Technischer Hintergrund
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Antiresonanten Hohlkernfaser,
die einen sich entlang einer Faser-Längsachse erstreckenden Hohlkern und einen den
Hohlkern umgebenden Mantelbereich, der eine Anzahl von Antiresonanzelementen umfasst,
mit den Verfahrensschritten:
- (a) Bereitstellen eines Mantelrohres, das eine Mantelrohr-Innenbohrung und eine Mantelrohr-Längsachse
aufweist, entlang der sich eine von einer Innenseite und einer Außenseite begrenzte
Mantelrohr-Wandung erstreckt,
- (b) Bereitstellen von rohrförmigen Antiresonanzelement-Vorformlingen,
- (c) Anordnen der Antiresonanzelement-Vorformlinge an Soll-Positionen der Innenseite
der Mantelrohr-Wandung unter Bildung einer primären Vorform, die einen hohlen Kernbereich
und einen inneren Mantelbereich aufweist, und
- (d) Elongieren der primären Vorform zu der Hohlkernfaser oder Weiterverarbeitung der
primären Vorform zu einer sekundären Vorform, aus der die Hohlkernfaser gezogen wird,
wobei die Weiterverarbeitung eine einmalige oder wiederholte Durchführung von einem
oder mehreren der folgenden Heißformprozesse umfasst:
- (i) Elongieren,
- (ii) Kollabieren,
- (iii) Kollabieren und gleichzeitiges Elongieren,
- (iv) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial,
- (v) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und anschließendes Elongieren,
- (vi) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und gleichzeitiges Elongieren.
[0002] Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung einer Vorform für eine
Antiresonante Hohlkernfaser, die einen sich entlang einer Faser-Längsachse erstreckenden
Hohlkern und den Hohlkern umgebenden Mantelbereich aufweist, der mehrere Antiresonanzelemente
umfasst, mit den Verfahrensschritten:
- (a) Bereitstellen eines Mantelrohres mit einer Mantelrohr-Längsachse, entlang der
sich eine von einer Innenseite und einer Außenseite begrenzte Mantelrohr-Wandung erstreckt,
- (b) Bereitstellen von rohrförmigen Antiresonanzelement-Vorformlingen,
- (c) Anordnen der Antiresonanzelement-Vorformlinge an Soll-Positionen der Innenseite
der Mantelrohr-Wandung unter Bildung einer primären Vorform, die einen hohlen Kernbereich
und einen inneren Mantelbereich aufweist, und
- (d) Elongieren der primären Vorform zu der Hohlkernfaser oder Weiterverarbeitung der
primären Vorform zu einer sekundären Vorform für die Hohlkernfaser, wobei die Weiterverarbeitung
eine einmalige oder wiederholte Durchführung von einem oder mehreren der folgenden
Heißformprozesse umfasst:
- (i) Elongieren,
- (ii) Kollabieren,
- (iii) Kollabieren und gleichzeitiges Elongieren,
- (iv) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial,
- (v) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und anschließendes Elongieren,
- (vi) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und gleichzeitiges Elongieren.
[0003] Herkömmliche Monomode-Lichtleitfasern aus Vollmaterial haben einen Kernbereich aus
Glas, der von einem Mantelbereich aus Glas mit niedrigerem Brechungsindex umgeben
ist. Die Lichtleitung beruht dabei auf Totalreflexion zwischen Kern- und Mantelbereich.
Die Wechselwirkungen des geführten Lichtes mit dem Vollmaterial sind jedoch mit einer
erhöhten Latenz bei der Datenübertragung und relativ niedrigen Schädigungsschwellen
gegenüber energiereicher Strahlung verbunden.
[0004] Diese Nachteile vermeiden oder verringern "Hohlkernfasern", bei denen der Kern einen
evakuierten, mit Gas oder Flüssigkeit gefüllten Hohlraum umfasst. In Hohlkernfasern
ist die Wechselwirkung des Lichtes mit dem Glas geringer als in Vollkernfasern. Der
Brechungsindex des Kerns ist kleiner als der des Mantels, so dass eine Lichtleitung
durch Totalreflexion nicht möglich ist und das Licht normalerweise aus dem Kern in
den Mantel entweichen würde. In Abhängigkeit vom physikalischen Mechanismus der Lichtleitung
werden Hohlkernfasern unterteilt in "photonische Bandlückenfasern" und "Antiresonanz-Reflexionsfaser".
[0005] Bei "photonischen Bandlückenfasern" ist der hohle Kernbereich von einem Mantel umgeben,
in dem kleine Hohlkanäle periodisch angeordnet sind. Die periodische Struktur der
Hohlkanäle im Mantel bewirkt den in Anlehnung an die Halbleitertechnologie als "photonische
Bandlücke" bezeichneten Effekt, wonach an den Mantelstrukturen gestreutes Licht bestimmter
Wellenlängenbereiche aufgrund von Braggreflexion im zentralen Hohlraum konstruktiv
interferiert und sich nicht transversal im Mantel ausbreiten kann.
[0006] Bei der als "Antiresonante Hohlkernfaser" ("antiresonant hollow-core fibers"; AR-HCF)
bezeichneten Ausführungsform der Hohlkernfaser ist der hohle Kernbereich von einem
inneren Mantelbereich umgeben, in dem sogenannte "antiresonante Elemente" (oder "Antiresonanzelemente";
kurz: "AREs") angeordnet sind. Die um den Hohlkern gleichmäßig verteilten Wandungen
der Antiresonanzelemente können als in Antiresonanz betriebene Fabry-Perot-Kavitäten
wirken, die das auftreffende Licht reflektieren und durch den Faserkern leiten.
[0007] Diese Fasertechnologie verspricht eine niedrige optische Dämpfung, ein sehr breites
Transmissionsspektrum (auch im UV- oder IR-Wellenlängenbereich) und eine geringe Latenz
bei der Datenübertragung.
[0008] Potentielle Anwendungen der Hohlkernfasern liegen auf dem Gebiet der Datenübertragung,
der Hochleistungsstrahlführung, beispielsweise zur Materialbearbeitung, der Modalfilterung,
der nichtlinearen Optik, insbesondere zur Superkontinuumserzeugung, vom ultravioletten
bis infraroten Wellenlängenbereich.
Stand der Technik
[0009] Ein Nachteil Antiresonanter Hohlkernfasern liegt darin, dass Moden höherer Ordnung
nicht zwangsläufig unterdrückt werden, so dass sie über große Übertragungslängen häufig
nicht rein einmodig sind und sich die Qualität des Ausgangsstrahls verschlechtert.
[0010] Im Paper von
Francesco Poletti "Nested antiresonant nodeless hollow core fiber"; Optics Express,
Vol. 22, No. 20 (2014); DOI: 10.1364/OE 22.023807, wird ein Faserdesign vorgeschlagen, bei dem Antiresonanzelemente nicht als einfaches
singuläres Strukturelement ausgebildet sind, sondern sich aus mehreren, miteinander
verschachtelten (englisch: nested) Strukturelementen zusammensetzen. Die verschachtelten
Antiresonanzelemente sind so ausgelegt, dass Kernmoden höherer Ordnung phasenangepasst
an die Mantelmoden sind und unterdrückt werden, aber nicht die fundamentale Kernmode.
Dadurch ist die Ausbreitung der fundamentalen Kernmode stets gewährleistet und die
Hohlkernfaser kann über einen begrenzten Wellenlängenbereich effektiv einmodig gemacht
werden.
[0011] Die effektive Modenunterdrückung hängt von der Mittenwellenlänge des übertragenen
Lichts und von Strukturparametern des Faserdesigns ab, wie dem Radius des Hohlkerns
und der Durchmesserdifferenz von verschachtelten Ringstrukturen in den Antiresonanzelementen.
[0012] Aus der
EP 3 136 143 A1 ist eine Antiresonante Hohlkernfaser bekannt (dort bezeichnet als "Hohlkernfaser
ohne Bandlücke"), bei der der Kern neben der Fundamentalmode noch weitere Moden leiten
kann. Zu diesem Zweck ist er von einem inneren Mantel mit "nicht-resonanten Elementen"
umgeben, die eine Phasenanpassung von antiresonanten Moden mit den höheren Moden liefern.
