[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zustandsüberwachung, Zustandsbewertung und
Wartung von örtlich weitverteilten Kühlmöbeln mit einer dem jeweiligen Kühlmöbel zugeordneten
Messbox, die einen Microcontroller und eine Sende-/Empfangseinheit umfasst.
[0002] Im Lebensmittelgroß- oder einzelhandel wurden ursprünglich hauptsächlich industrielle
zentrale Anlagen für den Betrieb der Kühl- und Gefriergeräte eingesetzt (Verbundanlagen).
Die Zustandsüberwachung dieser zentralen Großanlagen wird mittels eigener Steuerung
oder einer übergeordneten Gebäudeleittechnik durchgeführt. Die sicherheitstechnischen
Anforderungen sind dabei aufgrund der enormen Ausfallkosten im Störungsfall sehr hoch.
Der Aufwand für diese kontinuierliche Zustandsüberwachung ist daher aber auch wirtschaftlich
vertretbar.
[0003] Durch heutzutage immer häufigere Konzeptwechsel auf den Verkaufsflächen und die gesetzlichen
Vorgaben (F-Gase Verordnung) macht der Einsatz von autarken kleinen Kühleinheiten
mit umweltfreundlichen Kältemitteln immer mehr Sinn. Die kleineren mobilen, sogenannte
steckerfertige Kühlmöbel, können als Kühl- und/oder Gefriergeräte ausgelegt sein.
Die steckerfertigen Kühlmöbel haben den Vorteil, dass sie flexibel einsetzbar sind,
da sie lediglich einen Stromanschluss im Umfeld benötigen und somit den Anforderungen
des Endkunden im Groß- und Einzelhandel angepasst werden können. Somit können die
Endkunden die Kühlmöbel bedarfsgerecht, für die jeweilige Ware, an dem für sie optimalen
Einsatzort auf ihrer Verkaufsfläche präsentieren. Die steckerfertigen Kühlmöbel haben
sehr unterschiedliche Auslegungskriterien, uneinheitliche Steuerungen mit nicht genormten
Schnittstellen, sowie oft wechselnde Detailänderungen der technischen Ausrüstung.
Die Herstellervielfalt und somit auch die Anzahl an Gerätevarianten ist speziell im
europäischen Markt sehr groß. Der Endkunde erwartet einen optimalen Wartungsservice,
wobei dieser möglichst von einem Anbieter dieser Dienstleistung und nicht von unterschiedlichen
und auch wechselnden Hersteller der Kühlmöbel durchgeführt werden sollte.
[0004] Unter diesen Gegebenheiten ist es unmöglich, bei einer breiten Kunden- und Technikpalette,
einen einheitlichen Steuerungsstandard mit genormten Zustandsparametern und einer
ebenso genormten Datenübertragungsschnittstelle in den jeweiligen Kühlmöbeln durchzusetzen
und auf diese Weise eine kontinuierliche Zustandsüberwachung der unterschiedliche
Modelltypen zu realisieren. Die Einbindung in die lokale Infrastruktur (W-Lan oder
ISDN-Aufschaltung) ist häufig nicht möglich und würde bei jeder Standortveränderung
des Kühlmöbels einen Technikereinsatz, zur Neukonfiguration, benötigen.
[0005] Der Endkunde erwartet einen störungsfreien Betrieb, ohne sich permanent über den
Zustand seiner Geräte informieren zu müssen. Für die ordnungsgemäße Reinigung der
Kühlmöbel und deren Umgebung ist der Endkunde zwar grundsätzlich zuständig, dennoch
kann die sachgemäße präventive Reinigung der Kühlmöbel und deren Umgebung nicht immer
gewährleistet werden. Außerdem sind erforderliche Reinigungen im Gehäuse nur durch
unterwiesenes Fachpersonal zulässig.
[0006] Die steckerfertigen Kühlmöbel sind zudem den unterschiedlichsten Umgebungsbedingungen
ausgesetzt. Sie sind mobil einsetzbar, sodass sich ihr Einsatzort einerseits auf der
Verkaufsfläche ändern kann, andererseits aber auch die Aufstellung an einem komplett
anderen Verkaufsort nicht unüblich ist. Durch diese unterschiedlichen Umgebungsbedingungen
ist auch eine bloße Zustandsschätzung aufgrund der Einsatzzeit nur äußerst ungenau
möglich.
