[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zum Recycling von Polyolefinen.
[0002] Aus ökologischen Gründen spielt das Recycling von gebrauchten Kunststoffartikeln
eine zunehmende Rolle. Die vorliegende Erfindung betrifft das Recycling von gebrauchtem
Polyolefin-Material. Es handelt sich hierbei um Material, das von Artikeln stammt,
welche bereits industriell oder privat verwendet wurden. Polyolefin-Material aus industrieller
Benutzung wird als post-industrial-Material bezeichnet; Polyolefin-Material aus privater
Benutzung wird als post-consumer-Material bezeichnet.
[0003] Artikel aus Polyolefin-Material werden umfangreich verwendet, wobei als Polyolefin
insbesondere Polyethylen und Polypropylen eingesetzt werden. Beispielsweise sei auf
Plastiktüten, Landwirtschaftsfolien oder Plastikflaschen oder andere Behälter verwiesen.
[0004] Das gebrauchte Polyolefin-Material ist üblicherweise mit flüchtigen Komponenten verunreinigt,
welche das Polyolefin-Material während seines Gebrauchs aufnimmt. Diese flüchtigen
Komponenten verleihen dem Polyolefin-Material einen unerwünschten Geruch oder sogar
eine Toxizität, welche das Polyolefin-Material für einen weiteren Gebrauch ungeeignet
macht. Um das Polyolefin-Material durch Recycling für einen erneuten Gebrauch einsetzbar
zu machen, muss während des Recyclings eine effiziente Verringerung oder vorzugsweise
vollständige Entfernung flüchtiger Komponenten aus dem Polyolefin-Material erfolgen.
[0005] In der
US-5,767,230 wurde vorgeschlagen, das Material zunächst in einer Zerkleinerungsvorrichtung wie
einem Granulator auf eine bestimmte erforderliche Grösse zu zerkleinern und anschliessend
durch Behandlung mit einem heissen Gas wie Luft oder Stickstoff bei vorzugsweise 90-115°C
für 1 bis 15 h von flüchtigen Komponenten zu befreien.
[0006] Wie in der
US-9,028,734 B2 ausgeführt weist diese Vorgehensweise jedoch den Nachteil auf, dass hiermit nur Teilchen
mit einer bestimmten Grösse in einer genau auf diese Teilchengrösse abgestimmten Vorrichtung
behandelt werden können. Die
US-9,028,734 B2 schlug daher vor, die zu behandelnden Teilchen durch Extrusion und anschliessende
Granulation herzustellen. Hierbei wurde das extrudierte Granulat in ein Kühlbad aus
Wasser gegeben und mit Hilfe des Wassers in einen Behandlungsreaktor überführt. In
diesem Behandlungsraum wurde das Granulat mit heisser Luft von vorzugsweise 90 bis
125°C erhitzt und von flüchtigen Komponenten befreit.
[0007] Alternativ wurde in der
EP-2 072 203 A1 vorgeschlagen, ein durch Extrusion und anschliessende Unterwassergranulation bei
40-60°C hergestelltes Granulat in einen Behandlungsreaktor zu überführen und dort
mit beispielsweise heissem Wasser von etwa 75-100°C für 15 min bis 6 h zu erwärmen
und von flüchtigen Komponenten zu befreien.
[0008] Gemäss der
WO 2013/072 035 A1 macht aber die Verwendung heissen Wassers (oder einer anderen heissen Flüssigkeit)
als Reinigungsmedium eine aufwendige Reinigungsstufe erforderlich. In der
WO 2013/072 035 A1 wurde daher vorgeschlagen, eine Granulat-Flüssigkeits-Aufschlämmung durch Extrusion
und anschliessende Unterwassergranulation bei 40-60°C herzustellen und danach in einem
Behandlungsraum mit beispielsweise Wasserdampf zu erwärmen und von flüchtigen Komponenten
zu befreien. Es wurde als wesentlicher Aspekt der dortigen Lehre beschrieben, dass
im Behandlungsraum die Kombination von anwesender Flüssigkeit und anwesendem Dampf
zu einer effektiven Entfernung von flüchtigen Komponenten führt und zudem auf einen
Trocknungsschritt vor dem Behandlungsraum verzichtet werden kann.
[0009] Die Lehre des Stands der Technik ist immer noch nicht optimal. Die Einführung einer
Granulat-Wasser-Aufschlämmung in den Behandlungsraum hat den Nachteil, dass bei Einsatz
von Luft oder eines anderen trockenen Gases das in der Aufschlämmung enthaltene Wasser
verdampft, was zu einer unerwünschten Abkühlung der Granulate führt.
[0010] Es war die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Nachteile aus dem Stand der Technik
zu überwinden und ein verbessertes Verfahren zum Recycling von Polyolefinen bereitzustellen.
[0011] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst.
[0012] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Recycling von Polyolefinen,
umfassend die Schritte
- a) Extrusion von gebrauchtem Polyolefin-Material
- b) Herstellung von Granulaten aus dem aus der Extrusion austretenden Polyolefin-Material
in einem flüssigen Kühlmedium,
- c) Abtrennen des Kühlmediums zum Erhalt eines trockenen Polyolefingranulats
- d) Behandlung des trockenen Polyolefingranulats in einem Behandlungsraum mit einem
Behandlungsgas, vorzugsweise im Gegenstrom,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren derart durchgeführt wird, dass das trockene
Polyolefingranulat direkt nach dem Abtrennen des Kühlmediums in Schritt c) noch eine
Temperatur T2 aufweist, welche oberhalb einer Temperatur T1 des flüssigen Kühlmediums
im Schritt b) und im Bereich von 71°C-200°C, vorzugsweise 80°C-160°C, aber unterhalb
des Schmelzpunkts des Granulats liegt, und mindestens 75% der trockenen Polyolefingranulate
im Behandlungsraum eine Temperatur T3 aufweisen, welche in einem Bereich von T2 ±
20°C liegt, aber unterhalb des Schmelzpunkts des Granulats.
[0013] Es wurde erfindungsgemäss überraschend gefunden, dass eine effiziente und energetisch
vorteilhafte Entfernung flüchtiger Komponenten aus Polyolefin-Material möglich ist,
wenn die Herstellung eines Polyolefin-Granulats aus gebrauchtem Polyolefin-Material
durch Einbringen eines aus der Extrusion austretenden Polyolefin-Materials in ein
heisses flüssiges Kühlmedium gefolgt von rascher Abtrennung des Polyolefin-Granulats
vom flüssigen Kühlmedium erfolgt, wobei das das flüssige Kühlmedium hierbei vorzugsweise
eine Temperatur T1 im Bereich von 50 bis 100°C, bevorzugt 70 bis 100°C, noch bevorzugter
75 bis 95°C und insbesondere bevorzugt 80 bis 90°C aufweist. Erfindungsgemäss bevorzugt
handelt es sich beim dem Kühlmedium um Wasser.
[0014] Auf diese Weise behält das so hergestellte Polyolefin-Granulat eine für die anschliessende
Behandlungsstufe erforderliche Temperatur; ein energetisch nachteiliges Aufheizen
des Polyolefin-Granulats durch das Reinigungsgas in der Behandlungsstufe, wie es im
vorstehend diskutierten Stand der Technik erforderlich ist, erübrigt sich daher.
[0015] Weiterhin wurde erfindungsgemäss gefunden, dass es im Gegensatz zur Lehre der
WO 2013/072 035 A1 vorteilhaft ist, keine Granulat-Wasser-Aufschlämmung in den Behandlungsraum zur Entfernung
flüchtiger Komponenten einzuführen, sondern vielmehr trockenes Polyolefingranulat.
Es wurde erfindungsgemäss gefunden, dass die in der
WO 2013/072 035 A1 beschriebene Anwesenheit von Wasser im Behandlungsraum für eine effiziente Entfernung
flüchtiger Komponenten nicht erforderlich ist. Die mit der Anwesenheit von Wasser
im Behandlungsraum einhergehenden Nachteile (unerwünschte Abkühlung der Granulate
aufgrund Verdampfung von Wasser bei Einsatz von Luft oder eines anderen trockenen
Gases im Behandlungsraum) können erfindungsgemäss somit überwunden werden.
[0016] Erfindungsgemäss wird somit das Polyolefingranulat nach seiner Herstellung rasch
vom flüssigen Kühlmedium aus der Granulationsstufe abgetrennt, so dass es direkt nach
dem Abtrennen des Kühlmediums eine Temperatur T2 aufweist, welche oberhalb der Temperatur
T1 des flüssigen Kühlmediums liegt. Mit anderen Worten erfolgt die Abtrennung des
flüssigen Kühlmediums aus der Granulationsstufe innerhalb weniger Sekunden, vorzugsweise
höchstens 10 s, nachdem das Polyolefin-Material nach Austritt aus dem Extruder in
Kontakt mit dem flüssigen Kühlmedium kam.