Die Herstellung der Hohlkernfaser erfolgt nach einer sogenannten "stack-and-draw-Technik",
indem die Ausgangselemente zu einem achsenparallelen Ensemble angeordnet und zu einer
Vorform fixiert werden und die Vorform anschließend elongiert wird. Hierbei wird ein
Mantelrohr mit hexagonalem Innenquerschnitt verwendet und in den Innenkanten des Mantelrohres
werden sechs sogenannte "ARE-Vorformen" (Anti-Resonanz-Element-Vorformen) fixiert.
Diese Vorform wird in zwei Stufen zu einer Hohlkernfaser ausgezogen.
[0013] Aus der
WO 2018/169487 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung einer Vorform für antiresonante Hohlkernfasern
bekannt, bei dem ein erster Mantelbereich eine Vielzahl an Stäben und ein zweiter
Mantelbereich eine Vielzahl von Rohren umfasst, die von einem äußeren Mantelrohr umgeben
sind. Stäbe, Rohre und Mantelrohr werden mittels "Stack and draw"-Technik zur Bildung
einer Vorform zusammengefügt. Vor dem Elongieren der Vorform wird das Vorformende
versiegelt, was durch Aufbringen einer Siegelmasse geschieht. Als Siegelmasse wird
beispielsweise ein UV-Kleber eingesetzt.
Technische Aufgabenstellung
[0014] Antiresonante Hohlkernfasern und insbesondere solche mit verschachtelten Strukturelementen
haben komplexe Innengeometrien, was ihre exakte und reproduzierbare Herstellung erschwert.
Dies gilt umso mehr, da zur Einhaltung der Resonanzbeziehungsweise Antiresonanzbedingungen
bereits geringe Maßabweichungen in der Größenordnung der Arbeitswellenlänge des zu
führenden Lichts nicht tolerierbar sind. Abweichungen von der Soll-Geometrie können
ihre Ursache bei der Konfiguration der Faser-Vorform haben, und sie können auch durch
ungewollte nichtmaßstäbliche Verformungen beim Faserziehprozess auftreten.
[0015] Bei der bekannten "Stack-and-Draw"-Technik sind viele Elemente positionsgenau zusammenzufügen.
Beispielsweise müssen zur Herstellung der aus dem eingangs genannten Paper bekannten
Hohlkernfaser im "NANF"-Design sechs Antiresonanzelement-Vorformlinge, jeweils bestehend
aus einem Hüllrohr und einseitig an der Hüllrohr-Innenmantelfläche eingeschweißter
Innen-Kapillare, an der Innenseite eines Mantelrohrs angebracht werden.
[0016] Zur Realisierung geringer Dämpfungswerte und breiter Transmissionsbereiche ist neben
einer gleichmäßigen Wandstärke der Wandungen der Antiresonanzelemente auch die azimutale
Position der Antiresonanzelemente innerhalb des Mantelrohres wichtig. Dies ist mit
der "Stack-and-Draw"-Technik nicht ohne Weiteres zu realisieren. Ziel der Erfindung
ist, ein Verfahren zur kostengünstigen Herstellung einer Antiresonanten Hohlkernfaser
anzugeben, das Beschränkungen herkömmlicher Herstellungsverfahren vermeidet.
[0017] Insbesondere ist es Ziel der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung einer Antiresonanten
Hohlkernfaser und einer Vorform für Antiresonante Hohlkernfasern bereitzustellen,
mit dem reproduzierbar eine hohe Präzision der Strukturelemente und eine exakte Positionierung
der Antiresonanzelemente in der Faser in einer ausreichend stabilen und reproduzierbaren
Weise erreicht werden kann.
[0018] Außerdem sollen Nachteile der klassischen "Stack and Draw"-Technik, mit der die erforderlichen
Strukturgenauigkeiten, insbesondere eine gleichmäßige Wandstärke der Antiresonanzelemente
und eine exakte Positionierung an vorgegebenen azimutalen Positionen nicht einfach
zu erreichen ist, möglichst vermieden werden.
Zusammenfassung der Erfindung
[0019] Hinsichtlich des Verfahrens zur Herstellung der Antiresonanten Hohlkernfaser wird
diese Aufgabe ausgehend von einem Verfahren der eingangs genannten Gattung erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass Antiresonanzelement-Vorformlinge bereitgestellt werden, die jeweils
mindestens ein Hüllrohr und/oder mindestens eine Innen-Kapillare aufweisen, wobei
das Hüllrohr und/oder die Innen-Kapillare anhand eines Vertikalziehverfahrens ohne
Formwerkzeug erzeugt wird.
[0020] Ausgangspunkt für die Herstellung der Antiresonanten Hohlkernfaser ist eine Vorform,
die hier auch als "primäre Vorform" bezeichnet wird. Die Herstellung der primären
Vorform umfasst den Einbau und das Verbinden von Antiresonanzelement-Vorformlingen
mit einem Mantelrohr unter Bildung eines sogenannten "Canes". Die primäre Vorform
kann zu der Hohlkernfaser elongiert werden; in der Regel wird der primären Vorform
aber zusätzliches Mantelmaterial hinzugefügt, um daraus eine hier als "sekundäre Vorform"
bezeichnete Vorform zu erzeugen. Gegebenenfalls wird die Hohlkernfaser durch Elongieren
der sekundären Vorform erzeugt. Alternativ werden die primäre Vorform oder die sekundäre
Vorform unter Ausbildung eines koaxialen Ensembles von Bauteilen mit einem Überfangzylinder
oder mit mehreren Überfangzylindern umgeben und das koaxiale Ensemble direkt zu der
Hohlkernfaser elongiert. Der allgemeine Begriff "Vorform" wird hier zur Bezeichnung
desjenigen Bauteils oder desjenigen koaxialen Ensembles von Bauteilen verstanden,
aus der die Hohlkernfaser letztlich gezogen wird.
[0021] Die Herstellung der Vorform umfasst eine Anzahl von Verfahrensschritten, bei denen
Ausgangselemente der Hohlkernfaser hergestellt und zueinander positioniert werden
und mindestens einen Heißverformungsschritt. Jedes der Ausgangselemente und weist
eine gewisse Abweichung von seiner Sollgeometrie auf und jeder Schritt der Positionierung
und Umformung führt zwangsläufig zu Geometrieabweichungen, die sich in der fertigen
Vorform zu einem absoluten Geometriefehler aufsummieren. Insbesondere die Heißumformung
von Glas kann bei geringsten Abweichungen von einem idealen in der Regel zylindersymmetrischen
Temperaturprofil der Heizzone zu einer ungewollten und nicht reproduzierbaren Verformung
führen.
[0022] Die beim erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte primäre Vorform enthält Antiresonanzelemente,
von denen mindestens einige, vorzugsweise alle in einem Vertikalziehverfahren ohne
Formwerkzeug erzeugt werden.
- Unter einem Formwerkzeug wird hier beispielsweise eine Formdüse, ein Formdorn oder
ein anderes Glasbläserwerkzeug verstanden, das beim Umformprozess zwecks Formgebung
in direkten Kontakt mit der heißen Glasmasse gebracht wird. Derartige Formwerkzeuge
bestehen aus einem hochtemperaturfesten Werkstoff, wie beispielsweise aus Wolfram,
und sie bewirken häufig Verunreinigungen im Glas. Außerdem können sie durch den Kontakt
mit der heißen Glasmasse zu Beschädigungen der Oberfläche des abgezogenen Glasstrangs
führen.
Da es sich beim erfindungsgemäßen Verfahren um ein berührungsloses Formgebungsverfahren,
das heißt: ohne Einsatz von Formwerkzeugen, handelt, werden alle diese Nachteile vermieden.
Es werden Hüllrohre beziehungsweise Innen-Kapillaren erhalten, die sich durch hohe
Reinheit und schädigungsarme Oberfläche auszeichnen. Insbesondere wird ein Hüllrohr
beziehungsweise eine Innen-Kapillare aus Quarzglas erhalten, das eine Wolfram-Konzentration
von weniger als 2 Gew.-ppb enthält.
