[0001] Die Erfindung betrifft eine Spinnstelle sowie eine Luftspinnmaschine zum Herstellen
eines Garns aus einem zugeführten Faserband, mit einer Luftspinndüse mit einer Einlassöffnung
für das zugeführte Faserband und einem Auslassbereich mit einer Auslassöffnung für
das gesponnene Garn. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen
eines Garns mit einer modifizierten Oberflächenbeschaffenheit. Schließlich betrifft
die Erfindung die Verwendung einer Abzugsdüse im Auslassbereich der Luftspinndüse
einer Spinnstelle zum Modifizieren der Oberflächenbeschaffenheit eines luftgesponnenen
Garns.
[0002] Spinnstellen und Luftspinnmaschinen sind in vielfältiger Ausgestaltung aus dem Stand
der Technik bekannt und stellen dabei, neben Rotorspinnmaschinen, häufig verwendete
Maschinen zum Herstellen eines Garns aus einem Fasermaterial, insbesondere aus einem
der Spinnstelle zugeführten Faserband, dar.
[0003] Beim Luftspinnen wird typischerweise ein Strecken- bzw. Faserband entsprechend der
zu erreichenden Garnfeinheit mittels eines Streckwerks umfassend mehrere Walzenpaare
verzogen und der Luftspinndüse zugeführt. Innerhalb der Luftspinndüse wird mittels
einer Rotationsströmung ein Teil der zugeführten Fasern um den parallelen Faserkern
herumgewunden. Dadurch entsteht der luftgarnspezifische Garnaufbau eines parallelen
Garnkerns mit in einem bestimmten Winkel anliegenden Umwindefasern, die für die Festigkeit
des Garnes sorgen. Da es keine mechanischen Berührungspunkte bei der Drehungseingabe
der Fasern gibt, weist luftgesponnenes Garn gewöhnlich eine besonders geringe Haarigkeit
auf.
[0004] Diese geringe Haarigkeit kann sich nach der Weiterverarbeitung zu einer textilen
Fläche bzw. einem Gestrick negativ auswirken, indem sich beispielsweise eine harsche
Haptik ergibt. Der Anteil von abstehenden Fasern lasst sich allgemein durch eine Änderung
der zugeführten Pressluft zur Einstellung des Spinndrucks und/oder eine Änderung der
Spinngeschwindigkeit beeinflussen. Bei einer Änderung des Spinndrucks und/oder der
Spinngeschwindigkeit werden jedoch auch weitere Eigenschaften des luftgesponnenen
Garns negativ beeinflusst, sodass zwar eine bessere Haarigkeit, jedoch nur bei zugleich
allgemein verschlechterten Garneigenschaften, wie die Garnstabilität, erreicht werden
kann.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Spinnstelle, eine Luftspinnmaschine
sowie ein Verfahren bereitzustellen, die eine vorteilhafte Modifikation der Garnoberflächenbeschaffenheit
ohne zugleich eine Verschlechterung der Garneigenschaften ermöglichen und dabei teure
und aufwändige Modifikationen der Spinnstelle vermeiden.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Spinnstelle gemäß Anspruch 1, durch eine
Luftspinnmaschine gemäß Anspruch 9, durch ein Verfahren gemäß Anspruch 10 und durch
die Verwendung einer Abzugsdüse gemäß Anspruch 11 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0007] Die erfindungsgemäße Spinnstelle zum Herstellen eines Garns aus einem zugeführten
Faserband weist eine Luftspinndüse mit einer Einlassöffnung für das zugeführte Faserband
und einen Auslassbereich für das gesponnene Garn auf, das im Auslassbereich aus einer
Auslassöffnung austritt. Ebenfalls im Auslassbereich der Auslassöffnung in Richtung
des Garnabzugs nachgeordnet ist erfindungsgemäß eine Abzugsdüse zur Modifikation der
Oberflächenbeschaffenheit des gesponnenen Garns angeordnet.
[0008] Eine erfindungsgemäße Luftspinnmaschine weist wenigstens eine, bevorzugt mehrere
und besonders bevorzugt mehrere zueinander identische Spinnstellen jeweils zum Herstellen
eines Garns aus einem zugeführten Faserband auf, wobei die wenigstens eine Spinnstelle
und bevorzugt sämtliche Spinnstellen erfindungsgemäß gebildet sind.
