[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erkennen von Überholvorgängen im Straßenverkehr
innerhalb eines Streckenabschnitts.
[0002] Überholvorgänge erfolgen im Straßenverkehr immer dann, wenn zwei Fahrzeuge auf derselben
Fahrbahn mit unterschiedlicher Geschwindigkeit sich in die Fahrtrichtung bewegen,
sodass sich das schnellere Fahrzeug an dem langsameren Fahrzeug vorbei bewegt. Überholvorgänge
sind häufig der Auslöser für schwere Unfälle, sodass auf unfallträchtigen Streckenabschnitten
Überholverbote durch die Behörden bestimmt werden. Diese Überholverbote können dabei
alle Fahrzeuge betreffen oder nur auf bestimmte Fahrzeugarten bzw. Fahrzeuge mit einer
definierten zulässigen Gesamtmasse gerichtet sein. Die Überholverbote können entweder
dauerhaft oder aber über dynamische Verkehrsführungssysteme an die Verkehrssituation
angepasst eingerichtet werden. Um Verstöße gegen bestehende Überholverbote feststellen
zu können, sind Verkehrsüberwachungssysteme notwendig.
[0003] Aus der
WO 2015/049352 A1 ist ein Verfahren zur Verkehrsüberwachung eines räumlich begrenzten Fahrbahnabschnittes
mittels einer Stereokamera, die den Fahrbahnabschnitt aufnimmt, bekannt. Eine Prozesseinheit
verarbeitet dabei die Bilder der Stereokamera zu Höhenbildern und analysiert diese
Höhenbilder für die Bestimmung von Positionsvariablen zweier Fahrzeuge relativ zueinander.
Dies ermöglicht die Detektion der Fahrzeuggeschwindigkeit und von Überholvorgängen
sowie die Bewertung des aktuellen Verkehrsflusses.
[0004] Hiervon ausgehend besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, ein Verfahren
zum Erkennen von Überholvorgängen im Straßenverkehr innerhalb eines Streckenabschnitts
bereitzustellen, dass eine Verkehrsüberwachung von Streckenabschnitten unabhängig
von deren Streckenverlauf ermöglicht.
[0005] Zur Lösung der Aufgabe wird ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Erkennen von Überholvorgängen
im Straßenverkehr innerhalb eines Streckenabschnitts vorgeschlagen, umfassend folgende
Schritte: Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt von zumindest zwei Fahrzeugen
durch eine erste Kontrolleinrichtung; Ermitteln einer Einfahrtreihenfolge der zumindest
zwei Fahrzeuge beim Einfahren in den Streckenabschnitt; Detektieren des Ausfahrens
aus dem Streckenabschnitt der zumindest zwei Fahrzeuge durch eine zweite Kontrolleinrichtung;
Ermitteln einer Ausfahrtreihenfolge der zumindest zwei Fahrzeuge beim Ausfahren aus
dem Streckenabschnitt; und Erkennen von Überholvorgängen durch Vergleichen der Einfahrtreihenfolge
mit der Ausfahrtreihenfolge.
[0006] Das vorgeschlagene Verfahren weist den Vorteil auf, dass Streckenabschnitte unabhängig
von Ihrer Länge und Streckenführung überwacht werden können. Insbesondere kann das
erfindungsgemäße Verfahren im Bereich kurviger und/oder hügeliger Streckenabschnitte
angewendet werden.
[0007] In einer möglichen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens kann das Detektieren
des Einfahrens in den Streckenabschnitt das Bestimmen und Zuordnen zumindest eines
Identifikationsmerkmals für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge durch die erste Kontrolleinrichtung
umfassen und das Detektieren des Ausfahrens aus dem Streckenabschnitt das Bestimmen
und Zuordnen des zumindest einen Identifikationsmerkmals für jedes der zumindest zwei
Fahrzeuge durch die zweite Kontrolleinrichtung umfassen. Das zumindest eine Identifikationsmerkmal
der zumindest zwei Fahrzeuge kann dabei das Fahrzeugkennzeichen oder eine Fahrzeugidentifikationsnummer
umfassen.
[0008] Das Bestimmen und Zuordnen des zumindest einen Identifikationsmerkmals kann für jedes
der zumindest zwei Fahrzeuge durch die erste Kontrolleinrichtung mittels einer ersten
bildlichen Aufnahmen erfolgen und/oder das Bestimmen und Zuordnen des jeweils zumindest
einen Identifikationsmerkmals kann für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge durch die
zweite Kontrolleinrichtung mittels einer zweiten bildlichen Aufnahmen erfolgen.
