[0001] Die Erfindung betrifft eine Abschussvorrichtung zum Abschuss wenigstens eines Projektils
aus einem Projektilabschusskanal der Abschussvorrichtung, wobei die Abschussvorrichtung
einen mittels einer Elektromagnetvorrichtung angetriebenen Abschussmechanismus aufweist,
durch den das Projektil mechanisch und/oder magnetisch beaufschlagbar und durch den
Projektilabschusskanal abschießbar ist. Die Erfindung betrifft außerdem eine medizinische
Vorrichtung, ein Verfahren zum Abschießen eines Projektils sowie ein Computerprogramm
zur Durchführung eines solchen Verfahrens.
[0002] Eine derartige elektromagnetisch betriebene Abschussvorrichtung ist beispielsweise
aus der
DE 37 07 667 A1 bekannt. Solche Abschussvorrichtungen sind sowohl im zivilen als auch im militärischen
Bereich einsetzbar. Bekannte Abschussvorrichtungen sind in der Regel auf einen bestimmten
Einsatzzweck hin in optimiert und eignen sich daher in der Regel nicht so gut für
andere Einsatzzwecke.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Abschussvorrichtung zum Abschuss wenigstens
eines Projektils anzugeben, die besonders universelle Einsatzmöglichkeiten aufweist.
Es soll ferner eine dementsprechende medizinische Vorrichtung sowie ein entsprechendes
Verfahren und ein Computerprogramm angegeben werden.
[0004] Diese Aufgabe wird bei einer Abschussvorrichtung der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, dass die Abschussvorrichtung eine Vorwahleinrichtung aufweist, durch die eine
gewünschte Mündungsenergie eines mittels des Abschussmechanismus abgeschossenen Projektils
einstellbar ist. Die Erfindung hat den Vorteil, dass das Projektil mittels der Abschussvorrichtung
nicht immer nur mit der maximal verfügbaren Mündungsenergie abgeschossen werden muss.
Vielmehr kann auch eine demgegenüber verringerte gewünschte Mündungsenergie eingestellt
werden, z. B. 50% oder 80% der maximal verfügbaren Mündungsenergie. Hierdurch können
die Einsatzmöglichkeiten einer solchen Abschussvorrichtung wesentlich verbreitert
werden. Insbesondere eignet sich die Abschussvorrichtung auch für medizinische Zwecke,
z. B. für endoskopische Einsatzmöglichkeiten und/oder zur Auslösung von Reflexen und/oder
zur Medikamentengabe.
[0005] Die Mündungsenergie ist die kinetische Energie des Projektils beim Austritt des Projektils
aus dem Projektilabschusskanal bestimmt.
[0006] Die Einstellung der Mündungsenergie mittels der Vorwahleinrichtung kann je nach Anwendungsfall
auf unterschiedliche Weise erfolgen. So kann die Einstellung der gewünschten Mündungsenergie
beispielsweise manuell durch einen Benutzer der Abschussvorrichtung erfolgen. In diesem
Fall weist die Abschussvorrichtung wenigstens ein entsprechendes Bedienelement auf,
mit dem der Benutzer die gewünschte Mündungsenergie einstellen kann. Alternativ oder
zusätzlich kann die Einstellung der Mündungsenergie auch von einem externen Gerät
erfolgen, z. B. einem medizinischen System, das in Abhängigkeit von bestimmten Parametern,
z. B. gemessenen Patientenparametern, durch Übertragung eines gewünschten Energiewerts
über eine Schnittstelle an die Vorwahleinrichtung die gewünschte Mündungsenergie einstellt.
[0007] Je nach Ausführungsform der Abschussvorrichtung kann das Projektil Teil der Elektromagnetvorrichtung
sein oder nicht zur Elektromagnetvorrichtung gehören. Ist das Projektil Teil der Elektromagnetvorrichtung,
so kann es z. B. aus magnetischem Material bestehen oder zumindest magnetisches Material
aufweisen, so dass das Projektil elektromagnetisch anziehbar und bewegbar ist. Das
Projektil kann auch als elektrisches Kontaktmittel (Kontaktbrücke) zum Schließen eines
Stromkreises zwischen verschiedenen Potentialen der Elektromagnetvorrichtung ausgebildet
sein. Ist das Projektil nicht Teil der Elektromagnetvorrichtung, so kann es grundsätzlich
aus beliebigem Material bestehen. In diesem Fall kann das Projektil mechanisch durch
die Elektromagnetvorrichtung bewegt und hierdurch durch den Projektilabschusskanal
abgeschossen werden.
[0008] Das Projektil kann ein Projektil beliebiger Art sein, z. B ein Feststoffprojektil,
Hydrogel-Projektil oder ein Gel-Projektil. Das Projektil kann auch ein Flüssigkeitstropfen
sein. Der Flüssigkeitstropfen kann gefroren sein. Der Abschussmechanismus kann auch
entsprechend abdichtend ausgeführt sein. Das Projektil kann aus einem Material homogen
oder inhomogen bereitgestellt werden oder aus einer Kombination verschiedener Materialien
bestehen. Das Projektil kann eine grundsätzlich beliebige Form aufweisen, z. B. eine
Kugel-Form, eine Ei-Form, eine Zylinder-Form, eine Kegel-Form oder eine Kombination
solcher Formen. Das Projektil kann im Inneren einen Hohlraum oder mehrere verteilte
Hohlräume aufweisen. In dem Hohlraum oder den Hohlräumen können zusätzliche Substanzen
vorhanden sein, z. B. für eine medizinische Behandlung. Auch das Material des Projektils
selbst kann entsprechende Substanzen für eine medizinische Behandlung aufweisen. Das
Projektil kann auch einen Schichtaufbau aus mehreren Materialien aufweisen. Als Projektilmaterialien
oder in ein oder mehreren Hohlräumen des Projektils vorhandene Substanzen können körpereigene,
körperähnliche oder sonstige biokompatible Substanzen im geeigneten Aggregatzustand
eingesetzt werden, wie z.B. Hydroxylapatit, Hyaluronsäure und andere Interzellularsubstanzen,
reines Wasser oder Kochsalzlösung, Natriumchlorid oder auch Dipalmitoylphosphatidylcholin
als Bestandteil des natürlichen oberflächenaktiven Lungen-Surfactants.
[0009] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass mittels
der Vorwahleinrichtung wenigstens eine elektrische Kenngröße der Abschussvorrichtung
einstellbar ist. Dies erlaubt eine Herstellung direkter physikalischer Zusammenhänge
zwischen einem Einstellparameter der Vorwahleinrichtung und der gewünschten Mündungsenergie,
was eine besonders genaue Prädiktion der tatsächlich entstehenden Mündungsenergie
erlaubt. Die erforderlichen Zusammenhänge können auch experimentell bestimmt werden.
Die elektrische Kenngröße kann z. B. eine Spannung, ein Strom, eine Leistung, eine
Ladungsmenge und/oder eine elektrische Energiemenge sein, d. h. auch eine Kombination
solcher Größen kann die wenigstens eine elektrische Kenngröße darstellen. Beispielsweise
kann die elektrische Kenngröße eine in einen Kondensator eingeladene elektrische Energiemenge
oder eine dort erzeugte Spannung sein.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Elektromagnetvorrichtung
wenigstens eine Spule und einen Anker aus magnetischem Material aufweist, wobei durch
elektrische Bestromung der Spule eine Relativbewegung des Ankers gegenüber der Spule
in einer ersten Richtung erzeugbar ist. Das magnetische Material des Ankers kann ein
magnetisches Metallmaterial und/oder ein Permanentmaterial sein. Der Anker kann z.