[0009] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen eines Garns mit einer modifizierten
Oberflächenbeschaffenheit erfolgt zunächst ein Luftspinnen eines Garns aus einem Faserband
mittels einer Luftspinndüse und nachfolgend ein Führen des luftgesponnenen Garns durch
eine Abzugsdüse zur Modifikation der Garnoberfläche, was bevorzugt im Rahmen des Abziehens
des Garns aus der Luftspinndüse erfolgt.
[0010] Schließlich umfasst die Erfindung die Verwendung einer Abzugsdüse im Auslassbereich
einer Luftspinndüse einer Auslassöffnung in Richtung eines Garnabzugs nachgeordnet
zum Modifizieren der Oberflächenbeschaffenheit eines luftgesponnenen Garns in einer
insbesondere erfindungsgemäßen Spinnstelle oder in einer insbesondere erfindungsgemäßen
Luftspinnmaschine.
[0011] Die Erfinder haben erkannt, dass eine direkte Einflussnahme auf das Luftspinnverfahren,
beispielsweise durch eine Änderung der Spinnparameter, wie der Spinndüsengeometrie,
des Spinndrucks oder der Spinngeschwindigkeit, nicht ohne damit einhergehende Nachteile
in Bezug auf die Garnqualität möglich ist. Davon ausgehend ist es Teil der vorliegenden
Erfindung, dass dem Luftspinnprozess unmittelbar nachfolgend eine Oberflächenmodifikation
des luftgesponnenen Garns vorgenommen wird, wodurch die spinnverfahrensbedingte Qualität
des luftgesponnenen Garns nicht negativ beeinflusst wird. Die Erfindung ermöglicht
also eine Modifikation der Oberfläche eines gesponnenen Garns ohne Eingriff in den
Spinnprozess, sodass zunächst der Spinnprozess mit den dafür optimalen Parametern,
insbesondere ohne Berücksichtigung von Aspekten der Garnoberflächenbeschaffenheit,
betrieben und nachfolgend dann eine Veränderung der Garnoberflächenbeschaffenheit
mittels der Abzugsdüse in einen gewünschten Zustand vorgenommen werden kann. Dadurch
wird eine deutliche Erweiterung der Anwendungsgebiete und der Anwendungsmöglichkeiten
von luftgesponnenem Garn möglich, insbesondere als Strickgarn mit einer dafür vorteilhaften,
weicheren und/oder faserigeren bzw. haarigeren Oberfläche.
[0012] Bei der Spinnstelle handelt es sich um eine beliebige Einheit einer Maschine, insbesondere
einer Luftspinnmaschine, oder aber um eine eigenständige Vorrichtung, die vorgesehen
ist, aus einem Fasermaterial und insbesondere aus einem Faserband ein Garn herzustellen.
Entsprechend ist eine Luftspinnmaschine eine Vorrichtung mit wenigstens einer Spinnstelle
und bevorzugt mit mehreren, insbesondere zueinander identischen Spinnstellen, die
jeweils zur Herstellung eines Garns aus einem Fasermaterial mittels Luftspinnen vorgesehen
ist.
[0013] Die Luftspinndüse umfasst grundsätzlich ein zum Bilden des Garns vorgesehenes Bauteil
wie ein Garnbildungselement. Die Luftspinndüse kann insbesondere eine aus mehreren
Bauteilen zu diesem Zweck gebildete Baugruppe einer beliebigen Luftspinnvorrichtung
sein. Dabei ist die Luftspinndüse bevorzugt innerhalb einer Spinnstelle angeordnet.
Darüber hinaus kann die Spinnstelle beliebige weitere Bauteile mit beliebigen Funktionen
aufweisen. Zum Zuführen des zu luftspinnenden Fasermaterials weist die Luftspinndüse
eine Einlassöffnung auf, durch die das Fasermaterial, insbesondere in Form eines Faserbandes,
bevorzugt kontinuierlich zugeführt werden kann.
