(19)
(11) EP 3 708 736 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
16.09.2020  Patentblatt  2020/38

(21) Anmeldenummer: 19162133.3

(22) Anmeldetag:  12.03.2019
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E04F 13/06(2006.01)
E06B 1/62(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: all-tech Profile GmbH
9701 Rothenthurn - Spittal an der Drau (AT)

(72) Erfinder:
  • Kassmannhuber, Peter
    9701 Rothenthurn an der Drau (AT)
  • Burant, Pavel
    666 01 Vohancice (CZ)
  • Toman, Radek
    644 00 Brno (CZ)

(74) Vertreter: Wirnsberger & Lerchbaum Patentanwälte OG 
Mühlgasse 3
8700 Leoben
8700 Leoben (AT)

   


(54) ANSCHLUSSPROFIL FÜR AN PUTZ ANGRENZENDE BAUTEILE MIT EINEM GELENKIGEN BEWEGUNGSSCHENKEL


(57) Die Erfindung betrifft ein Anschlussprofil (1) für an Putz angrenzende Bauteile wie Fensterstöcke oder Türstöcke, Laibungen, Rollläden oder dergleichen, aufweisend einen Einputzschenkel (3) an dem der Putz zur Anlage kommt, und einen mit dem ein Putzschenkel (3) in Verbindung stehenden Bewegungsschenkel (5) sowie ein erstes Dichtband (6), das mit dem Bewegungsschenkel verbunden und zur Befestigung des Anschlussprofiles (1) am Bauteil vorgesehen ist. Erfindungsgemäß ist der Bewegungsschenkel (5) gelenkig ausgebildet.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Anschlussprofil für an Putz angrenzende Bauteile wie Fensterstöcke oder Türstöcke, Laibungen, Rollläden oder dergleichen, aufweisend einen Einputzschenkel, an dem der Putz zur Anlage kommt, und einen mit dem Einputzschenkel in Verbindung stehenden Bewegungsschenkel sowie ein erstes Dichtband, das mit dem Bewegungsschenkel verbunden und zur Befestigung des Anschlussprofils am Bauteil vorgesehen ist.

[0002] Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, beim Verputzen von Wänden im Bereich von Bauteilen wie Türstöcken, Fensterstöcken, Laibungen oder Rollläden Anschlussprofile für den aufzutragenden Putz vorzusehen. Diese Anschlussprofile werden in der Regel am Bauteil mit einem ersten Dichtband bzw. Klebeband angebracht und weisen ein Glasfasern aufweisendes Armierungsgitter auf, das an der Wand zur Anlage kommt und für eine gute Haftung des Putzes sorgen soll. Das Armierungsgitter ist dabei mit einem Einputzschenkel verbunden, von dem wiederum meist im rechten Winkel eine Abzugsleiste mit einer Sollbruchstelle absteht. Die Abzugsleiste liegt während der Putzarbeiten am Bauteil an und dient dazu, beispielsweise eine Folie anzubringen, sodass das Bauteil wie ein Fenster bei den Putzarbeiten geschützt ist. Nach den Putzarbeiten kann die Folie abgenommen und die Abzugsleiste über die Sollbruchstelle abgetrennt werden.

[0003] Entsprechende Abschlussprofile sollen nicht nur während der Putzarbeiten zu einer guten und haltbaren Aufnahme des Putzes führen, sondern sollten im Anschluss während vieler Jahre auch in der Lage sein, Zug-, Druck- und allenfalls auch Scherkräfte auszugleichen. Entsprechende Spannungen können beispielsweise durch sehr hohe oder sehr niedrige Temperaturen oder auch rasche Temperaturwechsel hervorgerufen werden.

[0004] Um insbesondere Zugkräfte oder gegebenenfalls auch Druckkräfte aufnehmen zu können, ist es aus dem Stand der Technik auch bekannt, Anschlussprofile mit einer gewissen Flexibilität auszubilden, sodass diese im eingebauten Zustand auf einwirkende Kräfte reagieren können, ohne dass der Putz im Bauteilbereich bzw. im Bereich des Anschlussprofils einreißt oder gar abfällt.