- Bei bekannten Methoden zum Elongieren eines Ausgangszylinders erfolgt das Umformen
in einer Heizzone bei horizontal orientierter Ausgangszylinder-Längsachse. Derartige
Horizontalziehverfahren werden insbesondere zum Elongieren langer Rohre eingesetzt.
Dabei können in der Heizzone gebildete Partikel, beispielsweise aus Metall, Graphit
oder SiC, durch die Schwerkraft leicht auf die heiße Glasmasse gelangen. Derartige
Partikel führen zu einer Verschlechterung sowohl der optischen Eigenschaften (Absorption,
Brechzahl) als auch der mechanischen Eigenschaften (Blasen oder Partikel) und führen
beim Faserziehprozess in der Regel zum Faserbruch.
Beim erfindungsgemäßen Vertikalziehverfahren tritt dieser Effekt nicht auf, da die
in der Heizzone gebildeten Partikel infolge der Schwerkraft seitlich zum elongierten
Rohrstrang herabfallen. Es werden Hüllrohre beziehungsweise Innen-Kapillaren erhalten,
die sich durch hohe Partikelfreiheit auszeichnen.
Insbesondere wird nach Beendigung des Vertikalziehverfahrens ein Hüllrohr beziehungsweise
eine Innen-Kapillare mit einer Außenmantelfläche erhalten, die frei ist von Partikeln
mit einer Größe von mehr als 0,005 mm.
[0023] Insgesamt können so Hüllrohre und Innen-Kapillare mit einer höheren Bruchfestigkeit
(durch geringe Partikelkontamination) und einer verbesserten geometrische Genauigkeit
realisiert werden, was auch in verbesserten Dämpfungseigenschaften und Bandbreitenperformance
beiträgt. Die Fertigung der Bauteile kann mit einer Maßabweichung von weniger als
0,1 mm in der Wandstärke erfolgen.
[0024] Bei einer besonders bevorzugten Verfahrensvariante umfasst das Vertikalziehverfahren
zum Herstellen des Hüllrohres und/oder zum Herstellen der Innen-Kapillare folgende
Verfahrensschritte:
(aa) Bereitstellen eines Ausgangshohlzylinders aus Glas, der eine ZylinderLängsachse
und eine äußere sowie eine innere Zylindermantelfläche aufweist,
(bb) einen ersten Elongierprozess, bei dem der Ausgangshohlzylinder mit vertikal orientierter
Längsachse kontinuierlich einer ersten Heizzone mit einer ersten Heizzonenlänge LH1 zugeführt, darin bereichsweise erweicht und aus dem erweichten Bereich ein Zwischenzylinder
ohne Formwerkzeug abgezogen wird,
(cc) einen zweiten Elongierprozess, bei dem der Zwischenzylinder oder ein aus dem
Zwischenzylinder durch Elongieren erhaltener elongierter Zwischenzylinder mit vertikal
orientierter Längsachse kontinuierlich einer zweiten Heizzone mit einer zweiten Heizzonenlänge
LH2 zugeführt, darin bereichsweise erweicht und aus dem erweichten Bereich ein Rohrstrang
mit einem Außendurchmesser Ta und einem Innendurchmesser Ti ohne Formwerkzeug abgezogen wird, wobei gilt: LH2 < LH1 und Ta/Ti < 1,5, und
(dd) Ablängen des Rohrstrangs zu Hüllrohren.
[0025] Der Elongierprozess verläuft hierbei in mindestens zwei Stufen und in mindestens
zwei unterschiedlichen Ziehanlagen. Die dabei zum Einsatz kommenden Ziehanlagen unterscheiden
sich insbesondere in der Länge ihrer Heizzone. Darunter wird bei einer Heizzone mit
einem in vertikaler Richtung konstanten Temperaturprofil diejenige beheizte Länge
verstanden, innerhalb der die Temperatur ihren nominalen Sollwert hat. Bei einer Heizzone
mit einem in vertikaler Richtung nicht konstanten Temperaturprofil wird derjenige
Längenabschnitt verstanden, innerhalb dem die in Grad Celsius gemessene Temperatur
mindestens 90% der maximalen Ziehtemperatur beträgt.
- Die vergleichsweise längere Heizzone im ersten Elongierschritt trägt zu einer homogeneren
radialen Temperaturverteilung im Volumen des umzuformenden Ausgangszylinders bei und
ermöglicht einen großen Materialdurchsatz. Die erste Heizzonenlänge LH1 beträgt mindestens 200 mm, und liegt vorzugsweise zwischen 250 und 400 mm.
- Die vergleichsweise kürzere Heizzone im zweiten Elongierschritt bewirkt einen steileren
Temperaturgradienten in axialer Richtung des umzuformenden Zwischenzylinders. Dies
resultiert in einer relativ kurzen Ziehzwiebel mit einer geringen Ziehzwiebelmasse.
Infolge der geringeren erweichten Masse werden wiederum deren Eigenschwingungen reduziert,
mit dem Ergebnis geringerer Maßabweichungen beim abgezogenen Rohrstrang. Die zweite,
kürzere Heizzonenlänge LH2 beträgt maximal 180 mm, und sie liegt vorzugsweise zwischen 50 und 150 mm.
[0026] Bei einer besonders vorteilhaften Variante des zweistufigen Elongierverfahren umfasst
das Bereitstellen des Ausgangshohlzylinders gemäß Verfahrensschritt (aa) eine mechanische
Bearbeitung der Zylindermantelflächen zur Einstellung von Ausgangshohlzylinder-Endmaßen,
umfassend einen Außendurchmesser C
a von mindestens 90 mm, einen Innendurchmesser C
i und ein Durchmesserverhältnis C
a/C
i von weniger als 2,8.
[0027] Die mechanische Bearbeitung der Zylindermantelflächen des Ausgangshohlzylinders erfolgt
vorzugsweise durch spanende Bearbeitung mittels Schneiden, Bohren, Fräsen, Schleifen,
Honen und/oder Polieren erfolgt.
[0028] Diese Bearbeitungstechniken liefern im Vergleich zu anderen bekannten Umformtechniken
zur Hohlzylinder-Fertigung unter Einsatz von Hitze und Druck genauere und filigranere
Strukturen und sie vermeiden Verunreinigungen der Oberflächen durch Formwerkzeuge,
wie beispielsweise Düsen, Pressen oder Schmelzformen.
[0029] Als Ausgangszylinder wird ein vergleichsweise großer Hohlzylinder mit einem Außendurchmesser
C
a von mindestens 90 mm, bevorzugt mindestens150 mm, und besonders bevorzugt mindestens
180 mm, eingesetzt. Das Durchmesserverhältnis C
a/C
i ist ein Maß für die Wandstärke des Ausgangszylinders.
[0030] Dieser wird über den Zwischenschritt des mindestens einen Zwischenzylinders vorteilhaft
zu einem Rohrstrang mit einem Außendurchmesser T
a im Bereich von 7 bis 25 mm gezogen.
[0031] Bei einer ersten Verfahrensvariante wird die Wandstärke des Rohrstrangs vorzugsweise
auf einen Wert zwischen 0,2 und 2 mm, bevorzugt auf einen Wert zwischen 0,22 und 1,2
mm, eingestellt, und das Durchmesserverhältnis T
a/T
i auf einen Wert im Bereich von 1,02 und 1,14, vorzugsweise auf einen Wert im Bereich
von 1,04 bis 1,08.
[0032] Bei einer zweiten Verfahrensvariante wird die Wandstärke des Rohrstrangs vorzugsweise
auf einen Wert zwischen
0,2 und 2 mm, bevorzugt auf einen Wert zwischen 0,22 und 1,2 mm, eingestellt, und das Durchmesserverhältnis
T
a/T
i auf einen Wert im Bereich von 1,02 und 1,14, vorzugsweise auf einen Wert im Bereich
von 1,04 bis 1,08.
[0033] Insbesondere im Hinblick auf eine möglichst glatte Innenoberfläche des abgezogenen
Rohrstrangs hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn das Ausziehverhältnis in Summe
der Elongierprozesse auf einen Wert im Bereich von 38 bis 7800 eingestellt wird.
