[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zylindergleichstellung einer
Verbrennungskraftmaschine mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1
und ein Steuergerät mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 8.
[0002] Die heutigen Abgasgesetzgebungen erfordern eine immer genauere Kraftstoffvorsteuerung.
Dafür wurden bereits präzise Berechnungsmethoden im Motorsteuergerät eingeführt und
stets verbessert. Voraussetzung für eine exakte Berechnung der erforderlichen Kraftstoffmenge
ist jedoch die genaue Kenntnis von Nockenwellenpositionen, Druck- und Temperaturwerten
und weitere Eingangsgrößen. Trotz aller Bemühungen bleiben jedoch Bauteile wie der
Zylinderkopf, die Nockenwellen oder die Druck- und Temperatursensoren toleranzbehaftet.
Des Weiteren ergeben sich durch Druckwellen im Saugrohr sowie im Abgaskrümmer und
auch durch unterschiedlich lange Einlass- und Auslasskanäle und durch deren Temperatureinflüsse
zylinderindividuelle Unterschiede in der gefangenen Frischluftmasse. Im Fahrzeugbetrieb
können diese zylinderindividuellen Unterschiede zurzeit nicht erfasst werden über
die herkömmlichen Mess- und Berechnungsverfahren. Dies führt im Betrieb zu einem zylinderindividuellen
Kraftstoff-/Luftverhältnis, welches nicht dem gewünschten, optimalen Wert entspricht,
sondern nur im Mittelwert über alle Zylinder gemittelt. Insbesondere beim Ottomotor
ist jedoch darauf zu achten, dass das Kraftstoff-/Luftverhältnis dem stöchiometrischem
Verhältnis entspricht, da hier der Katalysator die höchste Konvertierungsrate hat.
Wenn die Ungleichverteilung zwischen den Zylindern zu groß wird, kann der Katalysator
die Emissionen nicht mehr konvertieren und es kommt zu Durchbrüchen.
[0003] Um diesem Nachteil zu begegnen ist es bekannt, zylinderindividuelle Nockenversätze
in den Motorsteuerungsmodellen zu berücksichtigen. Eine weitere bekannte Abhilfemaßnahme
ist die Überdimensionierung des Katalysatorspeichers. Ist die Speicherkapazität des
Katalysators für Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid groß genug, können
hierdurch gewisse Ungleichverteilungen zumindest teilweise abgefangen werden.
[0004] Es sind verschiedene Motorsteuerungsmodelle bekannt, die eine Anpassung bzw. Korrektur
von Modellparametern vornehmen.
[0005] So beschreibt beispielsweise
DE 101 58 262 A1 ein gattungsgemäßes Verfahren zur Bestimmung einer Vielzahl von Parametern mittels
geeigneter Modelle, die in die Steuerung des Verbrennungsmotors eingebracht werden
und diese überwachen und optimieren. Insbesondere wird die Befüllung des Brennraums
des Verbrennungsmotors mit dem zugeführten Gasgemisch aus Frischluft und rückgeführtem
Abgas mittels eines physikalisch basierten Modells nachgebildet.
[0006] Die
DE 103 62 028 B4 beschreibt ebenfalls ein Verfahren zur Bestimmung einer Frischgasmenge unter Berücksichtigung
einer Abgasrückführmenge, welche eine temperaturbasierte Korrektur einschließt.
[0007] In einem anderen Modell-basierten Verfahren wird gemäß der
EP 2 098 710 B1 die Sauerstoffkonzentration in einer Brennkraftmaschine mit Abgasrückführung geschätzt,
wobei als einer der wesentlicher Parameter die Luftmasse, die in die Zylinder eintritt,
und die Schätzung des Gesamtgasstroms, der in die Zylinder eintritt, herangezogen
werden.