[0007] Das alles hat zur Folge, dass entweder sehr niedrige Wartungsintervalle gewählt werden
müssen, um den Zustand der Anlage zu überprüfen und gegebenenfalls Wartungsmaßnahmen
vorzunehmen, oder eine relativ hohe Gefahr des Ausfalls des Kühlmöbels und damit einhergehenden
Kosten in Form von Warenverlusten und/oder Austausch des Kühlmöbels bzw. des Aggregats
des Kühlmöbels in Kauf genommen werden muss.
[0008] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ausgehend von einem Verfahren der eingangs genannten
Art, ein besonders einfach zu installierendes, ohne bauliche Veränderungen nachrüstbares
und universell einsetzbares System und ein damit auszuführendes Verfahren zu entwickeln
und damit einhergehend die Zustandsbewertung von örtlich weitverteilten Kühlmöbeln
unterschiedlichster Modelltypen zu ermöglichen, sowie basierend auf der Zustandsbewertung
den Wartungsservice automatisch anzufordern und die Materialbeschaffung zu optimieren.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung ein Verfahren, mit einer dem jeweiligen
Kühlmöbel zugeordneten Messbox, die einen Microcontroller und eine Mobilfunkschnittstelle
umfasst, vor, bei dem die Messbox zwischen dem Netzanschluss eines Kühlmöbels und
dem Leistungsstecker des Kühlmöbels installiert wird, die Messbox die elektrischen
Strom- und Spannungskennlinien des Kühlmöbels erfasst, die erfassten Kennlinien durch
den Microcontroller zu komprimierten Datenpaketen weiterverarbeitet werden, die Datenpakete
über die Mobilfunkschnittstelle an einen übergeordneten zentralen Server weitergeleitet
werden, mittels einer Software die bereitgestellten Datenpakete ausgewertet werden
und anhand der Auswertung eine Zustandsbewertung des Kühlmöbels durchgeführt wird.
[0010] Die Messbox ist folglich einfach, mittels Plug-and-Play, zwischen der Stromversorgung
und dem Anschlussstecker des Kühlmöbels angeschlossen. Zur Reduzierung der Datenmenge
werden die gemessenen Strom- und Spannungskennlinien zu Datenpaketen komprimiert.
Hierbei müssen nicht alle gemessenen Daten enthalten sein. Vielmehr können diese zeitlich
oder auch nach bestimmten Ereignissen, wie beispielsweise eine signifikante Änderung
der Leistungsaufnahme oder ähnliches, gefiltert werden. Aus den Strom- und Spannungskennlinien
können auch mittels des Microcontrollers die Leistungsparameter, wie beispielsweise
der Wirkleistungsfaktor und die Wirk- und Blindleistung errechnet werden. Die so vorverarbeiteten
Datenpakete werden anschließend über die Mobilfunkschnittstelle an den übergeordneten
Server weitergeleitet. Mit den erhaltenen Datenpaketen kann der Server mit Hilfe von
hinterlegten Mustern eine Zustandsbewertung des Kühlmöbels durchführen.
[0011] Des Weiteren ist es zweckmäßig, wenn die Messbox beim ersten Einschalten nach der
Installation anhand von hinterlegten Musterkennlinien und den nach der Einschaltung
erfassten Kennlinien den Modelltypen des Kühlmöbels erkennt und an den Server übermittelt.
Durch diese automatische Erkennung ist es nicht notwendig, an der Messbox manuell
einzustellen, an welchem Modelltyp die Messbox angeschlossen ist. Zudem macht es den
Einsatz der Messbox noch flexibler, weil die angeschlossenen Modelltypen beliebig
häufig gewechselt werden können.
[0012] Durch die Möglichkeit einer Programm- und Datenaktualisierung von einem übergeordneten
Server über die vorhandene Funkschnittstelle sind das Nachladen von neuen Mustern
sowie die Programmoptimierung per Fernwartung gegeben.
[0013] Auf Basis der so ermittelten Informationen, nämlich der Zustandsbewertung, dem Standort
der Messbox und dem Modelltypen, sowie einer Wartungstourendatenbank und Personaldatenbank
(Verfügbarkeit und Fähigkeiten), kann nun mittels einer Software der optimale Zeitpunkt
für die nächste Wartung ermittelt werden. Somit können die Wartungstouren der Mitarbeiter
optimiert werden, ohne dabei das Risiko eines Ausfalls des Kühlmöbels aufgrund zu
später Wartung einzugehen. Wegen der hohen Anzahl von überwachten Kühlmöbeln und deren
örtlich sehr weitreichenden Verteilung liegt in der Zustandsbewertung, in Verbindung
mit den ohnehin geplanten Wartungstouren, ein hohes Optimierungspotential.
[0014] Es ist zudem sinnvoll, wenn auf Basis der ermittelten Daten in Verbindung mit einer
Lagerdatenbank eine zeitlich terminierte und örtlich festgelegte Materialbeschaffung
automatisch initiiert wird. Durch diese Maßnahme kann die Lagerhaltung und die Materialbeschaffung
derart optimiert werden, dass einerseits die Lagerkosten minimiert werden und andererseits
immer die richtigen Ersatzteile zum richtigen Zeitpunkt und in ausreichender Menge
vorgehalten werden.
[0015] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn durch die Messbox zusätzlich die Umgebungstemperatur
erfasst wird und an den übergeordneten Server bereitgestellt wird. Hierdurch können
weitere Rückschlüsse auf die Einsatz- und Umgebungsbedingungen des Kühlmöbels gezogen
werden. Sie dienen außerdem der Verbesserung der Modellbildung im übergeordneten Rechner.
[0016] Eine Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass die Messbox ihren
Standort an den Server übermitteln kann. Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass die
Messbox flexibel an unterschiedlichen Orten eingesetzt werden kann. Zudem können durch
die Ortsbestimmung Rückschlüsse auf die Umgebungsbedingungen des Kühlmöbels gezogen
werden. Sende-/Empfangseinheit und Diagrammen näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1:
- Ein Blockschaltbild eines Aufbaus zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens;
- Figur 2:
- Ablaufdiagramm einer Initialisierung bei einem erfindungsgemäßen Verfahren;
- Figur 3:
- Ablaufdiagramm bei der laufenden Datenerfassung
- Figur 4:
- Ablaufdiagramm des serverseitigen Datenempfangs
- Figur 5:
- Ablaufdiagramm der serverseitigen Datenverarbeitung
- Figur 6 und 7:
- Diagramme exemplarischer Messwerte
[0017] In Figur 1 ist eine Messbox mit dem Bezugszeichen 1 bezeichnet. Die Messbox 1 verfügt
über einen Stromversorgungseingang 11, eine Funkschnittstelle 12 und einen Stromversorgungsausgang
13. Der Stromversorgungsausgang 13 ist mit dem Stromversorgungseingang 21 eines Kühlmöbels
2 verbunden. Die Messbox 1 erfasst mittels einer Strom- und Spannungserfassungseinheit
14 die Leistungsdaten des Kühlmöbels 2. Zudem verfügt die Messbox 1 über zusätzliche
Sensorik 15, die beispielsweise die Umgebungstemperatur oder Luftfeuchtigkeit erfasst.
Die erfassten Daten werden von einem Microcontroller 10 vorverarbeitet und komprimiert.
Der frei programmierbare Microcontroller 10 der Messbox 1 ist mit einem Algorithmus
ausgestattet, der die Erfassung und Bewertung der Rohdaten, Berechnung der Leistungsgrößen
und Zwischenspeicherung der berechneten Daten ermöglicht. Beispielsweise ist der Microcontroller
10 in der Lage, Fehlmessungen zu erkennen und zu kompensieren. Anschließend werden
die Daten mittels einer Sende-/Empfangseinheit 12 an einen übergeordneten zentralen
Server 3 gesendet. Die Daten werden beispielsweise über das Mobilfunknetz nach den
GPRS/GSM-Standards oder ähnlichen bidirektional an den übergeordneten Server 3 übertragen.
Durch die bidirektionale Datenübertragung ist auch eine Realisierung von Fernwartung/Fernprogrammierung
(Programmupdate) und Fernparametrierung (Datenabgleich) möglich.
[0018] Der Server 3 umfasst in diesem Ausführungsbeispiel zwei Rechnereinheiten 31, 32,
die je nach Komplexität des Gesamtsystems auch in einer physischen Einheit realisiert
werden können.
[0019] Der Server 3 empfängt die Daten über die Funkschnittstelle 311 der Rechnereinheit
31. Die Rechnereinheit 31 führt eine Datenaufbereitung durch und leitet über eine
Schnittstelle 312 die aufbereiteten Daten an die Rechnereinheit 32 über deren Schnittstelle
321 weiter. Die Rechnereinheit 32 dient als Leitrechner (Einsatzsteuerung).
[0020] Im Folgenden wird die Datenverarbeitung in den einzelnen Verfahrensschritten näher
beschrieben. In Figur 2 die ist initiierende Anlaufroutine des Microcontrollers 10
als Ablaufdiagramm dargestellt. Ziel dieser Anlaufroutine ist es insbesondere, zu
erkennen, welcher Typ Kühlmöbel an die Messbox 11 angeschlossen ist.
[0021] In einem ersten Schritt erfolgt grundsätzlich eine automatische Offsetkorrektur bei
der Strom- und Spannungsmessung. Der Offset wird bei der Initialisierung einmalig
durch den Microcontroller 10 ermittelt und gespeichert. Anschließend werden die Initialdaten
gespeichert.
[0022] Darauffolgend werden die ersten Messdaten vom Kühlmöbel 2 aufgenommen. Hierbei kann
es nützlich sein, eine Vielzahl von Startzyklen auszuführen, um möglichst genaue Informationen
über den Typ des Kühlmöbels 2 zu ermitteln. Anschließend werden die Daten komprimiert,
intern als Kennwerte gespeichert und abschließend an den übergeordneten Server 3 gesendet.
[0023] Figur 3 zeigt den Ablauf der Datenerfassung und -verarbeitung durch die lokal installierte
Messbox. Zuerst werden Messdaten aufgenommen, wobei dieser Vorgang entweder kontinuierlich
oder einer bestimmten Regel folgend in zeitlichen Abständen durchgeführt wird. Sobald
eine ausreichende Menge an Daten erfasst ist, werden die Daten komprimiert und als
Normalwerte intern gespeichert. Die Normalwerte werden zudem an den übergeordneten
Server 3 gesendet. Durch die vorherige Komprimierung der Daten ist die zu übertragende
Datenmenge bereits minimiert. Wenn die Normalwerte einmal definiert sind, werden die
folgend aufgenommenen Messdaten mit den Normalwerten verglichen. Sofern die Messwerte
nicht vom Normalwert abweichen bzw. noch in einem vorgegebenen Toleranzband liegen,
werden die Messwerte nicht weiterverarbeitet und die Messdaten weiterhin nach vorgegebener
Regel zyklisch erfasst.
[0024] Wenn die gemessenen Werte aber vom Normalwert abweichen, werden auch diese Daten
komprimiert und intern gespeichert, sowie zum übergeordneten Server gesendet.
[0025] Figur 4 zeigt ein Ablaufdiagramm des Datenempfangs und der Datenzuordnung beim übergeordneten
Server 3. Nachdem die Daten empfangen wurden, werden diese in einem ersten Schritt
kontrolliert und anschließend, wenn notwendig, auf das gewünschte Datenformat gebracht.
Darauffolgend werden die Daten intern abgespeichert. Des Weiteren wird überprüft,
ob die Datenübertragung vollständig war. Sofern die empfangenen Daten noch nicht vollständig
oder fehlerhaft übertragen wurden, wird der Datenempfang fortgesetzt. Gegebenenfalls
kann der Server 3 von der Messbox 10 auch die Übersendung weiterer Daten oder die
erneute Übersendung der Daten anfordern.
[0026] Figur 5 zeigt das Ablaufschema der Datenanalyse auf dem zentralen übergeordneten
Server 3. Hier werden einerseits die Daten einer lokalen Messbox 1 verarbeitet und
analysiert und andererseits die Daten aller weitverteilten Messboxen 1 kumuliert verarbeitet
und analysiert.
[0027] Bei der Verarbeitung der Daten aller Messboxen 1 werden Daten der einzelnen Messboxen
1 zuerst anhand ihrer Kennwerte kategorisiert. Die Daten werden also in erster Linie
in Gruppen und/oder Klassen unterschiedlicher Kühlmöbeltypen eingeteilt. Aus den so
gewonnenen Daten werden anschließend aber weitergehende Spezifikationen gebildet und
die den einzelnen Kühlmöbeln zugeordneten Daten in weiter spezifizierte Cluster unterteilt.
Hierbei können beispielsweise der Aufstellungsort, die Umgebungstemperatur, die Frequenz
der Abtauvorgänge und/oder die Art und Menge der typischen Warenbefüllung mit einbezogen
werden. Die Klassifizierung erfolgt durch eine künstliche Intelligenz, die in der
Lage ist, aus den massenhaft kumulierten Datensätzen Muster herauszubilden und Daten
dementsprechend zu kategorisieren. Natürlich ist es auch möglich, manuell spezifische
Daten nachzupflegen, sofern dies zuträglich erscheint. Anschließend werden die Daten
graphisch aufbereitet und in einer Datenbank abgelegt.
[0028] Sofern Besonderheiten auftreten, also zum Beispiel ein neues Cluster, welches durch
die künstliche Intelligenz gebildet wurde, oder ein Datensatz nicht plausibel erscheint,
wird ein Sonderbericht erstellt und in einer Datenbank abgelegt. Die Sonderberichte
können dann manuell und/oder durch die künstliche Intelligenz direkt oder in regelmäßigen
Abständen überprüft und untersucht werden.
[0029] Bei der Datenanalyse einer einzigen lokalen Messbox 1 werden die Daten mit denen
aus dem bestimmten Cluster, dem die lokale Messbox 1 zuvor zugeordnet wurde, verglichen.
Es handelt sich hierbei also nicht um die statischen Kennwerte des Kühlmöbeltypen
(vgl. Fig. 2), sondern um die durch künstliche Intelligenz gebildeten Cluster. Die
hier hinterlegten Daten sind nicht rein statisch, sondern können auch Tendenzen hinsichtlich
des Verschleiß- und Verschmutzungsgrads des Kühlmöbels 2 erkennen lassen. Hierzu werden
die Daten miteinander verglichen. Sofern die Messdaten innerhalb eines Toleranzbands
liegen, muss nichts unternommen werden. Der routinemäßige Wartungsturnus, welcher
dem Kühlmöbel 2 in dem jeweiligen Cluster zugeordnet ist, kann beibehalten werden.
Weichen die Daten aus dem Toleranzband ab, erfolgt eine Meldung an die Einsatzplanung,
sodass die veränderten Umstände berücksichtigt werden können und gegebenenfalls eine
frühere oder spätere Wartung erfolgen kann. Insbesondere ist hierbei die Früherkennung
wichtig, sodass nach Möglichkeit ein Wartungseinsatz vorgezogen wird und es nicht
zu einem Ausfall des Kühlmöbels kommt. Vielmehr kann bei dem erfindungsmäßen Verfahren
die Wartung bei einem Routineeinsatz vor Ort vorgenommen werden, wenn ein Techniker
zur Störungsbeseitigung eines anderen Kühlmöbels eh da (ohnehin vor Ort) ist. Zudem
kann auch die Vorhaltung und Bereitstellung von Ersatzteilen für den Wartungseinsatz
auf Basis der gewonnenen Daten und daraus gezogenen Erkenntnisse optimiert werden.
Die Material- und Einsatzplanung kann manuell, aber auch automatisch, durch den übergeordneten
Server 3 erfolgen.
[0030] Parallel zum zuvor beschriebenen Zustandsmonitoring erfolgt eine permanente gerätespezifische
Energieverbrauchsermittlung, so dass durch Analyse der eingehenden Daten vergleichende
Informationen zur Beurteilung der Energieverbräuche möglich sind. Die Bewertung der
absoluten Energieverbräuche erfolgt unter dem Vorbehalt der verfahrensabhängigen Genauigkeit
und ist zweitrangig. Sie dient im Wesentlichen zur Reduzierung des Energieverbrauchs
der erfassten Geräte durch angepasste (zustandsabhängige) Wartungszyklen und ist damit
ein Baustein zur Realisierung der prädiktiven Instandhaltung.
[0031] Figur 6 und 7 zeigen exemplarische Messkurven, welche bei aufwendigen, wochenlangen
Tests ermittelt wurden, bei denen verschiedene Stör-, Verschleiß- und Verschmutzung-Szenarien
simuliert wurden. In Figur 5 wurde eine Verschmutzungssimulation durchgeführt, indem
die Lüftungsschlitze am Kühlmöbel abgedeckt wurden. Nach einer routinemäßigen Abtauphase
wurde die Abdeckung von den Lüftungsschlitzen entfernt. Die Leistungsaufnahme des
Kühlmöbels geht demensprechend relativ abrupt nach unten. Bei der realen Anwendung
entspräche dies dem Zustand nach einer Reinigung. Die reale, also nicht simulierte
Verschmutzung tritt schleichend ein und ist auch sehr ortsabhängig aufgrund der Verschmutzungsverhältnisse
in der Umgebung. Beispielsweise verschmutzten die Lüftungsschlitze eines Kühlmöbels,
welches in einer Fischabteilung steht, in der Regel weitaus langsamer als die Lüftungsschlitze
eines Kühlmöbels, welches in der Obst- und Gemüseabteilung steht. Die Geschwindigkeit
des Verschmutzungsprozesses kann bei der zuvor beschriebenen Clusterbildung berücksichtigt
werden.
[0032] Weiterhin ist in Figur 6 eine Leistungsänderung in der Lastaufnahmekurve zu sehen,
nachdem eine Warenüberladung durch Abdeckung der Luftaustritte im Stauraum des Kühlmöbels
simuliert wurde.
[0033] Hierdurch erhöht sich die Lastlaufzeit signifikant. Allerdings fällt die Leistungsspitze
leicht ab, wie insbesondere aus Figur 7 ersichtlich ist.
[0034] Vergleicht man die beiden Störungsszenarien "Verschmutzung" und "Warenüberladung",
wird klar, dass eine Energieverbrauchsüberwachung nicht ausreichend ist, weil beide
Fälle zu einem erhöhtem Energieverbrauch führen. Während bei der Verschmutzung aber
ein Wartungseinsatz notwendig wird, reicht bei der Warenabdeckung eine Instruktion
an den Betreiber, das Kühlmöbel korrekt zu beladen. Auf Basis der Leistungskurven
kann der Störungstyp gut ermittelt werden.
[0035] Generell lassen sich bei einer detaillierten Leistungsanalyse aus den einzelnen Parametern
schon jetzt recht genaue Schlüsse über den Zustand der Kühlmöbel ziehen. Auf Basis
der beim erfindungsgemäßen Verfahren erhobenen Datenmengen von tausenden Kühlmöbeln
werden diese Rückschlüsse, insbesondere durch den Einsatz einer künstlichen Intelligenz,
weiter präzisiert. Somit kann die Wartung und Instandhaltung weitaus effizienter geplant
und durchgeführt werden.
1. Verfahren zur Zustandsüberwachung, Zustandsbewertung und Wartung von örtlich weitverteilten
Kühlmöbeln (2) mit einer dem jeweiligen Kühlmöbel (2) zugeordneten Messbox (1), die
einen Microcontroller (10) und eine Sende-/Empfangseinheit (12) umfasst, bei dem
- die Messbox zwischen dem Netzanschluss eines Kühlmöbels (2) und dem Leistungsstecker
des Kühlmöbels (2) installiert wird,
- die Messbox die elektrischen Strom- und Spannungskennlinien des Kühlmöbels (2) erfasst,
- die erfassten Kennlinien durch den Microcontroller (10) zu komprimierten Datenpaketen
weiterverarbeitet werden,
- die Datenpakete über die Sende-/Empfangseinheit (12) an einen übergeordneten zentralen
Server (3) weitergeleitet werden,
- mittels einer Software die bereitgestellten Datenpakete ausgewertet werden
- und anhand der Auswertung eine Zustandsbewertung des Kühlmöbels (2) durchgeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Messbox (1) beim ersten Einschalten nach der Installation anhand von hinterlegten
Musterkennlinien und den nach der Einschaltung erfassten Kennlinien den Modelltypen
des Kühlmöbels (2) erkennt und an den Server übermittelt.
3. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Software auf Basis der Zustandsbewertung, dem Standort der Messbox sowie
einer Wartungstourendatenbank der optimale Zeitpunkt für die nächste Wartung ermittelt
wird.
4. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auf Basis der Zustandsbewertung, dem Modelltypen des Kühlmöbels und dem Standort
der Messbox sowie einer Lagerdatenbank eine zeitlich terminierte und örtlich festgelegte
Materialbeschaffung automatisch initiiert wird.
5. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die auf dem Server hinterlegten Kennlinien mittels einer künstlichen Intelligenz
ausgewertet werden und die künstliche Intelligenz derart selbstlernend ausgebildet
ist, dass Muster herausgebildet werden und diese Muster im Zusammenhang mit historischen
Daten Rückschlüsse auf den Zustand und die Einsatzbedingungen des Kühlmöbels ermöglichen.
6. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Messbox (1) zusätzlich die Umgebungstemperatur erfasst wird und an den
übergeordneten Server (3) bereitgestellt wird.
7. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Messbox (1) zusätzlich die Luftfeuchtigkeit erfasst wird und an den übergeordneten
Server (3) bereitgestellt wird.
8. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der übergeordnete zentrale Server (3) auf die Messbox (10) über die Sende-/Empfangseinheit
(12) zugreift.
9. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Messbox ihren Standort an den Server (3) übermittelt.