[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Stranggießen.
[0002] Eine Vorrichtung zum Stranggießen umfasst typischerweise eine Kokille sowie eine
der Kokille in Gießrichtung nachgeordnete Strangführung mit einer Mehrzahl von Strangführungsrollen.
Zunächst wird flüssiges Metall, insbesondere flüssiger Stahl in die Kokille eingefüllt.
Dieses wird an den Rändern der Kokille mit Hilfe einer Vorrichtung zur Primärkühlung
gekühlt, so dass sich dort innerhalb der Kokille ein Gießstrang mit zunächst noch
flüssigem Kern aber bereits erstarrter, tragfähiger Strangschale bildet. Nachdem der
Gießstrang die Kokille mit einer tragfähigen Schale verlassen hat, wird er innerhalb
der nachgeordneten Strangführung solange geführt und mittels einer Vorrichtung zur
Sekundärkühlung abgekühlt, bis er schließlich vollständig durcherstarrt ist. Die Erstarrungslänge
gibt dabei die Länge des Metallstrangs vom Austritt aus der Kokille bis zu dem Ort
der Vorrichtung zum Stranggießen an, an welchem der Gießstrang vollständig erstarrt
ist. Die Führung innerhalb der Strangführung erfolgt zwischen gegenüberliegenden Strangführungsrollen,
wobei der Gießstrang typischerweise aus der Vertikalen in die Horizontale umgebogen
wird. Der erstarrte, kontinuierliche Gießstrang wird am Auslauf der Vorrichtung zum
Stranggießen regelmäßig in einzelne Brammen, Dünnbrammen, Knüppel oder Vorblöcke geteilt.
[0003] In der
EP 2 753 439 B1 wird ein Simulationsverfahren zur Bestimmung der Temperaturverteilung im Gießstrang
und der Erstarrungslänge beschrieben, auf deren Basis die bekannte Vorrichtung zum
Stranggießen, insbesondere die Sekundärkühlung und die Gießgeschwindigkeit, geregelt
wird, da eine kontinuierliche Temperaturmessung mittels eines Pyrometers aufgrund
des durch Besprühen der Oberfläche des Gießstranges mit Wasser auftretenden Spritzwasser
nicht zuverlässig möglich ist. In der
DE 10 2011 077 454 A1 wird darüber hinaus vorgeschlagen, eine modellierte Temperaturverteilung im Gießstrang
durch Einzelmessungen der Temperatur entlang der Strangführung zu verbessern.
[0004] Darüber hinaus wird in der
JP 2014 037001 A vorgeschlagen, den Erstarrungsgrad eines Gießstrangs mithilfe eines Wärmetransfermodells
unter Berücksichtigung der Abkühlungsbedingungen der Sekundärkühlung zu bestimmen.
Dabei wird die Temperaturverteilung in Breitenrichtung des Gießstrangs mit einem Thermometer
gemessen. Bei der Messung der Temperaturverteilung wird eine Oberfläche des Gießstrangs
mit einer Kamera aufgenommen und basierend auf der Helligkeitsverteilung des aufgenommenen
Bildes die Temperaturverteilung bestimmt.
[0005] Schließlich wird in der
WO 2017/144481 A1 eine Düsenreihenanordnung zum Aufbringen von Kühlmittel auf den Gießstrang offenbart.
Diese ist für den Einbau in Rollenspalte zwischen zwei Strangführungsrollen vorgesehen.
Die bekannte Düsenreihenanordnung weist Düsen mit unterschiedlichen Regelverhältnissen
auf. Das Regelverhältnis gibt dabei an, wie weit der Volumenstrom des mittels der
Düse ausgebrachten Kühlmittels gegenüber dem düsenspezifischen Maximalwert abgesenkt
werden kann, ohne dass es zu einer wesentlichen Änderung des Strahlkegels kommt.