[0014] Weiterhin weist die Luftspinndüse eine Auslassöffnung für das fertig gesponnene Garn
auf, die der Einlassöffnung bevorzugt gegenüberliegend angeordnet ist. Die Auslassöffnung
ist in einem Auslassbereich der Luftspinndüse oder einer die Luftspinndüse aufweisenden
Einheit angeordnet, wobei zwischen der eigentlichen Luftspinndüse und der Auslassöffnung,
also dem Bereich aus dem das fertig luftgesponnene Garn austritt, beliebige weitere
Bauteile, insbesondere zum Abführen des Garns von der Luftspinndüse, angeordnet sein
können. Besonders bevorzugt ist die Auslassöffnung ein Fadenkanalausgang am Ende eines
der Luftspinndüse zugeordneten Fadenkanals und besonders bevorzugt das Ende eines
Anspinnrohrs, das in der Garnabzugsrichtung einem Spinnkonus eines Garnbildungselements
der Luftspinndüse nachgeschaltet angeordnet ist. Somit erstreckt sich der Auslassbereich
von der Auslassöffnung in der Richtung, in der das fertig gesponnene Garn von der
Luftspinndüse abgezogen wird.
[0015] Erfindungsgemäß ist die Abzugsdüse im Auslassbereich der Auslassöffnung in Garnabzugsrichtung
nachgeschaltet angeordnet. Dabei kann die Abzugsdüse sowohl unmittelbar hinter der
Auslassöffnung und dabei insbesondere unmittelbar an einem Fadenkanalausgang oder
einem Anspinnrohr, als auch davon beabstandet zwischen der Auslassöffnung und einer
Spulvorrichtung zum Aufspulen des luftgesponnenen Garns angeordnet sein. Bevorzugt
ist die Abzugsdüse jedoch das der Auslassöffnung in Richtung des Garnabzugs nächste
Bauteil, d.h. bevorzugt ist zwischen der Auslassöffnung und der Abzugsdüse wenigstens
kein funktionales bzw. kein auf das fertig gesponnene Garn einwirkendes Bauteil vorzugsweise
bis auf ein oder mehrere Garnführungselemente in diesem Bereich angeordnet. Weiterhin
bevorzugt ist die Abzugsdüse ortsfest und/oder rotationsfest an der Auslassöffnung
oder im Auslassbereich angeordnet.
[0016] Die Abzugsdüse kann grundsätzlich aus einem beliebigen Material und aus beliebig
vielen Bauteilen gebildet sein. Bevorzugt ist wenigstens der mit dem Garn in Kontakt
kommende Bereich der Abzugsdüse und besonders bevorzugt die gesamte Abzugsdüse aus
Keramik und/oder einstückig gebildet. Weiterhin bevorzugt weist die Abzugsdüse zumindest
abschnittsweise, bevorzugt vollständig eine konische bzw. konisch zulaufende und/oder
eine zylindrische Form auf.
[0017] Ebenfalls bevorzugt ist die Größe und/oder die Geometrie der Abzugsdüse an das gesponnene
und zu modifizierende Garn angepasst. Dabei beträgt der Innendurchmesser der Abzugsdüse
bzw. einer Düsenöffnung bevorzugt zwischen 0,5 mm und 2,5 mm, besonders bevorzugt
zwischen 1 mm und 1,5 mm und ganz besonders bevorzugt zwischen 1,1 mm und 1,3 mm.
Weiterhin beträgt die Länge der Abzugsdüse bzw. der Düsenöffnung zur Aufnahme des
Garns bevorzugt wenigstens dem Durchmesser der Düsenöffnung, besonders bevorzugt wenigstens
dem doppelten Durchmesser und ganz besonders bevorzugt zwischen dem doppelten Durchmesser
und dem Zehnfachen des Durchmessers der Düsenöffnung. Grundsätzlich kann der Querschnitt
der Düsenöffnung der Abzugsdüse eine beliebige Form aufweisen, wobei jedoch ein im
Wesentlichen runder Querschnitt bevorzugt wird.
[0018] Erfindungsgemäß bewirkt die Abzugsdüse eine vorteilhafte Oberflächenmodifikation
des luftgesponnenen Garns, wobei die Oberflächenmodifikation bevorzugt im Wesentlichen
durch Friktion an der Abzugsdüsenoberfläche erfolgt. Die Modifikation der Oberflächenbeschaffenheit
umfasst bevorzugt ein Erzeugen einer bauschigen und/oder haarigen Garnoberfläche.
Dazu werden besonders bevorzugt aus der Oberfläche des Garns herausstehende Faserenden
erzeugt. Dabei erfolgt die Modifikation der Garnoberfläche insbesondere unmittelbar
nach dem Luftspinnprozess, d.h. die Abzugsdüse beeinflusst bevorzugt das luftgesponnene
Garn und insbesondere dessen Oberflächenbeschaffenheit direkt beim oder nach dem Verlassen
der Luftspinndüse. Dazu läuft das gesponnene Garn bevorzugt beim Abziehen aus der
Luftspinndüse durch die Abzugsdüse und erhält dort den gewünschten Einfluss auf die
Garnoberfläche.
