[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Gargeräts mit
wenigstens einem Garraum und mit wenigstens einer Behandlungseinrichtung zur Zubereitung
von Gargut in dem Garraum. Mittels wenigstens einer Messsonde wird während eines Garprozesses
im Garraum wenigstens eine Innentemperatur des Garguts erfasst.
[0002] Für ein optimales Garergebnis ist es in der Regel entscheidend, bestimmte Eigenschaften
des Garguts zu berücksichtigen bzw. zu überwachen. Beispielsweise sind Informationen
darüber, wie weit das Gargut im Verlauf des Garprozesses Innen bereits gegart wurde,
besonders wichtig für einen zuverlässigen Ablauf von Automatikprogrammen. In der Regel
wird dazu eine mit dem Gargerät wirkverbundene Messsonde, auch als Messspieß bezeichnet,
in das Gargut eingestochen. So können die Kerntemperatur bzw. die Temperatur im Inneren
des Garguts erfasst und darüber der Garzustand Innen überwacht werden.
[0003] Für eine sichere Bestimmung der Kerntemperatur ist es jedoch entscheidend, dass die
Messsonde so eingestochen wird, dass sie möglichst durch den Kern des Garguts läuft.
Ansonsten kann die Kerntemperatur als Zielgröße für die niedrigste Temperatur im Lebensmittel
nicht korrekt erfasst werden. Die gemessene Temperatur ist dann meist höher als die
niedrigste Temperatur im Lebensmittel. Dadurch kann der Garprozess zu früh abgebrochen
werden und das Lebensmittel ist im ungünstigsten Fall noch roh.
[0004] Es sind Messsonden mit mehreren Messstellen bekannt geworden. Dadurch ist es etwas
einfacher, die Messsonde richtig im Gargut anzuordnen. Allerdings bleibt die Problematik,
dass die Messsonde am Kern des Garguts vorbei eingestochen und die Kerntemperatur
nicht bzw. fehlerbehaftet erfasst wird. Zudem führen auch Variationen der Einstechlage
oft zu erheblichen Streuungen bei der Temperaturerfassung bzw. im Garergebnis.
[0005] Demgegenüber ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Verwendung einer
Messsonde für ein Gargerät zu verbessern. Insbesondere soll den Auswirkungen einer
nicht korrekten Temperaturerfassung aufgrund einer fehlerhaft eingestochenen Messsonde
entgegengewirkt werden.
[0006] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie
durch ein Gargerät mit den Merkmalen des Anspruchs 15. Bevorzugte Merkmale sind Gegenstand
der Unteransprüche. Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus der allgemeinen
Beschreibung der Erfindung und der Beschreibung der Ausführungsbeispiele.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zum Betreiben eines Gargeräts, insbesondere
eines Backofens, mit wenigstens einem Garraum und mit wenigstens einer Behandlungseinrichtung
zur Zubereitung von Gargut im Garraum. Mittels wenigstens einer Messsonde mit wenigstens
einem in das Gargut eingestochenen Messstellenabschnitt mit wenigstens einer Messstelle
wird während eines Garprozesses im Garraum wenigstens eine Innentemperatur des Garguts
erfasst. Dabei werden mittels wenigstens einer Kameraeinrichtung Bildinformationen,
insbesondere räumliche Bildinformationen, aus dem Garraum erfasst. Aus den insbesondere
räumlichen Bildinformationen wird wenigstens ein geometrisches Modell des Garguts
ermittelt. Mittels der Kameraeinrichtung wird wenigstens eine Kenngröße für eine Einstechlage
der Messsonde in dem Gargut bestimmt. Mittels wenigstens einer Auswerteeinrichtung
wird aus der Innentemperatur des Garguts und dem geometrischen Modell des Garguts
und der Kenngröße für die Einstechlage der Messsonde in dem Gargut wenigstens eine
Kerntemperatur des Garguts ermittelt bzw. geschätzt. Insbesondere entspricht die Kerntemperatur
einer niedrigsten im Inneren des Garguts vorliegenden Temperatur. Die Kerntemperatur
entspricht insbesondere der niedrigsten im Inneren des Garguts zum Messzeitpunkt bzw.
während des Bestimmungszeitraums vorliegenden Temperatur.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet viele Vorteile. Einen erheblichen Vorteil bietet
die erfindungsgemäße Ermittlung der Kerntemperatur aus der Innentemperatur und der
Einstechlage sowie dem geometrischen Modell. Dadurch kann auch bei einer am Kern des
Garguts vorbei eingestochenen Messsonde eine zuverlässige Überwachung der Kerntemperatur
erfolgen. Durch die Erfindung kann der Garprozess auch bei einer fehlerhaft eingestochenen
Messsonde sicher und zuverlässig durchgeführt werden, sodass am Ende ein optimales
und schmackhaftes Garergebnis vorliegt. Mit der Erfindung kann zuverlässig vermieden
werden, dass bei einer ungünstigen Einstechlage der Garprozess zu früh abgebrochen
wird und das Lebensmittel nicht wie gewünscht durchgegart ist. Besonders vorteilhaft
ist dabei auch der Einsatz der Kameraeinrichtung, da diese eine kostenoptimierte technische
Umsetzung bietet bzw. für andere Anwendungen bereits vorhanden ist.
[0009] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter einer Einstechlage beispielsweise
der Einstichort im Gargut, eine Einstechhaltung bzw. ein Einstechwinkel, eine Einstechtiefe
im Gargut und/oder eine Einstechlänge des Messstellenabschnitts verstanden. Die Einstechlage
kann auch weitere Parameter zur Beschreibung der Position der Messsonde im Gargut
umfassen.
[0010] Vorzugsweise wird die Innentemperatur des Garguts mit wenigstens zwei und vorzugsweise
mit einer Mehrzahl von Messstellen erfasst. Beispielsweise können drei, vier, fünf
oder sechs oder auch acht oder zehn oder mehr Messstellen vorgesehen sein.
[0011] Insbesondere werden die Innentemperatur des Garguts und/oder die räumlichen Bildinformationen
und/oder das geometrische Modell des Garguts und/oder die Kenngröße für die Einstechlage
der Messsonde in dem Gargut und/oder die Kerntemperatur des Garguts während des Garprozesses
wiederholt und vorzugsweise fortlaufend ermittelt.
[0012] Die Bestimmung der Kenngröße für die Einstechlage umfasst insbesondere wenigstens
einen der folgenden Schritte in dieser oder in einer anderen geeigneten Reihenfolge:
Wenigstens ein Griffabschnitt der Messsonde wird erkannt und aus einer Position des
Griffabschnitts wird eine Einstechlage des Messstellenabschnitts abgeleitet; die Länge
eines eingestochenen Teils des Messstellenabschnitts wird bestimmt; die Länge eines
außerhalb des Garguts angeordneten Teils des Messstellenabschnitts wird bestimmt;
wenigstens ein Einstechwinkel des Messstellenabschnitts wird bestimmt. Solche Ausgestaltungen
ermöglichen eine besonders zuverlässige Überwachung der Einstechlage. Beispielsweise
wird aus der Verzerrung des Griffabschnitts auf den Einstechwinkel der Messsonde geschlossen.
[0013] Insbesondere wird abhängig von der Position des Griffabschnitts bzw. des außerhalb
des Garguts liegenden Messstellenabschnitts eine Einstechlänge des Messstellenabschnitts
im Gargut und/oder ein Einstechwinkel und/oder wenigstens ein anderer geometrischer
Lageparameter der Messsonde abgeleitet. Vorzugsweise wird aus der Position des Messstellenabschnitts
bzw. des Griffabschnitts ermittelt, ob die wenigstens eine Messstelle innerhalb des
Garguts oder außerhalb des Garguts liegt.
[0014] Die Lage eines Objekts im Raum ist eindeutig durch Position (3 translatorische Freiheitsgrade)
und Orientierung (3 Rotationen) beschrieben. Zur Bestimmung der Kenngröße für die
Lage der Messsonde sind insbesondere die Maße der Messsonde in der Auswerteeinrichtung
hinterlegt. So können die Maße der Messsonde bei der Bestimmung der Lage berücksichtigt
bzw. herangezogen werden. Beispielsweise können der Winkel zwischen dem Messstellenabschnitt
und dem Griffabschnitt und/oder eine Länge des Messstellenabschnitts und/oder des
Griffabschnitts in der Auswerteeinrichtung hinterlegt sein. Die Positionen aller Temperaturmessstellen
im Messstellenabschnitt sind hinterlegt. Möglich ist auch, dass eine Kontur, Form,
Länge, Breite und/oder wenigstens eine andere Information über die Messsonde in der
Auswerteeinrichtung hinterlegt ist.
