[0001] Es werden ein Verfahren zur Kalibrierung eines Geschwindigkeitssensors eines Schienenfahrzeugs,
ein korrespondierendes Schienenfahrzeug, ein Verfahren zum Betreiben eines Achszählsystems
für ein Schienenfahrzeug, ein korrespondierendes Achszählsystem und ein Verfahren
zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs angegeben.
[0002] Schienenfahrzeuge und andere Fahrzeuge umfassen oftmals eine Vielzahl verschiedenster
Sensoren zur Schätzung einer Geschwindigkeit des sich bewegenden Fahrzeugs. Um einen
möglichst genauen Wert der Geschwindigkeit auszugeben, ist typischerweise irgendeine
Art der Kalibrierung der einzelnen Sensoren erforderlich. Diese Kalibrierung kann
für jeden Sensor unterschiedlich gestaltet sein. So ist etwa bei einem Wegimpulsgeber,
der die Umdrehungszahl eines Fahrzeugrads mit bekanntem Umfang über eine bestimmte
Zeitdauer misst und anhand dessen eine zurückgelegte Strecke und Geschwindigkeit des
Fahrzeugs schätzt, eine wichtige Größe der Kalibrierung der über die Zeit veränderliche
Umfang des Fahrzeugrads. Dies erfordert bislang einen ausgebildeten Techniker, der
den Durchmesser des Fahrzeugrads genau vermisst. Allerdings können hierbei Fehler
beim Vermessen auftreten, die auf den Techniker zurückzuführen sind oder auf unterschiedliche
Durchmesser des Fahrzeugrads zwischen einzelnen Messungen, was etwa durch intensive
Bremsvorgänge verursacht sein kann. In Folge dessen erfordert die Kalibrierung eine
möglichst häufige und konsistente Vermessung des Fahrzeugrads, was mit enormem Aufwand
und Kosten verbunden ist und zugleich einen Stillstand des Fahrzeugs erfordert.
[0003] Dokument
DE 27 41 883 A1 beschreibt ein Entfernungs- und Geschwindigkeitsmessgerät, welches eine Korrekturvorrichtung
im Fahrzeug verwendet. Die Korrekturvorrichtung besteht aus einer Teilungsschaltung,
einer Multiplikationsschaltung und einem Tiefpassfilter. Die Teilungsschaltung dividiert
die Anzahl der von einem radunabhängigen Messsystem gelieferten Distanzimpulse durch
die Anzahl der von einem radabhängigen Messsystem gelieferten Distanzimpulse. Das
Teilungsergebnis wird mit dem Tiefpassfilter geglättet und dann mit einem Abstandsinkrement
in der Multiplikationsschaltung multipliziert.
[0004] Ein Verfahren zum Steuern eines Fahrzeugsystems in Dokument
US 2014 0277 883 A1 umfasst das Bestimmen einer Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit unter Verwendung einer
Off-Boardbasierten Eingangsgeschwindigkeit und einer Onboard-basierten Eingangsgeschwindigkeit.
Die Off-Board-basierte Eingangsgeschwindigkeit ist repräsentativ für eine Bewegungsgeschwindigkeit
des Fahrzeugsystems und wird aus Daten bestimmt, die von einem Off-Board-Gerät empfangen
werden. Die Onboardbasierte Eingangsgeschwindigkeit ist repräsentativ für die Bewegungsgeschwindigkeit
des Fahrzeugsystems und wird aus Daten bestimmt, die von einem Onboard-Gerät erhalten
wurden.
[0005] Eine Aufgabe, die der Erfindung zugrunde liegt, ist es daher, ein Verfahren zur Kalibrierung
eines Geschwindigkeitssensor eines Schienenfahrzeugs, ein korrespondierendes Schienenfahrzeug,
ein Verfahren zum Betreiben eines Achszählsystems für ein Schienenfahrzeug sowie ein
korrespondierendes Achszählsystem zu schaffen, durch das bzw. durch die zu einer aufwandsarmen
und kostengünstigen Kalibrierung kostengünstigen beigetragen werden kann. Eine weitere
Aufgabe, die der Erfindung zugrunde liegt, ist es, ein Verfahren zum effizienten Betreiben
eines Schienenfahrzeugs unter Berücksichtigung vorgenannter Kalibrierung anzugeben.
[0006] Die Aufgaben werden gelöst durch die Merkmale der entsprechenden unabhängigen Patentansprüche.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0007] Gemäß einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Kalibrierung eines
Geschwindigkeitssensors eines Schienenfahrzeugs im bestimmungsgemäßen Betrieb. Das
Schienenfahrzeug weist in dem bestimmungsgemäßen Betrieb eine Geschwindigkeit größer
0 km/h auf.
[0008] Bei dem Verfahren wird ein über eine Sendeeinheit bereitgestelltes Messsignal empfangen,
das repräsentativ ist für eine extern bezüglich des Schienenfahrzeugs gemessene Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs.
[0009] Es wird ein Messwert des Geschwindigkeitssensors bereitgestellt, der repräsentativ
ist für eine durch den Geschwindigkeitssensor erfasste Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs.
