[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine,
insbesondere einer Spinnmaschine, wobei artikelbezogene Betriebsparameter für die
Textilmaschine durch ein Artikelverwaltungssystem bereitgestellt werden. Außerdem
betrifft die Erfindung eine Textilmaschine, insbesondere eine Spinnmaschine, mit einer
Steuerung und einem Artikelverwaltungssystem.
[0002] Es ist bekannt, dass an einer garnherstellenden Textilmaschine, vor allem an einer
Spinnmaschine, Garne aus unterschiedlichem Ausgangsmaterial und/oder mit unterschiedlicher
Beschaffenheit hergestellt werden können. Ein bestimmtes Garn wird hierbei auch als
Artikel und der Zeitraum der Herstellung eines bestimmten Garns bzw. eines bestimmten
Artikels auch als Partie bezeichnet. Ein bestimmter Artikel ist mit einem bestimmten
Betriebsparametersatz für die Textilmaschine verknüpft, der auch Rezept genannt wird.
Mit Betriebsparametersatz ist eine Menge von Einstellgrößen für ausgewählte Arbeitselemente
der Textilmaschine gemeint. Diese Einstellgrößen können beispielsweise Sollwerte für
die Drehzahl von Walzen oder für den Arbeitsabstand zweier gegenseitig einstellbarer
Elemente beinhalten.
[0003] Heutzutage kann die Veränderung von Betriebsparametern an Textilmaschinen automatisch
bzw. softwaregestützt erfolgen. Betriebsparametersätze können beispielsweise in Versuchsanlagen
optimiert und anschließend in Datenbanken hinterlegt werden. Entsprechend ist es wünschenswert,
die erstellten Rezepte an einer Vielzahl von Textilmaschinen anzuwenden, die sich
beispielsweise an verschiedenen Standorten befinden und/oder von verschiedenen Betreibern
verwendet werden.
[0004] Die
DE 10 2004 014 257 A1 beschreibt hierzu beispielsweise ein Artikel- bzw. Rezeptverwaltungssystem für eine
Textilmaschinenanlage. Die Rezepte können in diesem System zentral abgerufen und abgespeichert
werden. Auch sind die Rezepte an den Steuereinheiten der jeweiligen Maschinen in der
Textilmaschinenanlage editierbar und damit an eine bestimmte, individuelle Maschine
anpassbar. Hierdurch wird dem Problem Rechnung getragen, dass Betriebsparametersätze
nicht ohne Weiteres für Maschinen unterschiedlicher Baureihen und unterschiedlichen
Betriebsalters verallgemeinert werden können. Aufgrund baureihenbedingter Unterschiede
bzw. Alterungserscheinungen und Fertigungstoleranzen kann die Qualität eines hergestellten
Garns bei Verwendung des gleichen Rezepts von Maschine zu Maschine stark variieren.
Diese Unterschiede können teilweise durch erhöhten Materialeinsatz kompensiert werden,
was aus wirtschaftlicher Sicht aber nicht erstrebenswert ist. Die in der
DE 10 2004 014 257 A1 editierten Rezepte werden zentral in der Textilmaschinenanlage gespeichert, wodurch
ein für eine bestimmte Maschine individuelles "Maschinenrezept" entsteht. Dies kann
für das abgeschlossene System einer einzelnen Anlage eine adäquate Lösung sein, ist
aber in dieser Form nicht oder nur schwer auf Rezepte für Maschinen an verschiedenen
Standorten und/oder verschiedener Betreiber anzuwenden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, den Stand der Technik in Bezug auf
die genannten Nachteile zu verbessern.
[0006] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren und eine Textilmaschine mit den Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche.
[0007] In dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine, insbesondere
einer Spinnmaschine, werden der Textilmaschine artikelbezogene Betriebsparameter durch
ein Artikelverwaltungssystem bereitgestellt. Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, dass
die artikelbezogenen Betriebsparameter als Konstantwerte bereitgestellt werden, dass
weiterhin maschinenbezogene Korrekturfaktoren bereitgestellt werden und dass aus den
artikelbezogenen Betriebsparametern und den Korrekturfaktoren an die individuellen
Gegebenheiten der Textilmaschine angepasste Betriebsparameter errechnet werden.
[0008] Unter einem Artikelverwaltungssystem ist insbesondere eine Datenbank mit einer Verbindung
zur Steuerung der Textilmaschine und einer Benutzeroberfläche zu verstehen, die in
der Lage ist, die Textilmaschine mit artikelbezogenen Betriebsparametern zu versorgen.
Artikelbezogene Betriebsparameter sind wie bereits angedeutet eine Sammlung von Einstellwerten
für verschiedene Bauteile einer Textilmaschine, die die Textilmaschine zur Herstellung
eines bestimmten Produkts aus einem bestimmten Ausgangsmaterial mit bestimmten Eigenschaften
befähigt. Ein typisches Ausgangsmaterial ist beispielsweise die Baumwolle und zu den
wichtigsten Eigenschaften eines Garns gehören die Dicke, die Haarigkeit und der Drall.
Typische Einstellwerte können beispielsweise bestimmte Drehzahlen oder auch Drehzahlverhältnisse
von bestimmten Bauteilen sein, die zur Herstellung eines Artikels besonders geeignet
sind.
[0009] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden artikelbezogene Betriebsparameter bzw.