B. wie ein Kolben ausgebildet sein. Der Anker kann z. B. aus ferromagnetischem Material
bestehen oder dieses zumindest überwiegend aufweisen.
[0011] Es kommt hierbei lediglich darauf an, dass eine Relativbewegung des Ankers gegenüber
der Spule durch elektrische Bestromung der Spule erzeugbar ist, d. h. es kann sich
entweder der Anker bewegen und die Spule fest an der Abschussvorrichtung angeordnet
sein oder die Spule beweglich angeordnet sein und der Anker fest an der Abschussvorrichtung
angeordnet sein. Eine vorteilhafte Ausführungsform kann derart gestaltet sein, dass
die Elektromagnetvorrichtung einen innerhalb der Spule, die fest angeordnet ist, in
Richtung der Längsachse der Spule beweglichen Anker aufweist, der durch Bestromung
des Ankers in einer ersten Richtung, insbesondere in der Abschussrichtung des Projektils,
bewegbar ist.
[0012] Das bei Bestromung der Spule in Bewegung gesetzte Element, d. h. entweder die Spule
oder der Anker, kann dabei direkt oder indirekt mechanisch das Projektil bewegen und
hierdurch durch den Projektilabschusskanal abschießen.
[0013] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Abschussvorrichtung
einen Kraftleitstempel aufweist, der durch die Relativbewegung des Ankers gegenüber
der Spule in der ersten Richtung bewegbar ist, wobei das Projektil durch diese Bewegung
des Kraftleitstempels aus dem Projektilabschusskanal abschießbar ist. In diesem Fall
ist zwischen dem beweglichen Element, d. h. dem Anker oder der Spule, zumindest der
Kraftleitstempel angeordnet, der die Bewegung in der ersten Richtung auf das Projektil
überträgt. Auf diese Weise kann das Projektil in größerem Abstand von der Elektromagnetvorrichtung
angeordnet sein, was bestimmte Konstruktionsmöglichkeiten begünstigt, z. B. die Integration
der Abschussvorrichtung in ein Endoskop. Bei einer solchen Ausführungsform mit einem
Kraftleitstempel kann das Projektil insbesondere soweit von der Elektromagnetanordnung
in der Abschussvorrichtung entfernt angeordnet sein, dass das Magnetfeld keinen messbaren
Einfluss mehr auf das Projektil hat.
[0014] Beispielsweise kann der Anker oder die Spule mit dem Kraftleitstempel gekoppelt oder
koppelbar sein, um die Bewegung des Kraftleitstempels bei Bestromung der Spule zu
erzeugen.
[0015] Der Kraftleitstempel kann beispielsweise ein starrer oder flexibler Kraftleitstempel
sein, z. B. ein Kunststoffbauteil.. Der Kraftleitstempel kann insbesondere länger
als der Projektilabschusskanal sein, beispielsweise um ein mehrfaches länger als der
Projektilabschusskanal. Es ist dabei vorteilhaft, den Kraftleitstempel möglichst reibungsarm
zu führen, z. B. durch eine Paarung reibungsarmer Materialien, wie z. B. PTFE/PTFE.
[0016] Die Rückstellung der Abschussvorrichtung, d. h. der Anordnung Spule/Anker, nach Durchführung
der Bewegung in der ersten Richtung kann beispielsweise durch eine Rückstellfeder
erfolgen, die mit dem beweglichen Element von Spule/Anker verbunden ist.
[0017] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Abschussvorrichtung
eine weitere Spule aufweist, wobei durch elektrische Bestromung der weiteren Spule
eine Relativbewegung des Ankers gegenüber der weiteren Spule in einer zweiten Richtung
erzeugbar ist, die der ersten Richtung entgegengesetzt ist. Dies hat den Vorteil,
dass nach Durchführung der Relativbewegung in der ersten Richtung zum Abschuss eines
Projektils eine mechanische Rückstellung der Anordnung Anker/Spule erfolgen kann,
so dass diese Anordnung wieder in ihre ursprüngliche Ausgangsposition gestellt werden
kann. Für die Rückstellung sind dann keine zusätzlichen Elemente, wie z. B. eine Feder,
erforderlich. Dementsprechend wird die von der Abschussvorrichtung erzeugbare Mündungsenergie
auch nicht durch eine permanent wirkende Rückstellfeder reduziert.
[0018] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Abschussvorrichtung
wenigstens einen elektrischen Energiespeicher und eine Ladevorrichtung zum elektrischen
Aufladen des Energiespeichers aufweist, wobei die Ladevorrichtung in Abhängigkeit
von der mittels der Vorwahleinrichtung vorgewählten Mündungsenergie steuerbar ist,
um eine der gewünschten Mündungsenergie zugeordnete elektrische Energiemenge in den
elektrischen Energiespeicher zu laden. Der Energiespeicher kann beispielsweise als
Kondensator ausgebildet sein. Dies erlaubt eine einfache und zuverlässige Realisierung
der Abschussvorrichtung. Die Ladevorrichtung kann z. B. prozessorgesteuert ausgebildet
sein.
[0019] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Abschussvorrichtung
eine Schalteinrichtung aufweist, durch die bei Betätigung eines Abschussauslöseelements
und/oder Empfang eines Abschussauslösesignals der elektrische Energiespeicher mit
der Spule elektrisch verbindbar ist. Die Schalteinrichtung kann z. B. einen elektrischen
oder elektronischen Schalter aufweisen, z. B. ein Relais oder einen Schalttransistor.
Das Abschussauslöseelement kann z. B. ein manuelles Bedienelement der Abschussvorrichtung
sein, das von einem Benutzer der Abschussvorrichtung betätigt wird, wenn ein Projektil
abgeschossen werden soll. Das Abschussauslöseelement kann auch eine externe Vorrichtung
sein, die ein Abschusssignal an die Abschussvorrichtung abgibt.
[0020] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Abschussvorrichtung
eine Vorratskammer zur Aufbewahrung mehrerer durch die Abschussvorrichtung abzuschießender
Projektile sowie eine Nachladevorrichtung zum Nachladen eines Projektils von der Vorratskammer
in den Projektilabschusskanal aufweist. Dies hat den Vorteil, dass mit wenig Aufwand
und insbesondere ohne manuelle Eingriffe mehrere Projektile nacheinander abgeschossen
werden können, z. B. zum Zwecke der Drug Delivery an mehrere Zielorte während einer
einzigen Anwendung. Hierdurch kann das Lebewesen geschont werden, da die Abschussvorrichtung
nicht mehrfach herausgenommen und neu platziert werden muss. Zudem kann die Dauer
der Behandlung verkürzt werden. Das Nachladen eines Projektils kann z. B. automatisch
erfolgen, wenn ein vorangegangenes Projektil abgeschossen wurde. Als Vorratskammer
kann z.B. der Nachladekanal 31 aus Fig. 7 dienen.
[0021] Wie erwähnt, gibt es für die erfindungsgemäße Abschussvorrichtung auch vorteilhafte
Einsatzgebiete im Bereich der Medizin/Tiermedizin. In verschiedenen Bereichen der
Medizin/Tiermedizin besteht ein Bedarf, Projektile mittels einer Abschussvorrichtung
in ein Zielgebiet eines Lebewesens, z.B. eines Menschen oder eines Tiers, abzuschießen.
Mit einem solchen abgeschossenen Projektil kann beispielsweise ein gezielter örtlicher
Reiz im Zielgebiet erzeugt werden, z. B. im Bereich der Rachenschleimhaut, um Reflexe
im Kehlkopfbereich zu evaluieren. Weitere Anwendungsgebiete einer solchen medizinischen
Vorrichtung liegen beispielsweise im Bereich Drug Delivery, zur chemischen Kauterisation
oder zur intrauterinen Insemination.