[0034] Als Ausziehverhältnis wird hier das Verhältnis der Gesamtquerschnittsflächen von
abgezogenem Rohrstrang und Ausgangszylinder verstanden. Es ist ein Maß für die Intensität
/ den Grad des Umformprozesses. Durch Einsatz eines großen Ausgangszylinders ist auch
eine höhere Fertigungsproduktivität erreichbar.
[0035] Es hat sich gezeigt, dass die Qualität der Innenwandung des abgezogenen Rohrstrangs
von der Intensität des Umformprozesses abhängt. Ein intensiver Umformprozess führt
tendenziell zu einer besseren, glatteren Innenoberfläche.
[0036] Das berührungslose Vertikalziehverfahren kann auch vorteilhaft zur Herstellung des
Mantelrohres der primären Vorform eingesetzt werden. Das Mantelrohr zeichnet sich
dabei vorzugsweise durch einen Durchmesser im Bereich von 20 bis 70 mm aus, bevorzugt
durch einen Außendurchmesser im Bereich von 30 bis 60 mm. Hierbei handelt es sich
um einen vergleichsweise großen Außendurchmesser. Im Stand der Technik liegen die
Außendurchmesser der primären Vorformen (Canes) typischerweise bei 4 bis 6 mm. Damit
ist die Herstellung von Hohlkernfasern im industriellen Maßstab kaum möglich.
[0037] Da mit zunehmendem Durchmesser der Vorform die vorhandene absolute Geometriefehler
beim Faserziehen stärker herunterskaliert werden, wird so eine präzisere Fertigung
der Hohlkernfaser grundsätzlich ermöglicht. Je größer der Durchmesser ist, umso langsamer
ist die Nachführgeschwindigkeit beim Elongieren und umso länger ist die Dauer, der
jedes axiale Teilstück der Vorform der hohen Temperatur der Heizzone ausgesetzt ist.
Bei zu langsamer Nachführgeschwindigkeit beim Elongieren deformieren jedoch die Strukturelemente
der Antiresonanzelement-Vorformlinge. Bei kleineren Durchmessern als 20 mm ist die
thermische Trägheit der Vorform gering, so dass etwaige Temperaturschwankungen in
der Heizzone schwieriger auszugleichen.
[0038] Bei einer bevorzugten Verfahrensvariante umfasst das Anordnen der Antiresonanzelement-Vorformlinge
und/oder das Elongieren der primären Vorform, und/oder das Ziehen der Hohlkernfaser
eine Fixierungs-Maßnahme und/oder eine Versiegelungsmaßnahme unter Einsatz einer amorphe
SiO
2-Partikel enthaltenden Versiegelungs- oder Verbindungsmasse.
[0039] Die zum Versiegeln oder Fixieren eingesetzte Versiegelungs- oder Verbindungsmasse
enthält amorphe SiO
2-Partikel, die beispielsweise in einer Dispersionsflüssigkeit aufgenommen sind. Diese
Masse wird zwischen den zu verbindenden beziehungsweise zu versiegelnden Flächen aufgetragen
und ist beim Einsatz in der Regel pastös. Beim Trocknen bei niedriger Temperatur wird
die Dispersionsflüssigkeit teilweise oder vollständig entfernt und die Masse verfestigt.
Die Versiegelungs- oder Verbindungsmasse und insbesondere die nach dem Trocknen erhaltene,
verfestigte SiO
2-haltige Versiegelungs- oder Verbindungsmasse genügt den Anforderungen zur Fixierung
und Verdichtung. Die zum Trocknen erforderliche Temperatur liegt unterhalb von 300
°C, was die Einhaltung der Maßhaltigkeit der Vorform begünstigt und thermische Beeinträchtigungen
vermeidet. Ein Erhitzen auf höhere Temperaturen um 800 °C, beispielsweise beim Elongieren
der Vorform zur Hohlkernfaser, führt zu einer weiteren thermischen Verfestigung der
Versiegelungs- oder Verbindungsmasse, die auch geeignet ist, opakes oder transparentes
Glas zu bilden. Dies geschieht durch Sintern oder Verglasen, wobei das Sintern zu
opakem Glas vergleichsweise niedrigere Temperaturen und/oder kurze Erhitzungsdauern
erfordert als ein Verglasen bis zur vollständigen Transparenz. Die Versiegelungs-
oder Verbindungsmasse kann somit durch Erwärmen vollständig verdichtet und durch Erhitzen
beim Heißformprozess verglast werden.
[0040] Beim Heißformprozess zersetzt sich die Versiegelungs- oder Verbindungsmasse nicht
und sie setzt wenig an Verunreinigungen frei. Sie zeichnet sich somit durch thermische
Stabilität und Reinheit beim Heißformprozess aus und sie vermeidet Verformungen infolge
unterschiedlicher thermischer Ausdehnungskoeffizienten.
[0041] Die Versiegelungs- und Verbindungsmasse ist auch vorteilhaft einsetzbar, um beim
Elongieren der primären Vorform und/oder beim Ziehen der Hohlkernfaser offene Enden
der Antiresonanzelement-Vorformlinge und/oder einzelne Strukturelemente der Antiresonanzelement-Vorformlinge
und/oder ein etwaigen Ringspalt zwischen Rohrelementen zu verschleißen.
[0042] Auf diese Weise können die einzelnen Bestandteile der primären Vorform und/oder sekundären
Vorform beim Elongieren beziehungsweise beim Faserziehprozess unterschiedlichen Innendrücken
ausgesetzt werden.
[0043] Die Exaktheit der Positionierung der Vorformlinge an der Innenmantelfläche des Mantelrohrs
wird weiter verbessert, indem die Mantelrohr-Innenseite und/oder die Mantelrohr-Außenseite
und/oder die Hüllrohre-Innenseite und/oder die Hüllrohr-Außenseite durch spanende
Bearbeitung erzeugt wird, insbesondere durch Bohren, Fräsen, Schleifen, Honen und/oder
Polieren
[0044] Diese Bearbeitungstechniken liefern im Vergleich zu anderen bekannten Umformtechniken
unter Einsatz von Hitze und Druck genauere und filigranere Strukturen und sie vermeiden
Verunreinigungen der Oberflächen durch Formwerkzeuge, wie beispielsweise Düsen, Pressen
oder Schmelzformen.
[0045] Die spanende mechanische Bearbeitung umfasst vorzugsweise auch eine Strukturierung
der Mantelrohr-Innenseite im Bereich von Soll-Positionen der Antiresonanzelement-Vorformlinge,
indem diese mit einer sich in Richtung der Mantelrohr-Längsachse erstreckenden Längsstruktur
versehen wird. Diese Längsstruktur umfasst beispielsweise Längsschlitze und/oder oder
Längsrillen in der Mantelrohr-Innenwandung, die parallel zur Mantelrohr-Längsachse
verlaufen und die bevorzugt durch Bohren, Sägen, Fräsen Schneiden oder Schleifen erzeugt
werden.
[0046] Die sich in Richtung der Mantelrohr-Längsachse erstreckende Längsstruktur dient als
Positionierungshilfe für die Antiresonanzelement-Vorformlinge. Sie erleichtert, dass
die Antiresonanzelement-Vorformlinge vorgegebene definierte Positionen an der Innenseite
des Mantelrohres einnehmen.
[0047] Die Genauigkeit der Positionierung der Vorformlinge an der Innenmantelfläche des
Mantelrohrs wird verbessert, wenn die oberen stirnseitigen Enden der Strukturelemente
mittels einer Positionierungsschablone an der Soll-Position positioniert werden.
[0048] Die Positionierungsschablone weist beispielsweise einen in die Mantelrohr-Innenbohrung
ragenden Schaft auf, der mit Halteelementen in Form mehrerer radial nach außen weisender
Haltearme versehen ist.
[0049] Die konstruktiv vorgegebene sternförmige Anordnung der Halteelemente erleichtert
die exakte Positionierung der Antiresonanzelement-Vorformlinge an den jeweiligen Soll-Positionen
und deren Fixierung, beispielsweise mittels der ober erläuterten Versiegelungs- oder
Verbindungsmasse. Dabei wird die Positionierungsschablone vorzugsweise ausschließlich
im Bereich der Mantelrohr-Stirnseiten eingesetzt, vorzugsweise im Bereich beider Mantelrohr-Stirnseiten.
