücke selbst in kleinen Stückzahlen
oder sogar einzelne Werkstücke herstellen, da eine aufwändige Herstellung eines starren
Drückdorns nicht notwendig ist. Vielmehr wird die Kontur durch eine entsprechende
Steuerung der Rollen zueinander frei eingestellt.
[0013] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass die mindestens
eine Innenrolle und die mindestens eine zugeordnete Außenrolle zum Ausformen des Mantelbereichs
radial und axial zueinander verfahren werden. Hierdurch lassen sich ein individueller
Verlauf der Innenkontur und Außenkontur sowie ein dazwischen angeordneter Wanddickenverlauf
nahezu beliebig einstellen. Die Wanddicke wird dabei nach einer Erkenntnis der Erfindung
nicht nur durch einen radialen Abstand der Innenrolle zu der Außenrolle bestimmt.
Insbesondere bei einem Abstreckdrückwalzen, bei welchem der Mantelbereich gegenüber
einer ursprünglichen Ausgangsdicke verringert wird, kann die Innenrolle oder die Außenrolle
der jeweils anderen Rolle axial gezielt voraus- oder nacheilen. Hierdurch wird auch
in einer axialen Richtung eine Widerlagerfunktion geschaffen, welche für ein formgenaues
Abstrecken wesentlich sein kann.
[0014] Nach einer weiteren Ausführungsvariante der Erfindung ist es bevorzugt, dass das
Werkstück an der Spindel eingespannt wird, wobei ein Freiraum in einem Mittenbereich
radial innerhalb des Mantelbereichs verbleibt. Dieser Mantelbereich ist dabei so groß
gestaltet, dass zumindest eine Innenrolle an eine Innenkontur des Mantelbereichs zustellbar
ist. Vorzugsweise wird hierzu das Werkstück einseitig an der Spindel eingespannt,
etwa mittels eines Drei- oder Mehrbacken-Spannfutters. Andere Spannmechanismen lassen
sich verwenden, etwa auch mit einem axialen Spannelement oder Gegenhalteelement, welches
an oder durch eine Mittenöffnung an einem Nabenbereich des Werkstücks angesetzt wird.
[0015] Nach einer weiteren erfindungsgemäßen Verfahrensvariante ist es vorteilhaft, dass
ein Spannen des Werkstücks an einem Teilbereich des Außenumfangs erfolgt. Hierbei
kann das Werkstück von außen über entsprechende Spannbacken zentriert an der Spindel
gehalten werden.
[0016] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist es bevorzugt, dass das Werkstück vor dem
Drückwalzen mit einer Spann- und/oder Zentrierhilfe versehen wird. Bei dem eingesetzten
Spannfutter ist in bevorzugter Weise eine Zentrierung zum Zentrieren des Werkstücks
beim Spannvorgang vorgesehen. Dazu kann an dem Werkstück eine entsprechende Zentrierhilfe
mitangebracht sein, welche insbesondere bei Gussrädern mitangegossen ist. Diese kann
etwa derart, beispielsweise mittels Vorsprüngen oder Anschlagkanten, ausgeführt sein,
dass diese die Drehmomentübertragung vom Spannfutter auf das Werkstück unterstützen.
[0017] Nach einer bevorzugten Weiterbildung ist es nach der Erfindung vorgesehen, dass die
Spann- und/oder Zentrierhilfe nach dem Drückwalzen von dem Werkstück entfernt wird.
Dies kann insbesondere durch eine einfache spanabhebende Bearbeitung erfolgen. Dies
kann auch mit einer separaten Maschine, etwa einer Drehmaschine, oder der Drückwalzvorrichtung
selbst mit einem spanabhebenden Zusatzwerkzeug erfolgen.
[0018] Für ein besonders schonendes Einspannen ist es nach einer bevorzugten Ausführungsvariante
der Erfindung vorgesehen, dass eine Innenspanneinrichtung vorgesehen wird, durch welche
ein Nabenbereich des Werkstücks abgedeckt wird. Denn vorzugsweise beginnt die Umformung
des Rades in unmittelbarer Nähe zu einem radial verlaufenden Nabenbereich des Werkstücks.