[0010] Abhängig von dem Messsignal und dem Messwert wird ein Kalibrierungskoeffizient ermittelt
und dem Geschwindigkeitssensor zugeordnet.
[0011] Bei dem Geschwindigkeitssensor handelt es sich insbesondere um einen Odometriesensor,
etwa einen Wegimpulsgeber oder Doppler-Radar.
[0012] Bei der Sendeeinheit handelt es sich insbesondere um eine stationär, extern bezüglich
des Schienenfahrzeugs angeordnete und drahtlos mit einer Empfangseinheit des Schienenfahrzeugs
koppelbare Vorrichtung wie eine Balise.
[0013] Mittels des Verfahrens kann insbesondere eine bestehende, am Bahnnetz angeordnete
Infrastruktur genutzt werden, die für Schienenfahrzeuge zertifiziert ist. Mit Vorteil
kann eine Kalibrierung von Geschwindigkeitssensoren ohne aufwendige Inspektionen durch
Techniker und ohne das Schienenfahrzeug außer Betrieb zu setzen, vorgenommen werden.
Im Vergleich zu anderen Kalibrierungstechniken am stillstehenden Schienenfahrzeug
ist diese Art der Kalibrierung während des Betriebs des Schienenfahrzeugs besonders
vorteilhaft im Falle von Sensoren, die für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind
(etwa ein Doppler-Radar, der für Geschwindigkeiten > 20 km/h ausgelegt ist) und sich
im Stillstand des Schienenfahrzeugs anders verhalten. Überdies kann eine Kalibrierung
ohne nennenswerten Mehraufwand in kurzen Abständen durchgeführt werden, insbesondere
mehrmals auf einer einzigen Fahrt des Schienenfahrzeugs. In vorteilhafter Weise können
so durch falsch kalibrierte Geschwindigkeitssensoren verursachte Verzögerungen im
Betrieb des Schienenfahrzeugs vermieden werden.
[0014] Erfindungsgemäß wird der Kalibrierungskoeffizient gemäß

ermittelt, wobei
β einen Gewichtungsfaktor mit einem Wert eines Bereichs [0; 1] und
kalt einen zuvor ermittelten Kalibrierungskoeffizienten bezeichnet.
[0015] In einer vorteilhaften Ausgestaltung gemäß dem ersten Aspekt wird der Gewichtungsfaktor
abhängig von der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs ermittelt.
[0016] In einer vorteilhaften Ausgestaltung gemäß dem ersten Aspekt ist der Geschwindigkeitssensor
als Doppler-Radar ausgebildet. Der Gewichtungsfaktor wird gemäß

ermittelt.
[0017] In einer vorteilhaften Ausgestaltung gemäß dem ersten Aspekt weist das Schienenfahrzeug
eine Mehrzahl an Geschwindigkeitssensoren auf. Bei dem Verfahren wird jeweils ein
Kalibrierungskoeffizient je Geschwindigkeitssensor in Abhängigkeit des Messsignals
und des jeweiligen Messwerts ermittelt und dem entsprechenden Geschwindigkeitssensor
zugeordnet.
[0018] Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Schienenfahrzeug.
[0019] Das Schienenfahrzeug umfasst eine Empfangseinheit zum Empfang eines von einer Sendeeinheit
bereitgestellten Messsignals. Weiterhin umfasst das Schienenfahrzeug wenigstens einen
Geschwindigkeitssensor, der eingerichtet ist, eine Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
zu erfassen und als Messwert bereitzustellen. Ferner umfasst das Schienenfahrzeug
eine Steuereinheit, die signaltechnisch mit der Empfangseinheit und dem wenigstens
einen Geschwindigkeitssensor gekoppelt und eingerichtet ist, das Verfahren gemäß dem
ersten Aspekt durchzuführen.
[0020] Mittels des Verfahrens kann insbesondere die bestehende, am Bahnnetz angeordnete
Infrastruktur an Achszählsystemen für die Geschwindigkeitsmessung und -kalibrierung
von Schienenfahrzeugen genutzt werden, für die diese ursprünglich nicht vorgesehen
waren. Mit Vorteil kann so mit äußerst geringen Kosten eine Kalibrierung gemäß dem
ersten Aspekt umgesetzt werden.
[0021] Gemäß einem dritten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben eines
Achszählsystems für ein Schienenfahrzeug.
[0022] Das Achszählsystem weist eine Sendeeinheit, einen ersten Radsensor und einen zweiten
Radsensor auf. Der erste Radsensor ist dabei in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs
örtlich vor dem zweiten Radsensor in einem vorgegebenen Abstand angeordnet.
[0023] Bei dem Verfahren wird ein erstes Signal durch den ersten Radsensor bereitgestellt,
das repräsentativ ist für einen Impuls, der bei Passieren des ersten Radsensors durch
ein Rad des Schienenfahrzeugs hervorgerufen wird.
[0024] Ein zweites Signal wird durch den zweiten Radsensor bereitgestellt, das repräsentativ
ist für einen Impuls, der bei Passieren des zweiten Radsensors durch das Rad hervorgerufen
wird.
