[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Optimierung des Betriebes einer
Spinnmaschine, insbesondere einer Offenend-Rotorspinnmaschine oder einer Luftdüsenspinnmaschine,
in Bezug auf Qualität und Produktivität. Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung
umfassend eine Steuereinrichtung und die Spinnmaschine.
[0002] Die
EP 2 565 306 B1 offenbart eine Offenend-Rotorspinnmaschine, bei die Drehzahl der Spinnrotoren automatisch
in Abhängigkeit von einer jeweils ermittelten Fadenbruchrate eingestellt wird und
dadurch die Fadenbruchrate so geregelt wird, dass die Fadenbruchrate in einem vorgegebenen
Sollbereich unterhalb einer maximalen Fadenbruchrate liegt. Die Drehzahl des Spinnrotors
bestimmt unmittelbar die Produktionsgeschwindigkeit der Offenend-Rotorspinnmaschine.
Damit bei einer Änderung der Drehzahl der Spinnrotoren vorgegebene Garnparameter bzw.
Garneigenschaften eingehalten werden, werden die Fadenabzugsgeschwindigkeit und die
Einspeisegeschwindigkeit des Faserbandes entsprechend der Drehzahl des Spinnrotors
verändert.
[0003] Beim Rotorspinnen erfolgt die Garnbildung in der Rotorrille des Spinnrotors. Hier
wird den abgelegten Fasern infolge des Torsionsmoments des umlaufenden Garnendes Drehung
erteilt. Diese Drehung erzeugt die für den Garnabzug notwendige Garnfestigkeit. Beim
Abzug des Garnes aus der Rotorrille muss der Faden eine Festigkeit aufweisen, welche
größer ist als die durch den Garnumlauf erzeugte Zentrifugalkraft im Rotor. Anderenfalls
würde der Faden bereits im Bereich des Rotors reißen. Bei nahezu konstanter Reißkraft
steigt die Zentrifugalkraft des umlaufenden Garnendes bei einer zunehmenden Rotordrehzahl
quadratisch an. Damit führt eine Verdopplung der Rotordrehzahl zu einer vierfachen
Fadenspannung im Bereich des Rotors. Die Gefahr des Fadenbruches im Bereich des Rotors
nimmt somit mit der Steigerung der Rotordrehzahl zu.
[0004] Die Fadenbruchrate, die beim Betrieb einer Offenend-Rotorspinnmaschine akzeptiert
werden kann, hängt von der Anzahl der zur Verfügung stehenden Mittel zur Fadenbruchbehebung
ab. Die Fadenbruchrate ist dabei die Anzahl der Fadenbrüche bezogen auf die Betriebszeit
der Offenend-Rotorspinnmaschine bzw. einer Arbeitsstelle. Der Fadenbruch wird durch
einen Anspinner behoben. Das Anspinnen kann halbautomatisch erfolgen, das heißt, dass
für das Anspinnen ein Bediener erforderlich ist. Das Anspinnen kann auch mittels eines
Anspinnwagens automatisch erfolgen. Es sind auch Maschinen bekannt, bei denen das
Anspinnen autark an einer Arbeitsstelle automatisch durchgeführt werden kann. Im ersten
Fall hängt die Anzahl der akzeptierbaren Fadenbrüche von der Anzahl der zur Verfügung
stehenden Bediener ab. Im zweiten Fall wird die zulässige Fadenbruchrate von der Anzahl
der Anspinnwagen bestimmt. Beim autarken Anspinnen an den Arbeitsstellen ist von Bedeutung,
wie viele Anspinner parallel durchgeführt werden können, ohne dass eine ausreichende
Unterdruckversorgung beeinträchtigt wird. Aufgrund der beschrieben Bedingungen kann
eine maximal zulässige Fadenbruchzahl festgelegt werden.