[0019] Weiterhin bevorzugt läuft das Garn hinter der Abzugsdüse über wenigstens eine, bevorzugt
mehrere Klemmrollen und/oder durch wenigstens einen Fadenwächter und/oder durch wenigstens
einen Fadenreiniger und/oder über wenigstens einen Fadenführer. Anschließend wird
das Garn bevorzugt auf eine Spule aufgespult.
[0020] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Spinnstelle weist die Abzugsdüse
eine Düsenöffnung zur allseitig umgebenden Aufnahme des luftgesponnenen Garns auf,
wodurch ein besonders vorteilhafter Kontakt der Garnoberfläche mit der Oberfläche
der Abzugsdüse und somit eine besonders wirkungsvolle Wechselwirkung erreicht werden
kann. Unter einer allseitig umgebenden Aufnahme wird ein Kontakt zwischen der Düsenoberfläche
der Abzugsdüse und der Garnoberfläche verstanden, bei der wenigstens ein in der Abzugsdüse
befindlicher Abschnitt des Garns im Wesentlichen rundum bzw. über den gesamten Umfang
sich im Kontakt mit der Düsenoberfläche befindet.
[0021] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Spinnstelle weist die
Abzugsdüse, bevorzugt im Bereich der Düsenöffnung und/oder in einem mit einer Oberfläche
des luftgesponnenen Garns in Kontakt gelangenden Bereich, eine strukturierte Düsenoberfläche
zur mechanischen Wechselwirkung mit der zu modifizierenden Oberfläche des Garns auf,
wodurch eine besonders intensive und wirkungsvolle mechanische Wechselwirkung ermöglicht
wird. Dabei sind grundsätzlich unterschiedliche Strukturierungsgrade und/oder -formen
möglich, insbesondere in Abhängigkeit der gewünschten bzw. zu erzielenden Oberflächenmodifikation
sowie in Abhängigkeit des beim Luftspinnen verwendeten Fasermaterials und/oder der
Stärke des luftgesponnenen Garns. Insbesondere bevorzugt weist die Abzugsdüse mehrere
voneinander unterschiedlich strukturierte Bereiche auf, um eine optimale Oberflächenmodifikation
zu erreichen. Der in Kontakt mit der Garnoberfläche gelangende Bereich der Abzugsdüse
ist besonders bevorzugt ein Wandungsbereich an der Innenseite der Düsenöffnung, der
auch als Düsenoberfläche bezeichnet wird.
[0022] Gemäß einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Spinnstelle
sind in der Abzugsdüse im Bereich der Düsenöffnung, insbesondere an der strukturierten
Düsenoberfläche, aus der Düsenoberfläche herausstehende Strukturelemente zur verstärkten
mechanischen Wechselwirkung mit der zu modifizierenden Garnoberfläche angeordnet,
wodurch in besonders einfacher Weise eine Anpassung der Abzugsdüse an die jeweilig
gewünschte Modifikation der Garnoberfläche möglich ist. Die Strukturelemente stehen
dabei aus der übrigen Düsenoberfläche und/oder gegenüber einer zylindrischen Grundoberfläche
der Düsenöffnung hervor. Grundsätzlich können die Strukturelemente auf der Düsenoberfläche
ungeordnet oder geordnet, insbesondere innerhalb eines Rasters, angeordnet sein. Der
Innendurchmesser der Abzugsdüse bzw. der Durchmesser der Düsenöffnung ist bevorzugt
derart gewählt, dass die zu modifizierende Garnoberfläche wenigstens mit den Oberflächen
der Strukturelemente in Kontakt gelangt. Dabei besteht besonders bevorzugt wenigstens
ein allseitiger Kontakt zu der zu modifizierenden Garnoberfläche mit den Oberflächen
der Strukturelemente. Dieser Kontakt kann ausschließlich mit den aus der Düsenoberfläche
herausstehenden Strukturelementen oder aber zugleich auch mit der übrigen Düsenoberfläche
bestehen.