[0006] Es hat sich gezeigt, dass es bei den bekannten Verfahren und Vorrichtungen zum Stranggießen
zu Rissen an der Oberfläche des Gießstrangs und folglich an den Oberflächen der anschließend
abgeteilten Halbzeuge kommen kann.
[0007] Ausgehend von dem bekannten Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung folglich
die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Stranggießen anzugeben,
mit welchen die Prozesssicherheit erhöht und ein qualitativ verbessertes Halbzeug
erhalten werden kann.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch den Gegenstand des Haupt- und Nebenanspruchs
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0009] Vorgeschlagen wird ein Verfahren zum Stranggießen, wobei ein Gießstrang gegossen
wird. Der Gießstrang weist wenigstens einen ersten und einen zweiten Oberflächenabschnitt
auf. Es wird wenigstens ein Wärmebild des Gießstrang nach einer Sekundärkühlung des
Gießstrangs mittels einer Vorrichtung zur Sekundärkühlung aufgenommen. Das Verfahren
ist dadurch gekennzeichnet, dass mit dem oder den Wärmebild(ern) der wenigstens erste
und zweite Oberflächenabschnitt erfasst wird. Eine erste Ist-Temperatur des ersten
Oberflächenabschnitts des Gießstrangs wird mittels des oder der Wärmebilder erfasst.
Ebenso wird eine zweite Ist-Temperatur des zweiten Oberflächenabschnitts des Gießstrangs
mittels des oder der Wärmebilder erfasst. In Abhängigkeit einer ersten Differenz zwischen
der ersten Ist-Temperatur und einer ersten Soll-Temperatur wird ein dem ersten Oberflächenabschnitt
zugeordnetes Kühldüsenfeld der Vorrichtung zur Sekundärkühlung geregelt. In Abhängigkeit
einer zweiten Differenz zwischen der zweiten Ist-Temperatur und einer zweiten Soll-Temperatur
wird ein dem zweiten Oberflächenabschnitt zugeordnetes Kühldüsenfeld der Vorrichtung
zur Sekundärkühlung geregelt.
[0010] Die Bestimmung der jeweiligen Ist-Temperatur mehrerer Oberflächenabschnitte des Gießstrangs
mittels eines oder mehrerer Wärmebilder nach der Sekundärkühlung, insbesondere am
Auslauf der Stranggießanlage, und die gezielte Beeinflussung der Temperatur dieser
Oberflächenabschnitte durch die jeweils zugeordneten Kühldüsenfelder erlauben eine
gezielte Einstellung des Temperaturprofils des Gießstrangs für die nachfolgende Bearbeitung.
Ein homogenes Temperaturprofil des Gießstrangs kann sich sehr positiv auf die Materialeigenschaften
des weiterverarbeiteten Halbzeugs auswirken.
[0011] Im Unterschied zu bisher üblichen Temperaturmessungen mittels eines Pyrometers wird
dabei nicht nur die Temperatur einzelner Oberflächenpunkte bestimmt, sondern ganzer,
mehr oder weniger großflächiger Oberflächenabschnitte. Bei der Aufnahme der Wärmebilder
kann beispielsweise auf Wärmebildkameras, insbesondere in Form von Infrarotkameras
zurückgegriffen werden. Die messende Wärmebildkamera kann beispielsweise eine Auflösung
zwischen 600 x 400 Pixel oder Wärmepunkten und 1650 x 1250 Pixel oder Wärmepunkten,
insbesondere von 640 x 480 Pixel oder Wärmepunkten, aufweisen, mit welcher ein zwischen
einem halben Quadratmeter und anderthalb Quadratmetern, insbesondere ein ein Quadratmeter,
großer Oberflächenabschnitt des Gießstrangs erfasst werden kann. Damit lässt sich
einerseits der mit der Auswertung der Messung verbundene Aufwand gering halten. Andererseits
wird eine ausreichende Datengrundlage für die Regelung der Kühldüsenfelder der Vorrichtung
zur Sekundärkühlung erhalten. Die mittels der Wärmebilder ausgewerteten Oberflächenabschnitte
können eine kreisförmige Geometrie haben, um die Auswertung weiter zu vereinfachen.