Diese können bei bestimmten Fahrzeugfelgen ein Stern oder Felgenspeichen sein. Die
Spanneinrichtung weist dabei eine relativ großflächige tellerartige Spannfläche auf,
durch welche der besonders gestaltete und vorgeformte Nabenbereich abgedeckt und geschützt
wird.
[0019] Grundsätzlich kann das erfindungsgemäße Verfahren zum Bilden eines beliebigen Werkstücks
mit einem axial verlaufenden, rohrförmigen Mantelbereich verwendet werden. Besonders
bevorzugt ist es nach einer Weiterbildung der Erfindung, dass der Mantelbereich als
ein Felgenbett eines Fahrzeugrades mit mindestens einem Hump ausgebildet wird, welcher
als eine Verdickung in dem Wanddickenverlauf gebildet wird. Weiter bevorzugt ist das
Umformen einer gegossenen Vormfom zu einem Felgenrohling, der anschließend zum fertigen
Rad weiterbearbeitet wird, insbesondere durch spanabhenbende Bearbeitung.
[0020] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann so ein weitgehend gewichtsoptimiertes Fahrzeugrad
hergestellt werden, bei welchem der Wanddickenverlauf des Felgenbettes an die tatsächliche
Belastung des Fahrzeugrades im Betrieb angepasst ist. Dabei werden Bereiche mit geringer
Belastung mit einer geringen Wanddicke ausgebildet, während stark belastete Bereiche
mit einer entsprechend großen Wandverdickung ausgeformt werden. Zusätzlich kann ein
Hump, also ein Wulst zur Fixierung des Reifens an dem Felgenbett, ebenfalls in einfacher
Weise durch eine Wandverdickung entlang des Felgenbettes ausgebildet werden. Der Hump
stellt dabei eine radial nach außen vorragende ringförmige Erhöhung an dem Felgenbett
dar.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es dabei, dass zum Bilden eines Humps und/oder Hornbereichs
die Innenrolle und die Außenrolle gleichzeitig relativ zueinander in radialer und
axialer Richtung verfahren werden. In entsprechender Weise können auch die seitlichen
Felgenhörner ausgeformt werden. Zum Formen der Felgenhörner können auch weitere und
andere Innenrollen mit einer geänderten und angepassten Außenkontur zum Einsatz kommen.
Entsprechendes gilt für die Verwendung konturierter Außenrollen zum Bilden der Felgenhörner.
Durch die frei programmierbaren Innen- und Außenrollen wird zudem ein schrittweises
Umformen der Felgenkontur möglich, so dass gezielt in bestimmten Bereichen der Felge
höhere Kaltverfestigungen und/oder Gefügeveränderungen herbeigeführt werden. Hierdurch
sind Stabilitätssteigerungen und/oder Gewichtsreduzierungen an dem Werkstück möglich.
[0022] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Drückwalzen ist dadurch gekennzeichnet, dass
die mindestens eine Innenrolle an einem Innensupport drehbar gelagert ist, welche
unabhängig zu dem Außensupport axial und radial zu der Rotationsachse verfahrbar gelagert
ist, und dass eine CNC-Steuerung zum individuellen Verfahren des mindestens einen
Innensupports mit der Innenrolle und des mindestens einen Außensupports mit der Außenrolle
vorgesehen ist, wobei zwischen der Innenrolle und der Außenrolle ein Wanddickenverlauf
des Werkstücks einstellbar ist.
[0023] Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann insbesondere zur Durchführung des zuvor beschriebenen
Verfahrens eingesetzt werden. Es können dabei die zuvor beschriebenen Vorteile erzielt
werden.
[0024] Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht darin,
dass mehrere Innenrollen und Außenrollen vorgesehen sind, wobei jeweils eine Innenrolle
einer Außenrolle zugeordnet ist. Vorzugsweise sind dabei mehrere Innenrollen, vorzugsweise
drei Innenrollen, an einem gemeinsamen Rollenträger angeordnet. Gegenüber diesem gemeinsamen
Rollenträger oder Innensupport können die einzelnen Innenrollen schwenkbar relativ
zur Drehachse verstellbar sein. Hierdurch kann eine gezielte Ausformung der verschiedenen
Konturbereiche des Werkstückes erzielt werden. Je nach Anwendung können bei einer
weiteren bevorzugten Ausführung separat axial und/oder radial zueinander verstellbare
Innenrollen oder Innensupporte vorgesehen sein.