[0005] Die Geschwindigkeit mit der das Garn produziert wird und damit die Produktivität
der Offenend-Rotorspinnmaschine steigen mit zunehmender Rotordrehzahl. Deshalb ist
es wünschenswert, dass die Spinnrotoren mit der maximal möglichen Drehzahl betrieben
werden.
[0006] Die
DE 10 2004 053 505 A1 offenbart ein Verfahren zum Optimieren der Produktivität einer Luftdüsenspinnmaschine,
indem die Produktionsgeschwindigkeit bei erhöhter Anzahl von Fadenbrüchen reduziert
und bei verringerter Anzahl von Fadenbrüchen erhöht wird. Auch hier wird also die
Produktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Fadenbruchrate eingestellt. Zur
Änderung der Produktionsgeschwindigkeit werden die Liefergeschwindigkeit und die Abzugsgeschwindigkeit
entsprechend eingestellt. Damit die Spinndrehung in Relation zur Liefergeschwindigkeit
konstant bleibt, wird entsprechend die Druckluft in Abhängigkeit von der Produktionsgeschwindigkeit
eingestellt.
[0007] Die zuvor genannten Schriften betrachten ausschließlich die Produktivität der Spinnmaschinen.
Die Qualität des produzierten Garnes ist jedoch ebenfalls von entscheidender Bedeutung.
Deshalb sind im Stand der Technik sogenannte Garnreiniger bekannt, wie bspw. in der
EP 0 877 108 B1 beschrieben.
[0008] Garnreiniger erfassen während der Produktion des Garns messbare Eigenschaften des
Garns. Auf diese Weise sollen Garnfehler ermittelt werden. Durch eine Reinigungsgrenze
kann festgelegt werden, welche Garnfehler ausgereinigt werden und welche im Garn verbleiben.
Neben der Ausreinigung von Garnfehlern ermöglicht der Garnreiniger auch die Bewertung
der Qualität des Garns.
[0009] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, bei der Garnproduktion sowohl die
Produktivität als die Qualität zu optimieren.
[0010] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Optimierung des Betriebes einer Spinnmaschine
in Bezug auf Qualität und Produktivität gelöst. Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird ein Garn mit vorgegebenen Garneigenschaften produziert, ein Qualitätsparameter
des Garns wird während des Spinnbetriebes erfasst, ein Parameter zur Einstellung der
Produktionsgeschwindigkeit wird vorgeben, der Qualitätsparameter und der Parameter
zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit werden ausgewertet und die Einstellung
der Produktionsgeschwindigkeit erfolgt in Abhängigkeit von einer Zielgröße, wobei
die Zielgröße den Qualitätsparameter umfasst.
[0011] Die Optimierung erfolgt vorzugsweise für eine Offenend-Rotorspinnmaschine oder für
eine Luftdüsenspinnmaschine.
[0012] Die Garneigenschaften sind z. B. Garnfeinheit und Garndrehung. Außerdem beeinflusst
das verwendete Rohmaterial die Garneigenschaften. Die Garneigenschaften können vorzugsweise
auch durch Maschinen- und/oder Produktionsparameter vorgegeben werden. Dazu gehören
insbesondere die Spinnmittel, wie Spinnrotoren, Auflösewalzen und Abzugsdüsen bzw.
Spinndüsen. Außerdem spielt der Spinnunterdruck bzw. Spinndruck, der mittels der Spinneinrichtung
erteilte Verzug und die erteilte Drehung eine Rolle. Bei der Offenend-Rotorspinnmaschine
kommt es auf das Verhältnis von Abzugsgeschwindigkeit, Faserbandzuführung und Rotordrehzahl
an. Bei der Luftdüsenspinnmaschine ist es das Verhältnis von Spinndruck und Liefergeschwindigkeit.
[0013] Qualitätsparameter beschreiben vorzugsweise Abweichungen von vorgegebenen Garneigenschaften.