Rezepte streng von den für die einzelnen Maschinen individuell angepassten Betriebsparametern
getrennt. Es ist durch die maschinenbezogenen Korrekturfaktoren möglich, Rezepte bereitzustellen,
die bei Anwendung bei Maschinen unterschiedlicher Baureihen und unterschiedlichen
Betriebsalters zu Produkten gleicher Qualität führen. Auch verschiedene Softwareversionen
der einzelnen Maschinen und/oder Fertigungstoleranzen der Bauteile lassen sich auf
diese Weise kompensieren. Die maschinenbezogenen Korrekturfaktoren können bereits
bei der Montage der Maschine herstellerseits festgelegt werden und mit der Maschine
mitgeliefert werden, ggf. auch bereits in das Artikelverwaltungssystem integriert
werden. Ebenso können die maschinenbezogenen Korrekturfaktoren aber auch erst bei
Inbetriebnahme der Maschine oder auch nach einem Partiewechsel durch einen Bediener
ermittelt werden, wie im Folgenden noch beschrieben wird.
[0010] Wie bereits angedeutet, können die artikelbezogenen Betriebsparameter beispielsweise
in Versuchsanlagen des Textilmaschinenherstellers erzeugt werden. Dem jeweiligen Betreiber
können diese in Form einer Datenbank zur Verfügung gestellt werden. Diese Datenbank
kann lokal am Standort des Betreibers gespeichert sein oder beispielsweise auf einem
mit dem Internet verbundenen Server des Herstellers liegen. Vorzugsweise enthält eine
derartige Datenbank neben den Betriebsparametern Informationen über das daraus herzustellende
Produkt sowie den Zeitpunkt der Erzeugung der Betriebsparameter.
[0011] Es ist ebenfalls denkbar, dass artikelbezogene Betriebsparameter vom jeweiligen Betreiber
der Textilmaschine selbst erzeugt und gespeichert werden. Dies ist selbstverständlich
ebenfalls mit der zuvor beschriebenen Möglichkeit kombinierbar, so dass eine vom Hersteller
zur Verfügung gestellte Sammlung von artikelbezogenen Betriebsparametern vom jeweiligen
Betreiber ergänzt werden kann. Vorzugsweise werden aber einmal festgelegte artikelbezogene
Betriebsparameter für ein bestimmtes Produkt nicht verändert.
[0012] Im konkreten Fall einer Spinnmaschine und insbesondere einer Rotorspinnmaschine können
die artikelbezogenen Betriebsparameter beispielsweise den Anspannverzug und die Drehzahlen
insbesondere des Rotors und der Auflösewalze umfassen. Diese Parameter werden wiederum
beispielsweise von Stellwerten von Elektromotoren, die die entsprechenden Bauteile
kontrollieren, bestimmt. Es ist einerseits denkbar, dass die übergeordneten Parameter
(bspw. Drehzahlen) im Artikelverwaltungssystem hinterlegt sind, die bei der Anwendung
von der Steuerung der Textilmaschine in entsprechende Stellwerte umgesetzt werden.
Es ist andererseits ebenfalls denkbar, dass die grundlegenden Parameter, wie die Stellwerte
der Motoren, im Artikelverwaltungssystem hinterlegt sind und direkt angewendet werden.
Entsprechendes gilt für die Korrekturfaktoren und die angepassten Betriebsparameter.
[0013] Die Korrekturfaktoren sind Zahlenwerte, mit denen die artikelbezogenen Betriebsparameter
an die an einer bestimmen Textilmaschine individuell vorherrschenden Gegebenheiten
angepasst werden. Im Gegensatz zu den vom Artikelverwaltungssystem bereitgestellten
Daten sind die Korrekturfaktoren im Allgemeinen nur für eine bestimmte Maschine gültig.
Entsprechend müssen die Korrekturfaktoren auch an dieser bestimmten Maschine erstellt
und vorzugsweise an dieser Maschine gespeichert werden.
[0014] Die Korrekturfaktoren können von einem Bediener der Textilmaschine festgelegt werden,
beispielsweise indem sie direkt verfeinert werden, bis sich die gewünschte Qualität
bzw. die gewünschten Eigenschaften des hergestellten Produkts einstellen. Hierzu weist
die Textilmaschine oder die Steuerung der Textilmaschine vorzugsweise eine entsprechende
Benutzeroberfläche auf. Es ist insbesondere denkbar, dass ein erster Satz von Korrekturfaktoren
bereits vom Hersteller bei der Herstellung der Textilmaschine oder bei der Erstinbetriebnahme
ermittelt wird.
[0015] Beispielsweise ist es denkbar, dass ein Bediener ausgehend von den vom Artikelverwaltungssystem
bereitgestellten artikelbezogenen Betriebsparametern die Einstellwerte bestimmter
Bauteile manuell anpasst, bis sich die gewünschte Qualität bzw. die gewünschten Eigenschaften
des hergestellten Produkts einstellen. Die Textilmaschine, bzw. die Steuerung der
Textilmaschine kann dann beispielsweise aus den Unterschieden zwischen den Daten des
Artikelverwaltungssystems und den manuell eingestellten Einstellwerten der Bauteile
der Textilmaschine selbstständig Korrekturfaktoren berechnen, die dann vorzugsweise
an der Textilmaschine gespeichert werden.
[0016] Ergänzend zu dem obig Beschriebenen oder gegebenenfalls ausschließlich ist es ebenfalls
denkbar, dass Sensoren der Textilmaschine, insbesondere Sensoren zur Garnüberwachung,
genutzt werden, um bestimmte Einstellwerte der Bauteile oder direkt die Korrekturfaktoren
anzupassen, bis sich eine gewünschte Qualität und/oder die gewünschten Eigenschaften
des hergestellten Produkts einstellen. Es ist beispielsweise somit möglich, dass die
Textilmaschine bzw. die Steuerung der Textilmaschine selbstständig Korrekturfaktoren
ermittelt.
[0017] Wie bereits angedeutet, werden die Korrekturfaktoren vorzugsweise lokal an der Textilmaschine,
beispielsweise in einem mit der Steuerung verbundenen Speicher, abgespeichert. Es
ist aber selbstverständlich denkbar, die Korrekturfaktoren für verschiedene Textilmaschinen
in einer Anlage zentral zu speichern. Insbesondere werden neben den Korrekturfaktoren
an sich auch Informationen über die Zugehörigkeit der Korrekturfaktoren zu den einzelnen
artikelbezogenen Betriebsparametern abgespeichert. Zusätzlich können beispielsweise
Informationen über die Textilmaschine wie Art und/oder Alter der verbauten Bauteile
und eventuell Betriebsalter der gesamten Textilmaschine abgespeichert werden. Die
Korrekturfaktoren sind vorzugsweise über eine entsprechende Benutzeroberfläche veränderbar.
[0018] Vorzugsweise findet die Verrechnung der artikelbezogenen Betriebsparameter und Korrekturfaktoren
zu den angepassten Betriebsparametern in der Steuerung der Textilmaschine statt. Es
ist aber ebenfalls denkbar, dass die Rechenoperationen beispielsweise von einem externen
Computersystem durchgeführt werden. Das Errechnen kann dabei automatisch durch die
Steuerung vorgenommen werden, sobald der Bediener in üblicher Weise die Einstellungen
an der Maschine für eine neue Partie vorgenommen hat. Denkbar ist es grundsätzlich
aber auch, dass die Anpassung der Betriebsparameter nur auf Anforderung des Bedieners
erfolgt. Trotz der Bezeichnung Korrekturfaktoren sind neben einer Multiplikation andere
mathematische Operationen denkbar. Diese umfassen beispielsweise Addition, Subtraktion
und/oder Potenzierung.
[0019] Ergebnis einer solchen Operation sind die angepassten Betriebsparameter, die von
der Steuerung der Textilmaschine vorzugsweise an die einzelnen einzustellenden Bauteile
übermittelt und dort angewendet werden. Vorzugsweise werden die angepassten Betriebsparameter
nicht dauerhaft gespeichert und werden für jede Partie neu berechnet. Dies fördert
die Trennung zwischen artikelbezogenen Betriebsparametern des Artikelverwaltungssystems
und angepassten Betriebsparametern, die nur für eine bestimmte Maschine gültig sind.
[0020] Es ist für das Verfahren vorteilhaft, wenn die Korrekturfaktoren gegebenenfalls,
also soweit erforderlich, nachjustiert werden. Dies bedeutet, dass die Korrekturfaktoren
dann neu festgelegt werden, wenn sich trotz korrekter Auswahl der Betriebsparameter
und der Korrekturfaktoren nicht das gewünschte Ergebnis am Artikel einstellt. Die
individuellen Gegebenheiten einer Textilmaschine können sich im Laufe der Zeit verändern.
Zu diesen Veränderungen gehören vor allem Alterungserscheinungen von Bauteilen. Um
eine gleichbleibende Qualität der Produkte zu gewährleisten, ist es folglich vorteilhaft,
die Korrekturfaktoren anzupassen. Die Anpassung kann beispielswiese manuell durch
einen Bediener erfolgen, der neue Korrekturfaktoren eingibt. Es ist aber ebenfalls
denkbar, dass durch den Bediener einzelne Einstellwerte der Textilmaschine nachjustiert
werden und aus den Unterschieden zwischen den Einstellwerten und den vom Artikelverwaltungssystem
bereitgestellten artikelbezogenen Betriebsparametern neue Korrekturfaktoren abgeleitet
werden, die anschließend gespeichert werden.
[0021] Es ist weiterhin von Vorteil, wenn das Nachjustieren der Korrekturfaktoren automatisch
erfolgt. Dies kann beispielsweise in Abhängigkeit des Betriebsalters von bestimmten
Bauteilen oder der Textilmaschine insgesamt stattfinden. Auch können bestimmte Sensordaten
verwendet werden, um Korrekturfaktoren anzupassen.
[0022] Insbesondere ist es von Vorteil, wenn das Nachjustieren der Korrekturfaktoren aufgrund
eines Stromverbrauchs einzelner Bauteile, einer Fadenbruchrate und/oder einer Haarigkeit
eines Garns vorgenommen wird. Der Stromverbrauch kann beispielsweise auf bestimmte
Verschleißerscheinungen hinweisen, die kompensiert werden müssen, um eine gleichbleibende
Qualität des Produkts zu garantieren. Eine hohe Fadenbruchrate ist aus wirtschaftlicher
Sicht zu vermeiden, da die garnherstellende oder garnverarbeitende Textilmaschine
bei jedem Fadenbruch zumindest kurzzeitig stillsteht. Die Fadenbruchrate kann mit
einer Anpassung bestimmter Betriebsparameter reduziert werden. Insbesondere durch
eine Reduktion der Produktionsgeschwindigkeit durch die Korrekturfaktoren kann hier
eine Verbesserung erzielt werden. Die Haarigkeit ist ein typisches Qualitätsmerkmal
eines gesponnenen Garns und es muss entsprechend auf eine Veränderung mit einer Anpassung
der Betriebsparameter reagiert werden. Auch hier kann durch eine Veränderung der Produktionsgeschwindigkeit
durch die Korrekturfaktoren korrigierend eingegriffen werden.
[0023] Es ist weiterhin vorteilhaft, wenn die Korrekturfaktoren an der Textilmaschine gespeichert
und bei einem Partiewechsel erneut auf bereitgestellte Betriebsparameter angewendet
werden. Auf diese Weise ist es möglich, eine Trennung von artikelbezogenen Betriebsparametern
des Artikelverwaltungssystems und den an die jeweilige Textilmaschine angepassten
Betriebsparametern beizubehalten. Mit der erneuten Anwendung bei einem Partiewechsel
kann eine gleichbleibende Qualität der hergestellten Produkte gewährleistet werden.
Wie bereits beschrieben, wird bei einem Partiewechsel von der Herstellung des einen
Produkts auf die Herstellung eines anderen oder auf eine andere Charge des Produkts
umgestellt. Durch die vorhandenen Korrekturfaktoren kann ein Partiewechsel ohne eine
zeitaufwändige manuelle Einstellung der Textilmaschine erfolgen.
[0024] Die jeweilige Textilmaschine weist vorzugsweise einen Speicher zur Speicherung der
Korrekturfaktoren auf, der insbesondere mit der Steuerung der Textilmaschine in Verbindung
steht. Es ist alternativ ebenfalls denkbar, dass die Korrekturfaktoren zumindest für
einen bestimmten Betreiber von Textilmaschinen und/oder in einer Anlage zentral gespeichert
werden. Hierzu kann die bestehende Vernetzung der Textilmaschinen und ein zentrales
Datenverarbeitungssystem genutzt werden. Denkbar ist weiterhin auch, die Korrekturfaktoren
in einem der Textilmaschine zugeordneten Speicher wie einem mobilen Datenträger zu
speichern.
[0025] In einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens ist in dem Artikelverwaltungssystem
ein zulässiger Wertebereich für einen oder mehrere der Korrekturfaktoren hinterlegt.
Ein errechneter oder anderweitig ermittelter Korrekturfaktor kommt somit nur dann
zur Anwendung, wenn er innerhalb des zulässigen Wertebereichs liegt. Durch diese Begrenzung
der Korrekturfaktoren kann sichergestellt werden, dass alle Einstellwerte trotz der
Anpassung durch die Korrekturfaktoren im Rahmen der vorgesehenen und sicheren Parameter
bleiben. Hierdurch kann die Sicherheit der Textilmaschinen sowie die Langlebigkeit
der Bauteile verbessert werden. Es ist ebenfalls denkbar, dass Grenzen für die angepassten
Betriebsparameter im Artikelverwaltungssystem hinterlegt sind, die wiederum den möglichen
Wertebereich für die Korrekturfaktoren einschränken. In einer entsprechenden Benutzeroberfläche
kann der Wertebereich für Korrekturfaktoren auf einem Anzeigeelement der Textilmaschine
dargestellt werden.
[0026] Es ist besonders vorteilhaft, wenn die individuellen Gegebenheiten der Textilmaschine,
die durch die Korrekturfaktoren ausgeglichen werden können, Alterungserscheinungen
und/oder Fertigungstoleranzen und/oder bauartbedingte individuelle Gegebenheiten sind.
Diese Gegebenheiten haben besonders starken Einfluss auf die Qualität des hergestellten
Produkts. Daher besteht besonderes Interesse, diese auszugleichen. Durch den Ausgleich
von Alterungs- und insbesondere Verschleißerscheinungen durch Korrekturfaktoren können
Verschleißteile eventuell später ausgetauscht werden und damit im laufenden Betrieb
Kosten gespart werden. Bei einer Spinnmaschine, insbesondere einer Rotorspinnmaschine,
können zu den Alterserscheinungen beispielsweise die Abnutzung von Auflösewalzen bzw.
deren Garnituren, Abzugsdüsen und Spinnrotoren und die altersbedingte Ausdehnung von
Riemen gehören. Ebenso kann ein Verschleiß der Beläge von Spulwalzen und Abzugswalzen
dazu gehören. Der Einfluss von Fertigungstoleranzen und/oder Montagetoleranzen kann
sich beispielsweise in leicht unterschiedlichen Spaltmaßen, Abmessungen von Bauteilen,
Trägheitsmomenten rotierender Bauteile und/oder unterschiedlichen Wirkungsgraden elektrischer
Bauteile zeigen. Zu den bauartbedingten Gegebenheiten gehören beispielsweise unterschiedliche
Kennzahlen unterschiedlicher Bauteile, unterschiedliche Softwareversionen und/oder
die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Elektronik.
[0027] Einen weiteren Vorteil stellt es dar, wenn die Betriebsparameter eine Drehzahl und/oder
ein Drehzahlverhältnis und/oder eine Einschaltzeit und/oder eine Anzahl an Bewegungen,
insbesondere Umdrehungen, eines oder mehrerer Bauteile umfassen.
[0028] Insbesondere mit einer Veränderung der Drehzahl rotierender Bauteile lassen sich
viele der an der Textilmaschine vorherrschenden Gegebenheiten, die sich negativ auf
die Qualität des hergestellten Produkts auswirken, kompensieren. Die Drehzahl wird
dabei hauptsächlich wiederum durch die Betriebsparameter des antreibenden Motors bestimmt.
Diese können insbesondere mithilfe der Korrekturfaktoren angepasst werden. Dabei kann
sowohl eine Erhöhung als auch eine Reduktion der Drehzahl vorteilhaft sein. Im Falle
einer Rotorspinnmaschine kann beispielweise bei altersbedingter Abnutzung der Garnitur
einer Auflösewalze die Drehzahl der Auflösewalze durch Korrekturfaktoren angepasst
werden, um ein gleichmäßiges Auflösen von Faserbändern zu gewährleisten. Weitere rotierende
Bauteile umfassen insbesondere Spinnrotoren, Abzugswalzen und Antriebswalzen für Spulen.
[0029] Ein Beispiel für ein Drehzahlverhältnis wäre an einer Spinnmaschine der Anspannverzug,
der sich durch Abnutzung der Beläge von Spulwalze und Abzugswalze ändern kann.