[0017] Auf diese Weise wird sichergestellt, dass mindestens 75% des trockenen Polyolefingranulats
im Behandlungsraum eine Temperatur T3 aufweist, welche in einem Bereich von T2 ± 20°C
liegt, aber unterhalb des Schmelzpunkts des Granulats. Selbstverständlich darf das
Polyolefin-Material während der Behandlungsstufe nicht schmelzen. Mit anderen Worten
weist das Polyolefingranulat im Behandlungsraum die zur effizienten Entfernung flüchtiger
Komponenten mit Hilfe eines Gases wie Luft erforderliche Temperatur bereits aufgrund
der vorgängigen Verfahrensschritte auf, ohne dass ein Erhitzen des Polyolefingranulats
im Behandlungsraum erforderlich wäre. Das erfindungsgemässe Verfahren ist somit energetisch
effizient.
[0018] Die vorliegende Erfindung betrifft das Recycling von gebrauchtem Polyolefin-Material.
[0019] Erfindungsgemäss wird unter einem gebrauchten Material ein material verstanden, welches
bereits mindestens einmal industriell oder privat verwendet wurden. Polyolefin-Material
aus industrieller Benutzung wird als post-industrial-Material bezeichnet; Polyolefin-Material
aus privater Benutzung wird als post-consumer-Material bezeichnet.
[0020] Ein Polyolefin ist ein Polymer, welches durch Polymerisation von Olefin-Monomeren
(d.h. von Alkenen) hergestellt wird. Industriell sind im Wesentlichen Polyolefine
relevant, welche aus C
2-C
10-Alkenen aufgebaut sind. Besonders bevorzugt sind Polyolefine auf Basis von Ethen
(d.h. Polyethylen) oder Propen (d.h. Polypropylen). Die mit dem erfindungsgemässen
Verfahren zu behandelnden Polyolefine können Hompolymere oder Co-Polymere aus den
vorstehend genannten Monomeren sein.
[0021] Die Herstellung von Polyolefinen ist hinlänglich bekannt (beispielsweise das Ziegler-Natta-Verfahren)
und muss hier nicht näher erläutert werden. Typischerweise werden die Alken-Monomere
in Gegenwart geeigneter Katalysatoren polymerisiert.
[0022] Die vorliegende Erfindung betrifft die effiziente Abtrennung von gebrauchtem Polyolefin-Material
von flüchtigen Komponenten. Diese flüchtigen Komponenten werden vom Polyolefin-Material
während seines Gebrauchs aufgenommen, beispielsweise durch Absorption oder Diffusion.
[0023] Beim gebrauchten Polyolefin-Material handelt es sich zum Beispiel um Behälter aus
dem Gesundheits- und Körperpflegebereich, um Behälter für Reinigungsmittel und Getränke,
wie Milch, Wasser oder Fruchtsäfte, oder um Behälter und Schalen für feste oder pastöse
Lebensmittel, wie Joghurt oder Fertiggerichte, wobei es sich bei den flüchtigen Komponenten
um natürlich vorkommende oder zugesetzte Aromasubstanzen, um Rückstände der Füllgüter,
um Abbauprodukte der Füllgüter wie auch um Abbauprodukte des Polyolefin-Material handeln
kann. Weiter umfassen die flüchtigen Substanzen, Substanzen, die während den vorgängigen
Schritten zur Rückführung, Sortierung und Aufbereitung mit dem Polyolefin Material
in Kontakt gekommen sind und von diesem aufgenommen wurden.
[0024] Weiter kann es sich beim gebrauchten Polyolefin-Material zum Beispiel um Folien aus
dem Haushaltsbereich oder Landwirtschaftsbereich handeln, wobei es sich in diesem
Fall bei den flüchtigen Komponenten um Substanzen handeln kann, die aus anhaftenden
Produkten, wie zum Beispiel Lebensmittelresten, Erde oder Düngemitteln, übertragen
wurden.
[0025] Erfindungsgemäss wird unter einer flüchtigen Komponente eine Substanz verstanden,
welche bei Lagerbedingungen von -60°C bis 60°C durch Diffusion aus dem Polyolefin-Material
austreten kann. Üblicherweise haben derartige Substanzen ein Molekulargewicht von
30 bis 300g/mol und unter Atmosphärendruck einen Siedepunkt von -60°C bis 360°C, vorzugsweise
weniger als 280°C und besonders bevorzugt weniger als 230°C. Insbesondere handelt
es sich bei den flüchtigen Komponenten um niedermolekulare Substanzen mit 1 bis 30
Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, bevorzugter 1 bis 15 Kohlenstoffatomen
und besonders bevorzugt 2 bis 12 Kohlenstoffatomen. Beispielhafte flüchtige Verbindungen
sind entsprechende Kohlenwasserstoffe, Alkohole oder Terpene wie Limonen, Amine oder
Thiole.
[0026] Vor der Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens kann das gebrauchte Polyolefin-Material
vorzugsweise eine Vorbehandlung unterzogen werden. Beispielsweise ist die Vorbehandlung
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Sortierung nach Farbe, Sortierung nach Polymerart,
Zerkleinerung, Oberflächenreinigung wie Waschen, Vortrocknung, und Kombinationen davon.
Diese Vorbehandlungsschritte sind hinlänglich bekannt. So kann eine Sortierung nach
Farbe manuell oder vorzugsweise mit entsprechenden Sortiermaschinen (wie beispielsweise
nach der Sortex®-Technologie arbeitende Maschinen) durchgeführt werden. Eine Sortierung
nach Polymerart kann beispielsweise durch eine Dichtetrennung wie in einem Schwimm-Sink-Becken
durchgeführt werden. Eine Zerkleinerung kann in bekannten Zerkleinerungsmaschinen
wie einer Granulationsvorrichtung erfolgen. Eine Oberflächenreinigung kann mit bekannten
Lösungsmitteln (kaltes oder heisses Wasser, organische Lösungsmittel) durchgeführt
werden, welche gegebenenfalls mit oberflächenaktiven Substanzen (wie Seifen oder nichtionischen
Tensiden) versetzt sind.
[0027] Eine besondere Ausführungsform sieht vor, dass durch gezielte Sammlung und Sortierung
das erfindungsgemäss zu reinigende Polyolefin-Material zu mehr als 95%, insbesondere
zu 99 bis 100% aus Polyolefinflaschen, Behältern oder Schalen für Lebensmittel stammt,
wobei das erfindungsgemäss gereinigte Polyolefin-Material wieder in direktem Kontakt
mit Lebensmittel eingesetzt werden kann.
[0028] Je nach Art und Grad der Verschmutzung bzw. Verunreinigung des gebrauchten Polyolefin-Materials
können eine oder mehrere der vorstehend genannten Vorbehandlungen durchgeführt werden.
Bei nur gering verunreinigtem Material kann aber auf eine Vorbehandlung auch verzichtet
werden.
[0029] Das gebrauchte und gegebenenfalls wie vorstehend beschrieben vorbehandelte Polyolefin-Material
wird in einem Extruder aufgeschmolzen. Erfindungsgemäss können hierfür übliche Einwellen-,
Zweiwellen- oder Mehrwellenextruder verwendet werden. Ein verwendbarer Zweiwellenextruder
ist beispielsweise in der
DE 195 36 289 C2 beschrieben. Ein verwendbarer Mehrwellenextruder wie ein ringförmiger 12-Wellenextruder
ist beispielsweise in der
WO 03/022050 A1 beschrieben.
[0030] Das gebrauchte und gegebenenfalls wie vorstehend beschrieben vorbehandelte Polyolefin-Material
wird in festem Zustand in eine Einlassöffnung des Extruders eingeführt und dort durch
Erhitzen aufgeschmolzen.
[0031] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform kann während des Erhitzens des Polyolefin-Materials
eine Vortrocknung und/oder Entgasung durchgeführt werden, indem das Material vor dem
Extruder in einem Trockner oder in einem ersten Abschnitt des Extruders für eine vorbestimmte
Zeit bei einer Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur gehalten wird. Der Trockner
und/oder Extruder weist in diesem Bereich vorzugsweise eine Auslassöffnung für entweichende
flüchtige Komponenten auf. Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung kann diese Vortrocknung und/oder Entgasung unter verringertem Druck und/oder
unter Zugabe eines Inertgases durchgeführt werden. In diesem Fall weist der Extruder
die hierfür erforderlichen Einheiten (Vakuumpumpe bzw. Gasein- und auslass) auf. Alternativ
kann die Entgasung aber auch erst nach Aufschmelzen des Polyolefin-Materials durchgeführt
werden. Auch in diesem Fall kann die Schmelzeentgasung unter verringertem Druck und/oder
unter Zugabe eines Inertgases durchgeführt werden. In diesem Fall weist der Extruder
die hierfür erforderlichen Einheiten (Vakuumpumpe bzw. Gasein- und auslass) auf.