Zur Optimierung der Herstellung des Garns werden besonders vorzugsweise der CV-Wert
und/ oder IPI-Werte verwendet. Der CV-Wert ist dabei ein Maß für die Gleichmäßigkeit
des Garns, je ungleichmäßiger das Garn ist, desto höher ist der CV-Wert. Die IPI-Werte
sind sogenannte häufige Garnfehler (Imperfektionen), die einzeln betrachtet nicht
als störend beurteilt werden. Sie liegen größtenteils unterhalb des in der Kurzfehler-Matrix
aktivierten Ausreinigungsbereichs. Es können IPI-Werte für Dickstellen, Dünnstellen
und Neps angegeben werden.
[0014] Wie oben bereits beschrieben kommt als Parameter zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
bei einer Offenend-Rotorspinnmaschine vor allem die Rotordrehzahl in Betracht. Damit
die Garneigenschaften erhalten bleiben, müssen dann Einspeisung und Abzugsgeschwindigkeit
entsprechend angepasst werden. Bei der Luftdüsenspinnmaschine kann als Parameter zur
Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit die Liefergeschwindigkeit gewählt werden.
Der Spinndruck wird zur Beibehaltung der Garneigenschaften der Liefergeschwindigkeit
entsprechend angepasst.
[0015] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass die Produktionsgeschwindigkeit
der Spinnmaschine direkt Einfluss auf die Qualität des produzierten Garns hat. Mit
zunehmender Produktionsgeschwindigkeit nimmt die Qualität des produzierten Garnes
ab. Durch Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von einem Qualitätsparameter,
kann die maximale Produktivität bei Einhaltung einer gewünschten Qualität erreicht
werden. Um die Produktivität weiter zu erhöhen, können die Grenzen für den Qualitätsparameter
angepasst werden.
[0016] Die Optimierung kann für die ganze Spinnmaschine erfolgen, das heißt alle Arbeitsstellen
werden mit der gleichen Produktionsgeschwindigkeit betrieben. Die Einstellung erfolgt
dann vorzugsweise aufgrund von Mittelwerten oder anhand der Auswertung der Produktionsgeschwindigkeit
und Qualitätsparameter an einer Pilotspinnstelle. Es ist auch möglich jede Arbeitsstelle
individuell zu optimieren. Dazu sind autarke Arbeitsstellen erforderlich, die mit
individuellen Einzelantrieben ausgestattet sind. Jede Arbeitsstelle kann mit ihrer
eigenen individuellen Produktionsgeschwindigkeit produzieren. Damit können jeder Arbeitsstelle
auch unterschiedliche Grenzen für den Qualitätsparameter und unterschiedliche Garneigenschaften
vorgegeben werden. Es können auch Gruppen von Arbeitsstellen auf denen Garne mit gleichen
Garneigenschaften produziert werden für die Optimierung zusammengefasst werden.
[0017] Vorzugsweise erfolgt die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit mit Hilfe einer
Steuereinrichtung in Abhängigkeit von einer Zielgröße, wobei die Zielgröße den Qualitätsparameter
umfasst. Die Steuereinrichtung kann dabei vorzugsweise mit künstlicher Intelligenz
ausgestattet sein.
[0018] Dementsprechend wird die Aufgabe auch durch eine Vorrichtung gelöst, die eine Steuereinrichtung
und eine Spinnmaschine aufweist. Die Vorrichtung umfasst Mittel zur Produktion eines
Garns mit vorgegebenen Garneigenschaften, Mittel zur Erfassung eines Qualitätsparameters
des Garns während des Spinnbetriebes und Mittel zur Vorgabe eines Parameters zur Einstellung
der Produktionsgeschwindigkeit. Erfindungsgemäß ist die Steuereinrichtung zur Auswertung
des Qualitätsparameters und des Parameters zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
ausgebildet und die Steuereinrichtung ist so ausgebildet, dass die Einstellung der
Produktionsgeschwindigkeit mit Hilfe der Steuereinrichtung in Abhängigkeit von einer
Zielgröße erfolgen kann, wobei die Zielgröße den Qualitätsparameter umfasst.