[0015] In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird aus den Kenngrößen für die Einstechlage
und dem geometrischen Modell des Garguts ein Einstichort und/oder ein Verlauf des
eingestochenen Messstellenabschnitts im geometrischen Modell abgeleitet. Es wird bestimmt,
in welchen Garguttiefen sich die Temperaturmessstellen befinden. Dadurch können besonders
aussagekräftige Informationen zur Ableitung der Kerntemperatur gewonnen werden. Unter
einem Verlauf des eingestochenen Messstellenabschnitts wird hier insbesondere eine
Position und/oder Ausrichtung des Messstellenabschnitts innerhalb des geometrischen
Modells des Garguts verstanden.
[0016] Vorzugsweise wird aus der Kenngröße für die Einstechlage und dem geometrischen Modell
des Garguts eine Anzahl und/oder eine Identität der innerhalb des Garguts angeordneten
Messstellen abgeleitet. Insbesondere ist die Identität aller Messstellen am Messstellenabschnitt
in der Auswerteeinrichtung hinterlegt. Beispielsweise sind die Messstellen nummeriert.
Insbesondere sind Anzahl und/oder Lage aller Messstellen am Messstellenabschnitt in
der Auswerteeinrichtung hinterlegt. Das hat den Vorteil, dass die Messstellen erkannt
und identifiziert werden können, welche innerhalb des Garguts angeordnet sind. Möglich
ist auch, dass die Anzahl und/oder Identität der außerhalb des Garguts angeordneten
Messstellen abgeleitet wird.
[0017] Besonders bevorzugt wird wenigstens für die innerhalb des Garguts angeordneten Messstellen
jeweils wenigstens eine Messposition in Bezug auf das geometrische Modell des Garguts
abgeleitet. Vorzugsweise wird der Messposition der von der jeweiligen Messstelle erfasste
Temperaturwert zugeordnet. So kann zuverlässig ermittelt werden, welche der Messstellen
wo im Gargut angeordnet sind. Insbesondere wird aus der Kenngröße für die Einstechlage
und dem geometrischen Modell des Garguts und der Identität einer Messstelle die räumliche
Position dieser Messstelle im geometrischen Modell des Garguts bestimmt. Insbesondere
beschreibt die Messposition eine räumliche Lage der Messstelle im geometrischen Modell
des Garguts. Insbesondere wird der Messposition auch die Identität der dort angeordneten
Messstelle zugeordnet. Insbesondere wird aus der Kenngröße für die Einstechlage und
dem geometrischen Modell des Garguts eine Anordnung und vorzugsweise eine räumliche
Anordnung der Messstellen innerhalb des geometrischen Modells abgeleitet.
[0018] Möglich ist auch, dass für die außerhalb des Garguts liegenden Messstellen jeweils
wenigstens eine Messposition in Bezug das geometrische Modell des Garguts abgeleitet
wird und dass der Messposition der von der jeweiligen Messstelle erfasste Temperaturwert
zugeordnet wird. Diese Messpositionen liegen insbesondere außerhalb des geometrischen
Modells.
[0019] Es ist besonders bevorzugt, dass aus den Messpositionen und den jeweils zugeordneten
Temperaturwerten die Kerntemperatur abgeleitet wird. Möglich und bevorzugt ist auch,
dass aus den Messpositionen und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten wenigstens
eine Temperatur abgeleitet wird, welche außerhalb einer Messposition im geometrischen
Modell des Garguts liegt. Dazu können die den Messpositionen zugeordneten Temperaturwerte
hochgerechnet und beispielsweise extrapoliert werden. Zur Hochrechnung kann ein Schalenmodell
und beispielsweise ein Zwiebelschalenmodell herangezogen werden. Möglich ist auch,
dass ein thermodynamisches Modell herangezogen wird.
[0020] Vorzugsweise wird dem geometrischen Modell des Garguts wenigstens ein Schalenmodell
mit einem Kernpunktbereich und mit einer Mehrzahl von den Kernpunktbereich umgebenden
Schalen zugeordnet. Die Schalen des Modells sind z.B. Schalen gleichen Abstands von
der Gargutoberfläche, also näherungsweise Schalen gleicher Temperatur. Insbesondere
stellt der Kernpunktbereich dabei den Ort mit der Kerntemperatur bzw. mit der niedrigsten
Temperatur im Gargut bereit. Er ist typisch der Ort mit der größten kürzesten Entfernung
zur Gargutoberfläche und damit am weitesten vom Heißbereich des Gargerätes entfernt.
Dadurch lassen sich die Kerntemperatur bzw. die außerhalb der Messposition liegenden
Temperaturen besonders verlässlich ableiten. Das Schalenmodell ist insbesondere nach
dem Zwiebelschalenprinzip aufgebaut. Insbesondere umgeben die Schalen den Kernpunktbereich
konzentrisch.
[0021] Die Messpositionen und ihre jeweiligen Temperaturwerte werden vorzugsweise jeweils
wenigstens einer Schale zugeordnet. Wenn es sich um Schalen gleicher Temperatur handelt,
ist damit die Temperatur der jeweiligen Schalen bestimmt. Daraus lassen sich auch
die Temperaturen der Schalen ohne zugeordnete Temperaturmesswerte besonders verlässlich
berechnen. Möglich ist auch, dass die Messpositionen und ihre jeweiligen Temperaturwerte
wenigstens teilweise dem Kernpunktbereich zugeordnet werden. Dabei erfolgt die Zuordnung
einer Messposition zu dem Kernpunktbereich insbesondere nur, wenn die Messstelle auch
tatsächlich in dem Kernpunktbereich angeordnet ist. Das ist beispielsweise dann der
Fall, wenn die Messsonde zufällig oder auch bewusst durch den Kernpunktbereich gestochen
ist und dort auch eine Messstelle liegt. Auch aus der Temperatur des Kernpunktbereichs
können die Temperaturen von umgebenden Schalen vorteilhaft bestimmt werden.
[0022] Vorzugsweise wird aus den Schalen und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten wenigstens
eine Temperatur einer Schale ohne zugeordneten Temperaturwert abgeleitet. Bevorzugt
ist auch, dass aus den Schalen und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten wenigstens
eine Temperatur des Kernpunktbereichs und insbesondere die Kerntemperatur abgeleitet
wird. Dadurch wird für den Kernpunktbereich und insbesondere auch für wenigstens einen
Teil der Schalen und vorzugsweise für alle Schalen jeweils wenigstens ein Temperaturwert
bereitgestellt. So kann der Garzustand Innen des Garguts besonders verlässlich überwacht
werden.
[0023] Insbesondere weisen alle Schalen des Schalenmodells rundumlaufend und im Vergleich
zueinander absolut die gleiche Dicke auf. Innerhalb einer Schale liegt dann überall
die gleiche Temperatur vor. Insbesondere wird in jedes Gargut eine gleiche Anzahl
von Schalen des Schalenmodells gelegt. Es ist möglich, dass die Dicke der Schalen
des Schalenmodells variiert,
[0024] Vorzugsweise werden Wertepaare, bestehend insbesondere aus wenigstens einer Koordinate
der jeweiligen Schalenmitte, in der die Messstelle liegt, und aus dem zugeordneten
Temperaturwert der jeweiligen Schale, entlang einer Geraden von der innersten Schale
nach außen, gebildet. Die Dicke der verschiedenen Schalen kann so angepasst sein,
dass einige oder alle Messstellen der Messsonde mittig in den zugehörigen Schalen
liegen. Bevorzugt ist die Dicke jeder Schale überall konstant. Mittels der Auswerteeinrichtung
kann wenigstens eine Schnittebene durch das Gargut bzw. das Schalenmodell betrachtet
werden, wobei die Schnittebene durch wenigstens zwei Punkte auf dem Messstellenabschnitt
und durch einen Mittelpunkt der innersten Schale im Gargut aufgespannt wird. In dieser
Ebene erfolgt vorzugsweise die Zuordnung Messstellen Koordinaten bzw. deren Temperaturwerte
zu den Schalen.
