[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Heizanlage insbesondere zur
Anpassung der Vorlauftemperatur einer Heizungsanlage mit einer Pumpe, wenigstens einem
Verbraucher und wenigstens einem Wärmeerzeuger.
[0002] In solcher Heizanlage kommt ein Heizmedium für den Wärmetransport vom Erzeuger zu
einzelnen Wärmetauschern zum Einsatz. Bei einer Heizanlage wird das Heizmedium, beispielsweise
Wasser, mittels z.B. einer zentralen Pumpe umgewälzt. Das Heizmedium wird vom Wärmeerzeuger
erwärmt. Das erwärmte Heizmedium fließt zu den einzelnen Wärmetauschern, bekanntermaßen
Heizkörpern bzw. Rohrschlangen bei Fußbodenheizungen. Mittels der einstellbaren Ventile
lässt sich das Heizmedium an den Wärmetauschern bedarfsgerecht verteilen. Das Heizmedium
wird dadurch gekühlt und fließt zurück zu dem Wärmeerzeuger. Als Wärmeerzeuger können
Kessel, Wärmepumpe oder Übergabestation bei Fernwärme dienen.
[0003] In derzeitigen Heizungssystemen arbeiten die Komponenten wie Wärmeerzeuger, Pumpe,
Thermostatventile weitgehend unabhängig voneinander. Die Thermostatventile drosseln
die Masseströme in Abhängigkeit der Raumtemperaturen. Die Pumpe wird nach der Förderhöhe
und die Wärmeerzeugerleistung nach der Heizkurve gesteuert. Die Heizkurve ist von
der Außentemperatur abhängig und lässt sich anhand der Auslegungsparameter bestimmen,
die i.d.R. nicht verfügbar sind.
[0004] Weiterhin geht man bei der Auslegung von Heizungsanlagen von dem worst case (schlimmsten
Fall) aus. Dabei muss eine Heizungsanlage in der Lage sein, das Gebäude ohne Wärmegewinne
zu versorgen. Mit steigender Außentemperatur nehmen die Wärmeverluste des Gebäudes
ab. Daraus folgt eine niedrigere Soll-Vorlauftemperatur. Mit anderen Worten ist die
Heizkurve zur Kompensation der Wärmeverluste vorgesehen. Dabei wird es so betrachtet,
als ob keine Wärmegewinne im ganzen Jahr auftreten würden. Der Volumenstrom wäre somit
konstant über die Heizperiode.
[0005] In der Realität fallen zu einem Wärmegewinne während der Nutzungszeit an. Zum anderen
drehen Nutzer die Thermostatventile aufgrund der Energieeinsparung zu. Auch nimmt
der Einsatz von elektronischen Heizkörper-Antrieben aufgrund des Preisverfalls deutlich
zu und zeigt heute schon eine breite Anwendung. Die Eingabe von Zeitplänen für die
Nutzeranwesenheit bzw. -abwesenheit führt i.d.R. zu einem geringeren Heizwärmebedarf.
Das heißt es wird zur Beheizung des Gebäudes weniger Wärme benötigt, als aus der Außentemperatur
geschlossen werden kann. Dabei drosseln die Thermostatventile die Volumenströme durch
die Heizkörper. Demzufolge verringert sich der gesamte Volumenstrom durch den Wärmetauscher
des Wärmeerzeugers. Bei geringem Volumenstrom bzw. niedriger Fließgeschwindigkeit
ist die benötigte Transportzeit, in der das Heizungswasser die Strecke vom Erzeuger
zum Verbraucher zurücklegt, entsprechend lang. Dadurch kühlt sich das Heizungswasser
unterwegs stark ab. Die Wärmeverluste der Rohrleitungen sind somit hoch. Das beschriebene
Phänomen tritt insbesondere bei Heizungsanlagen mit ungedämmten Rohrleitungen auf,
die in der Praxis den Regelfall darstellen. Das bedeutet, dass der größte Teil der
Energie, die das Heizungswasser erwärmt, nicht zur Beheizung der Räume zugutekommt,
sondern geht unterwegs verloren.
[0006] Die Soll-Vorlauftemperatur ergibt sich aus der Heizkurve, die entweder aus Sicherheits-Maßnahme
hoch eingestellt oder bei der Werkseinstellung belassen wird, die i.d.R. höher als
notwendig ist. Die Wärmeerzeugerleistung wird nach der Regelabweichung zwischen der
Ist- und der Soll-Vorlauftemperatur geregelt. Der Volumenstrom spielt dabei keine
Rolle. Die momentane Erzeugungsenergie entspricht jedoch nicht dem aktuellen Bedarf.
Liegen Wärmegewinne in den Räumen vor, bewegen sich die Heizkörperventile in Richtung
ZU. Dadurch verringert sich der Volumenstrom. Somit sinkt die Leistung des Wärmeerzeugers
dementsprechend. Das bedeutet, dass das Temperaturniveau auf der Erzeugungsseite höher
als das des tatsächlichen Bedarfs auf der Abnehmerseite ist. Aufgrund des geringwerdenden
Volumenstromes erhöhen sich die Transportzeit und der Temperaturabfall von dem Erzeuger
zu den Verbrauchern.
[0007] Da die Heizkörperventile zeitverzögert reagieren und durch deren Schließen viel weniger
Wärme den Räumen abgegeben werden, sinken dadurch die Raumtemperaturen wieder. Daraus
folgt die Wiedereröffnung der Heizkörperventile. Als Folge davon nehmen der Volumenstrom
und die Wärmeerzeugerleistung wieder zu. Dieser Vorgang wiederholt sich, tritt zyklisch
(zeitversetzt) auf und ist vergleichbar mit der Fortpflanzung einer "Wärme-Welle"
durch die Heizungsanlage, vom Erzeugungsort bis zum Verbrauch. Mit anderen Worten
arbeiten die Heizkörperventile und Wärmeerzeuger nicht in einem stabilen Regelbereich.
Verstärkt wird die Instabilität durch einen überdimensionierten Wärmeerzeuger, durch
eine hocheingestellte Heizkurve und durch das Auftreten von Wärmegewinnen. Der Anlagenbetrieb
ist somit energetisch ineffizient.
[0008] Bei der Fernwärme wird die Leistungsabgabe über das Regelventil geregelt. Im kleinen
Bereich der Ventilöffnung ist eine exakte Leistungsregelung nicht mehr möglich. Das
verursacht eine höhere Rücklauftemperatur, welche den Nutzungsgrad des Kraftwerks
verringert.
[0009] Zudem wird aufgrund der Nachabsenkung (Sparbetrieb) der Wärmeerzeuger stark überdimensioniert,
um eine Leistungsreserve für die Aufheizung zur Verfügung zu stellen. Weiterhin lässt
sich die Wärmeerzeugerleistung in einem festdefinierten Bereich variieren, sogenannter
Modulationsbereich. Unterschreitet die Wärmeerzeugerleistung die untere Modulationsgrenze,
arbeitet der Wärmeerzeuger in Taktbetrieb, sog. EIN / AUS.