[0019] Die Steuereinrichtung kann Teil der Spinnmaschine sein und ist in diesem Fall vorzugsweise
als zentrale Steuereinrichtung und/oder Arbeitsstellensteuerung ausbildet. Die integrierte
Steuereinrichtung übernimmt neben den Aufgaben bei der erfindungsgemäßen Optimierung
vorzugsweise auch die bekannten Steuerfunktionen einer Spinnmaschine. Die Steuereinrichtung
kann aber auch (räumlich) unabhängig von der Spinnmaschine sein. Es ist lediglich
notwendig, dass die erforderlichen Daten zwischen der Steuereinrichtung und der Spinnmaschine
ausgetauscht werden können. Dazu kann z. B. innerhalb einer Spinnerei die Steuereinrichtung
über ein Netzwerk mit der Spinnmaschine verbunden sein. Die Steuereinrichtung kann
dann zur Optimierung auch mit weiteren Spinnmaschinen der Spinnerei verbunden sein.
Bei bestimmten, im Folgenden noch beschriebenen Ausführungsformen kann eine Anbindung
der Steuereinrichtung und der Spinnmaschine an das Internet vorteilhaft sein. Die
Steuereinrichtung kann vorzugsweise als PC, Laptop oder Tablet ausbildet sein oder
diese umfassen.
[0020] Die Mittel zur Produktion eines Garnes sind vorzugsweise als Spinneinrichtung, insbesondere
als Offenend-Rotorspinneinrichtung oder Luftdüsenspinneinrichtung, ausgebildet. Die
Mittel zur Erfassung eines Qualitätsparameters des Garns sind vorzugsweise als Garnreiniger
ausgebildet. Zur Vorgabe eines Parameters zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
kann eine Bedieneinrichtung vorhanden sein.
[0021] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die
Fadenbruchrate erfasst und ausgewertet und die Zielgröße umfasst die Fadenbruchrate.
Die Zielgröße umfasst also bei dieser Ausgestaltung sowohl den Qualitätsparameter
als auch die Fadenbruchrate. Das heißt, die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
erfolgt sowohl in Abhängigkeit von dem Qualitätsparameter als in Abhängigkeit von
der Fadenbruchrate. Die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit erfolgt vorzugsweise
so, dass sowohl der Qualitätsparameter als auch die Fadenbruchrate innerhalb vorgegebener
Grenzen liegt. So können sowohl Produktivität als auch Qualität optimal eingestellt
werden. Es kann so sichergestellt werden, dass die Produktionsgeschwindigkeit nur
so hoch, dass die auftretenden Fadenbrüche noch behoben werden können. Auch wird die
Produktionsgeschwindigkeit so begrenzt, dass der Qualitätsparameter innerhalb der
vorgegebenen Grenzen bleibt.
[0022] Entsprechend weist eine vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
Mittel zur Erfassung der Fadenbruchrate auf, die Steuereinrichtung ist zur Auswertung
der Fadenbruchrate ausgebildet und die Zielgröße umfasst die Fadenbruchrate. Fadenbrüche
können in an sich bekannter Weise mit Hilfe von Fadenwächtern oder auch mit Hilfe
von Garnreinigern ermittelt werden. Eine entsprechende Auswerteeinrichtung wertet
die Fadenbrüche aus und ermittelt die Fadenbruchrate. Die Auswerteeinrichtung kann
auch Teil der Steuereinrichtung sein.