[0008] Die bekannten Maßnahmen berücksichtigen jedoch nur einige Ursachen von Ungleichverteilungen
zwischen Zylindern wie z.B. Nockenversätze. Oft ist es jedoch eine Überlagerung von
vielen Effekten. Der Nachteil bei überdimensionierten Katalysatoren sind zum einen
die kostspieligen Beschichtungen mit Edelmetallen und zum anderen der erforderliche
Bauraum, der oft begrenzt ist. Ein großer Katalysator braucht ebenfalls einen höheren
Wärmeeintrag, um seine light off Temperatur zu erreichen. Im Kaltstart hilft der Katalysator
bei der Reduzierung der Emissionen nur begrenzt, weil er noch nicht seine Betriebstemperatur
erreicht hat.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren und ein Steuergerät
zur Zylindergleichstellung einer Verbrennungskraftmaschine zur Verfügung zu stellen,
durch welches die Nachteile des Standes der Technik wenigstens teilweise überwunden
werden.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 1 und ein Steuergerät mit den Merkmalen des Patentanspruchs 8.
[0011] Gemäß einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Zylindergleichstellung
einer Verbrennungskraftmaschine mit mindestens zwei Zylindern.
[0012] Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Steuergerät zur Zylindergleichstellung
einer Verbrennungskraftmaschine, wobei das Steuergerät dazu ausgelegt ist, ein Verfahren
nach dem ersten Aspekt auszuführen.
[0013] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der folgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung.
[0014] Beim Betrieb von Ottomotoren spielt eine möglichst genaue Erfassung der aktuellen
Zylinderluftfüllung eine zentrale Rolle, um die Kraftstoffmasse per Einspritzung möglichst
exakt im stöchiometrischen Verhältnis abzusetzen, dass ein Lambdawert den Wert eins
annimmt, und somit die Schadstoffemissionen zu minimieren. Bei Dieselmotoren ist eine
genaue Bestimmung der Zylinderfüllung aufgrund der Abgasgesetzgebung ebenso von zunehmender
Bedeutung. Im Motorsteuergerät wird daher die Zylinderluftfüllung in der Regel aus
einem gemessenen oder modellierten Saugrohrdruck, einem gemessenen oder modellierten
Abgasgegendruck und Modellen für den Restgasanteil im Zylinder berechnet. Des Weiteren
gehen in die Berechnung der Zylinderluftfüllung die aktuellen Positionen füllungsbeeinflussender
Aktuatoren, beispielsweise die Positionen der Einlass- und Auslassnockenwellen, der
Ladungsbewegungsklappen, der Ventilhübe und andere Positionen, sowie Ansaugluft- und
Abgastemperaturen ein. Ein weiterer wichtiger Parameter in der Berechnung der aktuellen
Zylinderfüllung ist der Abgasgegendruck direkt nach den Auslassventilen, da dieser
einen maßgeblichen Einfluss auf die Restgasrate im Brennraum hat. Dabei wird bei sensorbasierten
Verfahren typischerweise der über ein Arbeitsspielsegment gemittelte Abgasgegendruck
betrachtet. Unterschiede in der Zylinderluftfüllung zwischen den einzelnen Zylindern
lassen sich auf diese Weise jedoch nicht feststellen, insbesondere nicht solche, die
betriebspunktabhängigen Schwankungen unterliegen.
[0015] Erfindungsgemäß ist vor diesem Hintergrund nun vorgesehen, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, mit dem eine Zylindergleichstellung der Verbrennungskraftmaschine derart
vorgenommen werden kann, dass die folgenden Schritte ausgeführt werden: Bestimmen
von Abgasgegendruckwerten der einzelnen Zylinder über mindestens zwei Arbeitsspiele,
Korrelation der Abgasgegendruckwerte zur Nockenwellenposition und/oder dem Arbeitsspiel,
Bestimmen der Abgasgegendruckmaxima pro Arbeitsspiel, Vergleich der Abgasgegendruckmaxima
zwischen den einzelnen Zylindern und Feststellen der Abweichungen, Anpassen der zylinderindividuellen
Füllmengen von Frischluft und/oder Kraftstoff.
[0016] Unter dem Begriff der Zylindergleichstellung ist im Sinne der vorliegenden Erfindung
insbesondere umfasst, dass jeder Zylinder der Verbrennungskraftmaschine mit einem
stöchiometrischen Kraftstoff-/Luftverhältnis betrieben wird. Ungleichheiten in den
Füllmengen, insbesondere in der Füllmenge der Frischluft, werden mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren erkannt und ausgeglichen.