[0025] Abhängig von dem ersten Signal und dem zweiten Signal wird eine Zeitdifferenz zwischen
den beiden Impulsen ermittelt. Abhängig von dem vorgegebenen Abstand und der ermittelten
Zeitdifferenz wird eine Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs ermittelt und mittels
der Sendeeinheit einer Empfangseinheit des Schienenfahrzeugs als Messsignal übermittelt.
[0026] Gemäß einem vierten Aspekt betrifft die Erfindung ein Achszählsystem für ein Schienenfahrzeug.
[0027] Das Achszählsystem umfasst eine Sendeeinheit zur Übermittlung eines Messsignals an
eine Empfangseinheit des Schienenfahrzeugs. Das Achszählsystem umfasst darüber hinaus
einen ersten Radsensor zur Bereitstellung eines ersten Signals, das repräsentativ
ist für einen Impuls, der bei Passieren des ersten Radsensors durch ein Rad des Schienenfahrzeugs
hervorgerufen wird sowie einen zweiten Radsensor zur Bereitstellung eines zweiten
Signals, das repräsentativ ist für einen Impuls, der bei Passieren des zweiten Radsensors
durch das Rad hervorgerufen wird. Der erste Radsensor ist dabei in Fahrtrichtung des
Schienenfahrzeugs örtlich vor dem zweiten Radsensor in einem vorgegebenen Abstand
angeordnet. Das Achszählsystem umfasst ferner eine Steuervorrichtung, die signaltechnisch
mit der Sendeeinheit, dem ersten Radsensor sowie dem zweiten Radsensor gekoppelt und
eingerichtet ist, das Verfahren gemäß dem dritten Aspekt durchzuführen.
[0028] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung gemäß dem vierten Aspekt ist bzw. sind
der erste Radsensor und/oder der zweite Radsensor als Doppelseiten-Sensor ausgebildet.
[0029] Gemäß einem fünften Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben eines
Schienenfahrzeugs gemäß dem zweiten Aspekt mit einem Achszählsystem gemäß dem vierten
Aspekt.
[0030] Das Schienenfahrzeug weist eine Geschwindigkeit größer 0 km/h auf. Ein erster Radsensor
wird mit einem Rad des Schienenfahrzeugs passiert, wobei ein Impuls hervorgerufen
und ein erstes Signal durch den ersten Radsensor einer Steuervorrichtung des Achszählsystems
bereitgestellt wird.
[0031] Ein zweiter Radsensor wird mit dem Rad des Schienenfahrzeugs passiert, wobei ein
Impuls hervorgerufen und ein zweites Signal durch den zweiten Radsensor der Steuervorrichtung
bereitgestellt wird. Abhängig von dem ersten Signal und dem zweiten Signal wird eine
Zeitdifferenz zwischen den beiden Impulsen durch die Steuervorrichtung ermittelt und
abhängig von einem vorgegebenen Abstand des ersten Radsensors von dem zweiten Radsensor
in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs und der ermittelten Zeitdifferenz eine Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs durch die Steuervorrichtung ermittelt. Mittels der Sendeeinheit
wird die ermittelte Geschwindigkeit als Messsignal einer Empfangseinheit des Schienenfahrzeugs
übermittelt.
[0032] Das Messsignal wird durch die Empfangseinheit empfangen und einer Steuereinheit des
Schienenfahrzeugs bereitgestellt. Eine Geschwindigkeit wird durch einen Geschwindigkeitssensor
des Schienenfahrzeugs erfasst und als Messwert der Steuereinheit bereitgestellt.
[0033] Abhängig von dem Messsignal und dem Messwert wird nun ein Kalibrierungskoeffizient
durch die Steuereinheit ermittelt und dem Geschwindigkeitssensor zugeordnet. Abhängig
von dem Kalibrierungskoeffizient und dem Messwert wird schließlich eine kalibrierte
Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs ermittelt.
[0034] In einer vorteilhaften Ausgestaltung gemäß dem fünften Aspekt wird die kalibrierte
Geschwindigkeit gemäß

[0035] Ermittelt, wobei
vS,k die kalibrierte Geschwindigkeit bezeichnet.
[0036] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung gemäß dem fünften Aspekt weist das
Schienenfahrzeug eine Mehrzahl an Geschwindigkeitssensoren auf. Bei dem Verfahren
wird jeweils ein Kalibrierungskoeffizient je Geschwindigkeitssensor in Abhängigkeit
des Messsignals und des jeweiligen Messwerts ermittelt und dem entsprechenden Geschwindigkeitssensor
zugeordnet.
[0037] Abhängig von dem jeweiligen Kalibrierungskoeffizient und dem jeweiligen Messwert
wird eine jeweilige kalibrierte Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs ermittelt. Abhängig
von sämtlichen kalibrierten Geschwindigkeiten wird schließlich die Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs geschätzt.
[0038] Die oben genannten Eigenschaften, Merkmale und Vorteile der Erfindung und die Art
und Weise, wie diese erreicht werden, werden durch die folgende Beschreibung der Ausführungsbeispiele
der Erfindung in Verbindung mit den entsprechenden Figuren weitergehend erläutert.