[0010] Gepaart von der Überdimensionierung des Wärmeerzeugers mit Anfallen der Wärmegewinne
während der Gebäudenutzung und mit hoch eingestellter Heizkurve arbeitet der Wärmeerzeuger
überwiegend im Taktbetrieb. Ein Taktbetrieb verursacht nicht nur erhöhte Startemissionen.
Direkt nach der Wärmeerzeugerabschaltung befinden sich die Massen des Wärmeerzeugers
bei hoher Temperatur. Durch den Schornsteinzug geht die Wärme ins Freie verloren.
Dabei kühlen sich die Speichermassen ab und werden beim nächsten Wärmeerzeugerstart
wieder erwärmt. Auch die Kondensationswärme bei Brennwertwärmeerzeugern kommt beim
Taktbetrieb nicht der Beheizung der Räume zugute, sondern geht entweder durch den
Schornsteinzug ins Freie oder unterwegs durch lange Transportzeiten verloren.
[0011] Bei wandhängenden Wärmeerzeugern, die in der Regel mit kleinem Volumeninhalt ausgestattet
sind, und bei geringem Volumenstrom kommt erhöhte lokale Temperatur beim Taktbetrieb
zustande, da die Startleistung i.d.R. vielfach höher liegt als bei der unteren Modulationsgrenze.
Die Prozesse wie Kalkablagerung, Korrosion etc. an Stellen mit überhöhten Temperaturen
werden dadurch beschleunigt. Diese verschlechtern den Vorgang der Wärmeübertragung,
der wiederum zu höheren Temperaturen führt. Somit entsteht ein Teufelskreis, der zum
Ausfall bzw. zur Lebensdauerverkürzung des Wärmeerzeugers führt.
[0012] Eine zu hohe Vorlauftemperatur verursacht größere Wärmeverluste des Wärmeerzeugers,
der Rohrleitungen, Abgasverluste, Nutzungsgradeinbuße, häufige Taktung sowie geringen
COP (Coefficient of Performance) bei der Wärmepumpe.
[0013] Das Verfahren
EP 1 752 852 A2 ermöglicht eine fortlaufende Anpassung der Heizkurve. Dabei werden statt Thermostatventile
die drehzahlgeregelten Pumpen an jeden einzelnen Heizkörpern eingesetzt.
[0014] Beim Verfahren
DE 10 2012 018 778 ist die Vorgehensweise zum dynamischen hydraulischen Abgleich, zur Pumpenadaption
sowie zur Anpassung der Heizkurve beschrieben. Es setzt jedoch voraus, dass statt
mechanischer Thermostatventil-Köpfe die elektronischen Heizkörperantriebe eingesetzt
werden. Weiterhin ist dabei ein Informationsaustausch zwischen Heizkörperantrieben
und Wärmeerzeuger erforderlich.
[0015] Die Verfahren
DE 197 05 486 A1,
DE 195 12 025 A1 und
DE 10 2011 009 750 A1 bilden den Gradienten eines Temperaturanstiegs in der Vorlaufleitung aus. Wenn der
Gradient einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet, wird entweder die Wärmeerzeugerleistung
reduziert oder der Wärmeerzeuger ganz ausgeschaltet. Beim Verfahren
EP 2 163 822 A1 wird ebenfalls der Temperaturgradient beim Wärmeerzeugerstart ausgebildet.
[0016] In Abhängigkeit des genannten Gradienten lässt sich die Wärmeerzeugerpausenzeit variieren,
um die Takthäufigkeit des Wärmeerzeugerbetriebs zu reduzieren. Das Verfahren
EP 2 218 967 A2 bildet die Zu- und Abschaltintegral aus, um den Wärmeerzeuger ein- bzw. auszuschalten.
Bei all den genannten Verfahren bleibt die Soll-Vorlauftemperatur der Heizkurve unverändert.
[0017] Beim Verfahren
DE 10 2005 005 760 A1 wird der Heizbedarf anhand der Messung von der Wärmeerzeugerlaufzeitzeit, der Pausenzeit,
und dem Modulationswert ermittelt. Analog berechnet das Verfahren
DE 10 2008 054 043 A1 den aktuellen Heizbedarf aus den Messwerten wie Rücklauf-, Vorlauftemperatur und
Volumenstrom. Aus dem Heizbedarf lässt sich mit Hilfe einer hinterlegten Logik die
Soll-Vorlauftemperatur herleiten.
[0018] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile, die sich aus dem oben genannten
Stand der Technik ergeben zu reduzieren.
[0019] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach Anspruch 1 sowie eine Heizungsanlage
nach Anspruch 11 gelöst.
[0020] Erfindungsgemäß wird die Vorlauftemperatur neben einer Anpassung nach der Heizkurve
in Abhängigkeit der Änderung der Wärmeerzeugerleistung bzw. eines hiervon abgeleiteten
Wertes oder in Abhängigkeit der Änderung des Volumenstroms angepasst.
[0021] Das Verfahren ist für Heizungssysteme einsetzbar, die über einen (z.B. zentralen)
Wärmeerzeuger, eine (z.B. zentrale) Pumpe und wenigstens einen Heizkörper verfügen.
Dabei werden die o.g. Signale betriebsbegleitend aufgenommen und analysiert. Die Wirkungen
der Wärmegewinne werden somit erkannt. Daraus folgt die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur.
[0022] Wie oben beschrieben ist nach dem Stand der Technik die Heizkurve zur Kompensation
der Wärmeverluste vorgesehen, wobei die Wärmeverluste von der Außentemperatur abhängig
sind. Wärmegewinne sind unbekannt und werden nicht berücksichtigt. Als Folge davon
sinkt der Volumenstrom bei hohen Wärmegewinnen gegen Null.
[0023] Bei der vorliegenden Erfindung eines Verfahrens zur Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur
eines Heizungssystems ist vorgesehen, dass die Heizkurve bei der Werkseinstellung
belassen wird. Eine manuelle Einstellung ist nicht mehr erforderlich. Im laufenden
Betrieb wird die Soll-Vorlauftemperatur dann in Abhängigkeit der aus den Wärmegewinnen
bzw. Nutzereingriffen oder -vorgaben resultierenden Wirkungen angepasst.
[0024] Grundsätzlich unterscheiden sich Heizungsanlagen mit und ohne hydraulische Systemtrennung.
