[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Vollverdrängungsbohrpfahles,
ein Schraubassistenzsystem zum Führen eines Schraubvorgangs in einem derartigen Verfahren
sowie eine Software für ein derartiges Schraubassistenzsystem.
[0003] Derartige Vollverdrängungsbohrpfähle werden oft innerstädtisch genutzt, um Anwohner
nicht zu stören und in der Nähe befindliche empfindliche Bauwerke nicht zu beschädigen.
Diese Vollverdrängungsbohrpfähle werden hergestellt, indem ein Stahlrohr, an dem unten
ein austauschbarer Schneidkopf befestigt ist, drehend in den Baugrund gedrückt und
somit in den Baugrund geschraubt wird. Durch den Schneidkopf wird der Boden seitlich
verdrängt und verdichtet. Die Außenabmessungen des Schneidkopfes bestimmen den Pfahldurchmesser.
Der Schneidkopf ist mit einer verlorenen Fußspitze wasserdicht verschlossen, die nach
Fertigstellung des Pfahls im Schraubloch verbleiben wird. Der Schneidkopf und das
Rohr werden mithilfe eines Drehantriebs mit gleichzeitigem vertikalem Anpressdruck
erschütterungsfrei in den Baugrund geschraubt. Dieser Anpressdruck wird beim Eindrehen
gemessen und mit Baugrundaufschlüssen, die zuvor für die jeweilige Baustelle erstellt
worden sind und beispielhaft Bohrprofile und/oder Sondierdiagramme umfassen, verglichen.
Nach Erreichen der Solltiefe wird ein Bewehrungskorb in das Rohr hinabgelassen. Das
Rohr und ein oben aufgesetzter Vorratsbehälter werden mit Beton gefüllt. Das Rohr
und der Schneidkopf werden rückwärts wieder aus dem Baugrund herausgeschraubt. Dabei
löst sich die Fußspitze von dem Schneidkopf, und der Schneidkopf formt beim Herausschrauben
den Pfahl. Die Betonsäule in dem Rohr und dem Behälter füllt mit ihrem großen statischen
Überdruck den von dem Schneidkopf freigegebenen Hohlraum sofort mit Beton aus. So
entsteht im Baugrund ein wendelförmiger Betonwulst um den Pfahlschaft herum. Der Betonwulst
ist beispielhaft 5 cm stark, das heißt, dass sein Außenradius 5 cm größer als der
Außenradius des Pfahlschaftes ist.
[0004] Im Stand der Technik sind zudem drei Vorgehensweisen zur Bemessung derartiger Vollverdrängungsbohrpfähle
bekannt, die beispielhaft in EAP, Kapitel 5 beschrieben sind.
[0005] Die erste Vorgehensweise verwendet Auswertungen von Pfahlprobebelastungen, die auf
der jeweiligen Baustelle durchgeführt wurden.
[0006] Pfahlprobebelastungen sind allgemein bekannt und beispielsweise beschrieben in DIN
[0007] EN 1997-1, DIN 1054 und EAP. Derartige Pfahlprobebelastungen werden für unterschiedliche
Zwecke durchgeführt, beispielsweise, um:
- die äußere Tragfähigkeit von Einzelpfählen oder Pfahlgruppen zu ermitteln;
- die Bemessungsgrundlagen festzulegen;
- die Bemessungsgrundlagen zu überprüfen;
- die Eignung eines Pfahlsystems für die vorliegenden Baugrundverhältnisse zu prüfen;
- die Einhaltung von vorbestimmten maßgebenden Verschiebungsgrenzwerten für die Gebrauchstauglichkeit
von Bauwerken nachzuweisen;
- die innere Tragfähigkeit von Pfählen zu überprüfen;
- die Ausführungsqualität zu kontrollieren.
[0008] Bei einer derartigen Pfahlprobebelastung wird der zu untersuchende Pfahl zyklisch
belastet und entlastet, wobei die Pfahllast stufenweise gesteigert wird. Die vertikale
Bewegung des Pfahles wird während des gesamten Vorgangs protokolliert. Diese Setzungen
und Hebungen ermöglichen sehr differenzierte Aussagen über das Tragverhalten und die
Tragfähigkeit des Pfahles und die Beschaffenheit des Bodens.
[0009] Die zweite Vorgehensweise verwendet ein Bodengutachten, das für die jeweilige Baustelle
erstellt wurde. Die Bemessung erfolgt unter Verwendung der jeweils unteren Werte aus
den anzuwendenden Diagrammen und Tabellen der EAP.