[0023] Grundsätzlich können die Strukturelemente als Erhebungen mit einer beliebigen Form
gebildet sein. Bevorzugt sind die aus der Düsenoberfläche herausstehenden Strukturelemente
als eine Spirale, Ringe, Kreuze, Kerben, Nuten, Vierecke, Kreise, Punkte und/oder
anderweitige Erhebungen gebildet, wodurch in einfacher Weise die gewünschten Eigenschaften
der Garnoberfläche eingestellt werden können. Alle Strukturelemente, zumindest aber
eines Bereichs oder einer Zone, weisen bevorzugt eine zueinander identische Form,
Höhe, Größe, Länge und/oder Breite auf. Ganz besonders bevorzugt sind alle Strukturelemente,
wenigstens eines Bereichs oder einer Zone, identisch zueinander gebildet. Dabei können
in einem Bereich oder in einer Zone aber auch mehrere verschiedene Strukturelemente
zugleich angeordnet sein. Bei einer Anordnung mehrerer verschiedener Strukturelemente
können diese sowohl zufällig nebeneinander angeordnet sein, als auch nach einem festgelegten
Muster, beispielsweise zwei verschiedene Strukturelemente in wenigstens einer Raumrichtung,
insbesondere entlang des Umfangs und/oder parallel zur Mittellängsachse der Düsenöffnung,
alternierend.
[0024] Die jeweilige Form der aus der Düsenoberfläche herausstehenden Strukturelemente,
beispielsweise eine Kreuzform, kann sich dabei auf die aus der Oberfläche herausstehende
Form des einzelnen Strukturelements, d.h. entlang beiden Richtungen auf der Oberfläche
der Düsenöffnung bzw. auf einer die Düsenöffnung begrenzenden Wandung der Abzugsdüse
beziehen. Alternativ kann sich die jeweilige Form grundsätzlich auch auf die Form
der gesamten Düsenöffnung beziehen, die insbesondere dabei durch mehrere entlang des
Umfangs der Düsenöffnung angeordnete Strukturelemente gebildet wird, wobei sich dann
besonders bevorzugt die Form in einer Richtung entlang einer Querschnittsebene durch
die Düsenöffnung, insbesondere normal zur Mittellängsachse der Düsenöffnung, ergibt.
[0025] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Spinnstelle sind auf
der Düsenoberfläche voneinander unterschiedliche, herausstehende Strukturelemente
in mehreren Zonen angeordnet, wobei sich bevorzugt jede der Zonen über den gesamten
Umfang der Düsenoberfläche erstreckt und/oder die Zonen in der Düsenöffnung, insbesondere
entlang der Mittellängsachse der Düsenöffnung, hintereinander angeordnet sind, wodurch
eine noch genauere und wirkungsvollere Modifikation der Garnoberfläche ermöglicht
wird. Ganz besonders bevorzugt ist eine Ausgestaltung bei der die Düsenöffnung entlang
der Mittellängsachse in wenigstens zwei Zonen unterteilt ist, wobei die erste Zone
eine erste Form der herausstehenden Strukturelemente und/oder einen konstanten Querschnitt
der Düsenöffnung aufweist und die zweite Zone eine abweichende Form der herausstehenden
Strukturelemente und/oder einen konisch sich aufweitenden Querschnitt der Düsenöffnung
hat.
[0026] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Spinnstelle
ist die Abzugsdüse rotierbar, insbesondere um die Mittellängsachse der Düsenöffnung,
festgelegt, wodurch das aus der Luftspinndüse abgezogene Garn durch eine rotierende
Abzugsdüse hindurch gezogen bzw. bewegt werden kann, wodurch in besonders vorteilhafter
Weise eine noch stärkere und während des Betriebs der Spinnstelle regelbare Wechselwirkung
mit dem luftgesponnenen Garn und somit eine noch effektivere Modifikation der Garnoberfläche
erreicht werden kann.
[0027] Mehrere Ausführungsbeispiele einer erfindungsgemäßen Spinnstelle mit jeweils unterschiedlichen
Abzugsdüsen werden nachstehend mit Bezug auf die Zeichnungen näher erläutert. In den
Figuren zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht einer Spinnstelle einer Luftspinnmaschine mit einer hinter
einer Luftspinndüse angeordneten Abzugsdüse,
- Fig. 2a
- eine seitliche Schnittansicht einer ersten Ausführung einer Abzugsdüse,
- Fig. 2b
- eine Ansicht der Rückseite der in Fig. 2a dargestellten Abzugsdüse,
- Fig. 3a
- eine seitliche Schnittansicht einer zweiten Ausführung einer Abzugsdüse,
- Fig. 3b
- eine Ansicht der Rückseite der in Fig. 3a dargestellten Abzugsdüse,
- Fig. 4a
- eine seitliche Schnittansicht einer dritten Ausführung einer Abzugsdüse, und
- Fig. 4b
- eine Ansicht der Rückseite der in Fig. 4a dargestellten Abzugsdüse.
[0028] Bei einer in Fig. 1 dargestellten Spinnstelle 1 einer Luftspinnmaschine wird ein
Faserband 3 einer Luftspinndüse 4 zugeführt und darin zu einem Garn 2 versponnen.
Dazu wird das Faserband 3 zunächst mittels eines Streckwerks 16 gestreckt und nachfolgend
der Luftspinndüse 4 durch eine Einlassöffnung 5 zugeführt. Im Bereich der Luftspinndüse
4 befindet sich eine Blasluftdüse 18, die die im Faserband 3 außenliegenden Fasern
um Fasern im Zentrum des Faserbandes 3 herum verwirbelt und so mittels des Garnbildungselementes
17 ein Garn 2 bildet. Dazu weist die Spinnstelle 1 ein Druckluftsystem 20 mit einer
Druckluftquelle 21 sowie einer Steuereinheit 22 auf.
[0029] Das derart hergestellte Garn 2 wird anschließend aus der Luftspinndüse 4 durch einen
Fadenkanal des Garnbildungselements 17 zu einer Auslassöffnung 7 in einem Auslassbereich
6 geführt, um nachfolgend aufgespult zu werden. Ebenfalls im Auslassbereich 6 der
Auslassöffnung 7 in der Garnabzugsrichtung nachfolgend ist eine Abzugsdüse 8 angeordnet,
durch die das fertig luftgesponnene Garn 2 mittels einer Fadenabzugsvorrichtung 19
der Spinnstelle 1 hindurch gezogen wird. Bei der Fadenabzugsvorrichtung 19 kann es
sich insbesondere um ein der Abzugsdüse 8 in Garnabzugsrichtung nachgeschaltetes Walzenpaar
oder Abzugswalze oder weiter alternativ um die Spulvorrichtung zum Aufspulen einer
Auflaufspule wie bspw. einer Kreuzspule handeln.
[0030] Die Abzugsdüse 8 ist dabei vorgesehen, um eine Modifikation der Oberflächenbeschaffenheit
des fertig in der Luftspinndüse 4 gesponnenen Garns 2 vorzunehmen und dadurch eine
weichere Garnoberfläche sowie eine erhöhte Haarigkeit des Garns 2 zu schaffen, wodurch
dieses besser als Strickgarn geeignet ist sowie damit haptisch ansprechendere Gewebe
hergestellt werden können.
[0031] Dazu weist eine in Fig. 2a, b dargestellte, erste Ausführung einer Abzugsdüse 8 eine
Düsenöffnung 9 auf, durch die das fertig luftgesponnene Garn 2 hindurch abgezogen
wird, wobei der Durchmesser der Düsenöffnung 9 derart an den Durchmesser des hindurch
gezogenen Garns 2 angepasst ist, dass die Oberfläche des Garns 2 durch eine mechanische
Wechselwirkung und insbesondere durch die beim Hindurchziehen des Garns 2 auftretenden
Friktion eine Modifikation der Garnoberfläche erreicht werden kann. Die Düsenöffnung
9 ist dabei mittig in der Abzugsdüse 8 angeordnet.
[0032] Dazu weist die Abzugsdüse 8 in wenigstens einer Zone an der mit dem Garn 2 in Kontakt
gelangenden Wandung der Düsenöffnung 9 eine strukturierte, insbesondere aufgeraute
Düsenoberfläche 10 auf. Die eine strukturierte Düsenoberfläche 10 aufweisende Zone
hat dabei über die gesamte Länge einen gleichbleibenden Durchmesser, der an den Durchmesser
des zu modifizierenden Garns 2 angepasst ist. Weiterhin ist die Wandung in der Düsenöffnung
9 rotationssymmetrisch zur Mittellängsachse A der Abzugsdüse 8, sodass die Abzugsdüse
8 sowohl feststehend und rotationsfrei, als auch um die Mittellängsachse A rotierend
verwendet werden kann.
[0033] In Garnabzugsrichtung vor dieser Zone mit einer strukturierten Düsenoberfläche 10
ist eine Einlaufzone 14 mit einem sich konisch verengenden runden Querschnitt angeordnet
(siehe Fig. 2a), die ein besonders einfaches Hineinlaufen des luftgesponnenen Garns
2 in die Abzugsdüse 8 ermöglicht und in vorteilhafter Weise ein Reißen des Garns 2
verhindert. Dabei weist diese Einlaufzone 14 eine glatte, nicht strukturierte Düsenoberfläche
23 auf, in der die Wechselwirkung mit dem luftgesponnenen Garn 2, insbesondere die
Friktion, besonders gering ist.
[0034] In Garnabzugsrichtung hinter der Zone mit einer strukturierten Düsenoberfläche 10
ist eine weitere Zone 13 angeordnet, deren Querschnitt sich nichtlinear, insbesondere
exponentiell aufweitet und deren Querschnitt ebenfalls rund ist. Die Düsenoberfläche
23 ist bei dieser Ausführung der Abzugsdüse 8 ebenfalls glatt und unstrukturiert.
[0035] Eine zweite, in Fig. 3a, b dargestellte Ausführung einer Abzugsdüse 8 unterscheidet
sich von der ersten Ausführung im Wesentlichen dadurch, dass in der Düsenöffnung 9
im Bereich der ersten Zone 13 zueinander identische, aus der Düsenoberfläche 10 herausstehende
Strukturelemente 11 angeordnet sind, die die Strukturierung der Düsenoberfläche 10
bilden. Dabei sind die Strukturelemente 11 in einem Raster angeordnet und weisen die
Form von aus der Düsenoberfläche 10 herausstehenden Quadern, d.h. eine rechteckige
Form auf. Diese aus der Düsenoberfläche 10 herausstehenden Strukturelemente 11 ermöglichen
eine Verstärkung der Wechselwirkung zwischen der zu modifizierenden Oberfläche des
luftgesponnenen Garns 2 und der Wandung der Düsenöffnung 9.
[0036] Eine dritte, in Fig. 4a, b dargestellte Ausführung einer Abzugsdüse 8 unterscheidet
sich von der in Fig. 3a, b dargestellten Ausführung im Wesentlichen dadurch, dass
in der zweiten Zone 14 der Düsenöffnung 9, die der ersten Zone 13 mit einer strukturierten
Düsenoberfläche 10 in der Garnabzugsrichtung nachfolgend angeordnet ist, ebenfalls
eine strukturierte Oberfläche der Düsenöffnung 9 vorgesehen ist, die ein zweites Strukturelement
12 in Form einer aus der Düsenoberfläche herausstehenden Spirale gebildet ist.
[0037] Mittels der Spinnstelle 1 und insbesondere mittels einer Luftspinnmaschine mit mehreren
zueinander identischen Spinnstellen 1 kann in besonders einfacher Weise und ohne negativen
Einfluss auf den Spinnprozess sowie auf das Spinnergebnis ein luftgesponnenes Garn
2 hergestellt werden, das gegenüber einem konventionell luftgesponnenen Garn deutlich
bessere Oberflächeneigenschaften aufweist und daher deutlich vielseitiger eingesetzt
werden kann.
[0038] Zur Herstellung eines luftgesponnenen Garns 2 mit einer modifizierten Oberflächenbeschaffenheit
wird zunächst ein Faserband 3 in einem Streckwerk 16 gestreckt und dann einer Einlassöffnung
5 einer Luftspinndüse 4 zugeführt, wo das Faserband 3 zu einem Garn 2 versponnen wird.
[0039] Dabei wird die Spinnstelle 1 mittels einer Steuereinheit 22 zum Bilden eines optimalen
Garns 2 gesteuert. Das fertig gesponnene Garn 2 verlässt die Luftspinndüse 4 durch
einen Spinnkonus 17 und wird dann mittels einer Fadenabzugseinrichtung 19 mit mehreren
Klemmrollen durch eine Abzugsdüse 8 gezogen, um eine Modifikation der Garnoberfläche
bzw. der Oberflächenbeschaffenheit des Garns 2 vorzunehmen, wobei insbesondere eine
erhöhte Haarigkeit der Garnoberfläche erzeugt wird.