[0017] Die Verbrennungskraftmaschine kann ein Ottomotor oder ein Dieselmotor sein.
[0018] Der Abgasgegendruck kann in der Abgasführung vorzugsweise benachbart zu dem Auslassventil
von einem Abgasgegendrucksensor gemessen sein oder beispielsweise auf Grundlage mehrerer
Messwerte, die während des Arbeitsspiels gemessen sind, berechnet sein.
[0019] Das Arbeitsspiel (auch als Arbeitszyklus bezeichnet) kann die Schritte Ansaugen,
Verdichten, Arbeiten, Ausstoßen umfassen. Ein Arbeitsspiel der Verbrennungskraftmaschine
erstreckt sich bei einem Viertaktmotor beispielsweise über zwei Kurbelwellenumdrehungen.
[0020] Die Korrelation der Abgasgegendruckwerte zur Nockenwellenposition und/oder dem Arbeitsspiel
kann durch die Mitteilung der Zeitspanne, der Arbeitsspiele und/oder der Nockenwellen-
oder Kurbelwellenposition von den entsprechenden Erfassungsvorrichtungen an ein das
Verfahren durchführendes Steuergerät erfolgen. Im Ergebnis ergibt sich insbesondere
eine Kurve des Abgasgegendrucks gegen den Kurbelwinkel.
[0021] Das Bestimmen der Abgasgegendruckmaxima pro Zylinder kann durch einen Vergleich der
Abgasgegendruckwerte innerhalb eines bestimmten Zeitbereiches ein Maximum bestimmt
werden. Insbesondere kann nach dem Öffnen des Auslassventils ein erstes Maximum der
Werte bestimmt werden, indem die Werte nacheinander miteinander verglichen werden.
Die Position des Auswertebereiches hängt von der Auslassnockenwellenposition und der
Drehzahl ab. Es wird insbesondere jeweils das Maximum des Abgasgegendrucks direkt
nach dem Öffnen des Auslassventils bestimmt.
[0022] Im Anschluss erfolgt erfindungsgemäß eine Zuordnung der so bestimmten Abgasgegendruckmaxima
zu dem individuellen Zylinder. Auch dies kann anhand der an das Steuergerät gesendeten
Parameter für den jeweiligen Zylinder wie zum Beispiel des Kurbelwellenwinkels, des
Zeitpunkts des Öffnens des Auslassventils, der Zündreihenfolge oder das Massenströme
durchgeführt werden.
[0023] Zwischen dem Abgasgegendruck und der Menge der Füllungskomponente, insbesondere der
Zylinderluftfüllung und der gefangenen Frischluft, besteht erfindungsgemäß ein vorgegebener
Zusammenhang. Dieser kann über einen vorgegebenen Abgasgegendruckbereich im Wesentlichen
konstant oder zumindest eindeutig definiert sein. Zur Festlegung des Zusammenhangs
kann beispielsweise ein über Messdaten hergestelltes Kennfeld in dem Berechnungsalgorithmus
hinterlegt sein.
[0024] Abschließend erfolgt erfindungsgemäß ein Anpassen der zylinderindividuellen Füllmengen
von Frischluft und/oder Kraftstoff für jeden Zylinder. Dies kann beispielsweise über
entsprechende Stellsignale des Motorsteuergeräts an die entsprechenden Aktoren wie
Einlassventile und/oder Einspritzdüsen geschehen.
[0025] Die Ausnutzung des Zusammenhangs zwischen der Menge der Füllungskomponente, insbesondere
der gefangenen Frischluft, und dem Abgasgegendruck macht das beschriebene Verfahren
robust gegen systematische und stochastische Fehler in einer Messwerterfassung eines
Abgasgegendrucksensors. Der feste vorgegebene Zusammenhang zwischen der Menge der
Füllungskomponente, insbesondere der gefangenen Frischluft, und dem Abgasgegendruck
reduziert zudem bei der Berechnung der Luftmasse in einem Motorsteuergerät Rechenaufwand
und Speicherbedarf.
[0026] Mit anderen Worten ist ein Kerngedanke der vorliegenden Erfindung, die Zylinderungleichverteilung,
insbesondere hinsichtlich der gefangenen Frischluft, über den Abgasgegendrucksensor
zu detektieren und zu quantisieren. Es konnte gefunden werden, dass es einen direkten
Zusammenhang zwischen maximalen Abgasgegendruck während des Auspuffstoßes, das heißt
kurz nach dem Öffnen des Auslassventil, und der gefangenen Luftmasse gibt. Der Vergleich
des maximalen Abgasgegendruckes nach Auslassventil-Öffnen zwischen den Zylindern lässt
somit auf die Unterschiede der gefangenen Luftmassen schließen. Dabei ist es irrelevant
worauf die Ungleichverteilung beruht. Um die Ungleichverteilung auch absolut beziffern
zu können, wird dieser Zusammenhang messtechnisch an einem Motor am Motorprüfstand
erfasst und abgelegt. In der Folge kann auf Basis der hierdurch berechneten Ergebnisse
in Bezug auf die Ungleichverteilung der Zylinderfüllung eine zylinderindividuelle
Anpassung der Füllung erfolgen.
[0027] Die hier vorgestellte Erfindung ermöglicht somit eine quantitative Aussage darüber,
wie sich die Frischluftfüllung zwischen den Zylindern unterscheidet. Die Ursachen
können vielfältig sein, wie zum Beispiel eine Verkokung des Einlassventils, oder es
kann sich um eine Überlagerung verschiedener Ursachen handeln. Bekannte Maßnahmen
beziehen sich oft auf einzelne Hardwarekomponenten. Unterschiede zwischen den Zylindern
durch Druckwellen und Temperatureinflüsse können jedoch dadurch nicht erfasst werden.
Der Einfluss auf die gefangene Frischluftfüllung kann sich zudem betriebspunktabhängig
ändern. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es jedoch möglich, ursachenunabhängig
die Unterschiede zu erfassen und zu quantifizieren. Hierdurch ist es beispielsweise
möglich, die Füllmengen zylinderindividuell anzupassen, um eine möglichst optimale
Verbrennung, Effizienz und Abgasnachbehandlung zu erreichen. In der Folge sind niedrige
Abgasemissionen durch die erfindungsgemäße Zylindergleichstellung erzielbar. Es kann
zudem eine höhere Laufruhe durch eine bessere Momentengleichheit zwischen den Zylindern
erreicht werden.
[0028] In manchen Ausgestaltungen des Verfahrens kann das Verfahren folgende Schritte umfassen:
- a) Messen des Abgasgegendrucks,
- b) Korrelation der Messwerte mit der Zeit und/oder der Nockenwellenposition und/oder
dem Arbeitsspiel,
- c) Bestimmen der Maxima der Korrelationskurve aus Schritt b),
- d) Zuordnung der Maxima zu mindestens einem, bevorzugt zu jedem, individuellem Zylinder,
- e) Korrelation der Maxima zur individuellen Zylinderfüllung,
- f) Vergleich der Maxima und/oder Zylinderfüllung zwischen den Zylindern, und
- g) Anpassen der zylinderindividuellen Füllung mit Frischluft und/oder Kraftstoff.
[0029] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann auf Basis der festgestellten
Unterschiede der Zylinder eine zylinderindividuelle Zündwinkelkorrektur vorgenommen
werden.
[0030] Durch eine zylinderindividuelle Zündwinkelkorrektur, die auf der Basis der festgestellten
zylinderindividuellen Unterschiede vorgenommen werden kann, kann außerdem eine Verbrauchseinsparung
erzielt werden.
[0031] In manchen Ausführungsbeispielen kann das erfindungsgemäße Verfahren weiterhin das
Empfangen eines Sensorsignals mit einer hohen zeitlichen Abtastrate von einem hochauflösenden
Abgasgegendrucksensor umfassen, wobei das Sensorsignal den Abgasgegendruck repräsentiert.