Bei Anlagen mit der hydraulischen Trennung ist ein Wärmetauscher bzw. eine hydraulische
Weiche zwischen dem Erzeuger und den Verbrauchern geschaltet, wodurch ein primärer
und ein sekundärer Volumenstrom unabhängig voneinander entstehen. Die Anlagen mit
der hydraulischen Trennung und mit Wärmespeichermöglichkeit stellt eine Besonderheit
dar. Beispielsweise belädt die Wärmepumpe den Pufferspeicher, der die Wärme für die
Heizungsanlage versorgt. In diesem Fall dient der Pufferspeicher als hydraulische
Trennung mit der Wärmespeichermöglichkeit.
[0025] Bei den Anlagen ohne hydraulische Trennung gibt es keine Unterscheidung zwischen
primärer und sekundärer Seite. Somit ist der zentrale Volumenstrom gleich die Summe
aller Volumenströme durch die einzelnen Verbraucher. Im Folgenden wird das Verhalten
bei den Anlagen ohne hydraulische Systemtrennung näher beschrieben. Das Anlagenverhalten
mit der hydraulischen Trennung ohne Speichermöglichkeit ist analog herleitbar.
[0026] Um Energie einzusparen, werden die Räume in der Nacht nicht auf dem Komfortniveau
sondern auf dem Sparmodus mit der Raumtemperatur von z.B. 17 °C beheizt, sog. Absenkbetrieb.
Kurz zuvor bzw. ab dem Beginn der Nutzungszeit schaltet sich die Heizungsanlage auf
den normalen Heizbetrieb um, wobei die Räume auf dem Komfortniveau mit der Raumtemperatur
von z.B. 20 °C erwärmt werden.
[0027] In den frühen Morgenstunden, insbesondere direkt nach dem Betriebswechsel vom Absenk-
in den Heizbetrieb, sind die Räume noch kalt, wobei die Ventile (Thermostatventile
bei Heizkörper, Regelventile bei Fußbodenheizung) völlig offen sind. Dadurch fließen
maximale Volumenströme durch die einzelnen Verbraucher (Heizkörper oder Fußbodenheizkreise),
die viel größer als die in der Auslegung sind. Zudem ist die Temperatur des Heizungswassers
niedrig, das zu dem Wärmeerzeuger zurück fließt, da die Heizungsanlage zuvor im Sparmodus
war. Gepaart vom größten Volumenstrom mit der niedrigen Rücklauftemperatur liefert
der Wärmeerzeuger die maximal zur Verfügung stehende Leistung, um die Soll-Vorlauftemperatur
zu erreichen. In dieser Aufheizzeit ist die maximale Wärmeerzeugerleistung i.d.R.
zu klein, wobei die maximale Wärmeerzeugerleistung bei 100 % Leistung des Wärmeerzeugers
liegt. Mit anderen Worten bleibt die Soll-Vorlauftemperatur in dieser Phase unverändert
und wird aus der eingestellten Heizkurve in Abhängigkeit der Außentemperatur berechnet.
[0028] Allgemein erkennt man die Aufheizphase daran, dass der Volumenstrom groß ist sowie
der Wärmeerzeuger mit der maximalen Leistung arbeitet. Aufgrund des großen Volumenstromes
nimmt die Ist-Vorlauftemperatur langsam stetig zu. Das bedeutet, dass der Gradient
der Vorlauftemperatur klein ist. Weiterhin ist in dieser Phase die Ist-Vorlauftemperatur
kleiner als die Soll-Vorlauftemperatur. Somit ist die Regelabweichung aus der Differenz
zwischen dem Soll- und dem Ist-Wert positiv. Folglich ist die Integration der Regelabweichung
über die Zeit ebenfalls positiv.
[0029] Am Wärmeerzeuger ist i.d.R. ein Sensor zur Erfassung der Vorlauftemperatur installiert.
Dieser Messwert kann sowohl für die Bildung des Gradienten der Vorlauftemperatur als
auch für die Berechnung der Integration der Regelabweichung über die Zeit verwendet
werden. Das Signal Wärmeerzeugerleistung ist aus dem Regelgerät verfügbar. Diese drei
Signale sind ausreichend, um die Aufheizphase zu erkennen. Ist ein Sensor zur Erfassung
des zentralen Volumenstromes installiert, steht ein weiteres Signal für die Erkennung
der Aufheizphase zur Verfügung.
[0030] Wird die Aufheizphase erkannt, bleibt die Soll-Vorlauftemperatur auf dem Niveau der
Heizkurve unverändert, damit die Räume schnell und ausreichend versorgt werden. Fallen
in dieser Phase interne und externe Wärmegewinne an, dienen diese zur schnelleren
Aufheizung der Räume.
[0031] Nach der Aufheizphase, die abhängig von der Rohrnetzstruktur sowie der installierten
Anlagenkomponenten bis zu mehrere Stunden dauert, geht die Heizungsanlage in den Regelbetrieb
über, wobei die Soll-Vorlauftemperatur eingehalten wird. Das bedeutet, dass keine
Regelabweichung vorliegt. Somit sind der Gradient der Vorlauftemperatur sowie die
Integration der Regelabweichung über die Zeit nahezu Null. Dabei werden die Räume
auf dem erforderlichen Komfortniveau beheizt. Die Wärmegewinne nehmen im Laufe dieser
Phase "Regelbetrieb" zu. Als Folge davon wird weniger Wärme zur Beheizung benötigt.
Deshalb bewegen sich die Thermostatventile in die Richtung ZU (geschlossen) bzw. arbeiten
im kleinen Hubbereich, wobei eine stetige Raumtemperaturregelung nicht mehr möglich
ist. Somit verringert sich bzw. schwankt der Volumenstrom durch den Wärmeerzeuger.
Dies führt dazu, dass die Wärmeerzeugerleistung dementsprechend abnimmt bzw. schwankt,
um die Soll-Vorlauftemperatur einzuhalten. Mit anderen Worten ist die Abnahme der
Wärmeerzeugerleistung als Ausgleich der auftretenden Wärmegewinne zu verstehen.
[0032] Erfindungsgemäß wird die Soll-Vorlauftemperatur bei Abnahme der mittleren Wärmeerzeugerleistung
und/oder starker Schwankung der Wärmeerzeugerleistung schrittweise reduziert.
[0033] Liegt eine Reduzierung bzw. ein starker Abfall der Wärmeerzeugerleistung oder eine
starke Schwankung der Wärmeerzeugerleistung vor, wird die Soll-Vorlauftemperatur aus
der eingestellten Heizkurve schrittweise (z.B. 1, 2 oder 3 K aller 30 Minuten) verringert.