[0032] Das geschmolzene Polyolefin-Material kann gemäss einer bevorzugten Ausführungsform
zudem durch eine Schmelzefiltration zur Abscheidung von Verunreinigungspartikeln aufgereinigt
werden. Zum Aufbau des notwendigen Druckes wird vorzugsweise eine Schmelzepumpe eingesetzt.
Diese Schritte und die hierfür erforderlichen Komponenten sind dem Fachmann bekannt.
[0033] In einer Austrittsvorrichtung aus dem Extruder, insbesondere einer Düse oder Düsenplatte,
werden aus der Polyolefinschmelze einzelne Polymerstränge geformt. Zur Herstellung
von Granulaten (d.h. Teilchen definierter Form und Grösse) aus den Polymersträngen
können die im Stand der Technik bekannten Granulationstechniken, wie Stranggranulation,
Wasserringgranulation, Unterwassergranulation oder Kopfgranulation (auch hot face
- Granulation) verwendet werden. Dabei werden die Polymerstränge, die aus den Schmelzekanälen
austreten, verfestigt und in eine Vielzahl an einzelnen Granulaten aufgetrennt, wobei
das Auftrennen vor oder nach dem Verfestigen erfolgen kann. Das Auftrennen erfolgt
zum Beispiel durch eine selbstständige Tropfenbildung, durch den Einsatz eines flüssigen
Schermediums oder durch ein mechanisches Trennen, insbesondere Schneiden. Während
eine selbstständige oder eine durch ein Schermedium erzwungene Tropfenbildung am Düsenaustritt
erfolgt, kann ein Schneiden sowohl direkt am Düsenaustritt erfolgen oder aber erst
nach dem Durchlaufen einer Behandlungsstrecke.
[0034] Das Verfestigen der Polyolefinschmelze erfolgt durch Kühlen mit Hilfe mindestens
eines flüssigen Kühlmediums oder einer Kombination verschiedener flüssiger Kühlmedien.
Als flüssiges Kühlmedium sind insbesondere Flüssigkeiten geeignet, die eine hohe spezifische
Wärmekapazität, bevorzugt grösser als 2 kJ/(kg·K) und einen ausreichend hohen Siedepunkt,
bevorzugt grösser als 90°C aufweisen, sowie das Polyolefin nicht wesentlich angreifen
oder verändern und keine toxischen Rückstände im Polyolefin hinterlassen. Erfindungsgemäss
bevorzugt wird ein einziges flüssiges Kühlmedium verwendet. Bevorzugt sind Wasser
oder Ethylenglykol oder deren Gemische. Besonders bevorzugt ist Wasser als Kühlmedium.
[0035] Erfindungsgemäss bevorzugt hat das flüssige Kühlmedium bei Eintritt in die Granulationsvorrichtung
eine Temperatur, welche mindestens 50°C, bevorzugter mindestens 70°C beträgt, aber
unterhalb seines Siedepunktes liegt. Im Fall von Wasser beträgt die Temperatur des
Kühlmediums gemäss dieser Ausführungsform bei Normaldruck daher 50° bis 100°C, bevorzugter
70°C bis 100°C, noch bevorzugter 75°C-95°C, und besonders bevorzugt 80°C-90°C. Durch
die Druckabhängigkeit des Siedepunktes erhöht sich die geeignete Temperatur des flüssigen
Kühlmediums bei erhöhtem Druck im Flüssigkeitssystem. Bei tieferem Druck reduziert
sich die geeignete Temperatur, was unter anderem auch bei offenen Systemen mit tiefem
Aussendruck der Fall ist.
[0036] Erfindungsgemäss bevorzugt erfolgt die Granulation durch eine Stranggranulation oder
durch eine Unterwassergranulation, wobei die Unterwassergranulation besonders bevorzugt
ist.
[0037] Bei der Unterwassergranulation erfolgt die Granulierung unter Wasser. Die erhaltenen
Granulatpartikel werden im Unterwassergranulator gleichzeitig abgekühlt. Wie vorstehend
ausgeführt darf die Abkühlung aber nicht so stark ausfallen, dass die Granulatpartikel
unterhalb der für die nachfolgende Behandlung im Behandlungsraum erforderlichen Temperatur
abgekühlt werden. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von erwärmtem Wasser,
welches eine Temperatur bei Normaldruck von 50°C bis 100°C, vorzugsweise 70°C bis
100°C, bevorzugter 75°C-95°C, und besonders bevorzugt 80°C-90°C aufweist, und rascher
Abtrennung des gebildeten Polyolefin-Granulats vom flüssigen Kühlmedium erreicht werden.
Zudem darf das Granulat nur kurz mit dem flüssigen Kühlmedium in Kontakt kommen. Erfindungsgemäss
beträgt die Kontaktzeit von Granulat und flüssigem Kühlmedium wenige Sekunden, vorzugsweise
höchstens 10 s, besonders bevorzugt 0,1 bis 3 s und insbesondere bevorzugt 0,2 bis
1.5 s.
[0038] Die derart hergestellten Granulate sollen bevorzugterweise eine definierte Granulatform,
wie zum Beispiel zylinderförmig, kugelförmig, tropfenförmig, linsenförmig, kugelähnlich
oder einer Design-Form, wie sie zum Beispiel in
EP 0 541 674 vorgeschlagen ist, aufweisen. Die mittlere Granulatgrösse soll zwischen 0.1 mm und
10 mm, bevorzugterweise zwischen 0.5 mm und 3.5 mm und besonders bevorzugt zwischen
0.85 mm und 3 mm liegen. Als mittlere Granulatgrösse gilt der statistische Mittelwert
des mittleren Granulatdurchmessers, der sich aus dem Durchschnitt aus Granulathöhe,
-länge und -breite (mit bekannten Methoden messbar) ergibt. Die Granulatgrössenverteilung
soll in einem engen Spektrum gehalten werden. Bevorzugt ist die Standardabweichung
der Granulatgewichte von 100 gemessenen Granulaten zwischen 2 und 20%.
[0039] Das Granulat wird anschliessend über eine Verbindungsleitung in eine Einheit zum
Trocknen des Granulats (Trennvorrichtung zur Abtrennung vom Kühlmedium) überführt.
Zur Vermeidung einer zu starken Abkühlung des Granulats sollte dieses so schnell wie
möglich aus dem Granulator und durch die Verbindungsleitung geführt werden. Vorzugsweise
kann die Fliessgeschwindigkeit in der Verbindungsleitung durch Einleitung eines Gasstroms
(vorzugsweise Luft) erhöht werden.
[0040] Das Trennen der Granulate von einem flüssigen Kühlmedium erfolgt in einem Behandlungsraum
mittels im Stand der Technik bekannter Trennvorrichtungen als Trocknungsvorrichtung.
Dabei kann es sich lediglich um passive Trennvorrichtungen, wie zum Beispiel Gitter
oder Roste, handeln, durch die das Kühlmedium, nicht aber das Granulat durchtreten
kann. Üblicherweise werden aktive Trennvorrichtungen zumindest für einen Teil der
Trennung verwendet, wobei die Trennung zum Beispiel aufgrund einer Gasdurchströmung,
einer Zentrifugalkraft, eines Aufpralls, einer Verdampfung oder Kombinationen daraus
erfolgen kann. Solche Vorrichtungen sind zum Beispiel als Absaugvorrichtungen, Pralltrockner
oder Zentrifugaltrockner bekannt. Das Abtrennen kann durch die Zufuhr eines Gasflusses
in die Trennvorrichtung unterstützt werden, wobei der Gasfluss optional erwärmtes
oder getrocknetes Gas, insbesondere Luft umfasst. Ein Zentrifugaltrockner mit Luftzufuhr
ist bevorzugt.
[0041] Zur beschleunigten Verdampfung von flüssigem Kühlmedium kann gemäss einer bevorzugten
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in der Trennvorrichtung bevorzugt eine
Temperatur im Bereich von 80 bis 160°C, vorzugsweise von 90 °C bis 140 °C und besonders
bevorzugt von 95 bis 120 °C angelegt werden. Das Granulat verweilt in der Trennvorrichtung
höchstens 10 s, besonders bevorzugt 0,1 bis 3 s und insbesondere bevorzugt 0,1 bis
2 s.
