[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Altpapierfasern und Grasfasern
enthaltendem Papier. Es betrifft insbesondere ein Verfahren zum Herstellen von Papier,
das ausschließlich aus Altpapierfasern und Grasfasern gewonnen wird.
[0002] Es ist bekannt, aus Altpapierfasern unter Beigabe auch von Grasfasern Papier herzustellen.
So ist z.B. ein Verfahren zur Herstellung eines mehrlagigen, aus Altpapierfasern und
Grasfasern gebildeten Papiers in der bisher unveröffentlichten Europäischen Patentanmeldung
19151777.0 der hiesigen Anmelder beschrieben.
[0003] Der Vorteil von unter Verwendung von Grasfasern hergestelltem Papier ist in einer
nachhaltigen Nutzung von Rohstoffen zu sehen. Denn Gras ist ein leicht verfügbarer,
schnell nachwachsender Rohstoff, der lokal erzeugt und entsprechend in der Papierherstellung
verwendet werden kann. Auch die Verwendung von Altpapierfasern in der Papierherstellung
ist als Ressourcen schonend zu sehen. Denn so wird ein Kreislauf eröffnet, in dem
einmal, oder sogar mehrmals bereits verwendetes Papiermaterial in den Wirtschaftskreislauf
zurückgeführt und erneut für die Herstellung von Papier verwendet werden kann. Es
kann so auf die Verwendung von Zellulosefrischfasern, die üblicherweise aus Holz von
hierfür gefällten Bäumen gewonnenen werden, verzichtet, der Verbrauch an solchen Frischfasern
kann jedenfalls deutlich reduziert werden. Dies hilft, die für die Luftreinhaltung
und die CO
2-Regulierung wichtigen Waldbestände zu schonen.
[0004] Bei der Papierherstellung werden Ausgangsmaterialien, für die Herstellung von Papier
aus Altpapier- und Grasfasern, ggf. unter Zugabe auch eines Anteils von Frischfasern,
zerkleinertes Altpapier und Graspartikel, zunächst in einen Pulper gegeben, in den
auch Prozesswasser eingebracht wird. In dem Pulper wird so eine Suspension aus Altpapier
und Graspartikeln in dem Prozesswasser gebildet, die mittels eines Aufschlägers unter
Zerkleinern der groben Fracht umgewälzt und pumpfähig gemacht wird. Aus dem Pulper
wird die Suspension dann, ggf. über einen sog. Refiner, in dem die partikulären Anteile
der Suspension noch einmal zerkleinert und zerfasert werden, und ebenfalls ggf. über
eine Sortierung zum Aussondern von zu grobem Material, z.B. über sog. Sortierkörbe,
zu einer Aufbringeinheit verbracht, die die breiige Suspension auf eine Siebauflage
aufbringt. Durch die Siebauflage, die auch als Trägersieb bezeichnet werden kann,
strömt oder tropft Prozesswasser ab, das aufgefangen und in den Pulper rückgeführt
wird. So bildet sich auf der Siebauflage, die typischerweise in einem Endlosband umläuft,
eine Papierbahn aus, die von der Siebauflage getrennt und in weiteren Schritten getrocknet
und ggf. weiter behandelt wird, z.B. mittels eines Leim- oder Stärkeauftrags zum Einstellen
eines Cobb
60-Werts, der ein Maß für die Flüssigkeitsaufnahme des Papiers ist und dessen Größe
z.B. im Hinblick auf eine Bedruckbarkeit des fertigen Papiers eine wesentliche Rolle
spielt. Die Papierbahn wird weiter getrocknet und am Ende des Herstellungsprozesses
auf eine Rolle gewickelt.
[0005] Bei der Herstellung von Papier herrscht im Bereich der Papiermaschine, zu der die
vorstehend genannten technischen Einheiten zusammenfassend gerechnet werden, eine
erhöhte Temperatur, insbesondere aufgrund der für das Trocknen der Papierbahn eingesetzten
Wärme.
