[0001] Die Erfindung betrifft ein zeitverzögertes Trägergeschoss für eine Rohrwaffe.
[0002] Ein derartiges Trägergeschoss ist zum Beispiel das weit verbreitete Geschoss "SMArt
155" der Fa. GIWS mbH. Das Geschoss verwendet einen Zeitzünder und eine Ausstoßladung
(in der Regel Pyrotechnik), um eine Nutzlast/Submunition aus dem Geschoss nach einem
definierten Zeitpunkt pyrotechnisch auszustoßen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Trägergeschoss für eine Rohrwaffe
anzugeben.
[0004] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Trägergeschoss gemäß Patentanspruch 1 für eine
Rohrwaffe mit einem Lauf. Bevorzugte oder vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung
sowie anderer Erfindungskategorien ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen, der nachfolgenden
Beschreibung sowie den beigefügten Figuren.
[0005] Das Trägergeschoss erstreckt sich entlang einer bzw. seiner Mittellängsachse. Das
Trägergeschoss enthält einen Geschossboden und insbesondere ein Führungsband. Das
Führungsband ist in der Regel an der Umfangsfläche des Geschossbodens angeordnet.
Die Umfangsfläche bzw. -richtung bezieht sich auf die Mittellängsachse. Die Umfangsfläche
weist also radial auswärts bezüglich der Mittellängsachse. Die Mittellängsachse stellt
eine Axialrichtung des Trägergeschosses dar. Dem Geschoss ist außerdem eine bestimmungsgemäße
Abschuss- bzw. Flugrichtung nach dem Abfeuern aus der Rohrwaffe zugeordnet, die in
Axialrichtung gerichtet ist.
[0006] Das Trägergeschoss enthält eine Hülle, die in einem Ausgangszustand geschlossen ist
und mit dem Geschossboden verbunden ist. Der Ausgangszustand ist der bestimmungsgemäße
Zustand des Trägergeschosses zwischen dessen Fertigung und mindestens dessen Abschuss.
Der Geschossboden und die Hülle umschließen im Ausgangszustand einen Aufnahmeraum
für eine Nutzlast.
[0007] Das Trägergeschoss enthält ein Haltemittel und eine auf das Haltemittel einwirkende
Verzögerungseinrichtung. Die Hülle weist mindestens zwei Hüllenteile auf, wobei die
Hüllenteile vermittels des Haltemittels, das sich in einem Haltezustand befindet,
als Hülle im Ausgangszustand zusammengehalten sind. Die Hüllenteile sind andererseits
vermittels des Haltemittels voneinander gelöst, wenn das Haltemittel von der Verzögerungseinrichtung
in einen Lösezustand überführt ist. Das Haltemittel nimmt den Lösezustand dann an
bzw. befindet sich in diesem, wenn ein beim Abschuss des Trägergeschosses gestarteter
Verzögerungsvorgang in der Verzögerungseinrichtung beendet ist. Das Haltemittel und
die Verzögerungseinrichtung sind rein elektromechanisch ausgebildet.
[0008] Die Hüllenteile werden also durch das Haltemittel zunächst im Haltezustand zusammengehalten.
Beim Abschuss des Trägergeschosses beginnt in bzw. mit Hilfe der Verzögerungseinrichtung
der Verzögerungsvorgang abzulaufen. Bei Beendigung des Verzögerungsvorgangs, d. h.
nach Ablauf einer bestimmten Verzögerungszeit, wird bzw. ist das Haltemittel vom Haltezustand
in den Lösezustand überführt. Die Hüllenteile werden nun nicht mehr vom Haltemittel
zusammengehalten und können sich voneinander trennen. Somit wird der Aufnahmeraum
geöffnet und die Nutzlast freigegeben. Erst nachdem das Trägergeschoss den Lauf der
Rohrwaffe verlassen hat, wirkt die Verzögerungseinrichtung also "öffnend" auf das
Haltemittel ein, das vom Haltezustand in den Lösezustand übergeht und somit die Zerlegung
der Hülle in die Hüllenteile freigibt. Dass dies erst nach Passieren der Mündungsöffnung
geschieht, ist durch die Dimensionierung der Komponenten beim bestimmungsgemäßen Gebrauch
sichergestellt.
[0009] Als Nutzlast kommen beispielsweise Konstruktionssplitter, Flechets oder andere Wirkelemente
bzw. Wirkmittel bzw. Effektoren in Frage.
[0010] Das optionale Führungsband bewirkt beim Einsetzen bzw. Verwenden des Trägergeschosses
in einer bestimmungsgemäßen Rohrwaffe eine Abdichtung des Geschossbodens zum Lauf
hin. Bezüglich der bestimmungsgemäßen Abschuss- bzw. Flugrichtung bildet der Geschossboden
den hinteren, die Hülle den vorderen Teil des Trägergeschosses.
[0011] Der Verzögerungsvorgang kann sicher so dimensioniert werden, dass, solange sich das
Trägergeschoss nach dem Abschuss noch im Lauf der Rohrwaffe befindet, die Hülle geschlossen
und mit dem Geschossboden verbunden bleibt. Erst nach dem Verlassen des Laufes werden
Hülle und Geschossboden voneinander getrennt. Geschossboden und Hülle sind also im
Ausgangszustand bzw. in einem Haltezustand (der auch noch nach dem Abschuss bis zum
Trennen von Hülle und Boden andauert) aneinander befestigt bzw. gehalten.
[0012] Im Lauf der Rohrwaffe befindet sich also das Haltemittel noch im Haltezustand. Im
Lösezustand bzw. dem Zerlegungszustand des Trägergeschosses sind dann die Hüllenteile
voneinander gelöst, insbesondere auch Hülle bzw. Hüllenteile und Geschossboden voneinander
gelöst. "Rein elektromechanisch" ist in dem Sinne zu verstehen, dass die Komponenten
rein mechanisch ausgeführt sind, und allenfalls optional mit einer Elektrik / Elektronik
ausgerüstet sind. Diese ist dann ausschließlich für die Zeitsteuerung bzw. die Bewerkstelligung
des Verzögerungsvorgangs und/oder für die Auslösung und/oder den Antrieb der restlichen
Mechanik zuständig.
[0013] Die Verzögerungseinrichtung ist insbesondere konstruktiv dazu eingerichtet, das Haltemittel
erst in einem Entfernungsbereich des Trägergeschosses von mindestens 3m, insbesondere
mindestens 5m, mindestens 7m oder mindestens 10m vom Austrittsort aus dem Lauf, d.
h. in einer sicheren Entfernung nach Verlassen des Laufes freizugeben.
[0014] Gemäß der Erfindung ergibt sich so ein Trägergeschoss für Rohrwaffen mit verzögerter
Öffnung.