[0023] Die Steuereinrichtung umfasst gemäß einer bevorzugten Ausführungsform eine Benutzeroberfläche,
auf der gleichzeitig der Parameter zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
und die Zielgröße dargestellt sind. Das heißt, neben dem Parameter zur Einstellung
der Produktionsgeschwindigkeit wird auf der Benutzeroberfläche zumindest der Qualitätsparameter
angezeigt. Je nach Ausbildung der Zielgröße werden weitere Qualitätsparameter und/oder
die Fadenbruchrate auf der Benutzeroberfläche angezeigt. Vorzugsweise kann über die
gleiche Benutzeroberfläche auch der Parameter zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
verändert werden. Der Bediener erhält so alle relevanten Informationen, die er für
die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit benötigt. Mit Hilfe der Benutzeroberfläche
wird damit die Einstellung für den Bediener vereinfacht. Die Benutzeroberfläche kann
Teil einer Bedieneinrichtung der Spinnmaschine sein oder auch der Bildschirm eines
PCs, Laptops oder Tablets sein.
[0024] Besonders übersichtlich ist eine Darstellung des zeitlichen Verlaufs des Parameters
zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit und der Zielgröße auf der Benutzeroberfläche.
Damit kann der Bediener leicht erkennen, wie sich Änderungen der Produktionsgeschwindigkeit
auf die Zielgröße auswirken und entscheiden, ob die Produktionsgeschwindigkeit gesteigert
werden kann oder gesenkt werden sollte.
[0025] Vorzugsweise kann der Steuereinrichtung ein Grenzwert für die Zielgröße vorgegeben
werden. Vorzugsweise wird ein oberer und ein unterer Grenzwert für den Qualitätsparameter
vorgegeben bzw. ist mittels der Steuereinrichtung vorgebbar. Bei der Fadenbruchrate
kommt es vor allem auf den oberen Grenzwert an. Vorzugsweise werden der oder die Grenzwerte
auch auf der Benutzeroberfläche angezeigt. Auch ist einer Darstellung des oder der
Grenzwerte in der Darstellung des zeitlichen Verlaufs vorteilhaft.
[0026] Gemäß einer möglichen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist die Steuereinrichtung
ausgebildet, um die Produktionsgeschwindigkeit bzw. den Parameter zur Einstellung
der Produktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Abweichung der Zielgröße von
dem vorgegebenen Grenzwert automatisch zu verändern
[0027] Die Steuereinrichtung kann bevorzugt dazu ausgebildet sein, Vorschläge für eine Änderung
des Parameters zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit zu ermitteln. Die Vorschläge
werden in Abhängigkeit von der Abweichung der Zielgröße von dem vorgegebenen Grenzwert
ermittelt. Der jeweilige Vorschlag wird dem Bediener vorzugsweise auf der Benutzeroberfläche
angezeigt. Der Bediener kann dann in Verbindung mit einer entsprechenden Ausbildung
der Steuereinrichtung, den Vorschlag bestätigen oder manuell ändern und erst dann
bestätigen. Erst mit der Bestätigung wird die Änderung der Produktionsgeschwindigkeit
von der Steuereinrichtung durchgeführt.
[0028] Zur optimalen Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit der Spinnmaschine können
Prinzipien der künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen. In Verbindung mit der vorliegenden
Erfindung ist die Methode des fallbasierten Schließens (engl. case-based reasoning)
besonders vorteilhaft. Hierbei werden Probleme durch Analogieschluss gelöst. Um die
dazu notwendige Fallbasis zu schaffen, ist die Steuereinrichtung zum Erstellen und
Speichern von Datensätzen, die die vorgegebenen Garneigenschaften, den Parameter zur
Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit und die zugehörige Zielgröße umfassen,
ausgebildet. Wie schon erläutert verfügt die Steuerung vorzugsweise über eine Verbindung
zum Internet. Damit stehen nicht nur lokale Datensätze, sondern auch Datensätze anderer
Spinnereien zur Verfügung. Damit kann die Fallbasis deutlich vergrößert und das Lernen
des Systems beschleunigt werden.
[0029] Um einen passenden Fall unter den gespeicherten Datensätzen zu ermitteln, ist die
Steuereinrichtung vorzugsweise zum Vergleich der Datensätze mit den vorgegebenen Garneigenschaften
und einem vorgegebenen Grenzwert für die Zielgröße und zur Auswahl eines Datensatzes
für den Betrieb der Spinnmaschine in Abhängigkeit des Vergleichs ausgebildet ist.