[0010] Diese unteren Werte entsprechen gemäß EAP, Kapitel 5.4.3 ff dem 0,1-Quantil - das
in EAP als "10%-Fraktil" bezeichnet wird - der Pfahlwiderstände, die aus den empirischen
Auswertungen der verwendeten Pfahlprobebelastungen abgeleitet worden sind.
[0011] Die dritte Vorgehensweise verwendet Auswertungen von Pfahlprobebelastungen, die bereits
auf wenigstens einer anderen Baustelle, deren Bodengutachten dem Bodengutachten der
jeweiligen Baustelle ähnelt, durchgeführt wurden. Die Bemessung erfolgt unter Verwendung
der jeweils oberen Werte aus den anzuwendenden Diagrammen und Tabellen der EAP.
[0012] Die Genauigkeit, mit der die Tragfähigkeit der einzelnen Vollverdrängungsbohrpfähle
ermittelt werden kann, ist meistens bei der ersten Vorgehensweise besser als bei der
dritten Vorgehensweise und bei der dritten Vorgehensweise besser als bei der zweiten
Vorgehensweise.
[0013] Vor diesem Hintergrund schlägt die Erfindung gemäß einem ersten Aspekt ein Verfahren
zum Herstellen eines Vollverdrängungsbohrpfahles vor, wobei
- eine Datenbank mit Probedaten von Pfahlprobebelastungen bereitgestellt wird, wobei
die Pfahlprobebelastungen an Vollverdrängungsbohrpfählen, die in unterschiedlichen
Baugründen durch Schrauben hergestellt wurden, durchgeführt wurden;
- die Probedaten für jeden dieser Vollverdrängungsbohrpfähle wenigstens ein Drehmoment,
das beim Schrauben in dem jeweiligen Baugrund verwendet worden ist, und eine Tragfähigkeit
des Vollverdrängungsbohrpfahles umfassen;
- eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden Vollverdrängungsbohrpfahles definiert
wird;
- konstante Randbedingungen eines Schraubvorgangs definiert werden;
- der Schraubvorgang umfasst, dass ein Rohr mit einem Schneidkopf, der mit einer Fußspitze
wasserdicht verschlossen ist, in einen Baugrund geschraubt wird;
- wenigstens ein Abbruchdrehmoment beim Schrauben in einer tragfähigen Bodenschicht
des Baugrunds ermittelt wird;
- aus den Probedaten ein Verhältnis von Tragfähigkeit und Drehmoment in der tragfähigen
Bodenschicht gewonnen wird, anhand dessen die Abbruchdrehmomente in Zusammenhang mit
und/oder in Abhängigkeit von der Einbindetiefe bestimmt werden;
- bei dem Schraubvorgang die konstanten Randbedingungen eingehalten werden und das Drehmoment
und die Einbindetiefe gemessen werden;
- der Schraubvorgang abgebrochen wird, wenn das gemessene Drehmoment das Abbruchdrehmoment
in Zusammenhang mit und/oder in Abhängigkeit von der gemessenen Einbindetiefe erreicht.
[0014] Das vorgeschlagene Verfahren ermöglicht eine auf jeden einzelnen Vollverdrängungsbohrpfahl
individuell abgestimmte Berücksichtigung des lokalen Baugrundes, in dem dieser Pfahl
hergestellt werden soll. Dadurch wird vermieden, dass der Pfahl länger ausgeführt
wird, als es für die jeweilige angestrebte Tragfähigkeit erforderlich wäre, oder zu
kurz ausgeführt wird, obwohl der Baugrund lokal weniger tragfähig ist. Dies wiederrum
verhindert unterschiedliche Federsteifigkeiten und Setzungen der einzelnen Pfähle,
die sonst zu unerwünschten Spannungen im darauf aufgebauten Gebäude führen würden.
Außerdem ermöglicht dieses Verfahren, dass das für den Schraubvorgang eingesetzte
Schraubgerät nicht überanstrengt wird und weniger verschleißt.
[0015] Die in den Probedaten umfassten Tragfähigkeiten sind vorzugsweise diejenigen Tragfähigkeiten,
die sich bei einer definierten Setzung des jeweiligen Vollverdrängungsbohrpfahles
ergeben oder ergeben haben.
[0016] Die angestrebte Tragfähigkeit ist vorzugsweise diejenige Tragfähigkeit, die sich
bei einer definierten Setzung des herzustellenden Vollverdrängungsbohrpfahles ergibt
oder ergeben wird.
