[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verbundwerkstoff für Armor Piercing Incendiary (API)
und Incendiary Geschosse, sowie ein entsprechendes Herstellverfahren.
[0002] API Geschosse gehören seit langer Zeit zum Stand der Technik und werden beispielsweise
in der
US 1380773 A beschrieben. Verwendet werden sie zur Treffermarkierung durch Licht und zum Inbrandsetzen
von entzündlichen Gegenständen. Wenn also ein Projektil auftrifft, soll es einen Lichtblitz
emittieren. Besonders bekannt sind vier unterschiedliche Systeme:
Dazu gehört das Frangible Armor Piercing (FAP) System, eine Munition, welche einen
mehrteiligen Aufbau besitzt, der insbesondere aber nicht ausschliesslich aus Metallpulver
besteht. Dieses Metallpulver (Titan oder Zirkonium) ist in Epoxidharz eingebettet
und bildet so einen brennbaren Teil, der beim Aufprall ein helles Licht emittiert
(so zum Beispiel in
US 5299501 A).
[0003] Pyrotechnische Systeme sind bei grösseren Kalibern (militärisches Mittelkaliber)
weit verbreitet. Sie enthalten einen pyrotechnischen Satz, welcher beim Auftreffen
initiiert wird und ein helles Licht emittiert. Diese pyrotechnischen Sätze bestehen
meist aus einem Anteil an Magnesium oder Aluminium und einem Anteil an Sauerstofflieferanten
in Feststoffform (siehe beispielsweise die
US 3028808 A).
[0004] Bei militärischer Kleinkaliber Munition sind Systeme bekannt, welche ausschliesslich
einen Brennstoff enthalten (z. B. in
US 4112846 A). Die Kleinkaliber API Munition ist mit einer Spitze versehen, welche aus Titan aufgebaut
ist und ist oftmals aus dem Vollen spanend bearbeitet. Diese Titanspitze wird beim
Aufprall durch die Reibung erhitzt. Diese Reibungswärme reicht aus, um das Titan zu
entzünden. Da Titan unter einer hellen Flamme verbrennt, erreicht man so eine genaue
Zielpunktmarkierung.
[0005] Neben der Zielpunktmarkierung können auch absichtlich leicht zu entzündende Gegenstände
in Brand gesetzt werden.
[0006] Multi Purpose Geschosse zählen auch zu den pyrotechnischen Systemen, besitzen aber
neben einer leuchtenden Pyrotechnik auch einen Satz der explodiert. Dadurch erreicht
man eine Kombination aus Zielpunktmarkierung, Brandsatz, Schrapnellproduktion und
Penetrationseffekt. Diese Projektilart hat aber den grossen Nachteil, dass der erforderliche
mehrschichtige Aufbau zusätzlich mit relativ hohen Herstellkosten verbunden ist (
US 2564870 A).
[0007] API Geschosse im Kleinkaliber Bereich sind meist dreiteilig aufgebaut. Der Schuh
besteht vorzugsweise aus einem Drehteil aus einer Messinglegierung. Dieser Schuh steht
in Kontakt mit dem Lauf. Deshalb ist hierbei eine hohe Duktilität gefordert. Der Schuh
darf den Stahllauf nicht beschädigen. Im Zentrum eines bevorzugt ausgestalteten Projektils
ist ein harter Kern eingelegt. Dieser besteht aus einer Stahl oder Wolframlegierung.
Der Zweck des Hartkerns ist es, die Penetration sicherzustellen.
[0008] Den Incendiary Anteil bei diesen Geschossen liefert die Titanspitze. Die Titanspitze
besteht in der Regel aus Vollmaterial und hat oft einen relativ komplexen Aufbau,
da es sich an der Spitze befindet und immer noch genug Platz für den langen Hartkern
bereitstellen soll. Es ist aber auch denkbar, Incendiary Geschosse ohne Hartkern zu
fertigen. Hinzu kommt, dass der Aufbau in Vollmaterial-Titan marktwirtschaftlich fraglich
ist, da die Materialeigenschaften des relativ teuren rein-Titans in keiner Weise ausgenutzt
werden. Für den Incendiary Effekt sind weder die Duktilität noch die geringe Dichte
entscheidend. Auch die hervorragende Korrosionsbeständigkeit hat nur eine untergeordnete
Relevanz. Aufgrund der teils komplizierten Innengeometrie ist das Volumen, das spanend
abgetragen werden muss, relativ groß. Der Grund für die Verwendung des Materials ist
dessen Brennbarkeit.
[0009] Der vorliegenden Erfindnung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Material zu finden,
das kostengünstiger ist und ein Verfahren zu finden, das materialsparender ist. Bei
der Herstellung von Titan und auch Magnesium zu einem Halbzeug besteht das Ausgangsmaterial
aus einer schlammartigen Struktur, die einfach zu Pulver verarbeitet werden kann.
Dies ist auch der Grund, warum die Pulver (Präkursor Material) der jeweiligen Materialien
vergleichsweise preisgünstig sind. Erfindungsgemäß ist daher besonders optimal, eine
Methode zu verwenden, bei welcher die Spitzen der Projektile so angefertigt werden,
dass Pulvermaterial verwendet werden kann. Dadurch reduziert sich der Abfall signifikant,
obwohl die Konturen immer noch komplex sein können. Beim Produktionsprozess kann die
Matrix des Verbundwerkstoffes genutzt werden, um die Teilstücke Geschossschuh und
Kern miteinander dauerhaft zu verbinden .Um das Geschoss möglichst günstig zu halten
sollte die Spitze direkt in der vorher definierten und gewünschten Farbe erhältlich
sein, ohne dass ein zusätzlicher Färbevorgang notwendig wäre.
[0010] Beim zu schützenden Projektil wird die ungünstige Materialausnutzung gelöst, indem
ein Metallpulver, bevorzugt Titan- oder Magnesiumpulver in eine Polymermatrix eingebettet
wird. Der Polymer-Verbundwerkstoff kann durch Spritzpressen oder andere geeignete
Formgebungsverfahren geformt werden. Als Matrixpolymer kann ein Duroplast oder Thermoplast
verwendet werden. Das Metallpulver erfüllt hierbei die Funktion des Brandssatzes,
die Matrix dient als Träger und zugleich als Befestigungsmaterial für die beiden anderen
Teile (Hartkern und Geschossschuh). Auch eine Verbindung zwischen dem Hauptprojektil
und dem Polymerverbundwerkstoff ist denkbar, was aber nur für die Incendiary Variante
in Betracht kommt. Der Aufbau eines erfindungsgemäßen Projektils ist aus Fig. 1 ersichtlich.
[0011] Durch orientierende Tests wurde herausgefunden, dass es überraschenderweise reicht,
einen Metall- Polymer-Verbundwerkstoff zu verwenden, um den gewünschten Lichteffekt
zu generieren. Der Polymer-Metallverbund besteht bevorzugt zu mindestens 50 Volumenprozent
aus einem Metallpulver. Das Metallpulver wird vorzugsweiseausgewählt aus der Gruppe,
bestehend aus Titan, Magnesium, Aluminium, Zirkon oder beliebigen Mischungen davon,
bevorzugt besteht das Metall pulver aus Titan oder Magnesium. Die Polymermatrix besteht
bevorzugt aus einem thermoplastischen Industriekunststoff, beispielsweise Polyethereterketon
(PEEK) oder einem anderen Industriekunststoff. PEEK ist aufgrund des breiten Temperaturbandes,
in demdas Produkt eingesetzt werden kann, für die Anwendung besonders geeignet.
[0012] Bevorzugt wird die Spitze des Geschosses direkt auf den Geschossschuh und den Hartkern
gespritzt. Damit eine verbesserte Verbindung entsteht, können Geschosskern und Geschossschuh
mit einer rauen Oberfläche, Kerben oder Radialnuten versehen werden. Idealerweise
kann das Precursor Stück (Fig. 2), bestehend aus Geschossschuh mit dem darin befindlichen
Kern, in das Spritzgusswerkzeug eingelegt werden und von der Spitze her umgossen werden.
Dadurch können mehrere Arbeitsschritte vereinfacht oder eingespart werden, beispielsweise
ist das Einpressen mit einer Presspassung, um das Precursor Stück zu erhalten, nicht
mehr notwendig. Das Aufsetzen der Geschossspitze fällt ebenfalls weg und durch das
Spritzgiessen der Geschossspitze wird eine zusätzliche Abdichtung hinfällig.
[0013] In einer anderen Ausführungsform kann ein modularer Aufbau in Betracht gezogen werden.
Die im Einzelnen produzierte Polymer-Verbund-Geschossspitze kann dabei mit einem Schnappverschluss,
einem Bajonettverschluss oder einem Pressverschluss auf dem Precursor befestigt werden.
Dadurch wird eine dezentrale Fertigung möglich. Auch eine Ausführungsform mit einer
kurz vor dem Einsatz abänderbaren Geschosspitzenkonfiguaration ist dadurch möglich.
Es ist in einer besonders hervorzuhebenden Ausführungsform möglich, wahlweise eine
Kunststoffspitze ohne Metallinhalt oder eine Spitze mit unterschiedlichen Mischungen
einzusetzen. Dadurch kann eine einzige Geschosskonstruktion wahlweise als AP Munition
oder API Munition verwendet werden.
[0014] Industriekunststoffe sind verschiedenfarbig als Granulat erhältlich. Somit ist auch
eine simple Markierung und farbliche Anpassung möglich. Als Metallpulver eigenen sich
Korngrössen von 0,02 mm bis 0,4 mm. Grundsätzlich entsteht dabei nur wenig Metallabfall.
Dies macht die Konstruktion ökonomisch und ökologisch wertvoll.
[0015] Das Funktionsprinzip für den Lichtblitz erklärt sich wie folgt. Durch den kurzzeitdynamischen
Aufprall der Spitze reagiert der Kunststoff sprödbruchanfällig, so dass der Kunststoff-Metall-Verbund
ähnlich einer Keramik zerbricht. Dabei werden die Metallpulverpartikel freigesetzt.
Durch die Aufprallreibung werden die Partikel zusätzlich aufgewärmt und entzünden
sich z. B. bei Magnesium bereits nach kürzester Zeit selbst. Das Titan benötigt zwar
mehr Energie bis die Selbstzündtemperatur erreicht ist, weshalb sich auch ein verändertes
Feuerbild zeigt, aber eine Entzündung beim Aufprall ist dennoch möglich. Bei Metallpulvergemischen
kann daher ein gewünschter Effekt erzielt werden, beispielsweise eine Flammfärbung
durch Zusätze von anderen Elementen ist denkbar. Dafür kommen insbesondere die Alkali-
und Erdalkalimetalle in Betracht, die vielfach eine charakteristische Flammfärbung
aufweisen. Insbesondere geeignet sind Zusätze von Kalium, Natrium, Barium, Calcium,
Lithium, Bor, Strontium.
1. Verbundwerkstoff umfassend ein Metallpulver und eine Polymermatrix, dadurch gekennzeichnet, dass das Metallpulver ausgewählt wird aus der Gruppe, bestehend aus Titan, Magnesium,
Aluminium, Zirkon oder beliebigen Mischungen davon.
2. Verbundwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Verbundwerkstoff zu mindest 50 Volumenprozent aus dem Metallpulver besteht.
3. Verbundwerkstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Metallpulver eine Korngrösse von 0,02 mm bis 0,4 mm aufweist.
4. Verbundwerkstoff nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Duroplast oder ein Thermoplast als Polymermatrix verwendet werden.
5. Verbundwerkstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix aus thermoplatischem Industriekunststoff besteht.
6. Projektil umfassend den Verbundwerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 5.
7. Projektil nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Geschossspitze aus dem Verbundwerkstoff der Ansprüche 1 bis 5 besteht.
8. Projektil nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Projektil einen modularen Aufbau hat und die Verbundwerkstoff-Geschossspitze
mit einem Schnappverschluss, einem Bajonettverschluss oder einem Pressverschluss auf
dem Precursor, der aus einem Kern und einem Geschossschuh besteht, befestigt ist.
9. Verfahren zur Herstellung eines Projektils, dadurch gekennzeichnet, dass die Geschossspitze direkt auf den Precursor, der aus einem Kern und einem Geschossschuh
besteht, gespritzt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Geschossspitze aus dem Verbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 5 besteht.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufbringen der Geschossspitze mittels Spritzpressen oder Spritzgiessen erfolgt.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Precursor in das Spritzgusswerkzeug eingelegt wird und von der Spitze her umgossen
wird.