[0025] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird aus den Messpositionen und den jeweils
zugeordneten Temperaturwerten eine zeitliche Entwicklung der Kerntemperatur bestimmt.
In einer ebenfalls besonders vorteilhaften Weiterbildung wird aus den Messpositionen
und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten eine zeitliche Entwicklung wenigstens
einer Temperatur bestimmt, welche außerhalb einer Messposition im geometrischen Modell
liegt. Dadurch kann der Garprozess optimal angepasst und beispielsweise auf einen
gewünschten Fertigzeitpunkt Innen bzw. Zielgarzustand Innen geregelt werden.
[0026] Die theoretische Bestimmung der Temperaturen erfolgt dabei insbesondere nach wenigstens
einer Formel eines thermodynamischen Modells, die eine Funktion von den räumlichen
Koordinaten und der Zeit und so angepasst ist, dass sie nach einer Dauer vom Garprozessstart
bis zum augenblicklichen und jeden davor liegenden Messzeitpunkt in den Messpositionen
die jeweiligen gemessenen Temperaturwerte vorhersagt. Insbesondere erfolgt so die
Bestimmung der Temperaturen über den augenblicklichen Messzeitpunkt hinaus. Es ist
möglich, dass aus den Schalen und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten die zeitliche
Entwicklung der Kerntemperatur und/oder die zeitliche Entwicklung wenigstens einer
Temperatur einer Schale ohne zugeordneten Temperaturwert bestimmt wird.
[0027] Insbesondere werden Messstellen, welche eine Temperatur größer als 100 °C und vorzugsweise
größer als 100 °C +/- 1 °C erfassen, als außerhalb des Garguts liegend identifiziert.
Möglich ist auch, dass Messstellen, welche eine Temperatur von mehr als 2 °C oder
von mehr als 5 °C oder von mehr als 10 °C über 100 °C erfassen, als außerhalb des
Garguts liegend identifiziert werden. Es können auch Messstellen, welche eine Temperatur
über dem Siedepunkt von Wasser bei Normaldruck oder auf Betriebshöhe des Gargeräts
erfassen, als außerhalb des Garguts liegend identifiziert werden. Insbesondere werden
diese Messstellen zur Bestimmung der Kerntemperatur und/oder der Temperaturen von
Schalen bzw. Messpositionen nicht herangezogen. Das ist besonders vorteilhaft, da
solche Temperaturen im Gargut in der Regel nicht auftreten.
[0028] Insbesondere werden Bildelemente identifiziert, deren Bildinformationen sich über
die Zeit von ihrem Referenzwert entfernen, und als zu dem Gargut gehörend zugeordnet,
um eine Unterscheidung von den von außerhalb des Garguts bzw. von den aus dem Garbereich
stammenden Bildelementen zu ermöglichen. Das hat den Vorteil, dass die von dem Gargut
stammenden Bildelemente besonders zuverlässig identifiziert werden. Störende oder
nicht relevante Einflüsse von außerhalb des Garguts können dann entsprechend gewertet
bzw. ausgeblendet werden. Garraum und Garraumzubehör können vom Gargut unterschieden
werden.
[0029] Vorzugsweise wird die Kontur des Garguts nur aus den Bildelementen bestimmt, welche
dem Gargut zugeordnet sind. Insbesondere werden diejenigen Bildelemente dem Gargut
zugeordnet, deren Bildinformationen nach einem Zeitintervall hinter der Referenzmessung
eine Mindestentfernung zu den Bildinformationen der Referenzmessung aufweisen. Insbesondere
werden diejenigen Bildelemente dem Garbereich und dem Garraumzubehör zugeordnet, welche
nach einem Zeitintervall hinter der Referenzmessung eine Mindestentfernung zu den
Bildinformationen der Referenzmessung nicht erreichen. So können beispielsweise die
Gargutkontur und die Kontur der Messsonde voneinander unterschieden werden. Die Zuordnung
kann während des Garprozesses fortlaufend aktualisiert werden bzw. dynamisch erfolgen.
[0030] Insbesondere werden mittels der Kameraeinrichtung während des Garprozesses wiederholt
Bilder des Garbereichs mit dem darin aufgenommen Gargut erfasst. Die Bilder bestehen
jeweils aus einer Vielzahl von Bildelementen. Die Bilder werden mittels der Auswerteeinrichtung
ausgewertet. Insbesondere werden diejenigen Bildelemente dem Gargut zugeordnet, deren
Bildinformationen nach einem Zeitintervall hinter der Referenzmessung eine Mindestentfernung
zu den Bildinformationen der Referenzmessung aufweisen. Vorzugsweise werden nur Bildinformationen
zur Bestimmung des geometrischen Modells und der Kontur des Garguts und/oder der Einstechlage
berücksichtigt, welche zu Bildelementen gehören, welche dem Gargut zugeordnet sind.
Bildelemente der Messsonde werden mittels der hinterlegten Messsonden Maße identifiziert.
Aus den zugehörigen Abstandswerten zum Messstellenabschnitt und zum Griffabschnitt
der Messsonde werden die räumliche Lage und die Orientierung der Messsonde berechnet.
[0031] Insbesondere werden diejenigen Bildelemente dem Gargut nicht zugeordnet und/oder
dem Garbereich zugeordnet, welche eine zeitliche Mindestentfernung ihrer Bildinformation
Bildparameter zu der Bildinformation Bildparameter der Referenzmessung nicht erreichen.
Es ist möglich, dass diejenigen Bildelemente dem Gargut zugeordnet werden, in denen
eine bestimmte zeitliche Entfernungsrate für eine Bildinformation Bildparameter registriert
wird. Da sich das Gargut im Gegensatz zu seiner Umgebung und beispielsweise einem
Gargutträger während des Garprozesses in Farbe und Aussehen und Form verändert, wird
so eine besonders zuverlässige Identifizierung des Garguts erreicht. Vorzugsweise
wird zur Identifizierung der sich über die Zeit verändernden Bildelemente wenigstens
eine zeitliche Veränderung wenigstens einer Farbinformation und/oder Intensitätsinformation
ausgewertet.
[0032] Die Messsonde wird insbesondere im Bild identifiziert, indem die hinterlegten Messsonden
Maße schrittweise solange um 2 Winkel zur Blickrichtung der Kamera gedreht und im
Abstand zur Kamera variiert werden, bis im Bild ein Objekt mit ähnlicher Kontur und
Orientierung gefunden und als Messsonde identifiziert ist.
[0033] Es können diejenigen Bildelemente dem Gargut zugeordnet werden, deren wenigstens
eine Bildinformation nach einem Zeitintervall hinter der Referenzmessung eine Mindestentfernung
zu der entsprechenden Bildinformation der Referenzmessung aufweisen. Insbesondere
werden diejenigen Bildelemente dem Gargut zugeordnet, deren wenigstens eine Bildinformation,
die die Mindestentfernung nach einem Zeitintervall hinter der Referenzmessung zu der
Bildinformation der Referenzmessung erreicht, wenigstens eine räumliche Bildinformation
ist und insbesondere der Abstand des Garguts zur Kameraeinrichtung. Dabei ist die
Kameraeinrichtung vorzugsweise zur Erfassung von räumlichen Bildinformationen ausgebildet.
Wenn die Kameraeinrichtung über dem Gargut positioniert ist, wird insbesondere eine
Höhe des Garguts ermittelt. Insbesondere entspricht die Abstandsänderung dann einer
Höhenänderung des Garguts. Es ist möglich, dass mittels der Kameraeinrichtung drei
Längenmaße erfasst werden, aus denen dann die Kontur und das Volumen des Garguts bestimmt
wird. Zusätzlich oder alternativ kann wenigstens eine andere räumliche Bildinformation
zur Berechnung des Maßes für die Lage und die Geometrie des Garguts herangezogen werden.