Die Vorrichtung ist vorzugsweise zur Anwendung des ausgewählten Datensatzes ausgebildet.
Das heißt, es wird vorzugsweise durch Vergleich ein Datensatz ausgewählt und die Spinnmaschine
wird vorzugsweise auf Basis der ausgewählten Daten betrieben.
[0030] Damit der Bediener den ausgewählten Datensatz bewerten und überarbeiten kann, weist
die Steuereinrichtung eine Schnittstelle zur Überarbeitung des ausgewählten Datensatzes
auf.
[0031] Die Steuereinrichtung ist vorzugsweise zur Anwendung und Speicherung des überarbeiteten
Datensatzes ausgebildet. So kann der Datensatz überprüft werden und anschließend die
Fallbasis erweitern.
[0032] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Benutzeroberfläche zur Durchführung der erfindungsgemäßen Optimierung;
- Fig. 2
- eine Darstellung des zeitlichen Verlaufs des Parameters zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
und der Zielgröße;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung der Optimierung nach dem Prinzip des fallbasierten Schließens
[0033] Die Fig. 1 zeigt eine Benutzeroberfläche einer Steuereinrichtung mit deren Hilfe
der Bediener der Spinnmaschine die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit
von einer Zielgröße durchführen kann. In dem Ausführungsbeispiel umfasst die Zielgröße
einen Qualitätsparameter, nämlich einen CV-Wert, und die Fadenbruchrate (Yarn breaks).
Der CV-Wert wird in % angegeben. Das Ausführungsbeispiel bezieht sich auf eine Offenend-Rotorspinnmaschine.
[0034] Die Benutzeroberfläche enthält zunächst Angaben, die Rückschlüsse auf die Garneigenschaften
zulassen. Im Feld 1 wird der Losname, im Feld 2 die Losnummer, im Feld 3 die Garnnummer
und im Feld 4 der Arbeitsbereich angezeigt. Der Arbeitsbereich gibt die Spinnstellen
an, für die die Optimierung durchgeführt wird. Durch Angabe der Losnummer und des
Losnamens ist jederzeit eine Nachverfolgbarkeit weiterer für die Garneigenschaften
relevanter Maschinen- und Produktionsparameter gewährleistet.
[0035] Im Feld 5 kann der Betrachtungszeitraum (Observation time) angegeben werden, der
für die Optimierung verwendet werden soll. Die verbleibende Zeit (Remaining time)
wird in Feld 6 angegeben. In Feld 9 kann eine Referenzdrehzahl für den Spinnrotor
angeben werden. Ferner kann in Feld 7 eine Schrittgröße (Delta Rotor Speed) angegeben
werden, mit die Rotordrehzahl zur Optimierung verändert wird. Im Feld 14 wird die
obere Grenze (max) für die Fadenbruchrate angegeben. Das Feld 16 ermöglicht die Eingabe
einer unteren Grenze (min) für den CV-Wert. Im Feld 17 wird die obere Grenze (max)
des CV-Wertes vorgegeben.
[0036] Durch die Betätigung der Startfläche 10 wird der Optimierungsvorgang gestartet. Mit
der Stopfläche 11 kann der Vorgang unterbrochen oder beendet werden. Der Betrieb der
Spinnmaschine startet zunächst mit der Referenzdrehzahl 9. Die aktuelle Rotordrehzahl
wird in Feld 8 angezeigt. Die laufende Produktion (Production) wird im Feld 12 angezeigt.