Dabei ist die Reduzierungsgröße der Soll-Vorlauftemperatur (1 oder 3 K) abhängig von
dem Abfall bzw. der Schwankung der Wärmeerzeugerleistung. Beispielsweise bleibt die
Außentemperatur fast unverändert, während die Wärmeerzeugerleistung z.B. zwischen
70 % und 40 % innerhalb des Beobachtungsintervalls von z.B. 30 Minuten schwankt, wird
die Soll-Vorlauftemperatur z.B. um 3 K abgesenkt. Das entspricht einer Absenkung der
Soll-Vorlauftemperatur von beispielsweise 1 K bei einer Schwankung der Wärmeerzeugerleistung
von 10 %. Durch die Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur bewegen sich die Thermostatventile
in die Richtung AUF (offen), wobei sich der Volumenstrom erhöht. Die Absenkung der
Soll-Vorlauftemperatur bedeutet andererseits eine Verringerung der Temperaturdifferenz
zwischen der Vorlauf- und Rücklauftemperatur des Wärmeerzeugers. Das Ergebnis der
Multiplikation von der Temperaturdifferenz mit dem Volumenstrom bleibt annähernd unverändert
und entspricht der Wärmeerzeugerleistung. Nach der Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur
stabilisiert sich die Wärmeerzeugerleistung bzw. bleibt annähernd konstant. Somit
werden die Wärmeversorgung und die damit verbundene Komforteinhaltung sichergestellt.
[0034] Sinkt die Wärmeerzeugerleistung nach dem vorgegebenen Beobachtungsintervall (z.B.
10, 20 oder 30 Minuten oder gar 1 Stunde) weiter ab, bedeutet dies eine weitere Zunahme
der Wärmegewinne. Daraus lässt sich die Soll-Vorlauftemperatur weiter reduzieren.
Steigt die Wärmeerzeugerleistung während der Beobachtungszeit merklich, wird die Soll-Vorlauftemperatur
wieder erhöht, da entweder die Wärmegewinne möglicherweise wegbrechen oder die Nutzereingriffe
durch das Aufdrehen der Thermostatventile vorliegen.
[0035] Erfindungsgemäß erfolgt die Absenkung der Soll-Vorlauftemperatur von der Heizkurve
nicht sprunghaft sondern schrittweise, um einerseits ein stabiles Regelverhalten des
gesamten Heizungssystems zu behalten und andererseits mögliche Komforteinbüßen zu
vermeiden, da bei verschiedenen Räumen die Wärmegewinne unterschiedlich anfallen.
Bei der Feststellung eines erhöhten Bedarfs durch höhere Wärmeerzeugerleistung wird
die Soll-Vorlauftemperatur unverzüglich wieder erhöht. Die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur
führt zu dem effizienteren Anlagenbetrieb, wobei die Einhaltung des Nutzerkomforts
den Vorrang hat.
[0036] Bei der Adaption der Soll-Vorlauftemperatur wird das Signal Außentemperatur berücksichtigt,
ob sie sich während der Beobachtungszeit signifikant geändert hat. Die Außentemperatur
ist ohnehin für die Bestimmung der Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve verfügbar.
Ist ein Sensor zur Erfassung des (zentralen) Volumenstromes in der Anlage installiert,
kann die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur in Abhängigkeit des aktuellen Volumenstromes
sowie der tendenziellen Änderung (Zu-/Abnahme) des Volumenstromes durchgeführt werden.
[0037] Mit anderen Worten ist erfindungsgemäß die tatsächliche Soll-Vorlauftemperatur von
der eingestellten Heizkurve verschieden. Die Anpassung der Heizkurve erfolgt unter
dem Gesichtspunkt Kompensation der Wärmeverluste mit Berücksichtigung der Wärmegewinne.
[0038] Die Phase Regelbetrieb ist gekennzeichnet durch die Einhaltung der Soll-Vorlauftemperatur
(keine Regelabweichung). Dabei ist die aktuelle Wärmeerzeugerleistung kleiner als
die maximale. Wird die Phase Regelbetrieb erkannt, wird die Soll-Vorlauftemperatur
von der Heizkurve wie oben beschrieben angepasst.
[0039] Alternativ oder zusätzlich kann erfindungsgemäß die Aufgabe auch in anderer Weise
gelöst werden. Die Heizkurve ist eine Funktion der Außentemperatur und beginnt bei
dem Auslegungspunkt, der von dem Standort und der Auslegungsvorgabe abhängt. Z.B.
für den Standort Berlin, Deutschland, bei dem die Norm-Außentemperatur -14 °C beträgt,
soll bei der Auslegung die gewünschte Soll-Vorlauftemperatur von z.B. 70 °C sein.
Das bedeutet, dass für den Standort Berlin der Auslegungspunkt (Außentemperatur -14
°C; Soll-Vorlauftemperatur 70 °C) beträgt. Steigt die Außentemperatur bis 20 °C, sinkt
die Soll-Vorlauftemperatur näherungsweise linear auf 20 °C. Zu jeder Außentemperatur
wird eine Soll-Vorlauftemperatur eindeutig zugeordnet. Bei der Außentemperatur von
20 °C beträgt die Soll-Vorlauftemperatur auch 20 °C. Das bedeutet, dass die Wärmeerzeugerleistung
bei der Außentemperatur von 20 °C gleich Null ist. Bei der Norm-Außentemperatur von
-14 °C sollte die Wärmeerzeugerleistung theoretisch 100 % betragen. Somit ist die
Zuordnung der theoretischen Wärmeerzeugerleistung zur Außentemperatur auch eindeutig.
Mit anderen Worten kann eine theoretische Wärmeerzeugerleistung zu jeder Außentemperatur
ermittelt werden. Daraus kann der Zusammenhang zwischen der Soll-Vorlauftemperatur
und der theoretischen Wärmeerzeugerleistung hergeleitet werden. Dabei wird vorausgesetzt,
dass der Wärmeerzeuger nicht überdimensioniert ist. Bei der Überdimensionierung des
Wärmeerzeugers ist eine entsprechende Skalierung vorzunehmen.
[0040] Bei einer erfassten Außentemperatur lassen sich somit sowohl die Soll-Vorlauftemperatur
als auch die theoretische Wärmeerzeugerleistung bestimmen. Aufgrund der Wärmegewinne
bringt der Wärmeerzeuger eine mittlere Wärmeerzeugerleistung - die im Folgenden als
Heizleistung genannt wird - auf, die kleiner als die theoretische ist. Setzt man die
Heizleistung gleich der neuen theoretischen Leistung, ergibt sich mit Hilfe der Heizkurve
eine Ziel-Soll-Vorlauftemperatur, die ebenfalls niedriger als die zuvor ermittelte
Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve ist. Das bedeutet, dass die Heizkurve schrittweise
auf die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur abgesenkt wird. Die schrittweise Anpassung kann
z.B. in 1, 2 oder 3 K pro 30 Minuten Schritten erfolgen oder die Schrittgröße kann
abhängig von der Differenz zwischen der Ist- und Soll-Vorlauftemperatur und der Ziel-Soll-Vorlauftemperatur
erfolgen, z.B. 50 % der Differenz.