[0034] Es können auch diejenigen Bildelemente dem Gargut zugeordnet werden, deren Bildinformationen
erfasste Wärmeleistung und/oder Temperatur und/oder Emissionsgrad und/oder Farbwert
für die Temperatur nach einem Zeitintervall hinter der Referenzmessung eine Mindestentfernung
zu den Bildinformationen der Referenzmessung aufweisen. Möglich ist auch, dass diejenigen
Bildelemente dem Gargut zugeordnet werden, deren Bildinformation eine andere durch
eine Wärmebildkamera erfassbare Größe ist und die nach einem Zeitintervall hinter
der Referenzmessung eine Mindestentfernung zu den Bildinformationen der Referenzmessung
aufweist. Die Kameraeinrichtung umfasst dabei insbesondere eine Wärmebildkamera oder
ist als eine solche ausgebildet.
[0035] In allen Ausgestaltungen ist es bevorzugt, dass die Behandlungseinrichtung abhängig
von der ermittelten Kerntemperatur des Garguts angesteuert wird. Möglich und bevorzugt
ist auch, dass die Behandlungseinrichtung abhängig von wenigstens einer Temperatur
wenigstens einer Schale und/oder von einer Temperatur wenigstens einer Messposition
angesteuert wird. Die Behandlungseinrichtung kann auch abhängig von einer zeitlichen
Entwicklung der Kerntemperatur und/oder von einer zeitlichen Entwicklung einer Temperatur
wenigstens einer Messposition und/oder Schale erfolgen. Insbesondere wird die Behandlungseinrichtung
dabei so angesteuert, dass eine definierte und zum Beispiel vorgewählte Kerntemperatur
erzielt wird. Es ist möglich, dass bei Erreichen einer definierten Kerntemperatur
der Garprozess beendet wird. Das Beenden kann ein Schnellabkühlen und/oder ein Warmhalten
umfassen.
[0036] Insbesondere wird abhängig von der ermittelten Kerntemperatur und/oder von wenigstens
einer Temperatur im Inneren des Garguts wenigstens ein Garprogramm bzw. eine Automatikfunktion
angepasst. Es ist möglich, dass abhängig von der ermittelten Kerntemperatur und/oder
wenigstens einer anderen Temperatur innerhalb des Garguts ein Fertigzeitpunkt Innen
und/oder eine Restgarzeit für das Gargut bestimmt wird. Der Fertigzeitpunkt Innen
entspricht z. B. dem Erreichen einer definierten Kerntemperatur oder dem Halten einer
definierten Kerntemperatur für eine bestimmte Zeit. Insbesondere umfasst die Behandlungseinrichtung
wenigstens eine Heizeinrichtung, welche abhängig von der ermittelten Kerntemperatur
und/oder von wenigstens einer Temperatur im Inneren des Garguts angesteuert wird.
[0037] Das erfindungsgemäße Gargerät ist nach dem zuvor beschriebenen Verfahren betreibbar.
Insbesondere ist das Gargerät dazu geeignet und ausgebildet, nach dem zuvor beschriebenen
Verfahren betrieben zu werden. Das zuvor beschriebene Verfahren dient insbesondere
zum Betreiben des erfindungsgemäßen Gargerätes.
[0038] Auch das erfindungsgemäße Gargerät bietet viele Vorteile und ermöglicht eine erheblich
verbesserte Temperaturerfassung mit einer Messsonde. Insbesondere umfasst das Gargerät
wenigstens eine Messsonde zur Erfassung einer Innentemperatur des Garguts. Insbesondere
ist die Messsonde mit einer Steuereinrichtung wirkverbunden. Beispielsweise kann eine
kabellose oder auch eine drahtgebundene Verbindung zwischen der Steuereinrichtung
und der Messsonde vorgesehen sein. Insbesondere ist die Steuereinrichtung dazu geeignet
und ausgebildet, die Behandlungseinrichtung abhängig von der mittels der Auswerteeinrichtung
bestimmten Kerntemperatur anzusteuern.
[0039] Die Messsonde umfasst insbesondere wenigstens einen in das Gargut einstechbaren Messstellenabschnitt
mit wenigstens einer Messstelle zur Erfassung einer Temperatur im Inneren des Garguts.
Insbesondere umfasst die Messsonde wenigstens einen Griffabschnitt. Insbesondere umfasst
die Messsonde wenigstens zwei Messstellen und vorzugsweise eine Mehrzahl von Messstellen.
Beispielsweise sind an dem Messstellenabschnitt drei, vier, fünf oder sechs oder auch
acht oder zehn oder mehr Messstellen angeordnet. Die Messstelle der Messsonde umfasst
insbesondere wenigstens einen Temperatursensor.
[0040] Das geometrische Modell ist insbesondere dreidimensional. Das geometrische Modell
kann auch zweidimensional sein.
[0041] Die Kameraeinrichtung ist insbesondere als 3D-Kamera ausgebildet. Beispielsweise
kann aus den räumlichen Bildinformationen ein Volumen und/oder eine Form bzw. Kontur
und/oder Höhe und/oder Länge und/oder Breite des Garguts bestimmt werden. Insbesondere
wird aus den räumlichen Bildinformationen ein Abstand des Garguts zur Kameraeinrichtung
ermittelt. Aus den räumlichen Bildinformationen wird insbesondere auch die Einstechlage
bestimmt. Vorzugsweise erfolgen mittels der Kameraeinrichtung eine geometrische Vermessung
und eine Abstandsvermessung.
[0042] Insbesondere ist die Kameraeinrichtung dazu geeignet und ausgebildet, aus den Bildinformationen
die Position des Kernpunktbereichs zu bestimmen. Insbesondere ist die Kameraeinrichtung
dazu geeignet und ausgebildet, aus den räumlichen Bildinformationen die Einstechlage
und Orientierung der Messsonde in dem Gargut zu bestimmen. Möglich ist, dass die Kameraeinrichtung
auch zur Erfassung zweidimensionaler Bildinformationen ausgebildet ist. Dann kann
die Einstechlage der Messsonde aus zweidimensionalen Bildinformationen ableitbar sein.
Zur Verarbeitung bzw. Auswertung der Bildinformationen ist die Kameraeinrichtung z.
B. mit einer Verarbeitungseinrichtung bzw. Recheneinheit wirkverbunden.
[0043] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus den Ausführungsbeispielen,
welche im Folgenden mit Bezug auf die beiliegenden Figuren erläutert werden.
[0044] In den Figuren zeigen:
- Figur 1
- eine rein schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Gargerätes in einer Vorderansicht;
- Figur 2
- eine stark schematische Darstellung eines Schalenmodells;
- Figur 3
- ein Schalenmodell mit einer Messsonde;
- Figur 4
- Temperaturen des Schalenmodells der Fig. 3;
- Figur 5
- ein weiteres Schalenmodell mit einer Messsonde;
- Figur 6
- Temperaturen des Schalenmodells der Fig.5;
- Figur 7
- ein weiteres Schalenmodell mit einer Messsonde; und
- Figur 6
- Temperaturen des Schalenmodells der Fig. 7.
[0045] Die Figur 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Gargerät 1, welches hier als ein Backofen
100 ausgeführt ist. Das Gargerät 1 wird nach dem erfindungsgemäßen Verfahren betrieben.
Das Gargerät 1 hat einen beheizbaren Garraum 11, welcher durch eine Garraumtür 21
verschließbar ist. Das Gargerät 1 ist hier als ein Einbaugerät vorgesehen. Es kann
auch als ein Standgerät ausgebildet sein.
[0046] Zur Zubereitung von Gargut ist eine Behandlungseinrichtung 2 vorgesehen, die in der
hier dargestellten Ansicht nicht sichtbar im Garraum 11 bzw. Geräteinneren angeordnet
ist. Die Behandlungseinrichtung 2 umfasst z. B. eine Heizeinrichtung mit mehreren
Heizquellen für die Beheizung des Garraums 11. Als Heizquelle können beispielsweise
eine Oberhitze und/oder eine Unterhitze, eine Heißluftheizquelle und/oder eine Grillheizquelle
oder andere Arten von Heizquellen vorgesehen sein. Es kann auch ein Dampferzeuger
vorgesehen sein. Zudem kann die Behandlungseinrichtung 2 zum Erhitzen bzw. Garen mit
Hochfrequenzstrahlung ausgebildet sein und dazu wenigstens einen Hochfrequenzerzeuger
umfassen.
[0047] Das Gargerät 1 umfasst hier eine mit der Behandlungseinrichtung 2 wirkverbundene
Steuereinrichtung 3 zur Steuerung bzw. Regelung von Gerätefunktionen und Betriebszuständen.