[0050] Es hat sich außerdem eine Verfahrensweise bewährt, bei der beim Elongieren der primären
Vorform gemäß Verfahrensschritt (d) und/oder beim Ziehen der Hohlkernfaser gemäß Verfahrensschritt
(e) mehrere Bestandteile der Vorform aus Quarzglas gemeinsam erhitzt und erweicht
werden, wobei das Quarzglas mindestens einiger der Vorform-Bestandteile mindestens
einen Dotierstoff enthält, der die Viskosität von Quarzglas absenkt.
[0051] Bestandteile der primären Vorform umfassen das Mantelrohr und die darin angeordneten
Antiresonanzelement-Vorformlinge. Die sekundäre Vorform enthält zusätzliches Mantelmaterial,
das beispielsweise in Form eines Überfangzylinders oder mehrerer Überfangzylinder
bereitgestellt und auf die primäre Vorform aufkollabiert oder mit dieser zusammen
zu der Hohlkernfaser verzogen wird.
[0052] Als die Viskosität von Quarzglas absenkende Dotierstoffe kommen vorzugsweise Fluor,
Chlor und/oder Hydroxylgruppen zum Einsatz.
[0053] Die Dotierung ermöglich die Anpassung der thermischen Ausdehnungskoeffizienten von
benachbarten Vorform-Bestandteilen, um Spannungen zu vermeiden oder zu vermindern.
Sie kann auch dazu eingesetzt werden, die thermische Stabilität eines Bestandteils
zu Gunsten der Stabilität eines benachbarten Bestandteils zu verringern.
[0054] So hat es sich beispielsweise als günstig erwiesen, wenn das Quarzglas des Mantelrohres
bei einer Messtemperatur von 1250 °C eine um mindestens 0,5 dPa.s höhere Viskosität,
vorzugsweise eine um mindestens 0,6 dPa.s, höhere Viskosität, aufweist als das Quarzglas
von zusätzlich aufgebrachtem Mantelmaterial (bei Angabe der Viskosität als logarithmischer
Wert in dPas).
[0055] Insbesondere im Hinblick auf eine geringe optische Dämpfung und eine große optische
Übertragungs-Bandbreite der Hohlkernfaser hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen,
wenn die Antiresonanzelemente um den Hohlkern mit einer ungeradzahligen Symmetrie
angeordnet sind.
[0056] Hinsichtlich der Herstellung der Vorform für die Hohlkernfaser wird die oben angegebene
technische Aufgabe ausgehend von einem Verfahren der eingangs genannten Gattung erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass Antiresonanzelement-Vorformlinge bereitgestellt werden, die jeweils
mindestens ein Hüllrohr und/oder mindestens eine Innen-Kapillare aufweisen, wobei
das Hüllrohr und/oder die Innen-Kapillare anhand eines Vertikalziehverfahrens ohne
Formwerkzeug erzeugt wird.
[0057] Diese Verfahrensweise ermöglicht eine präzisere Fertigung der Hohlkernfaser. Maßnahmen
zur Herstellung der Vorform sind weiter oben im Zusammenhang der Herstellung der Hohlkernfaser
erläutert und diese Erläuterungen werden hiermit einbezogen.
Definitionen
[0058] Einzelne Verfahrensschritte und Begriffe der obigen Beschreibung werden im Folgenden
ergänzend definiert. Die Definitionen sind Bestandteil der Beschreibung der Erfindung.
Bei einem sachlichen Widerspruch zwischen einer der folgenden Definitionen und der
übrigen Beschreibung ist das in der Beschreibung Gesagte maßgeblich.
Antiresonanzelemente
[0059] Die Antiresonanzelemente können einfache oder verschachtelte Strukturelemente der
Hohlkernfaser sein. Sie haben mindestens zwei Wandungen, die aus Richtung des Hohlkerns
gesehen eine negative Krümmung haben (konvex) oder keine Krümmung haben (plan, gerade).
Sie bestehen in der Regel aus einem Material, das für das Arbeitslicht transparent
ist, beispielsweise aus Glas, insbesondere aus dotiertem oder nicht dotiertem SiO
2, einem Kunststoff, insbesondere aus einem Polymer, aus einem Verbundwerkstoff oder
aus kristallinem Material.
Antiresonanzelement-Vorformling / Antiresonanzelement-Vorstufe
[0060] Als Antiresonanzelement-Vorformlinge werden Bauteile oder Bestandteile der Vorform
bezeichnet, die im Wesentlichen durch einfaches Langziehen beim Faserziehprozess zu
Antiresonanzelementen in der Hohlkernfaser werden. Als Antiresonanzelement-Vorstufen
werden Bauteile oder Bestandteile der Vorform bezeichnet, die erst durch Umformung
zu Antiresonanzelement-Vorformlingen oder direkt zu Antiresonanzelementen werden.
Die Antiresonanzelement-Vorformlinge können einfache oder verschachtelte Bauteile
sein, an denen zusätzlich Positionierhilfen fixiert sein können. Sie liegen ursprünglich
in der primären Vorform (Cane) vor.
[0061] Durch Weiterverarbeitung der primären Vorform, insbesondere durch Heißumformschritte,
können Zwischenprodukte entstehen, in denen die ursprünglichen Antiresonanzelement-Vorformlinge
in einer gegenüber der ursprünglichen Form veränderten Form vorliegen. Die veränderte
Form wird hier ebenfalls als Antiresonanzelement-Vorformling oder auch als Antiresonanzelement-Vorstufe
bezeichnet.
Vorform / primäre Vorform / sekundäre Vorform
[0062] Die Vorform ist dasjenige Bauteil, aus dem die Antiresonante Hohlkernfaser gezogen
wird. Es ist eine primäre Vorform oder eine durch Weiterverarbeitung der primären
Vorform erzeugte sekundäre Vorform. Die Weiterverarbeitung der primären Vorform zu
einer sekundären Vorform, aus der die Hohlkernfaser gezogen wird, kann eine einmalige
oder wiederholte Durchführung von einem oder mehreren der folgenden Heißformprozesse
umfassen:
- (i) Elongieren,
- (ii) Kollabieren,
- (iii) Kollabieren und gleichzeitiges Elongieren,
- (iv) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial,
- (v) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und anschließendes Elongieren,
- (vi) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und gleichzeitiges Elongieren.
Elongieren / Kollabieren
[0063] Beim Elongieren wird die primäre Vorform gelängt. Die Längung kann ohne gleichzeitiges
Kollabieren erfolgen. Das Elongieren kann maßstäblich erfolgen, so dass sich beispielsweise
die Form und Anordnung von Bauteilen oder Bestandteilen der primären Vorform im elongierten
Endprodukt widerspiegeln. Beim Elongieren kann die primäre Vorform aber auch nicht-maßstäblich
gezogen und ihre Geometrie verändert werden.
[0064] Beim Kollabieren wird eine Innenbohrung verengt oder Ringspalte zwischen rohrförmigen
Bauteil werden geschlossen oder verengt. Das Kollabieren geht in der Regel mit einem
Elongieren einher.
Hohlkern / Innerer Mantelbereich / Äußerer Mantelbereich / Cane
[0065] Das Ensemble aus mindestens einem Mantelrohr und darin lose aufgenommenen oder fest
fixierten Vorformlingen oder Vorstufen für Antiresonanzelemente wird hier auch als
"primäre Vorform" oder "Cane" bezeichnet. Die primäre Vorform (Cane) umfasst den Hohlkern
und einen Mantelbereich. Dieser Mantelbereich wird auch als "innerer Mantelbereich"
bezeichnet, wenn es auch einen "äußeren Mantelbereich" gibt, der beispielsweise durch
Aufkollabieren auf den Cane erzeugt worden ist, und wenn zwischen diesen Mantelbereichen
unterschieden werden soll. Die Bezeichnungen "innerer Mantelbereich" und "äußerer
Mantelbereich" werden auch für die entsprechenden Bereiche in der Hohlkernfaser oder
in Zwischenprodukten genutzt, die durch Weiterverarbeitung der primären Vorform erhalten
werden.