[0005] Um die erforderliche Flexibilität zur Aufnahme bzw. Abpufferung von einwirkenden Kräften zu erreichen, sollte das Anschlussprofil in der Lage sein, Bewegungen bis zu mehreren Millimetern in eine oder mehrere Richtungen ausführen zu können. Im Stand der Technik sind diesbezüglich bereits Lösungen bekannt geworden, welche flexible Anschlussprofile umfassen, allerdings besteht nach wie vor ein Bedarf an einer Verbesserung der Flexibilität entsprechender Profile, da vor allem auf das vorgesehene erste Dichtband durchaus hohe Kräfte wirken können, die im schlimmsten Fall zu einer Ablösung dieses Dichtbandes und damit zu Undichtheit und Wasserschäden führen können.

[0006] Dementsprechend ist es Aufgabe der Erfindung, ein Anschlussprofil der eingangs genannten Art anzugeben, das in der Lage ist, verschiedene Kräfte gut aufzunehmen, sodass insbesondere am ersten Dichtband möglichst geringe Belastungen auftreten.

[0007] Diese Aufgabe wird gelöst, wenn bei einem Anschlussprofil der eingangs genannten Art der Bewegungsschenkel gelenkig ausgebildet ist.

[0008] Ein mit der Erfindung erzielter Vorteil ist darin zu sehen, dass der Bewegungsschenkel, der mit dem ersten Dichtband verbunden ist, aufgrund der Gelenkigkeit dem Anschlussprofil Flexibilität verleiht, sodass beispielsweise bei großer Hitze und auftretenden Spannungen diese ausgeglichen werden können. Insbesondere ergibt sich keine hohe Belastung für das erste Dichtband, da der vorgeordnete Bewegungsschenkel diese über die Beweglichkeit ausgleichen kann.

[0009] Eine Gelenkigkeit des Bewegungsschenkels kann auf unterschiedliche Art erreicht werden. Bevorzugt ist es, dass der Bewegungsschenkel aus einem ersten, härteren Material und einem zweiten, weicheren Material gebildet ist. Das weichere Material erlaubt dann durch elastische Verformung eine Beweglichkeit des Bewegungsschenkels. Das erste Material bleibt dabei starr. Im Querschnitt können die Materialabschnitte aus erstem, härteren Material und zweitem, weicheren Material gleich stark bzw. mit gleichem Querschnitt ausgebildet sein. Der Materialabschnitt aus dem ersten Material ist dabei länger als der Materialabschnitt aus dem zweiten Material, der weniger als 25 % der Gesamtlänge betragen kann. Der Materialabschnitt aus dem zweiten Material bildet in der Regel den unteren Materialabschnitt, sodass sich der Rest des darüber befindlichen Bewegungsschenkels maximal auslenken kann.

[0010] Alternativ kann aber auch eine Materialverjüngung oder Einbuchtung ausreichend sein, um eine Beweglichkeit des Bewegungsschenkels zu ermöglichen.

[0011] Bevorzugt ist es, dass der Einputzschenkel über ein zweites Dichtband mit dem Bewegungsschenkel verbunden ist. Dieses zweite Dichtband kann wie das erste Dichtband als Klebeband ausgeführt sein. Vorzugsweise besteht das zweite Dichtband aus einem elastischen Kunststoff und ist beidseitig mit einem Klebstoff beschichtet, sodass eine Verbindung zwischen dem Einputzschenkel und dem Bewegungsschenkel möglich ist. Auch das erste Dichtband kann analog aus einem elastischen Kunststoff und beidseitig mit einem Klebstoff beschichtet ausgebildet sein. Das zweite Dichtband kann insbesondere Bewegungen quer zum ersten Dichtband aufnehmen. In einem Aspekt betrifft die Erfindung somit ein Anschlussprofil, insbesondere ein solches der eingangs genannten Art, das durch ein vertikal zu einer Basis verlaufendes Dichtband gekennzeichnet ist.

[0012] Der Bewegungsschenkel kann eine Basis aufweisen, an welcher das erste Dichtband angeordnet ist, wobei eine Dichtschlaufe vorgesehen ist, welche den Einputzschenkel mit der Basis verbindet. Es ergibt sich dadurch der Vorteil, dass das zweite Dichtband mit der Klebekraft so dimensioniert werden kann, dass sich dieses bei zu hoher Krafteinwirkung vom Bewegungsschenkel oder alternativ Einputzschenkel löst. Damit dann nach wie vor eine Dichtheit gegeben ist, ist die Dichtschlaufe vorgesehen, die aufgrund der schlaufenförmigen Ausbildung Ausdehnungen des Anschlussprofils bzw. Bewegungen ausgleichen kann.