Über die Steuereinrichtung 3 sind vorwählbare Betriebsmodi und vorzugsweise auch verschiedene
Garprogramme bzw. Programmbetriebsarten und andere Automatikfunktionen ausführbar.
Die Steuereinrichtung 3 steuert dazu z. B. die Behandlungseinrichtung 2 in Abhängigkeit
eines vorgewählten Betriebsmodus bzw. Garprogramms entsprechend an.
[0048] Zur Bedienung des Gargerätes 1 ist eine Bedieneinrichtung 101 vorgesehen. Beispielsweise
können darüber der Betriebsmodus, die Garraumtemperatur und/oder ein Automatikprogramm
bzw. eine Programmbetriebsart oder andere Automatikfunktionen ausgewählt und eingestellt
werden. Über die Bedieneinrichtung 101 können auch weitere Benutzereingaben vorgenommen
werden und zum Beispiel eine Menüsteuerung vorgenommen werden. Die Bedieneinrichtung
101 umfasst auch eine Anzeigeeinrichtung 102, über die Benutzerhinweise und z. B.
Eingabeaufforderungen angezeigt werden können. Die Bedieneinrichtung 101 kann Bedienelemente
und/oder eine berührungsempfindliche Anzeigeeinrichtung 102 bzw. einen Touchscreen
umfassen.
[0049] Im Garraum 11 befindet sich hier eine Messsonde 4 zur Erfassung von Innentemperaturen
des Garguts. So kann der Garzustand Innen während des Garprozesses anhand der erfassten
Temperaturen überwacht werden. Dazu verbleibt die eingestochene Messsonde 4 während
des Garvorgangs im Garraum 11. Dazu weist die Messsonde 4 einen Messstellenabschnitt
14 auf, welcher in das Gargut eingestochen wird. Zur Temperaturerfassung umfasst der
Messstellenabschnitt 14 hier eine Mehrzahl von Messstellen 24, welche z. B. jeweils
einen Temperatursensor aufweisen. Zum sicheren Festhalten beim Einstechen weist die
Messsonde 4 hier einen Griffabschnitt 34 auf. Die erfassten Temperaturen werden drahtlos
oder kabelgebunden übermittelt, z. B. an die Steuereinrichtung 3.
[0050] Das Gargerät 1 ist mit einer Kameraeinrichtung 5 ausgestattet, um räumliche Bildinformationen
aus dem Garraum 11 zu erfassen. Aus den räumlichen Bildinformationen wird ein geometrisches
Modell des Garguts ermittelt, z. B. mittels einer Verarbeitungseinrichtung bzw. Recheneinheit.
Zudem wird mittels der Kameraeinrichtung 5 eine Kenngröße für eine Einstechlage der
Messsonde 4 in dem Gargut bestimmt. Dann wird mittels einer Auswerteeinrichtung 6
aus der Innentemperatur des Garguts, dem geometrischen Modell des Garguts und der
Kenngröße für die Einstechlage der Messsonde 4 in dem Gargut eine Kerntemperatur des
Garguts ermittelt. Die Bestimmung der Kerntemperatur wird nachfolgend beispielhaft
näher beschrieben.
[0051] Die Figur 2 zeigt einen Schnitt durch ein geometrisches Modell und insbesondere durch
ein Schalenmodell 200 eines Garguts bzw. Lebensmittels, z. B. eines Bratens. Im Inneren
des Lebensmittels liegt ein Kernpunktbereich 201, welcher das Zentrum des Lebensmittels
darstellt. Der Kernpunktbereich 201 liegt immer so, dass er im Vergleich zu anderen
Bereichen des Lebensmittels eine maximale Entfernung von der Gargutoberfläche aufweist.
Durch diese Position treten in dem Kernpunktbereich 201 beim Garen die niedrigsten
Temperaturen innerhalb des Garguts auf. Die nach dem hier vorgestellten Verfahren
ermittelte Kerntemperatur entspricht insbesondere dieser niedrigsten Temperatur im
Inneren des Garguts wenigstens näherungsweise.
[0052] Durch das Schalenmodell 200 werden zudem Schalen 202 beschrieben, welche eine innerste
Schale bzw. den Kernpunktbereich 201 zwiebelschalenartig umgeben. Da das Gargut während
des Garprozesses durch Wärmeleitung von außen nach innen erwärmt wird, sind die Temperaturen
in den jeweiligen Schalen 202 umso höher, je weiter außen die Schale 202 liegt.
[0053] Um die Kerntemperatur zuverlässig messen zu können, sollte die Messsonde 4 daher
so eingestochen werden, dass wenigstens eine der Messstellen 24 im Kernpunktbereich
201 liegt. Allerdings kommt es in der Praxis häufig vor, dass die Messsonde 4 an dem
Kernpunktbereich 201 vorbei gestochen wird. Zudem ist es bei kleineren Stücken und
z. B. Steaks auch sehr schwierig, eine Messsonde 4 mit normaler Größe optimal einzustechen.
Liegt keine der Messstellen im Kernpunktbereich 201, kann die niedrigste Temperatur
im Lebensmittel nicht erfasst werden. Es wird stattdessen eine zu hohe Temperatur
gemessen und die Kerntemperatur bleibt unbekannt.
[0054] Die vorliegende Erfindung bietet jedoch die Möglichkeit, die Kerntemperatur auch
in einem solchen Fall zuverlässig und unaufwendig zu ermitteln. Beispielsweise werden
dazu die pixelweisen Bilddaten einer 3D-Kamera 5 und die Temperaturmesswerte des Gargutthermometers
bzw. der Messsonde 4 in der Auswerteeinrichtung 6 bzw. Elektronik des Gargerätes 1
zusammengeführt. Alle Messdaten werden dann in gegenseitiger Wechselwirkung so miteinander
verrechnet, wie es nur möglich ist, wenn sowohl Messdaten der 3D-Kamera 5 als auch
der Messsonde 4 vorliegen. Die Berechnung führt zur Bestimmung bzw. Schätzung eines
Temperaturwertes für die kälteste Stelle im Gargut. Dieser Wert stellt die Kerntemperatur
dar und ist genauer als allein die Temperaturmesswerte des Gargutthermometers 4.
[0055] Während des Garens wird z. B. in den Pixeln der 3D-Kamera 5 das Gargut vom Garraum
11 und vom Garraumzubehör dadurch unterschieden, dass sich der Abstand in den Pixeln,
die das Gargut abbilden, während des Garens verändert. In den Pixeln, die den Garraum
11 abbilden, bleibt der Abstand hingegen gleich.
[0056] Für das geometrische Modell wird z. B. mit der 3D-Kamera 5 die Oberfläche des Garguts
als Begrenzung des Gargutvolumens geometrisch durch Koordinaten im 3D-Raum bestimmt.
Das Volumen des Garguts wird im Rechner der Elektronik 6 geometrisch ähnlich einem
Zwiebelschalenmodell in Schalen 202 zerlegt, deren Begrenzungen durch Koordinaten
im 3D-Raum von dem Rechner 6 berechnet werden. Die 3D-Kamera bestimmt auch die geometrische
Position und Ausrichtung des Gargutthermometers 4 im 3D-Raum. Mittels der in der Elektronik
6 hinterlegten Daten sind auch die Position der Temperaturmessstellen 24 des Gargutthermometers
4 im Raum und in der Zwiebelschalenstruktur 200 des Garguts bekannt. Dadurch kann
die Temperatur einiger, aber nicht aller Schalen 202 im Zwiebelschalenmodell 200 bestimmt
werden. Daher werden im Rechner der Elektronik 6 die ermittelten Wertepaare (Schalennummer
der Temperaturmessstelle, Temperatur) bestimmt und durch eine geeignete mathematische
Funktion beschrieben und bis zur inneren Schale bzw. bis zum Kernpunktbereich 201
extrapoliert. Der für die innerste Schale 201 extrapolierte Temperaturwert ist dabei
der gesuchte Wert für die niedrigste Temperatur im Gargut.