[0030] Bei der Rotorreinigung kann beispielsweise bei bestimmten Artikeln die Einschaltzeit
eines pneumatischen oder auch mechanischen Reinigungselements vorgegeben werden und
mittels der Korrekturfaktoren an die Gegebenheiten der aktuellen Maschine angepasst
werden. Dabei kann auch ein Verschleiß des Reinigungselements durch Korrekturfaktoren
ausgeglichen werden. Auch bei der pneumatischen Fadensuche könnten bestimmte Einschaltzeiten
einer Saugdüse als Betriebsparameter vorgegeben werden. Ebenso könnten die Betriebsparameter
Einschaltzeiten für eine pneumatische oder mechanische Garnendenpräparation beinhalten.
[0031] Bei anderen Bauteilen kommt es hingegen weniger auf die Drehzahl oder die Einschaltzeit
an, sondern auf die Anzahl der Umdrehungen oder Bewegungen, beispielsweise um eine
definierte Länge eines Garns oder Fasermaterials bereitzustellen oder um eine definierte
Position eines Bauteils zu erzielen. Ein Beispiel wäre hier das Rückliefern eines
Fadens von einer Spule durch einen Spulantrieb.
[0032] Es ist weiterhin von Vorteil, wenn die Korrekturfaktoren für eine einzelne Arbeitsstelle
der Textilmaschine und/oder für eine Gruppe von Arbeitsstellen und/oder für die gesamte
Textilmaschine bereitgestellt werden. Moderne Textilmaschinen bestehen mitunter aus
einer Vielzahl von unabhängig arbeitenden Einheiten. Eine kleinste produzierende Einheit
wird in der Regel als Arbeitsstelle bezeichnet. Die autarken Arbeitsstellen einer
Textilmaschine erhalten zwar Elektrizität und Steuerbefehle von der Textilmaschine,
sind aber ansonsten unabhängig von den weiteren Arbeitsstellen. Entsprechend sind
sie jeweils mit einem vollständigen Satz von Bauteilen ausgestattet und es können
an unterschiedlichen Arbeitsstellen unterschiedliche individuelle Gegebenheiten vorherrschen.
Auch können verschiedene Arbeitsstellen der gleichen Textilmaschine verschiedene Produkte
herstellen. Es ist daher eventuell wünschenswert, für unterschiedliche Arbeitsstellen
unterschiedliche Korrekturfaktoren festzulegen.
[0033] Zusätzlich ist es vorteilhaft, wenn die bereitgestellten Betriebsparameter und/oder
die Korrekturfaktoren und/oder die angepassten Betriebsparameter auf einem Anzeigeelement
der Textilmaschine dargestellt werden. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die bereitgestellten
Betriebsparameter zusammen mit den Korrekturfaktoren und/oder zusammen mit den angepassten
Betriebsparametern auf einem Anzeigeelement der Textilmaschine dargestellt werden.
Dies ist vor allem für ein manuelles Nachjustieren der Korrekturfaktoren und/oder
der angepassten Betriebsparameter vorteilhaft. Falls von der Artikelverwaltung ein
Wertebereich für die Korrekturfaktoren und/oder die angepassten Betriebsparameter
vorgegeben wird, kann dieser insbesondere ebenfalls angezeigt werden. Je nach Größe
der Korrekturfaktoren kann ein Bediener eventuell auch einschätzen, ob demnächst eine
Wartung bzw. ein Austausch eines Bauteils der Textilmaschine notwendig werden sollte.
Denkbar ist es aber auch, dass trotz einer Korrektur der bereitgestellten Betriebsparameter
mittels der Korrekturfaktoren nicht die angepassten Betriebsparameter, sondern nach
wie vor nur die bereitgestellten Betriebsparameter angezeigt werden.
[0034] Nach einer Weiterbildung des Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn neue, artikelbezogene
Betriebsparameter generiert werden, indem aus aktuellen Einstellwerten der Textilmaschine
und/oder den angepassten Betriebsparametern die Korrekturfaktoren herausgerechnet
werden.
[0035] Beispielsweise kann an einer Textilmaschine die Produktion eines neuen Artikels,
für welchen noch keine artikelbezogenen Betriebsparameter vorhanden sind, mit den
artikelbezogenen Betriebsparametern eines ähnlichen Artikels begonnen werden. Auf
diese artikelbezogenen Betriebsparameter des ähnlichen Artikels werden dann wie zuvor
beschrieben die vorzugsweise an der Maschine gespeicherten Korrekturfaktoren angewendet,
um die für den ähnlichen Artikel passenden, angepassten Betriebsparameter bereitzustellen.
Diese werden dann, ggf. in mehreren Versuchen vom Bediener weiter nachjustiert, bis
mit den aktuellen Einstellwerten auch für den neuen Artikel die gewünschte Garnqualität
erreicht ist. Von den aktuellen Einstellwerten werden dann wiederum die Korrekturfaktoren
"abgezogen", wodurch die neuen, artikelbezogenen Betriebsparameter für den neuen Artikel
erhalten werden. Diese können dann ebenfalls in dem Artikelverwaltungssystem abgespeichert
werden.