[0041] Brechen die Wärmegewinne möglicherweise weg oder liegen die Nutzereingriffe durch
das Aufdrehen der Thermostatventile vor, steigt die Heizleistung während der Beobachtungszeit
merklich. Daraus ergibt sich eine neue Ziel-Soll-Vorlauftemperatur, die dementsprechend
größer als die aktuelle Soll-Vorlauftemperatur ist. Daraufhin wird die aktuelle Soll-Vorlauftemperatur
schrittweise auf die neue Ziel-Soll-Vorlauftemperatur erhöht.
[0042] Erfindungsgemäß wird die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur nach einem vorgegebenen Zeitintervall
z.B. dem Beobachtungszeitintervall erneut ermittelt. Die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur
ist ein Zielkorridor, auf dem die Soll-Vorlauftemperatur Schritt für Schritt angenähert
wird, damit keine Instabilität im gesamten Heizungssystem entsteht. Große Sprünge
der Soll-Vorlauftemperatur verursachen eine instabile Verbrennungsregelung, da der
Volumenstrom und die Rücklauftemperatur verzögert reagieren.
[0043] Ist der Überdimensionierungsfaktor dagegen nicht bekannt, lassen sich die theoretische
Wärmeerzeugerleistung und somit die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur nicht bestimmen. In
diesem Fall wird erfindungsgemäß die Soll-Vorlauftemperatur bei nahezu unveränderter
Außentemperatur schrittweise in Abhängigkeit der Reduzierungs- bzw. Erhöhungsgröße
der Heizleistung verringert bzw. erhöht. Bleibt die Außentemperatur fast unverändert,
während die Heizleistung z.B. von 70 % auf 50 % innerhalb des Beobachtungsintervalls
von einer Stunde abnimmt, wird die Soll-Vorlauftemperatur z.B. um 2 K abgesenkt. Das
entspricht einer Absenkung der Soll-Vorlauftemperatur von beispielsweise 1 K bei einer
Reduzierung der Wärmeerzeugerleistung von 10 %. Direkt nach der Absenkung wird das
Verhalten der Heizleistung innerhalb eines gegebenen Zeitintervalls von z.B. 1 h überwacht.
Sinkt die Heizleistung nach dem vorgegebenen Beobachtungsintervall weiter ab, bedeutet
dies eine weitere Zunahme der Wärmegewinne. Daraus lässt sich die Soll-Vorlauftemperatur
weiter reduzieren. Steigt dagegen die Heizleistung während des Beobachtungsintervalls,
bedeutet es, dass sich der Wärmebedarf erhöht. Demzufolge wird die Soll-Vorlauftemperatur
wieder erhöht, um den Bedarf abzudecken bzw. den Nutzerkomfort aufrechtzuerhalten.
[0044] Alternativ lässt sich der Überdimensionierungsfaktor im laufenden Betrieb detektieren.
Beispielsweise bringt der Wärmeerzeuger beim Regelbetrieb in den frühen Morgenstunden,
bei denen es noch keine Wärmegewinne gibt, eine Heizleistung von z. B. 50 % auf, während
die theoretische Wärmeerzeugerleistung z.B. 75 % beträgt. Das Verhältnis der theoretischen
Wärmeerzeugerleistung zu der tatsächlichen Heizleistung ergibt den Überdimensionierungsfaktor.
Für das genannte Beispiel beträgt somit der Überdimensionierungsfaktor 1,5. Die theoretische
Wärmeerzeugerleistung lässt sich aus der Außentemperatur ermitteln.
[0045] Erfindungsgemäß werden die beiden oben beschriebenen Verfahren kombiniert angewendet,
um eine sichere Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur ohne Einbüße des Nutzerkomforts
vorzunehmen.
[0046] Steigen die Wärmegewinne während des Regelbetriebs weiter an, nimmt die Wärmeerzeugerleistung
dementsprechend ab. Unterschreitet die Wärmeerzeugerleistung die bei der unteren Modulationsgrenze,
entsteht der Taktbetrieb. Der Wärmeerzeuger schaltet sich ein und aus. Dabei ist der
Volumenstrom so gering, dass die Ist-Vorlauftemperatur schnell ansteigt, obwohl der
Wärmeerzeuger mit der minimalen Leistung arbeitet. Überschreitet die Ist-Vorlauftemperatur
den oberen Grenzwert, der beispielsweise 5 K über der aktuellen Soll-Vorlauftemperatur
liegt, schaltet sich der Wärmeerzeuger ab. Ein hoher Anstieg (Gradient) der Ist-Vorlauftemperatur
während der Phase Wärmeerzeuger AN bedeutet, dass der Bedarf zur Beheizung gering
ist. Dies zeigt sich durch eine kurze Wärmeerzeugerlaufzeit. Beim Wärmeerzeugerstart
ist die Ist-Vorlauftemperatur kleiner als der untere Grenzwert, der beispielsweise
5 K unter der aktuellen Soll-Vorlauftemperatur liegt. Daraus ergibt sich eine positive
Regelabweichung. Die Ist-Vorlauftemperatur steigt jedoch schnell an und überschreitet
den oberen Grenzwert, wobei die Ist-Temperatur wiederum größer als die Soll-Vorlauftemperatur
ist. Bei der Wärmeerzeugerabschaltung ist die Regelabweichung negativ. Die Integration
der Regelabweichung zwischen Soll- und Ist-Vorlauftemperatur über die Zeit während
der Wärmeerzeuger AN ist betragsmäßig nahezu Null. Erfindungsgemäß wird die Integration
der Regelabweichung erst begonnen, wenn die Ist-Vorlauftemperatur die Soll-Vorlauftemperatur
überschreitet.
[0047] Wie oben erwähnt, ist der Anlagenbetrieb energetisch sehr ineffizient, wenn beim
Taktbetrieb die Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve verwendet wird. Die hohe
Soll-Vorlauftemperatur verursacht hohe Abgast- und Abstrahlungsverluste. Durch häufige
Taktung sind Verschleiße der Komponenten entsprechend hoch. Die Lebensdauer des Wärmeerzeugers
verkürzt sich. Aufgrund der hohen Wärmegewinne und des geringen Volumenstromes ist
die Transportzeit vom Erzeuger zum Verbraucher lang, wodurch das Heizungswasser sich
unterwegs stark abkühlt.
[0048] Der Taktbetrieb lässt sich durch die minimale Wärmeerzeugerleistung, kurze Wärmeerzeugerlaufzeit
(Wärmeerzeuger AN und AUS), negative Regelabweichung bzw. negative Integrationsfläche
der Regelabweichung über die Zeit erkennen. Dabei ist der Volumenstrom klein. Ist
ein Taktbetrieb erkannt, wird die Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve schrittweise
reduziert. Dadurch öffnen die Thermostatventile und der Volumenstrom erhöht sich.