[0022] Im Bereich der Atemwege kann eine solche medizinische Vorrichtung beispielsweise
zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen, zum Screening, zur Diagnose oder zur Behandlung
von schweren Atemwegserkrankungen durch Drug Delivery genutzt werden. Die tieferen
Atemwege werden beim gesunden Lebewesen durch reflexhafte Vorgänge vor Fremdstoffen
geschützt. Es wird vermutet, dass ein gestörter Ablauf dieser reflexhaften Vorgänge
ein erhöhtes Risiko für die Aspiration von Fremdkörpern zur Folge hat und dies zur
Auslösung einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) führen kann.
[0023] Die eingangs genannte Aufgabe wird daher gelöst durch eine medizinische Vorrichtung
zum gezielten Abschuss eines Projektils in ein Zielgebiet eines Lebewesens, wobei
die medizinische Vorrichtung aufweist:
- a) ein optisches Aufnahmesystem, wie z.B. eine endoskopische Stereooptik, zur automatisierten
optischen und/oder räumlichen Erfassung des Zielgebiets,
- b) eine Abschussvorrichtung der zuvor erläuterten Art, durch die das Projektil abschießbar
ist,
- c) eine Flugbahn-Prädiktionseinrichtung, die zur Prädiktion der Flugbahn eines mittels
der Abschussvorrichtung abzuschießenden Projektils sowie zur Anzeige der prädizierten
Flugbahn und/oder des voraussichtlichen Auftreffortes des Projektils im Zielgebiet
eingerichtet ist.
[0024] Auch hierdurch können die zuvor erläuterten Vorteile realisiert werden.
[0025] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist eine Reihe von weiteren Vorteilen auf. So
ist durch die endoskopische Stereooptik die Möglichkeit der automatisierten optischen
Erfassung des Zielgebiets gegeben, wobei auch Tiefeninformationen (dreidimensionale
Bildinformationen) bereitgestellt werden können und für die weitere Verarbeitung genutzt
werden können. Alternativ oder zusätzlich können die Tiefeninformationen auch über
eine gesonderte Sensorik bereitgestellt werden. Dies ermöglicht die Zielpunktprädiktion
und damit eine vollständig automatische Durchführung beispielsweise der Bestimmung
der Latenzzeit zwischen der Stimulation eines definierten Zielareals im Kehlkopf und
der eintretenden Adduktionsbewegung der Stimmlippen. Bisher konnten solche präzisen
Untersuchungen mit quantitativen Ergebnissen nicht durchgeführt werden.
[0026] Das optische Aufnahmesystem kann auch andere optische Erfassungsmittel, alternativ
oder zusätzlich zur endoskopischen Stereooptik, aufweisen, wie z.B. optische Kohärenztomographie
oder ein nach dem Time-of-Flight-Verfahren arbeitendes System. Je nach verwendeter
Anzeigeeinrichtung zur Anzeige des voraussichtlichen Auftrefforts des Projektils kann
das optische Aufnahmesystem zur Bereitstellung dreidimensionaler Bildinformationen,
aus denen die Tiefeninformationen gewonnen werden können, geeignet sein, oder solche
Daten nicht bereitstellen. Im letztgenannten Fall kann die geeignete dreidimensionale
Visualisierung durch ein zur dreidimensionalen Darstellung geeignetes Anzeigegerät
erfolgen, z.B. durch eine 3D-Brille oder einen 3D-Monitor.
[0027] Das optische Aufnahmesystem, insbesondere die endoskopische Stereooptik, kann als
flexible oder als starre Optik ausgebildet sein, oder als Kombination daraus. Beispielsweise
kann das optische Aufnahmesystem einen Bildleiter oder einen Chip-onthe-Tip aufweisen.
[0028] Es ist hierbei vorteilhaft, wenn das optische Aufnahmesystem für eine Aufzeichnung
von Bildsequenzen mit hoher Aufnahmerate eingerichtet ist, beispielsweise wenigstens
60 Frames pro Sekunde oder wenigstens 100 Frames pro Sekunde. Hierdurch ist eine besonders
präzise Bestimmung der Latenzzeit einer Stimulationsantwort möglich. Die räumliche
Darstellung kann beispielsweise über eine Stereodatenbrille erfolgen.
[0029] Die Erfindung ermöglicht es somit, dass ein definiertes Zielareal exakt stimuliert
wird. Auf diese Weise kann eine Reflexermüdung vermieden werden, die zur Verfälschung
der gemessenen Latenz führen könnte. Hierdurch wird es erst möglich, dass die Latenz
zwischen Stimulation und Stimulationsantwort mit hoher Güte quantitativ bestimmt werden
kann.
[0030] Durch die Abschussvorrichtung kann ein gleichbleibender Projektilimpuls und somit
eine gleichbleibende Stimulationsstärke durch das abgeschossene Projektil gewährleistet
werden.
[0031] Durch die automatische Prädiktion der Flugbahn mittels der Flugbahn-Prädiktionseinrichtung
ist ein zuverlässiges Applizieren des Projektils an der gewünschten Stelle im Zielgebiet
möglich. Bisher erforderliche, manuelle Schritte können hiermit eingespart werden.
Durch die automatische Prädiktion der Flugbahn ist eine sichere Einbringung des Projektils
im gewünschten Zielgebiet möglich. Durch die Abschussvorrichtung kann ein variierender
Einfluss der Abschussparameter des Projektils vermieden werden, so dass auch in dieser
Hinsicht die Genauigkeit der Prädiktion der Flugbahn verbessert werden kann.
[0032] Die endoskopische Stereooptik kann beispielsweise Lichtleitkörper oder optische Fasern
aufweisen. Für die automatisierte optische Erfassung des Zielgebiets kann die endoskopische
Stereooptik außerdem eine Kamera oder mehrere Kameras aufweisen oder mit einer oder
mehreren solchen Kameras gekoppelt sein. Eine solche Kamera kann beispielsweise eine
Hochgeschwindigkeits-Kamera (digital oder analog), eine Wärmebildkamera oder eine
Kamera eines Mobiltelefons sein.
[0033] Die endoskopische Stereooptik kann ferner eine integrierte Beleuchtungseinrichtung
aufweisen, z. B. LED- oder LD-Lichtquellen. Dies ermöglicht eine optimale Beleuchtung
des Zielgebiets, wobei die Beleuchtung mit unterschiedlichen Lichtstärken erfolgen
kann, je nach Betriebszustand der medizinischen Vorrichtung. So kann beispielsweise
bei Anzeige eines Live-Bilds der Kamera weniger Licht oder gar kein Licht von der
Beleuchtungseinrichtung abgestrahlt werden, da in diesem Betriebszustand in der Regel
eine größere Belichtungszeit der Kamera zur Verfügung steht. Dabei kann auch von der
Umgebung kommendes Licht genutzt werden, z.B. eine Beleuchtung von außen durch den
Hals/die Körperhülle des Lebewesens. Bei einer Bildaufnahme mit einer sehr hohen Aufnahmefrequenz
steht dagegen eine geringere Belichtungszeit zur Verfügung. In diesem Betriebszustand
kann daher die Beleuchtungseinrichtung zur Abgabe einer höheren Lichtstärke angesteuert
werden. Alternativ oder zusätzlich kann auch von der Umgebung kommendes Licht genutzt
werden, z.B. eine Beleuchtung von außen durch den Hals/die Körperhülle des Lebewesens.