[0006] So herrschen im Bereich der Papiermaschine typischerweise Temperaturen von 25°C und
mehr. Diese Temperaturen zusammen mit den in dem Prozesswasser durch die Zugabe von
Altpapier, insbesondere aber auch von Gras, vorhandenen Nährstoffe, wie aus dem Grasmaterial
gelösten Eiweißen, bilden ein ausgezeichnetes Milieu für das Wachstum von Mikroorganismen,
wie etwa die Nährstoffe verstoffwechselnden Bakterien. Solche Bakterien oder andere
Mikroorganismen sind im Bereich der Papiermaschine unerwünscht. Dies aus verschiedenen
Gründen:
- Sie bilden Biofilme aus, die insbesondere in Bereichen der Papiermaschine, die schwer
zugänglich sind, zu Problemen wie etwa Leitungsverstopfungen oder dergleichen führen
können.
- Sie verursachen bei der Verstoffwechselung der Nährstoffe entstehende Faulgase, die
zu einer überaus unangenehmen Geruchsentwicklung im Bereich der Papiermaschine führen
können.
- Sie bedingen aufgrund der bei ihrer Umsetzung der Nährstoffe durch Verstoffwechslung
entstehenden Stoffwechselprodukte eine Versauerung des Prozesswassers. Dies kann zu
einer erheblichen Absenkung des pH-Werts führen, was nicht nur einen negativen Einfluss
auf die Qualität des hergestellten Papiers hat, sondern auch zu nicht unerheblichen
Problemen in der Behandlung des aus der Papiermaschine austretenden Abwassers führen
kann. Ist dieses zu sauer, d.h. weist es einen zu geringen pH-Wert auf, so kann es
z.B. von einer kommunalen Kläranlage zurückgewiesen werden. Untere Grenzwerte für
pH-Werte des für die Einleitung in mit biologischer Klärung arbeitenden Kläranlagen
vorgesehenen Abwassers liegen typischerweise bei pH 4, da ansonsten die Gefahr besteht,
dass die für die Abwasseraufbereitung, insbesondere eine Verstoffwechslung der biologischen
Fracht, eingesetzten Mikroorganismen absterben oder jedenfalls nicht mehr effektiv
die biologische Fracht abbauen können.
[0007] Entsprechend werden in der Papierherstellung dem Prozesswasser Biozide zugegeben,
um die Entstehung und/oder Vermehrung von prozessschädigenden Mikroorganismen im Prozesswasser
bzw. in der Papiermaschine zu unterbinden und so die vorstehend geschilderten Probleme
zu vermeiden.
[0008] Die Zugabe von Biozid wird allerdings unter Umweltgesichtspunkten kritisch gesehen.
Sie können mit dem Abwasser aus der Papiermaschine ausgetragen werden und so in die
Umwelt gelangen.
[0009] Auch werden Biozide und deren Einsatz in der Herstellung von Grasfasern enthaltendem
Papier, das auch als "Graspapier" bezeichnet wird und das auch einen besonderen Ruf
unter ökologischen Gesichtspunkten genießt, eben als nachhaltig und unter ökologischen
Gesichtspunkten besser zu bewerten als z.B. Papier aus Frischfasern, besonders kritisch
gesehen, da durch diese Biozide die Ökobilanz des so hergestellten Papiers wiederum
schlechter bewertet wird.
[0010] Es wird daher im Rahmen der Erfindung angestrebt, ein Herstellungsverfahren für Altpapierfasern
und Grasfasern enthaltendes Papier anzugeben, das auf den Einsatz von Bioziden im
Prozesswasser verzichten kann.
[0011] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 vorgeschlagen.
Vorteilhafte Weiterbildungen eines solchen Verfahrens sind in den Ansprüchen 2 bis
11 angegeben.
[0012] Erfindungsgemäß werden bei einem Verfahren zum Herstellen von Altpapierfasern und
Grasfasern enthaltendem Papier zunächst, in an sich üblicher Weise, in einen Pulper
Altpapiermaterial und Grasmaterial sowie Prozesswasser eingebracht und dort in bekannter
Weise durchmengt und zerkleinernd und Fasern aufbrechend behandelt. Weiter wird eine
Masse mit durch das in den Pulper eingebrachte Altpapiermaterial bereitgestellten
Altpapierfasern und durch das in den Pulper eingebrachte Grasmaterial bereitgestellten
Grasfasern unter Abtrennung jedenfalls eines Teils des Prozesswassers auf wenigstens
ein Trägersieb, z.B. in Form einer Siebauflage, die auch ein umlaufendes Endlosband
sein kann, aufgebracht, um eine Papierbahn zu formen. Hierbei können zwischen dem
Pulper und der Aufbringung der Masse auf das Trägersieb die an sich bekannten weitere
Arbeitsschritte durchgeführt werden, wie ein weiteres Aufbereiten der Fasern in einem
Refiner, ein Abtrennen von zu grobem Material in Sieben oder Sortierkörben oder dergleichen.
Ebenfalls in an sich bekannter Weise wird jedenfalls ein Teils des beim Aufbringen
der Masse auf das Trägersieb abgetrennten Prozesswassers für eine erneute Einbringung
in den Pulper rückgeführt. Dieses Prozesswasser ist, wie dies ebenfalls üblich ist,
ursprünglich aus Frischwasser erhalten, welches Frischwasser einen pH-Wert im Bereich
von 7,0 bis 8,5 aufweist. Erfindungsgemäß werden dem Prozesswasser für jedenfalls
eine Reduktion einer Bildung von prozessschädigenden Mikroorganismen nun nicht, wie
im Stand der Technik ansonsten üblich, Biozide, sondern vielmehr probiotische Bakterien
zugegeben. Diese probiotischen Bakterien verhindern oder blockieren zumindest die
Bildung und/oder die Vermehrung und/oder das Wachstum von prozessschädigenden Mikroorganismen,
indem sie ihnen z.B. die Nährstoffe nehmen oder den zur Verfügung stehenden Lebensraum
besiedeln und damit den prozessschädigenden Mikroorganismen die Möglichkeit der Ansiedlung
nehmen. Z.B. kann für die hier beschriebenen Zwecke ein Produkt der Serie PIP Aquatec
des belgischen Anbieters Chrisal NV eingesetzt werden, bei dem es sich um ein Mittel
auf Basis von probiotischen Bakterien handelt.
[0013] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird weiterhin der pH-Wert des Prozesswassers
überwacht. Denn ohne Einsatz von Biozid und unter Verwendung von probiotischen Bakterien
an dessen Stelle kann es dennoch zu einer Veränderung, insbesondere einem Absinken
des pH-Werts kommen, was, wie vorstehend erwähnt, für den Herstellungsprozess und
ggf. auch für das hergestellte Papier nachteilig ist. So wird dann nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren bei einem festgestellten Absinken des pH-Werts unter einen Schwellwert ein
basisches Mittel in erhöhter Dosierung zugegeben, um ein Einstellen des pH-Werts des
Prozesswassers auf einen Zielwert zu erreichen und den pH-Wert auf dem Zielwert zu
halten. So wird für das Prozesswasser ein pH-Wert eingestellt, der einerseits eine
Aktivität der probiotischen Bakterien erlaubt, andererseits aber auch nicht in einen
so niedrigen Wertebereich absinkt, dass die oben geschilderten Probleme hervorgerufen
werden. Der Schwellwert des pH-Werts wird hierbei um wenigstens 0,2, insbesondere
wenigstens 0,3 größer gewählt als der Zielwert. Dies wird deshalb so unternommen,
da sich gezeigt hat, dass ein frühzeitiges Einleiten des basischen Mittels und mithin
ein rechtzeitiges Gegensteuern gegen eine Übersäuerung des Prozesswassers notwendig
ist, um den pH-Wert sicher auf den Zielwert einstellen zu können. Anders als zunächst
erwartet, hat sich nämlich gezeigt, dass ein Gegensteuern durch Zugabe des basischen
Mittels erst im unmittelbaren Umfeld des Zielwerts für den pH-Wert diesen Zielwert
nicht erreichen lässt. Dann gerät trotz einer Zuführung des basischen Mittels der
Säuregehalt des Prozesswassers nämlich überaschenderweise außer Kontrolle, kommt es
zu einem unkontrollierten Absinken des pH-Werts deutlich unter den Zielwert.
[0014] Die Zugabe eines basischen Mittels in erhöhter Dosierung meint hierbei, dass dann,
wenn für die Steuerung des pH Werts ohnedies ein basisches Mittel sozusagen in einer
"Grundmenge" zugegeben wird, die Zugabemenge des basischen Mittels entsprechend erhöht
wird. Wenn aber in der Grundeinstellung kein basisches Mittel zugegeben wird, so kann
die erhöhte Dosierung auch den Beginn der Zugabe des basischen Mittels überhaupt bezeichnen.
[0015] Durch die erfindungsgemäße Maßnahme eines rechtzeitigen Einleitens des basischen
Mittels kann dagegen eine Einstellung des Zielwerts erreicht werden, ohne dass der
pH-Wert unter diesen Wert "schießt".
[0016] Die Kombination der mit der Erfindung angegebenen Mittel, also einmal der Einsatz
von probiotischen Mikroorganismen und weiterhin die besondere vorstehend beschriebene
Kontrolle des pH-Wertes des Prozesswassers, ermöglicht es nun, gerade auch bei der
Herstellung von Graspapier, bei der durch den mit der Einbringung der Graspartikel
verbundenen hohen Eintrag von biologischen Nährstoffen in das Prozesswasser die Bildung
und das Wachstum von prozessschädigenden Mikroorganismen ein besonderes Problem darstellt,
in der Herstellung des Papiers für das Prozesswasser auf den Einsatz von Bioziden
zu verzichten, ohne eine Kontinuität der Herstellung zu verlieren. Es muss nämlich
nicht bei einem zu starken Absinken des pH-Werts die Produktion auf der Papiermaschine
etwa angehalten und das Prozesswasser verdünnt oder gar ausgetauscht werden. Stattdessen
kann mit der vorstehend beschriebenen Kontrolle des pH-Werts kontinuierlich weiter
produziert werden. Dabei müssen ggf. von Zeit zu Zeit (oder auch in einer kontinuierlichen
Beimengung) probiotische Bakterien nachgeführt und dem Prozesswasser zugegeben werden.
Auch eine regelmäßige, jedenfalls wiederholte oder gar kontinuierliche Zugabe des
basischen Mittels kann erforderlich sein, um den kontinuierlichen Betrieb und die
kontinuierliche Herstellung von Papier nach dem erfindungsgemäßen Verfahren vornehmen
zu können.
[0017] Es hat sich für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens als vorteilhafte
Variante erwiesen, wenn der Zielwert bei einem pH-Wert von 6,5 bis 7,0 gewählt wird.
Er kann z.B. bei pH 6,7 liegen. Bei einem solchen Zielwert werden die ansonsten bei
einer Absenkung des pH-Wertes zu beobachtenden Probleme, wie sie eingangs geschildert
sind, vermieden, und die probiotischen Bakterien wirken besonders gut gegen die prozessschädigenden
Mikroorganismen.
[0018] Der Schwellwert, ab dem das basische Mittel zugegeben wird, muss bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren um wenigsten 0,2 über dem Zielwert für den pH-Wert liegen. Er sollte aber
mit Vorteil auch nicht zu hoch über dem Zielwert liegen, um nicht eine verfrühte Zugabe
des basischen Mittels zu erhalten. Insbesondere kann der Schwellwert um höchstens
0,5 höher liegen als der Zielwert für den pH-Wert des Prozesswassers.
[0019] Als zuzugebendes basisches Mittel kommt grundsätzlich jedes für die Papierherstellung
unbedenkliche Mittel in Betracht. Mit Vorteil wird mit der Erfindung aber vorgeschlagen,
hierfür Kalkmilch einzusetzen.