[0042] Die Trennvorrichtung weist mindestens eine Eintragsöffnung für die Zufuhr des Granulats
in die Einheit auf. Bei der Eintragsöffnung kann es sich zum Beispiel um eine Öffnung
im Gehäuse oder um den Austritt aus einem Rohr, das in das Gehäuse geführt wird, handeln.
Weiterhin weist die Trennvorrichtung mindestens eine Austragsöffnung für die Wegfuhr
des Granulats aus der Einheit auf. Bei der Austragsöffnung kann es sich zum Beispiel
um eine Öffnung im Gehäuse oder um den Eintritt in ein Rohr, das aus dem Gehäuse heraus
geführt wird, handeln. Weiterhin weist die Trennvorrichtung mindestens eine Austragsöffnung
für die Wegfuhr des flüssigen Kühlmediums aus der Einheit auf.
[0043] Im Behandlungsraum liegt eine Gasphase vor, welche das verdampfende Kühlmedium aufnimmt.
Bevorzugt handelt es sich bei dem Gas um Luft. Es können aber auch andere Gase oder
Gasgemische mit einem niedrigeren Sauerstoffgehalt als Luft verwendet werden.
[0044] Die Trennvorrichtung ist vorzugsweise keine abgeschlossene Einheit. Die Trennvorrichtung
weist vorzugsweise mindestens eine Austrittsöffnung zur Abfuhr von Gas, vorzugsweise
Luft, auf. Bevorzugt mündet die Austrittsöffnung der Trennvorrichtung in eine Gasabfuhrleitung,
in welcher ein Ventilator zur Luftzirkulation durch die Trennvorrichtung angeordnet
ist. Optional ist die Austrittsöffnung mit einem Kondensator zur Rückgewinnung von
flüssigem Kühlmedium aus dem abgeführten Gas verbunden.
[0045] Die Trennvorrichtung kann weiterhin mindestens eine Eintrittsöffnung zur Einleitung
von Gas, vorzugsweise Luft, aufweisen. Die Eintrittsöffnung ist in diesem Fall bevorzugt
am entgegen gesetzten Ende des Behandlungsraums zur Austrittsöffnung angeordnet, um
ein vollständiges Durchströmen des Behandlungsraums mit Gas zu gewährleisten. Es ist
aber auch möglich, dass die Eintrittsöffnung zur Einleitung von Gas nicht in der Trennvorrichtung
angeordnet ist, sondern in einer nachfolgenden Einheit oder einer Verbindungsleitung
zu einer nachfolgenden Einheit.
[0046] Gemäss einer Ausführungsform wird das Gas über einen Ansaugfilter der Eintrittsöffnung
zugeführt. In der zur Eintrittsöffnung führenden Gasleitung kann ein Ventilator zur
Luftzirkulation durch die Trennvorrichtung angeordnet sein. Dieser Ventilator kann
zusätzlich zum Ventilator in der Gasabfuhrleitung vorgesehen sein oder an dessen Stelle
treten.
[0047] Die zur Eintrittsöffnung führende Leitung und die von der Austrittsöffnung abgehende
Leitung können miteinander untere Ausbildung eines geschlossenen Kreislaufs verbunden
sein. Bei dieser Ausführungsform muss das Gas vor Wiedereintritt in den Behandlungsraum
aber durch einen Kondensator geführt werden, um das im Gas befindliche verdampfte
Kühlmedium abzutrennen.
[0048] Die erfindungsgemässe Vorrichtung weist vorzugsweise einen Kühlmedium-Kreislauf auf.
Das Kühlmedium wird aus einem Vorratsbehälter (Tank) vorzugsweise über eine Umwälzpumpe
und gegebenenfalls einen Wärmetauscher (zum wahlweisen Erhitzen oder Abkühlen des
Kühlmediums) in die Formeinheit (Granulationsvorrichtung) geführt. Das in der Trennvorrichtung
oder einem allfälligen Kondensator abgetrennte Kühlmedium kann über eine Rohrleitung
zurück in den Vorratsbehälter geführt werden.
[0049] Erfindungsgemäss wird das Polyolefingranulat nach seiner Herstellung rasch vom flüssigen
Kühlmedium aus der Granulationsstufe abgetrennt, so dass es direkt nach dem Abtrennen
des Kühlmediums eine Temperatur T2 aufweist, welche oberhalb der Temperatur T1 des
flüssigen Kühlmediums liegt.
[0050] Erfindungsgemäss bevorzugt weist das Polyolefingranulat direkt nach dem Abtrennen
des Kühlmediums eine Temperatur T2 aufweist, welche im Bereich von 71°C-200°C, vorzugsweise
80°C-160°C und im Fall von Polyethylen besonders bevorzugt bei 71°-120°C liegt.
[0051] Nach Abtrennung des flüssigen Kühlmediums ist das Polyolefingranulat trocken. Erfindungsgemäss
ist unter "trocken" zu verstehen, dass das Granulat eine maximale Restfeuchte von
2 Gew.-%, vorzugsweise von 0,01-1,5 Gew.-% und insbesondere bevorzugt 0,01-1 Gew.-%
aufweist.
[0052] Nach dem Abtrennen der Polyolefingranulate vom flüssigen Kühlmedium erfolgt ein Übertrag
in die nachfolgende Einheit, nämlich die Behandlungsvorrichtung welche einen Behandlungsraum
umfasst. Vorzugsweise wird dies mit Hilfe einer Verbindungsleitung erreicht, welche
zwischen Trennvorrichtung und Behandlungsvorrichtung angeordnet ist und die Austragsöffnung
der Trennvorrichtung mit der Eintragsöffnung der Behandlungsvorrichtung verbindet.
[0053] Die Verbindungsleitung ist gemäss einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
derart ausgestaltet, dass ein ungehinderter Durchtritt der zu behandelnden Polyolefingranulate
von der vorgeschalteten Einheit zur nachfolgenden Einheit gewährleistet ist.
[0054] Gemäss einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist in der Verbindungsleitung
zwischen Trennvorrichtung und Behandlungsvorrichtung ein Sieb angeordnet, durch das
einzelne Granulate mit spezifikationsgemässer Grösse ungehindert durchtreten können,
das jedoch Granulatagglomerate und zu grosse Granulate zurück hält.
[0055] Gemäss einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist in der Verbindungsleitung
zwischen Trennvorrichtung und Behandlungsvorrichtung eine Absperreinheit, vorzugsweise
eine Schleuseneinheit wie zum Beispiel eine Zellradschleuse, oder ein Schieber, oder
eine Anfahrweiche angeordnet.
[0056] Gemäss einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind in der Verbindungsleitung
zwischen Trennvorrichtung und Behandlungsvorrichtung mehrere der vorstehend genannten
Einheiten aus der Gruppe bestehend aus Sieb, Schleuseneinheit wie zum Beispiel eine
Zellradschleuse, Schieber, und Anfahrweiche angeordnet.
[0057] Die Förderung des Granulats in den Verbindungsleitungen kann entweder durch freien
Fall (d.h. aufgrund der Gravitationskraft in einer vertikal oder geneigt angeordneten
Leitung), mechanisch oder bevorzugt pneumatisch erfolgen. Gemäss einer besonders bevorzugten
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erfolgt die pneumatische Förderung der
Granulate durch die Verbindungsleitungen mittels einer Dichtstromförderung mit einer
Fördergeschwindigkeit von 1-8 m/s, oder alternative mittels einer Dünnstromförderung
mit einer Fördergeschwindigkeit von 10-18 m/s. Bevorzugt wird das Fördergas vor dem
in Kontaktbringen mit dem Polyolefingranulat erwärmt, um eine übermässige Abkühlung
des Polyolefingranulats während der Förderung zu verhindern. Optional wird das Fördergas
derart erwärmt, dass das Polyolefingranulat am Austritt aus der Förderung eine höhere
Temperatur aufweist als am Eintritt in die Förderung.
[0058] Bevorzugt liegt die Fördergastemperatur im Bereich von 60 bis 200°C, für Polyethylen
insbesondere im Bereich von 60 bis 160°C, bevorzugt von 70 bis 120°C, für Polypropylen
insbesondere im Bereich von 80 bis 180°C, bevorzugt von 90 bis 160°C,
[0059] Das Polyolefingranulat tritt anschliessend in einen Behandlungsraum ein, welcher
in einer Behandlungsvorrichtung angeordnet ist. In diesem Behandlungsraum erfolgt
die effiziente Entfernung der flüchtigen Komponenten aus dem Polyolefingranulat.