[0015] Das Trägergeschoss verfügt also über eine Geschoss(außen)hülle, die sich in mehrere
Teile (Hüllenteile) zerlegen kann. Dieser Mechanismus ist in der Lage, das Geschoss
zu öffnen und die Nutzlast des Geschosses freizugeben. Verschiedene Ausführungsmöglichkeiten
des Mechanismus sind dabei denkbar. Gemäß der Erfindung ist es möglich, Munition,
die eine "schrotähnliche Wirkung" hat, aus Rohrwaffen zu erbringen. Insbesondere soll
hierbei der Wirkbereich nicht unmittelbar nach dem Rohr (nach Verlassen des Rohres)
stattfinden bzw. liegen.
[0016] Gegenüber Schrot- oder Kanistermunition gibt es eine Freigabe der Nutzlast in sicherer
Distanz von der Waffenstation (Vorteile durch Sicherheit, bessere Kontrolle der Wirkung).
Es erfolgt keine Gefährdung der Waffenstation durch Freigabe der Nutzlast direkt nach
der Mündung. Es ergibt sich eine bessere Kontrolle des Bekämpfungskegels durch definierte
Freigabe der Nutzlast. Es ergibt sich eine Überschießbarkeit bzw. ein Schutz verbündeter
Truppen durch Vorrohrsicherheit. Gegenüber klassischen Cargo-Geschossen mit Zeitzünder
und Ausstoßladung benötigt das hier beschriebene Trägergeschoss nicht zwangsläufig
einen teuren Zünder (mit Pyrotechnik oder Elektronik) und kann auch insbesondere in
kleinen Kalibern (Mittelkaliber, ab ca. 20mm) eingesetzt werden. Des Weiteren ist
im Geschoss selbst keine chemische Energie gespeichert, was die Gefährdung durch Explosivstoffe
vollständig vermeidet. Die Frage nach IM-Eigenschaften (insensitive Munition) stellt
sich so gar nicht erst.
[0017] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Trägergeschoss ein Trägergeschoss für
eine Rohrwaffe mit einem gezogenen Lauf. Das optionale Führungsband ist dann ein solches
zur Drallübertragung vom Lauf auf das Trägergeschoss. Somit ist das Trägergeschoss
einerseits für den Großteil verfügbarer Rohrwaffen geeignet. Außerdem ergeben sich
die generellen Vorteile eines Dralls auch für das vorliegende Trägergeschoss.
[0018] Gemäß der Erfindung ergibt sich so ein Trägersystem für Rohrwaffen (optional mit
gezogenem Lauf/Drall), um eine Nutzlast für Flechets oder andere Wirkelemente (z.
B. Konstruktionssplitter) zu verbringen. Dieses hat einen definierten Freigabezeitpunkt
bzw. -ort, welcher nicht unmittelbar hinter dem Lauf liegt. Gemäß der Erfindung ist
es möglich, Wirkmittel (z. B. Splitter oder Flechets) aus einem gezogenen Lauf zu
verbringen, ohne dass dabei ein Öffnen des Trägergeschosses und eine Freigabe der
Wirkmittel im Lauf möglich ist. Die Erfindung erlaubt dabei eine Umsetzung, ohne dabei
auf einen (teuren) Zünder zurückgreifen zu müssen. Die Erfindung erlaubt dabei ebenfalls
eine Umsetzung, ohne chemische Energie speichern zu müssen. Dies führt zu einem Vorteil
bei IM-Fragen, chemischer Kompatibilität und Lagerstabilität.
[0019] Gegenüber klassischem Schrot, der aus nicht gezogenen Läufen verschossen wird, ergibt
sich der Vorteil, gezogene Läufe verwenden zu können. Es ergibt sich der Effekt ähnlich
einer Kanistermunition, die sich direkt nach dem Lauf öffnet und ihre Nutzlast unmittelbar
hinter dem Lauf freigibt.
[0020] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind das Haltemittel und die Verzögerungseinrichtung
rein mechanisch ausgebildet und der Verzögerungsvorgang ist durch eine Bewegung des
Trägergeschosses beim oder nach dessen Abschuss angetrieben. Der Antrieb erfolgt also
zum Beispiel durch den Abschussschock, die Beschleunigung oder - falls vorhanden -
den Drall des Trägergeschosses. Mit anderen Worten ist die Verzögerungseinrichtung
entsprechend angetrieben. Somit kann im Trägergeschoss auch auf jegliche Elektrik
verzichtet werden, was dieses weiter vereinfacht und unanfälliger für Störungen macht.
[0021] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Verzögerungseinrichtung daher ohne Pyrotechnik
und/oder ohne gespeicherte chemische Energie und/oder ohne Zünder, insbesondere ohne
Zeitzünder, ausgebildet. Die Vorteile hierzu wurden bereits oben erwähnt.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Verzögerungseinrichtung elektromechanisch
ausgeführt. Dies erlaubt eine konstruktiv besonders einfache und zuverlässige Ausführung
der Verzögerungseinrichtung, sodass Nachteile hinsichtlich der generellen Verwendung
von Elektrik gegenüber rein mechanischen Lösungen durchaus aufgewogen sind.
[0023] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist die Verzögerungseinrichtung
das einzige elektromechanische Element des Trägergeschosses. Eine entsprechende Verzögerung,
insbesondere eine Zeitverzögerung, ist elektrisch im Vergleich zu einer mechanischen
Ausführung in der Regel besonders einfach und zuverlässig realisierbar.
[0024] In einer bevorzugten Ausführungsform weisen mindestens zwei der Hüllenteile ein jeweiliges
erstes Formschlusselement auf. Das erste Formschlusselement ist Teil des Haltemittels.
Das Haltemittel enthält ein Zentralteil, das zu jedem der ersten Formschlusselemente
ein zweites Formschlusselement aufweist. Die ersten und zweiten Formschlusselemente
stehen im Haltezustand in formschlüssigem Eingriff, um die Hüllenteile als Hülle im
Ausgangszustand zusammenzuhalten. Im Lösezustand sind die ersten und zweiten Formschlussmittel
voneinander weg bewegt bzw. stehen nicht mehr in Eingriff. Die ersten und zweiten
Formschlusselemente sind bzw. werden vor und während des Verzögerungsvorgangs durch
die Verzögerungseinrichtung in Eingriff gehalten und am Ende des Verzögerungsvorgangs
durch die Verzögerungseinrichtung voneinander weg bewegt.
[0025] Eine entsprechende Formschlussverbindung kann in vielen Varianten ausgeführt werden,
um für die jeweiligen Gegebenheiten im Trägergeschoss (z. B. Geschossgröße, -gewicht,
Anzahl der Hüllenteile, Art der Nutzlast, usw.) optimal angepasst zu sein.