[0057] Dazu können Wertepaare (Koordinate der Schalenmitte und Temperaturwert der Schale)
entlang einer Geraden von der innersten Schale 201 nach außen gebildet werden. Die
Schalendicke kann so angepasst sein, dass einige oder alle Messstellen der Messsonde
4 mittig in den zugehörigen Schalen 202 liegen. Mittels der Auswerteeinrichtung 6
kann eine Schnittebene durch das Gargut bzw. das Schalenmodell 200 betrachtet werden,
wobei die Schnittebene durch zwei Punkte auf dem Messstellenabschnitt 14 und durch
einen Mittelpunkt der innersten Schale 201 im Gargut aufgespannt wird. In dieser Ebene
erfolgt die Zuordnung Messstellen 24 bzw. dessen Temperaturwerten zu den Schalen 202.
Schalen. In dieser Ebene gibt es neben dem Spieß 14 des Gargutthermometers 4 eine
weitere charakteristische Gerade: die vom Mittelpunkt der innersten Schale 201 nach
außen. Entlang dieser Geraden werden so Wertepaare (Schalenkoordinate, Temperatur)
erzeugt. Die in manchen Schalen, insbesondere in der innersten Schale 201, fehlenden
Temperaturen werden durch das Anfitten einer Funktion durch die vorhandenen Wertepaare
erzeugt und geschätzt.
[0058] Zusätzlich oder alternativ zu dem Zwiebelschalenmodell kann mit einem zeitabhängigen
thermodynamischen Modell die zeitliche Entwicklung der Temperaturverteilung berechnet
werden. Die Modellanpassung erfolgt, bis die Temperturmesswerte des Gargutthermometers
4 vom Start an bis zum augenblicklichen Messzeitpunkt optimal mit den Temperaturwerten
des Modells 200 an den Positionen der Messstellen 24 des Gargutthermometers 4 übereinstimmen.
Ein zeitabhängiges Modell hat den Vorteil, dass damit auch eine Prognose für die Zukunft
möglich ist, dass z.B. der Zeitpunkt für das Erreichen der Zielkerntemperatur vorhersagbar
ist und/oder zu jedem Zeitpunkt bekannt ist, wo auf einer relativen Zeitskala für
den Garprozess sich der Vorgang gerade befindet.
[0059] Das thermodynamische Modell liefert, wie auch das Zwiebelschalenmodell, die Temperaturen
an allen Orten im Gargut Volumen. Ein passendes thermodynamisches Modell liefert zusätzlich
eine Schätzung für die Temperaturverteilung zu späteren Zeiten.
[0060] Das thermodynamische Modell kann auf ein einfaches eindimensionales Modell vereinfacht
sein, wenn die Gargutform etwa plattenförmig (Steaks u.ä.) oder kugelförmig ist. Bei
plattenförmigen Formen wird der Prozess insbesondere entlang der Höhe, bei kugelförmigen
Modellen entlang des Radius betrachtet. Das thermodynamische Modell kann auf ein einfaches
2D-Modell vereinfacht werden, wenn die Gargutform einem Quader ähnelt.
[0061] Es kann eine Verwendung zweidimensionaler Bildinformationen vorgesehen sein. Dann
ist z. B. eine 2D-Digitalkamera vorgesehen. Die zuvor beschriebene Kerntemperatur-Korrektur
wegen der Position des Gargutthermometers 4 erfolgt dann insbesondere nur in zwei
Dimensionen, z. B. Breite und Tiefe. In Höhenrichtung wird dann z. B. nicht korrigiert.
[0062] Das Zwiebelschalenmodell 200 erzeugt im Gargut Schalen 202. Alle Schalen haben z.
B. rund umlaufend überall die gleiche Dicke. Die Gargutgeometrie bestimmt dann die
Anzahl Schalen 202, die in das Gargut passt. Diese Anzahl variiert dann von Gargut
zu Gargut. Es ist z. B. auch möglich, dass die Anzahl Schalen 202 im Gargut konstant
ist und ihre Dicke so an das Gargut angepasst wird, dass diese Anzahl in das Gargut
passt. Alle Schalen haben auch hier vorzugsweise überall die gleiche Dicke. Grundsätzlich
können aber auch andere mechanische und/oder thermodynamische Modelle verwendet werden.
[0063] Für die Zuordnung der Temperaturwerte zu den Schalen 202 sind die Schalen 202 z.
B. durchnummeriert, z. B. beginnend innen mit Nr 1. Die Messstellen 24 sind ebenfalls
durchnummeriert, z. B. beginnend am äußeren Ende des Messstellenabschnitts 14. Die
Kamera 5 liefert das geometrische Modell des Garguts und die räumliche Position und
Ausrichtung des Gargutthermometers 4. Daraus ergibt sich die Korrelation zwischen
den Messstellen-Nummern und den Schalen-Nummern. So ist bekannt, in welcher Schale
202 des Garguts die jeweilige Messstellen-Nummer des Gargutthermometers 4 misst.
[0064] Durch die Temperaturmesswerte in den verschiedenen Schalen 202 des Garguts wird dann
z. B. eine Kurve gefittet. Sehr häufig sind wegen Fehlstechungen keine Messwerte in
den Schalen 202 im bzw. in der Nähe des Kernpunktbereichs 201 vorhanden. Das Modell
200 kennt die insgesamt vorhandene Anzahl Schalen 202 und berücksichtigt deshalb auch
wie viele und welche Messwerte fehlen. Das Minimum des Fits wird z. B. immer bei Schale
Nr. 1 bzw. im Kernpunktbereich 201 (im Kern) erzwungen.
[0065] Beispielsweise wird eine vorteilhafte Genauigkeit erreicht, wenn ein Polynom 2. Ordnung
(Parabel mit Minimum bei Schale1) angepasst wird (Fit). Es ist aber auch möglich,
die Geometrie des Garguts bei der Auswahl der Funktion für den Fit zu berücksichtigen,
um den Temperaturanstieg vom Kernpunktbereich zur Oberfläche mathematisch zu beschreiben.
[0066] Das Ergebnis des Fits ist ein Temperaturwert für die 1. Schale, d. h. für den Kernpunktbereich
bzw. die niedrigste Temperatur im Gargut. Sie wird auf diese Art auch dann bestimmt,
wenn das Gargutthermometer 4 vom Benutzer fälschlicherweise überhaupt nicht durch
den Kern gestochen wurde.
[0067] In der Figur 3 ist ein grobes Fehlstechen skizziert, bei welcher die Messsonde 4
nur durch den Rand eines flachen Bratens oder eines Steaks gestochen wurde. Beispielsweise
liegen dann von sechs Messstellen 24 die Nr. 1 und die Nr. 5 und 6 außerhalb des Garguts
(die Nummerierung beginnt hier am äußeren Ende des Messstellenabschnitts 14). Das
Gargut ist hier als Schalenmodell 200 mit Schalen 202 und einem Kernpunktbereich dargestellt.
Die Schalen 202 sind hier von innen nach außen aufsteigend durchnummeriert.
[0068] Die Messstellen mit der Nr. 2 und der Nr. 4 sind hier der äußersten Schale mit der
Nr. 4 angeordnet. Die Messstelle mit der Nr. 3 liegt in der Schale Nr. 3. Eine herkömmliche
Auswertung ohne Berücksichtigung der geometrischen Verhältnisse würde als niedrigste
Temperatur der sechs Messstellen 24 des Gargutthermometers 4 die Temperatur in Messpunkt
Nr. 3 finden. Das entspricht der Temperatur von Schale Nr. 3. Tatsächlich liegt die
gesuchte Kerntemperatur in der innersten Schale Nr. 1 bzw. im Kernpunktbereich 201.
Zudem hat auch die Schale Nr. 2 eine niedrigere Temperatur als Schale Nr. 3.
[0069] Die Figur 4 zeigt die Bestimmung der Kerntemperatur aus den in der Messsituation
nach Fig. 3 erfassten Daten mit einem Fit 204. Die gemessenen Temperaturen sind jeweils
durch ein Kreuz markiert. Der Fit 204 muss hier die fehlenden zwei inneren Schalen
Nr. 1 und Nr. 2 überbrücken, um die Kerntemperatur zu liefern. Das führt zu erheblich
mehr Reproduzierbarkeit und mehr Genauigkeit bei der Verwendung des Gargutthermometers
4.