Daneben ist es auch denkbar, dass die Geometrie der Oberflächenabschnitte vom Anwender
frei vorgegeben wird. Die Verwendung einer Wärmebildkamera ermöglicht eine synchrone
Messung der Temperatur an verschiedenen Stellen des gemessenen Objektes. Insbesondere
bei dem sich bewegenden Gießstrang kann auf diese Weise eine zeitgleiche Messung der
Temperatur verschiedener Oberflächenabschnitte des Gießstrangs senkrecht zur Förderrichtung
gewährleistet und die Regelung der Temperaturverteilung vereinfacht werden. Im Unterschied
zu bisherigen Temperaturmessverfahren kann die Wärmebildkamera auch zur Messung der
Oberflächentemperatur in Anwesenheit von Nebel, Wasserdampf oder Rauch in der Umgebung
des Gießstrangs geeignet sein. Bei den Kühldüsenfeldern kann es sich beispielsweise
um Abschnitte einer oder mehrerer der in der
WO 2017/144481 A1 beschriebenen Düsenreihenanordnungen handeln. Zur Regelung der ersten Differenz und/oder
der zweiten Differenz kann dabei insbesondere der Wasserdruck oder das ausgebrachte
Wasservolumen sowie ggf. der Luftdruck oder die ausgebrachte Luftmenge der 1-Stoff-Düsen
(reine Wasserkühlung) oder 2-Stoff-Düsen (Wasser-Luft-Kühlung) gesteuert werden.
[0012] Wenn der erste und zweite Oberflächenabschnitt benachbart sind und der Betrag der
Differenz zwischen der ersten Soll-Temperatur und der zweiten Soll-Temperatur weniger
als 150 Kelvin beträgt (|erste Soll-Temperatur - zweite Soll-Temperatur| < 150 Kelvin)
kann das Risiko der Entstehung von Oberflächenrissen bereits deutlich vermindert sein.
Eine gute Qualität der erzeugten Halbzeuge kann insbesondere bei einem Betrag der
Differenz zwischen der ersten Soll-Temperatur und der zweiten Soll-Temperatur von
weniger als 100 Kelvin erhalten werden (|erste Soll-Temperatur - zweite Soll-Temperatur|
< 100 Kelvin).
[0013] Eine Wahl der ersten und/oder zweiten Soll-Temperatur von mehr als 800 °C kann die
Weiterverarbeitung des Gießstrangs vereinfachen. Insbesondere wird zur Weiterverarbeitung
(z.B. in einem Walzwerk) der Halbzeuge (z.B. Brammen) weniger Energie benötigt, da
die Halbzeuge in einem geringeren Masse aufgeheizt werden müssen. Verzugsweise ist
die erste und/oder zweite Soll-Temperatur größer als 900 °C.
[0014] Weiter kann vorgesehen sein, dass mittels der ersten Ist-Temperatur und der zweiten
Ist-Temperatur eine Kerntemperatur des Gießstrangs bestimmt wird. Die Kerntemperatur
kann einen Hinweis auf die Lage der Sumpfspitze im Querschnitt des Gießstrangs geben.
Dies kann eine Verifikation von Simulationsrechnungen oder anderen messtechnischen
Verfahren über die Umrechnung der gemessenen Temperaturen ermöglichen.
[0015] Als erste Ist-Temperatur kann insbesondere eine Durchschnittstemperatur des ersten
Oberflächenabschnitts ermittelt werden. Die Verwendung von Durchschnittstemperaturen
kann das Risiko einer Beeinflussung der Temperaturregelung durch einzelne Extremwerte,
welchen z.B. Messfehler zugrunde liegen, verringern. Ebenso ist es allerdings denkbar
eine Maximaltemperatur oder eine Minimaltemperatur des ersten Oberflächenabschnitts
zu bestimmen. Analog können auch von den weiteren Oberflächenabschnitten Ist-Temperaturen
in Form von Durchschnitts-, Maximal- oder Minimaltemperaturen bestimmt werden.
[0016] Mittels des oder der Wärmebilder kann die Oberseite des Gießstrangs und/oder die
Unterseite des Gießstrangs und/oder die linke Seite des Gießstrangs und/oder die rechte
Seite des Gießstrangs und/oder die Stirnseite des Gießstrangs erfasst wird.
[0017] Insbesondere kann ein Wärmebild, welches die Stirnseite des Gießstrangs erfasst,
eine genauere Bestimmung der Kerntemperatur des Gießstrangs ermöglichen. Die gemessene
Kerntemperatur an der Stirnseite, bei der es sich um die höchste Temperatur handelt,
die in der Regel im Zentrum des Querschnitts festzustellen ist, kann ein Indiz für
eine mögliche Steigerung der Gießgeschwindigkeit sein. Wird beispielsweise eine definierte
maximale Grenztemperatur im Querschnittskern an der Stirnseite des Gießstrangs, d.h.
der Trennstelle des abgetrennten Halbzeugs, von z.B. 1200 °C nicht erreicht, so kann
die Gießgeschwindigkeit noch sicher erhöht werden, bis dieser Grenzwert erreicht wird.
Das Risiko eines Ausbrechens (Durchbruch von flüssigem Stahl an der Stirnseite, Strangbreitseite
oder Strangschmalseite) kann auf diese Weise bei gleichzeitiger Produktionserhöhung
verringert werden. Entsprechend sieht eine Ausgestaltung des Verfahrens vor, dass
in Abhängigkeit der ersten und/oder zweiten Ist-Temperatur die Gießgeschwindigkeit
geregelt wird.
[0018] Insbesondere kann die Sekundärkühlung zunächst verstärkt werden, wodurch die Querschnittstemperatur
reduziert wird, um im Anschluss die Gießgeschwindigkeit zu erhöhen. Die Produktivität
der Vorrichtung zum Stranggießen kann folglich verbessert werden.
[0019] Eine bildliche Darstellung des mittels des vorbeschriebenen Verfahrens erhaltenen
Temperaturprofils des Gießstrangs kann dem Verwender der Vorrichtung zum Stranggießen
die Bedienung, Qualitätssicherung und Wartung vereinfachen.
[0020] Weiter wird eine Vorrichtung zum Stranggießen mit einer Vorrichtung zur Sekundärkühlung
eines Gießstrangs und mit wenigstens einer Wärmebildkamera zum Aufnehmen wenigstens
eines Wärmebildes des Gießstrangs nach der Vorrichtung zur Sekundärkühlung des Gießstrangs
vorgeschlagen, wobei die Vorrichtung zur Sekundärkühlung ein erstes Kühldüsenfeld
aufweist, welches einem ersten Oberflächenabschnitt des Gießstrangs zugeordnet ist,
und wobei die Vorrichtung zur Sekundärkühlung ein zweites Kühldüsenfeld aufweist,
welches einem zweiten Oberflächenabschnitt des Gießstrangs zugeordnet ist. Gekennzeichnet
ist die Vorrichtung dadurch, dass sie dazu eingerichtet ist, mit dem oder den Wärmebilder(n)
den wenigstens ersten und zweiten Oberflächenabschnitt zu erfassen, mittels des oder
der Wärmebilder eine erste Ist-Temperatur des ersten Oberflächenabschnitts des Gießstrangs
zu bestimmen, mittels des oder der Wärmebilder eine zweite Ist-Temperatur des zweiten
Oberflächenabschnitts des Gießstrangs zu bestimmen, in Abhängigkeit einer ersten Differenz
zwischen der ersten Ist-Temperatur und einer ersten Soll-Temperatur, ein dem ersten
Oberflächenabschnitt zugeordnetes Kühldüsenfeld der Vorrichtung zur Sekundärkühlung
zu regeln, und in Abhängigkeit der zweiten Differenz zwischen der zweiten Ist-Temperatur
und einer zweiten Soll-Temperatur, ein dem zweiten Oberflächenabschnitt zugeordnetes
Kühldüsenfeld der Vorrichtung zur Sekundärkühlung zu regeln.
[0021] Hinsichtlich der mit einer solchen Vorrichtung einhergehenden Vorteile und möglicher
weiterer Ausgestaltungen wird auf die Ausführungen zum Verfahren zum Stranggießen
verwiesen.
[0022] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen schematisch:
- Fig. 1
- eine Vorrichtung zum Stranggießen;
- Fig. 2
- einen Ausschnitt der Vorrichtung nach Fig. 1; und
- Fig. 3
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Stranggießen.
[0023] Die in der Fig. 1 gezeigte Vorrichtung zum Stranggießen umfasst eine Pfanne P, in
welcher flüssiges Metall, insbesondere Stahl, zu einem Zwischenbehälter Z transportiert
und dort hineingegossen werden kann. Vom dem Zwischenbehälter Z fließt das flüssige
Metall zu einer Kokille KO, an deren Rändern das flüssige Metall mit einer Primärkühlvorrichtung
(nicht gezeigt) abgekühlt wird, so dass sich dort innerhalb der Kokille KO ein Gießstrang
G mit zunächst noch flüssigem Kern, aber bereits erstarrter, tragfähiger Strangschale
bildet.
[0024] Nachdem der Gießstrang G die Kokille KO verlassen hat, wird er mittels einer Strangführung
derart geführt, dass er ausgehend vom Guss in Schwerkraftrichtung umgebogen und in
einer waagerechten Förderrichtung F weitertransportiert wird. Die Strangführung weist
zu diesem Zweck mehrere sich jeweils gegenüberliegende Strangführungsrollen R auf.
[0025] Zwischen den sich gegenüberliegenden Strangführungsrollen R sind Düsenreihenanordnungen
SK1, SK2, SK3 zur Sekundärkühlung vorgesehen. Mittels der durch die Düsenreihenanordnungen
SK1, SK2, SK3 gebildeten Vorrichtung zur Sekundärkühlung wird der Gießstrang G gekühlt,
bis er durcherstarrt ist. Im Anschluss wird der Gießstrang G mit einer in der Figur
nicht gezeigten Vorrichtung in Halbzeuge B geteilt. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel
handelt es sich bei dem Halbzeug B um eine Bramme B.
[0026] Weiter ist im Auslauf der Vorrichtung zum Stranggießen wenigstens eine Wärmebildkamera
K vorgesehen.
[0027] In der Fig. 2 ist ein Ausschnitt der in der Fig.1 gezeigten Vorrichtung zum Stranggießen
dargestellt. Die Vorrichtung zur Sekundärkühlung umfasst Kühldüsenfelder SK1, SK2,
SK3, SK4 von denen vier Kühldüsenfeldern vier Oberflächenabschnitten W1, W2, W3, W4
des Gießstrangs G zugeordnet sind. Bei den vier Oberflächenabschnitten W1, W2, W3,
W4 des Gießstrangs G handelt es sich bei den drei Oberflächenabschnitten W1, W2, W3
um Oberflächenabschnitte der Oberseite des Gießstrangs G, d.h. einer Strangbreitseite,
und bei einem Oberflächenabschnitt W4 um einen Oberflächenabschnitt einer Strangschmalseite.
[0028] Wie in der Fig. 2 gezeigt wird, wird mit einer Wärmebildkamera K wenigstens ein Wärmebild
des Gießstrangs G nach der Vorrichtung zur Sekundärkühlung aufgenommen. Mittels des
Wärmebilds werden Ist-Temperaturen der Oberflächenabschnitte W1, W2, W3, W4 bestimmt.
Bei den Ist-Temperaturen handelt es sich um Durchschnittstemperaturen der Oberflächenabschnitte
W1, W2, W3, W4.
[0029] Zusätzlich zu den Oberflächenabschnitten W1, W2, W3, W4, denen die Kühldüsenfelder
SK1, SK2, SK3, SK4 zugeordnet sind, wird auch die Temperatur von Oberflächenabschnitten
Q1, Q2, Q3 an der Stirnseite des Gießstrang G erfasst.
[0030] Fig. 4 zeigt ein stark vereinfachtes Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Stranggießen.
Zunächst werden die Parameter des herzustellenden Halbzeugs B, insbesondere dessen
Abmessungen und dessen Materialeigenschaften, erfasst (Schritt 301).
[0031] Basierend auf diesen Parametern werden automatisiert Steuervorgaben für die Vorrichtung
zum Stranggießen ermittelt (Schritt 302). Insbesondere werden die Soll-Oberflächentemperaturen
des Gießstrangs G am Auslauf der Vorrichtung zum Stranggießen und die Soll-Querschnittstemperaturen
des Gießstrangs am Auslauf der Vorrichtung zum Stranggießen bestimmt.
[0032] Anschließend werden die entsprechenden Temperaturen am Auslauf der Stranggießanlage
geregelt. Dazu werden zunächst auf der Grundlage der Soll-Oberflächentemperaturen
und der Soll-Querschnittstemperaturen Vorgabewerte für die Vorrichtung zur Sekundärkühlung
ermittelt und der Gießstrang basierend auf diesen Werten gekühlt (Schritt 303).
[0033] Mittels der Wärmebildkamera K werden im Anschluss die Ist-Oberflächentemperaturen
und die Ist-Querschnittstemperaturen gemessen und mit den vorher ermittelten Soll-Oberflächentemperaturen
und Soll-Querschnittstemperaturen verglichen (Schritt 304). In Abhängigkeit der Abweichung
der Ist-Temperaturen von den Soll-Temperaturen werden dann die Vorgabewerte für die
Vorrichtung zur Sekundärkühlung angepasst (Schritt 303).
[0034] Weiter können die gemessenen Ist-Temperaturen anschließend Anschlussprozessen (z.B.
Walzprozessen) zur Verfügung gestellt und/oder zu Zwecken der Qualitätssicherung gespeichert
werden (Schritt 305). Ebenfalls ist eine bildliche Darstellung des Temperaturprofils
denkbar.
1. Verfahren zum Stranggießen,
wobei ein Gießstrang (G) gegossen wird,
wobei der Gießstrang (G) wenigstens einen ersten und einen zweiten Oberflächenabschnitt
(W1, W2) aufweist,
wobei wenigstens ein Wärmebild des Gießstrangs (G) nach einer Sekundärkühlung des
Gießstrangs mittels einer Vorrichtung zur Sekundärkühlung (SK1, SK2, SK3, SK4) aufgenommen
wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass mit dem oder den Wärmebild(ern) der wenigstens erste und zweite Oberflächenabschnitt
(W1, W2) erfasst wird,
dass mittels des oder der Wärmebilder eine erste Ist-Temperatur des ersten Oberflächenabschnitts
(W1) des Gießstrangs (G) bestimmt wird, dass mittels des oder der Wärmebilder eine
zweite Ist-Temperatur des zweiten Oberflächenabschnitts (W2) des Gießstrangs (G) bestimmt
wird, dass in Abhängigkeit einer ersten Differenz zwischen der ersten Ist-Temperatur
und einer ersten Soll-Temperatur ein dem ersten Oberflächenabschnitt (W1) zugeordnetes
Kühldüsenfeld (SK1) der Vorrichtung zur Sekundärkühlung geregelt wird, und
dass in Abhängigkeit der zweiten Differenz zwischen der zweiten Ist-Temperatur und einer
zweiten Soll-Temperatur ein dem zweiten Oberflächenabschnitt (W2) zugeordnetes Kühldüsenfeld
(SK2) der Vorrichtung zur Sekundärkühlung geregelt wird.
2. Verfahren zum Stranggießen nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der erste und zweite Oberflächenabschnitt benachbart sind, und
dass der Betrag der Differenz der ersten Soll-Temperatur und der zweiten Soll-Temperatur
weniger als 150 Kelvin, insbesondere weniger als 100 Kelvin, beträgt.
3. Verfahren zum Stranggießen nach Patentanspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste und/oder zweite Soll-Temperatur größer als 800 °C, insbesondere größer
als 900 °C ist.
4. Verfahren zum Stranggießen nach einem der vorstehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass als erste Ist-Temperatur eine Durchschnittstemperatur, eine Maximaltemperatur oder
eine Minimaltemperatur bestimmt wird.
5. Verfahren zum Stranggießen nach einem der vorstehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels des oder der Wärmebilder die Oberseite des Gießstrangs (G) und/oder die Unterseite
des Gießstrangs (G) und/oder die linke Seite des Gießstrangs (G) und/oder die rechte
Seite des Gießstrangs (G) und/oder die Stirnseite des Gießstrangs (G) erfasst wird.
6. Verfahren zum Stranggießen nach einem der vorstehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels der ersten Ist-Temperatur und der zweiten Ist-Temperatur eine Kerntemperatur
des Gießstrangs (G) bestimmt wird.
7. Verfahren zum Stranggießen nach einem der vorstehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit der ersten Ist-Temperatur und der zweiten Ist-Temperatur eine Gießgeschwindigkeit
geregelt wird.
8. Verfahren zum Stranggießen nach einem der vorstehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass einem Verwender eine bildliche Darstellung des Temperaturprofils des Gießstrangs
(G) angezeigt wird.
9. Verfahren zum Stranggießen nach einem der vorstehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
die Sekundärkühlung verstärkt wird, und
im Anschluss die Gießgeschwindigkeit erhöht wird.
10. Vorrichtung zum Stranggießen
mit einer Vorrichtung zur Sekundärkühlung (SK1, SK2, SK3, SK4) eines Gießstrangs (G),
und
mit wenigstens einer Wärmebildkamera (K) zum Aufnehmen wenigstens eines Wärmebildes
des Gießstrangs (G) nach der Vorrichtung zur Sekundärkühlung (SK1, SK2, SK3, SK4)
des Gießstrangs (G),
wobei die Vorrichtung zur Sekundärkühlung ein erstes Kühldüsenfeld (SK1) aufweist,
welches einem ersten Oberflächenabschnitt (W1) des Gießstrangs (G) zugeordnet ist,
wobei die Vorrichtung zur Sekundärkühlung ein zweites Kühldüsenfeld (SK2) aufweist,
welches einem zweiten Oberflächenabschnitt (W2) des Gießstrangs zugeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung dazu eingerichtet ist,
mit dem oder den Wärmebilder(n) den wenigstens ersten (W1) und zweiten (W2) Oberflächenabschnitt
zu erfassen,
mittels des oder der Wärmebilder eine erste Ist-Temperatur des ersten Oberflächenabschnitts
(W1) des Gießstrangs (G) zu bestimmen,
mittels des oder der Wärmebilder eine zweite Ist-Temperatur des zweiten Oberflächenabschnitts
(W2) des Gießstrangs (G) zu bestimmen,
in Abhängigkeit einer ersten Differenz zwischen der ersten Ist-Temperatur und einer
ersten Soll-Temperatur, ein dem ersten Oberflächenabschnitt (W1) zugeordnetes Kühldüsenfeld
(SK1) der Vorrichtung zur Sekundärkühlung zu regeln, und
in Abhängigkeit der zweiten Differenz zwischen der zweiten Ist-Temperatur und einer
zweiten Soll-Temperatur, ein dem zweiten Oberflächenabschnitt (W2) zugeordnetes Kühldüsenfeld
(SK2) der Vorrichtung zur Sekundärkühlung zu regeln.