[0060] Erfindungsgemäss bevorzugt durchfliessen die Polyolefingranulate den Behandlungsraum
im Wesentlichen von oben nach unten, während der Behandlungsraum im Gegenstrom oder
alternativ im Kreuzstrom oder einer Kombination von Gegenstrom und Kreuzstrom von
einem Behandlungsgas durchströmt wird.
[0061] Als Behandlungsgase können zum Beispiel Luft, Wasserdampf oder Inertgase wie Stickstoff,
Edelgase wie Argon, oder CO
2 zum Einsatz kommen. Das Behandlungsgas kann ein Gemisch mehrerer Behandlungsgase
umfassen. Das Behandlungsgas kann Additive enthalten, welche die Entfernung der flüchtigen
Komponenten unterstützen. Erfindungsgemäss bevorzugt ist das Behandlungsgas Luft.
Als Luft kann dabei angesaugte Umgebungsluft, Luft aus einem Druckluftnetz, üblicherweise
mit einem Taupunkt von unter 10°C, oder Luft aus einem Trockenlufterzeuger, üblicherweise
mit einem Taupunkt unter -10°C, verwendet werden.
[0062] Die Behandlungsvorrichtung mit Behandlungsraum kann grundsätzlich eine beliebige
Einheit sein, in welcher eine Granulatbehandlung mit einem Gas durchgeführt werden
kann. Mit anderen Worten kann das erfindungsgemässe Verfahren mit jeder Einheit durchgeführt
werden, in welcher die erfindungsgemässen Bedingungen eingestellt werden können.
[0063] Erfindungsgemäss bevorzugt ist Behandlungsvorrichtung mit Behandlungsraum unterhalb
der Trennvorrichtung angeordnet.
[0064] Der Behandlungsraum ist von einem Gehäuse umgeben. Der horizontale Querschnitt des
Behandlungsraumes kann eine beliebige Form aufweisen, ist bevorzugterweise aber rund
oder rechteckig. Der Behandlungsraum ist bevorzugt im Wesentlichen vertikal, besonders
bevorzugt genau vertikal angeordnet, so dass das Granulat die Vorrichtung von oben
nach unten in Form eines bewegten Festbetts durchfliessen kann. Wichtig ist dabei,
dass ein gleichmässiger Produktfluss erreicht werden kann. Der Behandlungsraum ist
seitlich durch einen Mantel begrenzt. Die Mantelwand kann dabei aus zylindrischen,
konischen oder aus einer Kombination aus konischen und zylindrischen Segmenten bestehen,
wodurch sich die Gasgeschwindigkeitsverteilung über die Höhe der Vorrichtung beeinflussen
lässt. Eine Verengung im Deckenbereich erlaubt eine Erhöhung der Gasgeschwindigkeit,
was zu einer lokalen Verwirbelung führt, wodurch sich eine verbesserte Produktverteilung
erreichen lässt.
[0065] Eine besondere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht einen wenigstens
annähernd rotationssymmetrischen Gehäusemantel vor, was fertigungstechnische Vorteile
sowie Vorteile für einen regelmässigen Produktfluss ergibt.
[0066] Im Innern des Behandlungsraumes können Verdrängungskörper angeordnet sein, die nicht
vom Granulat durchflossen werden und somit den Behandlungsraum verkleinern. Solche
Verdrängungskörper können zum Beispiel zur Durchführung von Behandlungsgas, zur Anpassung
der freien Querschnittsfläche oder zur Verbesserung des Granulatflusses eingesetzt
werden.
[0067] Im Innern des Behandlungsraumes können Trennwände angeordnet sein, die den Behandlungsraum
in zwei oder mehrere Kammern unterteilen. Die Kammern können durch Durchlassöffnungen
für die Granulate miteinander verbunden sein.
[0068] Bevorzugt mündet zumindest eine Eintragsöffnung in den Deckenbereich des Behandlungsraumes
und ermöglicht das Einführen des zu behandelnden Granulats in den Behandlungsraum.
Bei der Eintragsöffnung kann es sich zum Beispiel um eine Öffnung im Gehäuse oder
um den Austritt aus einem Rohr, das in das Gehäuse geführt wird, handeln. Die Eintragsöffnung
kann in mehrere Segmente unterteilt sein, was eine Verteilung der Granulate im Behandlungsraum
erlaubt.
[0069] Bevorzugt mündet zumindest eine Austragsöffnung in den unteren Teil des Behandlungsraumes,
durch die behandeltes Granulat aus dem Behandlungsraum ausgetragen werden kann. Bei
der Austragsöffnung kann es sich zum Beispiel um eine Öffnung im Gehäuse oder um den
Eintritt in ein Rohr, das aus dem Gehäuse heraus geführt wird, handeln. Üblicherweise
wird das Granulat durch einen konischen Bereich der Austragsöffnung zugeführt. Der
Winkel des Auslaufkonus beträgt zur Horizontalen bevorzugterweise 50 - 80°, wenn das
Granulat im Austragskonus nicht fluidisiert oder vibriert wird, und 15-60°, insbesondere
30-50°, wenn das Granulat im Austragskonus fluidisiert oder vibriert wird. Alternativ
kann das Granulat auch mittels einer mechanischen Austragsvorrichtung, wie zum Beispiel
einer Schnecke, der Austragsöffnung zugeführt werden.
[0070] Unterhalb der Austragsöffnung befindet sich erfindungsgemäss bevorzugt eine Absperreinheit,
vorzugsweise eine Schleuseneinheit, wie zum Beispiel eine Zellradschleuse, ein Schieber,
oder eine Walzeneinheit mit deren Hilfe der Granulatabfluss aus dem Behandlungsraum
geregelt wird. Als Regelgrösse kann dabei zum Beispiel die Füllhöhe des Granulates
im Behandlungsraum oder das Gewicht der Granulate in der den Behandlungsraum umfassenden
Behandlungsvorrichtung dienen.
[0071] Zum Behandlungsraum der erfindungsgemässen Vorrichtung führen zumindest eine Zuführeinrichtung
und zumindest eine Wegführeinrichtung für ein Behandlungsgas. Jede Zuführeinrichtung
weist zumindest eine Eintrittsöffnung auf, durch die Behandlungsgas in den Behandlungsraum
strömt. Jede Wegführeinrichtung weist zumindest eine Austrittsöffnung auf, durch die
Behandlungsgas aus dem Behandlungsraum strömt.
[0072] Die Zuführeinrichtung kann sich dabei im Mantel oder vorzugsweise im Bodenbereich
des Behandlungsraumes befinden. Die Wegführeinrichtung kann sich dabei im Mantel oder
vorzugsweise im Deckenbereich des Behandlungsraumes befinden.
[0073] Eine besondere Ausführungsform sieht vor, dass eine Wegführeinrichtung für das Behandlungsgas
in die Eintragsöffnung der Polyolefingranulate integriert ist.
[0074] Eine besondere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht vor, dass der Behandlungsraum
nach unten teilweise durch eine gasdurchlässige Absperreinrichtung, insbesondere ein
Lochblech mit einer Vielzahl an Eintrittsöffnungen, begrenzt wird, die von Behandlungsgas
zumindest stellenweise, nicht aber von den Granulaten durchströmt werden kann. Dazu
sind die Öffnungen kleiner als der Durchmesser der Granulate. Die Durchlassfläche
weist bevorzugterweise zwischen 1% und 30% auf. Bevorzugt sind Öffnungen zwischen
20 und 90%, insbesondere zwischen 30 und 80% des Durchmessers der Granulate. Die Anzahl,
Grösse und Anordnung der Öffnungen kann dabei gleichmässig oder ungleichmässig sein.
Die Absperreinrichtung ist konisch oder schräg nach unten angeordnet, wobei die für
den Auslaufkonus beschriebenen Winkel auch hier Gültigkeit haben.
[0075] Das den Behandlungsraum durchströmende Behandlungsgas dient zur effizienten Entfernung
flüchtiger Komponenten aus dem Polyolefingranulat. Ein Erwärmen des Polyolefingranulats
im Behandlungsraum ist nicht vorgesehen beziehungsweise wird nicht realisiert. Erfindungsgemäss
kann auf ein Erwärmen des Polyolefingranulats im Behandlungsraum verzichtet werden,
weil das Polyolefingranulat bei Eintritt in den Behandlungsraum eine für die effiziente
Entfernung flüchtiger Komponenten ausreichende Latentwärme aufweist. Dies wird erfindungsgemäss
wie vorstehend ausgeführt dadurch erreicht, dass einerseits die Granulation mit einem
heissen flüssigen Kühlmedium durchgeführt und andererseits das Polyolefingranulat
anschliessend schnell durch Abtrennung des flüssigen Kühlmediums getrocknet wird.