[0013] Für die entsprechende Flexibilität können ein gelenkiger Bereich des Bewegungsschenkels und/oder die Dichtschlaufe aus einem weicheren Material als der übrige Bewegungsschenkel und der Einputzschenkel gebildet sein, wobei üblicherweise jeweils Kunststoffe eingesetzt werden. Beispielsweise können alle Teile aus Polyvinylchlorid (PVC) gebildet sein, wobei allerdings Bewegungsschenkel und Einputzschenkel sowie gegebenenfalls die Basis aus einem festeren PVC oder einzeln oder jeweils aus einem anderen Kunststoff bestehen als der gelenkige Bereich und die Dichtschlaufe. Der Bewegungsschenkel samt einer allfälligen Basis sowie einer Dichtschlaufe und die übrigen Teile des Profils, insbesondere der Einputzschenkel, können gemeinsam in einem einzigen Extrusionsschritt extrudiert werden. Es ist dann ein einziges Teil gegeben, das lediglich noch um das erste Dichtband sowie das zweite Dichtband und das Armierungsgitter ergänzt werden muss.

[0014] Es ist nicht zwingend, aber für den Einsatz zweckmäßig, wenn am Einputzschenkel eine Abzugsleiste mit einer Sollbruchstelle angeordnet ist. Die Abzugsleiste dient zur Anbringung einer Folie zum Schutz des Bauteiles bei den Putzarbeiten. Nach Abschluss der Putzarbeiten kann nach Abnahme der Folie die Abzugsleiste entlang der Sollbruchstelle abgebrochen und entfernt werden.

[0015] Am Einputzschenkel kann ein Armierungsgitter angeordnet sein. Das Armierungsgitter kann mit einem geeigneten Halter am Einputzschenkel befestigt sein. Der Einputzschenkel kann außenseitig, also jener Seite, auf welcher der Putz aufgetragen wird, mit einer gezahnten oder anderen Struktur mit Erhöhungen und Vertiefungen ausgebildet sein, sodass eine Fläche für die Verbindung mit dem Putz maximiert und eine möglichst gute Verankerung des Putzes gegeben ist.

[0016] Der Einputzschenkel kann einen ersten L-förmigen Teil aufweisen, an dem ein zweiter etwa L-förmiger Teil anschließt.

[0017] Im Folgenden ist die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels noch weitergehend erläutert. In den Zeichnungen, auf welche dabei Bezug genommen wird, zeigen:

Fig. 1 eine stirnseitige Ansicht eines Anschlussprofils;

Fig. 2 eine perspektivische Darstellung des Anschlussprofils aus Fig. 1.



[0018] In Fig. 1 ist ein erfindungsgemäßes Anschlussprofil 1 in stirnseitiger Ansicht dargestellt. Das Anschlussprofil 1 weist einen Einputzschenkel 3 auf. Der Einputzschenkel 3 besteht aus einem ersten L-förmigen Teil 14, der wie ersichtlich kopfseitig angeordnet ist. An diesen L-förmigen ersten Teil 14 schließt ein zweiter etwa L-förmiger Teil 15 an. Es ergibt sich damit ein Einputzschenkel 3, welcher zunächst gerade verläuft, danach einen kürzeren, rechtwinklig abbiegenden weiteren Bereich aufweist, wonach wiederum ein längerer, wiederum rechtwinklig, aber nach unten abzweigender, weiterer dritter Bereich anschließt, der größer als der zweite Bereich ist, worauf ein weiterer, im rechten Winkel oder mit einem stumpfen Winkel nach unten verlaufender vierter Bereich anschließt. Der Einputzschenkel 3 ist außenseitig strukturiert und kann insbesondere eine gezahnte Struktur bzw. ein gezahntes Profil 12 aufweisen, an welcher Putz zur Anlage kommt. An den Einputzschenkel 3 schließt eine Abzugsleiste 11 an. Zwischen dem Einputzschenkel 3 und der Abzugsleiste 11 ist eine Sollbruchstelle 10 angeordnet, sodass die Abzugsleiste 11 nach den Putzarbeiten vom übrigen Anschlussprofil 1 abgetrennt werden kann. Während des Verputzens dient die Abzugsleiste 11 dazu, eine Folie oder ein anderes geeignetes Element zur Abdeckung des Bauteiles aufzubringen.