[0034] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die endoskopische
Stereooptik an einem distalen Ende Lichtstrahl-Ablenkungsoptiken zur Richtungsablenkung
aufgenommener Lichtstrahlen in einem vorgegebenen Winkel aufweist, insbesondere in
einem im Wesentlichen rechten Winkel. Die Lichtstrahl-Ablenkungsoptiken können beispielsweise
als Prisma oder als Spiegel ausgebildet sein. Durch die Ablenkungsoptiken kann auch
ein Zielgebiet am Lebewesen optisch erfasst werden, das sich in einer Körperöffnung
oder Körperhöhle befindet, wie z. B. im Rachenraum.
[0035] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die medizinische
Vorrichtung eine automatische Stimulationsantworterfassungseinrichtung aufweist, die
zur automatischen Erkennung einer durch ein im Zielgebiet aufgetroffenes Projektil
ausgelösten Stimulationsantwort, z.B. eines Reflexes, des Lebewesens eingerichtet
ist. Auf diese Weise kann ohne manuelle Tätigkeiten die ausgelöste Stimulationsantwort
des Lebewesens identifiziert werden. Damit kann automatisch die Latenzzeit bestimmt
werden. Eine weitere mögliche Stimulationsantwort, die durch die automatische Stimulationsantworterfassungseinrichtung
erfasst werden kann, ist die Reaktion des Lebewesens auf ein eingebrachtes Medikament,
z.B. anhand der Erkennung einer Hautrötung.
[0036] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die medizinische
Vorrichtung eine automatische Latenzzeiterfassungseinrichtung aufweist, die zur automatischen
Bestimmung der Latenzzeit einer durch ein im Zielgebiet aufgetroffenes Projektil ausgelösten
Stimulationsantwort des Lebewesens eingerichtet ist. Auch hierdurch wird der Anwender
von manuellen Tätigkeiten entlastet. Die Latenzzeiterfassungseinrichtung kann beispielsweise
anhand optisch erfasster Daten den Stimulationszeitpunkt automatisch bestimmen, indem
der Auftreffzeitpunkt des Projektils im Zielgebiet bestimmt wird.
[0037] Zur Bestimmung der Latenzzeit kann insbesondere ein neuronales Netz (künstliche Intelligenz)
eingesetzt werden. Das neuronale Netz kann beispielsweise mittels der durch die Kamera
aufgenommenen Bildfolgen (Videoaufnahmen) antrainiert werden. Das Trainieren des neuronalen
Netzes kann dabei patientenspezifisch für einen bestimmten Patienten erfolgen oder
patientenunspezifisch mit Videoaufnahmen unterschiedlicher Patienten.
[0038] Hierfür können insbesondere tiefe neuronale Netze genutzt werden, d.h. Netze mit
mehr als zwei versteckten Schichten.. Hierdurch kann die Reflexlatenz des laryngealen
Adduktionsreflexes unabhängig von Proband, Beleuchtung und weiteren Variablen bei
Vorhandensein einer ausreichender Trainingsdatenmenge automatisiert quantifiziert
werden.
[0039] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung kann die Auswertung mittels neuronaler Netze
mit einem Faltungs-Netz (
Convolutional Neural Network) realisiert werden, um einen charakteristischen Feature-Vektor aus einer Laryngoskopie-Bildsequenz
zu erstellen und eines rekurrenten neuronalen Netzes, insbesondere eines Netzes vom
Typ
Long Short-Term Memory (LSTM), um diese Vektoren zu verarbeiten. Hierdurch kann die Qualität der Auswertung
weiter gesteigert werden. Die Qualität der Auswerteergebnisse des neuronalen Netzes
hängt von der Variabilität und Zahl der zur Verfügung stehenden Trainings-Sequenzen
ab. Eine weitere Verbesserung bei der Auswertung kann durch ein patientenspezifisches
Training des neuronalen Netzes erfolgen, was zu einer Verbesserung der automatisierten
Reflexlatenz-Messung beiträgt.
[0040] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Flugbahn-Prädiktionseinrichtung
zur Prädiktion der Flugbahn eines Projektils anhand von gespeicherten Flugbahn-Charakterisierungsdaten,
die die Flugbahn eines Projektils bei bekannten Systemparametern, wie z.B. der Mündungsenergie
und der Projektilgeometrie, charakterisieren, eingerichtet ist. Dies erlaubt eine
einfache und zuverlässige automatische Prädiktion der Flugbahn des Projektils. Die
gespeicherten Flugbahn-Charakterisierungsdaten können beispielsweise in einem vorhergehenden
Vorbereitungsschritt erfasst werden, in dem die medizinische Vorrichtung noch nicht
aktiv an einem Lebewesen eingesetzt wird. Beispielsweise können die Flugbahn-Charakterisierungsdaten
unterLaborbedingungen bestimmt werden, z.B. in einer der Anwendung entsprechenden
Lage des Systems (Endoskopschaft horizontal, Projektilabschuss kollinear zum Schwerkraftvektor
oder unter einem Winkel relativ zur Richtung des Schwerefeldes der Erde).
[0041] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung weist die medizinische Vorrichtung
eine Atmungserfassungsvorrichtung auf, die zur Erfassung der Atemphasen des Lebewesens
eingerichtet ist, wobei ein die Atemphasen charakterisierendes Signal der Atmungserfassungsvorrichtung
der Abschussvorrichtung als Triggersignal zur Triggerung des Abschließens eines Projektils
zugeführt ist. Auf diese Weise kann ein ungestörter Projektilflug im Rachenraum eines
Lebewesens sichergestellt werden. Es kann insbesondere vermieden werden, dass das
abzuschießende Projektil während einer stärkeren Luftbewegung beispielsweise beim
Einatmen oder Ausatmen des Lebewesens erfolgt. Vorteilhafterweise gibt die Atmungserfassungsvorrichtung
ein Triggersignal an die Abschussvorrichtung ab, wenn ein Zeitpunkt mit geringer Luft-Strömungsgeschwindigkeit
im Rachen vorliegt, z. B. im Übergang von einer Einatmungsphase zu einer Ausatmungsphase
oder einer Ausatmungsphase zu einer Einatmungsphase. Die Atmungserfassungsvorrichtung
kann beispielsweise die durch die Atmung hervorgerufenen Brustbewegungen eines Lebewesens
erfassen, beispielsweise durch in einen Brustgurt integrierte Messvorrichtungen.
[0042] Die eingangs genannte Aufgabe wird außerdem gelöst durch ein Verfahren zum Abschießen
eines Projektils mittels einer Abschussvorrichtung der zuvor erläuterten Art, mit
folgenden Schritten:
- a) Auswählen einer gewünschten Mündungsenergie eines abzuschießenden Projektils mittels
der Vorwahleinrichtung,
- b) Aufladen des elektrischen Energiespeichers der Abschussvorrichtung auf einen der
ausgewählten Mündungsenergie zugeordneten elektrischen Kennwert,
- c) Abschuss des Projektils bei Betätigung eines Abschussauslöseelements und/oder Empfang
eines Abschussauslösesignals, indem die wenigstens eine Spule elektrisch mit dem Energiespeicher
verbunden wird.
[0043] Auch hierdurch können die zuvor erläuterten Vorteile realisiert werden. Das Verfahren
kann mit einer Abschussvorrichtung der zuvor erläuterten Art in beliebiger Ausführungsform
oder einer Abschussvorrichtung, die Teil einer medizinischen Vorrichtung der zuvor
erläuterten Art ist, durchgeführt werden. Wird das Verfahren mit einer medizinischen
Vorrichtung mit einer solchen Abschussvorrichtung durchgeführt, so ergeben sich eine
Reihe weiterer Vorteile, wie nachfolgend erläutert wird.