Auf diese Weise wird eine zu grosse Abkühlung des Polyolefingranulats verhindert.
[0076] Erfindungsgemäss weisen mindestens 75% der trockenen Polyolefingranulate im Behandlungsraum
eine Temperatur T3 auf, welche in einem Bereich von T2 ± 20°C, vorzugsweise T2 - 20°C
bis T2 + 5°C und noch bevorzugter T2 - 15°C bis T2 liegt, aber unterhalb des Schmelzpunkts
des Granulats, da ein Aufschmelzen des Materials im Behandlungsraum offensichtlich
unerwünscht ist.
[0077] Da ein Erwärmen des Polyolefingranulats im Behandlungsraum nicht erwünscht ist und
nicht durchgeführt werden soll, wird entweder vergleichsweise kühles Behandlungsgas
oder nur eine vergleichsweise geringe Menge an Behandlungsgas in den Behandlungsraum
eingeleitet. Vorzugsweise weist das Behandlungsgas bei Eintritt in den Behandlungsraum
entweder eine Temperatur T4 unterhalb der Temperatur T2 des trockenen Polyolefingranulats
auf, oder es wird in den Behandlungsraum in einer Menge eingeleitet, welche weniger
als der Hälfte des Durchsatzes an Polyolefingranulat durch den Behandlungsraum entspricht.
[0078] Somit stellt sich im Behandlungsraum ein Temperaturprofil ein, wobei im Eintrittsbereich
eine gleichmässige Temperatur vorherrscht. Aufgrund von Wärmeverlusten kühlt sich
eine Aussenschicht im Bereich der Reaktorwand geringfügig ab, wobei sich die Temperaturdifferenz
zwischen dem Material im Zentrum und dem Material am Rand mit zunehmender Verweildauer,
und somit mit zunehmender Annäherung an den Austrittsbereich aus dem Behandlungsraum,
erhöht. Im Austrittsbereich des Behandlungsraumes kann es zu einer weiteren Abkühlung
durch zugeführtes Behandlungsgas kommen. Alternativ kann durch das zugeführte Behandlungsgas
eine geringfügige Erwärmung des Materials erfolgen, wobei bevorzugt die Temperatur
im Eintrittsbereich in den Behandlungsraum nicht überschritten wird. Erfindungsgemäss
soll der Behandlungsraum derart ausgeführt sein, dass zumindest 75%, insbesondere
zumindest als 85%.des Polyolefin-Materials im Behandlungsraum innerhalb des Bereichs
von Temperatur T3 liegen. Dazu werden wie oben beschrieben die Menge und Temperatur
des zugeführten Behandlungsgases derart gewählt, dass durch das Behandlungsgas nur
eine geringfügige Änderung der Temperatur des Polyolefin-Materials erfolgt, und/oder
kaltes Behandlungsgas wird an einer Position nahe der Austrittsöffnung aus dem Behandlungsraum
zugeführt, wodurch nur eine kleiner Anteil des Polyolefin-Materials im Behandlungsraum
abgekühlt wird. Weiter soll der Behandlungsraum derart Isoliert oder durch eine aktive
Mantelheizung ausgestattet sein, dass Wärmeverluste gering gehalten werden können.
[0079] Es ist erfindungsgemäss bevorzugt, dass das trockene Polyolefingranulat im Behandlungsraum
für einen Zeitraum von 0.5 bis 20 h, vorzugsweise 1 bis 10 h, besonders bevorzugt
2 bis 6 h verweilt.
[0080] Wird das Behandlungsgas im Gegenstrom geführt, wird die Querschnittsfläche des Behandlungsraums
bevorzugt derart gestaltet, dass sich eine nach oben gerichtete Gasströmung mit einer
Leerrohrgeschwindigkeit von 0.05 bis 0.8 m/s, insbesondere von 0.1 bis 0.7 m/s einstellt.
Wird das Behandlungsgas im Gegenstrom geführt, sind Leerrohrgeschwindigkeiten im Bereich
von 0.2 bis 4.0 m/s, insbesondere von 0.3 bis 3.0 m/s bevorzugt.
[0081] Gemäss einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das trockene Polyolefingranulat
im Behandlungsraum unter erhöhtem Druck behandelt, vorzugsweise unter einem Überdruck
von 0.1 bis 990 mbar, bevorzugter unter einem Überdruck von 20 bis 500 mbar. Hierbei
ist der unter Überdruck der zusätzlich zum Atmosphärendruck (1 bar) angelegte Druck
zu verstehen, so dass bei dieser Ausführungsform im Behandlungsraum in Absolutdruck
1.0001 bis 1.99 bar, bevorzugter 1.02 bis 1.5 bar beträgt.
[0082] Gemäss einer alternativen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das trockene
Polyolefingranulat im Behandlungsraum unter verringertem Druck behandelt, vorzugsweise
unter einem Unterdruck von 0.1 bis 999 mbar, bevorzugter unter einem Unterdruck von
10 bis 900 mbar, besonders bevorzugt unter eine Unterdruck von 20 bis 500 mbar. Hierbei
ist der unter Unterdruck der gegenüber dem Atmosphärendruck (1 bar) verringerte Druck
zu verstehen, so dass bei dieser Ausführungsform im Behandlungsraum der Absolutdruck
0.9999 bis 0.001 bar, bevorzugter 0.99 bis 0.1 bar und besonders bevorzugt 0.98 bis
0.5 bar beträgt.
[0083] Gemäss einer bevorzugten Ausführung ist der Unterdruck im Behandlungsraum derart
gewählt, dass sich damit eine pneumatische Saugförderung betreiben lässt und dadurch
die Materialzufuhr in den Behandlungsraum erfolgt. In diesem Fall ist ein Unterdruck
von 50 bis 400 mbar, insbesondere 70 bis 300 mbar bevorzugt, so dass bei dieser Ausführungsform
im Behandlungsraum der Absolutdruck 0.95 bis 0.6 bar, bevorzugter 0.93 bis 0.7 bar
beträgt.
[0084] Optional wird das eingesetzte Behandlungsgas zumindest teilweise in einem Kreislaufsystem
geführt, wobei jeweils eine geringe Menge an Austauschgas zu- und weggeführt werden
kann. Zwischen der Wegführeinrichtung und Zuführeinrichtung für das Behandlungsgas
besteht gemäss dieser bevorzugten Ausführungsform ein im Wesentlichen geschlossener
Kreislauf aus Rohrleitungen.
[0085] Im Kreislauf können sich weitere Einheiten, wie zum Beispiel Pumpen, Verdichtungseinrichtungen
(z. B. Ventilatoren, Gebläse oder Kompressoren), Wärmetauscher (z.B. Erhitzer), Absperrvorrichtungen
z.B. ein Ventil oder Hahn) oder Reinigungseinrichtungen (z. B. Filter, Zyklone, Wäscher
oder katalytische Verbrennungseinrichtungen), befinden. Erfindungsgemäss bevorzugt
wird das Behandlungsgas nach Verlassen des Behandlungsraumes mit einer Flüssigkeit,
vorzugsweise Wasser, gereinigt.
[0086] Nach Verlassen des Behandlungsraums wird gemäss einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung das Polyolefingranulat falls erforderlich gekühlt und gegebenenfalls
noch durch ein dem Behandlungsraum nachgeschaltetes Klassiersieb geleitet, um allfällige
Abriebpartikel aus der Förderung (Staub, Fäden auch Engelshaar oder streamers) zu
entfernen.
[0087] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren kann der Anteil flüchtiger Komponenten im Polyolefingranulat
wesentlich verringert werden. Erfindungsgemäss bevorzugt wird der Anteil flüchtiger
Komponenten im Polyolefingranulat um zumindest 90% verringert, bevorzugter um zumindest
95% und insbesondere bevorzugt um zumindest 99%. Das durch das erfindungsgemässe Verfahren
gereinigte Polyolefingranulat weist flüchtige Komponenten nur noch im ppm-Bereich
auf.
[0088] Das erfindungsgemässe Verfahren wird vorzugsweise kontinuierlich ausgeführt.
[0089] Das durch das erfindungsgemässe Verfahren gereinigte Polyolefingranulat kann anschliessend
auf übliche Weise zu neuen Kunststoffartikeln verarbeitet werden. Entsprechende Verarbeitungsvorrichtungen
sind dem Fachmann bekannt und könne direkt im Anschluss an die erfindungsgemässe Behandlungsvorrichtung
angeordnet werden.