[0036] In analoger Weise können natürlich auch artikelbezogenen Betriebsparameter für einen
bestimmten Artikel verändert werden. Führen beispielsweise die korrekte Auswahl der
artikelbezogenen Betriebsparameter und der Korrekturfaktoren nicht zum gewünschten
Ergebnis und kann zugleich ausgeschlossen werden, dass dies an den Gegebenheiten der
aktuellen Maschine liegt, so könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die artikelbezogenen
Parameter verändert werden müssen. Es werden dann in diesem Fall nicht die Korrekturfaktoren
nachjustiert, sondern vielmehr die angepassten Betriebsparameter so lange nachjustiert,
bis sich das gewünschte Ergebnis einstellt. Aus diesen angepassten und nachjustierten
Betriebsparametern werden dann, wie oben beschrieben unter Abzug der Korrekturfaktoren,
neue, artikelbezogene Betriebsparameter für diesen bestimmten Artikel errechnet und
in das Artikelverwaltungssystem zurückgeführt.
[0037] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens werden die Korrekturfaktoren
zusammen mit Informationen über die Textilmaschine in einer von der Textilmaschine
unabhängigen Datenbank gespeichert. Diese Datenbank kann insbesondere zur Weiterentwicklung
von Textilmaschinen oder für die zukünftige Bereitstellung artikelbezogener Betriebsparameter
durch den Hersteller genutzt werden. Auch können eventuell Zusammenhänge zwischen
dem Betriebsalter von Bauteilen und den zur Kompensation der Alterungserscheinungen
nötigen Korrekturfaktoren hergeleitet werden.
[0038] Besonders vorteilhaft ist es in diesem Zusammenhang, wenn die Datenbank Teil eines
Expertensystems ist. Ein Expertensystem ist ein Computerprogramm, das aus einer Datenbank
von miteinander kausal in Zusammenhang stehenden Parametern allgemeine Zusammenhänge
ableiten und extrapolieren kann. Ein derartiges System könnte möglicherweise selbstständig
Korrekturfaktoren aus allgemeinen Informationen über die Textilmaschine, wie beispielsweise
dem Betriebsalter der Textilmaschine sowie deren verschiedener Arbeitselemente, und
entsprechend in der Vergangenheit manuell eingestellten Korrekturfaktoren, ableiten.
Auch könnten Sensordaten und/oder Daten über den Stromverbrauch einzelner Bauteile
der Textilmaschine zum Trainieren des Expertensystems und entsprechend zur automatischen
Ermittlung von Korrekturfaktoren dienen. Auch die Unterstützung eines Bedieners beim
Nachjustieren der Korrekturfaktoren durch das Expertensystem ist denkbar.
[0039] Für die erfindungsgemäße Textilmaschine mit einer Steuerung und einem Artikelverwaltungssystem
wird vorgeschlagen, dass die Steuerung ausgebildet ist, von dem Artikelverwaltungssystem
als Konstantwerte bereitgestellte artikelbezogene Betriebsparameter zu empfangen und
aus den artikelbezogenen Betriebsparametern und maschinenbezogenen Korrekturfaktoren
an die individuellen Gegebenheiten der Textilmaschine angepasste Betriebsparameter
zu berechnen.
[0040] Die Textilmaschine ist insbesondere ausgebildet, das zuvor beschriebene Verfahren
auszuführen. Die bereits beschriebenen Vorteile des Verfahrens sind daher auf die
erfindungsgemäße Textilmaschine übertragbar.
[0041] Die Textilmaschine kann beispielsweise eine Spinnmaschine und insbesondere eine Rotorspinnmaschine
sein. Sie kann eine Vielzahl von voneinander im Wesentlichen unabhängigen Arbeitsstellen
aufweisen, die vorzugsweise in mehrere funktionelle Gruppen unterteilt sind. Zum Austausch
von Daten weist die Textilmaschine vorzugsweise eine entsprechende Schnittstelle,
wie beispielsweise einen Netzwerkanschluss, auf. Typische relevante Betriebsparameter
an der Textilmaschine sind insbesondere Strom und Spannung von verbauten Elektromotoren.
Weiterhin weist die Textilmaschine vorzugsweise einen Datenspeicher auf, der geeignet
ist, Korrekturfaktoren zu speichern. Dieser steht beispielsweise mit der Steuerung
der Textilmaschine in Verbindung. Zum Anzeigen der artikelbezogenen Betriebsparameter
und/oder der Korrekturfaktoren und/oder eventuell eines vorgegebenen Wertebereichs
für die Korrekturfaktoren oder die angepassten Betriebsparameter weist die Textilmaschine
vorzugsweise eine Anzeige auf. Diese kann auch für eine Benutzeroberfläche zur manuellen
Nachjustage der Korrekturfaktoren genutzt werden.
[0042] Weitere Vorteile der Erfindung sind in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen beschrieben.
Es zeigt:
- Figur 1
- ein Schema, das die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens an einer Textilmaschine
zeigt,
- Figur 2
- ein Schema, das die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens an zwei Textilmaschinen
zeigt, und
- Figur 3
- ein Schema, das die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens an einer Textilmaschine
mit einem Expertensystem zeigt.
[0043] Bei der nachfolgenden Beschreibung der Figuren werden für in den verschiedenen Figuren
jeweils identische und/oder zumindest vergleichbare Merkmale gleiche Bezugszeichen
verwendet. Die einzelnen Merkmale, deren Ausgestaltung und/oder Wirkweise werden meist
nur bei ihrer ersten Erwähnung ausführlich erläutert. Werden einzelne Merkmale nicht
nochmals detailliert erläutert, so entspricht deren Ausgestaltung und/oder Wirkweise
der Ausgestaltung und Wirkweise der bereits beschriebenen gleichwirkenden oder gleichnamigen
Merkmale.