[0026] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist das Zentralteil entlang
der Mittellängsachse relativ zur Hülle und zum Geschossboden bewegbar, wobei eine
erste Längsposition dem Haltezustand und eine zweite Längsposition dem Lösezustand
entspricht. Eine entsprechende Axialbewegung kann ebenfalls auf vielfache Art und
Weise umgesetzt bzw. realisiert werden. Für den Antrieb einer entsprechenden Bewegung
stehen somit vor allem Abschussschock und Beschleunigung sowie Abbremsung des Geschosses
im Flug durch die Luft zur Verfügung. Entsprechende (Elektro-/)Mechaniken können so
besonders einfach umgesetzt werden. In Längsrichtung steht außerdem in der Regel im
Vergleich zur Querrichtung des Trägergeschosses mehr Bewegungsspielraum für das Zentralteil
zur Verfügung.
[0027] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform enthält die Verzögerungseinrichtung
ein Sperrelement. Das Zentralteil ist gegenüber dem Sperrelement federbelastet vorgespannt
und beweglich, wobei das Zentralteil durch das Sperrelement in der ersten Längsposition
gehalten ist und zur Bewegung in die zweite Längsposition freigegeben ist. Entsprechende
Sperrelemente können insbesondere durch aus der Praxis bekannte Entsicherungsmechanismen
für Geschosse realisiert werden. Somit kann diesbezüglich auf bewährte und zuverlässige
Technik zurückgegriffen werden.
[0028] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist das zweite Formschlusselement
(insbesondere der Haltering, falls vorhanden) im Ausgangszustand (insbesondere auf
dem Ablaufdorn, falls vorhanden) durch ein Abreißmittel fixiert, wobei das Abreißmittel
durch den Abschussschock lösbar ist. Ein entsprechendes Abreißmittel ist beispielsweise
ein abreißbares Gewinde, eine Klebeverbindung, eine Sollbruchstelle, eine Reibschluss-Verbindung
oder Ähnliches, das den Haltering im Ausgangszustand am Haltedorn fixiert. So ist
das Trägergeschoss beim regulären Umgang bis zum Abschuss vor Beschädigung bzw. Fehlfunktion
geschützt.
[0029] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist bzw. wird das Zentralteil
während des Verzögerungsvorgangs durch eine Bewegung des Geschosses vom Haltezustand
zum Lösezustand bewegt. Eine entsprechende Geschossbewegung ist insbesondere dessen
Beschleunigung, Abschussschock oder auch - falls vorhanden - dessen Drall.
[0030] In einer bevorzugten Ausführungsform weisen mindestens zwei der Hüllenteile einen
jeweiligen dornartigen Fortsatz auf, der in das Innere des Trägergeschosses bzw. in
den Aufnahmeraum hineinragt. Die Fortsätze oder ein jeweiliger Teil dieser bilden
zumindest einen Teil der ersten Formschlusselemente. Die Fortsätze liegen im Haltezustand
aneinander an und bilden gemeinsam zumindest einen Teil eines Ablaufdorns. Der Ablaufdorn
oder ein Teil dessen bildet zumindest einen Teil des Haltemittels. Das Haltemittel
weist außerdem einen Haltering auf, der den Ablaufdorn im Haltezustand umgreift und
so die Fortsätze aneinander hält. Der Haltering oder ein Teil dessen bildet zumindest
einen Teil der zweiten Formschlusselemente und des Zentralteils. Im Lösezustand ist
bzw. wird der Haltering vom Ablaufdorn entfernt. Der Haltering ist bzw. wird vor und
während des Verzögerungsvorgangs durch die Verzögerungsvorrichtung auf dem Ablaufdorn
gehalten und am Ende des Verzögerungsvorgangs durch die Verzögerungsvorrichtung vom
Ablaufdorn freigegeben. "Dornartig" ist in dem Sinne zu verstehen, dass die Fortsätze
Dornteile bilden, die dann im zusammengesetzten Zustand, nämlich im Haltezustand,
in ihrer Gesamtheit den Dorn oder zumindest einen Teil dessen bilden. Die Verzögerung
wird z. B. durch ein kontrolliert reibungsbehaftetes Abrutschen vom Dorn erreicht.
[0031] Insbesondere ist eine Ablaufrichtung des Halterings am Ablaufdorn entgegen der Flugrichtung
gerichtet. D. h. vom Haltezustand zum Lösezustand hin führt der Haltering eine Bewegung
entgegen der Flugrichtung entlang des Ablaufdorns aus. Jedoch ist auch eine Bewegung
in Gegenrichtung denkbar. Der Ablaufdorn weist insbesondere ein Freiende auf, das
in diesem Fall entgegen (oder im anderen Fall in) einer bestimmungsgemäßen Flugrichtung
des Trägergeschosses weist. Dadurch, dass der Haltering den Ablaufdorn am Freiende
verlässt, findet somit der Übergang vom Haltezustand in den Lösezustand statt.
[0032] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform erstreckt sich der Ablaufdorn
konzentrisch zur Mittellängsachse. So kann dieser besonders einfach aus Fortsätzen
zusammengesetzt werden.
[0033] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist bzw. wird der Haltering
als Zentralteil während des Verzögerungsvorgangs durch eine Bewegung des Geschosses
entlang des Ablaufdorns vom Haltezustand zum Lösezustand bewegt. Eine entsprechende
Geschossbewegung ist insbesondere wieder dessen Beschleunigung, Abschussschock oder
auch - falls vorhanden - dessen Drall.
[0034] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform enthält die Verzögerungseinrichtung
ein Innengewinde am Haltering und ein dazu passendes Außengewinde am Ablaufdorn. Der
Haltering bildet damit eine Ablaufmutter, die entlang des Innengewindes abrotiert,
um vom Haltezustand in den Lösezustand zu gelangen. Ein entsprechender Rotationsantrieb
kann insbesondere durch eine rotatorische Massenträgheit des Halterings gegenüber
dem durch Drall rotierten Ablaufdorn erfolgen.
[0035] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist der Haltering auf dem Ablaufdorn
bezüglich der Mittellängsachse mit einer axialen Abstandslücke zwischen Innengewinde
und Außengewinde fixiert. Diese Ausführungsform lässt sich insbesondere mit dem oben
genannten Abreißmittel kombinieren. Der Abreißvorgang erfolgt auf einem nicht mit
Gewinde versehenen Abschnitt des Ablaufdorns, um die Massenträgheit des Halterings
beim Abschussschock ausnutzen zu können. Erst nach Zurücklegen der Abstandslücke gelangt
der Haltering (dessen Innengewinde) in Eingriff mit dem Außengewinde des Ablaufdorns
und die rotatorische Ablaufbewegung beginnt. Gleiches könnte auch entsprechend mit
einem Abstand zu einer reibungsbehafteten Ablauffläche erreicht werden.
[0036] Die Erfindung beruht auf folgenden Erkenntnissen, Beobachtungen bzw. Überlegungen
und weist noch die nachfolgenden Ausführungsformen auf. Die Ausführungsformen werden
dabei teils vereinfachend auch "die Erfindung" genannt. Die Ausführungsformen können
hierbei auch Teile oder Kombinationen der oben genannten Ausführungsformen enthalten
oder diesen entsprechen und/oder gegebenenfalls auch bisher nicht erwähnte Ausführungsformen
einschließen.
[0037] Die Erfindung beruht auf der grundlegenden Idee, ein Trägersystem zu schaffen, um
Splitter bzw. Flechets aus einem gezogenen Lauf (ähnlich zu Schrot) zu verbringen.
Gleichzeitig soll eine Zerlegung im Lauf ausgeschlossen sein.
[0038] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass bisher in der Praxis entweder Geschosse
mit Zeitzünder verwendet wurden, die die Nutzlast nach definierten Zeitpunkt pyrotechnisch
ausstoßen und ansonsten klassische Schrotmunition aus Glattrohren verschossen wurde.
[0039] Die Erfindung beruht auf dem Grundkonzept, die Geschosshülle nach definierter Zeit
insbesondere entweder durch das Ablaufen einer Ablaufmutter (Haltering) auf einem
Gewindedorn oder durch Bewegung einer Entriegelungsstange (Zentralteil) zu öffnen.
[0040] Weitere Merkmale, Wirkungen und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung sowie der beigefügten
Figuren. Dabei zeigen in einer schematischen Prinzipskizze:
- Figur 1
- ein erfindungsgemäßes Trägergeschoss in a) Seitenansicht und b) Draufsicht,
- Figur 2
- das Trägergeschoss aus Figur 1 a) im Längsschnitt und b) im Querschnitt,
- Figur 3
- ein Detail eines alternativen Trägergeschosses in einer Ansicht gemäß Fig. 2a,
- Figur 4
- einen Querschnitt durch ein alternatives Trägergeschoss,
- Figur 5
- das Trägergeschoss aus Figur 4 im Längsschnitt,
- Figur 6
- einen Sicherungsmechanismus bzw. Öffnungsmechanismus aus Figur 5 im Detail in Seitenansicht
für den a) Haltezustand und den b) Lösezustand,
- Figur 7
- einen alternativen Sicherungs-/Öffnungsmechanismus aus Figur 5 im Detail in Draufsicht
für den a) Haltezustand und den b) Lösezustand.
[0041] Figur 1 zeigt ein Trägergeschoss 2 für eine hier nur angedeutete Rohrwaffe 4 mit
einem Lauf 6 bei der Beschleunigung im Lauf 6 nach dem Abschuss des Trägergeschosses
2. Figur 1a zeigt dabei eine Seitenansicht bei aufgeschnittenem Lauf 6, Figur 1b eine
Draufsicht in Richtung des Pfeils Ib in Figur 1a. Das Trägergeschoss 2 erstreckt sich
entlang einer Mittellängsachse 8 und enthält einen Geschossboden 10 sowie eine Hülle
12. An der (bezogen auf die Mittellängsachse 8) Umfangsfläche 14 des Geschossbodens
10 ist ein Führungsband 16 angebracht. Dieses dient in üblicher Weise zur Abdichtung
des Geschossbodens 10 gegenüber dem Lauf 6. Der Lauf 6 ist ein gezogener Lauf, weshalb
das Führungsband 16 auch zur Übertragung eines Dralls von der Rohrwaffe 4 auf das
Trägergeschoss 2 dient. Das Trägergeschoss 2 ist daher ein Trägergeschoss für eine
Rohrwaffe 4 mit gezogenem Lauf 6.
[0042] Figur 1 zeigt ein Ausgangszustand A des Trägergeschosses 2, welchen dieses seit seiner
Produktion innehat. Im Ausgangszustand A ist die Hülle 12 mit dem Geschossboden 10
verbunden. Außerdem ist die Hülle 12 geschlossen. Hülle 12 und Geschossboden 10 umschließen
daher einen Aufnahmeraum 18, der in den Figuren 2-5 erkennbar ist. Der Aufnahmeraum
18 dient zur Aufnahme einer hier nicht dargestellten Nutzlast, zum Beispiel Konstruktionssplitter,
Flechets usw.
[0043] Die Hülle 12 weist im Beispiel vier Hüllenteile 20a-d auf. Dass die Hülle 12 "geschlossen"
ist bedeutet, dass die Hüllenteile 20a-d spaltfrei aneinander anliegen und somit in
ihrer Gesamtheit die geschlossene (Außen-)Hülle 12 bilden. Die Hülle 12 ist in ihre
Hüllenteile 20a-d teilbar, wie weiter unten erläutert wird. Durch diese Teilung bzw.
Öffnung der Hülle 12 bzw. des Trägergeschosses 2 wird die im Aufnahmeraum 18 befindliche
Nutzlast freigegeben.
[0044] Figur 2a zeigt einen Schnitt entlang der Ebene IIa-IIa in Figur 1b durch das Trägergeschoss
2. Das Trägergeschoss 2 enthält ein Haltemittel 22 und eine Verzögerungseinrichtung
24, die auf das Haltemittel 22 einwirkt. Haltemittel 22 und Verzögerungseinrichtung
24 sind rein mechanisch, ohne Pyrotechnik und ohne gespeicherte chemische Energie
und ohne Zünder (insbesondere ohne Zeitzünder) ausgebildet. Die Verzögerungseinrichtung
24 ist durch eine Bewegung des Trägergeschosses 2 beim bzw. nach dem Abschuss angetrieben,
wie weiter unten erläutert wird. Das Haltemittel 22 befindet sich in einem Haltezustand
H, indem es die Hüllenteile 20a-d in Form der geschlossenen Hülle 12 zusammenhält.
[0045] Jedes der Hüllenteile 20a-d weist ein jeweiliges erstes Formschlusselement 26 auf,
das Haltemittel 22 weist ein Zentralteil 28 auf. Das Zentralteil 28 enthält zu jedem
der 1. Formschlusselemente 26 ein zweites Formschlusselement 30. Im Haltezustand H
stehen die ersten Formschlusselemente 26 und die zweiten Formschlusselemente 30 in
formschlüssigem Eingriff um die Hüllenteile 20a-d als Hülle 12 im Ausgangszustand
A zusammenzuhalten.
[0046] Im Beispiel sind die ersten Formschlusselemente 26 dornartige Fortsätze 32 der Hüllenteile
20a-d, die in das Innere des Trägergeschosses 2 bzw. den Aufnahmeraum 18 hineinragen.
Im Haltezustand H liegen die Fortsätze 32 aneinander an und bilden gemeinsam einen
Ablaufdorn 34. Der Ablaufdorn 34 ist ein erster Teil des Haltemittels 22. Das Haltemittel
22 weist als zweiten Teil außerdem einen Haltering 36 auf. Dieser bildet in Form von
radial innen liegenden Flächenabschnitten (90°-Umfangssegmente) die jeweils zweiten
Formschlusselemente 30. Im Haltezustand H umgreift der Haltering 36 den Ablaufdorn
34 und hält so die Fortsätze 32 und somit die Hüllenteile 20a-d formschlüssig aneinander
bzw. zusammen.
[0047] Damit das Haltemittel 22 in einen Lösezustand L gelangt, bewegt sich der Haltering
36 in Richtung des Pfeils 38 am Ablaufdorn 34 entlang und verlässt schließlich dessen
Freiende 40. Ab diesem Moment werten die Fortsätze 32 nicht mehr zusammengehalten
und der Lösezustand L ist erreicht. Die Bewegung des Halterings 36 aus seiner Ursprungsposition
im Ausgangszustand A bis zum Lösezustand L (Abgleiten vom Freiende 40) stellt den
Verzögerungsvorgang V dar, der durch die Verzögerungsvorrichtung 24 bewerkstelligt
ist. Dies geschieht folgendermaßen:
[0048] Die Verzögerungsvorrichtung 24 umfasst ein Innengewinde 42 am Haltering 36 sowie
ein Außengewinde 44 am Ablaufdorn 34, welche sich aus jeweiligen Gewindeteilen an
den Fortsätzen 32 zusammensetzt. Der Haltering 38 bildet damit eine Ablaufmutter für
das Außengewinde 44. Der Ablauf der Ablaufmutter, und somit der Antrieb der Verzögerungseinrichtung
24 erfolgt dadurch, dass die Hülle 12 und damit der Ablaufdorn 34 nach dem Abschuss
einen Drall annehmen, d. h. beginnen, um die Mittellängsachse 8 zu rotieren. Der Haltering
36 nimmt aufgrund seiner Massenträgheit keine entsprechende Rotationsbewegung auf.
Der Ablaufdorn 34 beginnt sich daher nach Art einer Gewindestange im Haltering 36
zu drehen, woraufhin sich dieser in Richtung des Pfeils 38 am Ablaufdorn 34 entlang
schraubt bzw. bewegt. Der Haltezustand H wird dabei noch aufrechterhalten. Erst nach
dem vollständigen Durchlaufen des Innengewindes 42 verlässt der Haltering 36 den Ablaufdorn
34 am Freiende 40, wobei der Haltezustand H in den Lösezustand L übergeht.
[0049] Die bestimmungsgemäße Drallgeschwindigkeit bzw. Umdrehungszahl des Trägergeschosses
2 um die Mittellängsachse 8 nach einem bestimmungsgemäßen Abschuss, die Anzahl der
Gewindegänge des Innengewindes 42 und Außengewindes 44, die Gewindesteigung usw. sind
konstruktiv so aufeinander abgestimmt, dass der Verzögerungsvorgang V (Ablauf der
Ablaufmutter auf dem Ablaufdorn 34) eine gewünschte Zeit benötigt. In Verbindung mit
der bekannten bestimmungsgemäßen Fluggeschwindigkeit des Trägergeschosses 2 kann so
eine gewünschte Entfernung von der Rohrwaffe 4 bzw. dem Abschusspunkt dimensioniert
werden, bei dem der Lösezustand L erreicht ist bzw. wird und somit die Hülle 12 geöffnet
und die Nutzlast freigegeben wird. Insbesondere kann so sichergestellt werden, dass
eine Öffnung im Lauf 6 ausgeschlossen ist.
[0050] Figur 2 zeigt damit eine Ablaufmutter (Haltering 36) auf einem Gewinde (Außengewinde
44) im Trägergeschoss 2. Die Geschosshülle 12 besteht auch hier aus vier Außensegmenten
(Hüllenteile 20a-d), die durch die Ablaufmutter zusammengehalten werden. Nach dem
Abschussschock läuft die Ablaufmutter in Richtung des Pfeils 38 das Außengewinde 44
herunter. Sobald die Schraube (Ablaufdorn 34) das Innengewinde 42 verlässt, wird die
Geschosshülle 12 nicht länger zusammengehalten und gibt die Nutzlast frei. Die Ablaufrichtung
(Pfeil 38) muss hierbei nicht zwangsläufig (wie im gezeigten Beispiel) gegen die Flugrichtung
weisen. Der Luftwiderstand, der eine Bremskraft am Trägergeschoss 2 erzeugt, könnte
alternativ (hier nicht dargestellt) einen Ablauf auch in Flugrichtung (entgegen Pfeil
38) begünstigen. Die Reibung zwischen Innen- und Außengewinde 42,44 muss unter Umständen
durch Schmiermittel, wie zum Beispiel Teflonierung der Oberfläche, verringert werden.
[0051] Figur 3 zeigt schematisch einen alternativen Ablaufdorn 34 in einer Darstellung gemäß
Figur 2a im Detail. Der Ablaufdorn 34 mit dem Außengewinde 44 bildet gemäß Figur 2
einen Gewindekern, der aus mehreren Elementen (Fortsätzen 32) gebildet ist. Die Elemente
sind dabei mit der Geschosshülle 12 verbunden. Der Gewindekern hält die Geschosshülle
12 mit der Ablaufmutter (Haltering 36) zusammen. Die Ablaufmutter (Haltering 36) hält
die Geschossaußenhülle 14 zusammen, bis sie abgelaufen ist.
[0052] Hier ist alternativ zu Fig. 2 der Haltering 36 im Ausgangszustand A auf dem Ablaufdorn
34 durch ein Abreißmittel 46 fixiert. Letzteres ist hier durch einen Gewindegang eines
Abreißgewindes symbolisiert. Das Lösen erfolgt durch den Abschussschock. Hierbei wird
der Ablaufdorn entgegen der Richtung des Pfeils 38 beschleunigt. Der Haltering 36
ist aufgrund seiner Massenträgheit bestrebt, seine Ortsposition zu halten und der
Gewindegang hält der Axialkraft nicht stand und reißt ab bzw. rutscht axial durch.
Um hierfür genügend axialen Bewegungsspielraum für den Haltering 36 zu schaffen, ist
der Haltering 36 mit einer Abstandslücke 50 zwischen Innengewinde 42 und Außengewinde
44 am Abreißmittel 46 fixiert. Das Abreißmittel 46 (Abreißgewinde) ist so ausgelegt,
dass es die eigentlichen Gewinde (Innengewinde 42 und Außengewinde 44) nicht beim
Ablauf behindert. Das Innengewinde 42 ist also das Ablaufgewinde der Ablaufmutter.