[0009] In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens kann das Detektieren des Einfahrens
in den Streckenabschnitt durch die erste Kontrolleinrichtung und das Detektieren des
Ausfahrens aus den Streckenabschnitt durch die zweite Kontrolleinrichtung das Empfangen
eines Identifikationssignales eines Transponders von jedem der zumindest zwei Fahrzeuge
umfassen, das Informationen über das zumindest eine Identifikationsmerkmal aufweist.
[0010] Das Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt und das Detektieren des Ausfahrens
aus dem Streckenabschnitt kann jeweils ein Zuordnen eines Zeitstempels zu jedem der
zumindest zwei Fahrzeuge umfassen. Insbesondere kann eine Streckendurchfahrtszeit
für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge gemessen und für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge
ein Erwartungswert der Streckendurchfahrtszeit bestimmt werden. Der Erwartungswert
der Streckendurchfahrtszeit kann dabei in Abhängigkeit der Fahrzeugart, der zulässigen
Gesamtmasse oder der zulässigen Fahrzeughöchstgeschwindigkeit bestimmt werden. In
einer möglichen Ausführungsform des Verfahrens können die Fahrzeuge der zumindest
zwei Fahrzeuge, deren Streckendurchfahrtszeit den Erwartungswert der Streckendurchfahrtszeit
zumindest um einen ersten Schwellwert unterschreiten, für das Erkennen von Überholvorgängen
aus der Einfahrtreihenfolge und der Ausfahrtreihenfolge ausgeschlossen werden. Zudem
kann das Verfahren zum Erkennen von Überholvorgängen zeitweise ausgesetzt werden,
wenn in einem Zeitintervall eine Mindestzahl von Fahrzeugen eine Streckendurchfahrtszeit
aufweist, die jeweils den zugehörigen Erwartungswert der Streckendurchfahrtszeit zumindest
um einen zweiten Schwellwert überschreitet.
[0011] In einer weiteren möglichen Ausführungsform des Verfahrens können nach dem Detektieren
des Einfahrens in den Streckenabschnitt die zumindest zwei Fahrzeuge in Abhängigkeit
der Fahrzeugart (beispielsweise durch Ermitteln der Größe der Fahrzeuge oder Identifizieren
von weiteren Fahrzeugmerkmalen wie z. B. der Fahrzeugmarke) und/oder der zulässigen
Gesamtmasse kategorisiert werden. Das Kategorisieren der zumindest zwei Fahrzeuge
kann dabei mittels der ersten bildlichen Aufnahme und/oder mit Laserscannern/Lidare
und/oder an Hand der Informationen des jeweiligen Identifikationssignals der Transponder
der zumindest zwei Fahrzeuge erfolgen. Hierdurch wird ermöglicht, dass bei Vorliegen
eines Überholverbotes für eine bestimmte Fahrzeugklasse, nach dem Erkennen von Überholvorgängen,
eine Vollstreckung von Bußgeldern nur für Fahrzeuge der betroffenen Fahrzeugklasse
erfolgt.
[0012] In diesem Zusammenhang kann bei erkannten Überholvorgängen zumindest eine von der
ersten bildlichen Aufnahme und der zweiten bildlichen Aufnahme als eine erste bildliche
Beweissicherungsaufnahme dienen und/oder eine zweite bildliche Beweissicherungsaufnahme
in einer Fahrtrichtung hinter der zweiten Kontrolleinrichtung erfolgen. Darüber hinaus
können in einer möglichen Ausführungsform des Verfahrens Videos zumindest von Teilen
des Streckenabschnitts erstellt werden und bei erkannten Überholvorgängen zugehörige
Sequenzen der Videos zusammen mit dem Überholvorgang dokumentiert werden
[0013] In einer möglichen Ausführungsform des Verfahrens können das Ermitteln der Einfahrtreihenfolge
und das Ermitteln der Ausfahrtreihenfolge jeweils für eine Fahrzeuggruppe erfolgen,
die in einem vorbestimmten Zeitfenster in den Einfahrtbereich und/oder den Ausfahrtbereich
gelangen. Das Zeitfenster kann dabei in Abhängigkeit der Länge des Streckenabschnittes
und/oder des Verkehrsaufkommen bestimmt werden. Hierdurch kann sichergestellt werden,
dass die notwendige Rechenkapazität für die jeweilige Ermittlung einer Reihenfolge
begrenzt wird. Alternativ kann bei hohen Rechenkapazitäten auch vorgesehen sein, dass
jeweils die Ein- bzw. Ausfahrtreihenfolge als durchlaufende Reihe bestimmt werden
und das Erkennen von Überholvorgängen für die Gesamtheit der Fahrzeuge erfolgt.