Gleiche, gleichartige oder gleich wirkende Elemente sind in den Figuren mit den gleichen
Bezugszeichen versehen. Die Figuren und die Größenverhältnisse der in den Figuren
dargestellten Elemente untereinander sind nicht als maßstäblich zu betrachten. Vielmehr
können einzelne Elemente zur besseren Darstellbarkeit und/oder für eine bessere Verständlichkeit
übertrieben groß dargestellt sein.
[0039] Es zeigen:
- Figur 1
- ein System zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs;
- Figur 2
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben des Schienenfahrzeugs gemäß Figur
1; und
- Figuren 3 und 4
- jeweils ein Odometriesystem des Schienenfahrzeugs gemäß Figur 1.
[0040] Anhand Figur 1 ist ein System 100 zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs 10 mit einem
Achszählsystem 20 dargestellt. Das Schienenfahrzeug 10 befindet sich in einem bestimmungsgemäßen
Betrieb, in dem es eine Geschwindigkeit
v > 0 km/h in Fahrtrichtung aufweist (hier durch den Pfeil angedeutet).
[0041] Das Schienenfahrzeug 10 umfasst eine Steuereinheit 11, eine Antenne als Empfangseinheit
12 zur signaltechnischen Kopplung mit einer stationären Sendeeinheit 22 sowie mehrere
Geschwindigkeitssensoren 15, 16. Die Geschwindigkeitssensoren 15, 16 können beispielsweise
jeweils einem Rad 13 des Schienenfahrzeugs 10 zugeordnet sein.
[0042] Das Achszählsystem 20 ist beispielhaft dazu eingerichtet, Status-Informationen über
freie bzw. belegte Gleisabschnitte zu ermitteln. Das Achszählsystem 20 weist in diesem
Zusammenhang einen ersten Radsensor 23 auf, der zur Detektion eines Rad-Durchgangs
ausgebildet ist und auch als Zählkopf oder engl. "wheel detection equipment (WDE)"
bezeichnet werden kann. Beispielhaft handelt es sich hierbei um einen Radsensor, der
eine Doppelseiten-Technologie mit zwei Sensoren einsetzt, wie etwa das Modell "Clearguard
ZP D 43" der Firma Siemens, welches bereits in beträchtlicher Stückzahl (>50.000)
entlang des deutschen Bahnnetzes angeordnet ist. Dieses Modell umfasst als Doppelseiten-Sensor
eine "DEK 43"-Einheit und setzt ein elektromagnetisches Raderkennungsverfahren mit
einer Generatorfrequenz von 43 kHz ein. Wenn ein Rad in den Erfassungsbereich des
Doppelseiten-Sensors eintritt, ändert sich die Stärke des elektromagnetischen Wechselfeldes
und erzeugt dadurch Signalimpulse. Diese Impulse werden im Zählkopf ausgewertet. Diese
Informationen werden an eine Steuervorrichtung 21 übertragen, die signaltechnisch
mit dem Radsensor gekoppelt ist. Die Steuervorrichtung 21 ist bevorzugt in unmittelbarer
Nähe zu dem ersten Radsensor 23 angeordnet. Die Steuervorrichtung 21 kann aber auch
in einer Entfernung von bis zu 21 km von dem ersten Radsensor 23 angeordnet sein.
Die Steuervorrichtung 21 kann auch als Auswertegerät bezeichnet werden. Die Steuervorrichtung
21 ist insbesondere ein Computer oder elektrischer Schaltkreis, der eingerichtet ist,
Signale zu empfangen, eine Berechnung vorzunehmen und das Ergebnis der Berechnung
in Form eines Informationspakets zu versenden.
[0043] Das Achszählsystem 20 weist ferner einen zweiten Radsensor 24 auf, der in einem vorgegebenen
Abstand
d in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs 10 zu dem ersten Radsensor 23 angeordnet ist.
Der zweite Radsensor 24 entspricht baulich und funktional insbesondere dem ersten
Radsensor 23. Üblicherweise umfasst das Achszählsystem 20 den zweiten Radsensor 24,
um eine Fahrtrichtung eines passierenden Schienenfahrzeugs ermitteln zu können. Der
vorgegebene Abstand
d bereits verbauter Radsensoren bestehender Achszählsysteme beträgt in diesem Zusammenhang
zumeist zwischen einschließlich 20 cm bis einschließlich 80 cm (für langsamere bzw.
schnellere Schienenfahrzeuge). Abweichend hiervon ist aber auch ein anderer Abstand
d denkbar.
[0044] Dem Achszählsystem 20 ist darüber hinaus eine Sendeeinheit 22 zugeordnet, die signaltechnisch
mit der Steuervorrichtung 21 verbunden und zur drahtlosen Kommunikation mit der Empfangseinheit
12 des Schienenfahrzeugs 10 eingerichtet ist. Hierbei handelt es sich um eine Balise
oder andere Vorrichtung, die eingerichtet ist, einem überfahrenden oder nahegelegen
passierenden Schienenfahrzeug Informationen zu übermitteln. Insbesondere handelt es
sich bei der Sendeeinheit 22 um eine aktive bzw. steuerbare Balise. Eine aktive Balise
ist beispielsweise mit einer sogenannten "lineside electronic unit", LEU, verbunden.
Die LEU kann beispielhaft in ein Signalsystem integriert sein, das wiederum in ein
Stellwerk integriert ist, in dem sich das Auswertegerät befindet.