[0044] Die eingangs genannte Aufgabe wird außerdem gelöst durch ein Verfahren zur Prädiktion
der Flugbahn und/oder eines Auftrefforts eines mit einer medizinischen Vorrichtung
der zuvor erläuterten Art abgeschossenen Projektils, wobei anhand gespeicherter Flugbahn-Charakterisierungsdaten
eine Flugbahn-Trajektorie eines abzuschießenden Projektils bestimmt wird und unter
Nutzung von Bildinformationen des optischen Aufnahmesystems, ggf. dreidimensionalen
Bildinformationen, der voraussichtliche Auftreffort des Projektils im Zielgebiet abgeschätzt
wird und die prädizierte Flugbahn und/oder der Auftreffbereich des Projektils, ggf
überlagert mit einer Darstellung des Zielgebiets, auf einem Anzeigegerät angezeigt
wird. Auch hierdurch können die zuvor erläuterten Vorteile realisiert werden. Der
geschätzte Auftreffort kann beispielsweise durch rechnerische Bestimmung eines Schnittpunkts
der aus den Flugbahn-Charakterisierungsdaten bestimmten Flugbahn mit einer Tiefenkarte
des Zielgebiets, die durch die endoskopische Stereooptik und geeignete Bildverarbeitungsalgorithmen
ermittelt wird, bestimmt werden. Wie erwähnt, können auch andere optische Aufnahmesysteme
als die endoskopische Stereooptik zum Einsatz kommen, wie z.B. Time-of-Flight-Verfahren.
Bei Anwendung einer für eine dreidimensionale Darstellung geeigneten Anzeigeeinrichtung
ist die Bestimmung des Schnittpunkts mittels der Tiefenkarte nicht erforderlich, da
die visuelle Darstellung bereits dreidimensional erfolgt.
[0045] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung, die auch als eigenständige
Erfindung anzusehen ist, ist vorgesehen, dass nach Abschuss des Projektils der Auftreffzeitpunkt
des Projektils im Zielgebiet und hierdurch der Stimulationszeitpunkt automatisch bestimmt
werden. Der Auftreffzeitpunkt des Projektils im Zielgebiet kann beispielsweise anhand
einer Auswertung von mit der Kamera aufgenommenen Bildern des Zielgebiets erfolgen.
Beispielsweise kann der Auftreffzeitpunkt anhand einer optischen Auswertung des globalen
optischen Flusses einer Sequenz von Differenzbildern bestimmt werden. Die Bilder können
mittels der endoskopischen Stereooptik aufgenommen werden.
[0046] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass eine durch
ein im Zielgebiet aufgetroffenes Projektil ausgelöste Stimulationsantwort des Lebewesens
automatisch detektiert wird und aus dem Zeitpunkt der Stimulationsantwort und dem
Stimulationszeitpunkt die Latenzzeit der Stimulationsantwort bestimmt wird. Auch hierdurch
wird der Anwender von manuellen Tätigkeiten bei der Bestimmung der Latenzzeit entbunden.
[0047] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Fluggeschwindigkeit
des Projektils zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem Zeitraum des Fluges des
Projektils anhand von mittels einer Hochgeschwindigkeits-kamera aufgenommenen Bildern
und der daraus entnehmbaren Positionsveränderung des Projektils bestimmt wird. Dies
erlaubt eine einfache und zuverlässige Bestimmung der momentanen Fluggeschwindigkeit
des Projektils und damit auch der momentanen kinetischen Energie des Projektils bei
Kenntnis der Projektilmasse. Da bei der Aufnahme von Bildern mittels einer Kamera
die Zeitdifferenzen zwischen zwei aufgenommenen Bildern als reziproke Werte der Bildwiederholrate
bekannt sind, kann bei Vorhandensein eines Wegmaßstabs in den Bildern hieraus die
Fluggeschwindigkeit des Projektils bestimmt werden. Der Wegmaßstab kann z.B. durch
eine kalibrierte Stereo-Optik und geeignete Bildverarbeitungsalgorithmen oder durch
Time-of-Flight-Verfahren oder andere Verfahren zur maßstäblichen Tiefenkarten-Erstellung
bereitgestellt werden. Die Fluggeschwindigkeit kann z. B. beim Austritt des Projektils
aus der Abschussvorrichtung, beim Auftreffen des Projektils im Zielgebiet oder zu
irgendeinem anderen Zeitpunkt des Fluges bestimmt werden. Wird die Fluggeschwindigkeit
beim Austritt aus der Abschussvorrichtung bestimmt, kann auf diese Weise auch die
tatsächliche Mündungsenergie des Projektils bestimmt werden und mit der vorgewählten,
gewünschten Mündungsenergie verglichen werden. Zudem kann die Auftreffenergie des
Projektils im Zielgebiet bestimmt werden. Bei der Auslösung eines Reflexes durch das
Projektil kann auf diese Weise präziser die tatsächliche Intensität der Reflexstimulation
überprüft und/oder angegeben werden.
[0048] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Auftreffwinkel
des Projektils im Zielgebiet bestimmt wird, beispielsweise ebenfalls anhand von Auswertungen
der Kamerabilder. Dies hat verschiedene Vorteile. Da der Auftreffwinkel des Projektils
einen Einfluss auf die Stimulationsstärke hat, kann bei Kenntnis des Auftreffwinkels
der tatsächlich ausgelöste Reflex besser analysiert werden. Wird der Auftreffwinkel
bezogen auf die zur Oberfläche des Zielgebiets tangentiale Richtung zu klein, so ist
davon auszugehen, dass durch das Projektil nicht die gewünschte Wirkung erzeugt werden
kann. So kann beispielsweise eine ergänzende Funktion dahingehend realisiert werden,
dass bei der Visualisierung des prädizierten Auftrefforts eine zusätzliche Information
dargestellt wird, die ein Maß für den Auftreffwinkel wiedergibt oder den Auftreffwinkel
direkt darstellt. Beispielsweise kann der gemessene Auftreffwinkel mit einem kritischen,
nicht zu unterschreitenden Wert des Auftreffwinkels verglichen werden und bei Unterschreitung
des kritischen Auftreffwinkels eine Warninformation dargestellt werden, z. B. ein
Warnsymbol und/oder eine Warnfarbe. Durch die Berechnung des Auftreffwinkels kann
zudem eine Bestimmung des Anteils der gesamten kinetischen Energie des Projektils
bestimmt werden, die beim Auftreffen auf das Zielgebiet übertragen wird. Auf diese
Weise kann eine Beurteilung des durch das Projektil ausgelösten Reflexes zuverlässiger
erfolgen. Außerdem kann bei Kenntnis des Auftreffwinkels der tangential und normal
zur Zielebene aufgebrachte Impuls als Anteil des Gesamt-Impulses angegeben werden.
[0049] Die eingangs genannte Aufgabe wird außerdem gelöst durch ein Computerprogramm mit
Programmcodemitteln, eingerichtet zur Durchführung eines Verfahrens der zuvor erläuterten
Art, wenn das Computerprogramm auf einem Rechner ausgeführt wird. Der Rechner kann
z. B. ein Steuerprozessor einer Abschussvorrichtung der zuvor erläuterten Art oder
ein Steuercomputer einer medizinischen Vorrichtung der zuvor erläuterten Art sein.
[0050] Im Sinne der vorliegenden Erfindung ist unter dem unbestimmten Begriff "ein" kein
Zahlwort zu verstehen. Wenn also z.B. von einem Bauteil die Rede ist, so ist dies
im Sinne von "mindestens einem Bauteil" zu interpretieren. Soweit Winkelangaben in
Grad gemacht werden, beziehen sich diese auf ein Kreismaß von 360 Grad (360°). Soweit
ein Rechner erwähnt ist, kann dieser dazu eingerichtet sein, ein Computerprogramm,
z.B. im Sinne von Software, auszuführen. Der Rechner kann als handelsüblicher Computer
ausgebildet sein, z.B. als PC, Laptop, Notebook, Tablet oder Smartphone, oder als
Mikroprozessor, Mikrocontroller oder FPGA, oder als Kombination aus solchen Elementen.