[0019] Kopfseitig ist am Einputzschenkel 3 ein Armierungsgitter 2 angeordnet, das beispielsweise mit einem Halter 4 am Einputzschenkel 3 befestigt sein kann.

[0020] Dem Einputzschenkel 3 liegt im unteren Bereich ein Bewegungsschenkel 5 gegenüber. Der Bewegungsschenkel 5 weist einen gelenkigen Bereich 9 auf. Der gelenkige Bereich 9 ist am Ende des Bewegungsschenkels 5 angeordnet. Anschließend an den gelenkigen Bereich 9 findet sich eine im rechten Winkel angeordnete Basis 13. An einer Unterseite der Basis 13 ist ein erstes Dichtband 6 angeordnet. Dieses Dichtband 6 dient dazu, eine Verbindung zu einem Bauteil, beispielsweise einem Fensterstock, zu ermöglichen. Das erste Dichtband 6 ist hierfür beidseitig mit einem Klebstoff versehen. Eine obere Seite dient zur Verbindung zur Basis 13, eine untere Seite wie erwähnt zur Verbindung mit einem Bauteil. Darüber hinaus kann das erste Dichtband 6 auch Querbewegungen aufnehmen.

[0021] Zwischen dem Bewegungsschenkel 5 und dem Einputzschenkel 3 ist ein zweites Dichtband 7 vorgesehen. Des Weiteren kann die Basis 13 über eine Dichtschlaufe 8 mit einem unteren Ende des Einputzschenkel 3 im erwähnten vierten Bereich verbunden sein.

[0022] Im Einsatz wird aufgrund des gelenkigen Bereiches 9 des Bewegungsschenkels 5 sichergestellt, dass das Anschlussprofil 1 bei Zug- oder Druckkräften insgesamt flexibel reagieren kann. Bei allzu hohen einwirkenden Zugkräften wird eine zusätzliche Flexibilität durch die Auslegung bzw. Dimensionierung des zweiten Dichtbandes 7 erreicht. Sind auftretende Kräfte zu hoch, insbesondere Zugkräfte, kann sich dieses zweite Dichtband 7 vom Einputzschenkel 3 oder alternativ vom Bewegungsschenkel 5 lösen. Um nach wie vor die erforderliche Dichtheit des Anschlussprofils 1 zu erreichen, ist hierfür die Dichtschlaufe 8 vorgesehen. Die Dichtschlaufe 8 ist wie ersichtlich schlaufenförmig ausgebildet, sodass der Einputzschenkel 3 relativ zur Basis 13 verschiebbar ist, ohne dass das erste Dichtband 6 hierdurch in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Insgesamt ergibt sich somit eine Gestaltung des Anschlussprofils 1, die so flexibel ist, dass hohe Kräfte gehandhabt werden können, ohne dass dies auf Kosten der Dichtheit geht. Insbesondere wird eine Belastung des ersten Dichtbandes 6 auf ein Minimum reduziert.


Ansprüche

1. Anschlussprofil (1) für an Putz angrenzende Bauteile wie Fensterstöcke oder Türstöcke, Laibungen, Rollläden oder dergleichen, aufweisend einen Einputzschenkel (3), an dem der Putz zur Anlage kommt, und einen mit dem Einputzschenkel (3) in Verbindung stehenden Bewegungsschenkel (5) sowie ein erstes Dichtband (6), das mit dem Bewegungsschenkel (5) verbunden und zur Befestigung des Anschlussprofiles (1) am Bauteil vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Bewegungsschenkel (5) gelenkig ausgebildet ist.
 
2. Anschlussprofil (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Einputzschenkel (3) über ein zweites Dichtband (7) mit dem Bewegungsschenkel (5) verbunden ist.
 
3. Anschlussprofil (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Bewegungsschenkel (5) eine Basis (13) aufweist, an welcher das erste Dichtband (6) angeordnet ist, und dass eine Dichtschlaufe (8) vorgesehen ist, welche den Einputzschenkel (3) mit der Basis (13) verbindet.
 
4. Anschlussprofil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass am Einputzschenkel (3) eine Abzugsleiste (11) mit einer Sollbruchstelle (10) angeordnet ist.
 
5. Anschlussprofil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass am Einputzschenkel (3) ein Armierungsgitter (2) angeordnet ist.
 
6. Anschlussprofil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Einputzschenkel (3) einen ersten L-förmigen Teil (14) aufweist, an den ein zweiter etwa L-förmiger Teil (15) anschließt.
 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht