[0001] Die Erfindung betrifft eine Flipline, insbesondere zur Arbeitsplatzpositionierung
und zum seilunterstützten Zugang an einem Baum, umfassend ein Stahlseil und einen
textilen Mantel, wobei ein erster Seilabschnitt des Stahlseils vom Mantel umgeben
ist und ein an den ersten Seilabschnitt angrenzender zweiter Seilabschnitt des Stahlseils
zurückgeschlagen ist, um ein Auge zu bilden.
[0002] Insbesondere im Bereich der Baumpflege werden Fliplines, dem Fachmann auch als spezielle
Form von Lanyards/Verbindungsmitteln bekannt, als Teil der persönlichen Schutzausrüstung
für am Baum arbeitende Personen eingesetzt. Im Allgemeinen umfassen derartige Fliplines
ein Seil, das zumindest an einem Ende ein Auge aufweist. An der Flipline ist, insbesondere
wenn das Seil nur ein Auge aufweist, überdies ein mechanischer Seilkürzer oder ein
Klemmknoten geführt, der jeweils ein weiteres Auge aufweist.
[0003] Um sich mit der Flipline am Baum abzusichern, trägt die am Baum arbeitende Person
einen Gurt mit zwei Befestigungselementen, je einem links und einem rechts am Gurt.
Die Flipline wird sodann um den Baum herumgeführt, sodass sich der Baum zwischen der
Flipline und der Person befindet. Das Auge der Flipline wird danach mit einem Karabiner
in einem Befestigungselement des Gurtes eingehängt und das Auge des Seilkürzers in
gleicher Weise in dem anderen. Der Seilkürzer kann je nach Dicke des Baums entlang
der Flipline bewegt werden, um diese zu adjustieren. Nach der Verankerung der Flipline
im Gurt kann sich die Person zurücklehnen, um von der Flipline am Baum gesichert zu
werden.
[0004] Um sich am Baum hinauf oder hinunter zu bewegen, lehnt sich die Person nach vorne,
um die Flipline vom Baum zu lockern, und schwingt ("flippt") diese nach oben oder
nach unten, bevor sie selbst nach oben oder unten klettert und sich danach wieder
zurücklehnt, um sich abzusichern. Da das Flippen nur dann zielgenau funktioniert,
wenn die Flipline eine angemessene Steifigkeit aufweist, weist diese üblicherweise
einen Stahlseilkern auf, der zur angenehmeren Handhabung der Flipline von einem textilen
Mantel umgeben ist.
[0005] Aus dem Stand der Technik ist ferner bekannt, das endseitige Auge der Flipline zu
bilden, indem ein Ende des Stahlseils zurückgeschlagen und mittels einer Pressklemme
an sich selbst fixiert wird. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass es durch die
Krafteinwirkung in der Praxis zu Scherkräften in der Pressklemme kommt, sodass es
dort zu einer schnellen Abnutzung kommt, welche die Lebensdauer der Flipline definiert.
Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass diese kritische Stelle schlecht überprüfbar
ist, wodurch die Gefahr einer brechenden Flipline nicht frühzeitig erkannt werden
kann.
[0006] Alternativ können auch Fliplines mit gespleißten Augen eingesetzt werden, bei denen
keine Pressklemme erforderlich ist. Hier ist es jedoch der Spleiß, der die Lebensdauer
der Flipline bestimmt. Bei diesen Ausführungsformen kommt hinzu, dass der Spleiß mit
reiner Handarbeit hergestellt wird, was ein erhöhtes Risiko impliziert, da durch menschliches
Versagen der Spleiß eventuell nicht korrekt ausgeführt wird. Zudem ist die Handarbeit
zeit- und kostenaufwändig. Die genannten Ausführungsformen mit Pressklemme und Spleiß
können auch kombiniert werden, was aber ein äußerst aufwändiges Verfahren bedeutet.
[0007] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, eine Flipline bereitzustellen, die die Nachteile
des Standes der Technik überwindet und insbesondere eine erhöhte Lebensdauer aufweist.
[0008] Diese Aufgabe wird mit der eingangs genannten Flipline gelöst, bei der ein an den
zweiten Seilabschnitt angrenzender dritter Seilabschnitt des Stahlseils mit im Wesentlichen
derselben Länge wie der erste Seilabschnitt innerhalb des Mantels geführt ist, wobei
der erste und der dritte Seilabschnitt an ihren beiden Enden miteinander fixiert sind.
[0009] Dadurch wird erreicht, dass bei einer Zugbeanspruchung keine Scherkräfte mehr im
Fixiermittel auftreten, da bei der erfindungsgemäßen Lösung das Stahlseil über die
gesamte Länge doppelt geführt wird, wodurch auftretende Zugkräfte von beiden Seilabschnitten
gleichmäßig aufgenommen werden. Durch das Eliminieren der Scherkräfte in der Pressklemme
bzw. einem anderen eingesetzten Fixiermittel ist dieses nicht mehr die Schwachstelle
der Flipline, wodurch die Lebensdauer der Flipline insgesamt erhöht wird.
[0010] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Flipline ist die erhöhte Sicherheit, denn
insbesondere bei Baumpflegearbeiten kann es vorkommen, dass Baumpfleger mit Motorsägen
unbeabsichtigt die Flipline ansägen. Selbst wenn bei der erfindungsgemäßen Flipline
somit einer der Seilabschnitte beschädigt wird, ist diese in der Lage, mittels des
verbliebenen Seilabschnitts den Baumpfleger zu sichern.
[0011] Der Mantel hat bei der erfindungsgemäßen Flipline über dem bekannten Vorteil der
angenehmeren Handhabung die vorteilhafte Eigenschaft, dass beide Seilabschnitte des
Stahlseils über die gesamte Länge zusammengehalten werden. Es kann somit nicht passieren,
dass beim "Flippen" die Seilabschnitte separiert werden.
[0012] Das Fixieren des ersten Seilabschnitts mit dem dritten Seilabschnitt an jenem Ende,
das dem Auge zugewandt ist, bewirkt, dass das Auge formfest gebildet wird, wofür sich
insbesondere Pressklemmen eignen. Das Fixieren des ersten Seilabschnitts mit dem dritten
Seilabschnitt an jenem Ende, das dem Auge abgewandt ist, dient insbesondere dazu,
dass die Kraft gleichmäßig auf den ersten und den dritten Seilabschnitt übertragen
wird, d.h. das Fixieren an diesem Ende könnte auch durch den Mantel selbst vorgenommen
werden, wenn dieser eng genug ist, wobei jedoch auch hier eine Pressklemme bevorzugt
ist.
[0013] Bevorzugt sind der erste und der dritte Seilabschnitt an ihren beiden Enden jeweils
mittels einer Pressklemme fixiert. Dies stellt ein bewährtes und kostengünstiges Mittel
zum Fixieren dar, wobei jedoch auch andere Arten von Klemmen oder sogar Löt- oder
Schweißverbindungen eingesetzt werden könnten.
[0014] Grundsätzlich könnte das Stahlseil hinter dem ersten und/oder dritten Seilabschnitt
am dem Auge abgewandten Ende weitergeführt werden, beispielsweise mit einem an den
ersten bzw. dritten Seilabschnitt angrenzenden vierten bzw. fünften Seilabschnitt,
um die Flipline mit weiteren Sicherungsmaßnamen auszustatten. Bevorzugt hat das Stahlseil
am dem Auge abgewandten Ende des ersten und dritten Seilabschnitts jedoch selbst ein
Ende, d.h. terminiert dort. Dies kann wie folgt insbesondere mit zwei bevorzugten
Ausführungsformen erzielt werden.
[0015] In der ersten alternativen Ausführungsform terminiert das Stahlseil am dem Auge abgewandten
Ende des ersten und dritten Seilabschnitts im Wesentlichen unmittelbar. Somit ist
die Flipline an einem Ende vom ersten Auge, d.h. dem zweiten Seilabschnitt, begrenzt
und am anderen Ende durch die unmittelbar terminierenden ersten und dritten Seilabschnitte,
wodurch sich ein "stumpfes", d.h. augenloses, Ende der Flipline ergibt.
[0016] In der zweiten alternativen Ausführungsform weist das Stahlseil am dem Auge abgewandten
Ende des dritten Seilabschnitts ein weiteres Auge auf, welches durch einen an den
ersten bzw. dritten Seilabschnitt angrenzenden zurückgeschlagenen vierten bzw. fünften
Seilabschnitt des Stahlseils gebildet ist. Am dem Auge abgewandten Ende des ersten
Seilabschnitts terminiert das Stahlseil im Wesentlichen unmittelbar. In dieser Ausführungsform
endet die Flipline in zwei Augen, wobei das weitere Auge gemäß dem Stand der Technik
ausgeführt ist und daher die erfindungsgemäßen Vorteile nicht aufweist.
[0017] Dies ist jedoch deshalb weniger relevant, da das weitere Auge nur in Ausnahmefällen
zum Einsatz kommt, da in der Regel ein entlang der Flipline auf dem ersten und dritten
Seilabschnitt angeordneter Seilkürzer eingesetzt wird, der mit dem zweiten Befestigungselement
des Gurtes verbunden wird. Das weitere Auge ist somit nur selten das lasttragende
Auge, wodurch sich hier weniger Abnutzungen ergeben.
[0018] Bevorzugt ist ein Innenumfang des Auges mit einer Kausche verstärkt, was die Abnutzung
des Auges verringert.
[0019] Vorteilhaft ist, wenn der Mantel an seinen Enden jeweils, bevorzugt mittels weiteren
Pressklemmen, an dem ersten und dritten Seilabschnitt fixiert ist. Dadurch wird ein
Rutschen des Mantels auf dem Stahlseil unterbunden. Das Fixieren kann unmittelbar
neben oder auch auf der Pressklemme durchgeführt werden. Z.B. können die beiden Pressklemmen
für den Mantel jeweils im Wesentlichen unmittelbar neben oder auf den Pressklemmen,
die den ersten und dritten Seilabschnitt fixieren, angebracht werden.
[0020] Günstig ist, wenn die Flipline einen Stopper umfasst, der am dem Auge abgewandten
Ende der Flipline angeordnet ist. Dieser Stopper dient in der Regel dazu, einen auf
der Flipline befindlichen Seilkürzer am Ende der Flipline zu stoppen, wenn dieser
unabsichtlich entlang der Flipline abrutscht. Der Stopper kann beispielsweise durch
das bereits erwähnte weitere Auge oder durch die dem Auge abgewandte Pressklemme bzw.
weitere Pressklemme gebildet werden.
[0021] Bei der erfindungsgemäßen Flipline weist das Stahlseil bevorzugt einen Durchmesser
von 2 bis 10 mm, bevorzugt von 4 bis 8 mm, auf. Durch die doppelte Führung des Stahlseils
wird die Flipline insgesamt einen ovalen Querschnitt aufweisen, der dann bevorzugt
einen nominellen Durchmesser von 10 bis 20 mm aufweist (gemessen laut EN1891:1998
Prüfmethode 5.3).
[0022] Vorteilhaft weisen der erste und der dritte Seilabschnitt eine Länge von 1,5 bis
15 m auf, bevorzugt von 2 bis 10 m, um die Flipline insbesondere als Sicherungsvorrichtung
bei der Baupflege einsetzbar zu machen.
[0023] Damit das Auge gut mit Karabinerhaken zusammenwirken kann, bildet dieses eine Öffnung
von 0,5 bis 40 cm
2, bevorzugt von 2,5 bis 15 cm
2. Je nach Anwendungszweck kann das Auge aber auch andere Dimensionen aufweisen.
[0024] Bevorzugt beträgt die verbleibende Bruchkraft der Flipline nach einem vollständigen
Durchtrennen des ersten oder des dritten Seilabschnitts mindestens 9 kN, bevorzugt
mindestens 12kN, besonders bevorzugt mindestens 15 kN. Dadurch wird eine ausreichende
Sicherheit auch nach einem unbeabsichtigten Durchtrennen des ersten oder dritten Seilabschnitts
gewährleistet, wie dies bei Baumpflegearbeiten mittels einer Motorsäge durchaus der
Fall sein kann.
[0025] Vorteilhafte und nicht einschränkende Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend
anhand der Zeichnungen näher erläutert.
Fig. 1 zeigt ein Ende einer Flipline gemäß dem Stand der Technik.
Fig. 2 zeigt ein Ende einer erfindungsgemäßen Flipline.
Fig. 3 zeigt die Flipline von Fig. 2 in ihrer Gesamtheit.
[0026] Gemäß dem Stand der Technik umfasst eine Flipline 1 ein Stahlseil 2 als Seilkern
und einen textilen Mantel 3, der das Stahlseil 2 auf einem ersten Seilabschnitt S1
umgibt. Insgesamt weist das Stahlseil 2 gemäß dem Stand der Technik einen ersten Seilabschnitt
S1, einen an den ersten Seilabschnitt S1 angrenzenden zweiten Seilabschnitt S2 und
einen an den zweiten Seilabschnitt S2 angrenzenden dritten Seilabschnitt S3 auf.
[0027] Der zweite Seilabschnitt S2 ist zurückgeschlagen, um ein Auge 4, d.h. eine Schlaufe,
zu bilden. Der dritte Seilabschnitt S3 dient im Stand der Technik lediglich dazu,
ein Ende des Stahlseils 2 an sich selbst zu fixieren, sodass das Auge 4 seine Form
beibehält. Dazu werden der erste Seilabschnitt S1 und der dritte Seilabschnitt S3
mittels einer Pressklemme 5 miteinander fixiert, wobei der Seilabschnitt S3 fast unmittelbar
hinter der Pressklemme 5 terminiert.
[0028] Im Einsatz wird das Auge 4 der Flipline 1 z.B. über einen Karabiner mit einem Gurt
einer Person verbunden, die sich an einem Baum absichern will. Die Flipline 1 wird
um den Baum herumgeführt, woraufhin ein anderes Ende der Flipline, beispielsweise
mittels eines weiteren Auges am anderen Ende der Flipline oder mittels eines Seilkürzers,
ebenfalls am Gurt befestigt wird. Bei Baumpflegearbeiten kann sich die Person daraufhin
in den Gurt zurücklehnen, wobei dieser von der am Baum angreifenden Flipline 1 gesichert
wird.
[0029] Bei der Sicherung treten somit zwischen Auge 4 und erstem Seilabschnitt S1 Zugkräfte
FZ1, FZ2 auf, die schematisch in Fig. 1 eingezeichnet sind. In der Pressklemme 5 kommt
es jedoch durch die asymmetrische Konstruktion der Flipline 1 zu erheblichen Scherkräften
FS1 und FS2, die eine rasche Abnutzung der Flipline 1 bewirken und die Lebensdauer
der Flipline 1 definieren.
[0030] Fig. 2 zeigt eine erfindungsgemäße Flipline 6, bei welcher Scherkräfte in der Pressklemme
5 im Wesentlichen vermieden werden. Die erfindungsgemäße Flipline 6 ist insbesondere
zur Arbeitsplatzpositionierung und seilunterstützten Zugang an einem Baum geeignet,
aber auch für jede andere Tätigkeit, bei der eine Person an einer im Wesentlichen
vertikalen Struktur gesichert werden soll. Dies kann beispielsweise sportliche Aktivitäten
wie Klettern, Wartungsarbeiten auf Masten oder aber auch Reinigungsarbeiten auf künstlichen
Objekten wie Säulen umfassen.
[0031] Die erfindungsgemäße Flipline 6 umfasst ein Stahlseil 7 und einen textilen Mantel
8 (Fig. 3; in Fig. 2 wurde der Mantel 8 zwecks Übersichtlichkeit nicht dargestellt).
Das Stahlseil 7 weist auch hier einen ersten Seilabschnitt S1, einen an den ersten
Seilabschnitt S1 angrenzenden zweiten Seilabschnitt S2 und einen an den zweiten Seilabschnitt
S2 angrenzenden dritten Seilabschnitt S3 auf. Jedoch hat der dritte Seilabschnitt
S3 im Unterschied zur Flipline 1 des Standes der Technik im Wesentlichen dieselbe
Länge wie der erste Seilabschnitt S1. In Längsrichtung ist das Stahlseil 7 bevorzugt
einstückig gefertigt, d.h. die Seilabschnitte S1, S2, S3 sind nicht zusammengeschweißte
Seilstücke oder ähnliches.
[0032] Auch bei der erfindungsgemäßen Flipline 6 ist der zweite Seilabschnitt S2 zurückgeschlagen,
um das Auge 4 zu bilden, und die Pressklemme 5 fixiert den ersten und den dritten
Seilabschnitt S1, S3 an einem Ende 9 des ersten Seilabschnitts S1. Um Scherkräfte
in der Pressklemme 5 zu vermeiden, ist der dritte Seilabschnitt S3, der wie oben erläutert
im Wesentlichen dieselbe Länge wie der erste Seilabschnitt S1 aufweist, auch an jenem
Ende 10 mit dem ersten Seilabschnitt S1 fixiert, das dem zweiten Seilabschnitt S2
gegenüberliegt. Da die Enden des ersten und dritten Seilabschnitts S1, S3 in ihrer
Lage bezüglich der Flipline im Wesentlichen übereinstimmen, werden diese im Folgenden
mit selben Bezugszeichen 9, 10 bezeichnet.
[0033] Wie in Fig. 3 gezeigt, sind der erste und der dritte Seilabschnitt S1, S3 in der
Flipline somit im Wesentlichen parallel zueinander angeordnet und an ihren beiden
Enden 9, 10 miteinander fixiert, d.h. das dem Auge 4 zugewandte Ende 9 des ersten
Seilabschnitts S1 ist am dem Auge 4 zugewandten Ende 9 des dritten Seilabschnitts
S3 fixiert und das dem Auge 4 abgewandte Ende 10 des ersten Seilabschnitts S1 ist
am dem Auge 4 abgewandten Ende 10 des dritten Seilabschnitts S3 fixiert. Zur Fixierung
des ersten und dritten Seilabschnitts S1, S3 am dem Auge 4 gegenüberliegenden Ende
10 kann eine Pressklemme 11 eingesetzt werden, die vom gleichen Typ sein kann wie
die Pressklemme 5. Im Allgemeinen kann statt den Pressklemmen 5, 11 auch eine andere
Art von Verbindung eingesetzt werden. Fixiert bedeutet, dass eine Bewegung des ersten
und dritten Seilabschnitts in einer Längsrichtung gegeneinander unterbunden ist.
[0034] Durch die Fixierung der beiden Seilabschnitte S1, S3 mittels der Pressklemmen 5,
11 erhält die Flipline 6 eine symmetrische Struktur, was dazu führt, dass die Pressklemme
5 bei einer Zugbelastung am Auge 4 nicht mehr einseitig belastet wird, wodurch Scherkräfte
vermieden werden. Beide Seilabschnitte S1, S3 nehmen erfindungsgemäß Zugkräfte gleichmäßig
auf, was in Fig. 2 durch FZ1 und FZ2 schematisch dargestellt ist.
[0035] Wie in Fig. 3 gezeigt, sind sowohl der erste als auch der dritte Seilabschnitt S1,
S3 innerhalb des Mantels 8 geführt, d.h. vom Mantel 8 umgeben. Der Mantel 8 umhüllt
den ersten und den dritten Seilabschnitt S1, S3 je nach Ausführungsform vollständig,
jedoch kann auch vorgesehen werden, dass im Bereich der Enden 9, 10 ein Teil des ersten
und dritten Seilabschnitts S1, S3 nicht umhüllt wird. Der zweite Seilabschnitt S2
ist in der Regel nicht vom Mantel 8 umgeben, kann aber eine gesonderte Umhüllung aufweisen,
insbesondere eine Kunststoffverkleidung. Alternativ kann eine Kausche 12, üblicherweise
aus Metall, im Auge 4 vorgesehen werden, um dieses formbeständig zu gestalten.
[0036] Das Stahlseil 7 der erfindungsgemäßen Flipline 6 kann wie im Stand der Technik üblich
ausgebildet sein und weist eine Steifigkeit auf, die ein Flippen der Flipline 6 ermöglicht.
Üblicherweise hat das Stahlseil 7 einen kreisrunden Querschnitt, wovon jedoch abgewichen
werden kann, insbesondere um den Querschnitt der Flipline 6 beispielsweise kreisrund
zu gestalten. Zu diesem Zweck könnte das Stahlseil 7 beispielsweise als Verbund von
mehreren Stahlseilen mit geringerem Querschnitt als das Stahlseil 7 ausgebildet sein.
[0037] Der textile Mantel 8 kann aus jeglicher Faser, u.a. Polyester (PES), Polyamid (PA),
High Molecular Weight Polyethylen (HMW-PE), Polypropylen (PP), gefertigt und dabei
geflochten, gestrickt, gewebt etc. werden. In der Herstellung der Flipline 6 kann
das Stahlseil 7 umflochten oder auch von einem textilen Schlauch umhüllt werden.
[0038] Um den Mantel 8 am ersten und dritten Seilabschnitt S1, S3 zu befestigen, können
weitere Pressklemmen 13, 14 eingesetzt werden, die jeweils im Wesentlichen neben bzw.
unmittelbar neben einer der Pressklemmen 5, 11 angeordnet werden können. Anstatt Pressklemmen
können auch hier andere Arten von Klemmen oder Befestigungsmitteln zum Einsatz kommen.
In anderen Ausführungsformen kann der Mantel 8 auch gleichzeitig mit dem ersten und
dritten Seilabschnitt S1, S3 fixiert werden, d.h. unter der Pressklemme 5, 11.
[0039] Fig. 3 zeigt überdies, dass die Flipline 6 einseitig in dem Auge 4 endet und auf
der anderen Seite ein stumpfes, augenloses Ende aufweist, d.h. das Stahlseil 7 terminiert
am dem Auge 4 abgewandten Ende 10 des ersten und dritten Seilabschnitts S1, S3 im
Wesentlichen unmittelbar, d.h. das Stahlseil 7 weist nur den ersten, zweiten und dritten
Seilabschnitt S1, S2 und S3 auf und hat somit zwei Enden, die beide am dem Auge 4
abgewandten Ende 10 des ersten und dritten Seilabschnitts S1, S3 liegen.
[0040] In einer alternativen, nicht dargestellten Ausführungsform endet die Flipline 6 an
beiden Enden in einem Auge, wobei eines der Augen 4 die erfindungsgemäßen Vorteile
aufweist und das andere nach dem Stand der Technik wie in Fig. 1 gezeigt ausgebildet
ist. Bei dieser Ausführungsform weist das Stahlseil 7 am dem Auge 4 abgewandten Ende
10 des dritten Seilabschnitts S1, S3 ein weiteres Auge auf, welches durch einen an
den ersten bzw. dritten Seilabschnitt S3 angrenzenden zurückgeschlagenen vierten bzw.
fünften Seilabschnitt des Stahlseils 7 gebildet ist. Beispielsweise kann eine zusätzliche
Pressklemme eingesetzt werden, um das Auge gemäß dem Stand der Technik auszubilden,
wodurch diese zusätzliche Klemme im Wesentlichen neben der Pressklemme 11 angeordnet
ist.
[0041] Wenn die Flipline auch am dem Auge 4 gegenüberliegenden Ende mit einem weiteren Auge
ausgestattet ist, agiert dieses als Stopper beispielsweise für einen in Richtung R
abrutschenden Seilkürzer 15. Alternativ oder zusätzlich zu diesem Auge nach dem Stand
der Technik kann zudem ein weiterer Stopper am Ende 10 vorgesehen sein, der z.B. durch
die Pressklemme 11, die weitere Pressklemme 14, oder ein anderes stoppendes Element
gebildet werden kann.
[0042] Die Dimensionen der Flipline 6 sind derart gewählt, dass sie für die jeweilige Anwendung
geeignet ist. Für Baumpflegearbeiten kann das Stahlseil beispielsweise einen Durchmesser
von 2 bis 10 mm, bevorzugt von 4 bis 8 mm, aufweisen und/oder der erste und der dritte
Seilabschnitt S1, S3 eine Länge von 1,5 bis 15 m, bevorzugt von 2 bis 10 m, aufweisen.
Für übliche Karabinerverbindungen bildet das Auge 4 eine Öffnung von 0,5 bis 40 cm
2, bevorzugt von 2,5 bis 15 cm
2.
[0043] Insbesondere wenn die Flipline für sportliche Tätigkeiten ausgebildet werden soll,
kann von diesen Maßen jedoch abgewichen werden. Beispielsweise kann das Stahlseil
einen entsprechend dünneren Querschnitt aufweisen, damit die Flipline leichter wird,
oder die Länge an einen bestimmten Baum- oder Säulendurchmesser angepasst werden,
um keinen Seilkürzer 15 zu verwenden.
[0044] Da der Mantel 8 sowohl den ersten als auch den dritten Seilabschnitt S1, S3 umhüllt
und das Stahlseil 7 in der Regel einen kreisförmigen Querschnitt aufweist, erhält
die Flipline 6 insgesamt einen ovalen Querschnitt, der je nach Dicke des Stahlseils
beispielsweise einen nominellen Durchmesser von 10 bis 20 mm aufweist (gemessen laut
EN1891:1998 Prüfmethode 5.3). Wenn jedoch ein Stahlseil 7 mit einem nicht-kreisrunden
Querschnitt gewählt wird, kann auch die Flipline einen anderen, bevorzugt sogar kreisrunden
Querschnitt aufweisen.
[0045] Eine beispielhafte Flipline 6 gemäß der Erfindung wurde wie folgt hergestellt. Ein
6,2 m langes verzinktes Stahlseil 7 mit Durchmesser 6 mm und Aufbau 6x37 mit Fasereinlage
und im Wesentlichen rundem Querschnitt wurde unter Bildung eines Auges 4 zurückgeschlagen.
In das Auge 4 wurde eine Kausche 12 aus Edelstahl eingefügt. Die beiden Stahlseilenden
wurden in eine Talurit-Klemme Nr. 6.5 / Länge: 28 mm eingefädelt und mit Hilfe einer
hydraulischen Presse mit einer Kraft von 470 kN verpresst. Das gebildete Auge 4 hatte
eine Öffnung mit 6 cm
2 Fläche. Das verwendete Stahlseil hatte eine Mindestbruchkraft von 20,8 kN laut Herstellerspezifikation.
[0046] Das solcherart doppelt geführte Stahlseil 7 mit Auge 4 wurde wie folgt mit 3 m textilen
Mantel 8 umflochten. Es wurden mehrere vorbereitete doppelt geführte Stahlseile 7
mit Auge 4 aneinandergehängt, hier mit Hilfsseilchen, und gemeinsam überflochten.
Nach dem Flechtprozess wurden die einzelnen Fliplines 6 getrennt. Dazu wurde der textile
Mantel 8 mit einem Heißschneider durchtrennt und das Hilfsseilchen entfernt. Der Mantel
8 hatte folgenden Aufbau: 24er Geflecht; pro Klöppel ein Zwirn aus Polyester mit Aufbau:
(1100 dtex x7 /70S) x3/50 Z bzw. (1100 dtex x7 /70Z) x3/50S; Bindung 1/1; Schlaglänge
40 mm. Der Mantel 8 wurde einerseits oberhalb der Pressklemme 5 mit dem Heißschneider
durchtrennt, die Pressklemme 5 wurde also überflochten. Andererseits endete der textile
Mantel 5cm vor dem Ende der beiden gleich langen Stahlseilenden.
[0047] Der textile Mantel 8 wurde an dem dem Auge 4 nahen Ende mit einer Pressklemme 13
fixiert. Dazu wurde eine Talurit-Klemme Nr. 11 / Länge: 20 mm bis zur Kausche geschoben
und dort ebenfalls mit einer Kraft von 470 kN verpresst. Eine zweite Talurit-Klemme
Nr. 11 / Länge: 20 mm wurde verwendet, um den textilen Mantel 8 am dem Auge 4 abgewandten
Ende zu fixieren und zu verpressen. Diese Klemme diente als Stopper. Die beiden Stahlseilenden
wurden am dem Auge 4 abgewandten Ende mit einer weiteren Talurit-Klemme Nr. 6.5 /
Länge: 28 mm verpresst und fixiert. Im vorliegenden Beispiel wurden alle Klemmen unabhängig
von ihrer Größe beim Verpressen mit einer Kraft von 470 kN belastet.
[0048] An der beispielsgemäßen Flipline wurde der erste Seilabschnitt S1 mit Hilfe einer
Metalltrennscheibe durchschnitten und dabei auch der dritte Seilabschnitt S3 leicht
beschädigt. Die solcherart schwer beschädigte Flipline 6 hatte eine Mindestbruchkraft
von 20,6 kN. Generell ist bevorzugt, wenn die Flipline 6 nach vollständigem Durchtrennen
eines der Seilabschnitte S1, S3 weiterhin eine verbleibende Bruchkraft aufweist, die
mindestens 9 kN, bevorzugt mindestens 12kN, besonders bevorzugt mindestens 15 kN beträgt.
1. Flipline (6), insbesondere zur Arbeitsplatzpositionierung und zum seilunterstützten
Zugang an einem Baum, umfassend ein Stahlseil (7) und einen textilen Mantel (8), wobei
ein erster Seilabschnitt (S1) des Stahlseils (7) vom Mantel (8) umgeben ist und ein
an den ersten Seilabschnitt (S1) angrenzender zweiter Seilabschnitt (S2) des Stahlseils
(7) zurückgeschlagen ist, um ein Auge (4) zu bilden,
dadurch gekennzeichnet, dass ein an den zweiten Seilabschnitt (S2) angrenzender dritter Seilabschnitt (S3) des
Stahlseils (7) mit im Wesentlichen derselben Länge (L) wie der erste Seilabschnitt
(S1) innerhalb des Mantels (8) geführt ist,
wobei der erste und der dritte Seilabschnitt (S1, S3) an ihren beiden Enden (9, 10)
miteinander fixiert sind.
2. Flipline nach Anspruch 1, wobei der erste und der dritte Seilabschnitt (S1, S3) an
ihren beiden Enden (9, 10) jeweils mittels einer Pressklemme (5, 11) fixiert sind.
3. Flipline nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Stahlseil (7) am dem Auge (4) abgewandten
Ende (10) des ersten und dritten Seilabschnitts (S1, S3) im Wesentlichen unmittelbar
terminiert.
4. Flipline nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Stahlseil (7) am dem Auge (4) abgewandten
Ende (10) des dritten Seilabschnitts (S1, S3) ein weiteres Auge aufweist, welches
durch einen an den dritten Seilabschnitt (S3) angrenzenden zurückgeschlagenen vierten
Seilabschnitt des Stahlseils (7) gebildet ist.
5. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei ein Innenumfang des Auges (4) mit
einer Kausche (12) verstärkt ist.
6. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Mantel (8) an seinen Enden jeweils,
bevorzugt mittels einer Pressklemme (13, 14), an dem ersten und dritten Seilabschnitt
(S1, S3) fixiert ist.
7. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 6, umfassend einen Stopper, welcher am dem
Auge (4) abgewandten Ende (10) der Flipline (6) angeordnet ist.
8. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das Stahlseil (7) einen Durchmesser
von 2 bis 10 mm, bevorzugt von 4 bis 8 mm, aufweist.
9. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der erste und der dritte Seilabschnitt
(S1, S3) eine Länge (L) von 1,5 bis 15 m, bevorzugt von 2 bis 10 m, aufweisen.
10. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Auge (4) eine Öffnung von 0,5
bis 40 cm2, bevorzugt von 2,5 bis 15 cm2, bildet.
11. Flipline nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die verbleibende Bruchkraft der
Flipline (6) nach einem vollständigen Durchtrennen des ersten oder des dritten Seilabschnitts
(S1, S3) mindestens 9 kN, bevorzugt mindestens 12kN, besonders bevorzugt mindestens
15 kN beträgt.