[0070] Wenn alle Schalen des Modells die gleiche Dicke haben, ist der Abstand der Schalen-Nummer
auf der x-Achse der Fig. 4 äquidistant. Wenn unterschiedlich dicke Schalen gewählt
werden, sollte sich das im Abstand der Teilstriche wiederfinden. Unterschiedliche
Schalendicken sind z. B. sinnvoll, wenn dadurch die Schalendicken gerade so angepasst
werden, dass die vorhandenen Messpunkt-Nummern des Gargutthermometers 4 jeweils mittig
in den Schalen zu liegen kommen und nicht genau auf der Grenze zwischen Schalen. Das
erhöht die Genauigkeit der Schätzung erheblich. Optimal unterschiedliche Schalendicken
oder eine Abstimmung auf eine optimale Schalendicke für alle Schalen sind dann getroffen,
wenn jeder Messpunkt des Gargutthermometers 4 mittig in einer anderen Schale liegt.
Dann wird die maximale Anzahl Messpunkte erzeugt. Das macht die Lage des Fits 204
durch die Messpunkte besonders sicher.
[0071] In der Figur 5 ist ein Fehlstechen skizziert, bei welcher die Messsonde 4 nicht bis
in den Kern eines großen, kugeligen oder ellipsoiden Bratens reicht. Für die inneren
Schalen mit der Nr. 1 bis 3 werden daher keine Temperaturen erfasst.
[0072] Die Figur 6 zeigt die Bestimmung der Kerntemperatur aus den in der Messsituation
nach Fig. 5 erfassten Daten. Die gemessenen Temperaturen sind jeweils durch ein Kreuz
markiert. Die gesuchte Kerntemperatur entspricht dem Minimum des Fits 204.
[0073] In der Figur 7 ist ein besonders ungünstiges Fehlstechen skizziert. Die Messsonde
4 ist hier nur in den äußeren Schalen 202 eines großen, kugeligen oder ellipsoiden
Bratens eingestochen. Für die inneren Schalen mit der Nr. 1 bis 4 werden daher keine
Temperaturen erfasst.
[0074] Die Figur 7 zeigt die Bestimmung der Kerntemperatur aus den in der Messsituation
nach Fig. 6 erfassten Daten. Die gemessenen Temperaturen sind jeweils durch ein Kreuz
markiert. Die gesuchte Kerntemperatur entspricht dem Minimum des Fits 204.
[0075] Die Ermittlung des geometrischen Modells des Garguts kann beispielsweise über ein
Konturmodell erfolgen. Dabei wird die nicht sichtbare Seite des Garguts aus den sichtbaren
Teilen abgeleitet bzw. geschätzt. Ein Teil der äußeren Gargutkontur wird mit der 3D-Kamera
bestimmt. Kamera- und Gargutposition sind dabei insbesondere fest. Ein Drehen oder
Wenden ist nicht nötig.
[0076] Eine Möglichkeit, die nicht sichtbare Seite des Garguts zu schätzen, ist nachfolgend
stark vereinfacht beschrieben. Alles, was sichtbar ist, wird in seiner Kontur bestimmt.
An den Kanten des Sichtbaren wird das Lot auf die Trägerplatte gefällt und angenommen,
dass alles innerhalb des umlaufenden Lotes zum Gargut gehört.
[0077] Eine andere Möglichkeit, die nicht sichtbare Seite des Garguts zu schätzen, ist stark
vereinfacht beschrieben wie folgt: Alles, was sichtbar ist, wird in seiner Kontur
bestimmt. Es wird ein Gargutrand auf mittlerer Höhe des Randes berechnet. Da, wo der
gemessene Rand des Garguts tiefer liegt als diese halbe Höhe, wird das Gargut schon
an der Stelle abgeschnitten, wo die mittlere Höhe erreicht ist. Da wo der gemessene
Rand höher liegt als die mittlere Höhe, wird das Lot vom Gargut Rand bis auf die mittlere
Höhe gefällt. Das Lot beschreibt dann an dieser Stelle die Gargutkontur des Randes.
[0078] Im letzten Schritt wird von der von oben vermessenen "Halbschale" des Garguts zusätzlich
ein vertikales Spiegelbild erzeugt. Dann werden die beiden konturierten "Halbschalen"
Rand auf Rand zur Gargutkontur zusammengesetzt.
[0079] Die Ermittlung des Schalenmodells 200 kann beispielsweise wie nachfolgend stark vereinfacht
beschrieben erfolgen. Die äußere Kontur des Garguts liefert den Bezug. Die Software
erzeugt weitere, kleinere, innenliegende Konturen. Jede weitere Kontur hat insbesondere
überall einen gleichen Abstand zu ihrem äußeren Nachbarn. Der Abstand zu seinem äußeren
Nachbarn kann sich von Kontur zu Kontur ändern. Das ist insbesondere durch einen Algorithmus
vorgegeben.
[0080] Wenn alle Schalen des Modells die gleiche Dicke haben, ist der Abstand der jeweiligen
Schale auf der x-Achse äquidistant. Wenn unterschiedlich dicke Schalen gewählt werden,
findet sich das im Abstand der Teilstriche auf der X-Achse wieder.
[0081] Unterschiedliche Schalendicken sind z. B. sinnvoll, wenn dadurch die Schalendicken
gerade so angepasst werden, dass die vorhandenen Messstellen 24 des Gargutthermometers
4 jeweils mittig in den Schalen zu liegen kommen und z. B. nicht genau auf der Grenze
zwischen den Schalen. Dadurch kann die Genauigkeit der Schätzung erheblich erhöht
werden.
[0082] Optimal unterschiedliche Schalendicken oder Abstimmung auf eine optimale Schalendicke
für alle Schalen sind z. B. dann getroffen, wenn jeder Messpunkt des Gargutthermometers
4 mittig in einer anderen Schale liegt. Dann wird die maximale Anzahl Messpunkte erzeugt.
Das macht die Lage des Fits durch die Messpunkte besonders zuverlässig.
[0083] Besonders vorteilhaft für die Auswertung sind 2D-Schnittbilder durch die 3D-Schalenstruktur.
Dabei verläuft die Schnittebene durch zwei Punkte auf dem Messstellenabschnitt 14
des Gargutthermometers 4 und durch einen Punkt im Gargut, der in der von außen gesehen
am entferntesten Schale liegt (also der Kernpunktbereich). Ist der Kern durch eine
Fläche bzw. ein "flächiges Volumen" gegeben, wird ein beliebiger Punkt aus dieser
Menge gewählt. Er muss im Kern liegen. Die Schnittebenen in den Fig. 2, 3, 5 und 7
sind z. B. von dieser Art.
[0084] Grundsätzlich ist es besonders hilfreich, die äußere Kontur zu vermessen, das Schalenmodell
zu berechnen, Abstände bzw. Dicken der Schalen und die Anzahl der Schalen festzulegen
und zu kennen, die geometrische Position der Messstellen 24 im Gargutthermometer 4
zu bestimmen sowie zu bestimmen, in welchen Schalen des Schalenmodells die Temperatur
mit dem Gargutthermometer gemessen wird. Dann erfolgt die Auswertung des Schalenmodells
z. B. durch einen Fit durch die Temperturmesswerte in den Schalen. Eine Extrapolation
bzw. ein Fit bis zur innersten Schale liefern die Kerntemperaturschätzung.
[0085] Das 3D-Modell für den Wärmeübergang in das Gargut, den Wärmetransport im Gargut und
die daraus resultierende Temperaturverteilung kann bei bestimmten Gargutgeometrien
vereinfacht werden. Bei kugeliger Geometrie ist jeder Schnitt, der den Kern enthält,
z. B. eine Kreisscheibe. Alle Kreisscheiben verhalten sich ähnlich. Das heißt, es
braucht nur eine Kreisscheibe betrachtet zu werden. In der Kreisscheibe ist jeder
Radius gleichberechtigt. Es braucht nur das Verhalten entlang eines Radius betrachtet
zu werden. Somit ist die Auswertung von 3D-Informationen auf eindimensionale Strukturen
vereinfacht. Bei Steaks oder dergleichen sind abseits vom Rand bzw. entlang der Höhe
ebenfalls eindimensionale Strukturen ausreichend.
[0086] Auch bei zylindrischer Geometrie (z. B. bei Schweinefilet) ist jeder Schnitt senkrecht
zur Zylinderachse beispielsweise gleichberechtigt. Es braucht also nur ein Schnitt
betrachtet zu werden. Ist der Schnitt tatsächlich eine Kreisfläche, dann braucht nur
ein Radius betrachtet zu werden und es kann auf eindimensionale Strukturen vereinfacht
werden. Ist der Querschnitt elliptisch oder unregelmäßig, erfolgt die Auswertung z.