Soweit eine Regelung erwähnt ist, unterscheidet sich eine Regelung von einer Steuerung
dadurch, dass eine Regelung eine Rückführung oder Rückkopplung gemessener oder interner
Werte aufweist, mit der die erzeugten Ausgabewerte der Regelung wiederum im Sinne
eines geschlossenen Regelkreises beeinflusst werden. Bei einer Steuerung erfolgt ein
reines Steuern einer Größe ohne eine solche Rückführung oder Rückkopplung.
[0051] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Verwendung
von Zeichnungen näher erläutert:
[0052] Es zeigen
- Fig. 1 -
- einen Gesamtüberblick über eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung und
- Fig. 2 -
- eine endoskopische Stereooptik der medizinischen Vorrichtung sowie eine daran befestigte
Abschussvorrichtung und
- Fig. 3 -
- die endoskopische Stereooptik gemäß Figur 2 in einer Explosionsdarstellung und
- Fig. 4 und 5 -
- vergrößerte Detaildarstellung des distalen Endes einer endoskopischen Stereooptik
und
- Fig. 6 -
- die elektromechanischen Komponenten einer Abschussvorrichtung in Explosionsdarstellung
- Fig. 7 -
- eine vergrößerte Detailansicht des Projektilkanals der Abschussvorrichtung und
- Fig. 8 -
- eine vergrößerte Detailansicht der Elektromagnetanordnung der Abschussvorrichtung
und
- Fig. 9 -
- eine Atmungserfassungseinrichtung der medizinischen Vorrichtung und
- Fig. 10 -
- eine Visualisierung des Zielgebiets mittels einer 3D-Brille.
[0053] In der Figur 1 sind elektrische Signalleitungen mit gestrichelten Linien und die
elektrische Versorgungsleitung zur Bestromung der Elektromagnetvorrichtung in einer
durchgezogenen Linie dargestellt.
[0054] In der Figur 1 ist eine medizinische Vorrichtung mit einer Abschussvorrichtung kombiniert.
Die Abschussvorrichtung weist als Abschussmechanismus eine Elektromagnetvorrichtung
2, einen Kraftleitstempel 6 und ein Projektilführungselement 3 auf. Im Projektilführungselement
3 ist ein Projektilabschusskanal vorhanden, aus dem ein Projektil 1 in ein Zielgebiet
8 abgeschossen werden kann. Die Abschussvorrichtung weist ferner eine elektrisch mit
der Elektromagnetvorrichtung 2 verbundene Steuerelektronik 13 auf. Durch die Steuerelektronik
13 kann die Elektromagnetvorrichtung 2 elektrisch bestromt werden. Die Steuerelektronik
13 weist eine Vorwahleinrichtung 7 auf, durch die eine gewünschte Mündungsenergie
eines mittels des Abschussmechanismus 2, 3, 6 abgeschossenen Projektils 1 einstellbar
ist. Die Steuerelektronik 13 kann ein manuelles Bedienelement 14 aufweisen, durch
das die Vorwahleinrichtung 7 von einem Benutzer manuell auf eine gewünschte Mündungsenergie
eingestellt werden kann.
[0055] Die medizinische Vorrichtung gemäß Figur 1 weist außerdem eine Handhabungsvorrichtung
auf, die von einem Anwender zu bedienen ist. Die Handhabungsvorrichtung weist eine
Kamera 4 und eine mit der Kamera 4 verbundene endoskopische Stereooptik 5 oder eine
einfache Optik mit angeschlossenem Sensor zur Erfassung von Tiefeninformationen, z.
B. Time-of-Flight-Sensor, auf. Die Kamera 4 kann über die Stereooptik 5 oder die einfache
Optik mit angeschlossenem Sensor zur Erfassung von Tiefeninformationen ein Zielgebiet
8 am Lebewesen optisch erfassen. An der Handhabungsvorrichtung ist außerdem der Abschussmechanismus
2, 3, 6 befestigt.
[0056] Die medizinische Vorrichtung gemäß Figur 1 weist außerdem eine Anzeigeeinrichtung
9, beispielsweise in Form eines Bildschirms, eine Steuer- und Datenverarbeitungseinheit
10 sowie ein Pedal 12 auf. Optional kann die medizinische Vorrichtung eine Atmungserfassungseinrichtung
11 aufweisen. Die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 beinhaltet die zuvor erwähnte
Flugbahn-Prädiktionseinrichtung, die automatische Stimulationsantworterfassungseinrichtung
sowie eine Latenzzeiterfassungseinrichtung. Die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit
10 erhält als Eingangssignale ein Auslösesignal vom Pedal 12 sowie die über die Kamera
4 erfassten Bilder. Optional kann die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 als
Eingangssignal ein Triggersignal der Atmungserfassungseinrichtung 11 erhalten. Die
Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 steuert die Steuerelektronik 13 derart an,
dass zu einem gewünschten Zeitpunkt ein Projektil 1 aus dem Projektilabschusskanal
abgeschossen wird. Die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 wertet zudem die Bilder
der Kamera 4 aus und erzeugt die Tiefenkarte des Zielgebiets 8. Aus den erfassten
Daten wird über die Flugbahn-Prädiktionseinrichtung die Flugbahn eines abzuschießenden
Projektils 1 bestimmt und auf der Anzeigeeinrichtung 9 durch einen prädizierten Auftreffort
des Projektils 1 im Zielgebiet 8 visualisiert. Hierbei wird der Auftreffort überlagert
mit einer Darstellung des Zielgebiets 8 auf dem Anzeigegerät 9 wiedergegeben.
[0057] Wird vom Anwender mittels des Pedals 12 das Kommando zum Abschießen eines Projektils
1 gegeben, so steuert die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 die Steuerelektronik
13 zum Abschuss des Projektils 1 an. Im Fall der optionalen Atmungserfassungseinrichtung
11 steuert die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 die Steuerelektronik 13 zum
Abschuss des Projektils 1 an, wenn zusätzlich ein Triggersignal von der Atmungserfassungseinrichtung
11 empfangen wird.
[0058] Das Auslösesignal zum Abschuss des Projektils 1 kann auch auf andere Weise als durch
das erwähnte Pedal 12 erfolgen, z.B. durch eine manuelle Betätigungseinrichtung oder
durch akustische Signalerfassung, z.B. durch ein Spracherkennungsmodul.
[0059] Die Figur 2 und 3 zeigen die Handhabungsvorrichtung mit den anhand der Figur 1 erläuterten
Komponenten. Erkennbar ist die Kamera 4, die beispielsweise einen Handgriff 40 aufweist.
An der Kamera 4 kann ein proximaler Adapter 50, daran eine Vergrößerungsoptik 51 und
daran ein distaler Adapter 52 montiert werden. Zwischen dem proximalen Adapter 50
und der Vergrößerungsoptik 51 ist in Fig. 2 eine optionale Aperturblende 58 zur Regelung
der Bildhelligkeit und -schärfe dargestellt. Am distalen Adapter 52 kann eine Optikhalterung
53 montiert werden. In oder an der Optikhalterung 53 kann der Abschussmechanismus
2, 3, 6 befestigt sein. In einer praktischen Realisierung wird der Abschussmechanismus
2, 3, 6 nicht, wie dargestellt, außen und ungeschützt an der Optikhalterung 53 befestigt,
sondern würde in die Optikhalterung 53 integriert sein oder über eine gesonderte Einhausung
abgekapselt sein.
[0060] Die Optikhalterung 53 weist Aufnahmekanäle für zwei Endoskop-Optiken 56 auf, z. B.
Lichtleiter oder Stablinsenoptiken, durch die die endoskopische Stereooptik gebildet
wird. Bei Nutzung einer einfachen Optik ist nur ein Aufnahmekanal für die Optik erforderlich.
Es ist dann ein weiterer Sensor zur Erfassung von Tiefeninformationen notwendig. An
dem distalen Ende der Endoskop-Optiken 56 können Lichtstrahl-Ablenkungsoptiken 57
angeordnet sein, durch die die optische Erfassungsrichtung beispielsweise etwa rechtwinklig
zur Längserstreckung der Endoskop-Optiken 56 umgelenkt wird.
[0061] An oder in der Optikhalterung 53 kann eine Beleuchtungseinrichtung angeordnet sein,
beispielsweise mit Lichtquellen 55 in Form von LEDs oder Laserdioden. Zusätzlich kann
ein Kühlkörper 54 zur Kühlung der Lichtquellen 55 dort angeordnet sein. Die Beleuchtung
des Untersuchungsgebietes kann auch mit Lichtleitfasern erfolgen, in die außerhalb
des Endoskopschafts eine externe Lichtquelle eingekoppelt ist.
[0062] Wie die Figur 4 zeigt, können die Endoskop-Optiken 56 innerhalb der Optikhalterung
53 untergebracht sein und am Ende die Lichtstrahl-Ablenkungsoptiken 57 aufweisen.
[0063] Die Figur 5 zeigt diesen distalen Bereich der Endoskop-Optiken 56 ohne die umhüllende
Optikhalterung 53. In Figur 5 ist unterhalb der Lichtstrahl-Ablenkungsoptiken 57 ein
Schutzglas 59 dargestellt
[0064] Die Figuren 6 bis 8 zeigen den Abschussmechanismus 2, 3, 6 in vergrößerter und detaillierterer
Darstellung. Die Figur 6 ist eine perspektivische Ansicht in Explosionsdarstellung,
die Figuren 7 und 8 zeigen Details in seitlicher Schnittdarstellung.
[0065] Das Projektilführungselement 3 kann z. B. aus zwei spiegelsymmetrischen Halbschalen
gebildet sein, wie in der Figur 6 erkennbar ist. Wenn diese Halbschalen zusammengesetzt
sind, ist im Inneren des Projektilführungselements 3 der Projektilabschusskanal 30
gebildet, der zum freien Ende hin, an dem das Projektil 1 abgeschossen wird, eine
Krümmung aufweist, die sich im Wesentlichen über einen 90 Grad-Winkel erstreckt. In
den Projektilabschusskanal 30 mündet ein Nachladekanal 31, über den bei an dem Projektilführungselement
3 angebauter Nachladevorrichtung automatisch weitere Projektile 1 aus einer Vorratskammer
nachgeladen und in den Projektilabschusskanal 30 geführt werden können. Das Nachladen
kann durch eine Druckfeder 32 erfolgen.
[0066] Der Kraftleitstempel 6 erstreckt sich mit seinem distalen Ende in das Projektilführungselement
3 hinein und führt bei einem durch die Elektromagnetvorrichtung 2 bewirkten Abschuss
eines Projektils 1 eine Bewegung in einer ersten Richtung, die in den Zeichnungen
nach links gerichtet ist, in den Projektilabschusskanal 30 hinein, wobei die Bewegung
des Kraftleitstempels 6 in der ersten Richtung sich bis zum gekrümmten Bereich des
Projektilabschusskanals 30 erstrecken kann.
[0067] Die Elektromagnetvorrichtung 2 weist einen fest mit der Kamera 4 bzw. der Optikhalterung
53 verbundenen Spulenträger 22 auf, auf dem eine Spule 20 und eine weitere Spule 21
angeordnet ist. Innerhalb des Spulenträgers 22 ist ein Längskanal vorhanden, durch
den sich der Kraftleitstempel 6 mit seinem proximalen Ende hineinerstreckt. Innerhalb
dieses inneren Längskanals des Spulenträgers 22 befindet sich außerdem ein Anker 23
der Elektromagnetvorrichtung 2, der mit dem proximalen Ende des Kraftleitstempels
6 gekoppelt ist. Das eine Ende des Spulenträgers 22 ist mit einem Verschlussstopfen
24 verschlossen.
[0068] Wird in der in Figur 8 dargestellten Position des Ankers 23 die Spule 20 elektrisch
bestromt, so wird der Anker 23 in der ersten Richtung (nach links) bewegt, wodurch
sich der Kraftleitstempel 6 ebenfalls nach links bewegt und dementsprechend weiter
in den Projektilabschusskanal 30 bewegt wird. Hierdurch kann ein im Projektilabschusskanal
30 befindliches Projektil 1 abgeschossen werden. Soll der Anker 23 mit dem Kraftleitstempel
6 wieder in seine Ausgangsstellung, wie in Figur 8 dargestellt, zurückgestellt werden,
so wird die weitere Spule 21 elektrisch bestromt. Hierdurch wird die Anordnung aus
dem Anker 23 und dem Kraftleitstempel 6 in einer der ersten Richtung entgegengesetzten
Richtung bewegt, d. h. nach rechts zurückgezogen.
[0069] Die Figur 9 zeigt die Atmungserfassungseinrichtung 11 bei Anwendung an einem Lebewesen.
Die Atmungserfassungseinrichtung 11 weist in dieser Ausführungsform einen Brustgurt
91 auf, der um die Brust des Lebewesens gelegt ist. An dem Brustgurt 91 sind Dehnungsmessvorrichtungen
92 angeordnet, die beispielsweise in den Brustgurt 91 integriert sein können. Über
die Dehnungsmessvorrichtungen 92 wird der aktuelle Dehnungszustand der Brust des Lebewesens
erfasst und als elektrisches Signal an eine Auswerteelektronik 93 übermittelt. Die
Auswerteelektronik 93, die beispielsweise einen Mikrokontroller aufweisen kann, wertet
die Signale der Dehnungsmessvorrichtungen 92 aus und bestimmt hieraus Bereiche, in
denen nur eine geringe Luftströmung aufgrund der Atmung des Lebewesens zu erwarten
ist. In solchen Phasen geringer Luftströmung gibt die Auswerteelektronik 93 das Triggersignal
94 an die Steuer- und Datenverarbeitungseinheit 10 ab.
[0070] Der in der Figur 9 rechts unten dargestellte beispielhafte zeitliche Signalverlauf
des durch die Dehnungsmessvorrichtungen 92 gemessenen Signals gibt die Einatmungsund
Ausatmungsphasen des Lebewesens wieder. In Phasen mit starkem Signalanstieg oder starkem
Signalabfall, d. h. den Phasen 96, würde ein abgeschossenes Projektil durch die Luftströmung
der Atmung zu sehr gestört werden. Daher erkennt die Auswerteelektronik 93 die Phasen
95 mit geringer Luftströmung und gibt in diesen Phasen 95 das Triggersignal 94 ab.
[0071] Die verwendeten Messelemente können statt der Dehnungsmessstreifen 92 auch andere
Messelemente sein, z. B. piezoelektrische Elemente, rotatorische Encoder mit Seilzug
oder ähnliches. Der gewonnene Messwert ist ein Maß für die Volumenänderung des Brustkorbs.
Die Phasen 95 können beispielsweise als Zeitbereiche um den Minimalwert und den Maximalwert
im zeitlichen Verlauf des gemessenen Signals detektiert werden.