[0066] Die Bezeichnung "Rohrinnenseite" wird auch als Synonym für "Rohr-Innenmantelfläche"
und die Bezeichnung "Rohraußenseite" wird auch als Synonym für "Rohr-Außenmantelfäche"
verwendet. Der Begriff "Innenbohrung" in Verbindung mit einem Rohr besagt nicht, dass
die Innenbohrung durch einen Bohrvorgang erzeugt worden ist.
Spanende Bearbeitung
[0067] Darunter werden trennende mechanische Fertigungsverfahren zur trennenden Bearbeitung
eines Werkstücks verstanden, insbesondere Drehen, Schneiden, Bohren, Sägen, Fräsen
und Schleifen. Durch diese Bearbeitung wird eine sich in Richtung der Mantelrohr-Längsachse
erstreckende Längsstruktur geschaffen, die als Positionierungshilfe für die Antiresonanzelement-Vorformlinge
dient. Die Längsstruktur ist von der Mantelrohr-Innenmantelfläche zugänglich; sie
kann sich auch bis zur Außenmantelfläche durch die gesamte Mantelrohr-Wandung erstrecken.
Teilchengröße und Teilchengrößenverteilung
[0068] Teilchengröße und Teilchengrößenverteilung der SiO
2-Partikel werden anhand der D
50-Werte charakterisiert. Diese Werte werden aus Partikelgrößen-Verteilungskurven entnommen,
die das kumulative Volumen der SiO
2-Partikel in Abhängigkeit von der Partikelgröße zeigen. Die Teilchengrößenverteilungen
werden häufig anhand der jeweiligen D
10-, D
50- und D
90-Werte charakterisiert. Dabei kennzeichnet der D
10-Wert diejenige Teilchengröße, die von 10% des kumulativen Volumens der SiO
2-Teilchen nicht erreicht wird, und dementsprechend der D
50-Wert und der D
90-Wert diejenige Partikelgrößen, die von 50% beziehungsweise von 90% des kumulativen
Volumens der SiO
2-Partikel nicht erreicht wird. Die Partikelgrößenverteilung wird durch Streulicht-
und Laserbeugungsspektroskopie nach ISO 13320 ermittelt.
Ausführungsbeispiel
[0069] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und einer Zeichnung
näher erläutert. Dabei zeigt in schematischer Darstellung
- Figur 1
- eine primäre Vorform mit einem Mantelrohr und darin positionierten und fixierten Antiresonanzelement-Vorformlingen
zur Herstellung einer Vorform für eine Hohlkernfaser anhand einer Ansicht auf den
radialen Querschnitt, und
- Figur 2
- eine Vorrichtung zum Einsatz bei der werkzeugfeien Fertigung von Hüllrohren und Innen-Kapillaren
anhand eines Vertikalziehverfahrens, und
[0070] Bei der Herstellung der Hohlkernfaser beziehungsweise der Vorform für die Hohlkernfaser
sind eine Vielzahl von Bauteilen miteinander zu verbinden. Darüber hinaus kann es
bei der Durchführung von Heißformprozessen hilfreich sein, vorhandene Spalte oder
Kanäle der Vorform zu versiegeln. Zum Verbinden beziehungsweise zur Versiegelung wird
eine auf SiO
2 basierende Versiegelungs- oder Verbindungsmasse eingesetzt, wie sie aus der
DE 10 2004 054 392 A1 bekannt ist. Dabei wird durch Nassvermahlen von Quarzglaskörnung ein wässriger Schlicker
erzeugt, der amorphe SiO
2-Partikel mit einer Partikelgrößenverteilung enthält, die durch einen D
50-Wert von etwa 5 µm und durch einen D
90-Wert von etwa 23 µm gekennzeichnet ist. Dem Basisschlicker wird weitere amorphe SiO
2-Körnung mit einer mittleren Korngröße von etwa 5 µm zugemischt. Der als Verbindungsmasse
eingesetzte Schlicker hat einen Feststoffgehalt von 90%, der zu mindestens 99,9 Gew.-%
aus SiO
2 besteht.
[0071] Figur 1 zeigt schematisch einen Cane (primäre Vorform 23) mit einem Mantelrohr 21 mit einer
Mantelrohr-Wandung 22, an deren Innenmantelfläche an zuvor definierten azimutalen
Positionen im gleichmäßigen Abstand Antiresonanzelement-Vorformlinge 24 fixiert sind;
im Ausführungsbeispiel sind es sechs Vorformlinge 4, in einer anderen, nicht dargestellten
bevorzugten Ausführungsform ist es eine ungeradzahlige Anzahl von Vorformlingen.
[0072] Das innere Mantelrohr 21 besteht aus Quarzglas und hat eine Länge von 1000 mm, einen
Außendurchmesser von 27 mm und einen Innendurchmesser von 20 mm. Die Antiresonanzelement-Vorformlinge
24 liegen als Ensemble miteinander verschachtelter Strukturelemente aus einem Außenrohr
24a und einer Innen-Kapillare 24b vor. Das Außenrohr 24a hat einen Außendurchmesser
von 6,2 mm und die Innen-Kapillare 24b hat einen Außendurchmesser von 2,5 mm. Die
Wandstärke beider Strukturelemente (24a; 24b) ist gleich und beträgt 0,3 mm. Das Durchmesserverhältnis
beträgt beim Außenrohr somit 1,107 und bei der Innen-Kapillare beträgt es 1,315. Die
Längen von Außenrohr 24a und Innen-Kapillare 24b entsprechen der Mantelrohr-Länge
21.
[0073] Die Fixierung der Antiresonanzelement-Vorformlinge 24 an der Innenwand des Mantelrohrs
21 erfolgt mittels der auf SiO
2 basierenden Verbindungsmasse 5.
[0074] Die Verbindungsmasse 25 wird auf der Mantelrohr-Innenmantelfläche lokal im Bereich
der stirnseitigen Enden aufgetragen und die Antiresonanzelement-Vorformlinge werden
darauf unter Einsatz einer Positionierungs-Schablone mit konstruktiv vorgegebener
sternförmiger Anordnung von Haltearmen für die einzelnen Antiresonanzelement-Vorformlinge
24 aufgesetzt. Die Positionierungs-Schablone ist dabei auf den Bereich um die beiden
stirnseitigen Mantelrohr-Enden beschränkt.
[0075] Durch diese Methode wird eine genaue und reproduzierbare Verbindung zwischen Mantelrohr
21 und Antiresonanzelement-Vorformlingen 24 geschaffen. Zur Fixierung genügt eine
Verfestigung der Verbindungsmasse 25 bei niedriger Temperatur, so dass eine starke
Erwärmung der umliegenden Bereiche und somit wird eine Verformung Antiresonanzelement-Vorformlinge
24 vermieden wird.
[0076] Die zum Trocknen erforderliche Temperatur liegt unterhalb von 300 °C, was die Einhaltung
der Maßhaltigkeit der Vorform begünstigt und thermische Beeinträchtigungen vermeidet.
Ein Erhitzen auf höhere Temperaturen um 800 °C, beispielsweise beim Elongieren der
Vorform zur Hohlkernfaser, führt zu einer weiteren thermischen Verfestigung der Versiegelungs-
oder Verbindungsmasse, die auch geeignet ist, opakes oder transparentes Glas zu bilden.
Dies geschieht durch Sintern oder Verglasen, wobei das Sintern zu opakem Glas vergleichsweise
niedrigere Temperaturen und/oder kurze Erhitzungsdauern erfordert als ein Verglasen
bis zur vollständigen Transparenz. Die Versiegelungs- oder Verbindungsmasse kann somit
durch Erwärmen vollständig verdichtet und durch Erhitzen beim Heißformprozess verglast
werden. Dabei verhält sich die Versiegelungs- oder Verbindungsmasse wie Quarzglas;
sie wird viskos und verformbar ,
[0077] Die primäre Vorform 23 wird mit einem Überfangzylinder aus Quarzglas überfangen,
wobei der Überfangzylinder auf das Mantelrohr 1 aufkollabiert, und gleichzeitig wird
das Rohr-Ensemble zu einer sekundären Vorform elongiert. Der Überfangzylinder hat
einen Außendurchmesser von 63,4 mm und eine Wandstärke von 17 mm.