Die Abtastrate kann im Bereich von 0,5 kHz bis 3000 kHz, insbesondere im Bereich von
1 kHz bis 1000 kHz, liegen. Die Sensorwerte werden in einem Array gespeichert. Jeder
Array-Eintrag ist einem bestimmten Kurbelwellenwinkel zugeordnet. Maxima der der Werte
für jeden Zylinder können damit sehr präzise ermittelt werden und die Unterschiede
der Maxima können präzise Aussagen über die Unterschiede der Zylinder bezüglich der
Füllungskomponenten liefern. Die Nockenwellenposition wird dafür genutzt, um von den
720° Kurbelwinkelfenster einen Bereich, bspw. 30° bis 50°, auszuwählen, der für die
Maximumbestimmung ausgewählt wird. Es lassen sich auch kleine Unterschiede ermitteln,
die in der Folge Basis für eine genaue Zylindergleichstellung und eine präzise Anpassung
der Füllmengen insbesondere der Frischluft und des Kraftstoffs erlauben.
[0032] In manchen Ausführungsbeispielen kann das erfindungsgemäße Verfahren weiterhin umfassen,
dass bei dem Anpassen der zylinderindividuellen Füllmengen von Frischluft und/oder
Kraftstoff ein Zylinderlambda gleich 1 und ein Abgaslambda gleich 1 vorgegeben werden.
[0033] Im Unterschied zu dem konventionellen Einspritzverhalten, bei welchem alle Zylinder
die gleiche Einspritzmenge an Kraftstoff bei einem vorgegebenen Abgaslambda gleich
1 erhalten, kann mit dem erfindungsgemäßen Gleichstellungsverfahren eine zylinderindividuelle
Kraftstoffmenge ermittelt und eingespritzt werden.
[0034] Auf diese Weisen kann beispielsweise eine motorgemittelte Anhebung des induzierten
Mitteldrucks insbesondere für niedrige Drehzahlen erzielt werden. Ebenfalls führt
die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zu einer motorgemittelten Reduzierung
des spezifischen Kraftstoffverbrauchs. Zudem kann gezeigt werden, dass die Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens zu einer motorgemittelten Anhebung der Abgastemperatur
führt, so dass die Abgasbehandlung effizienter gestaltet werden kann.
[0035] Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Steuergerät zur Zylindergleichstellung
einer Verbrennungskraftmaschine mit mindestens zwei Zylindern. Das Steuergerät ist
dazu ausgelegt, die Abgasgegendruckwerte der einzelnen Zylinder über mindestens zwei
Arbeitsspiele zu empfangen, eine Korrelation der Abgasgegendruckwerte zur Nockenwellenposition
und/oder dem Arbeitsspiel auszuführen, die Abgasgegendruckmaxima pro Zylinder zu bestimmen,
die Abgasgegendruckmaxima zwischen den einzelnen Zylindern zu vergleichen und die
Abweichungen untereinander festzustellen, und der zylinderindividuellen Füllmengen
von Frischluft und/oder Kraftstoff anzupassen.
[0036] Die Aufgabe des elektronischen Motorsteuergeräts besteht darin, alle Aktoren des
Motor-Managementsystems so anzusteuern, dass sich ein bestmöglicher Motorbetrieb bezüglich
Kraftstoffverbrauch, Abgasemissionen, Leistung und Fahrkomfort ergibt. Um dies zu
erreichen, müssen viele Betriebsparameter mit Sensoren erfasst und mit Algorithmen
- das sind nach einem festgelegten Schema ablaufende Rechenvorgänge - verarbeitet
werden. Als Ergebnis ergeben sich Signalverläufe, mit denen die Aktoren angesteuert
werden.
[0037] Das elektronische Motorsteuergerät erfasst über Sensoren und Sollwertgeber die für
die Steuerung und Regelung des Motors erforderlichen Betriebsdaten. Sollwertgeber
(z. B. Schalter) erfassen vom Fahrer vorgenommene Einstellungen, wie z. B. die Stellung
des Zündschlüssels im Zündschloss, die Schalterstellung der Klimasteuerung oder die
Stellung des Bedienhebels für die Fahrgeschwindigkeitsregelung. Sensoren erfassen
physikalische und chemische Größen und geben damit Aufschluss über den aktuellen Betriebszustand
des Motors.
[0038] Beispiele für solche Sensoren sind:
- Drehzahlsensor für das Erkennen der Kurbelwellenstellung und die Berechnung der Motordrehzahl,
- Phasensensor zum Erkennen der Phasenlage (Arbeitsspiel des Motors) und der Nockenwellenposition
bei Motoren mit Nockenwellen-Phasenstellern zur Verstellung der Nockenwellenposition,
- Motortemperatur- und Ansauglufttemperatursensor zum Berechnen von temperaturabhängigen
Korrekturgrößen,
- Klopfsensor zum Erkennen von Motorklopfen,
- Luftmassenmesser und Saugrohrdrucksensor für die Füllungserfassung,
- Abgasdrucksensor zum Messen des Abgasgegendrucks, z:B. vor Turbine,
- Abgastemperatursensor,
- Luftmassenmesser,
- λ-Sonde für die λ-Regelung.
[0039] Bei den Signalen der Sensoren kann es sich um digitale, pulsförmige oder analoge
Spannungen handeln. Eingangsschaltungen im Steuergerät oder zukünftig auch vermehrt
im Sensor bereiten alle diese Signale auf. Sie nehmen eine Anpassung des Spannungspegels
vor und passen damit die Signale für die Weiterverarbeitung in einem Mikrocontroller
des Steuergeräts an.
[0040] Zur Signalverarbeitung im Steuergerät gehören zum Beispiel die Berechnung der Einspritzung,
die Füllungssteuerung, die Zünd- und Schließwinkelberechnung, die Füllungsberechnung,
die Leerlaufdrehzahlregelung, die lambda-Regelung, die Klopfregelung, die Steuerung
des Kraftstoffverdunstungs-Rückhaltesystems, die Ladedruckregelung, die Wegfahrsperre,
die Fahrgeschwindigkeitsregelung, oder die Drehzahlbegrenzung.
[0041] Die Steuervorrichtung kann einen Prozessor, beispielsweise einen Mikroprozessor,
aufweisen, der dazu ausgebildet ist, das beschriebene Verfahren zur Zylindergleichstellung
einer Verbrennungskraftmaschine auszuführen. Das Steuergerät kann weiterhin einen
Datenspeicher aufweisen, in dem vorzugsweise ein Programm hinterlegt ist, das Anweisungen
für den Prozessor enthält, um diesen entsprechend dem beschriebenen Verfahren zu steuern.
In dem Datenspeicher können zudem der vorgegebene Zusammenhang und/oder vorgegebene
Parameter zum Durchführen des beschriebenen Verfahrens, beispielsweise das Zylindervolumen,
hinterlegt sein.
[0042] Das Steuergerät kann in eine Motorsteuerung des Kraftfahrzeugs integriert sein. Alternativ
kann die Steuervorrichtung als eine separate Einheit ausgebildet sein.
[0043] In manchen Ausführungsbeispielen kann die Steuervorrichtung einen Abgasgegendrucksensor
umfassen oder mit einem Abgasgegendrucksensor, beispielsweise über einen der Signaleingänge,
verbindbar sein. Der Abgasgegendrucksensor kann dabei dazu ausgebildet sein, ein Sensorsignal
mit einer hohen zeitlichen Abtastrate, das den Abgasgegenruck repräsentiert, auszugeben.
[0044] Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Kraftfahrzeug mit einer Verbrennungskraftmaschine
und einer Steuervorrichtung zur Zylindergleichstellung der Verbrennungskraftmaschine,
wie sie voranstehend beschrieben wurde. Die Verbrennungskraftmaschine weist mindestens
zwei Zylinder, jeweils ein Einlassventil, über das der Zylinder mit einer Luftzuführung
verbunden ist, und jeweils ein Auslassventil, über das die Zylinder mit einer Abgasführung
verbunden sind, auf. Die Verbrennungskraftmaschine kann ein Ottomotor sein. Die Verbrennungskraftmaschine
kann ein Dieselmotor sein, der vorzugsweise mit einer erweiterten Variabilität im
Ventiltrieb betreibbar ist und/oder eine interne Abgasrückführung nutzt.
[0045] Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, das Verfahren auszugestalten und weiterzubilden.
Hierfür darf zunächst auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Patentansprüche
verwiesen werden. Im Folgenden darf eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung anhand
der Zeichnungen und den dazugehörigen Beschreibungen näher erläutert werden. In den
Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 in einer stark schematisierten Darstellung ein Flussdiagramm eines erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Zylindergleichstellung in einer beispielhaften Ausgestaltung der Erfindung.
[0046] In Figur 1 ist ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur Zylindergleichstellung einer
Verbrennungskraftmaschine in einer beispielhaften Ausgestaltung gezeigt.
[0047] Bei S1 wird von einem hochauflösenden Abgasgegendrucksensor ein Sensorsignal empfangen,
das den Abgasgegendruck repräsentiert. Der Abgasgegendrucksensor ist dazu ausgebildet,
den Abgasgegendruck mit einer hohen zeitlichen Abtastrate zu messen. Das Sensorsignal
stellt somit für eine Vielzahl an Zeitpunkten eines, aber bevorzugt mehrerer, Arbeitszyklen
der Verbrennungskraftmaschine Werte für den Abgasgegendruck zur Verfügung.
[0048] Bei S2 wird eine Korrelation der Messwerte des Abgasgegendrucksensors mit der Zeit
und/oder der Nockenwellenposition und/oder dem Arbeitsspiel vorgenommen. Die so durchgeführte
Signalaufbereitung ergibt eine Kurve des Abgasgegendrucks beispielsweise gegen die
Werte des Kurbelwellenwinkels.
[0049] Bei S3 wird eine Bestimmung der Extremstellen durchgeführt und es werden die jeweiligen
Maxima der Kurven aus S2 bestimmt. Bevorzugt werden hierfür die Maxima jeweils direkt
nach Öffnen des Auslassventils bestimmt.
[0050] Bei S4 wird eine Zuordnung der Maxima zu den individuellen Zylindern vorgenommen.
Dies kann beispielsweise anhand der Kurbelwellenwinkel oder in Korrelation mit den
Nockenwellenpositionen erfolgen. Es kann sich eine Plausibilisierung der so gefundenen
Zuordnung mit weiteren Betriebsparametern anschließen.
[0051] Bei S5 wird eine Korrelation der Maxima des Abgasgegendrucks eines jeweiligen Zylinders
zur jeweils individuellen Zylinderfüllung durchgeführt. Dies kann modellbasiert geschehen.
Es kann auch über ein hinterlegtes, zuvor beispielsweise an einem Prüfstand gemessenes
Kennfeld erfolgen.
[0052] Optional kann eine Normierung der so aufbereiteten Werte zum Beispiel mit einer Restgasmenge
und/oder der Drehzahl als Normierungsgröße vorgenommen werden.
[0053] Bei S6 wird optional ein Vergleich der normierten oder nicht normierten Werte aus
dem Schritt S5 vorgenommen, der die zylinderindividuellen Unterscheide entweder der
Maxima der Abgasgegendruckwerte, aber vor allem bevorzugt der jeweiligen Zylinderfüllmengen
ergibt.
[0054] Die ermittelten zylinderindividuellen Füllmengen können bei S7 als Grundlage zum
Anpassen der zukünftigen zylinderindividuellen Füllmengen an Frischluft und/oder Kraftstoff
eingesetzt werden. Bevorzugt kann nunmehr mit einer Vorgabe zur Mindestzwangsamplitude
des Zylinderlambdawertes und des Abgaslambdawertes optimierte Füllmengen in den jeweiligen
Zylinder eingebracht werden.
Bezugszeichenliste
[0055]
- S1:
- Messen des Abgasgegendrucks
- S2:
- Korrelation der Messwerte mit der Zeit und/oder der Nockenwellenposition und/oder
dem Arbeitsspiel
- S3:
- Bestimmen der Maxima der Korrelationskurve aus S2
- S4:
- Zuordnung der Maxima zu mindestens einem, bevorzugt zu jedem, individuellem Zylinder
- S5:
- Korrelation der Maxima zur individuellen Zylinderfüllung
- S6:
- Vergleich der Maxima und/oder Zylinderfüllung zwischen den Zylindern
- S7:
- Anpassen der zylinderindividuellen Füllung mit Frischluft und/oder Kraftstoff
1. Verfahren zur Zylindergleichstellung einer Verbrennungskraftmaschine mit mindestens
zwei Zylindern, umfassend folgende Schritte: Bestimmen von Abgasgegendruckwerten der
einzelnen Zylinder über mindestens zwei Arbeitsspiele, Korrelation der Abgasgegendruckwerte
zur Nockenwellenposition und/oder dem Arbeitsspiel, Bestimmen der Abgasgegendruckmaxima
pro Zylinder, Vergleich der Abgasgegendruckmaxima zwischen den einzelnen Zylindern
und Feststellen der Abweichungen, Anpassen der zylinderindividuellen Füllmengen von
Frischluft und/oder Kraftstoff.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abgasgegendruck in der Abgasführung vorzugsweise benachbart zu dem Auslassventil
von einem Abgasgegendrucksensor gemessen wird.
3. Verfahren gemäß einem der beiden vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren folgende Schritte umfasst:
a) Messen des Abgasgegendrucks,
b) Korrelation der Messwerte mit der Zeit und/oder der Nockenwellenposition und/oder
dem Arbeitsspiel,
c) Bestimmen der Maxima der Korrelationskurve aus Schritt b),
d) Zuordnung der Maxima zu mindestens einem, bevorzugt zu jedem, individuellem Zylinder,
e) Korrelation der Maxima zur individuellen Zylinderfüllung,
f) Vergleich der Maxima und/oder Zylinderfüllung zwischen den Zylindern, und
g) Anpassen der zylinderindividuellen Füllung mit Frischluft und/oder Kraftstoff.
4. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auf Basis der festgestellten Unterschiede der Zylinder eine zylinderindividuelle
Zündwinkelkorrektur vorgenommen wird.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass Bestimmen von Abgasgegendruckwerten der einzelnen Zylinder mittels eines hochauflösenden
Abgasgegendrucksensors erfolgt.
6. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abtastrate des Abgasgegendrucksensors im Bereich von 0,5 kHz bis 3000 kHz, insbesondere
im Bereich von 1 kHz bis 1000 kHz, liegt.
7. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem Anpassen der zylinderindividuellen Füllmengen von Frischluft und/oder Kraftstoff
ein Zylinderlambda gleich 1 und ein Abgaslambda gleich 1 vorgegeben werden.
8. Steuergerät zur Zylindergleichstellung einer Verbrennungskraftmaschine, wobei das
Steuergerät dazu ausgelegt ist, ein Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche
auszuführen.
9. Steuergerät nach Anspruch 8, wobei das Steuergerät mindestens einen Abgasgegendrucksensor
umfasst oder mit mindestens einem Abgasgegendrucksensor verbindbar ist, wobei der
Abgasgegendrucksensor dazu ausgebildet ist, ein Sensorsignal mit einer hohen zeitlichen
Abtastrate auszugeben, das den Abgasgegendruck für den jeweiligen Zylinder repräsentiert.
10. Kraftfahrzeug mit einer Verbrennungskraftmaschine, die mindestens zwei Zylinder, jeweils
mindestens ein Einlassventil, über das die Zylinder mit einer Luftzuführung verbunden
sind, und jeweils mindestens ein Auslassventil, über das jeder Zylinder mit einer
Abgasführung verbunden ist, umfasst, und mit einem Steuergerät zur Zylindergleichstellung
der Verbrennungskraftmaschine nach Anspruch 8 oder 9.