[0045] Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zu Nutze, dass bereits eine Vielzahl derartiger
Achszählsysteme entlang des Schienennetzes verbaut ist. In vorteilhafter Weise sind
folglich keine oder lediglich geringe bauliche Änderungen erforderlich, um das nachfolgend
beschriebene Verfahren umzusetzen.
[0046] Im Folgenden wird erläutert, wie ein solches Achszählsystem 20 eingesetzt werden
kann, um eine kontinuierliche Kalibrierung von Geschwindigkeitssensoren 15, 16 des
Schienenfahrzeugs 10 während des bestimmungsgemäßen Betriebs vorzunehmen, ohne auf
speziell ausgebildete Fachkräfte angewiesen zu sein oder das Schienenfahrzeug 10 vorübergehend
stillzulegen.
[0047] In diesem Zusammenhang sind der Steuereinheit 11 sowie der Steuervorrichtung 21 jeweils
ein Daten- und Programmspeicher zugeordnet, in dem jeweils ein Programm zur kooperativen
Durchführung eines Verfahrens zum Betreiben des Schienenfahrzeugs 10 gespeichert ist,
welches anhand des Ablaufdiagramms der Figur 2 im Folgenden näher erläutert wird.
Die Reihenfolge der einzelnen Programmschritte ist dabei lediglich als beispielhaft
anzusehen und kann von der beschriebenen Reihenfolge abweichen.
[0048] Das Programm startet in einem Schritt S1, wenn der erste Radsensor 23 von dem Rad
13 des Schienenfahrzeugs 10 passiert wird. Hierbei wird ein erstes Signal durch den
ersten Radsensor 23 der Steuervorrichtung 21 bereitgestellt, das repräsentativ ist
für den beim Passieren hervorgerufenen Impuls. Ein erster Zeitpunkt
t1, welcher zu dem Impuls korrespondiert wird durch die Steuervorrichtung 21 ermittelt
und das Programm im Anschluss in einem Schritt S2 fortgesetzt.
[0049] Wenn das Rad 13 den zweiten Radsensor 24 passiert, wird ein weiterer Impuls hervorgerufen
und der Steuervorrichtung 21 ein hierfür repräsentatives zweites Signal durch den
zweiten Radsensor 24 bereitgestellt. In dem Schritt S2 wird ein zweiter Zeitpunkt
t2, welcher zu dem weiteren Impuls korrespondiert, durch die Steuervorrichtung 21 ermittelt
und das Programm im Anschluss in einem Schritt S3 fortgesetzt.
[0050] In dem Schritt S3 wird eine Zeitdifferenz Δ
t =
t2 -
t1 ermittelt und abhängig von dem vorgegebenen Abstand
d der Radsensoren 23, 24 ein Messsignal

ermittelt, das repräsentativ ist für eine Messung der Geschwindigkeit
v des Schienenfahrzeugs 10 durch das Achszählsystem 20. Der vorgegebene Abstand
d kann in diesem Zusammenhang beispielhaft in der Steuervorrichtung 21 hinterlegt sein,
da er durch die Anordnung der Radsensoren 23, 24 konstant vorgegeben ist.
[0051] Die Berechnung in dem Schritt S3 ist wenig rechenintensiv und könnte daher beispielhaft
durch eine dedizierte Schaltung umgesetzt und damit besonders schnell vorgenommen
werden. Im hier beschriebenen Ausführungsbeispiel wird die Berechnung in der Steuervorrichtung
21 durchgeführt, die üblicherweise bereits ähnliche Rechenvorgänge zur Ermittlung
der Fahrtrichtung und Streckenbelegung vornimmt, so dass auf zusätzliche Komponenten
verzichtet werden kann.
[0052] Das Verfahren wird anschließend in einem Schritt S4 fortgesetzt, in dem das Messsignal
vA mittels der Sendeeinheit 22 an die Empfangseinheit 12 übermittelt wird. Da Schienenfahrzeuge
typischerweise relativ lang im Vergleich zu einer wahrscheinlichen Distanz, die ein
Signal zwischen Radsensoren 23, 24 und Sendeeinheit 22 zurücklegen muss, kann das
Messsignal
vA ohne Verzögerung, insbesondere ohne Zwischenspeichern übermittelt werden.
[0053] Das Verfahren wird im Anschluss in einem Schritt S5 fortgesetzt, in dem das Messsignal
vA durch die Empfangseinheit 12 empfangen und der Steuereinheit 11 des Schienenfahrzeugs
10 bereitgestellt wird.
[0054] Daraufhin wird in einem Schritt S6 ein Messwert
vS durch den Geschwindigkeitssensor 15 ermittelt, der repräsentativ ist für eine Messung
der Geschwindigkeit
v des Schienenfahrzeugs 10 durch das Schienenfahrzeug 10, und der Steuereinheit 11
bereitgestellt.
[0055] In einem darauffolgenden Schritt S7 wird Kalibrierungskoeffizient
k für den Geschwindigkeitssensor 15 ermittelt, indem der Messwert
vS mit dem Messsignal
vA verglichen wird.