Beim nächsten Wärmeerzeugerstart ist die Wärmeerzeugerlaufzeit länger. Der Gradient
der Vorlauftemperatur wird somit kleiner. Ist ein Sensor zur Erfassung des Volumenstromes
installiert, kann die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur aufgrund des aktuellen
Volumenstromes sowie der tendenziellen Änderung (Zu-/Abnahme) des Volumenstromes erfolgen.
[0049] Sinkt der Gradient der Ist-Vorlauftemperatur stark ab bzw. ist die Regelabweichung
gleich Null oder steigt der Volumenstrom stark, bedeutet dies, dass der Wärmebedarf
zunimmt. Demzufolge wird die Soll-Vorlauftemperatur wieder erhöht, um den Bedarf zu
decken.
[0050] Gemäß einer Ausführung umfasst das erfindungsgemäße Verfahren die folgenden Schritte:
- a) Bestimmung der Soll- Vorlauftemperatur der Heizungsanlage in Abhängigkeit der Außentemperatur
(Heizkurve),
- b) Feststellen, ob sich die Heizungsanlage im Aufheiz-, Regel-, oder Taktbetrieb befindet,
- c) Für den Regelbetrieb: Erfassung der Heizleistung des Wärmeerzeugers und/oder eines
Volumenstroms eines Heizmediums durch den/die Verbraucher und Bestimmung deren/dessen
Verlauf über die Zeit,
und Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur der Heizungsanlage bei Überschreiten eines
Grenzwertes der Reduzierung der Heizleistung und/oder des Volumenstroms des Heizmediums
innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums und/oder bei Überschreiten eines Grenzwertes
für die Schwankung der Heizleistung bzw. bei Überschreiten eines Grenzwertes für den
entsprechenden Gradienten.
- d) Für den Taktbetrieb: Erfassung der Wärmeerzeugerlaufzeit und/oder der Ist-Vorlauftemperatur
über die Zeit, und Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur der Heizungsanlage bei Überschreiten
eines Grenzwertes der Erhöhung der Ist-Vorlauftemperatur innerhalb eines vorgegebenen
Zeitraums bzw. bei Überschreiten eines Grenzwertes für den entsprechenden Gradienten
oder bei Unterschreiten eines Grenzwertes der Wärmeerzeugerlaufzeit oder bei Unterschreiten
eines Grenzwertes für den
Volumenstrom oder Unterschreiten eines Grenzwertes für den absoluten Betrag der Integration
der Regelabweichung über die Zeit. Zusätzlich oder anstelle der Schritte b) bis d)
können gemäß einer Ausführung auch folgende Schritte durchgeführt werden:
e) Berechnung der theoretischen Wärmeerzeugerleistung durch Multiplikation der Heizleistung
mit dem Überdimensionierungsfaktor der Heizungsanlage,
f) Bestimmung der Ziel-Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve.
[0051] Das Verfahren wurde beispielshaft anhand einer Zweirohr-Heizungsanlage mit eingesetztem
Wärmeerzeuger (1) ohne hydraulische Trennung erläutert, wird aber nicht auf diesen
Anlagetyp beschränkt. Das Funktionsprinzip gilt selbstverständlich auch bei Anlagen
mit hydraulischer Trennung ohne Wärmespeichermöglichkeit bzw. mit anderen Wärmeerzeugertypen
(Wärmepumpe, Fernwärme etc.).
[0052] Erfindungsgemäß wird bei Übergabestationen der Fernwärme statt der Wärmeerzeugerleistung
das Signal Regelventil bzw. die Position des Regelventils für die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur
verwendet.
[0053] Im Folgenden folgt die Herleitung des oben ausgeführten erfindungsgemäßen Verfahrens
für eine typische, meist angewendete Anlage mit der hydraulischen Trennung und mit
Wärmespeichermöglichkeit, die aus einer Wärmepumpe, einem Pufferspeicher und Verbrauchern
bestehen. Die restlichen Anlagen mit hydraulischer Trennung lassen sich analog beschreiben.
[0054] Der primäre Volumenstrom durch die Wärmepumpe ist groß und konstant, wohingegen der
sekundäre Volumenstrom vom Bedarf abhängt und gleich der Summe aller Volumenströme
durch die Verbraucher ist. Der konstante Volumenstrom ist für die Einhaltung der Funktionalität
der Wärmepumpe von Bedeutung.
[0055] In der Aufheizphase ist die Wärmeabnahme der Verbraucherseite größer als die Wärmeerzeugung
der Wärmepumpe. Die Ist-Vorlauftemperatur ist kleiner als die Soll-Vorlauftemperatur,
obwohl die Wärmepumpe mit der maximalen Leistung arbeitet.
[0056] Die Aufheizung endet und geht in die Phase Regelbetrieb über, wenn die Ist-Vorlauftemperatur
die Soll-Vorlauftemperatur erreicht. Fallen Wärmegewinne während der Gebäudenutzung
an, verringert sich die Wärmeabnahme. Dabei reduziert sich der sekundäre Volumenstrom.
Der Pufferspeicher hat verhältnismäßig zur Heizseite der Wärmepumpe ein großes Volumen,
sodass die Rücklauftemperatur aus dem Speicher zur Wärmepumpe allmählich und stetig
steigt. Gepaart von dem konstanten Volumenstrom mit der steigenden Rücklauftemperatur
reduziert sich die Heizleistung bei modulierender Wärmepumpe kontinuierlich.
[0057] Mit anderen Worten hat das große Speichervolumen die Dämpfungsfunktion, sodass keine
starke Schwankung der Wärmepumpenleistung zu erwarten ist. Bei Überschreiten eines
Grenzwertes der Reduzierung der Heizleistung und bei unveränderter Außentemperatur
wird die Soll-Vorlauftemperatur von der Heizkurve schrittweise reduziert. Die schrittweise
Anpassung kann z.B. in 1, 2 oder 3 K pro 30 Minuten Schritten erfolgen oder die Schrittgröße
kann abhängig von der Änderung der Heizleistung erfolgen, z.B. 2 K pro 10% Heizleistungsreduzierung.
[0058] Die Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur bedeutet eine Verringerung der Speichertemperatur
und somit des Speicherverlusts. Die Arbeitszahl der Wärmepumpe steigt. Die Anlage
arbeitet insgesamt effizienter. Andererseits öffnen die Ventile der Verbraucher, wodurch
der sekundäre Volumenstrom wieder steigt. Dabei bleibt die Wärmeabnahme unverändert
und der Nutzerkomfort wird eingehalten.