[0020] Bei dem Verfahren nach der Erfindung kann dem Prozesswasser zur Auffüllung von dessen
Volumen Frischwasser zugeführt werden. In der kontinuierlichen Herstellung von Graspapier
wird ein Teil des Prozesswasser auch immer aus der Papiermaschine abgeleitet werden
und in das Abwasser gelangen. Dieser "Verlust" an Prozesswasser kann durch entsprechende
Zufuhr von Frischwasser ausgeglichen werden. Auch die Zufuhr von Frischwasser kann
dabei einen Einfluss auf das Management des pH-Wertes des Prozesswassers haben, da
Frischwasser typischerweise einen höheren pH-Wert haben wird als das bereits im Einsatz
befindliche Prozesswasser. Frischwasser, das dem Prozesswasser beigemengt wird, kann
typischerweise einen pH-Wert von 7,0 bis 8,5 haben.
[0021] Die Überwachung des pH-Werts des Prozesswassers kann insbesondere kontinuierlich,
insbesondere mit einer pH-Sonde, erfolgen. Dies erlaubt eine lückenlose, engmaschige
Überwachung und somit ein rechtzeitiges und gezieltes Eingreifen durch Zugabe des
basischen Mittels bei Erreichen des Schwellwerts für den pH-Wert. Alternativ kann
die Überwachung des pH-Werts aber auch mittels in zeitlich vorgegebenen Abständen
vorgenommenen Einzelmessungen erfolgen.
[0022] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann zum Einstellen eines Cobb
60-Werts des Papiers auf die ausgebildete Papierbahn eine in Wasser gelösten Leim und/oder
Stärke enthaltende Lösung aufgebracht werden. Dies kann z.B. in einem sogenannten
Leim- oder Stärkeauftrag erfolgen. Ein solcher Leim- oder Stärkeauftrag benötigt ebenfalls
Wasser für die Bildung der Lösung, wobei dieses Wasser in der Regel getrennt von dem
Prozesswasser der sonstigen Papiermaschine geführtes Wasser ist. Der Auftrag der Lösung
erfolgt typischerweise mit erhöhter Temperatur, z.B. 135°C. Da gerade auch Leim und
Stärke einen erheblichen Eintrag an Nährstoffen für schädliche Mikroorganismen mit
sich bringen und im Bereich des Leim- oder Stärkeauftrags entsprechend ebenfalls erhöhte
Temperaturen das Wachstum von Mikroorganismen begünstigen, besteht auch in dem Leim-
oder Stärkeauftrag und den zugehörigen Maschinenteilen ein erhebliches Problem mit
der Bildung und dem Wachstum solcher Mikroorganismen und den eingangs geschilderten
Folgen. Entsprechend wird in üblichen Papiermaschinen auch an dieser Stelle Biozid
eingesetzt und der Lösung bzw. dem für dieses eingesetzten Wasser zugegeben. Um auch
hier ohne Biozid und mithin ökologisch vertretbar in der Graspapierherstellung arbeiten
zu können, können mit Vorteil auch der Lösung für jedenfalls eine Reduktion einer
Bildung von prozessschädigenden Mikroorganismen probiotische Bakterien, nicht jedoch
Biozide, zugegeben werden und kann dabei der pH-Wert der Lösung überwacht werden.
Sinkt dabei der pH-Wert der Lösung ab, insbesondere auf einen Wert von unterhalb 4,5,
kann mit Vorteil eine Warnung ausgegeben werden, so dass Maßnahmen für das Einstellen
eines höheren pH-Werts ergriffen werden können.
[0023] Während bei dem erfindungsgemäßen Verfahren grundsätzlich auch Frischfasern (Zellstofffasern,
die nicht aus Altpapier, sondern aus frischem Material gewonnen sind) eingesetzt werden
können, wird in einer bevorzugten Variante des Verfahrens Papier unter Verwendung
von ausschließlich Altpapierfasern und Grasfasern, und ohne Verwendung von Zellulose-Frischfasern,
hergestellt.