Das Außengewinde 44 ist das Ablaufgewinde auf dem Gewindekern.
[0053] Der Haltering 36 befindet sich (dies gilt sinngemäß auch für Figs. 1 und 2) in einer
ersten Längsposition L1 (angedeutet durch einen Bereichspfeil), bezogen auf die Mittellängsachse
8 auf dem Ablaufdorn 34, um den Haltezustand H zu bewirken.
[0054] Sobald er den Ablaufdorn 34 verlassen hat, befindet er sich in einer zweiten Längsposition
L2, um den Lösezustand L zu bewirken.
[0055] Die in Figur 3 dargestellte Ablaufmutter (Haltering 36) wird also beim Abschussschock
entsichert und läuft in Richtung des Pfeils 38 das Außengewinde 44 herunter. Das Außengewinde
44 bzw. der Ablaufdorn 34 ist ein aus mehreren (hier vier) Elementen (Fortsätze 32)
zusammengesetztes Bauteil, welches jeweils mit den (hier vier) Segmenten (Hüllenteile
20a-d) der Trägergeschosshülle 12 verbunden ist. Diese wird an der Geschossspitze
nur durch die Ablaufmutter zusammengehalten. Nach Ablauf der Schraube (Ablaufdorn
34 mit Außengewinde 44) wird die Trägergeschosshülle 12 geöffnet und gibt damit die
Nutzlast frei. Nachfolgend ist der Funktionsablauf beschrieben:
Schritt 1: Zuerst reißt das Abreißmittel 46 (Abreißgewinde) beim Abschussschock ab,
welches durch eine Gewindesicherung am ungewollten Lösen gehindert wird.
Schritt 2: Es kommt zu einem Ablaufen der Ablaufmutter durch die Nicht-Drallübertragung
vom drehbeschleunigten Trägergeschoss 2 auf die Ablaufmutter. Grund für die Nicht-Drallübertragung
auf die Ablaufmutter ist, dass es keine feste Verbindung nach dem Abreißen mehr zwischen
restlichem Trägergeschoss 2 und Ablaufmutter gibt. Der Schock bzw. das Abreißen ist
abgeschlossen, bevor die Drehbeschleunigung abgeschlossen ist. Die noch anstehende
Drehbeschleunigung und Massenträgheit der Ablaufmutter während des Abschussvorgangs
startet die Drehbewegung der Ablaufmutter.
Schritt 2 (alternativ): Ein alternativer, nicht dargestellter Schritt 2 sieht folgendermaßen
aus: Statt den Ablauf der Ablaufmutter nur über die Nicht-Drallübertragung zu realisieren,
besteht die Möglichkeit, die Ablaufmutter (z. B. über Zahnräder) mit einem exzentrischen
Rotor anzutreiben. Dieses Prinzip wird in den meisten aus der Praxis bekannten SADs
(Safety and Arming Units) genutzt. Ein auf einer Achse exzentrisch gelagerter Rotor
(Schwerpunkt außerhalb der Geschossmitte) wird durch die Rotation des Geschosses 2
nach außen beschleunigt. Hier dreht die Drehbewegung des Rotors, (falls notwendig)
über eine Übersetzung (falls nötig mit Bremse), die Ablaufmutter über eine gewählte
Flugzeit vom Trägergewinde (Ablaufdorn) ab und öffnet damit das Geschoss 2 und gibt
die Nutzlast frei.
[0056] Die Figuren 2 und 3 zeigen damit ein erstes Öffnungskonzept I "Abreißmutter". Ein
zweiten Öffnungskonzept II ("Entriegelungsstange") zeigen die Figuren 4 bis 7.
[0057] Die Figuren 4 und 5 zeigen ein alternatives Ausführungsbeispiel eines Haltemittels
22 und einer Verzögerungseinrichtung 24. Figur 5 ist ein Längsschnitt durch das Trägergeschoss
2, Figur 4 ein Querschnitt entlang der Ebene IV-IV in Fig. 5.
[0058] Hier ist das erste Formschlusselement 26 eine im Querschnitt runde Ausnehmung 52
in einem jeweiligen Steg 54, der sich vom jeweiligen Hüllenteil 20a-d radial einwärts
in das Geschossinnere erstreckt. Die Ausnehmung ist radial einwärts in einem Bereich
kleiner ihrer größten Weite geöffnet und bildet damit einen Hinterschnitt in Radialrichtung
aus. In der Ausnehmung 52 liegt im Haltezustand H ein zweites Formschlusselement 30
formschlüssig in Radialrichtung bzw. Umfangsrichtung ein. Die Formschlusselemente
30 sind einstückige Bereiche oder Abschnitte eines Zentralteils 56 in Form einer Entriegelungsstange.
Um vom Ausgangszustand A in den Lösezustand L zu gelangen, wird das Zentralteil 56
in Richtung des Pfeils 38 bewegt. Dies ist ausschnittsweise gestrichelt angedeutet.
So gelangen die ersten und zweiten Formschlusselemente 26,30 außer Eingriff und die
Hüllenteile 20a-d sind freigegeben, die Hülle 12 kann sich öffnen. Die ersten und
zweiten Formschlusselemente 26,30 bilden damit ein Haltemittel 22 bzw. einen Entriegelungsmechanismus
gemäß Figur 4. Der Steg 54 bildet ein Verbindungselement der Formschlussverbindung
zur Geschosshülle 12.
[0059] So lange noch formschlüssiger Eingriff (Haltezustand H) besteht, befindet sich das
Zentralteil 56 in den Längspositionen L1 (angedeutet durch Bereichspfeil). Sobald
die gestrichelte Längsposition L2 erreicht ist, ist der Lösezustand L erreicht.
[0060] Um die Bewegung des Zentralteils 56 anzutreiben, ist ein Federkraftelement 58 vorgesehen,
das das Zentralteil 56 in Richtung des Pfeils 38 federbelastet vorspannt. Die Verzögerungseinrichtung
24 in Form eines Sicherungsmechanismus bewirkt den Verzögerungsvorgang V und sorgt
dafür, dass das Zentralteil 46 erst nach Ablauf der Verzögerungszeit vom Haltezustand
H in Richtung des Pfeils 38 in den Lösezustand L bewegt wird.