[0059] Steigt die Heizleistung während der Beobachtungszeit merklich, wird die Soll-Vorlauftemperatur
wieder erhöht, da entweder die Wärmegewinne möglicherweise wegbrechen oder die Nutzereingriffe
durch das Aufdrehen der Thermostatventile vorliegen. Ist ein Sensor zur Erfassung
des sekundären Volumenstromes in der Anlage installiert - im Folgenden wird als Volumenstrom
genannt, kann die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur in Abhängigkeit des aktuellen
Volumenstromes sowie der tendenziellen Änderung (Zu-/Abnahme) des Volumenstromes durchgeführt
werden.
[0060] Analog zu den Anlagen ohne hydraulische Trennung ist die Phase Regelbetrieb gekennzeichnet
durch die Einhaltung der Soll-Vorlauftemperatur (keine Regelabweichung), und eine
kleinere Heizleistung als die maximale. Wird die Phase Regelbetrieb erkannt, wird
die Soll-Vorlauftemperatur - ausgehend von der Heizkurve - wie oben beschrieben angepasst.
[0061] Der Begriff "ausgehend von der Heizkurve" beschreibt die Auswahl der Soll-Vorlauftemperatur
anhand der Heizkurve in Abhängigkeit von der Außentemperatur. Von diesem Wert ausgehend
wird erfindungsgemäß die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur bzw. die Soll-Vorlauftemperatur
angepasst.
[0062] Steigen die Wärmegewinne während des Regelbetriebs weiter an, sinkt die Heizleistung
ab. Unterschreitet die Wärmepumpenleistung die bei der unteren Modulationsgrenze,
geht die Wärmepumpe in den Taktbetrieb über. Dabei arbeitet die Wärmepumpe mit der
minimalen Leistung und schaltet sich ein und aus. Da das große Speichervolumen die
Dämpfungsfunktion hat, ergibt sich daraus kein schneller Anstieg bzw. kein großer
Gradient der Ist-Vorlauftemperatur wie der bei den Anlagen ohne hydraulische Trennung.
Sonst gilt hier die oben ausgeführte Beschreibung für die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur
bei Anlagen ohne hydraulische Trennung für den Taktbetrieb vollumfänglich.
[0063] Erfindungsgemäß werden der untere und/oder obere Grenzwert für das Ein-/Ausschalten
der Wärmepumpe beim Taktbetrieb in Abhängigkeit entweder der aktuellen Soll-Vorlauftemperatur
oder der Reduzierungsgröße der Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve variieren
- beispielsweise der obere Grenzwert mit 4 K über der Soll-Vorlauftemperatur von 50
°C; 5 K über der Soll-Vorlauftemperatur von 35 °C oder die Erhöhung des oberen Grenzwertes
um 1 K bei der Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur von der Heizkurve um 2 K, um
die häufige Taktung der Wärmepumpe zu verringern.
[0064] Die Arbeitsweise einstufiger Wärmepumpen, die entweder ein- oder ausschalten, entspricht
dem Taktbetrieb, für den die Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur wie oben beschrieben
verfahren wird. Bei der hydraulischen Trennung mit Wärmespeichermöglichkeit (einstufige
Wärmepumpe, Pufferspeicher, Verbraucher) erfolgt die Adaption der Soll-Vorlauftemperatur
vorzugsweise in Abhängigkeit der Reduzierung der Heizleistung, wobei die Heizleistung
aus der Wärmepumpenlaufzeit und -pausenzeit ermittelt wird. Aufgrund des großen Pufferspeichervolumens
ist keine große Änderung des Temperaturgradienten zu erwarten.
[0065] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betrieb einer Heizungsanlage mit Zweirohrsystem
ohne hydraulische Trennung wird nachfolgend anhand eines vereinfachten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Das Verfahren kann in vollem Umfang, ohne jegliche Beschränkung,
auf die Anlage mit hydraulischer Trennung bzw. mit anderen Wärmeerzeugern wie Wärmepumpe,
Fernwärme etc. angewendet werden.
[0066] Es zeigen
- Fig. 1
- eine vereinfachte Darstellung einer konventionellen Zweirohrheizung,
- Fig. 2
- eine vereinfachte Darstellung der Heizkurve,
- Fig. 3
- Soll-Vorlauftemperatur mit / ohne Adaption,
- Fig. 4
- Verhalten des Volumenstromes und der Wärmeerzeugerleistung ohne Adaption der Soll-Vorlauftemperatur,
- Fig. 5
- Verhalten des Volumenstromes und der Wärmeerzeugerleistung bei adaptierter Soll-Vorlauftemperatur.
[0067] Fig. 1 zeigt ein vereinfachtes Beispiel für eine konventionelle zentrale Zweirohrheizung
mit einem Wärmeerzeuger (1), einem Sensor zur Erfassung der Vorlauftemperatur (2),
einer Vorlaufleitung (VL), einer Rücklaufleitung (RL), einer zentralen Pumpe (4) und
Verbraucher (5). Optional ist ein Sensor zur Erfassung des zentralen Volumenstromes
(3) vorgesehen. Dieser Sensor ist aber nicht zwingend notwendig, um das erfindungsgemäße
Verfahren durchzuführen.
[0068] Zur Verdeutlichung des Verfahrens wird ein Anlagenbetrieb für einen Zeitraum vom
6:00 Uhr bis 17:00 Uhr ausgewählt, wobei die Außentemperatur ca. -6 °C um 6:00 Uhr
beträgt und im Laufe der Zeit bis -3 °C steigt. Aus der Heizkurve (Fig. 2) ist eine
Soll-Vorlauftemperatur von etwa 60 °C zu entnehmen. Fig. 3 zeigt die Heizkurve mit
der Soll-Vorlauftemperatur von 61 °C um 6:00 Uhr und sinkt auf 59 °C ab 14:00 Uhr.
[0069] Um 6:00 Uhr schaltet sich der Wärmeerzeuger von dem Sparmodus in den normalen Heizbetrieb
um. Die Wärmeerzeugerleistung beträgt direkt nach der Umschaltung 100 %. Der Aufheizbetrieb
endet um ca. 7:00 Uhr. Mit anderen Worten beginnt der Regelbetrieb um 7:00 Uhr.
[0070] Fig. 4 zeigt den Anlagenbetrieb ohne Adaption der Soll-Vorlauftemperatur. Der Volumenstrom
sinkt im Laufe des Tages tendenziell ab, wobei der Volumenstrom ab 12:00 Uhr schwingt.
Somit entsteht eine instabile Regelung der Wärmeerzeugerleistung, die zwischen 40
% und 80 % schwankt.
[0071] Um ca. 9:30 Uhr ist der Abfall (Gradient) der Wärmeerzeugerleistung aufgrund der
Wärmegewinne groß (Fig. 5), wird die Soll-Vorlauftemperatur reduziert (Fig. 3). Danach
stabilisiert die Wärmeerzeugerleistung bei 60 %. Kurz vor 12:00 Uhr und nach 12:00
Uhr nehmen die Wärmegewinne weiter zu, sodass die Wärmeerzeugerleistung stark abfällt.