[0056] In einer ersten Ausführungsvariante wird der Kalibrierungskoeffizient
k gemäß

ermittelt.
[0057] In einer weiteren Ausführungsvariante wird der Kalibrierungskoeffizient
k gemäß

iterativ ermittelt und erneuert. Hierbei bezeichnet
kalt den zuletzt ermittelten Kalibrierungskoeffizient und
β einen Gewichtungsfaktor, welche die Lernrate berücksichtigt und einen Wert zwischen
einschließlich 0 und einschließlich 1 annimmt, beispielsweise 0,01. Ein kleiner Wert
für
β reduziert hierbei insbesondere die Auswirkung eines einzelnen Messsignals
vA auf die Kalibrierung. Abweichend von den genannten Ausführungsvarianten sind auch
andere Gewichtungs- oder Mischfunktionen denkbar.
[0058] Der genannte Gewichtungsfaktor
β kann insbesondere derart gewählt werden, dass die Kalibrierung ausschließlich oder
bevorzugt in einem Bereich der Geschwindigkeit
v des Schienenfahrzeugs 10 vorgenommen wird, in dem der entsprechende Geschwindigkeitssensor
15 linear arbeitet bzw. für den der Geschwindigkeitssensor 15 vorgesehenen ist. Beispielhaft
kann für einen Doppler-Radar der Gewichtungsfaktor gemäß

gesetzt werden, um eine Kalibrierung außerhalb eines Geschwindigkeitsbereichs von
20 km/h bis 300 km/h zu unterbinden. Beispielhaft arbeitet der Doppler-Radar unterhalb
von 20 km/h nichtlinear, während das Messsignal
vA des Achszählsystems 20 oberhalb von 300 km/h stark fehlerbehaftet ist. Die genannten
Grenzen sind hierbei lediglich beispielhaft aufgeführt und können in der Praxis, insbesondere
bei anderen Sensortypen stark hiervon abweichen. Indem der Gewichtungsfaktor
β in Abhängigkeit des Messsignals
vA gesetzt wird, kann insbesondere eine Fehlfunktion der Messung des Achszählsystems
20 berücksichtigt werden, beispielsweise wenn das Messsignal
vA zu stark von dem Messwert
vS abweicht.
[0059] Der Kalibrierungskoeffizient
k wird allen späteren Messungen des Geschwindigkeitssensors 15 zugeordnet, beispielsweise
solange, bis eine erneute Kalibrierung durchgeführt wird. Hierzu wird in einem auf
den Schritt S7 folgenden Schritt S8 eine kalibrierte Geschwindigkeit
vS,k = k·vS ermittelt. Auch wenn eine Kalibrierung fehlerbehaftet ist, kann eine erneute Kalibrierung
im Betrieb des Schienenfahrzeugs 10 erfolgen.
[0060] Vor der ersten Kalibrierung, also bevor das Achszählsystem 20 das erste Mal passiert
wird, ist der Kalibrierungskoeffizient
k = 1.
[0061] Die Schritte S1 bis S4 werden insbesondere durch die Steuervorrichtung 21 des Achszählsystems
20 ausgeführt und bilden beispielhaft ein separates Computerprogramm. Die Schritte
S5 bis S8 werden insbesondere durch die Steuereinheit 11 des Schienenfahrzeugs 10
ausgeführt und bilden beispielhaft ebenfalls ein separates Computerprogramm.
[0062] Die Schritte S1 bis S8 können für jedes weitere durch das Achszählsystem 20 erfasste
Rad 14 des Schienenfahrzeugs 10 erneut ausgeführt werden. Alternativ oder zusätzlich
können nach Bereitstellen eines einzigen Messsignals
vA die Schritte S5 bis S8 für jeden weiteren Geschwindigkeitssensor 16 des Schienenfahrzeugs
10 basierend auf dem einzigen Messsignal
vA und dem jeweiligen Messwert
vS durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist dem Schienenfahrzeug 10 wie beispielhaft
dargestellt lediglich eine Steuereinheit 11 zugeordnet. Abweichend hiervon ist auch
denkbar, die Schritte S5 bis S8 je Geschwindigkeitssensor 15, 16 auf einer separaten
Steuereinheit 11 durchzuführen.
[0063] Beispielhaft bilden mehrere Geschwindigkeitssensoren 15, 16, 17 ein Odometriesystem
19 des Schienenfahrzeugs 10 (vgl. Figuren 3 und 4).
[0064] Wie anhand Figur 3 dargestellt weist das Odometriesystem 19 eine Fusionseinheit 18
auf, die aus mehreren Messwerten
vS1-
vS3 der einzelnen Geschwindigkeitssensoren 15, 16, 17 eine geschätzte Geschwindigkeit
vest des Schienenfahrzeugs 10 ermitteln. Aufgrund fehlender oder falscher Kalibrierung
der Geschwindigkeitssensoren 15, 16, 17 weist die durch dieses Odometriesystem 19
geschätzte Geschwindigkeit
vest typischerweise einen Fehler zwischen 2-4% der tatsächlichen Geschwindigkeit
v auf, was u.a. zu Verspätungen im Betrieb des Schienenfahrzeugs 10 führen kann.