[0061] Der Öffnungsmechanismus II (Öffnungskonzept II) funktioniert also über die Entriegelungsstange
(Zentralteil 56), die bis zur Freigabe die Geschosshülle 12 zusammenhält. Die Entriegelungsstange
hält die Geschosshülle 14 durch einen Formschluss zusammen, wie er in Figur 4 dargestellt
ist. Am oberen Ende der Entriegelungsstange befindet sich ein Sicherungsmechanismus
(Verzögerungseinrichtung 24). Dieser wird beim Abschussschock entsichert und gibt
(insbesondre angetrieben durch den Drall) nach einer definierten Zeit bzw. Flugstrecke
eine Öffnung 60 frei. In diese Öffnung 60 kann sich die Entriegelungsstange mithilfe
einer Feder (Federkraftelement 58) bewegen. Durch das Verschieben der Entriegelungsstange
(in Richtung des Pfeils 38) wird der Entriegelungsmechanismus aus Figur 4 geöffnet
und das Trägergeschoss 2 öffnet sich durch den Drall und gibt die Nutzlast frei.
[0062] Es ergibt sich folgender funktionaler Ablauf:
- 1. bis zur Freigabe durch den Entsicherungsmechanismus (Verzögerungseinrichtung 24)
hält die Entriegelungsstange die Geschosshülle durch einen Formschluss zusammen, wie
er in Figur 4 dargestellt ist. Bis zur Freigabe ist die Höhenposition der Entriegelungsstange
(Längsposition L1) festgelegt.
- 2. bei Abschuss des Geschosses wird der Sicherungsmechanismus (Verzögerungseinrichtung
24) durch den Abschussschock entsichert (mögliche bekannte Ausführungsformen eines
Sicherungsmechanismus sind bezüglich der Figuren 6 und 7 näher beschrieben).
- 3. Es erfolgt die Freigabe des Sicherungsmechanismus insbesondere durch den anstehenden
Drall (in der Regel bewegt sich ein Rotor in "In-Line-Stellung").
- 4. die Sicherungseinrichtung gibt die Öffnung 60 für die Entriegelungsstange frei,
die sich damit in Richtung des Pfeils 38 bewegt und bei Erreichen der Längsposition
L2 die Geschossaußenhülle 12 freigibt bzw. öffnet.
- 5. nach Freigabe der Geschossaußenhülle 12 wird diese durch den Drall geöffnet und
gibt die Nutzlast frei.
[0063] Die Verzögerungseinrichtungen 24 gemäß Figuren 6 und 7 sind in Form von SADs bezüglich
ihres Grundprinzips aus der Praxis bekannt und werden daher nur kurz erläutert:
[0064] Figur 6 zeigt eine erste Variante einer Verzögerungseinrichtung 24 aus Figur 5 in
Seitenansicht (Pfeil VI in Fig. 5). Die Verzögerungseinrichtung 24 ist nach Art eines
Kugelrotors 62 ausgeführt. Der Kugelrotor 62 weist eine Bohrung 66 auf und befindet
sich in einem Gehäuse 64.
[0065] Figur 6a zeigt den Ausgangszustand A bzw. Haltezustand H. Ein Sicherungsring 68 hindert
den Kugelrotor 62 an jeglicher Bewegung. Durch den Abschussschock wird die Verzögerungseinrichtung
24 in Richtung des Pfeils 38 beschleunigt und der Verzögerungsvorgang V startet. Der
Sicherungsring 68 gelangt aufgrund seiner Massenträgheit in die in Figur 6b gezeigte
Position und gibt den Kugelrotor 62 zur Bewegung frei. Aufgrund der Bewegungsdynamik
des Trägergeschosses 2 richtet sich der Kugelrotor 62 in der in Figur 6b dargestellten
Position aus. Hierdurch fluchtet die Bohrung 66 mit dem Zentralteil 56 und dieses
kann sich in Richtung des Pfeils 38 durch die Öffnung 60 hindurch in die Bohrung 66
bewegen. Damit ist der Verzögerungsvorgang V beendet.
[0066] Figur 7 zeigt in Richtung des Pfeils VII in Fig. 5 eine zweite Variante einer Verzögerungseinrichtung
24 aus Figur 5 in Form eines exzentrischen Rotors. Auch hier ist in einem Gehäuse
64 ein Schwenkrotor 70 in Form einer Metallplatte drehbar um eine Achse 72 exzentrisch
zur Mittellängsachse 8 gelagert. Der Schwenkrotor 70 selbst weist einen bezüglich
der Achse 72 exzentrischen Schwerpunkt 74 auf. Figur 7a zeigt wieder den Ausgangszustand
A bzw. Haltezustand H. Die Öffnung 60 ist hierbei vom Schwenkrotor 70 verdeckt (daher
gestrichelt angedeutet), sodass das Zentralteil 56 auf dem Schwenkrotor 70 aufliegt
und nicht in die Öffnung 60 gelangen kann. Durch den Drall des Trägergeschosses 2
bewegt sich der Schwerpunkt 74 aufgrund der Fliehkraft in die in Figur 7b gezeigte
Position, wobei der Schwenkrotor 70 um die Achse 72 relativ zum Gehäuse 64 verschwenkt.
Schließlich fluchtet eine Bohrung 66 im Schwenkrotor 70 mit der Öffnung 60 und das
Zentralteil 56 kann in diese eintreten.
[0067] Kugelrotor 62 und Schwenkrotor 70 bilden daher jeweils ein Sperrelement 76, das das
Zentralteil 56 im Haltezustand H daran hindert, in den Lösezustand L zu gelangen.
[0068] Ein weiteres, nicht in den Figuren gezeigtes Konzept ist das einer elektronischen
"Sicherungseinrichtung": dies ist letztlich eine Kombination aus mechanischer und
elektronischer Sicherung. Der mechanische Anteil entspricht einer klassischen Sicherungsvorrichtung,
die zum Beispiel einschwenkt. Die Elektronik sorgt für eine zusätzliche Freigabe,
damit ein programmierter Freigabezeitpunkt möglich ist.