[0017] Für die definierte Setzung wird üblicherweise der Wert 0,1·D verwendet, worin D der
Außendurchmesser des Pfahlschaftes oder der Außendurchmesser des Betonwulstes ist.
[0018] Die Einbindetiefe ist die Länge des Pfahlabschnitts, der sich in der tragfähigen
Bodenschicht befindet.
[0019] Nach dem Abbrechen des Schraubvorgangs kann beispielhaft auf bekannte Weise fortgefahren
werden, indem ein Bewehrungskorb oder eine andere geeignete Bewehrung in das Rohr
herabgelassen wird, Beton eingefüllt wird, und das Rohr und der Schneidkopf rückwärts
aus dem Baugrund herausgedreht werden und eine Fußspitze, mit der der Schneidkopf
zuvor wasserdicht verschlossen war, im Schraubloch verbleibt.
[0020] Bei einer Ausführungsform dieses Aspekts ist spezifiziert, dass
- eine Bodenbeschaffenheit wenigstens eines Ortes ermittelt wird;
- die Probedaten entsprechend der ermittelten Bodenbeschaffenheit gefiltert werden,
um das Abbruchdrehmoment zu ermitteln.
[0021] Dieser Ort befindet sich vorzugsweise im Bereich der Baustelle, auf der der Vollverdrängungsbohrpfahl
hergestellt werden soll.
[0022] Bei einer Ausführungsform dieses Aspekts ist spezifiziert, dass die konstanten Randbedingungen
zumindest Parameter umfassen, die ausgewählt sind aus einer Gruppe umfassend einen
Schneidkopftyp, einen Außendurchmesser des Rohrs, einen Fußspitzentyp, eine longitudinale
Schraubgeschwindigkeit, eine Drehzahl, eine longitudinale Extraktionsgeschwindigkeit
und einen Anpressdruck.
[0023] Diese longitudinale Schraubgeschwindigkeit ist die Vorschubgeschwindigkeit, mit der
sich der Schneidkopf und das Rohr beim Schrauben abwärts in den Baugrund hineinbewegen.
Diese Drehzahl ist die Drehzahl, mit der sich der Schneidkopf und das Rohr beim Schrauben
in den Baugrund drehen. Diese longitudinale Extraktionsgeschwindigkeit ist die Rückzuggeschwindigkeit,
mit der sich der Schneidkopf und das Rohr beim Herausdrehen aufwärts aus dem Baugrund
herausbewegen. Dieser Anpressdruck ist der Druck, mit dem der Schneidkopf und das
Rohr beim Schrauben gegen den Baugrund gedrückt werden.
[0024] Bei einer Ausführungsform dieses Aspekts ist spezifiziert, dass eine minimale Einbindetiefe
des herzustellenden Vollverdrängungsbohrpfahls in der tragfähigen Bodenschicht und
das Abbruchdrehmoment verwendet werden, um das Abbrechen des Schraubvorgangs zu bestimmen.
[0025] Dann ist bevorzugt spezifiziert, dass die minimale Einbindetiefe eine Funktion des
Abbruchdrehmoments ist.
[0026] Dann ist bevorzugt weiter spezifiziert, dass die Funktion zumindest den Parameter
Tragfähigkeit aufweist. Die Funktion kann nach Bedarf weitere Parameter aufweisen,
die sich beispielsweise aus den Randbedingungen ergeben.
[0027] Bei einer Ausführungsform dieses Aspekts ist spezifiziert, dass wenigstens eines
der Abbruchdrehmomente einem vorgegebenen Quantil der Probedaten entspricht. Dieses
Quantil ist beispielsweise das 0,1-Quantil.
[0028] Außerdem schlägt die Erfindung gemäß einem zweiten Aspekt ein Schraubassistenzsystems
zum Führen eines Schraubvorgangs in einem Verfahren, das gemäß dem ersten Aspekt ausgebildet
ist, vor, umfassend
- eine Software, die eine Datenbank, eine Eingabeschnittstelle, eine Verarbeitungsebene
und eine Ausgabeschnittstelle umfasst;
wobei
- die Datenbank Probedaten umfasst;
- mittels der Eingabeschnittstelle eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden
Vollverdrängungsbohrpfahles eingebbar ist;
- mittels der Verarbeitungsebene wenigstens ein Abbruchdrehmoment aus eingegebenen Daten
und den Probedaten ermittelbar ist;
- mittels des Schraubassistenzsystems konstante Randbedingungen für den Schraubvorgang
vorgebbar sind;
- mittels des Schraubassistenzsystems ein Drehmoment bei einem Schraubvorgang ermittelbar
ist;
- mittels des Schraubassistenzsystems ein Abbrechen des Schraubvorgangs zumindest abhängig
von dem ermittelten Drehmoment einleitbar ist.
Bei einer Ausführungsform dieses Aspekts ist spezifiziert, dass
- eine Bodenbeschaffenheit wenigstens eines Ortes in das Schraubassistenzsystem eingebbar
ist;
- die Probedaten entsprechend der Bodenbeschaffenheit filterbar sind, um die Abbruchdrehmoment
zu ermitteln.
[0029] Bei einer Ausführungsform dieses Aspekts ist spezifiziert, dass diese Bodenbeschaffenheit
und/oder Probedaten, die bei dem Schraubvorgang ermittelt wurden, in der Datenbank
speicherbar sind.
[0030] Des Weiteren schlägt die Erfindung gemäß einem dritten Aspekt eine Software für ein
Schraubassistenzsystem, das gemäß dem zweiten Aspekt ausgebildet ist, vor, umfassend
- eine Datenbank, eine Eingabeschnittstelle, eine Verarbeitungsebene und eine Ausgabeschnittstelle;
wobei
- die Datenbank Probedaten aufweist;
- mittels der Eingabeschnittstelle eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden
Vollverdrängungsbohrpfahles eingebbar ist;
- mittels der Verarbeitungsebene wenigstens ein Abbruchdrehmoment ermittelbar ist.
[0031] Die Erläuterungen zu einem der Aspekte der Erfindung, insbesondere zu einzelnen Merkmalen
dieses Aspektes, gelten entsprechend auch analog für die anderen Aspekte der Erfindung.
[0032] Im Folgenden werden Ausführungsformen der Erfindung beispielhaft anhand der beigefügten
Zeichnungen näher erläutert. Die daraus hervorgehenden einzelnen Merkmale sind jedoch
nicht auf die einzelnen Ausführungsformen beschränkt, sondern können mit weiter oben
beschriebenen einzelnen Merkmalen und/oder mit einzelnen Merkmalen anderer Ausführungsformen
verbunden und/oder kombiniert werden. Die Einzelheiten in den Zeichnungen sind nur
erläuternd, nicht aber beschränkend auszulegen. Die in den Ansprüchen enthaltenen
Bezugszeichen sollen den Schutzbereich der Erfindung in keiner Weise beschränken,
sondern verweisen lediglich auf die in den Zeichnungen gezeigten Ausführungsformen.
[0033] Die Zeichnung zeigt in
- FIG. 1
- eine bevorzugte Ausführungsform eines Schraubassistenzsystems zum Führen eines Schraubvorgangs
in einem Verfahren zum Herstellen eines Vollverdrängungsbohrpfahles.
[0034] In FIG. 1 ist eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schraubassistenzsystems
40 zum Führen eines Schraubvorgangs in einem Verfahren zum Herstellen eines Vollverdrängungsbohrpfahles
10 auf einer Baustelle 20 schematisch dargestellt. Das Verfahren ist gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform ausgebildet und wird weiter unten ausführlicher beschrieben werden.
[0035] Das Schraubassistenzsystem 40 umfasst eine Software, die eine Datenbank 30 mit Probedaten
32, eine Eingabeschnittstelle, eine Verarbeitungsebene und eine Ausgabeschnittstelle
umfasst.
[0036] Mittels der Eingabeschnittstelle sind eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden
Vollverdrängungsbohrpfahles 10 sowie weitere benötigte Daten eingebbar ist.
[0037] Mittels der Verarbeitungsebene ist ein Abbruchdrehmoment aus der eingegebenen Tragfähigkeit
und den weiteren eingegebenen Daten sowie aus den Probedaten 32 ermittelbar. Dieses
Ermitteln erfolgt gemäß dem Verfahren.
[0038] Mittels des Schraubassistenzsystems 40 sind konstante Randbedingungen für den Schraubvorgang
vorgebbar, ist ein Drehmoment bei einem Schraubvorgang ermittelbar und ist ein Abbrechen
des Schraubvorgangs zumindest abhängig von dem ermittelten Drehmoment einleitbar.
[0039] Mittels der Ausgabeschnittstelle ist das Abbrechen an ein nicht dargestelltes Schraubgerät,
das in dem Verfahren eingesetzt wird, ausgebbar.
[0040] Im Folgenden wird die bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens zum Herstellen des
Vollverdrängungsbohrpfahles 10 beschrieben werden.
[0041] Die Datenbank 30 mit den Probedaten 32 von Pfahlprobebelastungen in unterschiedlichen
Baugründen 22 wird bereitgestellt. Der aktuelle Baugrund 22 der Baustelle 20 umfasst
beispielhaft eine erste, obere Bodenschicht 22.1, die bindig ist und eine geringe,
für das geplante Bauwerk nicht ausreichende Tragfähigkeit hat, und eine zweite, untere
Bodenschicht 22.2, die nichtbindig ist und eine hohe, für das geplante Bauwerk ausreichende
Tragfähigkeit hat.
[0042] Die Probedaten 32 umfassen für jeden dieser Baugründe 22 zumindest ein Drehmoment,
das beim Schrauben in diesem Baugrund 22 verwendet wurde, und eine Tragfähigkeit eines
Vollverdrängungsbohrpfahles 10, der durch dieses Schrauben hergestellt wurde.
[0043] Es wird eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden Vollverdrängungsbohrpfahles
10 definiert. Außerdem werden konstante Randbedingungen eines Schraubvorgangs, der
zum Herstellen des Vollverdrängungsbohrpfahles 10 durchgeführt werden soll, definiert.
[0044] Des Weiteren wird zumindest ein Abbruchdrehmoment beim Schrauben in einer tragfähigen
Bodenschicht 22.2 ermittelt.
[0045] Aus den Probedaten 32 wird ein Verhältnis von Tragfähigkeit und Drehmoment in der
tragfähigen Bodenschicht 22.2 gewonnen, anhand dessen zumindest das Abbruchdrehmoment
in Zusammenhang mit und/oder in Abhängigkeit von der Einbindetiefe bestimmt wird.
[0046] Außerdem wird die Bodenbeschaffenheit zumindest eines Ortes 26 auf der Baustelle
20 ermittelt. Dann werden die Probedaten 32 entsprechend der ermittelten Bodenbeschaffenheit
gefiltert werden, um das Abbruchdrehmoment zu ermitteln.
[0047] Der Schraubvorgang umfasst, dass ein Rohr 12 mit einem Schneidkopf 14, der mit einer
Fußspitze 16 wasserdicht verschlossen ist, in den Baugrund 22 geschraubt wird.
[0048] Bei dem Schraubvorgang werden die konstanten Randbedingungen eingehalten und wird
das Drehmoment gemessen.
[0049] Die konstanten Randbedingungen umfassen beispielhaft die folgenden Parameter: den
Typ des Schneidkopfes 14, den Außendurchmesser des Rohrs 12, den Typ der Fußspitze
16, die longitudinale Schraubgeschwindigkeit, die Drehzahl und den Anpressdruck.
[0050] Der Schraubvorgang wird abgebrochen, sobald das gemessene Drehmoment das Abbruchdrehmoment
in Zusammenhang mit und/oder in Abhängigkeit von der Einbindetiefe erreicht.
[0051] Nach dem Abbrechen des Schraubvorgangs wird beispielhaft fortgefahren, indem ein
nicht dargestellter Bewehrungskorb in das Rohr 12 herabgelassen wird, Beton in das
Rohr 12 und in einen oben aufgesetzten Vorratsbehälter 18 eingefüllt wird, und schließlich
werden das Rohr 12 und der 14 Schneidkopf rückwärts aus dem Baugrund 22 herausgedreht,
wobei die Fußspitze 16 im Schraubloch 24 verbleibt. Der Vollverdrängungsbohrpfahl
10 ist fertig, sobald der Beton ausgehärtet ist.