[0040] Der Abzugsdüse 8 und ggf. auch der Fadenabzugseinrichtung 19 nachfolgend läuft das
Garn 2 durch wenigstens einen Fadenwächter und durch einen Fadenreiniger. Anschließend
wird das Garn 2 auf eine Spule aufgespult.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Spinnstelle
- 2
- Garn
- 3
- Faserband
- 4
- Luftspinndüse
- 5
- Einlassöffnung
- 6
- Auslassbereich
- 7
- Auslassöffnung
- 8
- Abzugsdüse
- 9
- Düsenöffnung
- 10
- strukturierte Düsenoberfläche
- 11
- Strukturelement
- 12
- zweites Strukturelement
- 13
- erste Zone
- 14
- zweite Zone
- 16
- Streckwerk
- 17
- Garnbildungselement
- 18
- Blasluftdüse
- 19
- Fadenabzugseinrichtung
- 20
- Druckluftsystem
- 21
- Druckluftquelle
- 22
- Steuereinheit
- 23
- glatte Düsenoberfläche
- A
- Mittellängsachse
1. Spinnstelle (1) zum Herstellen eines Garns (2) aus einem zugeführten Faserband (3),
mit
- einer Luftspinndüse (4) mit einer Einlassöffnung (5) für das zugeführte Faserband
(3) und einem Auslassbereich (6) mit einer Auslassöffnung (7) für das luftgesponnene
Garn (2),
dadurch gekennzeichnet, dass
- im Auslassbereich (6) der Auslassöffnung (7) in Garnabzugsrichtung nachgeschaltet
eine Abzugsdüse (8) zur Modifikation der Oberflächenbeschaffenheit des gesponnenen
Garns (2) angeordnet ist.
2. Spinnstelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsdüse (8) eine Düsenöffnung (9) zur allseitig umgebenden Aufnahme des luftgesponnenen
Garns (2) aufweist.
3. Spinnstelle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsdüse (8) im Bereich der Düsenöffnung (9) eine strukturierte Düsenoberfläche
(10) zur mechanischen Wechselwirkung mit der zu modifizierenden Oberfläche des Garns
(2) aufweist.
4. Spinnstelle nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Düsenöffnung (9) aus der Düsenoberfläche (10) herausstehende Strukturelemente
(11) zur verstärkten mechanischen Wechselwirkung mit der zu modifizierenden Garnoberfläche
angeordnet sind.
5. Spinnstelle nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die aus der Düsenoberfläche (10) herausstehenden Strukturelemente (11) als eine Spirale,
Ringe, Kreuze, Kerben, Nuten, Vierecke, Kreise, Punkte und/oder anderweitige Erhebungen
gebildet sind.
6. Spinnstelle nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Düsenoberfläche (10) mehrere Zonen (13, 14) voneinander unterschiedlicher,
herausstehender Strukturelemente (11, 12) angeordnet sind, wobei sich jede der Zonen
(13, 14) über den gesamten Umfang der Düsenoberfläche (10) erstreckt und/oder die
Zonen (13, 14) in der Düsenöffnung (9) hintereinander angeordnet sind.
7. Spinnstelle nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Düsenöffnung (9) entlang der Mittellängsachse (A) in wenigstens zwei Zonen (13,
14) unterteilt ist, wobei die erste Zone (13) eine erste Form der herausstehenden
Strukturelemente (11) und/oder einen konstanten Querschnitt der Düsenöffnung (9) aufweist
und die zweite Zone (14) eine abweichende Form der herausstehenden Strukturelemente
(12) und/oder einen konisch sich aufweitenden Querschnitt der Düsenöffnung (9) hat.
8. Spinnstelle nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsdüse (8) rotierbar um die Mittellängsachse (A) der Düsenöffnung (9) festgelegt
ist.
9. Luftspinnmaschine mit wenigstens einer Spinnstelle (1) zum Herstellen eines Garns
(2) aus einem zugeführten Faserband (3) nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 8.
10. Verfahren zum Herstellen eines Garns (2) mit einer modifizierten Oberflächenbeschaffenheit,
mit den Schritten:
- Luftspinnen eines Garns (2) aus einem Faserband (3) mittels einer Luftspinndüse
(4) und
- Führen des luftgesponnenen Garns (2) beim Abziehen aus der Luftspinndüse (4) durch
eine Abzugsdüse (8) zur Modifikation der Garnoberfläche.
11. Verwendung einer Abzugsdüse (8) im Auslassbereich (6) hinter einer Auslassöffnung
(7) einer Luftspinndüse (4) einer Spinnstelle (1) zum Modifizieren der Oberflächenbeschaffenheit
eines luftgesponnenen Garns (2).