[0065] Durch das vorgeschlagene System 100 können der Fusionseinheit 18 im Gegensatz zu
dem Odometriesystem 19 kalibrierte Geschwindigkeiten
vS,k1-vS,k3 zugeführt werden, so dass zu einer präziseren geschätzten Geschwindigkeit
vest des Schienenfahrzeugs 10 beigetragen wird. Abweichend von der Darstellung des Odometriesystems
19 ist hierbei insbesondere denkbar, die Steuereinheit 11 in einer Baueinheit mit
der Fusionseinheit 18 auszubilden.
[0066] Obwohl die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen detailliert dargestellt und
beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht auf die offenbarten Ausführungsbeispiele
und die darin erläuterten konkreten Merkmalskombinationen beschränkt. Weitere Variationen
der Erfindung können von einem Fachmann erhalten werden, ohne den Schutzumfang der
beanspruchten Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0067]
- 100
- System
- 10
- Schienenfahrzeug
- 11
- Steuereinheit
- 12
- Empfangseinheit
- 13
- Rad
- 15
- Geschwindigkeitssensor
- 16, 17
- weitere Geschwindigkeitssensoren
- 18
- Fusionseinheit
- 19
- Odometriesystem
- 20
- Achszählsystem
- 21
- Steuervorrichtung
- 22
- Sendeeinheit
- 23
- erster Radsensor
- 24
- zweiter Radsensor
- d
- Abstand
- v
- Geschwindigkeit
- vS
- Messwert
- vA
- Messsignal
- vS,k
- kalibrierte Geschwindigkeit
- vest
- geschätzte Geschwindigkeit
- k
- Kalibrierungskoeffizient
- S1-S9
- Programmschritte
1. Verfahren zur Kalibrierung eines Geschwindigkeitssensors (15) eines Schienenfahrzeugs
(10) im bestimmungsgemäßen Betrieb, wobei das Schienenfahrzeug (10) im bestimmungsgemäßen
Betrieb eine Geschwindigkeit (
v) größer 0 km/h aufweist, und bei dem Verfahren:
- ein über eine Sendeeinheit (22) bereitgestelltes Messsignal (vA) empfangen wird, das repräsentativ ist für eine extern bezüglich des Schienenfahrzeugs
(10) gemessene Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10),
- ein Messwert (vS) des Geschwindigkeitssensors (15) bereitgestellt wird, der repräsentativ ist für
eine durch den Geschwindigkeitssensor (15) erfasste Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10), und
- abhängig von dem Messsignal (vA) und dem Messwert (vS) ein Kalibrierungskoeffizient (k) ermittelt und dem Geschwindigkeitssensor (15) zugeordnet wird.
- der Kalibrierungskoeffizient (k) gemäß

ermittelt wird, wobei β einen Gewichtungsfaktor mit einem Wert eines Bereichs [0; 1] und kalt einen zuvor ermittelten Kalibrierungskoeffizienten bezeichnet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Gewichtungsfaktor β abhängig von der Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem der Geschwindigkeitssensor (15) als Doppler-Radar
ausgebildet ist und der Gewichtungsfaktor
β gemäß

ermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das Schienenfahrzeug (10) eine
Mehrzahl an Geschwindigkeitssensoren (15, 16) aufweist, bei dem
- jeweils ein Kalibrierungskoeffizient (k) je Geschwindigkeitssensor (15, 16) in Abhängigkeit des Messsignals (vA) und des jeweiligen Messwerts (vS) ermittelt und dem entsprechenden Geschwindigkeitssensor (15, 16) zugeordnet wird.
5. Schienenfahrzeug (10), umfassend
- eine Empfangseinheit (12) zum Empfang eines von einer Sendeeinheit (22) bereitgestellten
Messsignals (vA),
- wenigstens einen Geschwindigkeitssensor (15, 16), der eingerichtet ist, eine Geschwindigkeit
(v) des Schienenfahrzeugs (10) zu erfassen und als Messwert (vS) bereitzustellen, und
- eine Steuereinheit (11), die signaltechnisch mit der Empfangseinheit (12) und dem
wenigstens einen Geschwindigkeitssensor (15, 16) gekoppelt und eingerichtet ist, das
Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche durchzuführen.
6. Verfahren zum Betreiben eines Achszählsystems (20) für ein Schienenfahrzeug (10) mit
einer Sendeeinheit (22), einem ersten Radsensor (23) und einem zweiten Radsensor (24),
wobei der erste Radsensor (23) in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs (10) örtlich
vor dem zweiten Radsensor (24) in einem vorgegebenen Abstand (
d) angeordnet ist, und bei dem Verfahren
- ein erstes Signal durch den ersten Radsensor (23) bereitgestellt wird, das repräsentativ
ist für einen Impuls, der bei Passieren des ersten Radsensors (23) durch ein Rad (13)
des Schienenfahrzeugs (10) hervorgerufen wird,
- ein zweites Signal durch den zweiten Radsensor (24) bereitgestellt wird, das repräsentativ
ist für einen Impuls, der bei Passieren des zweiten Radsensors (24) durch das Rad
(13) hervorgerufen wird,
- abhängig von dem ersten Signal und dem zweiten Signal eine Zeitdifferenz zwischen
den beiden Impulsen ermittelt wird, und
- abhängig von dem vorgegebenen Abstand (d) und der ermittelten Zeitdifferenz (Δt) eine Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10) ermittelt und mittels der Sendeeinheit (22) einer Empfangseinheit
des Schienenfahrzeugs (10) als Messsignal (vA) zur Durchführung eines Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4 übermittelt
wird.