B. mit zweidimensionalen Strukturen.
[0087] Das Vorgehen mit dem orts- und zeitabhängigen thermodynamischen Modell erfolgt z.
B. so, dass das Modell solange an das vorliegende Lebensmittel angepasst wird, bis
die an den Messstellen 24 des Gargutthermometers 4 gemessenen Temperaturen vom Start
bis zum aktuellen Messzeitpunkt optimal mit dem Modell übereinstimmen. Dann ist über
die Ortsabhängigkeit des Modells die Temperaturverteilung nicht nur an den Messpunkten,
sondern im gesamten Gargut Volumen bekannt.
[0088] Über die Zeitabhängigkeit des Modells sind dann zu jedem Zeitpunkt die Temperaturen
an allen Orten im Gargut bekannt, z.B. also auch die Standardabweichung. So kann z.B.
auch Einfluss auf die Garraumtemperatur oder Art der Energiezufuhr genommen werden,
um die Temperaturgleichmäßigkeit zu verändern.
[0089] Statt eine mathematische Funktion durch die Temperaturmesswerte des Zwiebelschalenmodells
zu fitten, kann auch das thermodynamische Modell für die Temperaturverteilung im Gargutvolumen
verwendet werden.
[0090] Die Kerntemperatur und/oder die anderen gemessenen bzw. berechneten Temperaturen
werden an die Steuereinrichtung 3 übermittelt, welche die Temperaturen zur Überwachung
des Garzustands Innen und zur Gerätesteuerung einsetzt. Die Temperaturinformationen
können genutzt werden, um die Garraum- bzw. Ofentemperatur zu regeln oder einen Fertigzeitpunkt
Innen zu bestimmen, um den Garvorgang automatisch zu beenden. Es kann sich ein Schnellabkühlen
oder Warmhalten anschließen.
Bezugszeichenliste
[0091]
- 1
- Gargerät
- 2
- Behandlungseinrichtung
- 3
- Steuereinrichtung
- 4
- Messsonde
- 5
- Kameraeinrichtung
- 6
- Auswerteeinrichtung
- 11
- Garraum
- 14
- Messstellenabschnitt
- 21
- Garraumtür
- 24
- Messstelle
- 34
- Griffabschnitt
- 100
- Backofen
- 101
- Bedieneinrichtung
- 102
- Anzeigeeinrichtung
- 200
- Schalenmodell
- 201
- Kernpunktbereich
- 202
- Schale
- 203
- Temperatur
- 204
- Fit
1. Verfahren zum Betreiben eines Gargeräts (1) mit wenigstens einem Garraum (11) und
mit wenigstens einer Behandlungseinrichtung (2) zur Zubereitung von Gargut in dem
Garraum (11), wobei mittels wenigstens einer Messsonde (4) mit wenigstens einem in
das Gargut eingestochenen Messstellenabschnitt (14) mit wenigstens einer Messstelle
(24) während eines Garprozesses im Garraum (11) wenigstens eine Innentemperatur des
Garguts erfasst wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels wenigstens einer Kameraeinrichtung (5) Bildinformationen, insbesondere räumliche
Bildinformationen, aus dem Garraum (11) erfasst werden und dass aus den Bildinformationen
wenigstens ein geometrisches Modell des Garguts ermittelt wird und dass mittels der
Kameraeinrichtung (5) wenigstens eine Kenngröße für eine Einstechlage der Messsonde
in dem Gargut bestimmt wird und dass mittels wenigstens einer Auswerteeinrichtung
(6) aus der Innentemperatur des Garguts und dem geometrischen Modell des Garguts und
der Kenngröße für die Einstechlage der Messsonde (4) in dem Gargut wenigstens eine
Kerntemperatur des Garguts ermittelt wird, welche der niedrigsten im Inneren des Garguts
vorliegenden Temperatur entspricht.
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Innentemperatur des Garguts mit wenigstens zwei und vorzugsweise mit einer Mehrzahl
von Messstellen (24) erfasst wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Bestimmung der Kenngröße für die Einstechlage wenigstens einen der folgenden
Schritte in dieser oder einer anderen geeigneten Reihenfolge umfasst:
- dass wenigstens ein Griffabschnitt (34) der Messsonde (4) erkannt wird und dass
aus einer geometrischen Lage des Griffabschnitts (34) eine Einstechlage des Messstellenabschnitts
(14) abgeleitet wird;
- dass die Länge eines eingestochenen Teils des Messstellenabschnitts (14) bestimmt
wird;
- dass die Länge eines außerhalb des Garguts angeordneten Teils des Messstellenabschnitts
(14) bestimmt wird;
- dass wenigstens ein Einstechwinkel des Messstellenabschnitts (14) bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass aus der Kenngröße für die Einstechlage und dem geometrischen Modell des Garguts ein
Einstechort und/oder ein Verlauf des eingestochenen Messstellenabschnitts (14) im
geometrischen Modell abgeleitet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche und Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass aus der Kenngröße für die Einstechlage und dem geometrischen Modell des Garguts eine
Anzahl und/oder eine Identität der innerhalb des Garguts angeordneten Messstellen
(24) abgeleitet wird.
6. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens für die innerhalb des Garguts angeordneten Messstellen (24) jeweils wenigstens
eine Messposition in Bezug auf das geometrische Modell des Garguts abgeleitet wird
und dass der Messposition der von der jeweiligen Messstelle (24) erfasste Temperaturwert
zugeordnet wird.
7. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass aus den Messpositionen und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten die Kerntemperatur
abgeleitet wird und/oder wenigstens eine Temperatur abgeleitet wird, welche außerhalb
einer Messposition im geometrischen Modell des Garguts liegt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem geometrischen Modell des Garguts wenigstens ein Schalenmodell (200) mit einem
Kernpunktbereich (201) und mit einer Mehrzahl von den Kernpunktbereich umgebenden
Schalen (202) zugeordnet wird und dass der Kernpunktbereich (201) dabei den Ort mit
der Kerntemperatur darstellt.
9. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch und Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Messpositionen und ihre jeweiligen Temperaturwerte jeweils wenigstens einer Schale
(202) und/oder wenigstens teilweise dem Kernpunktbereich (201) zugeordnet werden.
10. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass aus den Schalen (202) und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten wenigstens eine
Temperatur einer Schale (202) ohne zugeordneten Temperaturwert und/oder des Kernpunktbereichs
(201) abgeleitet wird.
11. Verfahren nach einem der beiden vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass aus den Messpositionen und den jeweils zugeordneten Temperaturwerten eine zeitliche
Entwicklung der Kerntemperatur abgeleitet wird und/oder eine zeitliche Entwicklung
wenigstens einer Temperatur abgeleitet wird, welche außerhalb einer Messposition im
geometrischen Modell des Garguts liegt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Messstellen (24), welche eine Temperatur größer als 100 °C erfassen, als außerhalb
des Garguts liegend identifiziert werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Kameraeinrichtung (5) während des Garprozesses wiederholt Bilder des
Garraums (11) und des darin aufgenommenen Garguts erfasst werden und dass die Bilder
jeweils aus einer Vielzahl von Bildelementen bestehen und mittels der Auswerteeinrichtung
(6) ausgewertet werden und dass sich über die Zeit verändernde Bildelemente identifiziert
und als zu dem Gargut gehörend zugeordnet werden, um eine Unterscheidung von den von
außerhalb des Garguts stammenden Bildelementen zu ermöglichen.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Kameraeinrichtung (5) während des Garprozesses wiederholt Bilder des
Garraums (11) und des darin aufgenommenen Garguts erfasst werden und dass die Bilder
jeweils aus einer Vielzahl von Bildelementen bestehen und mittels der Auswerteeinrichtung
(6) ausgewertet werden und dass die geometrische Lage der Messsonde und der Temperaturmesspositionen
in Bezug auf das Modell des Garguts vor jeder Messung neu bestimmt werden.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Behandlungseinrichtung (2) abhängig von der ermittelten Kerntemperatur des Garguts
angesteuert wird.
16. Gargerät (1), betreibbar nach dem Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche.