TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft ein System zum kontrollierten Abbremsen und positionsdefinierten
Stoppen eines Schienenfahrzeugs, insbesondere einer Straßenbahn, und insbesondere
ein Zielbremsungs-Assistenzsystem für eine Straßenbahn.
VORBEKANNTER STAND DER TECHNIK
[0002] Bremssysteme und Kontrollsysteme für das Fahrverhalten von autonomen oder halbautonomen
Fahrzeugen sind bekannt. Dabei kann grundsätzlich zwischen zwei Ansätzen unterschieden
werden. Zum einen können derartige Fahrzeuge lediglich fahrzeugbasierte Sensoren nutzen,
welche den Bereich in Fahrtrichtung des Fahrzeugs nach Hindernissen abscannen. Dieser
Ansatz wird insbesondere bei Fahrzeugen verwendet, die nicht auf einen bestimmten
Fahrweg eingeschränkt sind, beispielsweise Kraftfahrzeuge, die sich auf öffentlichen
Straßen bewegen. Ein anderer Ansatz nutzt dagegen primär ortsfeste Marker oder Sensoren,
die dem Fahrzeug als Referenz bei seiner Bewegung dienen. Da dieser Ansatz einen hohen
Installationsaufwand entlang des Fahrwegs erfordert, wird dieser Ansatz an sich nur
für solche Fahrzeuge verwendet, bei denen der Fahrweg vordefiniert oder zumindest
auf einen vorgegebenen Raum eingeschränkt ist, beispielsweise in einem Warenhaus.
[0003] Lösungen für den im Wesentlichen fahrzeugbasierten Ansatz sind beispielsweise in
der Druckschrift
US 2006/244632A1 beschrieben. Hier erfolgt in Erweiterung des fahrzeugbasierten Ansatzes die Erkennung
eines vorausfahrenden Fahrzeugs dadurch, dass die Fahrzeuge mit RFID-Transpondern
und RFID-Lesegeräten ausgestattet sind und ein vorausfahrendes Fahrzeug durch ein
nachfolgendes Fahrzeug dann erkannt wird, wenn der RFID-Transponder des vorausfahrenden
Fahrzeugs in den Lesebereich des RFID-Lesegeräts des nachfolgenden Fahrzeugs gelangt.
[0004] Dagegen wird in der Druckschrift
DE 10 2004 048 279 A1 vom Fahrzeug ausgesendetes Infrarotlicht verwendet, um im Fahrweg befindliche Objekte
zu erkennen.
[0005] Realisierung für die Steuerung von Fahrzeugen, welche auf ortsfest installierte Sensoren
zurückgreifen, d. h. die eine Infrastruktur benötigen, sind beispielsweise in den
Druckschriften
EP 3373093 A1,
US 6049745 A,
US 2017/152845 A1 und
US 2018/1578781 A1 beschrieben. Diese Realisierungen nutzen ebenfalls RFID-Transponder und RFID-Lesegeräte,
wobei es hier primär um die Navigation und Einhaltung des Fahrwegs durch das jeweilige
Fahrzeug geht, beispielsweise innerhalb von Warenlagern.
[0006] In der Druckschrift
EP 1701287 A1 ist die Verwendung von RFID-Lesegeräten und RFID-Transpondern zur Erkennung der Fahrtrichtung
eines Fahrzeugs beschrieben, um beispielsweise zu erkennen, ob ein Fahrzeug eine Spur
oder Fahrzeugtrasse in zulässiger Richtung befährt, oder welche Bewegungsgeschwindigkeit
und Beschleunigung das Fahrzeug hat. Auch in der Druckschrift
DE 10 2010 019643 A1 werden RFID-Lesegeräte und RFID-Transponder zur Erkennung der Bewegungsrichtung von
Fahrzeugen genutzt.
[0007] Die Bestimmung der Position von Fahrzeugen unter Ausnutzung einer vorgegebenen Infrastruktur
ist beispielsweise auch in der Druckschrift
US 5129605 A beschrieben. Dort wird die Position eines Schienenfahrzeugs über GPS ermittelt. Dies
ist jedoch nur möglich, wenn sich das Schienenfahrzeug im Freien befindet, da beispielsweise
in Tunneln keine GPS-Signale empfangen werden können und auch im städtischen Bereich
die GPS-Signale durch Häuser gestört werden. Darüber hinaus liegt die Auflösung der
GPS-Signale im zivilen Bereich bei wenigen Metern, sodass GPS typischerweise nur für
die Navigation in Betracht kommt.
[0008] In der Druckschrift
FR 2952456 A1 wird ein System aus RFID-Lesegeräten und RFID-Transpondern zum Flottenmanagement
verwendet. Dabei wird zentral überwacht, welches Schienenfahrzeug sich wo befindet
und mit welcher Geschwindigkeit es sich bewegt. Diese Realisierung zielt somit nicht
darauf ab, dass Einzelfahrzeug zu steuern, sondern lediglich Informationen über die
Verteilung aller Fahrzeuge zu erhalten. Dies ist insbesondere auch im Rahmen von Gütertransporten
von Interesse.
NACHTEILE DES STANDES DER TECHNIK
[0009] Die obigen Lösungen befassen sich überwiegend damit, die Bewegung von Fahrzeugen
zu überwachen und gegebenenfalls zu steuern. Allerdings sind diese Lösungen nur bedingt
für Schienenfahrzeuge einsetzbar. Insbesondere sind diese Lösungen nicht dafür vorgesehen,
Schienenfahrzeuge an vordefinierten Punkten kontrolliert zum Halten zu bringen.
PROBLEMSTELLUNG
[0010] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein System zum kontrollierten Abbremsen
und positionsdefinierten Stoppen bzw. Halten eines Schienenfahrzeug bereitzustellen,
welches autonom oder zumindest halbautonom einen Bremsvorgang einleitet bzw. einen
manuell eingeleiteten Bremsvorgang autonom regelt, diesen überwacht und gegebenenfalls
bis zum vollständigen Stillstand des Schienenfahrzeugs steuert.
ERFINDUNGSGEMÄSSE LÖSUNG
[0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein System gemäß Anspruch 1. Weitere Ausführungsformen,
Modifikationen und Verbesserungen ergeben sich anhand der folgenden Beschreibung und
der beigefügten Schutzansprüche.
[0012] Gemäß einer Ausführungsform wird ein System zum kontrollierten Abbremsen und positionsdefinierten
Stoppen eines Schienenfahrzeugs an einer Zielposition bereitgestellt. Das System weist
auf: ein Schienenfahrzeug mit mindestens einem ersten RFID-Lesegerät, einer mit dem
ersten RFID-Lesegerät kommunikativ verbundenen Kontrolleinrichtung, und einer auf
mindestens einen Radsatz des Schienenfahrzeugs einwirkende Bremsvorrichtung, die von
der Kontrolleinrichtung steuerbar ist; mindestens einen ersten RFID-Transponder, der
ortsfest in einem definierten ersten Abstand x1, entlang eines Schienenwegs, von einer
Zielposition angeordnet ist; und mindestens einen zweiten RFID-Transponder, der ortsfest
in einem definierten zweiten Abstand x2, entlang des Schienenwegs, von der Zielposition
angeordnet ist, wobei x2 < x1 ist. Das erste RFID-Lesegerät und die Kontrolleinrichtung
sind so eingerichtet sind, dass (a) vom ersten RFID-Transponder codierte erste Information
durch das erste RFID-Lesegerät auslesbar ist, wenn das Schienenfahrzeug den ersten
RFID-Transponder passiert, und die erste Information vom ersten RFID-Lesegerät an
die Kontrolleinrichtung übertragbar ist, (b) die Kontrolleinrichtung ein kontrolliertes
Bremsen des Schienenfahrzeugs durch Steuerung der Bremsvorrichtung unter Auswertung
der ersten Information einleitet, (c) vom zweiten RFID-Transponder codierte zweite
Information durch das erste RFID-Lesegerät auslesbar ist, wenn das Schienenfahrzeug
den zweiten RFID-Transponder passiert, und die zweite Information vom ersten RFID-Lesegerät
an die Kontrolleinrichtung übertragbar ist, und (d) die Kontrolleinrichtung das kontrollierte
Bremsen des Schienenfahrzeugs unter Auswertung der zweiten Information anpasst, und
das Schienenfahrzeug an der Zielposition stoppt.
[0013] Das hier vorgestellte System nutzt eine fest installierte Infrastruktur umfassend
mindestens einen ersten RFID-Transponder und einen zweiten RFID-Transponder. Diese
RFID-Transponder sind entlang des Schienenwegs in jeweils vorbestimmten Abständen
von der Zielposition angeordnet. Eine Zielposition kann beispielsweise ein fest vorgegebener
Punkt oder Position in einem Zielbereich sein. Konkret kann ein Zielbereich beispielsweise
ein Haltestellenbereich oder Bahnsteig einer Straßenbahn sein. Die Zielposition kann
dann die gewünschte und vorgegebene Position der Straßenbahn im Zielbereich sein,
beispielsweise die gewünschte Position des vorderen Endes der Straßenbahn. Grundsätzlich
kann jeder Position definiert werden, beispielsweise könnte auch die Position der
vorderen Tür der Straßenbahn als Zielposition definiert werden.
[0014] Typischerweise ist der erste RFID-Transponder in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs
gesehen in einem vorgegebenen Abstand vor dem Zielbereich, d. h. vor dem eigentlichen
Haltestellenbereich, angeordnet. Der zweite RFID-Transponder ist typischerweise im
Zielbereich angeordnet.
[0015] Das Schienenfahrzeug ist mit mindestens einem ersten RFID-Lesegerät, einer Kontroll-
oder Steuereinrichtung, sowie einer Bremsvorrichtung ausgestattet, welche auf mindestens
einen Radsatz des Schienenfahrzeugs einwirkt. Das erste RFID-Lesegerät steht kommunikativ
mit der Kontrolleinrichtung in Verbindung, d. h. es besteht eine Signal- oder Datenverbindung
zwischen dem RFID-Lesegerät und der Kontrolleinrichtung. Typischerweise handelt es
sich hier um eine digitale Datenverbindung, beispielsweise über einen geeigneten Datenbus.
Ebenfalls besteht zwischen der Kontrolleinrichtung und der Bremsvorrichtung eine geeignete
Signal- oder Datenverbindung (kommunikative Verbindung), sodass die Bremsvorrichtung
durch die Kontrolleinrichtung gesteuert werden kann.
[0016] In den ersten und zweiten RFID-Transpondern sind Informationen gespeichert, welche
von dem ersten RFID-Lesegerät ausgelesen und an die Kontrolleinrichtung weitergeleitet
werden, wenn das erste RFID-Lesegerät den jeweiligen RFID-Transponder bei Bewegung
des Schienenfahrzeugs entlang des Schienenwegs passiert hat. In einer typischen Ausführungsform
codieren die RFID-Transponder ihren jeweiligen Abstand zur Zielposition. Als Abstand
wird hier der Abstand entlang des Schienenwegs definiert, da sich das Schienenfahrzeug
nur entlang dieses Schienenwegs bewegen kann. Damit wird auch der Abstand entlang
von Kurven berücksichtigt, d. h. es wird hier der tatsächlich vom Schienenfahrzeug
zurückzulegende Weg bis zur Zielposition zugrunde gelegt.
[0017] Mit dem System ist es möglich, das Schienenfahrzeug kontrolliert abzubremsen und
an der vordefinierten Zielposition zum Stehen zu bringen. Dieser Vorgang erfolgt automatisch,
ohne dass der Fahrer des Schienenfahrzeugs eingreifen oder die Kontrolle übernehmen
muss. Dieses System bildet daher ein Zielbremsungs-Assistenzsystem, welches ein autonomes
Bremsen und Halten in einem Zielbereich an einer vordefinierten Zielposition ermöglicht.
Das Zielbremsungs-Assistenzsystem führt und kontrolliert den Bremsvorgang bis zum
vollständigen Halten des Schienenfahrzeugs. Konkret kann das Zielbremsungs-Assistenzsystem
softwareseitig als ein in der Kontrolleinrichtung ablaufendes Computerprogramm realisiert
werden, welches die vom ersten RFID-Lesegerät erhaltenen Eingaben nutzt und auswertet
und geeignete Steuersignale oder Steuerbefehle und Daten an die Bremsvorrichtung sendet.
Optional können auch von der Bremsvorrichtung oder anderen Sensoren erhaltene Daten
zur Regelung des Bremsvorgangs von dem in der Kontrolleinrichtung ablaufenden Computerprogramm
ausgewertet und genutzt werden.
[0018] Das hier beschriebene Zielbremsungs-Assistenzsystem unterscheidet sich deutlich von
anderen Bremsassistenzsystemen. Ziel eines Bremsassistenzsystems ist es typischerweise,
ein Fahrzeug in sicherem Abstand vor einem Hindernis zu stoppen oder die Bremswirkung
zu maximieren. Wo das Fahrzeug zum Stehen kommt, ist dagegen nicht von Interesse,
sofern es nur in ausreichendem Abstand vor dem Hindernis hält. Mit dem hier beschriebenen
Zielbremsungs-Assistenzsystem ist dagegen beabsichtigt, dass das Schienenfahrzeug
an einer vorgegebenen Zielposition hält, beispielsweise innerhalb eines vorgegebenen
Toleranzbereichs um die Zielposition. Das Schienenfahrzeug soll daher genau an der
Zielposition und nicht davor halten.
[0019] Das Stoppen oder Halten an der Zielposition bedeutet ein Stoppen innerhalb eines
vorgegebenen Toleranzbereichs relativ zur Zielposition. Die Größe des akzeptablen
Toleranzbereichs hängt dabei von dem Zweck des kontrollierten Haltens ab. Soll das
Schienenfahrzeug beispielsweise bei im Zielbereich installierten Einstiegshilfen oder
Sicherheitstüren (Bahnsteigtüren) halten, ist nur eine relativ geringe Toleranz von
einigen Zentimetern vorgsehen.
[0020] Das System (Zielbremsungs-Assistenzsystem) übernimmt typischerweise selbstständig
die Kontrolle über das Schienenfahrzeug und führt eine Zielbremsungs-Assistenzprogramm
aus, wenn das erste RFID-Lesegerät des Schienenfahrzeugs den ersten RFID-Transponder
passiert hat. Das System kann bereits vor Passieren des ersten RFID-Transponders aktiviert
sein, jedoch befindet es sich dann noch in einem passiven Zustand und greift noch
nicht in die Kontrolle des Schienenfahrzeugs ein, d. h. es leitet noch keinen Bremsvorgang
ein.
[0021] Durch Passieren des ersten RFID-Transponders erhält das Schienenfahrzeug erste Informationen,
insbesondere über den Abstand x1 des ersten RFID-Transponders von der Zielposition.
In den ersten Informationen kann daher typischerweise auch eine Startinformation enthalten
sein, aus denen das erste RFID-Lesegerät und/oder die Kontrolleinrichtung erkennen
kann, dass es sich hier um den ersten RFID-Transponder vor einer Zielposition handelt.
Auf Basis dieser Startinformation wird durch die Kontrolleinrichtung der autonome
Bremsvorgang aktiviert, d. h. das Zielbremsungs-Assistenzprogramm geht vom passiven
in einen aktiven Zustand über und übernimmt die autonome Steuerung des Schienenfahrzeugs.
Alternativ kann es sich bei der Startinformation auch lediglich um die Nummer des
ersten RFID-Transponders oder eine anderweitig eindeutige Kennung handeln, aus der
das erste RFID-Lesegerät und/oder die Kontrolleinrichtung eindeutig erkennen kann,
dass das Zielbremsungs-Assistenzprogramm in einen aktiven Zustand überführt werden
soll.
[0022] Der Abstand (Entfernung) des jeweiligen RFID-Transponders zur Zielposition muss nicht
notwendigerweise direkt im RFID-Transponder codiert sein. Sofern der jeweilige RFID-Transponder
eine eindeutige Kennung codiert, kann basierend darauf beispielsweise der Abstand
zur Zielposition ermittelt werden, wenn in der Kontrolleinrichtung für jeden RFID-Transponder
der jeweilige Abstand zu seiner ihm zugeordneten Zielposition abgespeichert ist.
[0023] Auf Basis der ersten Information leitet die Kontrolleinrichtung, d. h. das Zielbremsungs-Assistenzprogramm,
ein kontrolliertes Bremsen des Schienenfahrzeugs durch Steuerung der Bremsvorrichtung
ein. Dies kann beispielsweise durch Vorgabe einer konstanten oder auch ortsabhängigen
oder zeitabhängigen variablen Bremsverzögerung erfolgen. Das eigentliche Bremsen muss
nicht notwendigerweise unmittelbar nach Passieren des ersten RFID-Transponders eingeleitet
werden, sondern kann beispielsweise abhängig von der aktuellen Geschwindigkeit des
Schienenfahrzeugs nach Zurücklegen eines von der Kontrolleinrichtung zuvor ermittelten
Weges aktiviert werden.
[0024] Wenn das Schienenfahrzeug den zweiten RFID-Transponder passiert, wird die darin codierten
zweite Information vom ersten RFID-Lesegerät ausgelesen und zu einem optionalen Anpassen
des kontrollierten Bremsvorgang genutzt, sofern dies erforderlich ist. Wenn beispielsweise
durch die Kontrolleinrichtung erkannt wird, dass die aktuelle Geschwindigkeit für
die verbleibende Strecke (zweiter Abstand x2) bis zur Zielposition zu hoch ist, wird
durch die Kontrolleinrichtung die Bremsverzögerung entsprechend angepasst, damit das
Schienenfahrzeug sicher an der vorgegebenen Zielposition stoppt. Sollte dagegen die
Geschwindigkeit zu gering sein, kann die Bremsverzögerung entsprechend verringert
oder das Schienenfahrzeug sogar kurzzeitig beschleunigt werden, bevor es wieder kontrolliert
abgebremst wird.
[0025] Das hierin beschriebene System stellt damit einen Zielbremsungs-Assistenzbetrieb
des Schienenfahrzeugs bereit, durch den das Schienenfahrzeug kontrolliert gebremst
und zum Stehen gebracht wird. Der Zielbremsungs-Assistenzbetrieb kann beispielsweise
manuell durch den Fahrer des Schienenfahrzeugs einmalig aktiviert oder auch deaktiviert
werden. Durch die Aktivierung erfolgt nicht notwendigerweise automatisch ein Abbremsen
des Schienenfahrzeugs. Vielmehr wird durch das Aktivieren das System in Arbeitsbereitschaft
(passiver Zustand) versetzt, sodass dann beim Passieren des ersten RFID-Transponders
das System in einen aktiven Zustand übergeht und den Bremsvorgang einleitet und kontrolliert.
Alternativ kann auch ein manuell eingeleiteter Bremsvorgang durch das System selbstständig
in der Verzögerung angepasst werden. Bei aktiviertem Zielbremsungs-Assistenzbetrieb
erfolgt somit die Zielbremsung selbstständig durch das Schienenfahrzeug und wird nicht
durch den Fahrer eingeleitet, bzw. es wird die Zielbremsung durch den Fahrer eingeleitet
und dann selbständig in der Verzögerung angepasst.
[0026] Der Zielbremsungs-Assistenzbetrieb wird durch das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
kontrolliert, welches durch die Kontrolleinrichtung ausgeführt wird. Dazu kann beispielsweise
ein geeignetes Computerprogramm in der Kontrolleinrichtung abgespeichert sein, welches
von der Kontrolleinrichtung ausgeführt wird.
[0027] Allerdings ist es grundsätzlich möglich, dass der Fahrer jederzeit die vollständige
Kontrolle über das Schienenfahrzeug übernimmt. Dies ist aus Sicherheitsgründen erforderlich,
sofern beispielsweise nicht vorhersehbare Ereignisse auftreten, wie beispielsweise
das Queren des Schienenwegs durch eine Person oder ein Fahrzeug.
[0028] Gemäß einer konkreten Ausführungsform können die RFID-Transponder im Gleisbereich
angeordnet sein, beispielsweise zwischen den Schienen. Es ist natürlich auch möglich,
dass die RFID-Transponder neben den Schienen angeordnet sind.
[0029] Gemäß einer Ausführungsform ist in der Kontrolleinrichtung als Parameter eine maximale
Bremsverzögerung gespeichert. Die Kontrolleinrichtung kontrolliert das Bremsen des
Schienenfahrzeugs in der Art, dass die maximale Bremsverzögerung nicht oder, bezogen
auf den gesamten Bremsvorgang bis zum endgültigen Stoppen, nur kurzzeitig überschritten
wird.
[0030] Die Begrenzung der Bremsverzögerung bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum einen soll
gewährleistet werden, dass der Bremsvorgang auch bei schlechten Schienenverhältnissen
sicher erfolgen kann, ohne dass es zum Blockieren der Räder und damit Rutschen des
Schienenfahrzeugs auf der Schiene kommt.
[0031] Zum anderen kann hier ein sanftes Abbremsen zur Erhöhung des Fahrkomforts insbesondere
für die Fahrgäste erreicht werden. Typischerweise wird zu diesem Zweck der erste RFID-Transponder
in einem ausreichend großen ersten Abstand x1 von der Zielposition positioniert, sodass
ein Abbremsen ohne Überschreitung der maximalen Bremsverzögerung unter Berücksichtigung
der maximal zulässigen Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs erfolgen kann.
[0032] Weiterhin ist es bei Einhaltung der maximalen Bremsverzögerung möglich, dass die
Abbremsung ausschließlich durch eine Generatorbremse - auch bei schlechten Schienenverhältnissen
- erfolgt, sodass eine Rückgewinnung von Energie möglichst effizient erfolgen kann.
[0033] Gemäß einer Ausführungsform umfasst die Bremsvorrichtung daher mindestens eine Generatorbremse
zur Rückgewinnung von Energie. Die Bremsvorrichtung kann weiterhin auch mindestens
eine andere Bremse aufweisen, beispielsweise die bereits vorstehend genannte magnetische
Schienenbremse, Wirbelstrombremse oder Scheibenbremsen. Weitere mechanische Bremsen
sind ebenfalls möglich.
[0034] Die limitierte Bremsverzögerung sollte möglichst nicht oder lediglich nur kurzzeitig
überschritten werden. Ein kurzzeitiges Überschreiten ist insbesondere aus Sicherheitsgründen
jederzeit möglich. Unter einem kurzzeitigen Überschreiten wird, bezogen auf die Gesamtdauer
des Bremsvorgang beginnend vom Passieren des ersten RFID-Transponders bis zum vollständigen
Halten des Schienenfahrzeugs, lediglich ein Zeitraum von ca. 20%, insbesondere von
ca. 10% der Gesamtdauer verstanden.
[0035] Gemäß einer Ausführungsform weist das Schienenfahrzeug eine Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung
auf. Die Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung steht mit der Kontrolleinrichtung
kommunikativ in Verbindung und übermittelt die aktuelle Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
an die Kontrolleinrichtung. Dadurch kann überprüft werden, ob die aktuelle Geschwindigkeit
mit der vorgegebenen Geschwindigkeit übereinstimmt, die durch die vorgegebene Bremsverzögerung
definiert ist.
[0036] Es ist natürlich auch möglich, dass anstelle einer vorgegebenen Bremsverzögerung
ein zeitabhängiges oder ortsabhängiges Geschwindigkeitsprofil durch die Kontrolleinrichtung
vorgegeben wird, aus der dann eine zeitabhängige und/oder ortsabhängige Bremsverzögerung
abgeleitet wird.
[0037] Die Überwachung und Kontrolle des gesamten Bremsvorgangs durch die Kontrolleinrichtung
kann konkret durch eine Regelschleife erfolgen, bei der beispielsweise die Geschwindigkeit
die Regelgröße und die Bremsverzögerung, oder die tatsächlich wirkende und durch die
Bremsvorrichtung einstellbare Bremskraft, die Stellgröße ist.
[0038] Eine zusätzliche Rückkopplung und Kontrolle des Bremsvorgangs wird durch den zweiten
RFID-Transponder ermöglicht. Beim Passieren des zweiten RFID-Transponders erhält die
Kontrolleinrichtung eine genaue Information über den Abstand des Schienenfahrzeugs
von der Zielposition und kann basierend darauf kontrollieren, ob das Schienenfahrzeug
die für diese Position durch das ortsabhängige Geschwindigkeitsprofil vorgegebene
Geschwindigkeit hat. Mit der vom zweiten RFID-Transponder ausgelesenen zweiten Information
kann die Kontrolleinrichtung den Bremsvorgang entsprechend anpassen.
[0039] Gemäß einer Ausführungsform weist die Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung mindestens
einen Drehzahlaufnehmer auf, der die Drehzahl eines Radsatzes aufnimmt, wobei dieser
Drehzahlaufnehmer mit der Kontrolleinrichtung kommunikativ gekoppelt ist. Die Kontrolleinrichtung
ist eingerichtet, die aktuelle Position und/oder die aktuelle Geschwindigkeit des
Schienenfahrzeugs, bezogen auf die Position des ersten RFID-Transponders und/oder
die Zielposition, auf Basis des/der durch den Drehzahlaufnehmer erfassten Größe zu
ermitteln.
[0040] Die Auflösung des Drehzahlsignals sowohl für die Ermittlung der Geschwindigkeit als
auch für die aktuelle Position ist bei Nutzung üblicher Systeme ausreichend hoch,
sodass beispielsweise die aktuelle Position bis auf wenige Zentimeter genau bestimmt
werden kann.
[0041] Gemäß einer Ausführungsform ist die Kontrolleinrichtung eingerichtet, auf Basis der
ersten Information und der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs beim Passieren des
ersten RFID-Transponders ein ortsabhängiges Geschwindigkeitsprofil bis zum endgültigen
Stoppen an der Zielposition vorzugeben. Weiterhin ist die Kontrolleinrichtung eingerichtet,
die aktuelle Position und Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs mit dem vorgegebenen
ortsabhängigen Geschwindigkeitsprofil zu vergleichen und das kontrollierte Bremsen
des Schienenfahrzeugs anzupassen, wenn eine Abweichung zwischen aktueller Position
und Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs und dem vorgegebenen ortsabhängigen Geschwindigkeitsprofil
ermittelt wird.
[0042] Die Kontrolleinrichtung vergleicht somit, ob das vorgegebene ortsabhängige Geschwindigkeitsprofil
eingehalten wird, oder ob der Bremsvorgang angepasst werden muss. Das ortsabhängige
(positionsabhängige) Geschwindigkeitsprofil wird dabei nach Passieren des ersten RFID-Transponders
so durch die Kontrolleinrichtung vorgegeben, dass bei Einhaltung dieses Geschwindigkeitsprofils
das Schienenfahrzeug sicher an der vorgegebenen Zielposition zum Halten kommt.
[0043] Gemäß einer Ausführungsform ist die Kontrolleinrichtung weiterhin eingerichtet, ein
Warnsignal an eine Warnsignalausgabe zum Informieren des Fahrers abzugeben, wenn die
Abweichung der aktuellen Position und/oder Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs vom
vorgegebenen ortsabhängigen Geschwindigkeitsprofil einen vorgegebenen Schwellwert
überschreitet.
[0044] Die Vorgabe des Schwellwerts soll sicherstellen, dass bei einer erheblichen Abweichung
der aktuellen Geschwindigkeit vom vorgegebenen Geschwindigkeitsprofil der Fahrer in
den Bremsvorgang steuernd eingreifen kann.
[0045] Gemäß einer Ausführungsform ist mindestens ein dritter RFID-Transponder ortsfest
in einem definierten dritten Abstand x3, entlang des Schienenwegs, von der Zielposition
angeordnet. Dabei kann der dritte Abstand X3 kleiner als der zweite Abstand x2 sein,
d. h. es kann x3 < x2 gelten. Mittels eines dritten RFID-Transponders kann die Genauigkeit
des gesamten Bremsvorgangs insbesondere zu dessen Ende hin noch genauer kontrolliert
und nachgeregelt werden. Bevorzugt sind sowohl der zweite als auch der dritte RFID-Transponder
im Zielbereich angeordnet. Beispielsweise können der zweite RFID-Transponder im Bereich
des Einfahrtsendes des Haltestellenbereichs und der dritte RFID-Transponder im Bereich
des Ausfahrtsendes, in Fahrtrichtung gesehen vor der Zielposition, angeordnet sein.
Damit können eine erste Kontrolle und gegebenenfalls Anpassung des Bremsvorgangs beim
Einfahren des Schienenfahrzeugs in den Haltestellenbereich (Zielbereich) und eine
zweite Kontrolle und gegebenenfalls Anpassung des Bremsvorgangs kurz vor dem vollständigen
Halten des Schienenfahrzeugs erfolgen.
[0046] Gemäß einer Ausführungsform sind im dritten RFID-Transponder Angaben zum dritten
Abstand x3 als dritte Informationen codiert, die vom ersten RFID-Lesegerät ausgelesen
werden, wenn das erste RFID-Lesegerät den dritten RFID-Transponder passiert.
[0047] Gemäß einer Ausführungsform ist das erste RFID-Lesegerät, insbesondere eine Lese-Antenne
des ersten RFID-Lesegeräts, am Fahrzeugkopf angeordnet. Beispielsweise kann das erste
RFID-Lesegerät, oder dessen Lese-Antenne, unter dem Fahrzeugkopf und im Untergestell
des Schienenfahrzeugs angeordnet sein.
[0048] Gemäß einer Ausführungsform weist das Schienenfahrzeug mindestens ein zweites RFID-Lesegerät
auf, das in einem Abstand D vom ersten RFID-Lesegerät angeordnet ist, wobei das zweite
RFID-Lesegerät eingerichtet ist, die in den jeweiligen RFID-Transpondern codierten
Informationen auszulesen.
[0049] Mittels des zweiten RFID-Lesegeräts ist es möglich, dass das Schienenfahrzeug die
Information vom jeweiligen RFID-Transponder aufgrund des Abstandes D zeitverzögert
noch einmal ausliest. Wurde beispielsweise zwischen dem Passieren des ersten RFID-Transponders
durch das erste RFID-Lesegerät und dem Passieren des ersten RFID-Transponders durch
das zweite RFID-Lesegerät der eigentliche Bremsvorgang eingeleitet, kann bereits beim
Passieren des ersten RFID-Transponders durch das zweite RFID-Lesegerät eine erste
Kontrolle des Bremsvorgangs erfolgen. Die Zahl der möglichen Kontrollpunkte, oder
auch Stützpunkte zur Anpassung des ortsabhängigen Geschwindigkeitsprofils, wird daher
bei Vorsehen des zweiten RFID-Lesegeräts praktisch verdoppelt.
[0050] Beispielsweise kann gemäß einer Ausführungsform das zweite RFID-Lesegerät insbesondere
eine Lese-Antenne des zweiten RFID-Lesegeräts, am Fahrzeugende angeordnet sein. Beispielsweise
ist das zweite RFID-Lesegerät, oder dessen Lese-Antenne, unter dem Ende und im Untergestell
des Schienenfahrzeugs angeordnet.
[0051] Gemäß einer Ausführungsform gilt zwischen dem zweiten Abstand x2 des zweiten RFID-Transponders
von der Zielposition und dem Abstand D zwischen erstem und zweitem RFID-Lesegerät
folgende Beziehung: x2 > D.
[0052] Ist der Abstand D kleiner als der zweite Abstand x2 ist sichergestellt, dass auch
das zweite RFID-Lesegerät den zweiten RFID-Transponder passiert, bevor das Schienenfahrzeug
endgültig an der Zielposition zum Halten gebracht wird. Dadurch werden insgesamt vier
Kontrollpunkte bei Verwendung von lediglich zwei RFID-Transpondern bereitgestellt.
[0053] Gemäß einer Ausführungsform entspricht der erste Abstand x1 mindestens dem Doppelten,
bevorzugt mindestens dem Dreifachen, der Gesamtlänge des Schienenfahrzeugs. Der erste
Abstand x1 kann dabei unter Berücksichtigung der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs und der vorgegebenen maximalen Bremsverzögerung ermittelt werden.
[0054] Gemäß einer Ausführungsform sind das erste RFID-Lesegerät und, sofern optional vorhanden,
das zweite RFID-Lesegerät, jeweils redundant ausgelegt. Dabei können die zwei RFID-Lesegeräte
jeweils eine eigene oder jeweils eine gemeinsame Lese-Antenne aufweisen. Redundant
sollte zumindest die Elektronik der RFID-Lesegeräte sein, bevorzugt sogar das vollständige
RFID-Lesegerät einschließlich der Lese-Antenne.
[0055] Typischerweise sind die RFID-Lesegeräte so angeordnet, dass sie beim Passieren der
jeweiligen RFID-Transponder diese sicher auslesen können. Für eine genaue Positionsbestimmung
ist es weiterhin von Vorteil, wenn das Auslesen der RFID-Transponder nur dann erfolgen
kann, wenn sich die Lese-Antenne des jeweiligen RFID-Lesegeräts nur innerhalb eines
vordefinierten maximalen Abstands vom auszulesenden RFID-Transponder befindet. Dies
ist beispielsweise durch Wahl der entsprechenden RFID-Technologie (Frequenzbereich)
wählbar.
[0056] Gemäß einer Ausführungsform ermöglicht das hierin beschriebene System die Durchführung
eines Zielbremsungs-Assistenzprogramms, bzw. eines Zielbremsungs-Assistenzverfahrens,
zum kontrollierten Abbremsen und positionsdefinierten Stoppen eines Schienenfahrzeugs,
insbesondere einer Straßenbahn, an einer vorgegebenen Zielposition. Dazu weist das
Schienenfahrzeug mindestens ein erstes RFID-Lesegerät, eine mit dem ersten RFID-Lesegerät
kommunikativ verbundene Kontrolleinrichtung, und mindestens eine auf mindestens einen
Radsatz des Schienenfahrzeugs einwirkende Bremsvorrichtung auf, die von der Kontrolleinrichtung
steuerbar ist. Passiert das Schienenfahrzeug mit seinem ersten RFID-Lesegerät einen
ersten RFID-Transponder, der in einem ersten Abstand x1 von einer Zielposition Z angeordnet
ist und eine erste Information codiert, wird diese erste Information vom ersten RFID-Lesegerät
ausgelesen und vom Zielbremsungs-Assistenzprogramm eingelesen). Das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
leitet dann ein kontrolliertes Bremsen des Schienenfahrzeugs durch Steuerung der Bremsvorrichtung
unter Auswertung der ersten Information ein. Passiert das Schienenfahrzeug mit seinem
ersten RFID-Lesegerät einen zweiten RFID-Transponder, der in einem zweiten Abstand
X2 von der Zielposition Z angeordnet ist und eine zweite Information codiert, wird
die zweite Informationen vom ersten RFID-Lesegerät ausgelesen und vom Zielbremsungs-Assistenzprogramm
eingelesen. Unter Auswertung der zweiten Information passt das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
das kontrollierte Bremsen des Schienenfahrzeugs an und stoppt das Schienenfahrzeug
an der Zielposition.
[0057] Die weiter oben im Zusammenhang mit dem System beschriebenen Ausführungsformen und
Modifikationen gelten auch für die Durchführung des hier beschriebenen Zielbremsungs-Assistenzprogramms
(Verfahren).
[0058] Gemäß einer Ausführungsform wird weiterhin eine Kontrolleinrichtung mit einem darin
gespeicherten Computerprogramm bereitgestellt, welches bei dessen Ausführung das vorstehend
beschriebene Verfahren (Zielbremsungs-Assistenzprogramm) realisiert.
FIGUREN
[0059] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsformen näher erläutert, ohne
dass diese den durch die Ansprüche definierten Schutzbereich einschränken sollen.
[0060] Die beiliegenden Zeichnungen veranschaulichen Ausführungsformen und dienen zusammen
mit der Beschreibung der Erläuterung der Prinzipien der Erfindung. Die Elemente der
Zeichnungen sind relativ zueinander und nicht notwendigerweise maßstabsgetreu. Gleiche
Bezugszeichen bezeichnen entsprechend ähnliche Teile.
Figur 1 zeigt ein System gemäß einer Ausführungsform unter Verwendung von zwei ortsfesten
RFID-Transpondern und einem RFID-Lesegerät im Schienenfahrzeug.
Figur 2 zeigt ein System gemäß einer weiteren Ausführungsform unter Verwendung von
zwei ortsfesten RFID-Transpondern und zwei RFID-Lesegeräten im Schienenfahrzeug.
Figur 3 zeigt ein System gemäß einer weiteren Ausführungsform unter Verwendung von
drei ortsfesten RFID-Transpondern und einem RFID-Lesegerät im Schienenfahrzeug, wobei
in Figur 3 weiterhin der Bremsvorgang dargestellt ist.
AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
[0061] Figur 1 zeigt - in schematischer Darstellung - ein Schienenfahrzeug 100, beispielsweise
eine Straßenbahn, das sich entlang eines vorgegebenen Schienenwegs 180, d. h. auf
eine Schiene bewegt. Figur 1 zeigt das Schienenfahrzeug 100, bevor es in einen Zielbereich
181 einfährt, der beispielsweise ein Haltestellenbereich oder ein Bahnhof sein kann.
Das Schienenfahrzeug 100 soll dabei an einer vorgegebenen Zielposition Z zum Halten
kommen. Lediglich zu Illustrationszwecken sei angenommen, dass sich das vordere Ende
des Schienenfahrzeugs 100 an der Zielposition Z befinden soll, wenn das Schienenfahrzeug
100 zum Halten kommt. Dadurch kann beispielsweise sichergestellt werden, dass sich
die Einstiegs- und Ausstiegstüren des Schienenfahrzeugs an jeweils vorgegebenen Positionen
im Zielbereich 181 befinden.
[0062] In einem vorgegebenen ersten Abstand x1 ist ein erster RFID-Transponder T1, im Folgenden
lediglich als erster Transponder T1 bezeichnet, beispielsweise im Gleisbett der Schiene
angeordnet. Wie in Figur 1 zu erkennen ist, befindet sich der erste Transponder T1
außerhalb des Zielbereichs 181. Ein zweiter RFID-Transponder T2, im Folgenden lediglich
als zweiter Transponder T2 bezeichnet, ist beispielsweise ebenfalls im Gleisbett der
Schiene jedoch im Zielbereich 181 angeordnet. Der Abstand zwischen dem zweiten Transponder
T2 und der Zielposition Z ist mit x2 bezeichnet.
[0063] Beispielsweise kann der Abstand x1 des ersten Transponders T1 zur Zielposition Z
abhängig von der zulässigen Höchstgeschwindigkeit vor dem Zielbereich 181 gewählt
sein. Dabei kann für die Ermittlung des Abstandes x1 weiterhin eine maximale Bremsverzögerung
berücksichtigt werden, mit der das Schienenfahrzeug 100 bis zum endgültigen Halten
an der Zielposition Z gebremst werden soll. Beispielsweise kann als maximale Bremsverzögerung
1 m/s
2 angesetzt werden. Damit ergibt sich zum Beispiel für Streckenabschnitte, die mit
einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h befahren werden dürfen, ein Mindestabstand
von etwa 250 m, beispielsweise zwischen 100 und 250 m, für den ersten Transponder
T1 von der Zielposition Z. Für den zweiten Abstand x2 kann ein Bereich beispielsweise
zwischen 1 und 5 m gewählt werden.
[0064] Das Schienenfahrzeug 100 weist im Bereich seines Fahrzeugkopfs ein erstes RFID-Lesegerät
L1 auf, im Folgenden lediglich als erstes Lesegerät L1 bezeichnet. Dieses ist mit
einer Kontrolleinrichtung 110 verbunden und kann beispielsweise Daten oder Signale
zu dieser Kontrolleinrichtung 110 senden und gegebenenfalls auch Daten und Signale
von der Kontrolleinrichtung 110 empfangen. Bei der Kontrolleinrichtung 110 kann es
sich beispielsweise um die zentrale Steuerungseinrichtung des Schienenfahrzeugs 100
handeln. Es ist jedoch auch möglich, dass die Kontrolleinrichtung 110 eine von der
zentralen Steuerungseinrichtung des Schienenfahrzeugs separate Steuereinrichtung ist,
die lediglich für die Durchführung des Zielbremsungs-Assistenzprogramms, d. h. für
die Durchführung des autonomen kontrollierten Bremsvorgangs vorgesehen ist. In diesem
Fall steht die Kontrolleinrichtung 110 in Datenaustausch mit der zentralen Steuerungseinrichtung
des Schienenfahrzeugs, um von dort Steuerbefehle und -daten zu erhalten und gegebenenfalls
Daten und Signale an die zentrale Steuerungseinrichtung zu senden.
[0065] Das Schienenfahrzeug 100 weist weiterhin mindestens einen, typischerweise mehrere
Radsätze 105 auf. Vorliegend hat das Schienenfahrzeug drei Radsätze, ohne darauf beschränkt
zu sein. Mindestens einer dieser drei Radsätze 105, bevorzugt mindestens zwei oder
alle Radsätze 105, können mit einer Bremsvorrichtung 120, 130 ausgestattet sein. Die
Bremsvorrichtung 120, 130 wirkt auf den jeweiligen Radsatz 105 ein. Bei der Bremsvorrichtung
kann es sich beispielsweise um eine Generatorbremse 120 oder um eine elektromechanische
oder rein mechanische Bremse 130 handeln. Es ist auch möglich, dass pro Radsatz 105
sowohl eine Generatorbremse 120 als auch eine elektromechanische oder rein mechanische
Bremse 130 vorgesehen ist.
[0066] Zusätzlich ist an mindestens einem der Radsätze 105 ein Drehzahlaufnehmer 106 vorgesehen,
der eine Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung darstellt.
[0067] Die Bremsvorrichtung 120,130 und der Drehzahlaufnehmer 106 sind jeweils mit der Kontrolleinrichtung
110 verbunden, um mit dieser Daten auszutauschen bzw. von der Kontrolleinrichtung
110 Steuerbefehle zu empfangen.
[0068] In Figur 2 ist eine weitere Ausführungsform dargestellt. Diese unterscheidet sich
von der in Figur 1 dargestellten Ausführungsform unter anderem darin, dass das hier
gezeigte Schienenfahrzeug 200 zusätzlich zum ersten Lesegerät L1 ein zweites RFID-Lesegerät
L2, im Folgenden lediglich als zweites Lesegerät L2 bezeichnet, aufweist. Dieses ist,
bezogen auf die Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs, im vorliegenden Fall von links
nach rechts, am Fahrzeugende des Schienenfahrzeugs 200 angeordnet. Der Abstand zwischen
erstem Lesegerät L1 und zweiten Lesegerät L2 ist mit D bezeichnet. Diese Abstand D
ist kleiner als der zweite Abstand x2 des zweiten Transponders T2.
[0069] Der zweite Abstand x2 des zweiten Transponders T2 in der in der Figur 2 gezeigten
Ausführungsform ist größer als der zweite Abstand x2 in der Figur 1. in der Figur
1 ist der zweite Transponder T2 in der Nähe der Zielposition Z angeordnet, d. h. am
Ausfahrtende des Zielbereichs 181. Im Gegensatz dazu ist der zweite Transponder T2
in Figur 2 in einem deutlich größeren Abstand zur Zielposition Z angeordnet, d. h.
am Einfahrtsende des Zielbereichs 181.
[0070] Nachfolgend wird erläutert, wie ein automatischer Bremsvorgang durch die Kontrolleinrichtung
110 ausgelöst und kontrolliert wird. Hierbei wird davon ausgegangen, dass das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
grundsätzlich durch den Fahrer des Schienenfahrzeugs aktiviert wurde, sich dieses
jedoch noch in einem passiven Zustand befindet, und erst nach dem Passieren des ersten
Transponders T1 in einen aktiven Zustand gebracht wird. Nachdem das Schienenfahrzeug
an der Zielposition Z zum Halten gebracht wurde, kann das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
automatisch wieder in einen passiven Zustand übergehen und erst beim Annähern an einen
nachfolgenden Zielbereich durch das erneute Überfahren eines für diesen Zielbereich
ersten Transponders wieder in einen aktiven Zustand überführt werden. Jeder Zielbereich
entlang eines Schienenwegs hat daher einen eigenen ersten Transponder T1 und mindestens
einen zweiten Transponder T2. Anders ausgedrückt ist jeder Zielposition Z mindestens
ein erster Transponder T1 und mindesten ein zweiter Transponder T2 zugeordnet.
[0071] Bei Bewegung des Schienenfahrzeugs 100, 200 in Fahrtrichtung kommt das erste Lesegerät
L1 in die Nähe des ersten Transponders T1 und kann die darin codierten Informationen
auslesen, welche als erste Information angesehen werden. Neben der Codierung des ersten
Abstandes x1 des ersten Transponders L1 von der Zielposition Z kann auch eine ausschließlich
für diesen Transponder spezifische Kennung im Transponder codiert sein. Darüber hinaus
ist es möglich, dass Angaben zum Streckenprofil bis zur Zielposition Z, zum Beispiel
eine mögliche Steigung oder ein Abfall des Schienenwegs 180 bzw. Angaben zu möglichen
Kurven im ersten Transponder L1 codiert sind. Außerdem kann im ersten Transponder
T1 ein Startsignal codiert sein, welches als Kennung dient, damit die Kontrolleinrichtung
110 erkennen kann, dass das Schienenfahrzeug auf einen Zielbereich zufährt und dort
an der Zielposition Z zum Halten kommen soll. Diese gesamten Informationen werden
vom ersten Lesegerät L1 ausgelesen, geeignet decodiert und an die Kontrolleinrichtung
110 gesendet.
[0072] Nach Auswertung der gesendeten Informationen erkennt die Kontrolleinrichtung 110
zunächst, dass das Schienenfahrzeug auf einen Zielbereich zufährt und bringt dadurch
das Zielbremsungs-Assistenzprogramm von einem passiven in einen aktiven Zustand. Als
Parameter stehen dem Zielbremsungs-Assistenzprogramm insbesondere der Abstand x1 bis
zur Zielposition und die aktuelle Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs zur Verfügung,
die über den Drehzahlaufnehmer 106 abgefragt werden kann. Basierend auf diesen Informationen
ermittelt das Zielbremsungs-Assistenzprogramm beispielsweise ein ortsabhängiges oder
zeitabhängiges Geschwindigkeitsprofil. In Abhängigkeit von einer maximal vorgegebenen
Verzögerung, welche beispielsweise in der Kontrolleinrichtung 110 abgespeichert ist,
ermittelt das Zielbremsungs-Assistenzprogramm selbstständig den Zeitpunkt, zu dem
das eigentliche Bremsen des Schienenfahrzeugs eingeleitet wird.
[0073] Es ist möglich, dass unmittelbar nach dem Passieren des ersten Transponders T1 sofort
das Schienenfahrzeug abgebremst wird, beispielsweise wenn die aktuelle Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs nahe an der maximal zulässigen Geschwindigkeit ist. Es ist jedoch
auch möglich, dass dies erst nach einer gewissen Zeit erfolgt, beispielsweise wenn
sich das Schienenfahrzeug mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit bewegt.
[0074] Durch Abfragen der jeweils aktuellen Geschwindigkeit kann das durch die Kontrolleinrichtung
110 ausgeführte Zielbremsungs-Assistenzprogramm entweder die aktuelle Position des
Schienenfahrzeugs relativ zum ersten Transponder T1 bzw. zur Zielposition Z unter
Berücksichtigung der seit dem Passieren des ersten Transponders T1 verstrichenen Zeit
errechnen, oder auf Basis der seit dem Passieren des ersten Transponders T1 erfolgten
Umdrehungen des Radsatzes 105 ermitteln. Unabhängig davon, auf welche Art und Weise
der zurückgelegte Weg ermittelt wird, vergleicht das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
kontinuierlich die aktuelle Geschwindigkeit und die aktuelle Position des Schienenfahrzeugs
mit dem vorgegebenen Geschwindigkeitsprofil. Bei einer ermittelten Abweichung wird
die Bremswirkung erhöht oder erniedrigt, damit die Geschwindigkeit entsprechend angepasst
wird.
[0075] Sollte die Abweichung zu groß sein, kann ein Warnsignal an den Fahrer abgegeben werden,
damit dieser in den Bremsvorgang eingreifen kann. Alternativ ist es möglich, dass
ein neues Geschwindigkeitsprofil basierend auf der aktuell ermittelten Position und
Geschwindigkeit definiert wird, wenn die Abweichung zu groß ist und das ursprünglich
vorgegebene Geschwindigkeitsprofil nicht mehr eingehalten werden kann.
[0076] Wird beispielsweise erkannt, dass die Geschwindigkeit deutlich zu hoch ist, kann
zur Vermeidung eines abrupten Abbremsens, um die Geschwindigkeit wieder dem vorgegebenen
Geschwindigkeitsprofil anzupassen, ein neues Geschwindigkeitsprofil mit höherer aber
gleichmäßiger Verzögerung vorgegeben werden. Dadurch wird das Schienenfahrzeug zwar
insgesamt stärker aber gleichmäßig abgebremst, wodurch insbesondere der Komfort für
die Fahrgäste erhöht wird. Außerdem wird dadurch die Bremslast gleichmäßiger über
die Zeit verteilt.
[0077] Die Einhaltung der maximalen Bremsverzögerung hat insbesondere den Vorteil, dass
das Abbremsen des Schienenfahrzeugs auch bei schlechten Schienenverhältnissen, beispielsweise
bei Schnee oder Laub auf den Schienen, überwiegend durch die Generatorbremse 120 erfolgt
und dadurch fast die gesamte kinetische Energie zur Gewinnung von elektrischer Energie
ausgenutzt werden kann.
[0078] Neben der Überwachung und Anpassung des Bremsvorgangs auf Basis der aktuell ermittelten
Geschwindigkeit und/oder Position des Schienenfahrzeugs erfolgt gegebenenfalls eine
weitere Anpassung, wenn das Schienenfahrzeug den zweiten Transponder T2 passiert.
Auch dieser codiert seinen Abstand x2 bis zur Zielposition Z und gegebenenfalls weitere
für diesen Transponder spezifische Informationen.
[0079] Auf Basis der vom zweiten Transponder T2 ausgelesenen zweiten Informationen kann
das Zielbremsungs-Assistenzprogramm eine eventuell erforderliche Anpassung des Geschwindigkeitsprofils
errechnen und damit den Bremsvorgang insgesamt zielgenauer steuern, sodass die Haltegenauigkeit
verbessert wird.
[0080] Zur weiteren Verbesserung der Haltegenauigkeit kann das in Figur 2 gezeigte zweite
Lesegerät L2 verwendet werden, welches zeitlich nachfolgend nach dem ersten Lesegerät
L1 die jeweiligen Transponder T1 und T2 passiert. Da beide Lesegeräte L1, L2 in einem
Abstand D voneinander angeordnet sind, kann insbesondere der zweite Transponder T2
in einem größeren Abstand von der Zielposition Z angeordnet werden. Dadurch erhält
das von der Kontrolleinrichtung 110 ausgeführte Zielbremsungs-Assistenzprogramm bereits
beim Einfahren in den Zielbereich 181 eine genaue Lageposition und kann bereits deutlich
vor der eigentlichen Zielposition Z den Bremsvorgang anpassen. Kurz vor dem endgültigen
Halten an der Zielposition Z passiert das zweite Lesegerät L2 den zweiten Transponder
T2, sodass hier erneut eine Anpassung möglich ist. Insgesamt wird hiermit das zielgenaue
Halten verbessert. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn Bahnsteigtüren zur
Sicherheit der Passagiere im Haltestellenbereich für einen komplett vollautomatischen
Betrieb vorhanden sind und dadurch das Schienenfahrzeug mit seinen Türen an den Bahnsteigtüren
zum Halten kommen muss.
[0081] Im Zusammenhang mit Figur 3 wird eine weitere Ausführungsform erläutert. In dieser
Ausführungsform verfügt das dort gezeigte Schienenfahrzeug 300 lediglich über ein
erstes Lesegerät L1. Allerdings ist zusätzlich zum ersten und zweiten Transponder
T1, T2 noch ein dritter RFID-Transponder T3, im Folgenden lediglich als dritter Transponder
T3 bezeichnet, am Schienenweg angeordnet. Der dritte Transponder T3 hat zur Zielposition
Z einen dritten Abstand x3, der kleiner als der zweite Abstand x2 des zweiten Transponders
ist. Beispielsweise kann der erste Abstand x1, wie bereits oben erläutert, etwa 250
m betragen. Der zweite Abstand x2 kann beispielsweise 5 m und der dritte Abstand x3
kann beispielsweise 1 m betragen. Der relativ kurze dritte Abstand x3 wird insbesondere
dafür verwendet, um eine Haltegenauigkeit in einem Bereich von wenigen Zentimetern,
beispielsweise von fünf Zentimetern einzuhalten, insbesondere, wenn Bahnsteigtüren
im Haltestellenbereich vorgesehen sind.
[0082] Sind dagegen keine Bahnsteigtüren vorgesehen, kann die Toleranz auch größer sein,
beispielsweise +/- 25 cm, und der dritte Transponder T3 kann entfallen.
[0083] In Figur 3 ist weiterhin ein ortsabhängiges Geschwindigkeitsprofil dargestellt, welches
vom Zielbremsungs-Assistenzprogramm nach Passieren des ersten Transponders T1 auf
Basis der aktuellen Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs und des ersten Abstandes
x1 vorgegeben wird. Das eigentliche Einleiten des Bremsvorgangs erfolgt jedoch nicht
am Kontrollpunkt P1, welche dem Ort entspricht, an dem das Schienenfahrzeug 300 am
ersten Transponder T1 vorbeifährt, sondern etwas verzögert am Punkt P1a. Dieser ist
abhängig von der aktuellen Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs sowie der maximal
vorgegebenen Bremsverzögerung.
[0084] Zusätzlich zum Geschwindigkeitsprofil kann durch das Zielbremsungs-Assistenzprogramm
auch ein Geschwindigkeitsband errechnet werden, in welchem sich das Schienenfahrzeug
an der jeweils aktuellen Position befinden müsste. Die aktuelle Position des Schienenfahrzeugs
300 kann, wie weiter oben bereits dargelegt, kontinuierlich errechnet werden, insbesondere
permanent anhand der Umdrehungen des Radsatzes 105 ausgehend von der Position des
ersten Transponders T1. Passiert das erste Lesegerät L1 des Schienenfahrzeugs beispielsweise
den zweiten Transponder T2, wird überprüft, ob sich die aktuelle Geschwindigkeit des
Schienenfahrzeugs am zweiten Transponder T2 innerhalb des vorberechneten Geschwindigkeitsbands
liegt. Falls nicht, wird der Bremsvorgang entsprechend angepasst.
[0085] Bei einer unzulässigen Abweichung erscheint ein für den Fahrer deutliche Warnmeldung
am Störmeldedisplay verbunden mit beispielsweise einer optischen und akustischen Warnung.
Beispielsweise kann diese Warnung dem Fahrer signalisieren, dass der automatische
Bremsbetrieb durch das Zielbremsungs-Assistenzprogramm beendet und die Bremsung wieder
durch den Fahrer kontrolliert werden muss.
[0086] Es ist dabei zu beachten, dass der Fahrer jedoch immer in der Lage ist, die durch
das Zielbremsungs-Assistenzprogramm ermittelten Vorgaben und Steuerungen durch eigene
Steuerungen zu ersetzen. Beispielsweise kann dies einfach dadurch erfolgen, dass eine
Betätigung des Fahr-/ Bremshebels durch den Fahrer während des automatischen Bremsvorgangs
automatisch das Zielbremsungs-Assistenzprogramm beendet und als Steuersignal nur noch
der durch den betätigten Fahr-/ Bremshebel vorgegebene Sollwert durch die Kontrolleinrichtung
110 akzeptiert wird.
[0087] Für eine weitere zielgenaue Anpassung des Bremsvorgangs dienen der zweite Transponder
T2 und insbesondere der dritte Transponder T3, durch welche weitere Kontrollpunkte
P2 und P3 definiert werden.
[0088] Die Orte, an denen die Transponder angeordnet sind, dienen als Kontrollpunkte für
die Überprüfung des Bremsvorgangs. Es ist grundsätzlich möglich, mehr als nur drei
Transponder vorzusehen, beispielsweise können vier oder auch fünf Transponder vorgesehen
werden. Die Zahl der Kontrollpunkte erhöht sich weiterhin, wenn das Schienenfahrzeug,
wie weiter oben dargelegt, neben dem ersten Lesegerät L1 noch mindestens ein zweites
Lesegerät L2 aufweist, das in Fahrtrichtung gesehen beabstandet zum ersten Lesegerät
L1 angeordnet ist.
[0089] Wenngleich hierin spezifische Ausführungsformen dargestellt und beschrieben worden
sind, liegt es im Rahmen der vorliegenden Erfindung, die gezeigten Ausführungsformen
geeignet zu modifizieren, ohne vom Schutzbereich der vorliegenden Erfindung abzuweichen.
Bezugszeichenliste
[0090]
- 100,200
- Schienenfahrzeug
- 105
- Radsatz
- 106
- Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung / Drehzahlaufnehmer
- 110
- Kontrolleinrichtung
- 120
- Bremsvorrichtung / Generatorbremse
- 130
- Bremsvorrichtung / mechanische Bremse
- 180
- Schiene
- 181
- Zielbereich / Bahnsteig
- D
- Abstand
- L1
- erstes RFID-Lesegerät
- L2
- zweites RFID-Lesegerät
- T1
- erster RFID-Transponder
- T2
- zweiter RFID-Transponder
- T3
- dritter RFID-Transponder
- x1
- erster Abstand
- x2
- zweiter Abstand
- x3
- dritter Abstand
- Z
- Zielposition
1. System zum kontrollierten Abbremsen und positionsdefinierten Stoppen eines Schienenfahrzeugs,
beispielsweise einer Straßenbahn, an einer Zielposition, aufweisend:
ein Schienenfahrzeug (100, 200) mit mindestens einem ersten RFID-Lesegerät (L1), einer
mit dem ersten RFID-Lesegerät (L1) kommunikativ verbundenen Kontrolleinrichtung (110),
und einer auf mindestens einen Radsatz (105) des Schienenfahrzeugs (100, 200) einwirkende
Bremsvorrichtung (120, 130), die von der Kontrolleinrichtung (110) steuerbar ist;
mindestens einen ersten RFID-Transponder (T1), der ortsfest in einem definierten ersten
Abstand x1, entlang eines Schienenwegs (180), von einer Zielposition (Z) angeordnet
ist; und
mindestens einen zweiten RFID-Transponder (T2), der ortsfest in einem definierten
zweiten Abstand x2, entlang des Schienenwegs (180), von der Zielposition (Z) angeordnet
ist, wobei x2 < x1 ist,
wobei das erste RFID-Lesegerät (L1) und die Kontrolleinrichtung (110) derart eingerichtet
sind, dass
(a) vom ersten RFID-Transponder (T1) codierte erste Information durch das erste RFID-Lesegerät
(L1) auslesbar ist, wenn das Schienenfahrzeug (100, 200) den ersten RFID-Transponder
(T1) passiert, und die erste Information vom ersten RFID-Lesegerät (L1) an die Kontrolleinrichtung
(110) übertragbar ist,
(b) die Kontrolleinrichtung (110) ein kontrolliertes Bremsen des Schienenfahrzeugs
(100, 200) durch Steuerung der Bremsvorrichtung (120, 130) unter Auswertung der ersten
Information einleitet,
(c) vom zweiten RFID-Transponder (T1) codierte zweite Information durch das erste
RFID-Lesegerät (L1) auslesbar ist, wenn das Schienenfahrzeug (100, 200) den zweiten
RFID-Transponder (T1) passiert, und die zweite Information vom ersten RFID-Lesegerät
(L1) an die Kontrolleinrichtung (110) übertragbar ist, und
(d) die Kontrolleinrichtung (110) das kontrollierte Bremsen des Schienenfahrzeugs
(100, 200) unter Auswertung der zweiten Information anpasst.
2. System nach Anspruch 1, wobei die im ersten RFID-Transponder (T1) codierte erste Information
Angaben zum ersten Abstand x1 beinhaltet, und die im zweiten RFID-Transponder (T1)
codierte zweite Information Angaben zum zweiten Abstand x2 beinhaltet.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, wobei in der Kontrolleinrichtung (110) als Parameter
eine maximale Bremsverzögerung gespeichert ist und die Kontrolleinrichtung (110) das
Bremsen des Schienenfahrzeugs so kontrolliert, dass die maximale Bremsverzögerung
nicht oder, bezogen auf den gesamten Bremsvorgang bis zum endgültigen Stoppen, nur
kurzzeitig überschritten wird.
4. System nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Bremsvorrichtung (120, 130)
eine Generatorbremse (120) zur Rückgewinnung von Energie ist.
5. System nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Schienenfahrzeug (100, 200)
eine Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung (106) aufweist.
6. System nach Anspruch 5, wobei
die Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung mindestens einen Drehzahlaufnehmer (106)
aufweist, der die Drehzahl des einen Radsatzes (105) aufnimmt, wobei der Drehzahlaufnehmer
(106) mit der Kontrolleinrichtung (110) kommunikativ gekoppelt ist, und
die Kontrolleinrichtung (110) eingerichtet ist, die aktuelle Position und/oder die
aktuelle Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs, bezogen auf die Position des ersten
RFID-Transponders (T1) und/oder die Zielposition (Z), auf Basis des/der durch den
Drehzahlaufnehmer (106) erfassten Drehzahl und/oder Geschwindigkeit zu ermitteln.
7. System nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Kontrolleinrichtung (110) eingerichtet
ist,
auf Basis der ersten Information und der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs beim
Passieren des ersten RFID-Transponders (T1) ein ortsabhängiges oder zweitabhängiges
Geschwindigkeitsprofil bis zum endgültigen Stoppen an der Zielposition (Z) vorzugeben,
und
die aktuelle Position und Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (100, 200) mit dem
vorgegebenen ortsabhängigen oder zeitabhängigen Geschwindigkeitsprofil zu vergleichen
und das kontrollierte Bremsen des Schienenfahrzeugs anzupassen, wenn eine Abweichung
zwischen aktueller Position und Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (100, 200) und
dem vorgegebenen ortsabhängigen oder zeitabhängigen Geschwindigkeitsprofil ermittelt
wird.
8. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Kontrolleinrichtung (100)
weiterhin eingerichtet ist,
ein Warnsignal an eine Warnsignalausgabe zum Informieren des Fahrers abzugeben, wenn
die Abweichung der aktuellen Position und/oder Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
(100, 200) vom vorgegebenen ortsabhängigen oder zeitabhängigen Geschwindigkeitsprofil
einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet.
9. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei mindesten ein dritter RFID-Transponder
(T3) ortsfest in einem definierten dritten Abstand x3, entlang des Schienenwegs (180),
von der Zielposition (Z) angeordnet ist.
10. System nach Anspruch 9, wobei im dritten RFID-Transponder (T3) Angaben zum dritten
Abstand x3 als dritte Information codiert ist, die vom ersten RFID-Lesegerät (L1)
auslesbar ist.
11. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das erste RFID-Lesegerät (L1),
insbesondere eine Lese-Antenne des ersten RFID-Lesegeräts (L1), am Fahrzeugkopf des
Schienenfahrzeugs (100, 200) angeordnet ist.
12. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schienenfahrzeug (200) mindestens
ein zweites RFID-Lesegerät (L2) aufweist, das in einem Abstand D vom ersten RFID-Lesegerät
(L1) angeordnet ist, wobei das zweite RFID-Lesegerät (L2) eingerichtet ist, die in
den jeweiligen RFID-Transpondern (T1, T2, T3) codierten Informationen auszulesen.
13. System nach Anspruch 12, wobei zwischen dem zweiten Abstand x2 des zweiten RFID-Transponders
von der Zielposition und dem Abstand D zwischen erstem und zweitem RFID-Lesegerät
(L1, L2) folgende Beziehung gilt:
x2 > D.
14. System nach Anspruch 12 oder 13, wobei das zweite RFID-Lesegerät (L2), insbesondere
eine Lese-Antenne des zweiten RFID-Lesegeräts (L2), am Fahrzeugende angeordnet ist.
15. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der erste Abstand x1 mindestens
dem Doppelten, bevorzugt mindestens dem Dreifachen, der Gesamtlänge des Schienenfahrzeugs
entspricht.
16. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das erste RFID-Lesegerät (L1)
und, sofern optional vorhanden, das zweite RFID-Lesegerät (L2), jeweils redundant
ausgelegt sind und jeweils zwei RFID-Lesegeräte mit jeweils eigener oder gemeinsamer
Lese-Antenne aufweisen.