Bezugszeichenliste
[0069]
- 2
- Trägergeschoss
- 4
- Rohrwaffe
- 6
- Lauf
- 8
- Mittellängsachse
- 10
- Geschossboden
- 12
- Hülle
- 14
- Umfangsfläche
- 16
- Führungsband
- 18
- Aufnahmeraum
- 20a-d
- Hüllenteil
- 22
- Haltemittel
- 24
- Verzögerungseinrichtung
- 26
- erstes Formschlusselement
- 28
- Zentralteil
- 30
- zweites Formschlusselement
- 32
- Fortsatz
- 34
- Ablaufdorn
- 36
- Haltering
- 38
- Pfeil
- 40
- Freiende
- 42
- Innengewinde
- 44
- Außengewinde
- 46
- Abreißmittel
- 50
- Abstandlücke
- 52
- Ausnehmung
- 54
- Steg
- 56
- Zentralteil
- 58
- Federkraftelement
- 60
- Öffnung
- 62
- Kugelrotor
- 64
- Gehäuse
- 66
- Bohrung
- 68
- Sicherungsring
- 70
- Schwenkrotor
- 72
- Achse
- 74
- Schwerpunkt
- 76
- Sperrelement
- A
- Ausgangszustand
- H
- Haltezustand
- L
- Lösezustand
- V
- Verzögerungsvorgang
- L1,2
- erste/zweite Längsposition
1. Trägergeschoss (2) für eine Rohrwaffe (4) mit einem Lauf (6), das sich entlang einer
Mittellängsachse (8) erstreckt,
- mit einem Geschossboden (10),
- mit einer Hülle (12), die in einem Ausgangszustand (A) geschlossen ist und mit dem
Geschossboden (10) verbunden ist,
- wobei der Geschossboden (10) und die Hülle (12) im Ausgangszustand (A) einen Aufnahmeraum
(18) für eine Nutzlast umschließen,
- mit einem Haltemittel (22) und mit einer auf das Haltemittel (22) einwirkenden Verzögerungseinrichtung
(24),
- wobei die Hülle (12) mindestens zwei Hüllenteile (20a-d) aufweist,
- wobei die Hüllenteile (20a-d) vermittels des Haltemittels (22), das sich in einem
Haltezustand (H) befindet, als Hülle (12) im Ausgangszustand (A) zusammengehalten
sind, und
- wobei die Hüllenteile (20a-d) vermittels des Haltemittels (22) voneinander gelöst
sind, wenn das Haltemittel (22) von der Verzögerungseinrichtung (24) in einen Lösezustand
(L) überführt ist,
- wobei das Haltemittel (22) den Lösezustand (L) dann annimmt, wenn ein beim Abschuss
des Trägergeschosses (2) gestarteter Verzögerungsvorgang (V) in der Verzögerungseinrichtung
(24) beendet ist,
- wobei das Haltemittel (22) und die Verzögerungseinrichtung (24) rein elektromechanisch
ausgebildet sind.
2. Trägergeschoss (2) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Trägergeschoss (2) ein Trägergeschoss (2) für eine Rohrwaffe (4) mit einem gezogenen
Lauf (6) ist.
3. Trägergeschoss (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Haltemittel (22) und die Verzögerungseinrichtung (24) rein mechanisch ausgebildet
sind und der Verzögerungsvorgang (24) durch eine Bewegung des Trägergeschosses (2)
beim oder nach dessen Abschuss angetrieben ist.
4. Trägergeschoss (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verzögerungseinrichtung (24) ohne Pyrotechnik und/oder ohne gespeicherte chemische
Energie und/oder ohne Zünder ausgebildet ist.
5. Trägergeschoss (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verzögerungseinrichtung (24) elektromechanisch ausgeführt ist.
6. Trägergeschoss (2) nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verzögerungseinrichtung (24) das einzige elektromechanische Element des Trägergeschosses
(2) ist.
7. Trägergeschoss (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens zwei der Hüllenteile (20a-d) ein jeweiliges erstes Formschlusselement
(26) des Haltemittels (22) aufweisen, und das Haltemittel (22) ein Zentralteil (28,56)
enthält, das zu jedem der ersten Formschlusselemente (26) ein zweites Formschlusselement
(30) aufweist und die ersten (26) und zweiten Formschlusselemente (30) im Haltezustand
(H) in formschlüssigem Eingriff stehen, um die Hüllenteile (20a-d) als Hülle (12)
im Ausgangszustand (A) zusammenzuhalten,
wobei die ersten(26) und zweiten Formschlusselemente (30) im Lösezustand (L) voneinander
weg bewegt sind,
wobei die ersten (26) und zweiten Formschlusselemente (30) vor und während des Verzögerungsvorgangs
(V) durch die Verzögerungseinrichtung (24) in Eingriff gehalten sind und am Ende des
Verzögerungsvorgangs (V) durch die Verzögerungseinrichtung (24) voneinander weg bewegt
sind.
8. Trägergeschoss (2) nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Zentralteil (28,56) entlang der Mittellängsachse (8) bewegbar ist, wobei eine
erste Längsposition (L1) dem Haltezustand (H) und eine zweite Längsposition (L2) dem
Lösezustand (L) entspricht.
9. Trägergeschoss (2) nach einem der Ansprüche 7 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verzögerungseinrichtung (24) ein Sperrelement (76) enthält, und das Zentralteil
(28,56) gegenüber dem Sperrelement (76) federbelastet vorgespannt und beweglich ist,
wobei das Zentralteil (28,56) durch das Sperrelement (76) im Haltezustand (H) in der
ersten Längsposition (L1) gehalten ist und im Lösezustand (L) zur Bewegung in die
zweite Längsposition (L2) freigegeben ist.
10. Trägergeschoss (2) nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das zweite Formschlusselement (30) im Ausgangszustand (A) durch ein Abreißmittel
(46) fixiert ist, wobei das Abreißmittel (46) durch den Abschussschock lösbar ist.
11. Trägergeschoss (2) nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass Zentralteil (28,56) während des Verzögerungsvorgangs (V) durch eine Bewegung des
Trägergeschosses (2) vom Haltezustand (H) zum Lösezustand (L) bewegt ist.
12. Trägergeschoss (2) nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens zwei der Hüllenteile (20a,b) einen jeweiligen dornartigen Fortsatz (32)
aufweisen, der in das Innere des Trägergeschosses (2) hineinragt,
wobei die Fortsätze (32) im Haltezustand (H) aneinander anliegen und gemeinsam zumindest
einen Teil eines Ablaufdorns (34) bilden, der einen Teil des Haltemittels (22) bildet,
und das Haltemittel (22) einen Haltering (36) aufweist, der den Ablaufdorn (34) im
Haltezustand (H) umgreift und so die Fortsätze (32) aneinander hält, wobei der Haltering
(36) im Lösezustand (L) vom Ablaufdorn (34) entfernt ist,
wobei der Haltering (36) vor und während des Verzögerungsvorgangs (V) durch die Verzögerungsvorrichtung
(24) auf dem Ablaufdorn (34) gehalten ist und am Ende des Verzögerungsvorgangs (V)
durch die Verzögerungsvorrichtung (24) vom Ablaufdorn (34) freigegeben ist.
13. Trägergeschoss (2) nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich der Ablaufdorn (34) konzentrisch zur Mittellängsachse (8) erstreckt.
14. Trägergeschoss (2) nach einem der Ansprüche 12 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verzögerungseinrichtung (24) ein Innengewinde (42) am Haltering (36) und ein
dazu passendes Außengewinde (44) am Ablaufdorn (34) enthält.
15. Trägergeschoss (2) nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Haltering (36) auf dem Ablaufdorn (34) entlang der Mittellängsachse (8) mit einer
Abstandslücke (50) zwischen Innengewinde (42) und Außengewinde (44) fixiert ist.