[0078] Beim Kollabier- und Elongierprozess wird die koaxiale Anordnung von Mantelrohr 1
und Überfangzylinder bei vertikal orientierter Längsachse von unten kommend einer
temperaturgeregelten Heizzone zugeführt und darin mit dem oberen Ende der Anordnung
beginnend zonenweise erweicht.
[0079] Die Heizzone wird auf eine Soll-Temperatur von 1600 °C mit einer Regelgenauigkeit
von +/- 0.1 °C gehalten. Dadurch können Temperaturschwankungen im Heißformprozess
auf weniger als +/- 0.5°C begrenzt werden.
[0080] Die im Kollabier- und Elongierprozess gebildete sekundäre Vorform hat einen Au-ßendurchmesser
von etwa 50 mm und eine aus äußerem Mantel und innerem Mantel zusammengesetzte Mantel-Wanddicke
von 16,6 mm. Die maximale Wanddickenschwankung (größter Wert minus kleinster Wert)
der Antiresonanzelement-Vorformlinge beträgt weniger als 4 µm. Die sekundäre Vorform
wird anschließend zu der Antiresonanten Hohlkernfaser gezogen.
[0081] Die nachfolgende Tabelle nennt die Abzugsparameter bei unterschiedlichen Außendurchmessern
vor (VOR) und nach (NACH) dem Umformprozess.
Tabelle 1
| Außendurchmesser VOR [mm] |
Außendurchmesser NACH [mm] |
Mantelrohr länge [mm] |
Vorschubgeschwindigkeit [mm/min] |
Abzug [mm/min] |
| 90 |
70 |
1000 |
15 |
9,80 |
| 80 |
70 |
1000 |
15 |
4,59 |
| 40 |
20 |
1000 |
5 |
15 |
| 25 |
20 |
1000 |
10 |
5,63 |
[0082] Die Heizzone hat eine Länge von 100 mm. Beispielsweise ergibt ein Mantelrohr mit
einem Außendurchmesser von 90 mm und einer Wandstärke von 10 mm bei einer Zufuhrgeschwindigkeit
von 5 mm/min einen Durchsatz von 27,6 g/min in die Heizzone, bei einer Zufuhrgeschwindigkeit
von 15 mm/min liegt der Durchsatz bei 83 g/min. Bei einer Zufuhrgeschwindigkeit 15
mm/min ergibt sich bei einem Rohr mit einem Außendurchmesser von 25 mm und 1 mm Wandstärke
ein Durchsatze von 2,49 g/min.
[0083] Die maximale Abweichung der Wanddicke der Antiresonanzelement-Vorformlinge in der
Vorform beträgt bei allen Ausführungsbeispielen etwa 4 µm. Aus den Vorformen wurden
Hohlkernfasern mit einem Außendurchmesser von 200 µm beziehungsweise 230 mm gezogen,
und die Wanddicken der Antiresonanzelemente wurden bestimmt.
[0084] Die in
Figur 2 gezeigte Vorrichtung dient zum werkzeugfreien Elongieren eines Ausgangszylinders
4 aus undotiertem Quarzglas zu einem Zwischenzylinder.
[0085] Die Außenwandung des Ausgangszylinders wird mittels Umfangsschleifers, der mit einem
#80 Schleifstein bestückt ist, grob geschliffen, wodurch der vorgegebene Soll-Außendurchmesser
im Wesentlichen erhalten wird. Die Außenmantelfläche wird dann mittels eines NC-Umfangsschleifers
fein geschliffen. Die Innenmantelfläche des so erhaltenen Rohres wird insgesamt mittels
einer Honmaschine, die mit einer #80 Honleiste bestückt ist gehont, wobei der Glättungsgrad
fortlaufend verfeinert wird, und die Endbehandlung mit einer #800 Honleiste erfolgt.
Anschließend wird der Ausgangszylinder in einer 30%igen Flusssäure-Ätzlösung kurz
geätzt. Auf diese Weise wird ein Ausgangszylinder mit einem Außendurchmesser von 200
mm und einem Innendurchmesser von 70 mm gefertigt. Dieser wird anschließend einem
Vertikalziehverfahren in einer Vorrichtung gemäß Figur 2 zu einem Zwischenzylinder
elongiert.
[0086] Die Vorrichtung umfasst einen vertikal orientierten Widerstands-Heizofen 1, der einen
im Querschnitt kreisförmigen Heizraum 3 umschließt. Das Heizrohr 1 besteht aus einem
ringförmigen Element mit einem Innendurchmesser von 240 mm, einem Außendurchmesser
von 260 mm und einer Länge von 200 mm. Das Grafit-Heizrohr 1 umschließt die eigentliche
Heizzone. Es ist beiderseits mittels 55 mm breiten Verlängerungsstücken 5 aus Grafitrohr
verlängert, die einen Innendurchmesser von 250 mm und einen Außendurchmesser von 280
mm haben. Das Innenvolumen der Heizzone Vc beträgt etwa 8140 mm
3
[0087] In Höhe einer oberen Erfassungsebene E1 (an der Oberkante des oberen Verlängerungsstücks
5) ist ein Pyrometer 6 angeordnet, welches die Oberflächentemperatur des Ausgangszylinders
1 erfasst. In Höhe einer unteren Erfassungsebene E2 (an der Unterkante des unteren
Verlängerungsstücks 5) ist ein weiteres Pyrometer 7 angeordnet, welches die Oberflächentemperatur
des elongierten Rohrstrangs 12 erfasst. Die Temperatur-Messwerte der Pyrometer 6 und
7 sowie die vom Pyrometer 16 gemessene Temperatur des Heizrohres 1 werden jeweils
einem Rechner 8 zugeführt.
[0088] Das obere Ende des Ausgangszylinders 4 ist über eine Schweißverbindung 9 mit einem
Quarzglas-Halterohr 10 verbunden, mittels dem es in horizontaler und vertikaler Richtung
verschiebbar ist.
[0089] Der Ausgangszylinder 4 wird so ausgerichtet, dass seine Längsachse möglichst koaxial
zur Mittelachse 2 des Heizrohres 1 verläuft. Er wird dem Heizraum 3 (mit seinem untern
Ende beginnend) mit einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit von oben zugeführt und
darin erweicht. Aus dem erweichten Bereich wird unter Bildung einer Ziehzwiebel 11
ein Zwischenzylinder-Rohrstrang 12 vertikal nach unten abgezogen. Der Zwischenzylinder-Rohrstrang
12 wird dabei entlang eines Wanddickenmessgerät 14 geleitet, das ebenfalls mit dem
Rechner 8 verbunden ist, so dass während des Ziehprozesses die Wanddicke des abgezogenen
Rohrstrangs 12 aufgezeichnet und mit Hilfe des Rechners 8 ausgewertet werden kann.
Die durchgehende Innenbohrung von Ausgangszylinder 4 und Zwischenzylinder-Rohrstrang
12 trägt die Bezugsziffer 13. Die Rohrabzugsgeschwindigkeit wird mittels eines Abzugs
15 erfasst und über den Rechner 8 eingestellt.
[0090] In dem vertikal ausgerichteten Heizrohr 1 wird ein Quarzglas-Hohlzylinder 4 mit einem
Außendurchmesser von 200 mm und einem Innendurchmesser von 75 mm so justiert, dass
seine Längsachse koaxial zu Mittelachse 2 des Heizrohres 1 verläuft. Der Ausgangszylinder
1 wird in der Heizzone auf eine Temperatur oberhalb von 2.200 °C erhitzt und mit einem
vorgegebenen Vorschub abgelassen. Aus der sich bildenden Ziehzwiebel 9 wird der Quarzglas-Rohrstrang
12 mit geregelter Ziehgeschwindigkeit auf einen nominalen Außendurchmesser von 40
mm und einen Innendurchmesser von 30 mm (Wanddicke: 5 mm) als Zwischenzylinder abgezogen.