[0024] Als Grasfasern können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren insbesondere Fasern eingesetzt
werden, die durch eine entsprechende Aufbereitung aus getrocknetem, halbgetrocknetem
oder frischem Süß- und/oder Sauergras und/oder Seegras und/oder Algen gewonnen werden.
[0025] Nachstehend wird die hier beschriebene und beanspruchte Erfindung noch einmal näher
erläutert anhand der beigefügten Figur. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung des zeitlichen Verlaufs gemessenen pH-Wertes des Prozesswassers
(obere Kurve) und der Zugabemenge eines basischen Mittels (untere Kurve) aufgetragen
über in der Darstellung synchronisierte Zeitachsen.
[0026] In der Figur, die eine rein schematische Darstellung ist, wird veranschaulicht, wie
die Zugabe des basischen Mittels (die Zugabemenge pro Zeiteinheit ist als Verlauf
über die Zeit in der unteren Darstellung mit einer gepunkteten Linie dargestellt)
in erhöhter Dosis vorgenommen wird, wenn der pH-Wert (dessen zeitlicher Verlauf in
der oberen Darstellung in einer gestrichelten Linie gezeigt ist) noch oberhalb des
in der oberen Darstellung als durchgehende Linie eingezeichneten Zielwertes (in der
Figur auch als Sollwert bezeichnet) liegt. Links in der oberen Kurve gelangt der pH-Wert
an den Schwellwert, der um einen Wert von wenigstens 0,2, vorzugsweise wenigstens
0,3 oberhalb des Zielwerts (Sollwerts) liegt, und die Zugabe des basischen Mittels
mit erhöhter Dosierung wird eingeleitet.
[0027] So wird erreicht, dass der pH-Wert zwar zunächst weiter abfällt, allerdings nicht
in den Bereich niedriger pH-Werte (in den sauren Bereich) überschießt, sondern sehr
gut eingefangen wird und dann um den Zielwert schwankt bei einer vergleichsweise konstanten
Zugabemenge, bzw. Dosierung des basischen Mittels.
[0028] Der Zielwert für den pH-Wert des Prozesswassers kann z.B. bei pH 6.5 bis pH 7 liegen.
1. Verfahren zum Herstellen von Altpapierfasern und Grasfasern enthaltendem Papier, wobei
in einem Pulper Altpapiermaterial und Grasmaterial sowie Prozesswasser eingebracht
und eine Masse mit durch das in den Pulper eingebrachte Altpapiermaterial bereitgestellten
Altpapierfasern und durch das in den Pulper eingebrachte Grasmaterial bereitgestellten
Grasfasern unter Abtrennung jedenfalls eines Teils des Prozesswassers auf wenigstens
ein Trägersieb aufgebracht wird, um eine Papierbahn zu formen, wobei jedenfalls ein
Teils des Prozesswassers für eine erneute Einbringung in den Pulper rückgeführt wird,
wobei das Prozesswasser ursprünglich aus Frischwasser erhalten wird, das einen pH-Wert
im Bereich von 7,0 bis 8,5 aufweist, wobei dem Prozesswasser für jedenfalls eine Reduktion
einer Bildung von prozessschädigenden Mikroorganismen probiotische Bakterien, nicht
jedoch Biozide, zugegeben werden und wobei der pH-Wert des Prozesswassers überwacht
wird und bei einem festgestellten Absinken des pH-Werts unter einen Schwellwert ein
basisches Mittel in erhöhter Dosierung zugegeben wird, um ein Einstellen des pH-Werts
des Prozesswassers auf einen Zielwert zu erreichen und den pH-Wert auf dem Zielwert
zu halten, wobei der Schwellwert des pH-Werts wenigstens 0,2, insbesondere wenigstens
0,3 größer ist als der Zielwert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Zielwert bei einem pH-Wert von 6,5 bis 7,0 gewählt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellwert des pH-Werts um höchstens 0,5 größer ist als der Zielwert.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als basisches Mittel Kalkmilch zugegeben wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Prozesswasser zur Auffüllung von dessen Volumen Frischwasser zugeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das zugeführte Frischwasser einen pH-Wert von 7,0 bis 8,5 hat.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachung des pH-Werts des Prozesswassers kontinuierlich, insbesondere mit
einer pH-Sonde, erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachung des pH-Werts mittels in zeitlich vorgegebenen Abständen vorgenommenen
Einzelmessungen erfolgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum Einstellen eines Cobb60-Werts des Papiers auf die ausgebildete Papierbahn eine in Wasser gelösten Leim und/oder
Stärke enthaltende Lösung aufgebracht wird, wobei der Lösung für jedenfalls eine Reduktion
einer Bildung von prozessschädigenden Mikroorganismen probiotische Bakterien, nicht
jedoch Biozide, zugegeben werden und dass der pH-Wert der Lösung überwacht wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Absinken des pH-Werts der Lösung auf einen Wert von unterhalb 4,5 eine
Warnung ausgegeben wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, das Papier unter Verwendung von ausschließlich Altpapierfasern und Grasfasern, insbesondere
ohne Verwendung von Zellulose-Frischfasern, hergestellt wird.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Verfahren zum Herstellen von Altpapierfasern und Grasfasern aus Süß- und/oder Sauergras
und/oder Seegras und/oder Algen enthaltendem Papier, wobei in einem Pulper Altpapiermaterial
und Grasmaterial sowie Prozesswasser eingebracht und eine Masse mit durch das in den
Pulper eingebrachte Altpapiermaterial bereitgestellten Altpapierfasern und durch das
in den Pulper eingebrachte Grasmaterial bereitgestellten Grasfasern unter Abtrennung
jedenfalls eines Teils des Prozesswassers auf wenigstens ein Trägersieb aufgebracht
wird, um eine Papierbahn zu formen, wobei jedenfalls ein Teils des Prozesswassers
für eine erneute Einbringung in den Pulper rückgeführt wird, wobei das Prozesswasser
ursprünglich aus Frischwasser erhalten wird, das einen pH-Wert im Bereich von 7,0
bis 8,5 aufweist, wobei dem Prozesswasser für jedenfalls eine Reduktion einer Bildung
von prozessschädigenden Mikroorganismen probiotische Bakterien, nicht jedoch Biozide,
zugegeben werden und wobei der pH-Wert des Prozesswassers überwacht wird und bei einem
festgestellten Absinken des pH-Werts unter einen Schwellwert ein basisches Mittel
in erhöhter Dosierung zugegeben wird, um ein Einstellen des pH-Werts des Prozesswassers
auf einen Zielwert von 6,5 bis 7,0 zu erreichen und den pH-Wert auf diesem Zielwert
zu halten, wobei der Schwellwert des pH-Werts wenigstens 0,2, insbesondere wenigstens
0,3 größer ist als der Zielwert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellwert des pH-Werts um höchstens 0,5 größer ist als der Zielwert.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als basisches Mittel Kalkmilch zugegeben wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Prozesswasser zur Auffüllung von dessen Volumen Frischwasser zugeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das zugeführte Frischwasser einen pH-Wert von 7,0 bis 8,5 hat.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachung des pH-Werts des Prozesswassers kontinuierlich, insbesondere mit
einer pH-Sonde, erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachung des pH-Werts mittels in zeitlich vorgegebenen Abständen vorgenommenen
Einzelmessungen erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum Einstellen eines Cobb60-Werts des Papiers auf die ausgebildete Papierbahn eine in Wasser gelösten Leim und/oder
Stärke enthaltende Lösung aufgebracht wird, wobei der Lösung für jedenfalls eine Reduktion
einer Bildung von prozessschädigenden Mikroorganismen probiotische Bakterien, nicht
jedoch Biozide, zugegeben werden und dass der pH-Wert der Lösung überwacht wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Absinken des pH-Werts der Lösung auf einen Wert von unterhalb 4,5 eine
Warnung ausgegeben wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, das Papier unter Verwendung von ausschließlich Altpapierfasern und Grasfasern, insbesondere
ohne Verwendung von Zellulose-Frischfasern, hergestellt wird.