Das heißt, es werden die Meter produzierten Garns angegeben. Ferner wird die aktuelle
Fadenbruchrate 13 und der CV-Wert 15 angegeben. Direkt angrenzend sind die vorgegebenen
Grenzwerte angegeben. Der Bediener sieht nun auf einen Blick, ob und wie weit, die
Fadenbruchrate 13 und der CV-Wert 15 von den Grenzen entfernt sind. Der Bediener kann
nun die Rotordrehzahl direkt über die Referenzdrehzahl 9 oder per Tastendruck, um
die vorher festgelegte Schrittgröße 7, verändern.
[0037] In einer alternativen Ausführungsform ist die Steuereinrichtung dazu ausgebildet,
Vorschläge für eine Änderung der Rotordrehzahl zu machen. Solche Vorschläge können
z. B. über ein Pop-up-Fenster anzeigt werden. In der Steuereinrichtung kann ein Algorithmus
hinterlegt sein, der auf Basis der Abweichung der Fadenbruchrate 13 und des CV-Wertes
15 von den vorgegebenen Grenzwerten 14, 16, 17 und der Schrittgröße 7 diesen Vorschlag
berechnet. Der Bediener hat hier noch mal die Möglichkeit den Vorschlag zu überprüfen,
bevor die Änderung der Rotordrehzahl durchgeführt wird.
[0038] Um dem Bediener die Entscheidung über eine Änderung der Produktionsgeschwindigkeit
zu erleichtern, kann vorteilhafterweise der zeitliche Verlauf des Parameters zur Einstellung
der Produktionsgeschwindigkeit und der Zielgröße grafisch dargestellt werden. Die
Fig. 2 zeigt eine solche grafische Darstellung wieder am Beispiel einer Offenend-Rotorspinnmaschine.
Als Zielgröße ist ein CV-Wert dargestellt.
[0039] Die Fig. 2 zeigt demnach den Verlauf 20 des CV-Wertes und den Verlauf 21 der Rotordrehzahl
über der Zeit (Time). Außerdem ist die untere Grenze 18 und die obere Grenze 19 für
den CV-Wert dargestellt. Am Anfang der Betrachtung liegt der CV-Wert innerhalb der
vergebenen Grenzen, jedoch nur knapp oberhalb der unteren Grenze 18. Hier besteht
also die Möglichkeit die Rotordrehzahl zu erhöhen und die Produktivität zu steigern.
Die Rotordrehzahl wird in mehreren Schritten erhöht. Der CV-Wert steigt jeweils an
bis der obere Grenzwert 19 überschritten ist. Die Rotordrehzahl wird um den zuletzt
durchgeführten Schritt wieder gesenkt. Damit ist ein optimierter Arbeitspunkt gefunden,
der eine höhere Produktionsgeschwindigkeit aufweist. Der CV-Wert liegt aber nach wie
vor innerhalb der vorgegeben Grenzen.
[0040] Die Fig. 3 veranschaulicht eine Optimierung des Betriebes einer Spinnmaschine in
Bezug auf Qualität und Produktivität mit Hilfe des Prinzips des fallbasierten Schließens.
Der Vorgang erfolgt weitestgehend automatisch und wird von der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung
durchgeführt, die z. B. einen Chip mit künstlicher Intelligenz umfasst.
[0041] Ausgangspunkt für die Optimierung ist eine Fallbasis bzw. eine Datenbasis 22. Diese
Datenbasis 22 enthält eine Vielzahl von Datensätzen 23 mit optimierten Betriebspunkten
einer oder mehrerer Spinnmaschinen unter vorgegebenen Bedingungen. Dazu enthalten
die Datensätze 23 die vorgegebenen Garneigenschaften, den Parameter zur Einstellung
der Produktionsgeschwindigkeit und die sich daraus ergebene Zielgröße. Bezugszeichen
24 definiert vorgegebene Bedingungen, unter denen der Betrieb einer Spinnmaschine
optimiert werden soll. Die vorgegebenen Bedingungen 24 umfassen zumindest die vorgegebenen
Garneigenschaften und einem vorgegebenen Grenzwert für die Zielgröße. Nun werden die
Bedingungen 24 mit den Datensätzen 23 verglichen und der den Bedingungen 24 am nächsten
kommende Datensatz 22 ausgewählt (Retrieve). Daraus ergibt sich der Datensatz 25.