[0014] Eine weitere mögliche Ausführungsform des Verfahrens kann vorsehen, dass während
des Detektierens des Einfahrens in den Streckenabschnitt und/oder des Detektierens
der Ausfahrt aus dem Streckenabschnitt eine Fahrzeuggeschwindigkeit der zumindest
zwei Fahrzeuge ermittelt wird.
[0015] Im Folgenden wird eine bevorzugte Ausgestaltung des Verfahrens anhand der nachfolgenden
Figuren beschrieben. Dabei zeigt
- Figur 1
- einen Streckenabschnitt mit einem ersten Fahrzeug, das in den Streckenabschnitt einfährt;
- Figur 2
- den Streckenabschnitt aus Figur 1 mit einem zweiten Fahrzeug, das in den Streckenabschnitt
einfährt;
- Figur 3
- der Streckenabschnitt aus Figur 1 vor dem Einleiten eines Überholvorgangs durch das
zweite Fahrzeug;
- Figur 4
- der Streckenabschnitt aus Figur 1 während des Einleiten eines Überholvorgangs durch
das zweite Fahrzeug;
- Figur 5
- der Streckenabschnitt aus Figur 1 während des Überholvorgangs durch das zweite Fahrzeug;
- Figur 6
- der Streckenabschnitt aus Figur 1 während des Einscherens des zweiten Fahrzeuges vor
dem ersten Fahrzeug nach dem Überholvorgang;
- Figur 7
- der Streckenabschnitt aus Figur 1 während des Ausfahrens des zweiten Fahrzeuges aus
dem Streckenabschnitt;
- Figur 8
- der Streckenabschnitt aus Figur 1 während des Ausfahrens des ersten Fahrzeuges aus
dem Streckenabschnitt.
[0016] In den Figuren 1 bis 8, die im Folgenden gemeinsam beschrieben werden, ist eine Verkehrssituation
dargestellt, an Hand derer das erfindungsgemäße Verfahren erläutert wird, wobei ein
erstes Fahrzeug 1 von einem zweiten Fahrzeug 2 in einem zu überwachenden Streckenabschnitt
3, der eine Länge L aufweist, überholt wird.
[0017] Der Streckenabschnitt 3 ist in eine erste Fahrspur 3a mit der Fahrtrichtung T, auf
der sich das erste Fahrzeug 1 befindet, und in eine zweite Fahrspur 3b mit einer zur
Fahrtrichtung T gegenläufigen Fahrtrichtung T' unterteilt. Der Streckenabschnitt 3
wird an einem Ende durch ein Portal 6 einer ersten Kontrolleinrichtung 5 und an dem
anderen Ende durch das Portal 11 einer zweiten Kontrolleinrichtung 10 begrenzt. Das
Portal 6 dient dabei für die Fahrspur 3a als Einfahrt in den Streckenabschnitt 3 bzw.
für die Fahrspur 3b als Ausfahrt aus dem Streckenabschnitt 3. Das Portal 11 dient
korrespondierend dazu für die Fahrspur 3a als Ausfahrt aus dem Streckenabschnitt 3
bzw. für die Fahrspur 3b als Einfahrt in den Streckenabschnitt 3.