[0072] Anhand der Figur 10 soll eine Ausführungsform der Erfindung erläutert werden, bei
der nicht die erläuterte Tiefenkarte mittels des optischen Aufnahmesystems und geeigneter
Bildverarbeitungs-Algorithmen ermittelt wird, sondern eine zur dreidimensionalen Darstellung
geeignete Anzeigeeinrichtung verwendet wird, was in diesem Fall am Beispiel einer
3D-Brille erläutert werden soll. Es erfolgt eine stereoskopische Beobachtung des Zielgebiets
8 durch einen linken Visualisierungsbereich 70 und einen rechten Visualisierungsbereich
71 der 3D-Brille. Durch Anzeigeelemente der 3D-Brille wird die Flugbahn des Projektils
im linken Visualisierungsbereich 70 als Flugbahn 72 und im rechten Visualisierungsbereich
71 als Flugbahn 73 eingeblendet. Die realen Flugbahnen enden am wahrgenommenen Schnittpunkt
mit dem Zielgebiet, der dem prädizierten Auftreffort 74 des Projektils entspricht
und vor dem Ende 75 der visualisierten Flugbahnen 72, 73 liegen kann. Die Prädiktion
der beiden dargestellten Flugbahnen 72, 73 erfolgt dabei für einen definierten Parametersatz,
der z.B. durch die Mündungsenergie der Abschussvorrichtung definiert ist, sowie die
Gravitationsrichtung und die Ausrichtung der Abschussvorrichtung in Bezug auf diese
Richtung festgelegt ist. In dieser Ausführungsform kann auch ohne Berechnung einer
Tiefenkarte dem Benutzer der Auftreffort 74 visualisiert werden, was durch die Betrachtung
des linken und des rechten Visualisierungsbereiches 70, 71 erfolgt und damit den "richtigen"
Eindruck des Auftrefforts 74 ergibt.
1. Abschussvorrichtung zum Abschuss wenigstens eines Projektils (1) aus einem Projektilabschusskanal
(30) der Abschussvorrichtung, wobei die Abschussvorrichtung einen mittels einer Elektromagnetvorrichtung
(2) angetriebenen Abschussmechanismus (2, 3, 6) aufweist, durch den das Projektil
(1) mechanisch und/oder magnetisch beaufschlagbar und durch den Projektilabschusskanal
(30) abschießbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung eine Vorwahleinrichtung (7) aufweist, durch die eine gewünschte
Mündungsenergie eines mittels des Abschussmechanismus abgeschossenen Projektils (1)
einstellbar ist.
2. Abschussvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Vorwahleinrichtung (7) wenigstens eine elektrische Kenngröße der Abschussvorrichtung
einstellbar ist.
3. Abschussvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Elektromagnetvorrichtung (2) wenigstens eine Spule (20) und einen Anker (23)
aus magnetischem Material aufweist, wobei durch elektrische Bestromung der Spule (20)
eine Relativbewegung des Ankers (23) gegenüber der Spule (20) in einer ersten Richtung
erzeugbar ist.
4. Abschussvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung einen Kraftleitstempel (6) aufweist, der durch die Relativbewegung
des Ankers (23) gegenüber der Spule (20) in der ersten Richtung bewegbar ist, wobei
das Projektil (1) durch diese Bewegung des Kraftleitstempels (6) aus dem Projektilabschusskanal
(30) abschießbar ist.
5. Abschussvorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung eine weitere Spule (21) aufweist, wobei durch elektrische
Bestromung der weiteren Spule (21) eine Relativbewegung des Ankers (23) gegenüber
der weiteren Spule (21) in einer zweiten Richtung erzeugbar ist, die der ersten Richtung
entgegengesetzt ist.
6. Abschussvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung wenigstens einen elektrischen Energiespeicher und eine Ladevorrichtung
zum elektrischen Aufladen des Energiespeichers aufweist, wobei die Ladevorrichtung
in Abhängigkeit von der mittels der Vorwahleinrichtung (7) vorgewählten Mündungsenergie
steuerbar ist, um eine der gewünschten Mündungsenergie zugeordnete elektrische Energiemenge
in den elektrischen Energiespeicher zu laden.
7. Abschussvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung eine Schalteinrichtung aufweist, durch die bei Betätigung
eines Abschussauslöseelements (12) und/oder Empfang eines Abschussauslösesignals der
elektrische Energiespeicher mit der Spule (20) elektrisch verbindbar ist.
8. Abschussvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung eine Vorratskammer zur Aufbewahrung mehrerer durch die Abschussvorrichtung
abzuschießender Projektile (1) sowie eine Nachladevorrichtung zum Nachladen eines
Projektils (1) von der Vorratskammer in den Projektilabschusskanal (30) aufweist.
9. Medizinische Vorrichtung zum gezielten Abschuss eines Projektils in ein Zielgebiet
(8) eines Lebewesens, wobei die medizinische Vorrichtung aufweist:
a) ein optisches Aufnahmesystem (5), wie z.B. eine endoskopische Stereooptik, zur
automatisierten optischen und/oder räumlichen Erfassung des Zielgebiets (8),
b) eine Abschussvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, durch die das Projektil
abschießbar ist,
c) eine Flugbahn-Prädiktionseinrichtung, die zur Prädiktion der Flugbahn eines mittels
der Abschussvorrichtung abzuschießenden Projektils sowie zur Anzeige der prädizierten
Flugbahn und/oder des voraussichtlichen Auftreffortes des Projektils im Zielgebiet
(8) eingerichtet ist.
10. Medizinische Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die medizinische Vorrichtung eine automatische Stimulationsantworterfassungseinrichtung
aufweist, die zur automatischen Erkennung einer durch ein im Zielgebiet (8) aufgetroffenes
Projektil (1) ausgelösten Stimulationsantwort des Lebewesens eingerichtet ist.
11. Medizinische Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die medizinische Vorrichtung eine automatische Latenzzeiterfassungseinrichtung aufweist,
die zur automatischen Bestimmung der Latenzzeit eines durch ein im Zielgebiet (8)
aufgetroffenes Projektil (1) ausgelösten Stimulationsantwort des Lebewesens eingerichtet
ist.
12. Verfahren zum Abschießen eines Projektils mittels einer Abschussvorrichtung nach einem
der Ansprüche 1 bis 8,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
a) Auswählen einer gewünschten Mündungsenergie eines abzuschießenden Projektils (1)
mittels der Vorwahleinrichtung (7),
b) Aufladen des elektrischen Energiespeichers der Abschussvorrichtung auf einen der
ausgewählten Mündungsenergie zugeordneten elektrischen Kennwert,
c) Abschuss des Projektils (1) bei Betätigung eines Abschussauslöseelements (12) und/oder
Empfang eines Abschussauslösesignals, indem die wenigstens eine Spule (20) elektrisch
mit dem Energiespeicher verbunden wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren eine Prädiktion der Flugbahn und/oder des Auftrefforts eines abgeschossenen
Projektils (1) beinhaltet, wobei anhand gespeicherter Flugbahn-Charakterisierungsdaten
eine Flugbahn-Trajektorie eines abzuschießenden Projektils (1) bestimmt wird und unter
Nutzung von Bildinformationen des optischen Aufnahmesystems (5) ein Auftreffbereich
des Projektils (1) im Zielgebiet (8) abgeschätzt wird und die prädizierte Flugbahn
und/oder der Auftreffbereich des Projektils (1) auf einem Anzeigegerät (9) angezeigt
wird.
14. Computerprogramm mit Programmcodemitteln, eingerichtet zur Durchführung eines Verfahrens
nach einem der Ansprüche 12 bis 13, wenn das Computerprogramm auf einem Rechner ausgeführt
wird.