Durch die Anwendung dieses Datensatzes 25 unter den vorgegebenen Bedingungen erhält
man den angewendeten Datensatz 26 (Reuse). Bis hier hin erfolgt das beschriebene Verfahren
vorzugsweise automatisch durch die Steuereinrichtung. Die Steuereinrichtung weist
vorzugsweise eine Schnittstelle auf, die eine Überarbeitung durch den Bediener ermöglicht
(Revise). Damit erhält man den Datensatz 27, der schließlich als Datensatz 28 in die
Datenbasis 22 übernommen wird (Retain). Damit lernt die Steuereinrichtung und kann
für künftige Optimierungen auf eine größere Datenbasis 22 zurückgreifen.
1. Verfahren zur Optimierung des Betriebes einer Spinnmaschine in Bezug auf Qualität
und Produktivität,
wobei ein Garn mit vorgegebenen Garneigenschaften produziert wird,
wobei ein Qualitätsparameter (15) des Garns während des Spinnbetriebes erfasst wird,
wobei ein Parameter (9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit vorgeben wird,
wobei der Qualitätsparameter (15) und der Parameter (9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
ausgewertet werden,
wobei die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von einer Zielgröße
erfolgt, wobei die Zielgröße den Qualitätsparameter (15) umfasst.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenbruchrate (13) erfasst und ausgewertet wird und die Zielgröße die Fadenbruchrate
(13) umfasst.
3. Vorrichtung umfassend eine Steuereinrichtung und eine Spinnmaschine
mit Mitteln zur Produktion eines Garns mit vorgegebenen Garneigenschaften,
mit Mitteln zur Erfassung eines Qualitätsparameters (15) des Garns während des Spinnbetriebes
und
mit Mitteln zur Vorgabe eines Parameters (9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit,
wobei die Steuereinrichtung zur Auswertung des Qualitätsparameters (15) und des Parameters
(9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit ausgebildet ist,
wobei die Steuereinrichtung so ausgebildet ist, dass die Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
mit Hilfe der Steuereinrichtung in Abhängigkeit von einer Zielgröße erfolgen kann,
wobei die Zielgröße den Qualitätsparameter (15) umfasst.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zur Erfassung der Fadenbruchrate vorhanden sind, die Steuereinrichtung zur
Auswertung der Fadenbruchrate (13) ausgebildet ist und die Zielgröße die Fadenbruchrate
(13) umfasst.
5. Vorrichtung nach einem Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung eine Benutzeroberfläche umfasst, auf der gleichzeitig der Parameter
(9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit und die Zielgröße dargestellt sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung zur Darstellung des zeitlichen Verlaufs (20, 21) des Parameters
(9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit und der Zielgröße ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Steuereinrichtung ein Grenzwert (14, 16, 17) für die Zielgröße vorgebbar ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung dazu ausgebildet ist, Vorschläge für eine Änderung des Parameters
(9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit zu ermitteln.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung zum Erstellen und Speichern von Datensätzen (23), die die vorgegebenen
Garneigenschaften, den Parameter (9) zur Einstellung der Produktionsgeschwindigkeit
und die zugehörige Zielgröße umfassen, ausgebildet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung zum Vergleich der Datensätze (23) mit den vorgegebenen Garneigenschaften
und einem vorgegebenen Grenzwert für die Zielgröße und zur Auswahl eines Datensatzes
(25) für den Betrieb der Spinnmaschine in Abhängigkeit des Vergleichs ausgebildet
ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung eine Schnittstelle zur Überarbeitung des ausgewählten Datensatzes
(26) aufweist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung zur Anwendung und Speicherung des überarbeiteten Datensatzes
(27) ausgebildet ist.