[0044] Figur 1 zeigt eine schematisch dargestellte Textilmaschine 1, die zur Verdeutlichung
des Ablaufs des erfindungsgemäßen Verfahrens dienen soll. Die Textilmaschine 1 ist
beispielsweise als Rotorspinnmaschine ausgeführt. Sie weist eine Vielzahl von im Wesentlichen
voneinander unabhängigen Arbeitsstellen 2 auf. Die Textilmaschine 1 weist außerdem
ein Artikelverwaltungssystem 3 auf, das eine Steuerung 4 der Textilmaschine 1 mit
artikelbezogenen Betriebsparametern 5 versorgt. In der Steuerung 4 der Textilmaschine
1 werden die artikelbezogenen Betriebsparameter 5 mit beispielsweise an der Textilmaschine
1 gespeicherten Korrekturfaktoren 6 verrechnet, um an die individuellen Gegebenheiten
der Textilmaschine 1 angepasste Betriebsparameter 7 zu erzeugen.
[0045] Die artikelbezogenen Betriebsparameter 5 des Artikelverwaltungssystems 3 können beispielsweise
vom Hersteller der Textilmaschine 1 erzeugt und einem Betreiber zur Verfügung gestellt
werden. Es ist ebenfalls denkbar, dass die artikelbezogenen Betriebsparameter 5 vom
Betreiber selbst erzeugt werden und/oder beispielsweise nur für die Textilmaschinen
1 einer bestimmten Anlage bereitgestellt werden.
[0046] Typische Betriebsparameter, die der Herstellung eines bestimmten Garns an einer Rotorspinnmaschine
zugeordnet werden können, umfassen insbesondere Strom und Spannung bzw. allgemein
Steuersignale von Elektromotoren, die insbesondere die Drehzahlen bestimmter rotierender
Bauteile beeinflussen. Beispielsweise müssen auf diese Weise Drehzahlen von Auflösewalze,
Spinnrotor und Abzugswalze eingestellt werden.
[0047] Zu den individuellen Gegebenheiten an einer Textilmaschine 1, die durch Korrekturfaktoren
6 ausgeglichen werden können, gehören beispielsweise Alterungs- bzw. Abnutzungserscheinungen,
Fertigungstoleranzen bei Bauteilen der Textilmaschine 1 und bestimmte baureihenspezifische
Eigenschaften. Abnutzungserscheinungen können sich beispielsweise bei Auflösewalzen
bzw. bei Garnituren von Auflösewalzen negativ auf die Qualität des Endprodukts auswirken.
Auch können Abnutzungen von Lagern, Riemen und/oder Motoren sowie Reibbelägen von
Walzen ähnliche Auswirkungen verursachen. Ebenso kann es beispielsweise bei einem
zentralen Rotorantrieb einer Spinnmaschine durch Verschleiß des Rotorriemens zu negativen
Auswirkungen auf das gesponnene Garn kommen. Diese können mit entsprechenden Korrekturfaktoren
6 zumindest teilweise ausgeglichen werden. Zu den Fertigungstoleranzen gehören beispielsweise
leicht unterschiedliche Trägheitsmomente oder Leistungskurven von Elektromotoren.
Baureihenspezifische Eigenschaften umfassen insbesondere Kenngrößen der verbauten
Bauteile und die Software der Steuerung 4 der Textilmaschine 1.
[0048] Die Korrekturfaktoren 6 sind beispielsweise in Form von Dezimalwerten hinterlegt,
die mit den artikelbezogenen Betriebsparametern 5 multipliziert werden. Das Ergebnis
dieser mathematischen Operation sind die auf die individuellen Gegebenheiten der Textilmaschine
1 angepassten Betriebsparameter 7.
[0049] Die Korrekturfaktoren 6 werden beispielsweise von einem Bediener der Textilmaschine
1 erstmalig festgelegt und vorzugsweise in einem Speicher der Textilmaschine 1 gespeichert.
Einerseits können die Korrekturfaktoren 6 direkt durch einen Bediener eingestellt
werden. Es ist aber ebenfalls denkbar, dass ein Bediener zur Verbesserung der Qualität
des von der Textilmaschine 1 hergestellten Produkts angepasste Betriebsparameter 7
einstellt. Aus den Abweichungen zwischen artikelbezogenen Betriebsparametern 5 und
angepassten Betriebsparametern 7 kann die Textilmaschine 1 insbesondere selbstständig
Korrekturfaktoren 6 ableiten und gegebenenfalls in dem Speicher der Textilmaschine
1 abspeichern. Um auf spätere Änderungen der individuellen Gegebenheiten an der Textilmaschine
1 zu reagieren, können die Korrekturfaktoren 6 beispielsweise ebenfalls durch einen
Bediener nachjustiert werden. Beispielsweise kann mit einem solchen Korrekturfaktor
6 die Drehzahl des Rotorantriebs dem Verschleiß entsprechend automatisch nachgeführt
werden, wobei auch auf früher bereits ermittelte Korrekturfaktoren 6 zurückgegriffen
werden kann.
[0050] Die schematisch dargestellte Textilmaschine 1 weist zusätzlich eine Anzeige 8 auf,
die unter anderem der Darstellung der artikelbezogenen Betriebsparameter 5 zusammen
mit den Korrekturfaktoren 6 und/oder den angepassten Betriebsparametern 7 dient. Die
Anzeige 8 erleichtert einem Bediener das eventuelle Nachjustieren der Korrekturfaktoren
6 bzw. der angepassten Betriebsparameter 7.
[0051] Figur 2 zeigt die Textilmaschine 1 aus Figur 1 mit dem Unterschied, dass die Steuerung
4 der Textilmaschine 1 mit einem Expertensystem 9 verbunden ist. Das Expertensystem
9 umfasst eine Datenbank aus Korrekturfaktoren 6, die in Zusammenhang mit Informationen
über individuelle Gegebenheiten von Textilmaschinen 1 stehen. Aus diesen Daten kann
das Expertensystem 9 selbstständig Korrekturfaktoren 6 für die Textilmaschine 1 erzeugen,
und/oder einen Bediener bei der Nachjustage von Korrekturfaktoren 6 unterstützen.