Dieser zeigt eine glatte geschmolzene und partikelfreie Oberfläche. Er wird in einem
zweiten Elongierschritt in einer zweiten Ziehanlage als Ausgangszylinder für die Herstellung
von Hüllrohren beziehungsweise Innen-Kapillaren eingesetzt. Die dafür eingesetzte
zweite Ziehanlage gleicht der von Figur 2, sie unterscheidet sich im Wesentlich durch
die Länge und den Innendurchmesser der ihrer Heizzone. Die Heizzone (das Heizrohr)
hat einen Innendurchmesser von 120 mm, einem Außendurchmesser von 140 mm und eine
Länge von 100 mm.
1. Verfahren zur Herstellung einer Antiresonanten Hohlkernfaser, die einen sich entlang
einer Faser-Längsachse erstreckenden Hohlkern und einen den Hohlkern umgebenden inneren
Mantelbereich aufweist, der mehrere Antiresonanzelemente umfasst, mit den Verfahrensschritten:
(a) Bereitstellen eines Mantelrohres mit einer Mantelrohr-Längsachse, entlang der
sich eine von einer Innenseite und einer Außenseite begrenzte Mantelrohr-Wandung erstreckt,
(b) Bereitstellen von rohrförmigen Antiresonanzelement-Vorformlingen,
(c) Anordnen der Antiresonanzelement-Vorformlingen an Soll-Positionen der Innenseite
der Mantelrohr-Wandung unter Bildung einer primären Vorform, die einen hohlen Kernbereich
und einen inneren Mantelbereich aufweist, und
(d) Elongieren der primären Vorform zu der Hohlkernfaser oder Weiterverarbeitung der
primären Vorform zu einer sekundären Vorform, aus der die Hohlkernfaser gezogen wird,
wobei die Weiterverarbeitung eine einmalige oder wiederholte Durchführung von einem
oder mehreren der folgenden Heißformprozesse umfasst:
(i) Elongieren,
(ii) Kollabieren,
(iii) Kollabieren und gleichzeitiges Elongieren,
(iv) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial,
(v) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und anschließendes Elongieren,
(vi) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und gleichzeitiges Elongieren,
dadurch gekennzeichnet, dass Antiresonanzelement-Vorformlinge bereitgestellt werden, die jeweils mindestens ein
Hüllrohr und/oder mindestens eine Innen-Kapillare aufweisen, wobei das Hüllrohr und/oder
die Innen-Kapillare anhand eines Vertikalziehverfahrens ohne Formwerkzeug erzeugt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Vertikalziehverfahren zum Herstellen des Hüllrohres und/oder zum Herstellen der
Innen-Kapillare folgende Verfahrensschritte umfasst:
(aa) Bereitstellen eines Ausgangshohlzylinders aus Glas, der eine Zylinder-Längsachse
und eine äußere sowie eine innere Zylindermantelfläche aufweist,
(bb) einen ersten Elongierprozess, bei dem der Ausgangshohlzylinder mit vertikal orientierter
Längsachse kontinuierlich einer ersten Heizzone mit einer ersten Heizzonenlänge LH1 zugeführt, darin bereichsweise erweicht und aus dem erweichten Bereich ein Zwischenzylinder
ohne Formwerkzeug abgezogen wird,
(cc) einen zweiten Elongierprozess, bei dem der Zwischenzylinder oder ein aus dem
Zwischenzylinder durch Elongieren erhaltener elongierter Zwischenzylinder mit vertikal
orientierter Längsachse kontinuierlich einer zweiten Heizzone mit einer zweiten Heizzonenlänge
LH2 zugeführt, darin bereichsweise erweicht und aus dem erweichten Bereich ein Rohrstrang
mit einem Außendurchmesser Ta und einem Innendurchmesser Ti ohne Formwerkzeug abgezogen wird, wobei gilt: LH2 < LH1 und Ta/Ti < 1,5, und
(dd) Ablängen des Rohrstrangs zu Hüllrohren beziehungsweise zu Innen-Kapillaren.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Bereitstellen des Ausgangshohlzylinders gemäß Verfahrensschritt (aa) eine mechanische
Bearbeitung der Zylindermantelflächen zur Einstellung von Ausgangshohlzylinder-Endmaßen,
umfassend einen Außendurchmesser Ca von mindestens 90 mm, einen Innendurchmesser Ci und ein Durchmesserverhältnis Ca/Ci von weniger als 2,8.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die mechanische Bearbeitung der Zylindermantelflächen des Ausgangshohlzylinders durch
Schneiden, Fräsen, Bohren, Schleifen, Honen und/oder Polieren erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Außendurchmesser Ca auf mindestens 150 mm, vorzugsweise mindestens 180 mm eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohrstrang mit einem Außendurchmesser Ta im Bereich von 7 bis 35 mm gezogen wird).
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Heizzonenlänge LH1 mindestens 200 mm (nur die heiße Zone), und vorzugsweise zwischen 150 und 400 mm beträgt, und dass die zweite Heizzonenlänge
LH2 maximal 140 mm, und vorzugsweise zwischen 50 und 140 mm beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Wandstärke des Rohrstrangs auf einen Wert zwischen 2 und 2 mm, bevorzugt auf
einen Wert zwischen 0,22 und 1,2 mm, eingestellt wird, und dass das Durchmesserverhältnis
Ta/Ti auf einen Wert im Bereich von 1,02 und 1,14, vorzugsweise auf einen Wert im Bereich
von 1,04 bis 1,08 eingestellt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Wandstärke des Rohrstrangs auf einen Wert zwischen 0,2 und 2 mm, bevorzugt auf
einen Wert zwischen 0,22 und 1,2 mm, eingestellt wird, und dass das Durchmesserverhältnis
Ta/Ti auf einen Wert im Bereich von 1,05 und 1,5, vorzugsweise auf einen Wert im Bereich
von 1,14 bis 1,35 eingestellt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausziehverhältnis in Summe der Elongierprozesse auf einen Wert im Bereich von
38 bis 78 eingestellt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Hüllrohr beziehungsweise die Innen-Kapillare eine Außenmantelfläche aufweist
und dass nach Beendigung des Vertikalziehverfahrens die Außenmantelfläche frei ist
von Partikeln mit einer Größe von mehr als 0,005 mm, und dass das Hüllrohr beziehungsweise
die Innen-Kapillare aus Quarzglas besteht, das eine Wolfram-Konzentration von weniger
als 2 Gew.-ppb enthält).
12. Verfahren zur Herstellung einer Vorform für eine Antiresonante Hohlkernfaser, die
einen sich entlang einer Faser-Längsachse erstreckenden Hohlkern und einen den Hohlkern
umgebenden inneren Mantelbereich aufweist, der mehrere Antiresonanzelemente umfasst,
mit den Verfahrensschritten:
(a) Bereitstellen eines Mantelrohres mit einer Mantelrohr-Längsachse, entlang der
sich eine von einer Innenseite und einer Außenseite begrenzte Mantelrohr-Wandung erstreckt,
(b) Bereitstellen von rohrförmigen Antiresonanzelement-Vorformlingen,
(c) Anordnen der Antiresonanzelement-Vorformlinge an Soll-Positionen der Innenseite
der Mantelrohr-Wandung unter Bildung einer primären Vorform, die einen hohlen Kernbereich
und einen inneren Mantelbereich aufweist, und
(d) Elongieren der primären Vorform zu der Hohlkernfaser oder Weiterverarbeitung der
primären Vorform zu einer sekundären Vorform für die Hohlkernfaser, wobei die Weiterverarbeitung
eine einmalige oder wiederholte Durchführung von einem oder mehreren der folgenden
Heißformprozesse umfasst:
(i) Elongieren,
(ii) Kollabieren,
(iii) Kollabieren und gleichzeitiges Elongieren,
(iv) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial,
(v) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und anschließendes Elongieren,
(vi) Aufkollabieren von zusätzlichem Mantelmaterial und gleichzeitiges Elongieren,
dadurch gekennzeichnet, dass Antiresonanzelement-Vorformlinge bereitgestellt werden, die jeweils mindestens ein
Hüllrohr und/oder mindestens eine Innen-Kapillare aufweisen, wobei das Hüllrohr und/oder
die Innen-Kapillare anhand eines Vertikalziehverfahrens ohne Formwerkzeug erzeugt
wird.