[0090] Das Verfahren der vorliegende Erfindung kann in einer Vorrichtung durchgeführt werden,
umfassend
- eine Extrusionsvorrichtung,
- eine Granulationsvorrichtung nach der Extrusionsvorrichtung, vorzugsweise eine Unterwassergranulationsvorrichtung,
- eine Trocknungsvorrichtung nach der Granulationsvorrichtung, vorzugsweise ein Zentrifugalabscheider
- eine Behandlungsvorrichtung mit einem Behandlungsraum, wobei die Behandlungsvorrichtung
einen Materialeinlass, einen Materialauslass, einen Gaseinlass und einen Gasauslass
aufweist, wobei die Behandlungsvorrichtung vorzugsweise zusätzlich eine Vakuumpumpe
aufweist,
- sowie Verbindungseinheiten zwischen den vorstehenden Vorrichtungen zum Befördern von
Material.
[0091] Vorzugsweise weist hierbei die Extrusionsvorrichtung einen Schmelzefilter auf.
[0092] Weiterhin bevorzugt sind in der Verbindungseinheit zwischen Trocknungsvorrichtung
und Behandlungsvorrichtung eine Anfahrweiche und eine Zellradschleuse angeordnet.
[0093] Das erfindungsgemässe Verfahren kann besonderes bevorzugt in einer Vorrichtung durchgeführt
werden, umfassend
- eine Extrusionsvorrichtung mit Schmelzefilter,
- eine Unterwassergranulationsvorrichtung nach der Extrusionsvorrichtung,
- eine Trocknungsvorrichtung in Form eines Zentrifugaltrockners,
- eine Verbindungsleitung zwischen Zentrifugaltrockner und Behandlungsvorrichtung, wobei
die Verbindungsleitung eine Anfahrweiche und eine sich daran anschliessende Zellradschleuse
aufweist,
- eine Behandlungsvorrichtung mit einem Behandlungsraum, wobei die Behandlungsvorrichtung
einen Materialeinlass, einen Materialauslass, einen Gaseinlass und einen Gasauslass
sowie eine Pumpe, vorzugsweise eine Wasserring-Vakuumpumpe, aufweist und der Behandlungsraum
vom Behandlungsgas im Gegenstrom zur Fliessrichtung des Granulats durchströmt wird,
- eine Zellradschleuse am Materialauslass der Behandlungsvorrichtung.
[0094] Die vorliegende Erfindung wird weiterhin anhand von nicht einschränkenden Zeichnungen
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsform einer Vorrichtung zur
Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens
[0095] Gleiche Einheiten sind in den Figuren durch gleiche Bezugszeichen gekennzeichnet.
[0096] Die Vorrichtung gemäss Fig. 1 weist einen Reaktor 1 zur Herstellung einer Polymerschmelze
auf. Erfindungsgemäss handelt es sich bei dem Reaktor 1 auch um eine Vorrichtung zum
Aufschmelzen eines festen Produkts wie gebrauchtem Polyolefin-Material. Beispielhaft
kann der Reaktor 1 in diesem Fall ein Extruder sein.
[0097] Das geschmolzene Polyolefin-Material wird in eine Granulationsvorrichtung 2 überführt.
In der Granulationsvorrichtung 2 wird auf bekannte Weise ein Granulat aus dem geschmolzenen
Material hergestellt. Beispielsweise kann es sich um einen Unterwassergranulator (wie
in Fig. 1 gezeigt) handeln. Die Granulierung erfolgt in diesem Fall unter Wasser.
Die erhaltenen Granulatpartikel werden im Granulator 2 gleichzeitig abgekühlt. Wie
vorstehend ausgeführt darf die Abkühlung aber nicht so stark ausfallen, dass die Granulatpartikel
unterhalb einer Temperatur T2 abgekühlt werden. Dies kann durch den Einsatz von erwärmtem
Wasser, welches eine Temperatur T1 im Bereich von 50 bis 100°C, bevorzugt 70 bis 100°C,
noch bevorzugter 75 bis 95°C und insbesondere bevorzugt 80 bis 90°C aufweist, erreicht
werden. Das Granulat sollte auf eine Temperatur abgekühlt werden, welche im Bereich
von 71°C-200°C, vorzugsweise 80°C-160°C und im Fall von Polyethylen besonders bevorzugt
bei 71°-120°C liegt.
[0098] Das Granulat wird über eine Verbindungsleitung 3 in eine Einheit zum Trocknen des
Granulats (Trennvorrichtung) 5 überführt. Zur Vermeidung einer zu starken Abkühlung
des Granulats sollte dieses so schnell wie möglich aus dem Granulator 2 und durch
die Verbindungsleitung 3 geführt werden. Vorzugsweise kann die Fliessgeschwindigkeit
in der Verbindungsleitung 3 durch Einleitung eines Gasstroms (vorzugsweise Luft) erhöht
werden.
[0099] In der Einheit zum Trocknen des Granulats (Trennvorrichtung) 5 wird das Granulat
vom flüssigen Kühlmedium (Wasser) abgetrennt und getrocknet. Das abgetrennte Kühlmedium
wird über eine Rohrleitung 4a zurück in einen Vorratsbehälter (Tank) 4b für das Kühlmedium
geführt. Der Vorratsbehälter 4b weist einen Einlass 4e zur Zuführung von Kühlmedium
auf. Vom Vorratsbehälter 4b wird das Kühlmedium mit Hilfe einer Umwälzvorrichtung
(Pumpe) 4c in die Granulationsvorrichtung 2 überführt. Hierbei durchläuft das Kühlmedium
vorzugsweise einen Wärmetauscher 4d. Im Wärmetauscher 4d kann das Kühlmedium nach
Bedarf erwärmt oder abgekühlt werden. Insbesondere aus der Trennvorrichtung 5 zurückgeführtes
Kühlmedium kann aufgrund des Kontakts mit heissem Granulat eine zu hohe Temperatur
aufweisen und muss vor dem Eintritt in die Granulationsvorrichtung 2 gekühlt werden.
[0100] Das frische Kühlmedium, das über den Einlass 4e zugeführt wird, kann ein basisches
Medium oder ein pH-Puffermedium enthalten. Insbesondere ist hier die Verwendung von
Wasser mit einer in einem engen Bereich eingestellten Neutralisations- oder Pufferwirkung
vorgesehen. Alternativ kann die Zugabe eines basischen Mediums oder eines pH-Puffermediums
auch direkt in den Kühlkreislauf, z.B. in den Vorratstank 4b, erfolgen.
[0101] Die Trocknung des Granulats in der Einheit 5 erfolgt neben einer mechanischen Trennvorrichtung
mit Hilfe von Gas, vorzugsweise Luft oder einer im wesentlichen Luft umfassenden Gasatmosphäre,
bei einer Temperatur von 100 bis 200°C, vorzugsweise 110 bis 160°C. In der Vorrichtung
gemäss Fig. 1 wird die Luft durch eine Eintrittsöffnung 5a in die Trennvorrichtung
5 geführt. Die Eintrittsöffnung 5a für das Gas kann sich im Gehäuse der Trennvorrichtung
5 oder in der Verbindungsleitung 6 oder an beiden Orten befinden. Optional kann in
der zur Eintrittsöffnung 5a führenden Gasleitung ein (nicht gezeigter) Ansaugfilter
angeordnet sein. Die Luft verlässt die Trennvorrichtung 5 durch die Austrittsleitung
5b. In der Vorrichtung gemäss Fig. 1 ist in der von der Austrittsleitung 5b ein Ventilator
5c zur Zirkulation der Luft durch die Trennvorrichtung 5 angeordnet. Der Ventilator
könnte jedoch alternativ auch in der Lufteinlassleitung 5a angeordnet sein. Weiterhin
könnten Eintrittsöffnung 5a und Austrittsleitung 5b miteinander unter Bildung eines
Kreislaufsystems verbunden sein. In diesem Kreislaufsystem ist dann ein Kondensator
bereitzustellen.
[0102] Das Granulat wird aus der Trennvorrichtung 5 über eine Verbindungsleitung 6 durch
eine Eintragsöffnung 7a in eine Einheit 7 mit einem Behandlungsraum überführt. In
der Verbindungsleitung 6 ist eine Anfahrweiche 6a mit Austragsleitung bereitgestellt.