[0018] Beim Einfahren des ersten Fahrzeuges 1 in den Streckenabschnitt 3 auf der Fahrspur
3a detektiert die erste Kontrolleinrichtung 5 das erste Fahrzeug 1. Die erste Kontrolleinrichtung
5 umfasst zur funkbasierten Erfassung von Fahrzeugen für die Fahrspur 3a eine Sender-Antennen-Einheit
8 und für die Fahrspur 3b eine Sender-Antennen-Einheit 8', die jeweils mit On Board
Units 9, 14, auch Transponder genannt, der erfassten Fahrzeuge 1, 2 kommunizieren
kann. Zur funkbasierten Erfassung können insbesondere alle gängigen Systeme zur Nahbereichskommunikation
(Dedicated Short Range Communication DSRC) verwendet werden. Die On Board Unit 9 des
ersten Fahrzeuges 1 gibt während der Kommunikation ein Identifikationssignal an die
Sender-Antennen-Einheit 8 ab, das Informationen über zumindest ein Identifikationsmerkmal
des ersten Fahrzeugs 1 enthält. Das zumindest eine Identifikationsmerkmal kann dabei
das Fahrzeugkennzeichen oder eine anderweitige Fahrzeugidentifikationsnummer sein.
Das Identifikationssignal kann zudem Informationen über die Fahrzeugkategorie enthalten
beispielsweise die Fahrzeugart oder die zulässige Gesamtmasse. Die Daten des Identifikationssignals
werden in einer Verarbeitungseinheit 4 gespeichert und dem ersten Fahrzeug 1 zugeordnet.
[0019] Der Aufbau der Sender-Antennen-Einheit 8 als Array ermöglicht es zudem die Position
des ersten Fahrzeuges 1 zu lokalisieren und das Einfahren des ersten Fahrzeuges 1
in den Streckenabschnitt 3 auf Fahrspur 3a exakt zu bestimmen. Bei Eintritt des ersten
Fahrzeuges 1 in den Streckenabschnitt 3, d. h. bei Durchfahrt des Portals 6, wird
in der Verarbeitungseinheit 4 ein erster Zeitstempel erzeugt, der dem ersten Fahrzeug
1 beziehungsweise einem Datensatz auch mit Fahrzeugmerkmalen des ersten Fahrzeuges
1 zugeordnet wird. Es ist auch denkbar, dass die erste Kontrolleinrichtung 5 zusätzlich
zu den Sender-Antennen-Einheiten 8, 8' Lichtsensoren, beispielsweise Reflexions-Lichtsensoren
oder Laser-Distanzsensoren, zum Beispiel Lidar-Sensoren, zur Erfassung der Durchfahrt
des ersten Fahrzeugs 1 durch das Portal 6 bzw. zur Bestimmung von Zeitstempeln aufweist.
[0020] Die erste Kontrolleinrichtung 5 umfasst darüber hinaus zur bildlichen Erfassung von
Fahrzeugen eine Kamera 7 für die bildlichen Erfassung der Fahrspur 3a und eine Kamera
7' für die bildliche Erfassung der Fahrspur 3b, die jeweils an dem Portal 6 befestigt
sind. Als Kameras 7, 7' können alle in der Verkehrsüberwachung gängigen Lösung verwendet
werden, beispielsweise Stereokameras oder Zeilenkameras. Die Kameras 7, 7' sind vorliegend
jeweils in Richtung des Streckenabschnittes 3 ausgerichtet. Die Kamera 7 erfasst eine
Länge LE der Fahrspur 3a, während die Kamera 7 eine Länge LE' der Fahrspur 3b erfasst.
Bei Durchfahrt durch das Portal 6 tritt das erste Fahrzeug 1 in den Auswertebereich
LE der Kamera 7 ein und wird von dieser bildlich erfasst. Die bildliche Erfassung
des Streckenabschnittes 3 kann eine automatische Nummernschilderkennung umfassen,
durch die das Auslesen und Zuordnen eines Nummernschildes der bildlich erfassten Fahrzeuge
ermöglicht wird. Es ist zudem denkbar, dass durch Auswertung der bildlichen Aufnahmen
die erfassten Fahrzeuge kategorisieren werden, beispielsweise in Abhängigkeit der
Fahrzeugart oder der zulässigen Gesamtmasse.
[0021] Vorliegend erfolgt die bildliche Erfassung des Streckenabschnittes 3 und die damit
verbundene automatische Nummernschilderkennung neben der Erfassung der On Board Unit
9. Es ist auch denkbar, dass das Detektieren der Fahrzeuge nur durch eines von der
Erfassung der On Board Unit 9 oder der bildlichen Erfassung erfolgt.
[0022] Die bildliche Erfassung von Fahrzeugen durch die Kameras 7, 7' erfolgt vorliegend
innerhalb des Streckenabschnittes 3. Es ist allerdings auch denkbar, dass die Kameras
7, 7' auf einen Streckenbereich außerhalb des Streckenabschnittes 3 gerichtet sind
und die bildliche Erfassung von Fahrzeugen außerhalb des Streckenabschnittes 3 erfolgt.
[0023] Es ist denkbar, dass in der Verarbeitungseinheit 4 zwischen dem durch die On Board
Unit 9 kommunizierten Identifikationsmerkmal sowie der durch die On Board Unit 9 kommunizierten
Fahrzeugkategorie des ersten Fahrzeuges 1 und der durch die Kamera 7 erfasste Nummernschildkennung
sowie der durch die Kamera 7 erfasste Kategorisierung des Fahrzeuges 1 eine Gegenprobe
erfolgt.
[0024] Nachfolgend fährt das zweite Fahrzeug 2 auf der Fahrspur 3a in den Streckenabschnitt
3 ein. Analog zum ersten Fahrzeug 1 wird das zweite Fahrzeug 2 durch die erste Kontrolleinrichtung
5 mittels der Kamera 7 und der Sender-Antennen-Einheit 8 detektiert. Die so bestimmten
Identifikationsmerkmale, ein zweiter Zeitstempel und eine Fahrzeugkategorie werden
wiederum in der Verarbeitungseinheit 4 gespeichert und dem zweiten Fahrzeug 2 zugeordnet.
[0025] Aufgrund der Zuordnung des ersten bzw. des zweiten Zeitstempels zu dem ersten bzw.
dem zweiten Fahrzeug 1, 2 kann in der Verarbeitungseinheit 4 eine Einfahrtreihenfolge
der beiden Fahrzeuge 1, 2 ermittelt werden. Im vorliegenden Fall wird das erste Fahrzeug
1 auf einer ersten Position der Einfahrtreihenfolge geführt, während das zweite Fahrzeug
2 auf eine direkt dahinter liegenden Position geführt wird.
[0026] Wie in Figur 4 bis 6 zu erkennen, wird nach dem beide Fahrzeuge 1, 2 in den Streckenabschnitt
3 eingefahren sind, durch das Fahrzeug 2 ein Überholmanöver eingeleitet. Das Ausscheren,
das eigentliche Überholen und das Einscheren erfolgt dabei außerhalb des Auswertebereiches
LE bzw. LE' der Kameras 7 bzw. 7'. Es ist allerdings auch denkbar, dass zumindest
ein Teil des Überholvorganges in einem der Auswertebereiche LE, LE' erfolgt.
[0027] Nach dem Abschluss des Überholmanövers fährt das zweite Fahrzeug 2 als erstes der
beiden Fahrzeuge 2, 1 einen Auswertebereich LA der Fahrspur 3a ein und wird von der
zweiten Kontrolleinrichtung 10 detektiert.
[0028] Die zweite Kontrolleinrichtung 10 kann analog zur ersten Kontrolleinrichtung 5 aufgebaut
sein und umfasst für jede Fahrspur 3a, 3b jeweils eine Kamera 12, 12' zur bildlichen
Erfassung von Fahrzeugen, die jeweils an einem Portal 11 befestigt sind. Die Kameras
12, 12' sind vorliegend in Richtung des Streckenabschnittes 3 ausgerichtet. Die Kamera
12 erfasst eine Länge LA der Fahrspur 3a während die Kamera 12' eine Länge LA' der
Fahrspur 3b erfasst. Die bildliche Erfassung von Fahrzeugen durch die Kameras 12,
12' erfolgt somit innerhalb des Streckenabschnittes 3. Es ist allerdings auch denkbar,
dass die Kameras 12, 12' auf einen Streckenbereich außerhalb des Streckenabschnittes
3 gerichtet sind und die bildliche Erfassung von Fahrzeugen außerhalb des Streckenabschnittes
3 erfolgt. Analog zur Einfahrt in den Streckenabschnitt 3 kann das Kennzeichen des
zweiten Fahrzeuges 2 durch eine automatische Nummernschilderkennung erfasst und nachfolgend
in der Verarbeitungseinheit 4 dem zweiten Fahrzeug 2 zugeordnet werden.
Zudem wird die On Board Unit 14 des zweiten Fahrzeuges 2 von einer Sender-Antennen-Einheit
13 der zweiten Kontrolleinrichtung 10 erfasst, die wiederum ihr Identifikationsmerkmal
an die Sender-Antennen-Einheit 13 zurückgibt. Das Identifikationsmerkmal wird in der
Verarbeitungseinheit 4 gespeichert und dem zweiten Fahrzeug 2 zugeordnet. Des Weiteren
wird die Position des zweiten Fahrzeuges 2 durch die Sender-Antennen-Einheit 13 erfasst
und verfolgt. Bei Durchfahrt des zweiten Fahrzeuges 2 durch das Portal 11 wird in
der Verarbeitungseinheit 4 ein dritter Zeitstempel erzeugt und dem zweiten Fahrzeug
2 beziehungsweise einem Datensatz des zweiten Fahrzeuges 2 zugeordnet.
[0029] Analog zu der ersten Kontrolleinrichtung 5 ist es auch für die zweite Kontrolleinrichtung
10 denkbar, dass zusätzlich zu den Kameras 12, 12' und den Sender-Antennen-Einheiten
13, 13' Lichtsensoren, beispielsweise Reflexions-Lichtsensoren oder Laser-Distanzsensoren,
zum Beispiel Lidar-Sensoren, zur Erfassung der Durchfahrt der Fahrzeuge 1, 2 durch
das Portal 11 bzw. zur Bestimmung von Zeitstempeln aufweist.
[0030] Nachfolgend tritt das erste Fahrzeug 1 in den Auswertebereich LA der Fahrspur 3a
ein. Analog zum zweiten Fahrzeug 2 wird das erste Fahrzeug 1 durch die zweite Kontrolleinrichtung
10 mittels der Kameras 12 und der Sender-Antennen-Einheit 13 erfasst. Die so bestimmten
Identifikationsmerkmale, ein vierter Zeitstempel und eine Fahrzeugkategorie werden
wiederum in der Verarbeitungseinheit 4 gespeichert und dem ersten Fahrzeug 1 zugeordnet.
[0031] Aufgrund der Zuordnung des dritten und des vierten Zeitstempels zu dem zweiten bzw.
dem ersten Fahrzeug 2, 1 kann in der Verarbeitungseinheit 4 eine Ausfahrtreihenfolge
der beiden Fahrzeuge 1, 2 ermittelt werden. Im vorliegenden Fall wird das zweite Fahrzeug
2 auf einer ersten Position der Ausfahrtreihenfolge geführt, während das erste Fahrzeug
1 auf einer direkt dahinter liegenden Position geführt wird.
[0032] Nachfolgend wird die Einfahrtreihenfolge mit der Ausfahrtreihenfolge in der Verarbeitungseinheit
4 verglichen. Da das zweite Fahrzeug 2 in der Einfahrtreihenfolge auf einer Position
hinter dem ersten Fahrzeug 1 lag und in der Ausfahrtreihenfolge auf einer Position
vor dem ersten Fahrzeug 1 lag, kann die Verarbeitungseinheit 4 einen Überholvorgang
erkennen und dem zweiten Fahrzeug 2 zuordnen.
[0033] Zudem kann die Bewertung, ob der erkannte Überholvorgang rechtlich zu beanstanden
ist, nachfolgend anhand der ermittelten Fahrzeugkategorie erfolgen.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- Fahrzeug
- 2
- Fahrzeug
- 3
- Streckenabschnitt
- 3a, 3b
- Fahrbahn
- 4
- Verarbeitungseinheit
- 5
- Kontrolleinrichtung
- 6
- Portal
- 7, 7'
- Kamera
- 8, 8'
- Sender-Antennen-Einheit
- 9
- On-Board-Unit
- 10
- Kontrolleinrichtung
- 11
- Portal
- 12, 12'
- Kamera
- 13, 13'
- Sender-Antennen-Einheit
- 14
- On-Board-Unit
- L
- Länge Streckenabschnitt
- LE, LE'
- Auswertebereich Einfahrt
- LA, LA'
- Auswertebereich Ausfahrt
- T, T'
- Fahrtrichtung
1. Verfahren zum Erkennen von Überholvorgängen im Straßenverkehr innerhalb eines Streckenabschnitts,
umfassend folgende Schritte:
Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt (3) von zumindest zwei Fahrzeugen
(1,2) durch eine erste Kontrolleinrichtung (5);
Ermitteln einer Einfahrtreihenfolge der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) beim Einfahren
in den Streckenabschnitt (3);
Detektieren des Ausfahrens aus dem Streckenabschnitt (3) der zumindest zwei Fahrzeuge
(1, 2) durch eine zweite Kontrolleinrichtung (10);
Ermitteln einer Ausfahrtreihenfolge der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) beim Ausfahren
aus dem Streckenabschnitt (3); und
Erkennen von Überholvorgängen durch Vergleichen der Einfahrtreihenfolge mit der Ausfahrtreihenfolge.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt (3) das Bestimmen und Zuordnen
zumindest eines Identifikationsmerkmals für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge (1,
2) durch die erste Kontrolleinrichtung (5) umfasst und
dass das Detektieren des Ausfahrens aus dem Streckenabschnitt (3) das Bestimmen und Zuordnen
des zumindest einen Identifikationsmerkmals für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge
(1, 2) durch die zweite Kontrolleinrichtung (10) umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bestimmen und Zuordnen des zumindest einen Identifikationsmerkmals für jedes
der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) durch die erste Kontrolleinrichtung (5) mittels
einer ersten bildlichen Aufnahmen und/oder das Bestimmen und Zuordnen des jeweils
zumindest einen Identifikationsmerkmals für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge (1,
2) durch die zweite Kontrolleinrichtung (10) mittels einer zweiten bildlichen Aufnahmen
erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt (3) durch die erste Kontrolleinrichtung
(5) und das Detektieren des Ausfahrens aus den Streckenabschnitt (3) durch die zweite
Kontrolleinrichtung (10) das Empfangen eines Identifikationssignales eines Transponders
(9, 14) von jedem der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) umfasst, das Informationen über
das zumindest eine Identifikationsmerkmal aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das zumindest eine Identifikationsmerkmal der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) das
Fahrzeugkennzeichen oder eine Fahrzeugidentifikationsnummer umfasst.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt (3) und das Detektieren des
Ausfahrens aus dem Streckenabschnitt (3) jeweils ein Zuordnen eines Zeitstempels zu
jedem der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) umfasst.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach dem Detektieren des Einfahrens in den Streckenabschnitt (3) die zumindest zwei
Fahrzeuge (1, 2) in Abhängigkeit der Fahrzeugart und/oder der zulässigen Gesamtmasse
kategorisiert werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kategorisieren der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) mittels der ersten bildlichen
Aufnahme und/oder eines Laserscanners und/oder an Hand der Informationen des jeweiligen
Identifikationssignals der Transponder der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ermitteln der Einfahrtreihenfolge und das Ermitteln der Ausfahrtreihenfolge jeweils
für eine Fahrzeuggruppe erfolgt, die in einem vorbestimmten Zeitfenster in den Einfahrtbereich
und/oder den Ausfahrtbereich gelangen.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Streckendurchfahrtszeit für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) gemessen
wird und
dass für jedes der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) ein Erwartungswert der Streckendurchfahrtszeit
bestimmt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Fahrzeuge der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2), deren Streckendurchfahrtszeit
den Erwartungswert der Streckendurchfahrtszeit zumindest um einen ersten Schwellwert
unterschreiten, für das Erkennen von Überholvorgängen aus der Einfahrtreihenfolge
und der Ausfahrtreihenfolge ausgeschlossen werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verfahren zeitweise ausgesetzt wird, wenn in einem Zeitintervall eine Mindestzahl
von Fahrzeugen eine Streckendurchfahrtszeit aufweist, die jeweils den zugehörigen
Erwartungswert der Streckendurchfahrtszeit zumindest um einen zweiten Schwellwert
überschreitet.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei erkannten Überholvorgängen zumindest eine von der ersten bildlichen Aufnahme
und der zweiten bildlichen Aufnahme als eine erste bildliche Beweissicherungsaufnahme
dient und/oder eine zweite bildliche Beweissicherungsaufnahme in einer Fahrtrichtung
hinter der zweiten Kontrolleinrichtung erfolgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass Videos zumindest von Teilen des Streckenabschnitts (3) erstellt werden und
bei erkannten Überholvorgängen zugehörige Sequenzen der Videos zusammen mit dem Überholvorgang
dokumentiert werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass während des Detektierens des Einfahrens in den Streckenabschnitt (3) und/oder des
Detektierens der Ausfahrt aus dem Streckenabschnitt (3) eine Fahrzeuggeschwindigkeit
der zumindest zwei Fahrzeuge (1, 2) ermittelt wird.