1. Verfahren zum Herstellen eines Vollverdrängungsbohrpfahles (10), wobei
- eine Datenbank (30) mit Probedaten (32) von Pfahlprobebelastungen bereitgestellt
wird, wobei die Pfahlprobebelastungen an Vollverdrängungsbohrpfählen, die in unterschiedlichen
Baugründen (22) durch Schrauben hergestellt wurden, durchgeführt wurden;
- die Probedaten (32) für jeden dieser Vollverdrängungsbohrpfähle wenigstens ein Drehmoment,
das beim Schrauben in dem jeweiligen Baugrund verwendet wurde, und eine Tragfähigkeit
des Vollverdrängungsbohrpfahles umfassen;
- eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden Vollverdrängungsbohrpfahles (10)
definiert wird;
- konstante Randbedingungen eines Schraubvorgangs definiert werden;
- der Schraubvorgang umfasst, dass ein Rohr (12) mit einem Schneidkopf (14), der mit
einer Fußspitze (16) wasserdicht verschlossen ist, in einen Baugrund (22) geschraubt
wird;
- wenigstens ein Abbruchdrehmoment beim Schrauben in einer tragfähigen Bodenschicht
des Baugrunds (22) ermittelt wird;
- aus den Probedaten (32) ein Verhältnis von Tragfähigkeit und Drehmoment in der tragfähigen
Bodenschicht gewonnen wird, anhand dessen die Abbruchdrehmomente in Zusammenhang mit
und/oder in Abhängigkeit von der Einbindetiefe ermittelt werden;
- bei dem Schraubvorgang die konstanten Randbedingungen eingehalten werden und das
Drehmoment und die Einbindetiefe gemessen werden;
- der Schraubvorgang abgebrochen wird, wenn das gemessene Drehmoment das Abbruchdrehmoment
in Zusammenhang mit und/oder in Abhängigkeit von der gemessenen Einbindetiefe erreicht.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei
- eine Bodenbeschaffenheit wenigstens eines Ortes (26) ermittelt wird;
- die Probedaten (32) entsprechend der ermittelten Bodenbeschaffenheit gefiltert werden,
um das Abbruchdrehmoment zu ermitteln.
3. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 2, wobei die konstanten Randbedingungen
zumindest Parameter umfassen, die ausgewählt sind aus einer Gruppe umfassend einen
Schneidkopftyp, einen Außendurchmesser des Rohrs (12), einen Fußspitzentyp, eine longitudinale
Schraubgeschwindigkeit, eine Drehzahl, eine longitudinale Extraktionsgeschwindigkeit
und einen Anpressdruck.
4. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, wobei eine minimale Einbindetiefe
in der tragfähigen Bodenschicht (22.2) und das Abbruchdrehmoment verwendet werden,
um das Abbrechen des Schraubvorgangs zu bestimmen.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, wobei die minimale Einbindetiefe eine Funktion des Abbruchdrehmoments
ist.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, wobei die Funktion zumindest den Parameter Tragfähigkeit
aufweist.
7. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, wobei wenigstens eines
der Abbruchdrehmomente einem Quantil der Probedaten entspricht.
8. Schraubassistenzsystem (40) zum Führen eines Schraubvorgangs in einem Verfahren, das
gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7 ausgebildet ist, umfassend
- eine Software, die eine Datenbank (30), eine Eingabeschnittstelle, eine Verarbeitungsebene
und eine Ausgabeschnittstelle umfasst;
wobei
- die Datenbank (30) Probedaten (32) umfasst;
- mittels der Eingabeschnittstelle eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden
Vollverdrängungsbohrpfahles (10) eingebbar ist;
- mittels der Verarbeitungsebene wenigstens ein Abbruchdrehmoment aus eingegebenen
Daten und den Probedaten (32) ermittelbar ist;
- mittels des Schraubassistenzsystems (40) konstante Randbedingungen für den Schraubvorgang
vorgebbar sind;
- mittels des Schraubassistenzsystems (40) ein Drehmoment bei einem Schraubvorgang
ermittelbar ist;
- mittels des Schraubassistenzsystems (40) ein Abbrechen des Schraubvorgangs zumindest
abhängig von dem ermittelten Drehmoment einleitbar ist.
9. Schraubassistenzsystem (40) gemäß Anspruch 8, wobei
- eine Bodenbeschaffenheit wenigstens eines Ortes (26) in das Schraubassistenzsystem
(40) eingebbar ist;
- die Probedaten (32) entsprechend der Bodenbeschaffenheit filterbar sind, um die
Abbruchdrehmomente zu ermitteln.
10. Schraubassistenzsystem (40) gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 9, wobei
die Bodenbeschaffenheit und/oder Probedaten (32), die bei dem Schraubvorgang ermittelt
wurden, in der Datenbank (30) speicherbar sind.
11. Software für ein Schraubassistenzsystem (40), das gemäß einem oder mehreren der Ansprüche
8 bis 10 ausgebildet ist, umfassend
- eine Datenbank (30), eine Eingabeschnittstelle, eine Verarbeitungsebene und eine
Ausgabeschnittstelle;
wobei
- die Datenbank (30) Probedaten (32) aufweist;
- mittels der Eingabeschnittstelle eine angestrebte Tragfähigkeit des herzustellenden
Vollverdrängungsbohrpfahles (10) eingebbar ist;
- mittels der Verarbeitungsebene wenigstens ein Abbruchdrehmoment ermittelbar ist.