[0103] In der Einheit 7 wird das Polyolefin-Granulat erfindungsgemäss behandelt. Innerhalb
des Behandlungsraums der Einheit 7 werden die Granulatpartikel durch einen im Gegenstrom
oder Kreuzstrom durch die Einheit 7 geleiteten Gasstrom wärmebehandelt. Innerhalb
des Behandlungsraums der Einheit 7 liegen die Bedingungen eines Festbetts vor.
[0104] Mindestens 75% der trockenen Polyolefingranulate weisen im Behandlungsraum der Einheit
7 eine Temperatur T3 auf, welche in einem Bereich von T2 ± 20°C liegt, aber unterhalb
des Schmelzpunkts des Granulats.
[0105] Vorzugsweise ist das in die Einheit 7 eingeleitete Behandlungsgas Luft. Das Behandlungsgas
weist vorzugsweise bei Eintritt in den Behandlungsraum entweder eine Temperatur T4
unterhalb der Temperatur T2 des trockenen Polyolefingranulats auf, oder das Gas wird
in den Behandlungsraum in einer Menge eingeleitet, welche weniger als der Hälfte des
Durchsatzes an Polyolefingranulat durch den Behandlungsraum entspricht.
[0106] Das trockene Polyolefingranulat verweilt im Behandlungsraum der Einheit 7 für einen
Zeitraum von 0.5 bis 20 h, vorzugsweise 1 bis 10 h, besonders bevorzugt 2 bis 6 h.
[0107] Das gereinigte Granulat verlässt die Einheit 7 durch eine Austragsöffnung 7d und
eine Austragsleitung 10, vorzugsweise über eine Austragsvorrichtung 10a, beispielsweise
einer Absperreinheit wie einer Zellradschleuse.
[0108] Das Prozessgas tritt in die Einheit 7 durch eine Eintrittsöffnung 7c ein und verlässt
die Einheit 7 durch eine Austrittsöffnung 7b in eine Gaswegführleitung 9. In der Zuführleitung
8 des Prozessgases befindet sich ein Gebläse 8a, beispielsweise ein Ventilator, zur
Zirkulation des Gases. Vor der Eintrittsöffnung 7c ist ein Wärmetauscher 8b bereitgestellt,
um das Gas vor dem Eintritt in die Einheit 7 auf die gewünschte Temperatur zu bringen.
Das in der Einheit 7 verwendete Prozessgas, vorzugsweise Luft, kann aber auch durch
ein geschlossenes Kreislaufsystem aus Rohrleitungen 8, 9 geführt werden.
[0109] Es ist mit der Vorrichtung gemäss Fig. 1 durch entsprechende Einstellung der eingeleiteten
Gasmenge möglich, dass das trockene Polyolefingranulat im Behandlungsraum der Einheit
7 unter erhöhtem Druck behandelt wird, vorzugsweise unter einem Überdruck von 0.1
bis 990 mbar, bevorzugter unter einem Überdruck von 20 bis 500 mbar.
[0110] In Fig. 2 ist eine weitere Ausführungsform einer erfindungsgemäss geeigneten Vorrichtung
gezeigt. Bei dieser Ausführungsform wird das getrocknete Polyolefingranulat nicht
direkt aus der Einheit 5 in die Einheit 7 befördert, sondern nach der Anfahrweiche
7 zu einer Absperreinheit 6b wie einer Zellradschleuse geleitet. Durch eine Fördergasleitung
6c und einer Einrichtung 6d zur Erwärmung des Fördergases, beispielsweise einem Wärmetauscher,
wird erhitztes Fördergas zugeführt, um das Granulat nach Verlassen der Zellradschleuse
6b pneumatisch in die Einheit 7 zu fördern.
[0111] In der Ausführungsform gemäss Fig. 2 ist in der Gaswegführleitung 9 eine Pumpe 9a,
vorzugsweise eine Vakuumpumpe, angeordnet. Auf diese Weise ist es durch Entfernung
zumindest eines Teils der Gasatmosphäre aus dem Behandlungsraum der Einheit 7 mittels
der Pumpe 9a möglich, dass das trockene Polyolefingranulat im Behandlungsraum der
Einheit 7 unter verringertem Druck behandelt wird, vorzugsweise unter einem Unterdruck
von 0.1 bis 999 mbar, bevorzugter unter einem Unterdruck von 10 bis 900 mbar, besonders
bevorzugt unter eine Unterdruck von 20 bis 500 mbar. Gleichzeitig kann die Pumpe 9a
zur Förderung des Gases herangezogen werden.
[0112] Nach Verlassen der Einheit 7 durch die Absperreinheit 10a, vorzugsweise eine Zellradschleuse,
wird das gereinigte PolyolefinGranulat bei der Ausführungsform gemäss Fig. 2 durch
eine Trenneinrichtung 11, vorzugsweise ein Klassiersieb, geleitet. Hierbei abgetrenntes
Überkorn wird durch eine Austragsleitung 12 aus dem Produktstrom entfernt, während
das gereinigte Polyolefin-Granulat durch eine Austragsleitung 13 geleitet wird.
1. Verfahren zum Recycling von Polyolefinen, umfassend die Schritte
a) Extrusion von gebrauchtem Polyolefin-Material
b) Herstellung von Granulaten aus dem aus der Extrusion austretenden Polyolefin-Material
in einem flüssigen Kühlmedium,
c) Abtrennen des Kühlmediums zum Erhalt eines trockenen Polyolefingranulats
d) Behandlung des trockenen Polyolefingranulats in einem Behandlungsraum mit einem
Behandlungsgas, vorzugsweise im Gegenstrom,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verfahren derart durchgeführt wird, dass das trockene Polyolefingranulat direkt
nach dem Abtrennen des Kühlmediums im Schritt c) noch eine Temperatur T2 aufweist,
welche oberhalb einer Temperatur T1 des flüssigen Kühlmediums im Schritt b) liegt
und im Bereich von 71°C-200°C, vorzugsweise 80°C-160°C, aber unterhalb des Schmelzpunkts
des Granulats liegt, und mindestens 75% der trockenen Polyolefingranulate im Behandlungsraum
eine Temperatur T3 aufweisen, welche in einem Bereich von T2 ± 20°C liegt, aber unterhalb
des Schmelzpunkts des Granulats.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das flüssige Kühlmedium im Schritt b) Wasser ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Schritt c) in einem Zentrifugaltrockner durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Behandlungsgas in Schritt d) Luft ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Behandlungsgas bei Eintritt in den Behandlungsraum entweder eine Temperatur T4
unterhalb der Temperatur T2 des trockenen Polyolefingranulats aufweist oder in den
Behandlungsraum in einer Menge eingeleitet wird, welche weniger als der Hälfte des
Durchsatzes an Polyolefingranulat durch den Behandlungsraum entspricht.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das trockene Polyolefingranulat im Behandlungsraum für einen Zeitraum von 0.5 bis
20 h, vorzugsweise 1 bis 10 h, besonders bevorzugt 2 bis 6 h verweilt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das trockene Polyolefingranulat im Behandlungsraum unter erhöhtem Druck behandelt
wird, vorzugsweise unter einem Überdruck von 0.1 bis 990 mbar, bevorzugter unter einem
Überdruck von 20 bis 500 mbar.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das trockene Polyolefingranulat im Behandlungsraum unter verringertem Druck behandelt
wird, vorzugsweise unter einem Unterdruck von 0.1 bis 999 mbar, bevorzugter unter
einem Unterdruck von 10 bis 900 mbar, besonders bevorzugt unter eine Unterdruck von
20 bis 500 mbar.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Behandlungsgas nach Verlassen des Behandlungsraumes mit einer Flüssigkeit, vorzugsweise
Wasser, gereinigt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das flüssige Kühlmedium im Schritt b) eine Temperatur T1 im Bereich von 50 bis 100°C,
bevorzugt 70 bis 100°C, noch bevorzugter 75 bis 95°C und insbesondere bevorzugt 80
bis 90°C aufweist.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kontaktzeit von Granulat und flüssigem Kühlmedium wenige Sekunden, vorzugsweise
höchstens 10 s, besonders bevorzugt 0,1 bis 3 s und insbesondere bevorzugt 0,2 bis
1.5 s beträgt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass während der Extrusion Komponenten mittels Schmelzentgasung und/oder Filtration entfernt
werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyolefin-Material vor der Extrusion vorbehandelt wird, wobei die Vorbehandlung
ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Sortierung nach Farbe, Sortierung nach
Polymerart, Zerkleinerung, Oberflächenreinigung wie Waschen, Vortrocknung, und Kombinationen
davon.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Überführung des trockenen Polyolefingranulats in den Behandlungsraum durch eine
pneumatische Förderung erfolgt.