7. Achszählsystem (20) für ein Schienenfahrzeug (10) umfassend
- eine Sendeeinheit (22) zur Übermittlung eines Messsignals (vA) an eine Empfangseinheit (12) des Schienenfahrzeugs (10),
- einen ersten Radsensor (23) zur Bereitstellung eines ersten Signals, das repräsentativ
ist für einen Impuls, der bei Passieren des ersten Radsensors (23) durch ein Rad (13)
des Schienenfahrzeugs (10) hervorgerufen wird,
- einen zweiten Radsensor (24), zur Bereitstellung eines zweiten Signals, das repräsentativ
ist für einen Impuls, der bei Passieren des zweiten Radsensors (23) durch das Rad
(13) hervorgerufen wird, wobei der erste Radsensor (23) in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs
(10) örtlich vor dem zweiten Radsensor (24) in einem vorgegebenen Abstand (d) angeordnet ist, und
- eine Steuervorrichtung (21), die signaltechnisch mit der Sendeeinheit (22), dem
ersten Radsensor (23) sowie dem zweiten Radsensor (24) gekoppelt und eingerichtet
ist, das Verfahren gemäß Anspruch 6 durchzuführen.
8. Achszählsystem (20) nach Anspruch 7, wobei der erste Radsensor (23) und/oder der zweite
Radsensor (24) als Doppelseiten-Sensor ausgebildet ist bzw. sind.
9. Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs (10) nach Anspruch 5 mit einem Achszählsystem
(20) nach Anspruch 7 oder 8, wobei
- das Schienenfahrzeug (10) eine Geschwindigkeit (v) größer 0 km/h aufweist,
- ein erster Radsensor (23) mit einem Rad (13) des Schienenfahrzeugs (10) passiert
wird, wobei ein Impuls hervorgerufen und ein erstes Signal durch den ersten Radsensor
(23) einer Steuervorrichtung (21) des Achszählsystems (20) bereitgestellt wird,
- ein zweiter Radsensor (24) mit dem Rad (13) des Schienenfahrzeugs (10) passiert
wird, wobei ein Impuls hervorgerufen und ein zweites Signal durch den zweiten Radsensor
(24) der Steuervorrichtung (21) bereitgestellt wird,
- abhängig von dem ersten Signal und dem zweiten Signal eine Zeitdifferenz zwischen
den beiden Impulsen durch die Steuervorrichtung (21) ermittelt und abhängig von einem
vorgegebenen Abstand (d) des ersten Radsensors (23) von dem zweiten Radsensor (24) in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs
(10) und der ermittelten Zeitdifferenz (Δt) eine Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10) durch die Steuervorrichtung (21) ermittelt und mittels
der Sendeeinheit (22) einer Empfangseinheit (12) des Schienenfahrzeugs (10) als Messsignal
(vA) übermittelt wird,
- das Messsignal (vA) durch die Empfangseinheit (12) empfangen und einer Steuereinheit (11) des Schienenfahrzeugs
(10) bereitgestellt wird,
- eine Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10) durch einen Geschwindigkeitssensor (15) erfasst und als
Messwert (vS) der Steuereinheit (11) bereitgestellt wird,
- abhängig von dem Messsignal (vA) und dem Messwert (vS) ein Kalibrierungskoeffizient (k) durch die Steuereinheit (11) ermittelt und dem Geschwindigkeitssensor (15) zugeordnet
wird,
- der Kalibrierungskoeffizient (k) gemäß

ermittelt wird, wobei β einen Gewichtungsfaktor mit einem Wert eines Bereichs [0; 1] und kalt einen zuvor ermittelten Kalibrierungskoeffizienten bezeichnet und
- abhängig von dem Kalibrierungskoeffizient (k) und dem Messwert (vS) eine kalibrierte Geschwindigkeit vS,k des Schienenfahrzeugs (10) ermittelt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei die kalibrierte Geschwindigkeit
vS,k gemäß

ermittelt wird.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 9 und 10, wobei das Schienenfahrzeug
(10) eine Mehrzahl an Geschwindigkeitssensoren (15, 16) aufweist, bei dem
- jeweils ein Kalibrierungskoeffizient (k) je Geschwindigkeitssensor (15, 16) in Abhängigkeit des Messsignals (vA) und des jeweiligen Messwerts (vS) ermittelt und dem entsprechenden Geschwindigkeitssensor (15, 16) zugeordnet wird,
- abhängig von dem jeweiligen Kalibrierungskoeffizient (k) und dem jeweiligen Messwert (vS) eine jeweilige kalibrierte Geschwindigkeit vS,k des Schienenfahrzeugs (10) ermittelt wird, und
- abhängig von sämtlichen kalibrierten Geschwindigkeiten vS,k die Geschwindigkeit (v) des Schienenfahrzeugs (10) geschätzt wird.