Die Soll-Vorlauftemperatur wird dementsprechend schrittweise auf 55 °C reduziert (Fig.
3). Der Volumenstrom bleibt im Laufe des Tages konstant (Fig. 5). Die Wärmeerzeugerleistung
stabilisiert sich bei ca. 50 %.
[0072] In diesem Beispiel handelt es sich um ein Gebäude mit der Heizlast von 19 kW. Die
Nennleistung des verwendeten Wärmeerzeugers beträgt 26 kW. Somit ist der Überdimensionierungsfaktor
1,37. In Fig. 2 ergeben sich eine theoretische Wärmeerzeugerleistung von 80 % und
eine Soll-Vorlauftemperatur 60 °C bei der Außentemperatur von -6 °C. Im Laufe des
Betriebs nehmen die Wärmegewinne zu. Die mittlere Ist-Heizleistung sinkt auf 51 %
ab 12:00 Uhr (Fig. 4). Multipliziert die Ist-Leistung 51 % mit dem Überdimensionierungsfaktor
1,37, ergibt sich eine neue theoretische Wärmeerzeugerleistung von 70 %. Aus der neuen
theoretischen Wärmeerzeugerleistung lässt sich die neue Ziel-Soll-Vorlauftemperatur
von 55 °C (Fig. 2) berechnen. Die neue Ziel-Soll-Vorlauftemperatur gilt als Zielkorridor,
auf die die Heizkurve schrittweise abgesenkt wird. Im Taktbetrieb arbeitet der Wärmeerzeuger
mit der minimalen Leistung. Die Heizleistung wird über das Zeitverhältnis zwischen
dem Wärmeerzeuger AN und Wärmeerzeuger AUS ermittelt.
Bezugszeichenliste:
1 |
Wärmeerzeuger |
2 |
Vorlauftemperatursensor |
3 |
Volumenstromsensor |
4 |
Pumpe |
5 |
Verbraucher |
VL |
Vorlauf |
RL |
Rücklauf |
ϑAu |
Außentemperatur |
ϑSoll |
Soll-Vorlauftemperatur |
1. Verfahren zur Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur einer Heizungsanlage, wobei die
Heizungsanlage über einen Wärmeerzeuger (1), einen Sensor zur Erfassung der Vorlauftemperatur
(2), ein Leitungssystem mit wenigstens einer Vorlaufleitung (VL) und wenigstens einer
Rücklaufleitung (RL) und wenigstens einen dazwischen angeordneten Verbraucher (5)
und eine Steuereinheit verfügt,
dadurch gekennzeichnet, dass die Soll- Vorlauftemperatur im Laufe des Betriebs ausgehend von der Heizkurve bei
Vorliegen wenigstens einer der folgenden Bedingungen innerhalb eines vorgegebenen
Zeitraums reduziert wird:
- bei Überschreiten eines Grenzwertes der Reduzierung der Heizleistung;
- bei Überschreiten eines Grenzwertes der Reduzierung des Volumenstroms des Heizmediums;
- bei Überschreiten eines Grenzwertes für die Schwankung der Heizleistung bzw. bei
Überschreiten eines Grenzwertes für den entsprechenden Gradienten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizleistung ermittelt wird, wobei sich die
Soll-Vorlauftemperatur schnittweise auf die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur annähern lässt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Taktbetrieb der Anlage die Reduzierung der Soll-Vorlauftemperatur der Heizungsanlage
bei Vorliegen wenigstens einer der folgenden Bedingungen vorgenommen wird:
- Überschreiten eines Grenzwertes der Erhöhung der Ist-Vorlauftemperatur innerhalb
eines vorgegebenen Zeitraums bzw. bei Überschreiten eines Grenzwertes für den entsprechenden
Gradienten;
- Unterschreiten eines Grenzwertes der Wärmeerzeugerlaufzeit;
- Unterschreiten eines Grenzwertes für den Volumenstrom;
- Unterschreiten eines Grenzwertes für den absoluten Betrag der Integration der Regelabweichung
über die Zeit.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpassung schrittweise jeweils nach dem Ablauf eines vorgegebenen Beobachtungszeitintervalls
erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, die Bestimmung der Soll-Vorlauftemperatur entweder nach Verstreichen einer vorgegebenen
Zeit und/oder bei Überschreiten eines Grenzwertes der Änderung der Außentemperatur
in einem vorgegebenen Zeitintervall bzw. bei Überschreiten eines Grenzwertes für den
entsprechenden Gradienten neu durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass während eines Beobachtungsintervalls bei Feststellung einer zunehmenden Heizleistung
für den Regelbetrieb oder einer längeren Wärmeerzeugerlaufzeit oder eines Absinkens
des Gradienten der Vorlauftemperatur oder einer Regelabweichung nahezu Null für den
Taktbetrieb, die letzte Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur unverzüglich rückgängig
gemacht wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Regelbetrieb erkannt wird, wenn eine nach bestimmte Vorlauftemperatur erreicht
worden ist bzw. wenn die Integration der Regelabweichung zwischen Soll-Vorlauftemperatur
und Ist-Vorlauftemperatur gleich Null ist.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Taktbetrieb dadurch erkannt wird, wenn sich der Wärmeerzeuger ein- und ausschaltet.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche , dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Taktbetrieb der untere und/oder obere Grenzwert für das Ein-/ Ausschalten
des Wärmeerzeugers in Abhängigkeit entweder der aktuellen Soll-Vorlauftemperatur oder
der Reduzierungsgröße der Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve variiert werden.
10. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine schrittweise Annäherung der Soll-Vorlauftemperatur im Takt und/oder im Regelbetrieb
an eine mit Hilfe eines Überdimensionierungsfaktors der Heizungsanlage berechnete
Ziel-Soll-Vorlauftemperatur durchgeführt wird, wobei die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur
nach einer bestimmten Zeitspanne erneut ermittelt wird, und wobei die Ziel-Soll-Vorlauftemperatur
bestimmt wird durch die Schritte:
Berechnung der theoretischen Wärmeerzeugerleistung durch Multiplikation der Heizleistung
mit dem Überdimensionierungsfaktor der Heizungsanlage,
Bestimmung der Ziel-Soll-Vorlauftemperatur aus der Heizkurve.
11. Heizungsanlage mit einem Wärmeerzeuger (1), einem Sensor zur Erfassung der Vorlauftemperatur
(2), einem Leitungssystem mit wenigstens einer Vorlaufleitung (VL) und wenigstens
einer Rücklaufleitung (RL) und wenigstens einem dazwischen angeordneten Verbraucher
(5), sowie einer Steuereinheit, dadurch gekennzeichnet, dass die Heizungsanlage zur Durchführung der Anpassung der Soll-Vorlauftemperatur nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 ausgebildet ist.