[0052] Die Datenbank des Expertensystems 9 kann aus Korrekturfaktoren 6, die an der dargestellten
Textilmaschine 1 eingestellt wurden und/oder Korrekturfaktoren 6 anderer Textilmaschinen
1, bestehen. Es ist denkbar, dass das Expertensystem 9 in das Artikelverwaltungssystem
3 integriert ist.
[0053] Figur 3 soll die möglichst breite Anwendbarkeit der artikelbezogenen Betriebsparameter
5 des Artikelverwaltungssystems 3 verdeutlichen. Das Schema zeigt zwei Textilmaschinen
1, die die gleichen artikelbezogenen Betriebsparameter 5 von einem Artikelverwaltungssystem
3 erhalten. Trotz der möglicherweise sehr unterschiedlichen individuellen Gegebenheiten
an beiden Textilmaschinen 1 führen die gleichen artikelbezogenen Betriebsparameter
5 zum im wesentlichen gleichen Endprodukt. Dies wird durch die Anwendung von unterschiedlichen
Korrekturfaktoren 6 an beiden Textilmaschinen 1 bewirkt. Die aus den artikelbezogenen
Betriebsparametern 5 und den Korrekturfaktoren 6 berechneten angepassten Betriebsparameter
7 sind an beiden Textilmaschinen 1 entsprechend unterschiedlich und gleichen die eventuell
für die Produktqualität nachteilig wirkenden individuellen Gegebenheiten aus.
[0054] Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Abwandlungen im Rahmen der Patentansprüche sind ebenso möglich wie eine
Kombination der Merkmale, auch wenn diese in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen
dargestellt und beschrieben sind.
Bezugszeichenliste
[0055]
- 1
- Textilmaschine
- 2
- Arbeitsstelle
- 3
- Artikelverwaltungssystem
- 4
- Steuerung
- 5
- Artikelbezogene Betriebsparameter
- 6
- Korrekturfaktoren
- 7
- Angepasste Betriebsparameter
- 8
- Anzeige
- 9
- Expertensystem
1. Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine (1), insbesondere einer Spinnmaschine,
wobei artikelbezogene Betriebsparameter (5) für die Textilmaschine (1) durch ein Artikelverwaltungssystem
(3) bereitgestellt werden, dadurch gekennzeichnet, dass
die artikelbezogenen Betriebsparameter (5) als Konstantwerte bereitgestellt werden,
dass weiterhin maschinenbezogene Korrekturfaktoren (6) bereitgestellt werden
und dass aus den artikelbezogenen Betriebsparametern (5) und den Korrekturfaktoren
(6) an die individuellen Gegebenheiten der Textilmaschine (1) angepasste Betriebsparameter
(7) errechnet werden.
2. Verfahren nach dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrekturfaktoren (6) gegebenenfalls nachjustiert werden.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Nachjustieren der Korrekturfaktoren (6) automatisch erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Nachjustieren der Korrekturfaktoren (6) aufgrund eines Stromverbrauchs einzelner
Bauteile, einer Fadenbruchrate und/oder einer Haarigkeit eines Garns vorgenommen wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrekturfaktoren (6) an der Textilmaschine (1) oder in einem der Textilmaschine
(1) zugeordneten Speicher gespeichert und bei einem Partiewechsel erneut auf bereitgestellte
artikelbezogene Betriebsparameter (5) angewendet werden.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Artikelverwaltungssystem (3) ein Wertebereich für einen oder mehrere der Korrekturfaktoren
(6) hinterlegt ist.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die individuellen Gegebenheiten der Textilmaschine (1) Alterungserscheinungen und/oder
Fertigungstoleranzen und/oder Montagetoleranzen und/oder bauartbedingt sind.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Betriebsparameter (5, 7) eine Drehzahl und/oder ein Drehzahlverhältnis und/oder
eine Einschaltzeit und/oder eine Anzahl an Bewegungen, insbesondere Umdrehungen, eines
oder mehrerer Bauteile umfassen.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrekturfaktoren (6) für eine einzelne Arbeitsstelle (2) der Textilmaschine
(1) und/oder für eine Gruppe von Arbeitsstellen (2) und/oder für die gesamte Textilmaschine
(1) bereitgestellt werden.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die bereitgestellten artikelbezogenen Betriebsparameter (5) und/oder die Korrekturfaktoren
(6) und/oder die angepassten Betriebsparameter (7) auf einer Anzeige (8) der Textilmaschine
(1) dargestellt werden.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass neue, artikelbezogene Betriebsparameter (5) generiert werden, wobei aus aktuellen
Einstellwerten der Textilmaschine (1) und/oder den angepassten Betriebsparametern
(7) die Korrekturfaktoren (6) herausgerechnet werden.
12. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrekturfaktoren (6) zusammen mit Informationen über die Textilmaschine (1)
in einer von der Textilmaschine (1) unabhängigen Datenbank gespeichert werden.
13. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Datenbank Teil eines Expertensystems (9) ist.
14. Textilmaschine (1), insbesondere Spinnmaschine, mit einer Steuerung (4) und einem
Artikelverwaltungssystem (3), dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerung (4) ausgebildet ist, von dem Artikelverwaltungssystem (3) als Konstantwerte
bereitgestellte artikelbezogene Betriebsparameter (5) zu empfangen und aus den artikelbezogenen
Betriebsparametern (5) und maschinenbezogenen Korrekturfaktoren (6) an die individuellen
Gegebenheiten der Textilmaschine (1) angepasste Betriebsparameter (7) zu berechnen.