[0025] Nach einer Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es bevorzugt, dass
an der Spindel eine Spanneinrichtung zum Spannen des Werkstücks angeordnet ist, wobei
ein Freiraum in einen Mittenbereich radial innerhalb des Mantelbereichs des Werkstücks
verbleibt. In diesem Freiraum ist der mindestens eine Innensupport einfahrbar, so
dass eine Innenkontur des Mantelbereichs des Werkstücks durch die mindestens eine
Innenrolle ausgeformt werden kann.
[0026] Für eine hocheffiziente Fertigung ist es nach einer Ausführungsform der Erfindung
bevorzugt, dass eine Steuereinrichtung mit einem Datenspeicher vorgesehen ist, in
welchem für verschiedene Werkstückformen Datensätze zum Verfahren der Innenrolle und
der Außenrolle hinterlegt sind. Auf diese Weise kann von einem Maschinenbediener der
jeweils gewünschte Datensatz für eine bestimmte Werkstückgestaltung aufgerufen werden.
Ohne einen aufwändigen Umbau können so effizient verschiedene Werkstücke auf einer
Drückwalzvorrichtung hergestellt werden. Die Vorrichtung mit der Steuereinrichtung
ist über eine Datenfernverbindung, insbesondere einem Internetanschluss, versehen.
Auf diese Weise können neue oder aktualisierte Datensätze zu bestehenden oder neuen
Werkstücken in den Datenspeicher der Maschine übertragen werden. Die erfindungsgemäße
Vorrichtung ist so für einen hochflexiblen Einsatz bei Projekten der Industrie 4.0
vorsehbar.
[0027] Weiterhin ist eine besonders gute Konturierung nach einer Weiterbildung der Erfindung
dadurch erreichbar, dass mindestens eine der Rollen mit einem Hilfsantrieb zum drehenden
Antreiben der Rolle versehen ist. Dabei können sowohl die Innenrollen als auch die
Außenrollen mit einem jeweiligen Rollenantrieb versehen sein. Hierdurch können die
Innen- und/oder die Außenrollen beschleunigt werden, bevor sie mit dem umzuformenden
Werkstoff des rotierenden Werkstücks in Berührung kommen. Hierdurch wird einem Aufbacken
auf den Rollen und/oder einem erhöhten Verschleiß der Rollen entgegengewirkt. Der
Rollenantrieb ist in einer bevorzugten Ausführung mit einer Freilauf- oder Drehzahlregeleinrichtung
ausgeführt, die eine automatische Anpassung der Umfangsgeschwindigkeit der Rolle zum
Bauteil ermöglicht.
[0028] Zum Ausstoßen aus der Spanneinrichtung kann ein Auswerfer, insbesondere ein axial
verstellbarer Auswerfer, zum Einsatz kommen. Das Auswerfen ist vorzugsweise als eine
gesteuerte Bewegung ausgeführt. Vorzugsweise ist die Vorrichtung zum Drückwalzen als
vertikale Maschine mit hängender oder alternativ stehender Spindel ausgeführt, so
dass die Werkstückzentrierung erleichtert wird. Bei der Ausführung mit vertikal hängender
Spindel kann der Gegenhalter der Spanneinrichtung auch die Funktion der Be- und Entladung
übernehmen.
[0029] Die Innen- und/oder Außensupporte sind vorzugsweise als unabhängig steuerbare Supporte
ausgeführt, die lediglich elektrisch synchronisiert werden. Die Außenrolle wird vorzugsweise
in einem Winkel von 0 bis 15° zur Rotationsachse angestellt, während die Innenrollen
vorzugsweise von 0 bis 45° angestellt werden und über einen vorzugsweise deutlich
größeren Rollenradius an der Umformung mitwirken. Die Zustellung der Außen- und Innenrollen
erfolgt vorzugsweise über zwei linear arbeitende Kreuzsupporte. Alternativ kann der
Einsatz von mindestens zwei Innenrollen auf den Kreuzsupport verzichtet werden, indem
die Rollen über Keilschieber gleichzeitig verschoben oder angestellt werden.
[0030] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen weiter
beschrieben, welche schematisch in den Zeichnungen dargestellt sind. In den Zeichnungen
zeigen:
- Fig. 1:
- eine Teilquerschnittsansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung beim Formen eines
Fahrzeugrades in einem Anfangsstadium;
- Fig.2:
- eine Teilquerschnittsansicht der Vorrichtung von Fig. 1 beim Herstellen eines Fahrzeugrades
in einem Endstadium;
- Fig. 3:
- eine Teilquerschnittsansicht einer weiteren Vorrichtung beim Herstellen eines Fahrzeugrades
in einem Anfangsstadium und
- Fig. 4:
- eine Teilquerschnittsansicht der Vorrichtung von Fig. 3 beim Herstellen eines Fahrzeugrades
in einem Endstadium.
[0031] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung 10 zum Drückwalzen gemäß Fig. 1 weist eine drehend
über einen nicht dargestellten Antrieb angetriebene Spindel 12 auf. Die Spindel 12
dreht um eine mittige Rotationsachse 13, welche in dem ausgeführten Darstellungsbeispiel
horizontal verläuft. In gleicher Weise kann die Spindel 12 mit der Rotationsachse
13 vertikal gerichtet sein, wobei ein Werkstück 5 dann auf der Spindel 12 aufliegt
oder bei einer hängenden Spindelanordnung an einer oben liegenden Spindel 12 gespannt
wird.
[0032] Über eine an der Spindel 12 angebrachte plattenförmige Spanneinrichtung 14 mit axial
wirkenden Spannklauen 16 kann ein Werkstück 5 lösbar und drehfest sowie zentrisch
zur Rotationsachse 13 mit der Spindel 12 verbunden werden. Das Werkstück 5 ist im
dargestellten Ausführungsbeispiel eine Vorform eines Fahrzeugrades. Die Vorform ist
vorzugsweise durch Gießen oder Schmieden aus einem Metallwerkstoff gefertigt. Das
rotationssymmetrische Werkstück 5 weist einen im Wesentlichen radial verlaufenden
Nabenbereich 6 mit einer Mittenöffnung 4 und einen sich im Wesentlichen axial erstreckenden
trommelförmigen Mantelbereich 7 auf. Mit den Spannklauen 16 wird das Werkstück 5 einseitig
an seinem Außenumfang an der Spindel 12 befestigt.
[0033] Nach dem Einspannen wird die Spindel 12 mit dem Werkstück 5 in Rotation versetzt.
Vorzugsweise drei Außenrollen 20, von denen nur eine Außenrolle 20 dargestellt ist,
werden mittels nicht dargestellten Außensupporten radial an die Außenseite des Mantelbereichs
7 des Werkstücks 5 zugestellt. Gleichzeitig wird ein Innensupport 40 mit drei um 120°
versetzt zueinander angeordneten Innenrollen 30 in einen mittigen Freiraum innerhalb
des trommelförmigen Mantelbereichs 7 zugestellt. Dabei werden die Innenrollen 30 zunächst
angrenzend an den radialen Nabenbereich 6 an eine Innenseite des Mantelbereichs 7
angelegt.
[0034] Der Innensupport 40 weist einen zentrischen und konischen Mittenträger 42 auf, an
dessen Außenseite Linearführungen 44 für Schlitten 46 angeordnet sind. An den linear
verfahrbaren Schlitten 46 sind Rollenhalter 48 verschwenkbar gelagert. In den topfartigen
Rollenhaltern 48 sind die Innenrollen 30 über Wälzlager drehend gelagert. Die Innenrollen
30 können über die schwenkbaren Rollenhalter 48 während des Drückwalzvorganges verschwenkt
werden sowie radial und/oder axial mittels des Schlittens 46 und des Innensupports
40 verfahren werden. In entsprechender Weise können die Außenrollen 20 an einem nicht
dargestellten Außensupport verschwenkbar sowie radial und axial verfahrbar gelagert
sein.
[0035] Das Verfahren der Außenrolle 20 und der Innenrolle 30 erfolgt über eine nicht dargestellte
CNC-Steuerung und Stellantriebe, anhand abgespeicherter Daten zum Formen des gewünschten
Werkstücks 5. Wie aus Fig. 2 zu entnehmen ist, kann der Mantelbereich 7 des Werkstücks
5 zu einem Felgenbett mit einem Hump 8 geformt werden, welcher eine Verdickung im
Wanddickenverlauf des Mantelbereichs 7 darstellt. Der endgeformte Mantelbereich 7
ist gegenüber dem Mantelbereich 7 des Ausgangswerkstücks 5 gelängt und hinsichtlich
der Wanddicke verdünnt. Es kann eine nahezu beliebige Außenkontur sowie eine Innenkontur
mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung 10 erzeugt werden.
[0036] Die zweite Ausführungsform gemäß den Figuren 3 und 4 entspricht im Wesentlichen dem
Aufbau der ersten erfindungsgemäßen Vorrichtung 10 gemäß den Figuren 1 und 2.
[0037] Im Unterschied zur ersten Ausführungsform ist bei der Vorrichtung 10 gemäß Fig. 3
eine geänderte Innenrolle 30 mit einem ringförmigen Radialvorsprung 32 und einem im
vorderen Bereich angrenzenden Widerlagerabschnitt 34 vorgesehen. Der radial vorstehende
Radialvorsprung 32 an der Innenrolle 30 kann zum Ausformen einer Innenkontur entlang
der Innenseite eines Mantelbereichs 7 des Werkstücks 5 im Zusammenspiel mit der radial
außen angreifenden Außenrolle 20 dienen. Der vordere Widerlagerabschnitt 34 kann zum
Ausbilden eines Felgenhorns am freien Ende des ausgeformten Felgenbettes eingesetzt
werden, wie anschaulich in Fig. 4 dargestellt ist. Der Widerlagerabschnitt 34 kann
dabei insbesondere eine Negativform der inneren Kontur des Felgenhorns und zum Aufnehmen
der Umformkräfte der Außenrolle 20 ausgebildet sein. In entsprechender Weise können
unterschiedliche Außenrollen 20 mit einer angepassten Außenkontur an dem Mantelbereich
7 zugestellt werden. Insbesondere kann eine Außenrolle 20 eine Außenkontur entsprechend
der gewünschten Formgebung des auszuformenden Felgenhornes aufweisen.
[0038] Zusätzlich ist bei der zweiten Ausführungsform gemäß den Figuren 3 und 4 zum Spannen
des Werkstücks 5 neben der bereits zuvor beschriebenen Spanneinrichtung 14 mit axial
verfahrbaren Spannklauen 16 zum Spannen des Werkstücks 5 an der radialen Außenseite
auch ein axial verfahrbarer Gegenhalter 18 vorgesehen. Insbesondere nach einer anfänglichen
Konturierung des Mantelbereichs 7 kann der Gegenhalter 18 in den mittigen Freiraum
des trommelförmigen Mantelbereichs 7 axial gegen den Nabenbereich 6 des Werkstücks
5 gedrückt werden. Hierdurch kann eine zusätzliche axiale Einspannung und Zentrierung
des Werkstücks zumindest während eines Endstadiums des Drückwalzprozesses erfolgen.
Der Gegenhalter 18 kann ein tellerförmiges Anlageelement 19 aufweisen, welcher an
eine Konturierung des Nabenbereichs 6 des Werkstücks 5 angepasst ist.
[0039] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung 10 sowie dem darauf durchführbaren Verfahren
können Werkstücke 5 mit einer großen Formenvielfalt eines Wandbereichs 7 ohne Umbaumaßnahmen
gebildet werden.
[0040] Diese Verfahren ermöglicht erstmals das mehrmalige, stufenweise Drückwalzen, bis
die finale Endgeometrie bzw. vollständige Gefügeveränderung erzielt wurde.
[0041] Bevorzugt Drückwalzen von Gussrädern bei Temperaturen bis zum 400 °C. Wärmebehandlungen
der Räder können sich unmittelbar an den Drückwalzvorgang anschließen.
[0042] Darüber hinaus kann das Verfahren auch für die Kaltumformung von Aluminiumschmiederäder,
als auch für Stahlräder eingesetzt werden.
[0043] Auch der Einsatz einer speziellen Programmieroberfläche oder der Einsatz einer Offline-Programmierunterstützungssoftware
ist bevorzugt, um die komplexen Programme einfache und schneller erstellen zu können,
sowie diese vor Einsatz durch Simulation zu überprüfen und zu optimieren.
[0044] Alternativ ist auch eine Kombination aus flexiblen Innenrollen mit einem partiell
wirkenden kurzem Dorn möglich.
1. Verfahren zum Drückwalzen, insbesondere eines Fahrzeugrades,
wobei ein Werkstück (5) mittels einer Spindel (12) in Rotation um eine Rotationsachse
(13) versetzt und mindestens eine Außenrolle (20) mittels eines Außensupports an einer
Außenseite des Werkstücks (5) zugestellt wird,
wobei unter Materialverdünnung ein sich axial erstreckender Mantelbereich (7) des
Werkstücks (5) geformt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Innenrolle (30) an eine Innenseite des Werkstücks (5) mittels eines
Innensupports (40) zugestellt wird, welcher unabhängig von dem Außensupport axial
und radial zu der Rotationsachse (13) verfahrbar ist, und
dass mittels einer CNC-Steuerung der Innensupport (40) mit der Innenrolle (30) und der
Außensupport mit der Außenrolle (20) individuell verfahren werden, wobei an dem Mantelbereich
(7) ein definierter Wanddickenverlauf mit unterschiedlichen Wanddicken zwischen der
mindestens einen Außenrolle (20) und der mindestens einen Innenrolle (30) gebildet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Innenrolle (30) und die mindestens eine zugeordnete Außenrolle
(20) zum Ausformen des Mantelbereichs (7) radial und axial zueinander verfahren werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (5) an der Spindel (12) eingespannt wird, wobei ein Freiraum in einem
Mittenbereich radial innerhalb des Mantelbereichs (7) verbleibt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spannen des Werkstücks (5) an einem Teilbereich des Außenumfangs erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (5) vor dem Drückwalzen mit einer Spann- und/oder Zentrierhilfe versehen
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Spann- und/oder Zentrierhilfe nach dem Drückwalzen von dem Werkstück (5) entfernt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Innenspanneinrichtung (14) vorgesehen wird, durch welche ein Nabenbereich (6)
des Werkstücks (5) abgedeckt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Mantelbereich (7) als ein Felgenbett eines Fahrzeugrades mit mindestens einem
Hump (8) ausgebildet wird, welcher als eine Verdickung in dem Wanddickenverlauf gebildet
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Bilden eines Humps (8) und/oder Hornbereichs die Innenrolle (30) und die Außenrolle
(20) gleichzeitig relativ zueinander in radialer und in axialer Richtung verfahren
werden.
10. Vorrichtung zum Drückwalzen, insbesondere nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 9, mit
- einer Spindel (12), welche über einen Antrieb rotierend um eine Rotationsachse (13)
antreibbar und zum Halten eines Werkstücks (5) ausgebildet ist,
- mindestens einer Außenrolle (20), welche an einem Außensupport drehbar gelagert
ist, welcher zum Zustellen an das Werkstück (5) axial und radial relativ zu der Rotationsachse
(13) verfahrbar ist, und
- mindestens einer Innenrolle (30), welche an eine Innenseite des Werkstücks (5) gegenüberliegend
zu der Außenrolle (20) zustellbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Innenrolle (30) an einem Innensupport (40) drehbar gelagert ist,
welcher unabhängig zu dem Außensupport axial und radial zu der Rotationsachse (13)
verfahrbar gelagert ist, und
dass eine CNC-Steuerung zum individuellen Verfahren des mindestens einen Innensupports
(40) mit der Innenrolle (30) und des mindestens einen Außensupports mit der Außenrolle
(20) vorgesehen ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Innenrollen (30) und Außenrollen (20) vorgesehen sind, wobei jeweils eine
Innenrolle (30) einer Außenrolle (20) zugeordnet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Spindel (12) eine Spanneinrichtung (14) zum Spannen des Werkstücks (5) angeordnet
ist, wobei ein Freiraum in einem Mittenbereich radial innerhalb des Mantelbereichs
(7) des Werkstücks (5) verbleibt.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Steuereinrichtung mit einem Datenspeicher vorgesehen ist, in welchem für verschiedene
Werkstückformen Datensätze zum Verfahren der Innenrolle (30) und der Außenrolle (20)
hinterlegt sind.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine der Rollen (20, 30) mit einem Hilfsantrieb zum drehenden Antreiben
der Rolle (20, 30) versehen ist.